Was bedeutet es, ein zeitloses Werk neu zu interpretieren? Tauchen Sie ein in einen faszinierenden Vergleich zweier Antigone-Dramen, die durch Jahrtausende getrennt sind: Sophokles' klassische Tragödie aus dem antiken Griechenland (442 v. Chr.) und Jean Anouilhs moderne Adaption von 1942. Diese Analyse enthüllt die tiefgreifenden Unterschiede in Sprache, Stil und Inhalt, die Anouilhs Version bewusst modernisieren und gleichzeitig die zeitlosen Konflikte von Moral, Gesetz und individuellem Gewissen hervorheben. Entdecken Sie, wie sich die Motive der Charaktere, die Handlungselemente und die Dialogführung in den beiden Fassungen unterscheiden. Während Sophokles' Werk durch rhetorische Kunstsprache, pathetischen Ton und eine Betonung gesellschaftlicher Rollenverteilung gekennzeichnet ist, besticht Anouilhs Antigone durch eine alltagsnahe Sprache, individuelle Wortwahl und die Fokussierung auf den Konflikt zwischen Protagonistin und Antagonist. Erforschen Sie die unterschiedlichen Argumentationsweisen, die von göttlichen Geboten bei Sophokles bis zur Verständnislosigkeit und Sturheit bei Anouilh reichen. Dieses Werk bietet tiefe Einblicke in die Adaption eines klassischen Stoffes für ein modernes Publikum, beleuchtet die Veränderungen in den gesellschaftlichen Werten und Normen und regt zur Reflexion über die ewige Frage an, wann Widerstand gegen eine ungerechte Ordnung geboten ist. Eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für Theatergeschichte, Literaturanalyse und die Auseinandersetzung mit zeitlosen Themen interessieren. Verpassen Sie nicht die Gelegenheit, die Nuancen und Feinheiten dieser beiden Meisterwerke zu entdecken und zu verstehen, wie sie unser Verständnis von Recht, Moral und individuellem Handeln prägen. Lassen Sie sich von der Gegenüberstellung dieser beiden Interpretationen der Antigone-Sage fesseln und erleben Sie, wie ein antiker Mythos im Spiegel der Moderne neu erstrahlt. Eine tiefgreifende Analyse, die zum Nachdenken anregt und neue Perspektiven auf ein zeitloses Drama eröffnet.
Deutsch-Vortrag
Vergleich - Sophokles` (442 v.Chr.) und Anoulihs Antigone(1942)
Beim Drama von Jean Anoulih handelt es sich um eine Wiederaufführung des Stückes ,,Antigone" von Sophokles:
- Da das Original von Sophokles 2000 Jahre früher geschrieben wurde ist es verständlich, dass es sich beide Dramen in Sprache, Stil und teils Inhalt unterscheiden
- Wobei man anmerken muss das Anoulih seine Version bewusst verändert hat um sie zu modernisieren
- Vergleicht man beide Texte, so stellt man trotz der gleichen Rahmenbedingungen diverse Unterschiede fest. Die Motive der Personen beispielsweise sind in beiden Fassungen sehr verschieden. Außerdem variieren einige Handlungselemente oder es werden neu hinzugefügt oder weggelassen.
Sophokles | Anouilh | |
Dialogführung | · Auszeichnung einerseits durch lange Repliken; andererseits durch ständigen Schlagabtausch (Stichomythie) · Bsp: durch Verhöre vom König Kreon und Botenberichte · lange Dialoge (teils Monologe) · Ständiges Hin und Her von Rede und Gegenrede (Konfliktaustragung) · aktionistischer Dialog | · Überzeugungsgespräch |
Konflikt | · Konfliktaufbau durch eine dialektische Gegenüberstellung der Position von Protagonist und Antigonist · Ständiges Hin und Her von Rede und Gegenrede (Konfliktaustragung) · aktionistischer Dialog | · Keine dialektische Gegenüberstellung der Positionen · Keine Konfliktzuspitzung · Überzeugungsgespräch |
Aufbau | · Keine klare Gliederung nach der Einleitung erkennbar | |
Handlungsebene | · Bühnenhandlung geschlossen | · Bühnenhandlung offen:
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Sprache | · Rhetorische Kunstsprache mit einem emphatisch-pathetischen Ton · Keine individuelle Sprache · Der Ton soll die Zuschauer zu Emotionen erregen und ein Einfühlen in die Figuren ermöglichen | · Hauptsächlich Umgangs- und Alltagssprache · Auffällig: individuelle und situationsabhängige Sprach- und Wortwahl der Figuren (z.B. die Wächter untereinander im Vergleich zum König Kreon gegenüber) |
Sprachabsicht | · Keine Situationsabhängigkeit erkennbar | · situationsabhängig |
Argumentationsweisen | · Thesen und Forderungen dominieren · Argumente beziehen sich auf verbindlich gehaltene Werte (z.B. göttliche Gebote von Zeus) | · Schwer eine Argumenationsstruktur erkennbar · Herrscht Verständnislosigkeit zwischen Antigone und Kreon; resultierend aus aus der Sturheit und Naivität Antigones, die sich nicht auf Kreons Überredungsversuche einlässt · Keiner der Charaktere bezieht sich auf Werte oder verbindliche Ordnungen beruft |
Inhalt | · Gesellschaftliche Rollenverteilung, nach denen sich die Personen konform verhalten (Kreon fühlt sich durch die Götter und die Rangordnung gezwungen in einer bestimmten Art und Weise zu handeln, da es so zu sein hat) · Fehlen an Menschlichkeit (Personen haben keinen klaren Bezugspunkt, sondern handeln aus Menschlichkeit) | · Der Konflikt, die Rede und Widerrede im Vordergrund |
· Beziehung der Dialogpartner stark durch ihre gesellschaftlichen Positionen und die damit verbundenen Machtverhältnisse geprägt · Personen sind Handlungsträger, deren Identität lediglich aus der Zugehörigkeit zu ihrem Stand und ihren Stellenwert in der rekigiösen Ordnung resultiert · Sehr stark an den Mythos gebunden unn handeln nach übergeordneten Normen und Moralvorstellungen · Durch Weltbild Vorbestimmung der Handlung |
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Vergleich von Sophokles' und Anoulihs Antigone?
Der Vergleich befasst sich mit den Unterschieden zwischen Sophokles' Antigone (442 v.Chr.) und Jean Anoulihs Antigone (1942), wobei Anoulihs Stück als eine moderne Wiederaufführung des Originals betrachtet wird.
Welche Hauptunterschiede gibt es in der Dialogführung?
Bei Sophokles finden sich lange Repliken und ein ständiger Schlagabtausch (Stichomythie), wie in Verhören durch König Kreon und Botenberichten. Es gibt aktionistische Dialoge. Bei Anouilh hingegen liegt der Fokus auf Überzeugungsgesprächen.
Wie unterscheidet sich der Konfliktaufbau in den beiden Versionen?
Sophokles nutzt eine dialektische Gegenüberstellung der Positionen von Protagonist und Antagonist. Anouilh verzichtet auf eine solche dialektische Gegenüberstellung und Konfliktzuspitzung, stattdessen werden Überzeugungsgespräche geführt.
Gibt es Unterschiede im Aufbau der Dramen?
Während Sophokles' Drama einen klareren Aufbau hat, fehlt bei Anouilh nach der Einleitung eine klare Gliederung.
Wie ist die Bühnenhandlung gestaltet?
Bei Sophokles ist die Bühnenhandlung geschlossen, während sie bei Anouilh offen ist, insbesondere durch die Einleitung und den Gebrauch des Sprechers, der sich direkt an das Publikum wendet, was zu einer Distanzierung führt.
Wie unterscheidet sich die Sprache in den Dramen?
Sophokles verwendet eine rhetorische Kunstsprache mit einem emphatisch-pathetischen Ton, der Emotionen erregen soll. Anouilh hingegen nutzt hauptsächlich Umgangs- und Alltagssprache mit individueller und situationsabhängiger Wortwahl.
Gibt es Unterschiede in der Sprachabsicht?
Bei Sophokles ist keine Situationsabhängigkeit erkennbar, während die Sprache bei Anouilh situationsabhängig ist.
Wie unterscheiden sich die Argumentationsweisen?
Bei Sophokles dominieren Thesen und Forderungen, die sich auf verbindlich gehaltene Werte (z.B. göttliche Gebote von Zeus) beziehen. Bei Anouilh ist schwer eine Argumentationsstruktur erkennbar, es herrscht Verständnislosigkeit zwischen Antigone und Kreon, und es wird sich nicht auf Werte oder verbindliche Ordnungen berufen.
Welche inhaltlichen Unterschiede gibt es?
Sophokles thematisiert die gesellschaftliche Rollenverteilung und das Fehlen an Menschlichkeit. Die Personen handeln konform zu ihren Rollen und aus Gezwungenheit. Bei Anouilh steht der Konflikt, die Rede und Widerrede im Vordergrund.
Wie werden die Beziehungen der Dialogpartner dargestellt?
Bei Sophokles ist die Beziehung der Dialogpartner stark durch ihre gesellschaftlichen Positionen und die damit verbundenen Machtverhältnisse geprägt. Die Personen sind Handlungsträger, deren Identität aus ihrer Zugehörigkeit zu ihrem Stand resultiert. Sie handeln nach übergeordneten Normen und Moralvorstellungen.
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- Anja Schreiber (Author), 2001, Sophokles - Antigone im Vergleich mit Anoulih, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105432