1 Einleitung
Frederico García Lorca (1898-1936) Dichter und Dramaturg ist der wohl berühmteste spanische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und einer seiner herausragendsten Künstler. Seine Ermordung während der ersten Tage des spanischen Bürgerkriegs machte aus ihm ein besonders bemerkenswertes Opfer der folgenden Diktatur Francos. Nichtsdestotrotz bleiben 70 Jahre danach sein Wert und sein universelles Ansehen unverändert.
In dieser Hausarbeit möchte ich auf die Frauen in dem Stück La casa de Bernarda Alba eingehen. Zuerst werde ich kurz etwas zu Lorcas Leben sagen, dann werde ich mich dem Stück im allgemeinen zuwenden und schließlich zur Rolle der Frau in Spanien kommen. In meinem Hauptkapitel werde ich dann auf jede der Frauen des Hauses einzeln eingehen. Im letzten Kapitel werde ich dann meine Meinung einbringen.
2 Frederico García Lorcas Leben
Federico García Lorca wurde am 5. Juni 1898 in Fuentevaqueros bei Granada geboren. Sein Vater war ein liberaler Landbesitzer, seine Mutter Lehrerin. Lorca hatte drei Geschwister, davon wurde sein Bruder Francisco Literaturprofessor. In Granada besuchte Lorca zunächst die Höhere Schule, um dann an der Universität Rechtswissenschaften und Literatur zu studieren.
1918 veröffentlichte er sein erstes Prosaband, in dem er seine Reiseeindrücke verarbeitete. Er nannte es: Impresiones y paisajes
Ein Jahr später hatte Lorca durch einen befreundeten Professor seiner Eltern, Fernando de los Rios (1879-1949) die Möglichkeit, in einem liberalen Studentenheim in Madrid, Anschluss an das kulturelle Leben der Hauptstadt und jene Gruppe junger Schriftsteller, die Generation von 1927, teilzunehmen.. Er erwarb sich die Freundschaften der Dichter Juan Ramon Jimenez, Vincente Aleixandre, Rafael Alberti, Salvador Dali, und des späteren Filmemachers Luis Bunuel.
1920 wurde Lorcas erstes Theaterstück El maleficio de la mariposa aufgeführt. In diesem Stück geht es inhaltlich um eine Liebesgeschichte unter Insekten. Es folgte 1921 sein erstes Gedichtbuch, Libro de poemas.
1922 beteiligte er sich an der Organisation eines Festivals des Cante jondo - einer andalusischen Gesangsund Musikform-, welches Manuel de Falla in Granada präsentierte. Im selben Jahr kam ein weiteres Band mit Gedichten Canciones heraus und in Barcelona sowie in Madrid ein Drama zur Aufführung, das eine Frauengestalt aus der Geschichte Granadas zum Gegenstand hatte: Mariana Pineda. Außerdem wurden Zeichnungen Lorcas ausgestellt.
Lorca war ein anspruchsvoller und vielseitig interessierter und auch begabter Mensch. 1928 gründete er in Granada die avantgardistische Literaturzeitung Gallo. Die Veröffentlichungen der Gedichtsammlung Romancero gitano, machte Lorca zu einen volkstümlichen Dichter. Die Sammlung der Gedichte waren für diese Literaturgattung eine Seltenheit. Im nächsten Jahr erschien bereits seine zweite Auflage des Buches Canciones. In dieser Zeit machte Lorca eine tiefe persönliche Krise durch. Es kann nur darüber spekuliert werden, ob es die Enttäuschung über den Erfolg der Zigeunerromanzen als ein populäres Werk war, oder seine frustrierenden Erfahrungen in Sachen Liebe.
Lorca unternahm 1929 eine Reise nach New York, um dieser Krise zu entfliehen, wobei ihn Fernando de los Rios begleitete. In New York betrieb er Englisch an der Columbia University. Lorca war von der Kultur der amerikanischen Schwarzen begeistert und vor allem liebte er den Jazz. Ein negativer Aspekt seines Aufenthaltes, war das sich zu dieser Zeit, der bekannte Börsencrash ereignete.Er hielt Vorträge und Lesungen eigener Gedichte, schrieb ein Filmskript (Viaje a la Luna) und Lyrik in einem von seinem bisherigen völlig anderen Stil. Diese erschienen später unter dem Titel Poeta en nueva York in New York und Mexiko.
1930 kehrte er nach einem Aufenthalt in Cuba ,wo er auch noch nebenbei El Publico verfasste, nach Spanien zurück; dort wurde dann in Madrid La zapertara prodgiosa aufgeführt.
1931 wurde Poema del Cante jondo veröffentlicht.
1932 hielt er Vorträge in mehreren spanischen Städten und leitete im Auftrag der neuen republikanischen Regierung zusammen mit Eduardo Ugarte ein studentisches Wandertheater, La Baracca, mit dem er im ganzen Land spanische Klassiker aufführte.
1933 gelangten zwei weitere Stücke auf die Bühne : Bodas de Sangre und Amor de don Perplimplin con Belisa en su jardin. Im selben Jahr reiste Lorca nach Südamerika. In Buenos Aires lernte er Pablo Neruda kennen. In Mexiko veröffentlichte seine Ode auf den homosexuellen Walt Whitman aus Poeta en Nueva York, und gleichzeitig erschien teilweise El Publico. Dann nahm Lorca 1934 nach Spanien zurückgekehrt, seine Arbeit mit La Barraca wieder auf.
1934 hatte er mit Yerma, die Tragödie einer sterilen Frau großen Erfolg. Hinzu kamen zwei neue Stü>komische Geschichte einer alten Jungfrau in der Provinz um die Jahrhundertwende : Dona Rosita la soltera. Einige Gedichte aus Divan del Tamarit erschienen in Madrid, und eine maschinengeschriebene Fassung des Poeta en Nueva York wurde zur Veröffentlichung, die aber nicht mehr erfolgte, vorbereitet.
In Lorcas letzten Lebensjahr, 1936 nahm der Dichter an Kundgebungen für die Volksfront teil, plante eine Reise nach New York und Mexiko und beendete La Casa de Bernarda Alba. Am 13. Juli fuhr Lorca nach Granada, wo ihn der Putsch gegen die republikanische Regierung, die sogenannte Nationale Erhebung (Alzamiente Nacional) überraschte. Er suchte durch die Bedrohung Zuflucht bei einem befreundete Dichter namens Luis Rosales, dort wurde er auch am 16.August verhaftet und zwei Tage später in Viznar bei Granada von klerikalen Faschisten hingerichtet.
Die genauen Motive für die Verhaftung und Ermordung Lorcas sind ungeklärt, aber man ist sich sicher das der Dichter denunziert wurde. Was man weiß, ist das Lorca unter Befehl des falangistischen Kommandanten Jose Valdes, erschossen wurde. Lorca galt offensichtlich als „Roter“. Auch der Vorwurf der Homosexualität scheint mit im Spiel gewesen zu sein.
3 La casa de Bernarda Alba
Das Stück ist kein Werk mit vielen Personen. Es gibt ein lokales Zentrum, welches das Haus ist in dem sich alles abspielt, und eines auf der Handlungsebene: „Der hier ausgetragene Hauptkonflikt zwischen Bernarda und Adela ist, kaum übersehbar, der zwischen Gesetz und Freiheitswillen“[1][2]. Lorca hält in seinem Stück das aristotelische Prinzip der drei Einheiten ein. Die Handlung findet an einem Ort statt, spielt sich innerhalb eines Zeitrahmens von 24 Stunden ab und die Handlung ist eine geschlossene Einheit. Für Aristoteles war ein Stück dramatischer, wenn die einzelnen Familienmitglieder sich untereinander verstritten, bekämpften oder töteten:
„Mi sangre no es tuya“ (S.1437).
Bernarda, die in manchen Theateraufführungen von einem Mann gespielt wurde[3] verbietet ihren Töchtern das Haus zu verlassen, dass im übrigen keine Schlüssel hat. Die Türen sind nicht verschlossen aber niemand wagt es sie aufzustoßen. Die Schwestern werden von der Trauerzeit, dem Reichtum und dem Klatsch im Dorf bewacht. Während der nächsten acht Jahre soll: „no ha de entrar en esta casa el viento de la calle“ (S.1361). Außerhalb der Mauern werden die Schwestern von den Nachbarn und innerhalb von der Mutter und den Mägden belauert. Außerhalb des Hauses gibt es Sex, aber es existiert keine Liebe, da die Frauen lediglich zum Sex benutzt werden, es geht nur um Trieb und nicht um Liebe (Vgl. 1365-1366). Floeck unterstützt meine Ansicht: „Liebe erscheint [...] als erdhafte Urgewalt und animalischer Trieb, dem sich der Mensch nicht entziehen kann und der das Handeln wie ein fatalistisches Schicksal bestimmt [...] und endet immer im Tod“[4]. Nur die Großmuter in ihrem Delirium erinnert sich noch, dass vor langer Zeit die Frauen lachten, liebten und sich die Männer um sie kümmerten.
Die Frauen werden von Schweigen umschlossen, sowohl das erste als auch das letzte Wort das Bernarda Alba spricht ist Silencio. Sie erlegt allen ein Schweigen auf, den Töchtern, den Mägden und auch den Besuchern. Sie dürfen weder lachen noch weinen oder schreien. Bestimmte Themen dürfen nicht angeschnitten werden, dazu gehört vor allem Sex und Freiheit. Vor älteren Personen darf nicht gesprochen werden. Sie dürfen nicht alleine mit einem Mann sprechen, wenn sie ihm nicht versprochen sind. Man darf die Wahrheit nicht enthüllen wenn diese mit der gesellschaftlichen Stellung, der Moral oder der Liebe zu tun hat. Das Schweigen ist ein Gefängnis, dass genauso wirksam wie die Mauern ist, jedoch subtiler und grausamer, da es die Personen die im gleichen Haus leben und an der Tragödie teilhaben dazu zwingt, nur untereinander zu sprechen. Floeck sagt: „Im Haus Bernarda Albas wird jedes Leben im Keim erstickt; ihr Haus gleicht eher einem Gefängnis als einem Wohnhaus, und Bernarda selbst spielt die Rolle des Kerkermeisters“[5]. Auf Poncia, die versucht die Tragödie zu verhindern hört keiner und auch nicht auf María Josefa die von einer Welt von Zärtlichkeit, Lachen und Liebe erzählt.
Außerdem gibt es in dem Stück dominante Räume, die in Opposition zu einander stehen: Draußen und drinnen, das Haus und die Strassen, das Gefängnis und die Freiheit. Des weiteren existieren auch zwei Zeiten:
[...]
[1] Alle Seitenangaben beziehen sich auf: García Lorca, Frederico: Obras Completas. Madrid: Aguilar 1957.
[2] Rogmann, Horst: „Frederico Garcías Lorcas Theater: Variationen eines Themas“ In Wilfried Floeck (Hrsg.): Spanisches Theater im 20. Jahrhundert – Gestalten und Tendenzen. Tübingen: Francke 1990 (Mainzer Forschungen zu Drama und Theater; Bd. 6) S. 148.
[3] Vgl. Degoy, Susana: En lo más oscuro del pozo. Figura y rol der la mujer en el teatro de Garcica Lorca. Buenos Aires: Nuevohacer 1996 S. 155
[4] Floeck, Wilfried: „Frederico García Lorca – La casa de Bernarda Alba“ In Harald Roloff/ Harald Wentzlaff- Eggebert (Hrsg.): Das spanische Theater Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Düsseldorf: Schwann-Bagel 1988, S. 380
[5] Ebd. S. 377
- Quote paper
- Marc Knittel (Author), 2001, Rolle der Frau in "La casa de Bernarda Alba", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105917
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