Patrick Süskind – „Die Taube“
Serena Heinrich
Der Autor:
Patrick Süskind wurde am 26. März 1949 als Sohn eines Journalisten und Erzählers in Ambach am Starnberger See geboren. Patrick besuchte die Grundschule und das Gymnasium, studierte dann bis 1974 Geschichte in München. Seine ersten Versuche als Schriftsteller waren erfolglos. Großen Erfolg hatte er dagegen mit Drehbüchern, unter anderem zu "Monaco Franze" (1984) und "Kir Royal" (1986), beide in Zusammenarbeit mit Helmut Dietl geschrieben, der sein Freund wurde. Er engagierte sich auch als Theaterautor und begeisterte 1981 mit "Der Kontrabass", einem komödiantischen Einakter, auf der Bühne.
Eines seiner Bücher gehört mittlerweile beinahe zur Weltliteratur: "Das Parfüm". Dafür erhielt Süskind den Gutenberg-Preis. Zusammen mit Helmut Dietl schrieb er 1997 das Drehbuch zu "Rossini", in dem er sich selbst anhand des etwas seltsamen aber genialen Dichters porträtiert, wobei der Kinofilm die verrückte Gesellschaft der Reichen karikieren soll.
Er legt keinen Wert auf das Berühmtsein, tritt selten in der Öffentlichkeit auf und mag es nicht, Interviews zu geben. Zur Zeit lebt Patrick in München und in Paris. Außerdem möchte er keinen literarischen Regeln nachgeben und lehnte deshalb auch schon Preise wie den Tukan- und den FAZ-Literaturpreis ab, ebenso wie hohe Angebote zur Verfilmung seiner Bücher, um diese vor Verfälschung zu schützen.
Weitere Werke von dem deutschen Schriftsteller und Drehbuchautoren sind z.B.:
- "Der Kontrabass"
- "Die Geschichte von Herrn Sommer"
- "Das Parfüm"
Das Buch:
Veröffentlicht wurde das Buch "Die Taube" erstmals 1987.
Es ist das Jahr 1942 und es herrscht Krieg. Als Jonathan Noel eines Tages nach Hause kommt, sind seine Eltern verschwunden. So wird er zu seinem Onkel nach Paris gebracht. Jonathan muss seinem Onkel viel helfen und wird später zum Militär geschickt. Auf Wunsch seines Onkels heiratet Jonathan, wurde aber von seiner Frau nach kurzer Zeit verlassen. Um nicht das Gespött im Dorf hören zu müssen, zieht Jonathan nach Paris. Seit dieser Zeit hat Jonathan keinen guten Eindruck von den Menschen. Er findet sie böse und egoistisch. Er hat Angst wieder Menschen zu verlieren, die er gerne hat. Aus diesem Grund versucht er in Paris auch gar nicht neue Freunde zu finden. Er ist glücklich mit seinem einsamen Leben und seiner Arbeit in der Pariser Bank.
Aber eines Morgens, als er gerade sein Zimmer verlassen will um auf die Etagentoilette zu gehen, erstarrt er, weil vor seiner Türe eine Taube sitzt. An sich wäre eine Taube ja nichts Schlimmes, für ihn jedoch ist sie die Verkörperung von Anarchie und Chaos, seinen größten Feinden, die sein geordnetes Leben gefährden könnten. Er stürzt entsetzt in sein Zimmer und getraut sich nicht den Flur zu betreten. Als aber nichts passiert, überlegt er sich, was nun zu tun sei. Sie töten? Nein, er kann nicht einmal einen Käfer erschlagen. Er kommt sich blöde vor, vor einer Taube Angst zu haben, aber er kann nichts daran ändern. Da er aber in die Arbeit muss, beschließt er das Haus doch zu verlassen. Er rüstet sich mit Winterklamotten und Schirm aus, um gefahrlos an der Taube vorbeizukommen und mitsamt eines Koffers, in dem das Nötigste für das Leben im Hotel ist, zieht er los. Im Treppenhaus zieht er den Wintermantel aus, um nicht bei den Nachbarn aufzufallen und verlässt das Haus.
An diesem Tag kann sich Jonathan nicht auf seine Arbeit konzentrieren und so geschieht es, dass er sogar das Hupen des Bankdirektors überhört. Dies ist eine Sache, die ihm sonst nie passiert wäre. Es wiederfahren ihm Dinge, die jedem passieren können, die Jonathan aber ganz aus der Fassung bringen.
In der Mittagspause dann nimmt er sich ein kleines billiges Hotelzimmer und geht in den Park um zu essen.
Eine zeitlang beobachtet er einen Penner. Früher einmal hatte er diesen beneidet, da der Penner spät aufstehen und faulenzen kann. Als Jonathan jedoch sieht, wie der Penner auf die Straße machen muss und keine Türe bei diesem intimen und peinlichen Geschäft zumachen kann, merkt er, dass sein Leben doch viel besser ist. Fortan empfindet er nur noch Mitleid mit dem Penner. Jetzt jedoch hat er Angst, durch die Taube genau wie der Penner zu enden. Als er seinen Müll aufheben will, bemerkt er, dass seine Hose reißt. Zwar kein großer Riss, aber doch deutlich sichtbar. Er beschließt zu der Schneiderin im Supermarkt zu gehen, da er ja nicht nach Hause kann. Die Schneiderin jedoch hat keine Zeit, ihm die Hose sofort zu nähen und so kauft er sich Tixo, um den Riss zu überkleben. Danach geht er zurück zur Bank und hält wieder Wache. Er ist jetzt aber auf alle wütend, die er sehen kann - auf die Kellner des Cafés gegenüber, auf die Autofahrer mit ihren Abgasen - er möchte sie alle erschießen, aber er tut es nicht, da er ein Dulder und kein Täter ist, wie er sich eingesteht. Grimmig und innerlich gebrochen steht er da und verachtet sich selbst.
Er denkt viel über sich, über seine Vergangenheit und seinen Tod nach. Nach einer unruhigen Nacht beschließt er, wieder in seine Wohnung zurückzukehren. Je näher er seinem Zimmer kommt, desto unsicherer wird er sich. Er nimmt seinen ganzen Mut zusammen und steigt die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Oben angekommen sieht er, dass der Flur geputzt, das Fenster geschlossen und die Taube verschwunden ist.
Die Hauptperson
..in diesem Buch ist Jonathan Noel, wider erwarten des Titels.
(Teilwiederholung aus dem Text zu „Das Buch“)
Jonathan Noel ist ca. 50 Jahre alt und lebt seit mehr als 20 Jahren in Paris. Er stammt aus ärmlichen Verhältnissen, verliert seine Eltern während des Krieges und wächst bei einem alten Onkel und dessen Frau auf. Auf Wunsch seines Onkels heiratet Jonathan, wurde aber von seiner Frau nach kurzer Zeit verlassen. Um nicht das Gespött im Dorf hören zu müssen, zieht Jonathan nach Paris. Seit dieser Zeit hat Jonathan keinen guten Eindruck von den Menschen. Er findet alle böse und egoistisch. Er hat Angst wieder Menschen zu verlieren, die er gerne hat. Aus diesem Grund versucht er in Paris auch gar nicht neue Freunde zu finden. Er ist glücklich mit seinem einsamen Leben und seiner Arbeit in der Pariser Bank. Er hofft gar nicht mehr darauf, etwas anderes und neues zu erleben. Er ist zufrieden, mit dem was er hat. Er erlebt jeden Tag das gleiche und wartet eigentlich nur mehr auf den Tod. Denn er mag Ereignisse nicht, und er haßt geradezu jene, die das innere Gleichgewicht erschüttern und die äußere Lebensordnung durcheinanderbringen. Der Grund dafür dürfte sein, weil er sich in seiner Kindheit und Jugend immer nach einem geregelten und ereignislosen Leben sehnte.
Grundgedanke/Motiv/Funktion:
Grundgedanke dieses Werkes ist es, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass sie zusammenhalten müssen und sollen. Denn ohne ein Zusammenhalten können wir Menschen nicht leben. Die Isolation eines Menschen führt oft zu Depressionen. Dieses Buch zeigt, dass ein Mensch der lange Zeit alleine lebt, nichts mit seinem Leben anzufangen weiß und dass ihn die kleinsten Veränderungen oder Vorkommnisse so erschüttern, dass er völlig aus seinem Lebenskonzept gebracht wird und dass sein Leben dadurch auch zerstört werden kann. Wenn ein Mensch in völliger Einsamkeit lebt, hat er keinen Ansprechpartner, niemanden mit dem er seine Freuden aber auch Leiden und Sorgen teilen kann. Wenn Jonathan einen Freund, der ihm zuhört gehabt hätte, hätte ihn das Erscheinen der Taube wahrscheinlich viel weniger ausgemacht.
Problematik des Werkes ist, dass ein alter Mann vom Alltag eingeholt wird. Er hat nicht einmal mit Arbeitskollegen oder Nachbarn Kontakt. Er muss sich um niemanden sorgen und es gibt auch keinen Menschen um den er sich kümmern kann. Heutzutage gibt es ebenfalls Menschen, die sehr zurückgezogen leben. Einsamkeit ist ein großes Problem von dem heute vor allem alte Menschen betroffen sind. Das kann auch schwere Folgen mit sich tragen. Sie sind von anderen Menschen völlig abgekapselt und haben mit niemanden Kontakt. Man denkt über zu viele Dinge nach und das kann auch zu Depressionen führen. So beschreibt dieses Buch das Leben des Jonathan Noel. Er lebt viele Jahre alleine in seinem kleinen Zimmer. Er bekommt nie Besuch und fährt auch nie zu Freunden oder Verwandten. So geschieht es auch, dass nur durch das Erscheinen der Taube sein Leben durcheinander gebracht wird. Wenn er ein Problem hatte, wenn er einmal fröhlich war, konnte er mit niemanden reden. Jeder Mensch braucht eine Bezugsperson, der man seine Probleme oder auch Freuden anvertrauen kann. Wenn Jonathan ganz normalen Kontakt zur Außenwelt gehabt hätte, wäre die Taube für ihn keine Veränderung in seinem Leben gewesen.
Das Werk ist nicht in Akten und Aufzügen gegliedert, sondern wird fließend erzählt. Anfangs wird über Jonathans Kindheit berichtet. Dann wird der Vorfall mit der Taube und Jonathans Leben in den Tagen, wo er sich vor der Taube fürchtet. Den Schluss des Buches bildet die Rückkehr Jonathans in sein Zimmer.
Entstehungsgeschichte:
Süskind stellt sich in manchen seiner Werke teilweise selbst dar, wie eben in "Die Taube" oder in "Der Kontrabass" und bekennt sich folgendermaßen dazu:
"...als auch ich den größten Teil meines Lebens in immer kleiner werdenden Zimmern verbringe, die zu verlassen mir immer schwerer fällt. Ich hoffe aber, eines Tages ein Zimmer zu finden, das so klein ist und mich so eng umschließt, dass es sich beim Verlassen selbst mitnimmt."
Aufbau:
Süskind verwendet in diesem Buch hauptsächlich lange Sätze mit vielen Gliedsätzen. Das heißt, seine Sätze sind sehr verschachtelt und man muss beim Lesen manchmal sehr genau aufpassen um den Satz sinngemäß richtig zu verstehen. Süskinds Stil bleibt kühl, unaufgeregt, überschaubar und geregelt. Elegant umschreibt er die Unebenheiten und Widerstände der Realität
Fazit/Meinung/Kritik:
Meine Meinung über dieses Buch ist sehr positiv. Ich finde es leicht zu verstehen und stellt das Problem der Einsamkeit der Menschen sehr realistisch dar. Gut zum Ausdruck kommt in diesem Buch, dass besonders die Menschen in den Großstädten, hauptsächlich ältere Menschen, von der Einsamkeit eingeholt werden und so in völliger Isolation leben, da sie einfach niemanden haben. Es gibt sehr viele Menschen, die ein einsames, trostloses Leben führen oder führen müssen. Jüngere Menschen sind mit ihrem Beruf und ihrem eigenen Leben so beschäftigt, dass sie vergessen, sich mehr um ältere Menschen zu kümmern. Ältere dagegen haben auch das hektische Leben hinter sich und keine Aufgabe mehr, mit der sie sich beschäftigen können. Keiner wird es je schaffen, die Einsamkeit aus der Welt zu schaffen.
Ich würde jedem empfehlen dieses Buch zu lesen, weil es realistisch geschrieben ist und in unsere Zeit passt. Es zeigt genau das Problem, das es überall gibt:
die Einsamkeit.
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- Serena Heinrich (Autor), 2001, Süskind, Patrick - Die Taube, Buchbesprechung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105429