Gliederung
I. Einleitung
II. Identität (Dominik Eckardt)
1. Terminologie
2. Exkurs: Veränderungen während der Adoleszenz
Dimensionen der Veränderungen in der Jugendphase
3. Ansätze zur Identität
Erikson
Piaget
Habermas sowie Döbert & Nunner-Winkler Blasi
Zusammenfassung
4. Elemente des Identitätsbegriffs
„taking the role of the other“
analytische Zerlegung der Identität Selbst
Rolle
Kontext
5. Zusammenfassung
III. Individualisierung (Diana Düring)
1. Terminologie
2. Klassisches Verständnis der Individualisierung bei Marx und Tönnies
Marx
Tönnies
Übersicht weiterer Klassiker
3. Individualisierung bei Beck
Auslöser sekundärer Individualisierungsschübe
Becks Verständnis von Individualisierung
4. Zusammenfassung
IV. Die Bedrohung der Identität durch die Individualisierung (Düring/Eckardt)
1. Vorbemerkungen
2. Exemplarisierung der Bedrohung der Identität
soziale Mobilität und Identität
soziale Kälte und Identität
Sonnen- und Schattenseite der Individualisierung
IV. Resümee
VI. Bibliographie
I. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit wird sich mit dem Thema Identität resp. Identitätbildung und mit der Bedrohung der Identität durch die Individualisierung beschäftigen.
Im Rahmen dieser Arbeit wird verdeutlicht werden, was unter Identität verstanden und wie sie erworben wird, welche Aufgaben hierbei geleistet werden müssen und inwiefern die Identität durch den Prozess der Individualisierung bedroht wird.
Zur Vorgehensweise: Im ersten Kapitel wird Dominik Eckardt auf das Thema Identität und Identitätsbildung eingehen, im zweiten Kapitel wird sich Diana Düring mit dem Thema Individualisierung auseinander setzen. Im dritten Kapitel werden wir die Bedrohung der Identität erörtern, um hierauf folgend ein Resümee zu ziehen.
Zugunsten der besseren Lesbarkeit verzichten wir grundsätzlich auf eine geschlechterspezifische Ausdifferenzierung der Personen- und Berufsbezeichnungen, alle Bezeichnungen sind in der männlichen Form geschrieben und gelten im selben Sinn für die weibliche Form.
II. Identität und deren Erwerb
1. Terminologie
Der Begriff der „Identität“ hat sich umgangsprachlich gegenüber syn- onym verwendeten Begriffen wie Selbstkonzept und Selbstbild durchge- setzt. Aber Oerter wie auch Baacke weißen darauf hin, dass der Begriff in differenzierten Definitionen alles andere als eindeutig verwendet wird, wohingegen der Bedeutungskern im soziologischem wie psychologi- schem Sinne gleich sei:
„ Identität beinhaltet danach die Definition einer Person als ein malig und unverwechselbar durch die soziale Umgebung wie durch das Individuum selbst. “ 1
Baacke zitiert Erikson, der sagt „Je mehr man über diesen Gegenstand schreibt, desto mehr wird das Wort zu einem Ausdruck für etwas, das ebenso unergründlich als allgegenwärtig ist. Man kann ihn nur untersu- chen, indem man seine Unentbehrlichkeit in verschieden Zusammen- hängen feststellt.“. Baacke meint: „Ich glaube nicht, dass es gelingen wird, das mit ‚Identität’ Gemeinte in eine scharfe und abgegrenzte Defi- nition zu bringen. Dies ist wohl auch nicht sinnvoll. Die Nützlichkeit des Begriffs erweist sich gerade darin, dass er eine Vielfalt von Aspekten in sich zusammenfasst, deren Gemeinsames darin besteht, dass jemand ‚ich’ sagen kann.“2 Schlussendlich kommt Baacke zu der scheinbar simp- len Aussage:
„ Wer ‚ Identität ’ besitzt, ist unterscheidbar von anderen und weiß dies auch selbst “ .3
Auf die Entwicklungspsychologie bezogen legt Zimbardo eine globale Definition vor:
„ Identität bezieht sich auf das Bewusstsein, das eine Person von sich selbst hat. Man spricht auch vom Selbstbild, Selbstkonzept oder Selbstdefinition. Zum Identitätserleben gehören das Erle- ben der Integrität (Ganzheit) und der Kontinuität der eigenen Person. Häufig wird angenommen, dass das Jugendalter von der „ Entwicklungsaufgabe “ der Identitätsbildung bestimmt wird. “ 4
Birnmeyer bezieht sich auf Döbert/Habermas und Nunner-Winkler, die eine Annäherung an den Begriff der Identität vorlegen, welche ich für den Gegenstand dieser Hausarbeit als besonders nützlich erachte:
Identität sei „ die symbolische Struktur, die es einem Persönlich keitssystem erlaubt, im Wechsel der biographischen Zustände undüber die verschiedenen Positionen im sozialen Raum hin weg Kontinuität und Konsistenz zu sichern. “ Dadurch impliziert werden die „ Aktor-Welt-Bezüge “ , die „ Selbstthematisierungsfähigkeit “ und die „ Perzeption und das Handeln “ 5
Identität sei „ die symbolische Struktur, die es einem Persönlich keitssystem erlaubt, im Wechsel der biographischen Zustände undüber die verschiedenen Positionen im sozialen Raum hin weg Kontinuität und Konsistenz zu sichern. “ Dadurch impliziert werden die „ Aktor-Welt-Bezüge “ , die „ Selbstthematisierungsfähigkeit “ und die „ Perzeption und das Handeln “ 5
Aus der ersten, eben als Bedeutungskern der Identität ausgewiesenen, Definition wird deutlich, dass Identität mindestens zwei Komponenten hat
- zwei die einander bedingen, wie später noch dargelegt werden wird -, nämlich geht Identität daraus hervor, wie man sich selbst sieht (für wen man sich selbst hält) und wie andere einen sehen (für wen andere einen halten). Hierzu wurden die Begriffe „persönliche“ und „soziale Identität“ geprägt.
Nach Oerter bilde die persönliche Identität „den lebensgeschichtlichen Zusammenhang zwischen den Erfahrungen, die ein Mensch gemacht hat.“ Sie sei eine Art „roter Faden“, der sich durch den „Strom der Ereig- nisse“ (des Lebens) zieht und zugleich sei sie eine Art „Brennpunkt“, den sich ein Individuum als Selbst konstruiert.6 Die soziale Identität entstünde aus dem „Bild, das die anderen sich von einem selbst machen.“ Das Individuum sieht sich in diesem Sinne durch die Brille eines anderen Individuums selbst.7
2. Exkurs: Veränderungen während der Adoleszenz
Abgesehen von biologisch-somatogen bedingten Veränderungen des Körpers durch die einsetzende Pubertät (die ich hier außer Acht lassen werde), verändert sich mehr oder weniger synchron dazu die psychische Struktur des Individuums. Während die Pubertät den Zeitabschnitt der körperlichen Reife bezeichnet, bedeutet der Begriff der Adoleszenz den der psychischen Reife - den Zeitabschnitt zwischen Nicht-Mehr-Kind-Sein und Erwachsen-Sein, damit also das Jugendalter. Zu dieser Zeit findet eine Vielzahl von Veränderungen statt. Hier möchte ich mich auf die für den Erwerb der Identität relevanten beschränken.
Dimensionen der Veränderungen in der Jugendphase
A. Vom naiven zum reflektierten Verhältnis zu sich selbst und zur Welt (Ich- Welt-Bezüge).
Der Mensch setzt sich, wie Fend ausführt, in der Adoleszenz zum ersten Mal bewusst in ein Verhältnis zur Welt und zu sich selbst. Diese weltan- schauliche Position äußert sich in der Identität, in einem „neuen Verhält- nis zu Bezugspersonen, zum eigenen Körper und zur Sexualität, einer neuen Beziehung zu sich selbst, zu Leistung und Beruf sowie in einer neu- en Orientierung gegenüber Politik, Beruf, Natur, Religion und Kultur.“ Während das Kind sich und die Welt „lebt“, „erlebt“ der Jugendliche sich und die Welt. Der Jugendliche nimmt folglich eine Haltung ein, die ober- flächlich betrachtet einem „Sich-zurück-Ziehen“ gleicht. Gleichzeitig beginnt er aber auch, neue Formen der Selbstrepräsentation (Rollen) experimentell zu entwickeln und zu erproben, wobei das soziale Feed- back den Status einer Instanz erlangt, der die Selbstdefinition (Identität) immer neu korrigiert und aufbaut. In dieser Dimension eröffnen sich zwei Perspektiven, zum einen eine Innen-Perspektive (Wahres Selbst resp. I- deales Selbst) und zum anderen eine Aussen-Perspektive (Präsentiertes Selbst resp. Soziales Wunsch-Selbst). „Ichfindung und soziale Selbstdarstel- lung treten jetzt in einen intensiven Dialog“, wie Fend betont.8
B. Von der Fremdlenkung zur Selbstlenkung (soziale Beziehungen).
Diese Dimension beschreibt das „selbstregulatorische System“, das zunehmend in das Funktionsgefüge der Persönlichkeit eingebaut wird. Der Mensch muss hierbei das erste Mal seine eigene Entwicklung selbst in die Hand nehmen, sich systematisch „selbsterziehen“. Als wichtiger Aspekt gilt hierbei der Aufbau eines „Zielsystems“, ohne das eine weitere Entwicklung richtungslos bleiben würde, demzufolge also nicht in die Identität sondern in die Identitätsdiffusion treiben würde.9
C. Von der kindlichen Elternbindung zum Aufbau neuer Beziehungen zu Gleichaltrigen (Triebstruktur).
Während der Adoleszenz verändert sich das Verhältnis der Jugendlichen zu ihren Eltern grundlegend. Es kommt zum Aufbau alternativer Bin- dungsmuster: statt emotionale Nähe zu den Eltern zu suchen, werden neue Partner Projektionspunkt intimer bzw. libidinöser Gefühle. Die Zu- wendung durch die Eltern wird als zu eng empfunden, wobei von den Jugendlichen oft eine Abwehrhaltung gegenüber den Eltern einge- nommen wird.10
3. Ansätze zur Identität
Erikson
Bei Erikson ist die Jugendphase der Zeitabschnitt, in welchem die Identität und der Erwerb derselben eine entscheidende Rolle spielt. Zum Zeitpunkt der Adoleszenz ist die kognitive Entwicklung soweit vorrangeschritten, dass das Individuum sich selbst bestimmen kann. Es wird bemerken, das es verschiedene Eigenschaften und Interessen hat, die sich mit denen anderer decken, oder aber diesen entgegenstehen.
Es wird einen Druck verspüren sich mit sich selbst und mit seiner Zukunft auseinander zu setzen - sei es nun durch die Eltern die mehr Unabhän- gigkeit und mehr Verantwortlichkeit verlangen, durch Lehrer und Ausbil- der die berufliche Verantwortung und Erfolg verlangen, oder aber durch die Peer-Group die in der Adoleszenz eine Art Katalysator darstellt, der dem einzelnen zu einer Weiterentwicklung verhelfen kann. Obendrein macht die körperliche Reife (Pubertät) das Individuum auf seine eigene Geschlechtlichkeit aufmerksam.
Der Prozess der Identitätsbildung findet in einer Lebensphase statt, der mehrere Stufen der psychosexuellen Reife voranstehen. So folgt auf die egozentrische Perspektive des Kleinkindes eine Phase der interpersona- len Beziehungen, in denen sich das egozentrische Weltbild des Kleinkin- des langsam zu rollenförmig organisierten Reziprozitätsbeziehung entwi- ckelt (frühes Jugendalter). Im Jugendalter (junges Erwachsenenalter) kann sich nun eine Ich-Identität entwickeln, die komplementäre und reflexive interpersonelle Beziehungen erlaubt. Nach Birnmeyer entsteht eine „postkonventionelle Ich-Idenität“.11
Erikson entwarf dazu einen theoretischen Rahmen, in dem während der Adoleszenz die Spannung zwischen den Polen „Identität“ und „Identitätsdiffusion“ dominiert. 12
Gelingt die Identitätsbildung gehen alle in der Kindheit gesammelten positiven Ich-Werte in das Identitätsgefühl ein. Die Person versteht sich als Einheitlichkeit und als Kontinuität und zugleich als jemand, der auf ande- re angewiesen ist, so wie andere auf ihn angewiesen sind. Baacke sagt, die Jugendzeit sei die Summe der vorherigen Entwicklung, die „Quittung“ sei gleichsam die Identität. Die Identitätsdiffusion - also die Antithese zur Identität - trete ein, wenn die Vorbereitung auf die Identitätsbildung negativ verlaufen ist.13
Trotzdem Erikson das oben angerissene achtstufige Modell zu verdanken ist, das der Adoleszenz eine bedeutende Rolle beim Erwerb der Identität zuweist ohne die vorrangegangenen Phasen außer Acht zu lassen, dürfe man ihn nicht vitalistisch missverstehen, wie Baacke anmerkt.
Erikson bezieht sich in seinem Modell auf Individualisierung und Privatisie- rung, lässt aber zum Beispiel Aspekte der entfremdeten Arbeit und der Heteronomie der industriellen Produktion außen vor und reproduziert obendrein eine fast antiemanzipatorische Vorstellung von der Rolle der Frau (sie habe einen „inneren Raum“ die sie auszufüllen trachtet in der Angst sonst „leer“ zu bleiben und „auszutrocknen“).14 Überdies hat man wenig versucht, Eriksons Überlegungen in empirische Fragestellungen zu kleiden, exklusive Marcia, der Eriksons Ansätze für empirische Untersu- chungen nutzte und hierbei zu Resultaten kam, die Eriksons linear- phasenhafte Entwicklung widersprechen.15
Zusammenfassend lässt sich zu Eriksons Konzept sagen, das Identität hier Ausgangs- und Endpunkt der Überlegung ist. Am Anfang steht die „über- nommene“, am Ende die „erarbeitete“ Identität. Kernstück seiner Theorie ist die Erweiterung der Freudschen Triebdynamik um den Zusammenhang gesellschaftlicher Realitätsbedingungen der sozialen Umwelt. Soziale Lebensbedingungen, Traditionen, normative Grundüberzeugungen, eingespielte Interaktionsrituale und generalisierte Idealvorstellungen strukturieren in Eriksons Modell einen ganzheitlichen Kontext individueller Entwicklung des Ichs unter Berücksichtung der Alters- und Kulturspezifi- ka.16
Piaget
Piagets Konzept der Entwicklungsstufen und der Identität wirkt ungleich theoretischer und hypothetischer als Eriksons, weshalb ich hier aus Gründen der Relevanz nur kurz darauf eingehen möchte.
Piaget sieht als Entwicklungsaufgabe der Adoleszenz die Ausbildung von „konkret-operationalen Denken“ - wobei er sich auf vier Stufen beschränkt und im Vergleich zu Erikson diese Stufe bereits in präadoleszenten Altersstufen ansiedelt.
Piaget spricht von zwei fundamentalen reziproken Mechanismen: vom Gleichgewicht zwischen Assimilation (Veränderung der Informationen, um sie in ein vorhandenes Schema einzufügen) und Akkomodation (Veränderung des Schemata, um die Information adäquat einzufügen). Das Individuum habe die Aufgabe sich veränderten Umweltbedingun- gen durch die eben benannten Mechanismen anzugleichen bzw. anzu- passen. Es befindet sich also in einem Prozess der Adaption - durch Den- ken und Handeln wird das Individuum in die Welt möglicher Gegenstän- de, Personen und Beziehungen eingreifen (Subjekt-Umwelt-Prozess) und unter dem Aspekt der Interdependenz das Ganze und seine Teile in ihrer Relation aufeinander strukturieren. Diese Strukturierung findet durch Assi- milationsvorgänge (Qualität, Klasse, Quantität, Zahl) und Akkomodati- onsvorgänge (Gegenstand, Raum, Zeit, Kausalität) statt.17
Als Aufgabe des Individuums während der Adoleszenz versteht Piaget die Dezentrierung des Subjekt-Objekt-Verständnisses von egozentrischen Perspektiven (Kleinkindalter) zu allgemeineren, umfassenderen und for- maleren kognitiven Strukturen. Hat das Individuum diese Dezentrierung erreicht, ist es fähig mit Identität im Gleichgewicht bzw. ineinandergrei- fend mit Reversibilität (Umkehrung der Integration des Ganzen durch seine Teile und erneute Zusammensetzung), Transitivität (Kombination von zwei Handlungen zu einer einzigen und deren Zerlegung), Assoziativi- tät (Erreichung eines Zieles durch unterschiedliche Wege und Umwege) und Tautologie und Iteration (die Wiederholung der Operation führt zu demselben Ergebnis oder kombiniert sich kumulativ) zu operieren.18
Habermas sowie Döbert & Nunner-Winkler
Habermas sowie Döbert & Nunner-Winkler sehen die Identitätsentwick- lung im Zusammenhang mit der Entwicklung des moralischen Urteils. Hierbei gäbe es zwei Identitätsebenen, zum einen die Rollenidentität und zum anderen die Ich-Identität. Bei Ersteren ist eine relativ kritiklose Adap- tion von Berufs- und Familienrollen sowie konventionellen Moralvorstel- lungen festzustellen. Letztere ist gekennzeichnet durch freie Gewissens- entscheidungen, durch die Veränderbarkeit sozialer Regeln und durch das Denken in alternativen (sowie utopischen) Lebensformen auf einer post-konventionellen Ebene der Moral.
Als Rollenidentität wird hier eine Identität verstanden, die sich im wesent- lichen dadurch kennzeichnen lässt, dass das Individuum sukzessiv und bejahend die Normvorstellungen und Anforderungen des Erwachsenen- lebens übernimmt. Beim Aufbau einer Rollenidentität kommt es aber nicht zu der von Erikson beschriebenen Krise (inklusive des Moratoriums), sondern man geht davon aus, dass erlebte Krisen eher zu der oben be- schriebenen Ich-Identität führen, wobei durchaus auch die Gefahr des Misslingens der Identitätsbildung besteht (diffuse Identität).19
Blasi
Blasi beschäftigte sich mit den Ansätzen Eriksons, hier sei nur der von Blasi eingebrachte Begriff des „phänomenalen Selbst“ betrachtet. Neben den Inhalten des Selbst (Matrix von Merkmalen), beginnt der Heran- wachsende eine Vielfalt von Wissen über sich selbst zu sammeln, zu ord- nen, zu strukturieren und zu gewichten. Das Ich wird hier als „Organisati- onsinstanz“ verstanden und die Erarbeitung eines kohärenten Zusam- menhangs des Wissens über sich selbst wird als Entwicklungsaufgabe verstanden. Dieser Zusammenhang sei nun nach Blasi das „phänomenale Selbst“.20
Zusammenfassend strebt das Individuum nach Blasi strategisch nach einer Neuordnung der subjektiven Erfahrungen und Inhalte. Durch Ab- wägung dieser Erfahrungen und Inhalte, und durch Prüfung darauf, ob sie für die eigene Person zentral oder peripher, wahr, real und genuin oder fremd, künstlich und unaufrichtig sind, entsteht das „kohärente Selbst“ - der Kern der Persönlichkeit, dem sich das Individuum geradezu verpflichtet fühlt. Analog dazu äußert sich die Antithese im Fehlen des „inneren Zentrums“, gewissermaßen im Gefühl der Unzuverlässigkeit und Zerrissenheit.21
Zusammenfassung
Baacke betont das auch wenn theoretische und methodische Differen- zen zwischen den einzelnen Autoren bestehen, die grundlegenden Auf- fassungen und Interpretationen der menschlichen Entwicklung durchaus konvergieren. Diese Konvergenz macht er an folgenden Punkten deut- lich22:
1. In allen Konzepten geht es um eine Abfolge - ob nun in „Stufen“ oder „Phasen“ gedacht - die immer implizieren, dass man keine der Stufen überspringen kann bzw. eine Stufe auf der anderen aufbaut.
2. Probleme und Aufgaben des Jugendalters (der Adoleszenz) sind nicht isoliert zu verstehen, sondern beziehen sich auf einen umfassenden Lebenszyklus.
3. Das zentrale Moment der Adoleszenz ist die Identität bzw. deren Er- werb oder Aufbau. Ob nun im Verständnis Eriksons als Stärkung des Ichs gegenüber Es und Über-Ich oder Piagets, im Sinne des Gleichge- wichts zwischen Assimilation und Akkommodation.
4. In allen Ansätzen wird ein dynamischer Zusammenhang zwischen Um- welt und Person deutlich.
5. Alle Auffassungen der menschlichen Entwicklung gehen nicht nur vom beobachtbaren Verhalten, sondern auch von einer Tiefenstruktur menschlicher Kompetenz aus. Der Mensch besitzt, wie Baacke sagt, ein kognitives, emotionales, moralisches Potential - die Fähigkeit Iden- tität zu erlangen.
6. Entwicklung kann nicht nur als zeitliches Phänomen (Entwicklungs- Alter) verstanden werden, sondern auch als räumliches Phänomen im Sinne von Erfahrungen und Handlungsoptionen (Entwicklungs-Raum).
4. Elemente des Identitätsbegriffs
Identität ist, wie Baacke vorlegt, nicht eine psychische Leistung eines einzelnen Individuums, sondern ein Produkt der Sozialität des Individuums. Dieser Ansatz widerspricht bei einer engen Interpretation Eriksons Sche- ma - jedoch sind sich die meisten der hier im Rahmen dieser Arbeit zitier- ten Autoren darin einig, das Identität folgendes beinhaltet: „ich sehe andere als anders, und damit mich selbst als den, der ich bin.“23
taking the role of the other
Mead betont in seiner Theorie sozialen Handelns den Aspekt der Soziali- tät in besonderer Weise. Sein Interesse galt unter anderem dem Zusam- menhang zwischen Mensch und Sprache. Die sprachliche Äußerung eines Menschens wird von anderen Menschen verstanden - Sprache schafft also aufgrund der gemeinsamen Bedeutung gemeinsame Wel- ten. Als Sprecher nehme ich das, was ich selbst sage, auch akustisch wahr. Ich bin damit - nach Mead - in der Lage, zugleich Sprecher als auch Hörer zu sein - kann also die Position eines anderen einnehmen. Diese Fähigkeit nennt Mead „taking the role of the other“ - was verdich- tet gesagt meint, dass ich fähig bin mich in die Position resp. Rolle meines Interaktionspartners hineinzuversetzen.
Da Sprache intersubjektiv ist, sind wir - nach Mead - in der Lage, alle Mitglieder einer Gruppe zu einem „generalisierten anderen“ zusammen- zufassen, und damit deren Perspektive besetzen zu können. Mead spricht gleichsam von zwei Instanzen, dem spontan handelnden, den- kenden und nicht außerhalb des Individuums objektivierbaren „I“-Faktor und von dem, was dem Individuum bewusst als Resultat der über role- taking mit anderen vermittelte Reflexionen selbst erscheint, dem „Me“- Faktor.24
Das „Me“ stellt das soziale Selbst dar und vermittelt ein Identitätsbewusst- sein, das sich dadurch kennzeichnen lässt, dass es normiert, konventio- nell, kontrolliert und sozialkommunikativ ist. Das „I“ wird als privatimes Ich verstanden und vermittelt ein Ich-Gefühl das von Einmaligkeit, Sponta- neität, Unbestimmtheit und Individualismus geprägt ist. Das „I“ forciert intuitive Handlungen, das „Me“ reflektierte.
Durch die Korrespondenz zwischen „I“, „Me“ und „alter ego resp. generalisierte andere“ entwickelt sich die Einzigartigkeit der Identität.25
analytische Zerlegung der Identität
A. Identität als Beziehungsleistung:
Durch die Interaktion des Individuums mit anderen Individuen erfährt es, wer es im Ensemble der anderen ist. Es war Meads Grundgedanke, Iden- tität nicht als isolierte subjektive Leistung sondern als Konsequenz von sozialen Beziehungen und Interaktionen zu verstehen. Unter diesem Ver- ständnis kann man davon ausgehen, dass Jugendliche Beziehungsreich- tum brauchen, vor allem innerhalb der Peer-Group, wo das role-taking am ehesten zu dem Gefühl führt, sich selbst durch andere Personen zu erleben.26
B. Identität als Relativierungsleistung:
„Wenn ich mich als anders, andere als anders sehe und ich selbst als den, der ich bin, erfahre, dann bin ich gezwungen, mich immer in Relati- on zu anderen zu sehen und mich dadurch auch selbst zu relativieren.“27
C.Identität verweist auf Kontinuität:
Die während der Jugendphase auftretenden physi- schen/psychischen/sozialen Veränderungen werden dadurch kompen- siert und rückgebunden, dass ich eine Zusammengehörigkeit mit dem empfinde, was ich im Augenblick bin und dem was ich möglicherweise sein kann.28
D. interne Differenzierung:
Was ich über mich selbst denke („I“) und das Bild das andere von mir haben („Me“) muss zusammengebracht werden. Mit anderen Worten muss das Selbstbild und das Fremdbild stimmig zusammengebracht werden, das Resultat ist das Selbst („self“).29
Selbst
Das Selbst entwickelt sich später als das Ich oder die Individualität. So besitzen Neugeborene kein Selbstbewusstsein und grenzen sich nicht von ihrer Umgebung ab. Kleinkinder im Alter von fünf bis sechs Monaten be- trachten ihre Finger wie fremde Gegestände, im neunten Monat erken- nen sie zwar ihre Eltern, nicht aber sich selbst im Spiegel. Mit etwa 15 Monaten beginnt ein Kleinkind „ich“ zu sagen, legt aber keinen Wert auf die Stabilität seiner Identität. Im Gegensatz zur der Rolle, die es in der Adoleszenz übernimmt, spielt es nicht nur eine Rolle, sondern ist die Rolle an sich. So spielt es nicht nur Kaufmann, sondern versteht sich selbst in diesem Augenblick als Kaufmann („ist“ Kaufmann). Erst im Jugendalter entwickelt sich das Selbst und stellt fortan einen Pfeiler der Identitäts- Entwicklung dar.
James spricht vom materiellen Selbst (Körper, Kleidung, Besitz), vom sozialen Selbst (Anerkennung) und vom geistigen Selbst (psychische Funktionen und Fähigkeiten). Das Selbst ist keine subjektiv autonome Struktur, sondern definiert sich über das Außen - über die Umweltchancen. Das Selbst bedarf die Replik der Umwelt, z.b. im Sinne von Anerkennung und Aufbau materieller, geistiger und sozialer Ressourcen.30
McCandless unterscheidetet drei Aspekte des Selbst-Konzeptes - wie das Selbst synonym bezeichnet wird31:
A. Struktur des Selbst-Konzeptes: enthält Alternativen wie rigide vs. flexi- bel, kongruent vs. widersprüchlich, einfach vs. komplex oder eng vs. weit.
B. Funktionen des Selbst-Konzeptes: Selbsteinschätzung, Vorwegnahme von Erfolg oder Misserfolg, Erreichen sozialer und individueller Kompe- tenzen und den Grad der Selbstbestimmung bzw. Bereitschaft sich von Außen leiten zu lassen.
C.Qualität des Selbst-Konzeptes: hohe oder geringe Selbst-Einschätzung (self-esteem) bzw. Selbstannahme oder Selbstverweigerung.
Rolle
Die Rolle akzentuiert die Bedeutung der sozialen Interaktion für die Identi- täts-Bildung wie Baacke sagt.32 Bezüglich der Rolle gilt wie für das Selbst, dass Kleinkinder zuerst kein Rollenverhalten an den Tag legen, sondern spontan auf ihre Umwelt reagieren und den Spielcharakter oder Rollen- charakter nicht als solchen wahrnehmen, sondern die Rolle mit sich selbst voll und ganz füllen - also keine theoretische Abgrenzung zwischen Rolle und Selbst vornehmen. Im Regelfall wird Rollenverhalten also internali- siert.
Der Nutzen von Rollen zeichnet sich im besonderen dadurch aus, dass sie Interaktions-Codes darstellen, die die Kommunikation von Jugendlichen sichern. Zudem eignet sich die Rolle dafür Alltagsrituale noch zu variieren. Die Rolle erlaubt die Identität den geltenden Erfordernissen frei anzupas- sen - verfestigt sich die Rolle, wird die Varianz der Verhaltensformen ge- ringer. Die Rolle schafft Erwartungssicherheit und Verlässlichkeit.
Die Rolle steht im direkten Zusammenhang mit dem, was andere Erwar- ten, währenddessen die Identität durch eine Aufgabe, Berufung oder ein Werk bestimmt wird. Weshalb die Rolle theoretisch gegen die Identität steht. Baacke beruft sich diesbezüglich auf Goodman und sagt: „Die ‚Verwaltete Welt’ brauche solche Rollenspieler, die ‚ohne wirkliche Befä- higung und Ausbildung für irgendeine Tätigkeit und ohne sich für irgend- ein Ziel einzusetzen, die Erwartungen, die die Leute ‚haben’, zu erfüllen wissen und ‚typische Proben’ dafür liefern, dass sie ‚den verlangten Job ausführen’ können.“33
Kontext
Identität entwickelt sich in historischen Situationen und gesellschaftlichen Lagen, die sie einfärben. Damit stellt der Kontext den „konkreten Bestimmungsmoment“ der Identität dar - also das „Bedingungsgefüge, das Eigenart, Wahl und Ausagieren der Rolle bestimmt“.34
5. Zusammenfassung
Die Identität und der Erweb derselben stellt eine komplexe Angelegen- heit dar, neben zahlreichen Ansätzen, die zwar grundlegende Gemein- samkeiten haben, kann nur ein strukturelles Verständnis über die Identität erlangt werden. Baacke hofft ob des komplexen Stoffes und den zahlrei- chen Auseinandersetzungen durch psychologisch, psychodynamisch und soziologisch orientierte Autoren auf die „Intuition des Lesers“.35
Um das erste Kapitel hier zu beenden, will ich eine kleine Zusammenfas- sung des Obigen liefern: Identität lässt sich verstehen als die Perspektive, wie sich ein Mensch sowohl als jemand sieht, der sich von anderen durch die Matrix seiner Merkmale unterscheidet und gleichwohl sich als jemand sieht, der bestimmten Gruppen zugehört, mit dieser bestimmte Eigen- schaften und Merkmale teilt. Identität ist in diesem Verständnis ein Span- nungsausgleich zwischen Abgrenzung von anderen als Individuum und Hingabe an andere durch die Parallelität zu anderen, der im Selbstkon- zept verwurzelten Eigenschaften.
Identität ist immer ein Kompromiss mit den gesellschaftlichen Lebens- möglichkeiten, niemals ein Produkt reiner Vitalität oder Natur.36 Sie ent- steht, und hier verdient sich wieder Eriksons Modell, in einem Moratorium, in dem experimentell-explorativ Verhaltensweisen ausprobiert werden können und Konsequenzen von Erfahrungen gesammelt werden können. Das Selbst (die Identität) entwickelt sich im übertragenen Sinne durch die Rolle und die Fluktuation der Rollen im (gesellschaftlichen) Kontext.
Schlussendlich kann man sagen, dass Identität dadurch erworben wird, dass sich das Individuum seiner Individualität bewusst wird und mit dieser einen adäquaten Umgang findet, zugleich aber in dieser Individualität auch eine Konvergenz mit den anderen Individuen feststellt. Identität ist das Produkt der Selbst- und Fremdwahrnehmung.
III. Individualisierung
1. Terminologie
Zur Begriffsklärung möchte ich Vorbemerken, dass ich in der von mir ge- sichteten Literatur keine einheitliche Bestimmung des Begriffs Individuali- sierung fand, stattdessen aber eine Vielzahl von Ansätzen und Konzep- ten. Schlussfolgernd ist anzumerken, dass der Begriff Individualisierung vielseitig und kontrovers verwendet wird, Heitmeyer/Olk meinen diesbe- züglich, der Begriff habe eine hohe „Anschlussfähigkeit“, womit darauf hingewiesen wird, das viele soziale Prozesse mit seiner Hilfe gebündelt werden können.37
Individualisierung als Theorem war bereits in der klassischen Soziologie ein Thema von enormer Bedeutung. Als Grundthese der soziologischen Klassik legt Heitmeyer/Olk vor, dass die Gesellschaft im Laufe ihrer historischen Entwicklung komplexer wird, und dass dies in zunehmender Differenzierung seinen Ausdruck findet.
Mit Beginn der Neuzeit löste sich die ökonomische Produktion aus dem familialen Zusammenleben heraus, politische Steuerung und ökonomi- sche Kapitalbildung wurde getrennt und das Erziehungssystem wurde aus den religiösen Legitimationszusammenhängen befreit. Die gesell- schaftlichen Teilsysteme differenzieren sich also aus und zugleich kommt es auch zur Steigerung der Rollendifferenzierung. Identität wird nicht mehr qua Geburtsstand, sondern durch biographische Kombination von Rollen selbsttätig erworben und weiterentwickelt.38 Als Folge dessen wer- den die Individuen vor neue Anforderungen gestellt, mit anderen Wor- ten: in der modernen Gesellschaft wird Individualität ein durch die Ge- sellschaft gestellter Anspruch an die Individuen.
Begreift man Individualisierung als Prozess, der die Veränderung des Ver- hältnisses vom Individuum zur Gesellschaft inkludiert, lassen sich ver- schiedene analytische Schwerpunkt der Autoren unterscheiden. Im fol- genden richtet sich meine Aufmerksamkeit auf die klassischen Theorien Marx’ und Tonnies’.
2. Klassisches Verständnis der Individualisierung bei Marx und Tönnies
Marx
Die analytische Betrachtung von Individualisierung bei Marx, bezieht sich insbesondere auf das Individuum, das er durch Arbeit an die Gesellschaft gebunden versteht. Marx begreift die Individuen als tätige Subjekte, die dennoch klassenspezifischen Lebensbedingungen unterliegen, durch welche ihre Möglichkeiten der Selbstbestimmung spezifisch begrenzt sind. Die Veränderungen des Verhältnisses von Individuum und Gesell- schaft thematisiert Marx in seinem Frühwerk unter dem Oberbegriff Ent- fremdung, in seinem Spätwerk unter Teilung der Arbeit.39
Entfremdung in der marxistischen Theorie ist der Ausdruck einer bestimm- ten historischen Situation, die sich durch kapitalistische Produktion, Klas- senspaltung und Lohnarbeit kennzeichnen lässt. Mit der Entfremdung der Arbeit meint Marx, dass der Arbeiter im Produktionsprozess kaum noch eine Möglichkeit zur Identifikation mit dem Produkt findet, da er nicht am Entstehen des Produkts von Anfang bis Ende beteiligt ist, sondern viel- mehr nur ein Fragment beisteuert. Theoretisch weitergedacht, kann man sagen, dass der Arbeiter nicht einmal weiß was er schafft, da keine Ver- bindung zum Objekt, an dessen Produktion er beteiligt ist, besteht.
Die Entfremdung der Arbeit im kapitalistischen Produktionsprozess hat zur Folge, dass das Arbeitsprodukt für den Arbeiter eben zu etwas Fremdem wird - der Arbeiter produziert eine Ware für einen anonymen Markt. Da- durch das keine Verbindung bzw. Identifikation mit dem Produkt möglich ist, entfremdet sich der Arbeiter auch von seiner Tätigkeit, die ihm sinn- entleert erscheint. Dies führt in der Schlussfolgerung zu einer Entfremdung des Arbeiters von sich selbst. „Je mehr der Arbeiter sich ausarbeitet, um so mächtiger wird die fremde, gegenständliche Welt, die er sich gegen- über schafft, um so ärmer wird er selbst, seine innere Welt, um so weniger gehört ihm zu eigen.“40
Nach Marx verliert das Individuum somit in der kapitalistischen Gesellschaft an Individualität oder Persönlichkeit, da es sich weder in seiner Tätigkeit noch in seinem Produkt wiedererkennen kann.
Die Entfremdung von sich selbst zieht die Entfremdung von anderen Menschen nach sich. Nach Marx finden Beziehungen zu anderen Men- schen vorwiegend oder sogar ausschließlich im sogenannten „öffentli- chem Bereich“ (wirtschaftlicher Bereich) statt, wobei diese Beziehungen zur Befriedigung eigener Ziele instrumentalisiert werden. Nicht das indivi- duelle affektive Gegenüber ist in dieser Beziehung von Bedeutung, son- dern das Gegenüber wird als anonymes und universelles Mitglied einer bestimmten Klasse betrachtet und sachlich (aus)genutzt. Mit anderen Worten: „Menschliche Verhältnisse werden von sachlichen Geldverhält- nissen ersetzt.“41
In der Konsequenz beinhalten dieser Entfremdungsprozess die Rekon- struktion des Menschen zum abstrakten „Scheinwesen“. Marx - wie auch Engels - versteht die Individualisierung als Prozess der den Menschen von sich und seiner Umwelt isoliert - er verliert an Individualität, Selbstständig- keit und Freiheit. Für Marx, Engels und Tonnies - der im folgenden näher betrachtet wird - ist dies die zentrale Eigenschaft der kapitalistischen Gesellschaft.42
Tönnies
In den Werken von Tönnies wird die Frage nach dem Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft und dessen Veränderung ganz explizit the- matisiert. In seiner Veröffentlichung „Gemeinschaft und Gesellschaft“ analysiert Tönnies die Entwicklungen von der ständisch-feudalen, agrari- schen Gesellschaft zur modernen Industriegesellschaft, welche ihrerseits Trends der Anonymisierung und der Sonderstellung des Einzelnen auf- weist.
Tönnies konzentriert sich auf den „Individualismus“, der eine bestimmte Art und Weise zu denken und zu handeln meint, bei der das Individuum sich mehr oder weniger egoistisch ins Zentrum setzt.43
Dies hat zur Konsequenz, dass das Individuum eigene Wünsche, Interessen, Bedürfnisse und Ziele verfolgt - es begreift sich als wertvoll. Aus diesem Grunde streben die Individuen danach, sich von alten Bindungen zu lösen, sie wollen frei und selbstständig agieren.
Bei Tönnies bedeutet Individualisierung demnach zum einen eine zu- nehmende Differenzierung der Individuen aus ursprünglichen gleichen Sozialgebilden. Zum anderen entstehen neue Arten der Verbindung von ursprünglich isolierten Individuen. Diese Beziehungsformen begünstigen neue soziale Gebilde, wie z.B. Zweckverbindungen (Aktiengesellschaf- ten, Organisationen). Die sozialen Beziehungen werden gesteuert durch Berechnung und Nutzeneffizienz. Individualisierung bei Tönnies bedeutet aber nicht den Verlust an sozialer Einbettung, eher einen Verlust an ge- meinschaftlicher Verbundenheit.44
Übersicht weitere Klassiker
Die sozialen Beziehungen haben für die soziologische Betrachtung der Individualisierung eine eminente Bedeutung, da sich mit der Veränderung der Beziehungen auch die Art des Eingebundenseins in die Gesellschaft verändert. Kippele legt ein Schema vor, welches die verschiedenen Aspekte der Veränderung sozialer Beziehungen auf sieben klassische Autoren aufgeteilt, darstellt45:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Individualisierung bei Beck
Auslöser sekundärer Individualisierungsschübe
Beck brachte den Begriff der „sekundären Individualisierungsschüben“ in die soziologische Diskussion ein. Hierbei beruft er sich auf die Klassiker und deren Verständnis der Individualisierung als prinzipielle Freisetzung der Gesellschaftsmitglieder aus vormodernen Bindungen und Zwängen, ver- längert und modifiziert diese Theorie aber, wie im folgenden erörtert wird. Die „sekundäre Individualisierung“ siedelt Beck ab den 50er Jahren an.46
Beck sieht drei sozialstrukturelle Entwicklungsprozesse als Antrieb der sogenannten sekundären Individualisierung47:
1. Steigerung des materiellen Lebensstandards einhergehend mit einer Pluralisierung von Lebensstilen:
Nach Beck eröffnet sich den Arbeitern durch die Steigerung des Loh- niveaus der Zugang zum Massenkonsum (daher seine Ansiedelung in den 50er Jahren: Nachkriegsprosperität). Nach Heitmeyer/Olk eröff- nen sich mit dem Zugang zum Massenkonsum zeitgleich neue Bewe- gungsspielräume und Chancen der Individualisierung von Konsum- und Lebensstilen. Unterstützend wirken dabei folgende Faktoren: An- stieg der erwerbsarbeitfreien Zeit durch wachsende Lebenserwartung sowie sinkende Arbeitszeiten.
Die Folgen dieser Entwicklung sind das Erwachsen von mehr Wahlmöglichkeiten für die Individuen. Wahlmöglichkeiten im Sinne von Freizeit, Konsum, persönlicher Lebensführung und Wohnverhältnissen. Ambivalent betrachtet kommt dieses zugleich einer Befreiung, aber auch einer Herauslösung aus klassenkulturellen Milieus gleich.
2. Steigerung der sozialen und geographischen Mobilität:
Auslöser der Mobilitätssteigerung sind ökonomische Modernisierung und wohlfahrtsstaatliche Expansion. In der Konsequenz kommt es zu Veränderungen in der Berufsstruktur, einer Ausweitung des Dienstleistungssektors sowie zur Umstrukturierung der Sozialräume.
Die soziale Mobilitätssteigerung führte zu einer wachsenden Partizipa- tion der Frauen am Arbeitsmarkt, also zu einem ausdifferenzierten Rol- lenverhältnis, was nicht zuletzt die Individualisierungsschübe in die Fa- milie hineinträgt. Auswirkungen auf die Beziehungsstruktur zwischen Mann und Frau werden deutlich, die Chancen auf gleichberechtigte Beziehungsmuster steigen, es kommt zur Aufweichung hierarchischer Formen der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung. Dies inkludiert wie- derum Aushandlungsprozesse, in denen traditionelle Beziehungsvorbil- der in Frage gestellt werden müssen und in welchem zwischen einer Vielzahl an Lösungen und Möglichkeiten entschieden werden muss.
Als Folgen für die Individuen ergibt sich die Herauslösung aus traditionellen Lebenswelten und Lebenszusammenhängen, die Entmischung von klassen- und schichtspezifisch getrennten sozialen Kreisen wie auch die Umstrukturierung resp. Veränderungen eingefahrener Lebenswege und biographischer Planungen.
3. Bildungsexpansion
Unter Bildungsexpansion versteht Beck den erhöhten Bildungszugang der Individuen, sowie die längere Verweildauer der Individuen im Bil- dungssystem. Dadurch werden Selbstfindungs- und Reflexionsprozesse begünstigt, währenddessen traditionelle Orientierungen und Lebenssti- le in Frage gestellt werden. Die eigene Biographie bleibt keine unver- änderliche - durch klassen- und milieuspezifische Zugehörigkeit ge- prägte - Größe, sondern das Resultat eigener Leistungsbeiträge.
Becks Verständnis von Individualisierung
Individualisierung prägt das Leben der Individuen in einer hochdifferen- zierten Gesellschaft. Es entsteht der Zwang und die Möglichkeit, ein ei- genes Leben zu führen, wobei die Begriffe „Zwang und Möglichkeit“ den Ambivalenzcharakter der Individualisierung verdeutlichen. Beck vertritt die Auffassung, dass das Individuum aus traditionellen Bindungen und Versorgungsbezügen herausgelöst wird. Damit also gezwungen wird ein eigenes Leben zu führen, aber unter Bedingungen welche es nicht kon- trollieren kann.
Beck spricht von „modernen Vorgaben, die die Selbstorganisation des Lebenslaufes und die Selbstthematisierung der Biographie erzwingen“.48 Moderne Vorgaben werden durch die Bürokratie und Institutionen krei- ert; beispielsweise durch sozialpolitische Versorgungssysteme und den Arbeitsmarkt.
In traditionellen Gesellschaften, in die man hineingeboren wurde, be- stimmte der Geburtsstand die Identität. Im Gegensatz dazu wird das Individuum in der modernen Gesellschaft vor die Anforderung gestellt, bestimmte Vorgaben zu erfüllen. Nach Beck bleibt dies keine einmalige Aufgabe, sondern eine tägliche Forderung, wobei unter anderem Fähig- keiten wie Aktivität, Kreativität, Flexibilität und Durchsetzungsvermögen gefragt sind. „Die Einzelnen werden zu Akteuren, Konstrukteuren, Jong- leuren, Inszenatoren ihrer Biographie, ihrer Identität, aber auch ihrer sozialer Bindungen und Netzwerke.“49
Durch den Prozess der Individualisierung werden Normalbiographien transformiert. An ihre Stelle treten nun „Wahlbiographien“ (Beck), „Bas- telbiographien“ (Hintze), „Risikobiographien“ (Beck), „Bruch- oder Zu- sammenbruchsbiographien“ (Beck). Alles wird entscheidbar: Leben, Tod, Geschlecht, Körperlichkeit, Identität, Religion, Ehe, Elternschaft, soziale Bindungen.50
Die Biographie wird erst durch das aktive Handeln des Individuums zur eigenen, individuellen Biographie. Um diese aktiv zu produzieren ist das Individuum jedoch immer an die institutionellen Vorgaben gebunden, es agiert also nicht völlig frei sondern unterliegt verschiedenen Instanzen. Wie die Begriffe „Risikobiographie“ und „Bruchbiographie“ implizieren, kann die Herstellung der eigenen Biographie für das Individuum nur mit Erfahrungen des Scheiterns verbunden sein.
Die Pluralisierung von Lebensentwürfen und Lebenslagen hat zur Konsequenz, dass sich der Einzelne als Zentrum der eigenen Lebensplanung und Lebensführung begreifen muss.
Zusammenfassung Becks Verständnisses
Individualisierung betrachte Beck dreidimensional: So sieht er als erste Dimension die Freisetzung bzw. die Herauslösung des Individuums aus historisch vorgegebenen Sozialformen und Bindungen in neue Formen. Die zweite Dimension beschreibt die „Entzauberung“, also den Verlust von traditionellen Sicherheiten bezogen auf Handlungswissen, Glauben und leitende Normen. In der dritten Dimension sieht er die Reintegration des Individuums in neue Formen der sozialen Kontrolle und Einbindung.
Mit dem Begriffe „der Individualisierung ist ein Ensemble gesellschaftlicher Entwicklungen und Erfahrungen gemeint, das vor allem durch zwei Bedeutungen gekennzeichnet ist (...)“, zum einen die Auflösung vorgegebener sozialer Lebensformen, zum anderen die Einbindung in neue institutionale Anforderungen, Kontrollen und Zwänge. 51
Mit den Worten Beck/Beck-Gernsheim: „Individualisierung, so gesehen, ist ein gesellschaftliche Dynamik, die nicht auf einer freien Entscheidung der Individuen beruht. Um es mit Jean-Paul Sartre zu sagen: Die Menschen sind zur Individualisierung verdammt. (...) Zu den entscheidenden Merk- malen von Individualisierungsprozessen gehört derart, dass sie eine aktive Eigenleistung der Individuen nicht nur erlauben, sondern fordern. (...) Was sich im Zuge dieser Entwicklung letztlich ankündigt, ist das Ende der fes- ten, vorgegebenen Menschenbilder. Der Mensch wird (im radikalisierten Sinne Sartres) zur Wahl seiner Möglichkeiten, zum homo optionis.“52
4. Zusammenfassung
Die folgende Übersicht53 soll das Verständnis der klassischen Autoren zueinander gegenüberstellen, womit auf eine breite Zusammenfassung verzichten werden soll.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
IV. Die Bedrohung der Identität durch die Individualisierung
1. Vorbemerkungen
Autoren wie Baacke, Heitmeyer/Olk, Ferchhoff und Fuchs gehen darin konform, dass die Individualisierung einen beachtlichen Einfluss auf die Jugendphase hat, da sich die gesellschaftliche Funktion, sozialstrukturelle Ausprägung und die lebensbiographische Bedeutung dieser Phase grundlegend verändert hat. Es kommt zu individuell verlaufenden Über- gangsprozessen und zu veränderten Abfolgen der Bewältigung von Ent- wicklungsaufgaben - die Jugendphase wird „Destandardisiert“. Beck sieht als Grund hierfür die Dynamik gesellschaftlicher Individualisierungs- prozesse und der Enttraditionalisierung von Lebensformen. 54
Sozialstrukturell wird eine Vielzahl von Optionen und Handlungsmöglich- keiten induziert, die sich von der Entscheidung über verschiedene Schul- laufbahnen bis zur Nutzung verschiedener Medien und Konsumgüter erstreckt.55 Die Individualisierung führt in die Ambivalenz, die zum einen Vorteile hat, zum anderen aber auch Gefahren birgt. Dies wollen wir im folgenden Abschnitt anhand einiger Schlagwörter der Individualisie- rungstheorie näher beleuchten.
2. Exemplarisierung der Bedrohung der Identität
soziale Mobilität und Identität
Im Kapitel drei wurde die zunehmende soziale Mobilität als ein Hauptkriterium der Individualisierung beschrieben, hier nun soll Hauptaugenmerk auf dem Einfluss dieser Mobilität auf die Identität liegen.
Berger verweißt zum Beispiel auf „die erstaunliche Transformation von Selbstbild und Identitätsgefühl, die die Folge einer simplen Wohnverän- derung sein kann“, und sagt zur sozialen Mobilität, dass das Hinüber- wechseln von einer Gesellschaftsschicht zur anderen Konsequenzen für die Umdeutung des eigenen Lebens, für die Interpretation vorgängiger Beziehungen und für die Selbstauffassung hat.56
Luckmann und Berger haben die Frage untersucht, welche Wirkung die Klassenstruktur und besonders die soziale Mobilität auf die Identitätserfahrung des Individuums haben. Hierbei kamen sie zu dem ersten Ergebnis, das die moderne Industriegesellschaft einem „Prozess der Verbürgerlichung“ unterliegt, welcher vor allem durch:
a) Ent-Radikalisierung der Arbeiterschaft,
b) Ausbreitung eines vagen egalitären Ethos in allen Schichten,
c) Demokratisierung der Bildungschancen und schließlich
d) auch der vom Erziehungssystem vermittelten Inhalte und Verbrei- tung des Konsumverhaltens der Mittelklasse gekennzeichnet ist. Die Offenheit von Klassenstrukturen die hierbei impli- ziert wird, trägt zu einer Statusunsicherheit bei, die wiederum - da das Statusbewusstsein in der modernen Gesellschaft wie ehedem von Be- deutung ist - zu einem hohen Maß an Statusangst führt. Für Luckmann und Berger ist dies für die kritische Verfasstheit der Identität höchst be- deutsam: Status-Unsicherheit resp. Status-Inkonsistenz wirke sich auf die Konsistenz und Stabilität der persönlichen Identität ungünstig aus.57
Wie im zweiten Kapitel mehrfach erwähnt bezieht sich Identität keines- wegs nur auf ein vitalistisches Selbstgefühl sondern auch auf einen Kon- text (Erikson/Baacke). Mit anderen Worten, entwickelt sich Identität durch die Rolle und die explorative Fluktuation dersselben im gesell- schaftlichen Kontext. Der Bezug des Individuums beim Identitätserwerb auf die Gesellschaft und soziale Milieus ist damit unbestritten.
Mit der zunehmenden sozialen Mobilität ergeben sich aber Milieuverän- derungen, wie Luckmann und Berger sagen, die ihrerseits eine Ab- schwächung und zuweilen auch den Bruch der Beziehungen, die die Individuen in ihren primären Sozialisationsgruppen (Familie/Peer-Group) verbinden. Die in der Kindheit und Jugend internalisierten Werte und Normen - die für den Identitätserwerb eine gewichtige Rolle spielen - stehen nach dem Wechsel des sozialen Milieus nicht mehr länger in rele- vanter Beziehung und werden wieder externalisiert, nach Luckmann und Berger einem „früheren Selbst“ zugeordnet, von dem man sich entfrem- det hat.58
Luckmann und Berger ziehen in ihre Betrachtung auch die Massenme- dien ein, die wie sie sagen, für Mobilität und den Wechsel von Bezugs- gruppen sozialisieren. Hier werden Identitäten vorgefertigt, die den Ge- schmack, die Einstellungen und sogar die Empfindungen bestimmen können. Identitäten werden von „Identitätsagenturen“ vergeben und obendrein mit einer Erfolgsgarantie ausgestattet. Damit werden Men- schen ersetzbar: ihnen muss keine besondere Identität zueigen sein, stattdessen wird die Identität aufgesetzt - authentische Eigenschaften werden ersetzt durch Konsumpraktiken und materielle Zurüstung, die wiederum dem Statusnachweis dienen. Das Selbstwertgefühl stützt sich mehr auf Konsummuster als auf interpersonelle Beziehungen.
Das Versagen ist jedoch vorprogrammiert, während man sich in einer „privaten Ideologie“ mit dem System arrangiert, wird eine Selbst- Reflexion forciert, die sich nur auf versuchsweise durchgespielte, unver- bindliche Strukturen bezieht. Die Fragilität dieser Identität liegt damit auf der Hand.59 Die soziale wie die personale Identität werden damit - wenn Flexibilität und Vielfalt in der Moderne prämiert werden - verzeitlicht und veränderlich. Keupp spricht von einer „Patchworkidentität“, Gross von „Lebens-Collagen“.60
Natürlich liegt in der Mobilität auch eine Chance, wer lebensweltliche Konstellationen verlässt, dem eröffnet sich damit die Möglichkeit der strukturellen Transformation und Neuformierung der eigenen Identität. Hierzu muss man sich aber von der „alten Identität“ verabschieden und das Neue resp. Fremde als provokatorische Herausforderung sehen. Mit anderen Worten muss der unter dem Vorzeichen der sozialen Mobilität lebende Mensch, seine veränderte soziale Situation und seine vorgängi- gen lebensweltlichen Verhaftungen mit dem Fremden so verknüpfen, dass er nicht Überfremdet wird, sondern das „Eigene“ in der neu begriffenen Allgemeinheit aufhebt.61
soziale Kälte und Identität
Kennzeichnend für die Individualisierung ist der Rückzug ins Private (Marx/Engels, Simmel, Weber), mit anderen Worten kommt es zum Verfall der Öffentlichkeit; zu einer verminderten Solidarität zwischen den Indivi- duen. Nach Sennett zum „Absterben des öffentlichen Raumes“. Dieses Problem führe zu einem „obsessiven Interesse am eigenen Selbst“. Sen- nett spricht vom Narzißmus und vom „Markt der Selbstoffenbarung“ der in seiner Konsequenz dazu führt, dass der Ausdruck von Gefühlen de- struktiv wird. Nach ihm kommt es zu einer Suche nach Gratifikationen, wobei das Selbst nicht zulassen könne, dass diese Gratifikation eintritt. 62
Das Interesse am eigenen Selbst - an Introspektion und Selbstreflexion - ist gewachsen, wohingegen das Interesse an gemeinsamer Arbeit mit Fremden im Dienst sozialer Zwecke degeneriert. In Sennetts Theorie geht es um narzisstische Gefühle, die die Individuen zwanghaft zu der Frage bringt: ‚bin ich gut genug’. Eine Handlung ist nicht länger als Tat gut, sie wird erst durch den Charakter des Ausführenden authentisch. Der objektive Charakter einer Handlung wird damit zugunsten einer anankastischen Selbstrechtfertigung abgewertet.
Sennett kommt zu der Überzeugung, dass das moderne Individuum an einer tiefgreifenden Störung des Identitätsgefühls leidet, da alle sozialen Handlungen durch unverhältnismäßige Selbstoffenbarung geprägt werden, und das Individuum obendrein ständig damit beschäftigt ist, sein Handeln gegenüber dem Interaktionspartner zu legitimieren. Daneben verknappt mit der sozialen Kälte die „Ressource gesellschaftliche Solidarität“, Gruppenidentitäten treten in den Hintergrund und die individuelle Lebensgeschichte kann nicht mehr mit kollektiven Lebensformen auf einen Nenner gebracht werden. Dies alles wirke sich negativ auf die IchStärke aus, damit also auch auf die Identität.63
Dem „Woher“ und dem „Wohin“ wird kaum noch Bedeutung zugemes- sen, damit kann die Identität nur unter Zweifel und Ungewissheit (bei Erikson Identitätsdiffusion) erlebt werden. Die soziale und persönliche Identität wird diffusioniert. Die Identitätsgenese kann nicht mehr an dem festgemacht werden, was uns verbindet - und dies gilt (wie im zweiten
Kapitel ausführlich dargelegt) geradezu als Erfordernis des Identitätserwerbs. Die Individualisierung läuft in der Wirkung leer, es fehlt an Sozialisationsebenen (Kontext) und an „bildungswirksamen Verhaltensmustern“ wie Habermas bemerkt.64
In der Zusammenfassung heißt dies:
a) das Individuum wird mit seiner Lebensgeschichte alleingelassen und zweifelt an seiner Identität
b) die Identität wird über die fehlende Gruppenidentität nicht ge- stützt, es mangelt an antizipatorischem Potential
c) der Identität fehlt es an motivierenden und lebensgeschichtliche Verantwortlichkeiten evozierenden Projektionen
d) die Identität leidet letztlich unter einem chronischen Legitimati- onsmangel, weil die kognitive und praktische Selbstthematisie- rung nicht überzeugend bestätigt wird
e) Die fehlende Möglichkeit zu sich selbst zu kommen (die Identität zu stabilisieren) mündet in einer magisch-ritualisierten Selbstoffen- barung65
Sonnen und Schattenseiten der Individualisierung
Eine einheitliche Bewertung der sich aus dem Prozess der Individualisie- rung ergebenden Konsequenzen für die Identitätsbildung lässt sich in der Literatur nicht finden. Stattdessen kursieren Bewertungen und Auffassun- gen die diese Dynamik eher positiv oder eher negativ bzw. ambivalent konnotieren. Im folgenden werden wir zwei Auffassungen gegenüberstel- len.
Fuchs vertritt die These der „Biographisierung der Jugendphase“66. Er betrachtet den Wandel der sozialen Kontrollmodi - das heißt, veraltete Agenturen (wie kirchliche, nachbarschaftliche Bindungen) verlieren an Einfluss während neuerer Agenturen (wie Bildungs- und Ausbildungsinsti- tutionen, Medien- und Freizeitindustrie) an Einfluss gewinnen - als freiset- zenden, emanzipatorischen und individualisierenden Vorgang für das Individuum. Für das einzelne Individuum ist der Abschnitt der Jugend durch erweiterte Spielräume bezüglich biographischer Entscheidungen, sowie durch gegenwartsbezogenes Problemhandeln gekennzeichnet. Den Jugendlichen eröffnen sich Wahlalternativen und Entscheidungs- spielräume in großer Zahl. Entscheidungen können in unterschiedlichsten Bereichen getroffen werden: wie bspw. Schullaufbahn, jugendkultureller Gruppenstil, Medien, Konsumgüter.
Nach Fuchs führt die Individualisierung zur sozialstrukturellen Induzierung einer Vielzahl an Optionen und Handlungsmöglichkeiten. Er setzt dies gleich mit einem individuierten, selbstverantworteten Lebensstil: „Mit sich selbst gehen Jugendliche zugleich sensibler und anspruchsvoller um. Ihre Identitätsvorstellungen und Lebensentwürfe arbeiten sie sorgsamer und differenzierter aus.“67
Unter Biographisierung von Jugend versteht Fuchs demnach die Gestaltung eines selbstverantworteten Lebens, hervorgerufen durch Prozesse der Individualisierung. Er bewertet den Einfluss der Individualisierung auf die Identitätsbildung im Jugendalter eindeutig positiv.
Heitmeyer/Olk stehen Fuchs Auffassung der Biographisierung der Jugend differenzierter gegenüber. Ihrer Einschätzung nach lassen sich auf der sozialstrukturellen Ebene paradoxe Wirkungen der Individualisierung fest- stellen: einerseits eine individualisierende andererseits entindividualisie- rende Wirkungen. Weiterhin betonen die beiden Autoren, das sich Struk- turen sozialer Ungleichheit keineswegs auflösen, stattdessen sei eine Ver- änderung der Reproduktionsmechanismen und Ausdrucksformen eben dieser Strukturen zu beobachten. Sie verweisen in ihrer Argumentation auf neue Arbeiten der Ungleichheitsforschung beispielsweise von Berger, Zapf und Hradil.
Mit der Differenzierung von Mechanismen welche Privilegierung und Deprivilegierung erzeugen, ergeben sich Folgen für die Individuen. Heit- meyer/Olk betonen, dass man den Zusammenhang zwischen erweiter- ten Handlungsoptionen und alten Restriktionen und Benachteiligungen nicht außer Acht lassen könne. Die Verbesserung von Lebenschancen, die sich aus den Individualisierungsschüben ergeben, gelten nicht für alle Mitglieder der Jugendgeneration gleichmäßig. Die beiden Autoren weißen aber Fuchs These nicht pauschal zurück, sondern versuchen darzulegen, dass der Effekt nicht eindeutig positiv oder negativ zu bewerten ist, sondern partiell widersprüchlich ausfällt.68
Die Schattenseite der Individualisierung wird von Baethge vertreten. Sei- ne These besagt, das eine Tendenz zur „doppelten Individualisierung“ zu beobachten sei. Zum einen kommt es zur sozialstrukturellen Individualisie- rung mit den beschriebenen Phänomenen wie Pluralisierung von Lebens- lagen, zum anderen kommt es zur Veränderungen in den Identitätsbil- dungsprozessen. Dies münde, nach Baethge, in einer individualistischen, anstatt kollektiven Identitätsbildung. In der Konsequenz führe dies zur „Vernichtung von Individualität“69.
In Baethges Argumentation sind nicht nur negative Folgen zu vermerken, doch diese überwiegen, seiner Meinung nach. Die bislang funktionieren- den gesellschaftlichen Integrationskräfte versagen und die Vereinzelung und Vereinsamung der Individuen schreitet voran. Das Subjekt wird ge- schwächt, die Klassenlagen erodieren: es kommt zu hochindividuierten Ich-Identitäten, die zwar in der Lage sind, sich sensibel und reflexiv mit ihren sozialen Beziehungsmustern auseinander zu setzen, jedoch fehlt es an kollektiv-solidarischen Bewältigungskonzepten, die gesellschaftliche Benachteiligung und sozialstrukturelle Einengung kompensieren könnten. Es kommt, nach Baethge, zu einer Fixierung auf das eigene Ich, ohne das existierende Ungleichheiten Gleichbetroffener bewältigt werden könn- ten.
Zusammenfassend zeigen sich die Schwierigkeiten und Störanfälligkeiten darin, dass Jugendliche mehr entscheiden können (Optionsvielfalt), aber auch entscheiden müssen (Entscheidungszwang), aber nicht wissen, woraufhin sie sich entscheiden sollen (Folgen sind nicht mehr berechen- bar oder unübersichtlich). Heitmeyer/Olk gehen in diesem Zusammen- hang davon aus, dass das von Baethge geschilderte Phänomen der doppelten Individualisierung nicht nur negativ zu betrachten ist, stattdes- sen rechnen sie damit, dass die sozialstrukturelle Individualisierung auch eine individuierte Identitätsbildung begünstigt.70
V. Resümee
Wir haben in dieser Hausarbeit versucht, die Begriffe „Identität“ und „Individualisierung“ in eine Relation zueinander zu setzen. Hierfür haben wir einführend - also unter dem Anspruch die Grundlagen vorzulegen - beide Begriffe einer Definition unterzogen und theoretische Konzepte verschiedener, vor allem klassischer Autoren vorgelegt. Hierauf folgend haben wir den Einfluss der Individualisierung auf die Identität und deren Erwerb resp. Genese dargelegt.
Bei der Literaturrecherche haben wir festgestellt, das beide Begriffen unter verschiedenen Aspekten und Konzepten betrachtet wurden und werden - hierbei sei vor allem auf den scheinbar polysemantisch zu gebrauchenden Begriff der Individualisierung verwiesen. Wir haben uns schlussendlich zugunsten der Konsistenz in unseren Ausführungen auf einige Autoren beschränkt. In diesem Sinne soll auch darauf hingewiesen werden, dass unser Anspruch nicht in der komplexen Darlegung der Pro- zesse die das Resultat der Dynamik beider Begriffe ist lag, sondern in der Einführung und exemplarischen Zusammenführung beider Begriffe.
Identität und deren Erwerb
Identität, so lässt sich verdichtet wiedergeben, ist bestimmt von der Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit einer Person (Oerter), ist das Merkmal der Unterscheidbarkeit zwischen Individuen (Baacke), ist das Bewusstsein das eine Person von sich selbst hat (Zimbardo).
Identitätsbildung wird als Hauptaufgabe der Jugendzeit resp. Adoleszenz verstanden. Innerhalb der vorgelegten Schemata ist die Identitätsbil- dung im klassischen Verständnis eine Aufgabe, die nach erfolgreicher Absolvierung vorangehender Stufen und resultierend aus den biologisch- psychologischen Veränderungen während der Pubertät ansteht.
Erikson brachte die beiden Antithesen „Identität“ und „Identitätsdiffusion“ in die Theorie ein, Piaget legte den Fokus auf das Subjekt-Objekt- Verständnis, dass von egozentrischen zu formal-kognitiven Perspektiven gewandelt wird und Blasis Hauptaugenmerk lag darauf, wie das Individuum zu einem kohärenten Selbst kommt.
Identitätserwerb resp. Identitätsarbeit wird sowohl als Beziehungsleistung als auch als Relativierungsleistung verstanden, die zudem eine Kontinuität und eine interne Differenzierung bedarf.
Im Zusammenhang mit den Theorien um Selbst, Rolle und Kontext wird deutlich, das Identität nicht allein aus intrinsischer Motivation entsteht, sondern extrinsisch forciert, begleitet und gestützt wird. Identität entsteht in diesem Zusammenhang durch die Korrespondenz von Selbst und Rolle in der aktiven Exploration im Kontext eines gesellschaftlichen Milieus.
Individualisierung
Grundlegend lässt sich Individualisierung als Prozess verstehen, der die Veränderung des Verhältnisses von Individuum zu Gesellschaft forciert. Marx sieht diesen Prozess eher negativ und beschäftigte sich mit der Entfremdung des Menschen zu einem „Scheinwesen“. Das Individuum verliere an Individualität, Selbstständigkeit und Freiheit.
Tonnies konzentrierte sich auf die Differenzierung der Individuen als Resultat der Individualisierung, seine Ausführungen beschäftigen sich mit neuen sozialen Gebilden bzw. Beziehungen die durch das Individuum unter dem Aspekt der Nützlichkeit gesucht und entworfen werden. Tönnies beklagt den Verlust der kollektiven Verbundenheit.
Beck schließlich verdankt die Soziologie den Begriff der „sekundären Individualisierung“, die sich dadurch kennzeichnen lässt, dass sich die Lebensstile pluralisieren, die soziale und geographische Mobilität zunimmt und die Bildung expandiert. Beck sieht den einzelnen zu einem Akteur, Inszenator und Konstrukteur seiner Biographie werden, ohne das diese von dauerhafter Konsistenz währe.
Bedrohung der Identität durch die Individualisierung
Die Bedrohung resp. die Konvergenz der beiden Begriffe im vorerst ne- gativ fokussierten Sinne, haben wir an zwei Beispielen dargelegt. Zum einen wurde die zunehmende soziale Mobilität der Identität entgegen- gesetzt, zum anderen die ansteigende soziale Kälte. Um auch positive Aspekte einzubeziehen haben wir im Abschnitt „Sonnen- und Schattenseiten“ eine Gegenüberstellung vorgenommen.
Die Individualisierung bringt, wie wir darlegten, durchaus eine Bedrohung der (klassisch gedachten) Identität mit sich. Berger als auch Luckmann, Sennet, Fuchs, Baethge und andere Autoren haben in ihren Betrachtungen bewiesen, dass die Individualisierung und die Dynamik derselben sowohl Einfluss auf die Konstituierung der Identität, auf die Genese und auf die Aufrecht- bzw. Stabilhaltung derselben haben.
Die soziale Mobilität brachte das Phänomen der „Patchworkidentität“ (Keupp) und „Lebens-Collagen“ (Gross) mit sich. Durch den ständigen Wechsel von Bezugsgruppen und Kontexten - in den wir obendrein durch die Massenmedien hineinsozialisiert werden - verlieren sich soziale Beziehungen die das Individuum an die primären Sozialisationsinstanzen (wie Familie und Peer-Group) binden. Familie, und während der Adoleszenz vor allem die Peer-Group haben aber für den Identitätserwerb und für den Erhalt derselben eine eminente Bedeutung.
Einer authentischen Identität fehlt es also an kohärenten Bezugs- und Sozialisationsgruppen. Identitäten (wie Berger und Luckmann betonen) werden aber kaum noch benötigt, stattdessen fungieren verschiedene Instanzen (darunter die Massenmedien) als „Identitätsagenturen“ die Identitäten vergeben, die man sich in Theorie nur überstülpen müsste. Die Identität wird damit aber fragil. Flexibilität und Vielfalt wird vom Sozi- alsystem prämiert, die Identität wird verzeitlicht und veränderlich - damit kaum authentisch bzw. originär.
Das Individuum wird zugleich vor die Aufgabe gestellt die eben erst er- worbene Identität immer neu anzupassen und zu modifizieren und para- doxerweise die eigentliche, damit einstmals erworbene Identität, gege- benenfalls aufzugeben um eine gänzlich neue anzunehmen. Das ehe- dem internalisierte muss in diesem Sinne wieder externalisiert werden, womit kaum eine Stabilität des Selbst bzw. des Selbstkonzeptes verstärkt wird.
Die zunehmende soziale Kälte führte das Individuum in den Bannkreis des Privaten. Der öffentliche Raum schwindet bzw. verliert die ursprüngliche Bedeutung. Statt Solidarität kommt es zum anankastischen Interesse am eigenen Selbst. Sennet führt in diesem Zusammenhang Narzißmus und einen „Markt der Selbstoffenbarung“ an. Die Individuen finden zuneh- mend Interesse an Introspektion und Selbstreflexion - wohingegen eine kollektive Identität wenige interessiert. Gratifikation werden gesucht, können vom Selbst aber nicht zugelassen werden. Jegliches Handeln unterliegt einem chronischen Legitimationszwang, da das was man tut resp. schafft von weniger Bedeutung ist, als die Tatsache wer es tut resp. schafft. Schäfer sagt, dies alles wirke sich negativ auf die Ich-Stärke, da- mit also auf die Identität aus. Im Sinne Eriksons kann man sagen, das Maß an Identitätsdiffusion als Antithese zur Identität nimmt zu.
Im Abschnitt Sonnen- und Schattenseiten der Individualisierung haben wir Fuchs und Baethge gegenübergestellt. Ersterer sieht im Zuge der Individualisierung für das Individuum einen positiven Effekt, so werden die Spielräume und Wahlalternativen der biographischen Entscheidungen größer (Handlungsoptionen). Dies führe dazu, dass dem Individuum mehr Selbstverantwortung in die Hände gelegt wird, und es selbst, seinen Le- bensentwurf differenzierender ausgestalten kann. Letzter sieht eine Ge- fahr im Sinne einer doppelten Individualisierung, die zum einen die mehr- fach erwähnte Pluralisierung mit sich bringt, zum anderen aber wird auch der Identitätsbildungsprozess betroffen, womit das Subjekt durch die schwindende kollektive Integration geschwächt wird. Das Individuum wird Störanfällig - da es sich für mehr entscheiden kann und soll, aber nicht weiß wie es sich entscheiden soll, da die Konsequenzen der Ent- scheidung nicht Berechenbar sind.
Bibliographie
Baacke, Dieter (1994): Die 13-18 Jährigen. Weinheim/Basel. Beck, Ulrich (1997): Eigenes Leben
Beck, Ulrich; Beck-Gernsheim, Elisabeth: Individualisierung in modernen Gesell- schaften - Perspektiven und Kontroversen einer subjektorientierten Soziolo- gie. In: Beck, Ulrich; Beck-Gernsheim, Elisabeth [Hg.] (1994): Riskante Freihei- ten. Frankfurt am Main.
Berger, Peter A. (1996): Individualisierung. Opladen.
Birnmeyer, Joachim (1991): Subjekt - Identität - Krise. Frankfurt am Main.
Fend, Helmut (2000): Entwicklungspsychologie des Jugendalters. Opladen. Kippele, Flavia (1998): Was heisst Individualisierung?. Opladen.
Oerter, Rolf; Montada, Leo (1987): Entwicklungspsychologie. Mün- chen/Weinheim.
Schäfer, Arnold (1998): Identität im Widerspruch : Annäherung an eine Anthro- pologie der Moderne. Weinheim.
Zimbardo, Phillip G.; Gerrig, Richard J. (1999): Psychologie. Ber- lin/Heidelberg/New York.
[...]
1 Öerter (1987): 296; Baacke (1994): 176.
2 Baacke (1994): 179.
3 Baacke (1994): 177.
4 Zimbardo (1999): 788.
5 Birnmeyer (1991): 140.
6 Oerter (1978): 296.
7 Oerter (1998): 296.
8 vgl. Fend (2000): 415f.
9 vgl. Fend (2000): 416.
10 vgl. Fend (2000): 416f.
11 Birnmeyer (1991): 142.
12 vgl. Zimbardo (1999): 460.
13 vgl. Baacke (1994): 181.
14 vgl. hierzu weiterführend Baacke (1994): 182f.
15 vgl. Oerter (1987): 308.
16 vgl. Birnmeyer (1991): 148f; Oerter (1987): 308.
17 vgl. Birnmeyer (1991): 170f., Zimbardo (1999): 463.
18 vgl. Birnmeyer (1991): 172f; Fend (2000): 120ff.
19 vgl. Oerter (1978): 310f.
20 vgl. Fend (2000): 410.
21 vgl. Fend (2000): 410f., Birnmeyer (1991): 181ff.
22 vgl. Baacke (1994): 190ff.
23 Baacke (1994): 198.
24 vgl. Baacke (1994): 199f.
25 vgl. Birnmeyer (1991): 185.
26 vgl. Baacke (1994): 202.
27 Baacke (1994): 202f.
28 vgl. Baacke (1994): 203.
29 vgl. Baacke (1994): 204.
30 vgl. Baacke (1994): 205ff.
31 vgl. Baacke (1994): 207f.
32 vgl. Baacke (1994): 211.
33 Baacke (1994): 216.
34 Baacke (1994): 217.
35 Baacke (1994): 220.
36 vgl. Baacke (1994): 221.
37 Heitmeyer/Olk (1990): 9.
38 vgl. Heitmeyer/Olk (1990): 13.
39 vgl. Kippele (1998): 39.
40 vgl. Kippele (1998): 39.
41 Kippele (1998): 40.
42 vgl. Kippele (1998): 41/235.
43 vgl. Kippele (1998): 60.
43 vgl. Kippele (1998): 61.
45 vgl. Kippele (1998): 202. (modifiziert)
46 vgl. fortführend Heitmeyer/Olk (1990): 13f.
47 vgl. im folgenden Heitmeyer/Olk (1990): 14ff.
48 Beck (1997): 11.
49 Beck (1997): 11.
50 vgl. Beck/Beck-Gernsheim (1994): 16.
51 Beck/Beck-Gernsheim (1994): 11.
52 Beck/Beck-Gernsheim (1994): 15/16.
53 vgl. Kippele (1998): 242.
54 vgl. Heitmeyer/Olk (1990): 23.
55 vgl. Heitmeyer/Olk (1990): 20.
56 vgl. Schäfer (1998): 29.
57 vgl. Schäfer (1998): 29f.
58 vgl. Schäfer (1998): 30.
59 vgl. Schäfer (1998): 31, Berger (1996): 70.
60 vgl. Berger (1996): 71f.
61 vgl. Schäfer (1998): 33.
62 vgl. Schäfer (1998): 35.
63 vgl. Schäfer (1998): 37ff.
64 vgl. Schäfer (1998): 39.
65 vgl. Schäfer (1998): 40.
66 Heitmeyer/Olk (1990): 23.
67 Heitmeyer/Olk (1990): 23.
68 vgl. Heitmeyer/Olk (1990): 24f.
69 vgl. Heitmeyer/Olk (1990): 26.
70 vgl. Heitmeyer/Olk (1990): 27.
- Quote paper
- Dominik Eckardt (Author), 2001, Die Bedrohung der Identität durch die Individualisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105104
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