Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Von den Anfängen bis heute
2.1 Am Anfang, da war Lärm
2.2 Der Synthesizer
2.3 Die ersten Hits
2.4 Die 80er Jahre - Synth-Pop entwickelt sich zur Technomusik
2.5 „Summer of Love“ - Acid boomt
2.6 Loveparade und Streetparade
2.7 „The Spirit of 1991“ - Das Jahr der Technomusik
3. Jugendkultur Techno
3.1 Ein neues Lebensgefühl
3.2 Ecstasy, Speed, LSD - eine Nebenwirkung von Techno?
3.3 Schweizer Techno heute
4. Techno - Ein Oberbegriff vieler verschiedener Stile
4.1 Synth-Pop
4.2 Acid
4.3 House
4.4 Jungle
4.5 Drum & Bass
4.6 Trance
4.7 Gabber/Hardcore
4.8 Goa
5. Schlusswort
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Techno hat’s geschafft. Techno hat funktioniert. Techno ist heute überall. Eine neue Generation ist herangewachsen; Techno hat sie zusammengebracht.“ →(1)
Diese Worte inspirierten mich. Sie veranlassten mich dazu, dem „Phänomen Techno“ ein wenig nachzugehen.
Was ist Techno überhaupt? Eine Definition für Techno gibt es nicht wirklich. Techno existiert heutzutage nur noch als allgemeiner Überbegriff. 1999 bedeutet „Techno“ im Duden: „Musikstil mit viel oder ausschliesslich elektronischem Instrumentarium.“ Gar nicht mal so schlecht. Doch in seinen Anfängen war Techno nicht nur elektrisch und technisch. Er entwickelte sich langsam in diese Richtung.
Woher kam also Techno wirklich? Wie hat sich dieser Musikstil entwickelt? Diesen und noch anderen Fragen möchte ich mit dieser Arbeit auf die Schliche kommen.
2. Von den Anfängen bis heute
2.1 Am Anfang, da war Lärm
Um den Anfang von Technomusik zu finden, müssen wir bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgehen. Europa war durchindustrialisiert; Eisenbahnen und Flugzeuge rückten die Welt näher zusammen. Maschinen- und Fabrikgeräusche gaben den Rhythmus der Zeit vor. Musik und Kunst begannen sich mit sozialen Themen auseinander zusetzen.
„Wir finden viel mehr Befriedigung in der Geräuschekombination von Strassenbahnen, Auspufflärm und lauten Menschenmassen, als beispielsweise im Einüben der ‚Eroica‘ oder ‚Pastorale‘.“, schrieb der ehemalige Maler Luigi Russolo, Mitbegründer des italienischen Futurismus, um 1913. Moderne Komponisten entdeckten, dass sie aus Lärm und Geräuschen aus dem Alltag Musik machen konnten.
Karlheinz Stockhausen pflegte zu sagen: „Alle Klänge und Geräusche sind Musik“. Er begann in den 50er-Jahren mit der von Arnold Schönberg erfundenen Atonalität „Musik“ zu komponieren, die Schreibmaschinengeklapper und Sirenengeheule beinhaltete. Seine Musik war an keine harmonischen Regeln gebunden und löste sich von allen bekannten Kompositionsregeln.
Schliesslich begannen sich Techniken wie Transposition, Filtrierung oder Montage zu entwickeln: Das Sampling-Prinzip wurde geboren.
2.2 Der Synthesizer
Nicht viel später werden die ersten Versuche einer synthetischen Klangerzeugung gestartet. Zuerst dient hierfür der „Sinuston“. Seinen Namen verdankt er der aus der Mathematik bekannten Sinuskurve, die ebenso periodisch verläuft wie die Schwingungen dieses Tones. Aber nach verschiedenen Bearbeitungsformen dieser Schwingungskurve, wie z.B. Verkürzung, Verlängerung, Verdichtung und Überlagerung können aus diesem einzigen Klang bereits eine Vielzahl weiterer Klänge produziert werden. Die Idee des Synthesizers ist geboren.
2.3 Die ersten Hits
George Kingsley alias Hot Butter gelang es 1972 mit „Popcorn“ den ersten weltweiten Synthesizer-Hit auf den Markt zu bringen.
Doch als Urvater der Technomusik gilt auch heute noch die deutsche Gruppe „Kraftwerk“. 1975 bringen sie ihr viertes Album „Autobahn“ auf den Markt. Dieses Album schafft es ohne Probleme in die Amerikanischen Hitlisten und soll von nun an viele Musiker inspirieren und zu einer neuen Musik bewegen. „Autobahn“ war aber nicht nur eine entscheidende musikalische Wende, sondern auch eine Wende in der Geschichte Kraftwerks. Die vorhergehenden Alben waren noch alle mit einigen „normalen“ Instrumenten wie Flöte, Violine und Schlagzeug eingespielt worden. Für „Autobahn“ verwendete die Gruppe einen Mini-Moog-Synthesizer, der damals noch soviel wie ein Auto kostete. „Unsere Musik ist folgendermassen strukturiert: rauf/runter; vor/zurück; schnell/langsam; laut/leise; linear/vertikal; weich/hart; verdichtet/geöffnet; schön/hässlich; dumpf/hell.“, meinte Kraftwerk. Die Welle des Synth-Pop wird gestartet.
Brian Eno gründete 1975 das Experimental-Label Obscure Records. Bei seinen Produktionen verwendete auch er den Synthesizer und kreierte als erster „Ambient Music“.
Ein Jahr später erschien das Album „Oxygène“ vom französischen Jean-Michel Jarre. Dieser elektronische Sound vermischt mit klassischen Harmonien schlag ein wie eine Bombe: Oxygène verkaufte sich acht Millionen Mal.
1977 brachte „Kraftwerk“ ihr wohl berühmtestes Album heraus, mit dem Titel „Mensch Maschine“. Mit dem CD-Cover, auf dem die vier Musiker im roboterähnlichen Einheitslook zu erkennen sind und den Auftritten mit Robotern vermittelte die Gruppe den Technik-Positivismus. „Nur der ganzheitliche Umgang mit moderner Technologie und der Natur garantiert ein Überleben und verhindert Zerstörung.“, so Kraftwerk.
2.4 Die 80er Jahre - Synth-Pop entwickelt sich zur Technomusik
Das Ende der siebziger Jahr wurde von Punk geprägt. Zum letzten Mal für lange Zeit wüteten die Gitarren. Doch dadurch wurde die Entwicklung der Techno-Musik nicht gestoppt. Der Synth-Pop entwickelte sich in den 80er Jahren überall in verschiedene Richtungen. Deshalb ist es ziemlich schwer einen chronologischen Ablauf zu erstellen, geschweige denn alle Richtungen ausführlich zu untersuchen. Ich beschränke mich also von nun an nur noch auf die allerwichtigsten Elemente.
Um 1980 herum wurde eine heute noch aktive Gruppe entdeckt. „Depeche Mode“ wurde mit ihren Hits wie „I Just Can’t Get Enough“ (1981), „See you“ (1982), „People Are People (1984) und „Personal Jesus“ (1989) die populärste Synthesizer-Band der Welt.
Eine der wichtigsten Elektronik-Bands der achtziger Jahre jedoch stammte aus der Schweiz. Boris Blank, Carlos Peron und Lebemann Dieter Meier bildeten die Gruppe „Yello“. Ihr erstes Album erschien 1980 und trug den Titel „Solid Pleasure“. Dank ihrem musikalischem Einfallsreichtum, dem charismatischen Sprechgesang und der Tüftlerei Naturgeräusche mit elektronischen Sounds zu mischen, wurde Yello sogar in den Diskotheken von New York und London als „Techno-Star“ gefeiert.
Während sich in England ein neuer Stil durchsetzte, der Industrielärm und Umweltgeräusche mit elektronischen Hilfsmitteln verarbeitete, genannt „Industrial“, begann in Chicago der „Chicago House“ zu leben. Die Disco wurde 1980 in den USA allgemein für tot erklärt, doch im Gay-Underground der Schwarzen lebte sie weiter. „Denn die Disco-Musik ist zweifelsohne Körpermusik, und als solche eine Art Befreiung von den Zwängen unserer Zeit. Die Bedürfnisse, die Lüste und die Wünsche des Körpers werden heutzutage kontrolliert und unterdrückt durch Gymnastik, militärische Übungen, Muskelentwicklung, Nacktheit, das Preisen des schönen Körpers diszipliniert.“ →(2) Disco-Musik spricht mit den typischen Textelementen „Let yourself go“ oder „Shake your body“ oder „Release yourself“. zum Tanzen an Für den Tänzer ist eine Flucht aus dem Alltag möglich; gesellschaftliche Härten werden vergessen. Für die Randgruppe der Schwulen ist es also zweifellos ihre Musik.
Der DJ Frankie Knuckles spielte in einer Disco namens „Warehouse“ von samstagabends bis sonntagmittags seine Platten. Bald sprachen die Szeneninteressierten von „the sound they play down the house“. Dies war die Geburt der House-Music.
Ab 1985 entwickelte sich in Detroit allmählich der „Detroit-Techno“. Juan Atkins, der Urvater dieses Stils, produzierte die erste Technoplatte, die aus heutiger Sicht schon nach Technomusik klingt. Diese erschien unter dem Projekt „Modell 500“ und hiess „No UFO’s“. Sie diente anderen Produzenten als Grundlage für viele darauf erschienenen Technoplatten. Seine Inspiration entnahm Juan Atkins, wie viele andere Musiker, von „Kraftwerk“.
Irgendwann setzten einige Produzenten in Chicago die legendäre Roland TB-303 zirpend und fiepend für neue Tracks ein. Acid war geboren. Einige glauben, dass "Acid Trax" von Phutures der erste AcidTrack war, andere behaupten, es war Sleazy Ds "I've Lost Control" (produziert von Adonis und Marshall Jefferson). Dieses Geheimnis wird wohl nie eindeutig bewiesen werden können. Dann ab 1987 etablierte sich Acid mit Bam Bams "Give It To Me" auch in England. Zur gleichen Zeit entdeckte die Insel House dank den Compilation-Series wie "Jack Trax". Als erster House-Sound kam "Pump Up The Volume" von M/A/R/R/S auf die No. 1 der UK-Charts. House-Clubs wurden eröffnet und spätestens 1988 war alles im Acid-House-Fiever. Acid wurde zur grössten Jugendbewegung nach Punk und der Medienrummel rundherum fand auch im grossen Masse statt.
2.5 „Summer of Love“ - Acid boomt
1988 brach in England der „Summer of love“ aus, der Schrei der Tänzer lautete „ACIEEEEED“!
Nicht die Kids, die Smiley-T-Shirts mit der Frage „Where’s the Acid Party?“ trugen und die gelben Smiley-Köpfe mit dem breiten Grinsen durch die Stadt spazieren führten, flippten aus, sondern die Medien und Politiker. →(1) Der strahlende Smiley, Hippie-Symbol für Liebe und Glück, wurde auf T- Shirts zum Verkaufsrenner. Bald wurde in der Öffentlichkeit die Verbindung des Smileys zu AcidHouse-Parties und Drogenkonsum bekannt. Die Polizei räumte Acid-Parties in leerstehende Lagerhallen und alten Fabriken in Manchester, Liverpool, Sheffield und Leeds. Doch die Jugend feierte weiter. Über Telefonketten und Flyer wurde der Veranstaltungsort bekannt gegeben. Flyer wurden zum wichtigsten Informationsmedium der jugendlichen Kultur. Sie waren Anfang der Achtziger erstmalig in dieser Form in der amerikanischen Punkszene aufgetaucht und sind heute noch ein häufiges, wichtiges Medium um die Leute über Parties zu informieren.
An Acid-Parties boomte LSD zum erstenmal seit Woodstock wieder. In verbotenen Lagerhallen wurde gefeiert und Drogen konsumiert bis zum Morgengrauen. Schliesslich kam es soweit, dass das Gesetz aus diesen „Warehouse-Parties“ ein Verbrechen machte. Wer ohne Genehmigung eine Lagerhalle zur Tanzfläche umfunktionierte, konnte im Gefängnis landen.
Trotz aller Horrormeldungen der britischen Boulevardpresse über LSD in den Drinks, neuen Designerdrogen, Sex auf Toiletten - oder vielleicht gerade deswegen - erreichte die Single von D-Mob „We call it Acieed“ im Oktober 1988 die Spitze der britischen Charts. Die BBC wusste jedoch um was es ging, reagierte prompt und verbannte „We call it Acieed“ aus der Sendung „Top of the Pops“.
2.6 Loveparade und Streetparade
1989, vier Monate bevor die Mauer fiel, trafen sich Dr. Motte, der Berliner DJ, der „so schön kranke Musik macht“ und einige der talentiertesten Techno DJs und Veranstalter der Szene in Berlin um ein neues Projekt zu planen. Dr. Motte hatte die Vision vom „International Party People Day“, an dem nichts anderes zählt als Friede, Liebe, Einheit. Da in Deutschland aber niemand ohne eine Genehmigung eine Strassenfete feiern darf, wurde die Loveparade kurzerhand als Demo angemeldet. Ihr Motto: „Friede, Freude, Eierkuchen“. „Friede“ steht für „Abrüstung“; „Freude“ für Toleranz und „Eierkuchen“ für gerechtere Verteilung aller Nahrungsmittel. Und so konnte die erste Loveparade mit 150 verrückt aussehnenden Leuten am 1.Juli 1989 stattfinden. Damit war der endgültige Durchbruch von Technomusik geschafft.
In den darauf folgenden Jahren wuchs die Loveparade von den anfänglichen 150 Teilnehmern und einem Truck zu einem internationalen Forum an und bringt mittlerweile 50 Trucks und über eine Million Raver auf die Strasse. Die Loveparade ist nunmehr eine alljährlich stattfindende Demonstration, bei der die Leute zusammenkommen, die den Spirit der europäischen ElectronicDance-Bewegung leben und ihn mit anderen teilen möchten.
Im Jahre 2000 gab es wichtige Neuigkeiten: die Loveparade wurde international! Es gab Paraden in Österreich (Wien) und Großbritannien (Leeds), Israel (Tel Aviv) und Süd-Afrika (Kapstadt). Unter dem gleichen Motto: "One World - One Loveparade" feierte man enthusiastisch auf 3 Kontinenten! Das Ergebnis: Stetig steigende Besucherzahlen aus allen Teilen der Erde, eine globale Plattform war geschaffen, Gleichgesinnte wurden verbunden, eine Idee wurde vernetzt. Dr. Motte sagte dazu: "Musik kennt keine Grenzen und keine Nationalität!".
Inspiriert von einem TV Beitrag über die Berliner Loveparade machte der Zürcher Mathematikstudent Marek Krynski im Juni 1992 bei der Stadtpolizei eine Eingabe für eine Demonstration für Liebe, Friede, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz. Dann gings ab zum Anschauungsunterricht an die Love Parade, die Marek nicht einfach nur begeisterte, sondern buchstäblich überwältigte. Zurück in Zürich erhielt er ohne nennenswerte Umstände eine Bewilligung für die Demo, die erste Street Parade konnte losgehen! Mochten die 2000 Leute als wenig erscheinen, war diese Anzahl 1992 ein Erfolg, denn niemand mochte recht daran glauben, dass in Zürich mitten am helllichten Tag Raver auf den Strassen tanzen würden.
In den folgenden Jahren stieg die Teilnehmerzahl exponentiell. Bereits 1995 hat sich die Teilnehmerzahl versechsfacht. Die Polizei sprach von der "grössten und friedlichsten Demo, die Zürich je erlebt hat". In Rekordzeit werden 11,1 Tonnen Abfall beseitigt. Weltweit wurde in unzähligen Radio- und Fernsehberichten und in über 1000 Zeitungsartikeln über die Streetparade berichtet.
Zum diesjährigen 10-Jahres-Jubiläum erschienen bereits über 1 Mio. schrill gekleidete Raver und Schaulustige aus ganz Europa und tanzten gemeinsam unter dem Motto „Love, Freedom, Tolerance“. Die Street Parade hat sich zum größten Anlass der Schweiz entwickelt. Zudem ist sie heute die grösste Techno-Party der Welt; die Loveparade muss sich geschlagen geben.
2.7 „The Spirit of 1991“ - Das Jahr der Technomusik
Im Sommer 1991 war klar, dass Techno kein kurzer Modetrend, sondern eine Musikrevolution ist; nun gelang Techno der Durchbruch auch in Deutschland und der Schweiz. Wer bis jetzt noch nichts von Techno gehört hat, der musste dies nun einfach. DJ Dr. Motte initiierte wieder die Loveparade und die erste Frau tauchte in der Techno-Szene auf: Miss Djax, eine Holländerin, arbeitet als Djane und Produzentin mit Underground-Ruf. Zugleich begannen sich neue Stile, wie z.B. Hardcore und Trance zu entwickeln.
Von nun an verzweigte sich durch globale Kommerzialisierung und Trendbildung von unzähligen Projekten, die wie Eintagsfliegen in den Charts auftauchten und verschwanden, die weitere Geschichte dieser Musik in so viele verschiedene Richtungen, dass es hier unmöglich wird, einen Überblick darüber zu verschaffen.
3. Jugendkultur Techno
3.1 Ein neues Lebensgefühl
Irgendwie hat’s Techno wirklich geschafft. Überall gibt’s an den Wochenenden Parties, ob nun House, Trance, Goa, Hardcore oder sonst was. Die jungen Leute sind am „Raven“; Tanzen bis der Morgen anbricht. Und dabei wird gar nicht gross miteinander kommuniziert. Jeder tanzt für sich, geniesst die Stimmung, den Rhythmus und vergisst mal den Alltag für eine Nacht. Techno zu hören und dazu an Parties zu tanzen vermittelt ein neues Lebensgefühl. „Techno ist wie eine Droge, eine Sucht. Techno ist ein magischer Zauber, wie Voodoo. Nichts als Musik in einem Raum. So minimal und einfach wie früher, als die Leute ekstatisch zu Trommelmusik tanzten.“ , sagte Arnold Meyer in einem Interview der Wochenzeitung 32/94. Wenn eine Menschenmenge sich trifft um einfach zu tanzen, erlebt jeder ein enormes Gemeinschaftsgefühl. One nation under one groove. Die Tänzer haben alle grosses Selbstvertrauen. Jeder akzeptiert den anderen so, wie er ist. Man tanzt so, wie es einem gefällt, man tanzt für sich, bemerkt die Anderen kaum, schaltet völlig ab. Man taucht in eine andere Welt ein. Ekstase. Jeder lebt und liebt sich selbst und beachtet kaum jemand.
„Am Mega-Rave kannst du im Vorraum am Boden liegen und ein Ohr voll Schlaf nehmen, bewusstlos oder tot sein, niemand wird dich dabei stören.“ →(3) Doch so extrem, wie es hier beschrieben wird, ist es meistens doch nicht. Die Technoszene ist nicht so schlimm, wie viele denken. Techno hat auch viele gute Aspekte dabei. Mal Abzuschalten vom Alltag tut doch uns allen gut. Es ist meistens nicht so, dass die Raver auch unter der Woche so schrill angezogen sind, Drogen konsumieren oder sich mit Technomusik in Ekstase versetzen. Die Raver kommen aus allen Berufsklassen und sind auch unterschiedlich alt; man spricht von bis zu zwanzig Jahren Altersunterschied. Und sie feiern friedlich miteinander, demonstrieren für Friede, Liebe, Freiheit und Toleranz und das wollen auch viele von ihnen - es ist also nicht nur Schein.
3.2 Ecstasy, Speed, LSD, - Eine Nebenwirkung von Techno?
Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Die Technoszene - man kommt nicht darum herum - ist eine Drogenszene. Speed zu Gabber, Cannabis zu Jungle, Pilze an der Goa-Party, LSD an Hardcore-Raves je nach Musik eben.
Da sich aber die beliebte Modedroge Ecstasy schlecht mit Alkohol verträgt, geht wenigstens oft der Alkoholkonsum zurück. Doch all die anderen Drogen sind nach wie vor illegal und bei Missbrauch lebensgefährlich. Vor allem aber sind sie teuer und dies ist ein Grund, warum nicht jeder Raver Ecstasy konsumiert. Aber es ist stilprägend für diese Kultur; so wie Woodstock ohne LSD kaum denkbar war. Viele geniessen es auch, wenn alle um sie herum „schweben“...„Techno-Parties sind friedliche Parties“, sagte eine Tänzerin. Und das stimmt wahrscheinlich auch. Es gibt keine Randallisten, keine Gewalttätige, keine Diebe. Die Streetparade verlief immer ohne gewalttätige Zwischenfälle. Es gab höchstens einige Kreislaufschwierigkeiten aufgrund von Flüssigkeitsmangel und Überanstrengung. Eine solch friedliche und ungefährliche Demonstration ist doch in der heutigen Welt eher selten. Techno hat’s geschafft!
3.3 Schweizer Techno heute
Für mich ist echter Schweizer Techno etwas Besonderes. Er unterscheidet sich ziemlich stark vom Deutschen, was man vor allem beim Vergleich der an der Loveparade und Streetparade gespielten Musik erkennt.
Trance ist mein absoluter Favorit. Beim Hören und vor allem beim Tanzen zu dieser Musik kann man sich mehr entspannen als in einer Meditation. Man kann alles vergessen. Wegen der schönen Harmonien, die bei Trance dazugehören und weil keine Stimme mit Text vorhanden ist, konzentriert man sich nicht auf die Musik selber, man konzentriert sich auf gar nichts. Und solch wirklich guten Trance kenne ich von den Deutschen kaum. Eher die Holländer haben da was auf Lager, man denke an Barthezz. Doch ich persönlich meine, dass die Schweizer DJ’s wirklich guten Trance liefern können, zum Beispiel DJ Energy, DJ Tatana und DJ Snowman.
Schweizer Techno-Parties sind im Ausland beliebt und bekannt. Das zeigt beispielsweise die „Goliath“ in den Fabrikhallen von Roggwil. Von allen Nachbarländern strömen Tausende von verrückten, tanzsüchtigen Ravern in dieses kleine, bernerische Dörfchen. Auch die DJ’s sind von internationaler Bedeutung.
Auch an die Streetparade kommen gewisse Deutsche lieber als dass sie nach Berlin an die Loveparade gehen. „Die Streetparade ist einfach schöner und friedlicher, die Stimmung besser , die schönere Stadt, die geilsten Raver, die speziellen Wägen - ein besseres Feeling halt.“ ,meinte ein Münchner.
4. Techno - Ein Oberbegriff vieler verschiedener Stile
Mit dem Wort Techno lässt sich heutzutage längst nicht mehr die Menge der verschiedensten untergeordneten Stile beschreiben. Verständlicherweise ist es also nicht möglich, hier alle Stilarten, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben, zu nennen, geschweige denn auf diese einzugehen, so dass ich mich für eine kleine Anzahl der wohl bekanntesten Arten beschränken musste. Teilweise gleichen diese sich, dass sich für den Laien kaum ein Unterschied bemerkbar macht, andererseits unterscheiden sie sich in der Geschwindigkeit und verwendeten Sounds so sehr, dass es auch dem nicht geschulten Ohr direkt auffällt. Als erstes Unterscheidungsmerkmal dient die Anzahl der Bass-Schläge pro Minute, abgekürzt bpm.
4.1 Synth-Pop
„Synth-Pop“ ist die wohl erste elektronische Musik, die auf dem Markt aufgetaucht ist. Von harten Bass-Schlägen in monoton gleichbleibendem Takt, wie man es von heutiger Technomusik gewöhnt ist, kann hier noch keineswegs die Rede sein. Vielmehr handelt es sich dabei um einen Pop-Rhythmus, der mit den ersten Synthesizerklängen übermalt ist, wie es der Name bereits sagt. Den ersten Synthesizerhit landete George Kingsley mit dem Lied „Popcorn“ im Jahre 1972. Kaum später folgten ihm weitere Künstler, hauptsächlich beeinflusst durch die Synth-Pop Veteranen „Kraftwerk“, wie Jean-Michel Jarre, „Vangelis“, „Depeche Mode“ oder „YELLO“.
4.2 Acid
„Acid“ ist auch nur wieder ein Oberbegriff für zahlreiche Unterstilarten, wie „Acid-House“ oder „Acid- Trance“.
Charakteristisch für „Acid“ sind die quietschenden Sounds des „Roland TB 303“-Synthesizers, welcher für die Produktion eines „Acid“-Tracks unumgänglich ist.
Einst wurde dieser Synthesizer für die Unterstützung von Gitarrenmusik entwickelt, fand bei dessen Anhängern jedoch nicht viel Anklang und hatte nach zufälliger Entdeckung zweier Technoproduzenten aus Chicago seinen festen Platz in der „Acid“-Szene. Der Beat bleibt bei dieser Stilart eher langsam und zurückhaltend. Hörbar werden diese „Acid“-Geräusche zum Beispiel auf den ersten Platten von Prodigy.
4.3 House
„House“ ist die wohl eine der populärsten Stilarten von Techno. Die Hauptelemente sind groovige Hihats und Claps. Die Geschwindigkeiten der Housemusic liegen bei ca. 100 bis 130 bpm. Wie auch bei den meisten anderen Stilarten haben sich bei der Housemusic verschiedenste Unterstilarten entwickelt. So zum Beispiel „Vocal House“, was durch Gesang, meistens aus älteren Soulstücken gesampelt, ausgezeichnet wird. Eine der ersten Formen der Housemusic ist „Detroit House“, was etwas dumpfer und schneller klingt. Der wohl bekannteste Schweizer-House-DJ ist DJ Antoine.
4.4 Jungle
„Jungle“ ist der für London typische Musikstil. Duke Ellington führte diesen ein, indem er rasant rückwärts laufende „Jazz-Drum-Patterns“ mit „Hip-Hop Drumloops“ kreuzte und dies mit hochgepitchten „Reggae-Grooves“ übermalte. Jungle ist mit 140 - 160 bpm der bisher schnellste Rhythmus aus England. Jedoch ist dieser Stil eher selten und für viele Raver nicht „echter“ Techno.
4.5 Drum & Bass
„Drum & Bass“ ist mehr oder weniger ein Produkt der „Jungle“-Musik, obwohl es in der Geschwindigkeit deutlich langsamer ist. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch wegen der oft eingebauten jazzigen Elementen ist es eine eher leichte und ruhige Musik. Das gewirbelte Schlagwerk mit Betonung auf der ersten und viereinhalbten Zählzeit und die geschleiften Drumloops sorgen für den bei „Drum & Bass“ typischen Breakbeat.
„Drum & Bass“ entstand genau wie „Jungle“ in London. Die genauere Geburtsstätte ist das „Blue Note“, eine Diskothek im Londoner Zentrum, welches die Residenz der „Metalheadz“ ist. Die „Metalheadz“ ist das wohl bekannteste „Drum & Bass“-Lable und wurde vom Londoner DJ „Goldie“ gegründet.
4.6 Trance
„Trance“ ist eine Mischung aus langsamen Beats, ca. 100 bpm, und monotonen, sich durchgehend wiederholenden Elementen von „Ambient“-Geräuschen und Synthesizer-Sounds. Der Beat ist gradlinig und nicht gebrochen. Das Charakteristischste an „Trance“-Musik sind die weichen und durchgehenden Flächen, die den Hörer zum „Abheben“ bringen; aus diesem Grund ist „Trance“-Musik neben „Ambient“ auch die in den „Chill-Out-Areas“ (Entspannungsräume auf Technoparties) am meisten gespielte Musik. „Ambient“ ist eine Art „Trance“-Musik, nur noch langsamer, was es fast zur Meditationsmusik werden lässt. Oft werden für „Ambient“ Geigen als Flächen eingesetzt. Die bekanntesten schweizerischen Trance-DJ’s sind zur Zeit DJ Energy, DJ Tatana und DJ Snowman.
4.7 Gabber/Hardcore
„Gabber“ ist der „Speed-Metal“ der Technoszene. Mit 180-500 bpm ist „Gabber“ die schnellste aller Technoarten. Holländischer „Speed-Gabber“ geht an die Grenzen des Erträglichen. Selbstverständlich gibt es auch langsamere Arten von „Gabber“, was dann wiederum „Happy Hardcore“ genannt wird, und mit 160 bpm und aufwärts schon leichter tanzbar ist.
4.9 Goa
„Psychodelic Goa Trance“, wie es auch genannt wird, hat seinen Ursprung in der indischen Provinz Goa. Sven Väth war es, der aus seinem jährlichen Urlaub in Goa diesen Sound mitbrachte und der „Hardcore“-Szene in Europa entgegen setzte. Sein Album „Accident in Paradise“ definiert diesen Sound.Goa unterscheidet sich recht stark von den anderen Stilarten. Er wird oft noch mit Instrumenten wie Gitarre, Schlagzeug und Bass gespielt.
5. Schlusswort
Techno ist, ohne es abzustreiten, die Jugendkultur der 90er-Jahre. Obwohl die Anfänge schon sehr früh waren, kam Techno erst in den letzten Jahren richtig zum Zug. Es wird gefeiert wo’s nur geht. Loveparade, Streetparade, Union Move, Lakeparade, Mayday, Evolution, Goliath...all diese Riesenevents basieren auf Technomusik und ohne zahlreiche DJ’s würde nichts funktionieren. Mich hat es beeindruckt, welch eine grosse Geschichte schon dahintersteckt und wie viel man über Techno schreiben könnte. Es war wirklich sehr interessant dem ganzen Geschehen nachzugehen und sich danach gewisse Trax anders anzuhören - mit noch mehr Gefühl - dem Gefühl zu wissen, was dahintersteckt.
6. Literaturverzeichnis
Bücher:
(1) Friedhelm Böpple/Ralf Knüfer: Generation XTC: Techno und Ekstase, Verlag Volk und Welt, Berlin 1996
(2) Marcel Feige: Deep in Techno. Die ganze Geschichte des Movements, Verl. Schwarzkopf & Schwarzkopf GmbH, Berlin 2000
(3) Phillip Anz / Patrick Walder: Techno, Verlag Ricco Bilger, 1.Auflage, Zürich 1995
Internet:
www.blnet.ch/user/future/elmus.htm
Bilder auf der Titelseite: www.streetparade.ch ; www.djtatana.ch ; www.loveparade.ch
- Quote paper
- Barbara Rubi (Author), 2001, Techno - Seine Anfänge, seine Stile, sein Wesen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105883
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