Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Beschreibung der Serie
2.1. Allgemeine Fakten
2.2. Die Handlung
2.3. Die Charaktere
2.4. Entwicklungen und Veränderungen
2.5. Hauptdarsteller und Stereotypen
2.6. Die Hauptthemen
3. Produktanalyse
3.1. Gesellschaftlich relevante Probleme
3.2. Analyse der verwendeten Codes nach Fiske
4. Rezeption
4.1. Statements von Fans aus dem Internet
4.2. Reziptionsanalyse
5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
1. EINLEITUNG
Die nachfolgende Arbeit behandelt Beschreibung und Analyse der Serie „Eine schrecklich nette Familie“. Nachdem wir Erklärungen über Fakten, Handlung und Charaktere abgeben, beschreiben wir die Veränderungen, die im Laufe der Sendejahre stattgefunden haben, nennen die Hauptthemen und legen Augemerk auf Persönlichkeiten.
Danach versuchen wir, anhand unseres angeeigneten Wissens über John Fiskes „Codes of television“ das Medienprodukt zu analysieren, wobei wir eine Verbindung zu gesellschaftlich relevanten Diskursen herstellen. Schließlich präsentieren wir die Ergebnisse unserer Interviews bezüglich der Rezipientenanalyse, wobei wir die Antworten von Personen, die der Serie gegenüber unterschiedlich eingestellt sind, vergleichen. Letztendlich schließen wir darauffolgend unsere Arbeit mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte ab.
2. BESCHREIBUNG DER SERIE
2.1. Allgemeine Fakten
„Eine schrecklich nette Familie“ (original: Married ...with Children) ist eine amerikanische TV Sitcom, (Situation Comedy). Insgesamt wurden 295 Episoden in 11 Staffeln ausgehend vom 5 April 1987 bis zum 9. Juni 1997 von dem amerikanischen TV- Sender Fox ausgestrahlt. Die Sendung wurde schließlich eingestellt, weil Fox die Kosten von 1.5 Mio. US- Dollar pro Episode für Staffel 12 nicht akzeptierte. Der Sender Fox wollte sich von den klassischen Sendern NBC, ABC und CBS abheben und so wurde diese unkonventionelle Serie das Flag- Schiff der ersten Jahre. Die Show hatte unerwarteten Erfolg und wurde die am längsten laufende Unterhaltungsserie des Amerikanischen Fernsehens. Trotzdem gewann die Serie nie einen Emmy- Award, es gab jedoch mehrere Nominierungen , wie z.B. „Outstanding Editing For A Series“ oder „Outstanding Achievement In Costuming For A Series.1
2.2. Die Handlung
In „Eine schrecklich nette Familie“ geht es um eine chaotische weiße „Trash Family“, um die Bundys. Hauptcharaktere sind Al Bundy, seine Frau Peggy und ihre beiden Kinder Kelly und Bud, sowie ihre Nachbarn Marcy D’arcy und Jefferson bzw. in den ersten Staffeln Steve. Die Handlung ist eine Parodie auf die US- Family Sitcoms der 80er Jahre. Es gibt kaum eine Szene, bei der kein sarkastisches Wort fällt- die Serie ist total auf schwarzen Humor ausgerichtet. Alle Charaktere sind eindeutig politisch unkorrekt. Hauptthemen sind Sex, Versagen, Gleichgültigkeit und Parasitismus.
2.3. Die Charaktere
Al Bundy, gespielt von Ed Oh‘ Neill, arbeitet für einen Minimallohn als Schuhverkäufer (einer der schlechtbezahltesten Jobs in Amerika). Die meisten seiner Kundinnen sind fett (politisch unkorrekt- es wird sich lustig gemacht auf dem Rücken dicker Menschen) und auch sonst hat er Probleme mit Frauen. Zum Beispiel gründet er mit seinen Freunden der Verein „No MA’AM“ (National organization of men against amazonian masterhood). Er hat panische Angst davor, mit seiner Frau Sex zu haben, und geht dafür lieber in die Nacktbar. Außerdem hasst er Frankreich.
Andererseits liebt er Bier, auf der Couch zu liegen und im Fernsehen Sport bzw. Psycho Dad zu sehen, wobei er die Hand unschön in der Hose hat. Al wäscht sich selten, er lügt und ist ein Versager in allen Bereichen des Lebens. Außerdem prahlt er ständig von seinen vier „Touchdowns“, die er in einem Footballspiel in der Highschool gemacht hat. (Anscheinend das einzige Mal, wo er in seinem Leben etwas erreicht hat).
So wie Al der Prototyp des abstossenden Mannes ist, ist es Peggy Bundy (gespielt von Katey Sagal) als Frau. Peggy meidet jede Form von Arbeit wie die Pest. Sie vertreibt sich ihre Zeit damit, auf der Couch liegend Fernzusehen (Opra Wienfield), Pralinen zu essen und einzukaufen.
Kelly Bundy (gespielt von Christina Applegate) ist die hübsche, aber leider sehr dumme (politisch unkorrekt: Vorurteil: Blond und blöd) Tochter. Sie ist ein „Sexobjekt“ und hat massenweise sog. „Boyfriends“. Gleichsam wie alle Familienmitglieder lebt sie plan- und ziellos vor sich hin und arbeitet als Model (Vorurteil) und Schauspielerin (Werbung).
Bud Bundy (David Faustino) stellt eigentlich das Gegenteil von Kelly dar: er war immer ein hervorragender Schüler, hat jedoch keine Chance bei den Frauen. Nichtsdestotrotz ist er sexbesessen und versucht ständig, Frauen in sein Bett zu bekommen, woran er immer kläglich scheitert. Er hat ständig „Gummipuppen“ bei sich, hat weder Freunde noch einen Job.
Marcy D`Arcy ist eine erfolgreiche Bankerin. Im Privatleben leidet sie unter dem Trauma „keine richtige Frau“ zu sein. In den ersten Staffeln war sie mit dem beruflich erfolgreichen Geschäftsmann Steve verheiratet, der später gegen den eitlen Nichtsnutz Jefferson ausgetauscht wurde. Marcy ist sexbesessen und perversen Spielchen nicht abgeneigt.
Jefferson D`Arcy, der Ehemann von Marcy ist finanziell von Marcy abhängig, da er zu eitel ist für die Arbeitswelt. Statt dessen ordnet er sich Marcy psychisch und physisch unter.
2.4. Entwicklungen und Veränderungen
„Eine schrecklich nette Familie“ startete als eine Serie, die viel realitätsnaher war als Sitcoms wie „The Cosby Show“. Jedoch mutierten die Charaktere immer mehr zu Karikaturen. Zum Beispiel verschwindet das Haus der Nachbarn in Episode 316, Außerirdische besuchen Al (507), Al springt aus einem Flugzeug (614) usw.2
2.5. Hauptdarsteller- Stereotypen
Die auffallendste Veränderung betrifft Kelly’s Verstand. Bis Beginn der zweiten Staffel ist Kelly ein kluger Charakter (z.B. hat sie kein Problem, die Führerscheinprüfung zu bestehen). Danach beginnt ihr IQ ständig zu fallen, parallel zu ihrer wachsenden sexuellen Attraktivität. Es ist merkwürdig, dass kurz nach der Episode, in der Kelly gesteht, das erste Mal Sex gehabt zu haben, ihr geistiger Verfall beginnt.
Al’s extreme Abneigung, mit seiner Frau zu schlafen oder Intimitäten auszutauschen verstärkt sich im Laufe der Zeit immer mehr - in den ersten Episoden geht die Initiative noch von Al aus und er hat relativ regelmäßig Sex mit Peggy. Nach der ersten Staffel geschieht das immer seltener, bis er panische Angst davor hat.
Peggy ist nie eine gute Hausfrau, jedoch in der ersten Staffel kocht und wäscht sie ab und zu. Erst später wird sie die faulste Hausfrau Amerikas, und Al’s ständiger Hunger und seine seltsamen Mahlzeiten (Hundefutter, ein einziges M& M) werden ein permanentes Showelement. Bud hat in den ersten Staffeln noch einige Freunde, sobald er sich jedoch darauf konzentriert, ein Mädchen ins Bett zu bekommen, verliert er sie. Im Laufe der 10 Produktionsjahre wird er immer sexbesessener.2
2.6. Die Hauptthemen
Die Hauptthemen der Show bleiben dieselben, aber ihre Darstellung variiert. Beginnen wir Mit Sex. Es gibt in jeder Sendung zahlreiche „Witze“ über Sex, und viele weibliche Charaktere, besonders Kelly, strahlen einen gewissen Sex- Appeal aus. Auch viele Gastschauspielerinnen sind sexuell attraktive Frauen, unter anderem spielen auch über ein Dutzend Playboy Playmates Gastrollen. Kelly wird als Flittchen dargestellt. Alle möglichen Formen von Sex werden von der ersten Staffel an, ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen, erwähnt: Masturbation, Homosexualität, SM, Oralsex, Inzest und weitere. Auch Themen, die am Rande mit Sex zu tun haben, kommen vor, wie z.B. Menstruation oder der Zyklus. Es gibt viele Episoden, die fast ausschliesslich von Sex bzw. Sexualität handeln. Während der zehn Jahre lässt sich feststellen, dass Sex immer expliziter dargestellt wurde.2
Ein weiteres Hauptthema der Serie ist Versagen. Es fällt auf, dass die Familienmitglieder oft geistig oder materiell von den Fehlern und vom Versagen von anderen Familienmitgliedern profitieren. Keiner der Familienmitglieder entwickelt sich im Laufe der Jahre im positiven Sinne weiter. Al hat am Ende der 11. Staffel noch immer den gleichen langweiligen Job, fährt das gleiche Schrottauto, und gegen Ende der Serie schuldet er seinen Gläubigern 100.000 Dollar.2
Gleichgültigkeit gegenüber den anderen wird in „Eine schrecklich nette Familie“ besonders explizit dargestellt. Jedes Familienmitglied ist vollkommen egoistisch und versucht in jeder Situation Vorteile für sich selbst zu erzielen. Alle sind von sich selbst stark eingenommen und überschätzen sich selbst auch laufend. Zum Beispiel gibt Al immer total an, macht sich aber dadurch immer lächerlich oder wird einfach ignoriert. Die Bundys zeigen es auch sehr deutlich, wieviel ihnen das Wohl ihrer Familienmitglieder wert ist. (Peggy zu Al: „Warum schenkst du mir nie Blumen?“ - Al: „ Ich mag dich nicht, Peg!“. Sie versuchen, sich öffentlich zu blamieren, werden aber meistens ignoriert. Die Familie hält nur in Situationen zusammen, in denen sie gemeinsam anderen schaden können.
Ein Thema, das Hand in Hand geht mit Gleichgültigkeit, ist Parasitismus: Alle Charaktere wollen immer nur bekommen und nichts geben. Auch die Beziehung zwischen Marcy und Jefferson beruht auf Egoismus: Die sexsüchtige Marcy benutzt Jefferson als Gigolo und Herzeige- Schönling; Jefferson lebt teuer auf Marcy’s Kosten. Ein anderes Beispiel für Parasitismus ist auch Kelly, die Jahre nach der Highschool zu Hause lebt und Geld von ihren Eltern schnorrt. Peggy ist der größte Parasit in der Serie, da sie absolut nichts leistet. In jeder Familie gibt es eine arbeitende Person (Al und Marcy) sowie eine Person, die auf Kosten des Arbeitenden lebt (Peggy und Jefferson).
3. PRODUKTANALYSE
3.1. Gesellschaftlich relevante Probleme
In „Eine schrecklich nette Familie“ werden gesellschaftlich relevante Probleme dargestellt, die jedoch durch die sarkastische Ausdrucksweise der Charaktere an Seriosität verlieren.
- Rolle der Frau: Im Laufe der Serie kristallisieren sich vier verschiedene Frauenbilder heraus: Peggy stellt eine faule Hausfrau dar, die durch die Tatsache, dass sie schon lange mit ihrem Ehemann verheiratet ist, für diesen an Attraktivität verliert. Für Kelly trifft das Vorurteil „blond und blöd“ voll und ganz zu. Sie ist sexuell für die Männer sehr anziehend, aber dafür fehlt es ihr an intellektuellen Leistungen. Marcy ist eine frustrierte Emanze, die allerdings nur notgedrungen zu dieser mutiert ist, da die Männerwelt kein Interesse an ihr zeigt. Gary (Al´s Chefin) ist eine typische Karrierefrau, die die Männer rücksichtslos benutzt, aber sie dadurch auch abschreckt.
- Rolle des Mannes: Auch hier gibt es verschiedene Charaktere, die aber nicht so extrem stereotypisch sind. Al ist ein frustrierter, abstoßender, fauler Versager, der mit seinem Leben schon so gut wie abgeschlossen hat. Bud ist der typische pubertierende Junge, der dauernd nur an Sex denkt. Jefferson stellt einen weichen Schönling dar, der übertrieben eitel ist, sich leicht ängstigt, und sich von seiner Frau Marcy alles gefallen lässt.
- Kaputte Ehe, kaputte Familie: Die Familienmitglieder sind immer extrem lieblos zueinander, was sich in Sätzen, wie z.B. „Du warst ein so hässliches Baby“ oder „Mein Sohn ist für mich gestorben“, ausdrückt. Wörter, die ein Kind im wirklichen Leben zutiefst verletzten würden, werden in der Serie sarkastisch als alltäglich dargestellt. Es gibt keine Liebe und Geborgenheit, was übertrieben das Bild einer nicht gut funktionierenden Familie zeigt. Schon in materiellen Angelegenheiten werden die Kinder von den Eltern vernachlässigt, und auch an einer anständigen Erziehung und an der Vermittlung von Werten scheitert es. Bud ist der einzige, der ab und zu vernünftige Sätze von sich gibt und intellektuelle Potentiale entwickeln könnte; allerdings wird er von seiner Familie nicht gefördert, sondern hinuntergezogen. Dass sich in vielen Familien die Mitglieder auseinanderleben und sich immer fremder werden, wird ebenfalls nicht ignoriert (Peggy:“ Wie konnte ich ihn verängstigen? Ich hab doch jahrelang nicht mit ihm gesprochen!“). Sowieso werden die Kinder eher als Belastung gesehen als Erfüllung, was auch die Tatsache beweist, dass Al und Peggy ihnen immer wieder auf die Nase binden, dass sie nur aufgrund eines geplatzten Kondoms existieren. Sogar schwere körperliche Misshandlung und Vernachlässigung werden als witzig dargestellt - was im wirklichen Leben allerdings zu tiefer Betroffenheit führt. Auch die Beziehung zwischen den beiden Elternteilen ist so gut wie am Ende. Es fehlt ihnen an gegenseitigem Respekt, an Achtung, an Liebe und an sexuellem Interesse. Doch statt für ihre Ehe zu kämpfen, machen sie sich gegenseitig noch mehr fertig (Peggy:“ Was für ein Schlappschwanz!“; Al:“ Peggy, nein, verschon mich, nicht schon wieder Sex!“).
- Armut: Schon alleine die Tatsache, dass Schuhverkäufer einer der schlechtbezahltesten Jobs in Amerika ist, zeigt, das die „schrecklich nette Familie“ Bundy das Gegenteil einer Vorbild-Familie darstellen soll. Niemand hat das Bestreben, aus dieser Armut herauszukommen, weil die Faulheit überwiegt.
3.2. Analyse der verwendeten Codes (nach Fiske): Reality - Representation - Ideology
Die Arbeit „Television Culture“ von John Fiske beschäftigt sich mit der Frage, wie TV Bedeutungen produziert, die den Interessen in der Gesellschaft dienen und sein Publikum bilden. Er spricht dabei von bestimmten „Codes“, durch die auch unser Leben bestimmt ist. Das Auftreten, die Dialoge, die geführt werden, die gesamte Realität ist kodiert; erst durch die Entschlüsselung durch die jeweiligen Codes unserer Kultur geben wir dem Ganzen einen Sinn. Hier ist die Aufgabe der Medien, die Realität technologisch übertragbar zu machen und einen kulturellen Text für das Publikum zu kreieren.
Ein verfilmtes Event ist bereits sozial kodiert durch die Realität (Aussehen, Auftreten, Umwelt, Verhalten, Sprache, usw). Diese Elemente sind technisch kodiert durch die Repräsentation (Kamera, Licht, Musik, usw.), die Charaktere, Konflikte, Dialoge unterstützt. Die dritte Stufe ist die Ideologie, die durch ideologische Codes - wie z.B. Individualität, Rasse, Klasse - organisiert wird.
Aus der konstanten Entwicklung dieser drei Levels resultiert der Prozess des „Sinn-machens“. Vorraussetzung für die Entstehung von Sinn ist die Vereinigung von Realität, Repräsentation und Ideologie.3
§ KAMERA, BELEUCHTUNG:
Bei der Entstehung von Bedeutungen sind die technischen Details beim Kreieren eines Fernsehbeitrages wichtig. Schon allein die Kameraführung kann z.B. durch Nahaufnahmen eine intimere Beziehung der Zuschauer mit den Charakteren am Bildschirm schaffen.3
Dadurch, dass die Serie billig und vor Live-Publikum produziert wurde, wurde auf Variationen bei der Kameraführung weniger Wert gelegt. Das gleiche gilt auch für Beleuchtung.
§ QUANTITATIVE PRÄSENZ DER CHARAKTERE:
In jeder Folge wird Al am längsten präsentiert, da er die größte Identifikationsfigur ist.
§ MUSIK:
Musik kommt sehr selten vor, was der Serie auch einen Touch von Reality - TV verleiht. Es wird nicht als Instrument zur Verstärkung dargestellter Stimmungen und Gefühle verwendet, sondern als Mittel zur karikativen Darstellung. Bsp.: Horrormusik, als Peggy Al im Keller heimsuchte.
§ EFFEKTE:
Zeitlupe wird ebenfalls zur karikativen Darstellung verwendet, um bestimmte Szenen besonders zu betonen. Beispiel: Kombination von Heldenmusik und Zeitlupe, als Al beim Football erfolgreich ist.
§ CASTING, UMGEBUNG, KLEIDUNG, MAKE-UP:
Neben Licht und Musik (durch die man bestimmte Situationen positiv oder negativ unterstreichen kann) spielt auch die Rollenbesetzung (Casting) eine wichtige Rolle. Schon das Aussehen der Schauspieler ist kodiert durch unsere sozialen Codes. Charaktere am Bildschirm sind Kodierungen der Ideologie.
Hier ist die Beurteilung der Schauspieler auch davon abhängig, in welchen Rollen diese bisher zu sehen waren und wie sie sich in Magazinen usw. präsentieren.3
Der zentrale Punkt in der Wohnung der Bundys ist die Couch und das Fernsehgerät im Wohnzimmer, vor dem sie auch die meiste Zeit verbringen. Der Zuseher betrachtet die Wohnung aus der Perspektive des Fernsehers, wodurch sich auch die Zuseher als Mittelpunkt im Leben dieser Familie identifiziert.
Das gesamte Wohnzimmer verändert sich unrealistischerweise während der Jahre nie, und es wirkt - trotz einiger Bilder und Teppiche - nicht heimelig.
Abgesehen von Als Arbeitsplatz kommen andere Räume und Außenaufnahmen selten vor, da sich die ganze Sendung eigentlich nur um diese kleine Familie dreht.
Das Auto ist uralt und schrottreif - ein Zeichen für Armut. Die Stereotypen der Frauen werden durch Make-up und Kleidung
verstärkt: Als Kennzeichen für die untere Mittelklasse ist Peggy billig und geschmacklos gekleidet. Sie trägt meistens Leggins und enge Oberteile mit tiefen Ausschnitten. Sie bevorzugt schrille Farben und Muster, die nicht zusammenpassen, und auch ihr Schmuck ist diesem Stil untergeordnet. Ihr Make-up ist dick aufgetragen und ihr knallroter Lippenstift sticht stark hervor. Das typischste Kennzeichen ist wohl ihre feuerrote Mähne, die durch sehr viel Haarfestiger extrem gestylt ist. Auch Kelly ist billig und figurbetont gekleidet, aber auf eine andere Weise als ihre Mutter. Sie betont durch ihre Kleidung ihre Jugendlichkeit und ihre sexuelle Attraktivität (bauchfreie Tops und Hot Pants). Auch ihre Haarfarbe trägt zu ihrem Flittchen - Klitsche bei.
Al ist immer gleich gekleidet (altes Hemd und Hose), was auch seine Gleichgültigkeit und Verwahrlosung ausdrückt. Er hat einen schleppenden Gang und einen angeekelten Gesichtsausdruck.
Bud ist gekleidet wie ein normaler Jugendlicher, legt aber auf sein Aussehen viel wert, was man dann beobachten kann, wenn er sich für ein Date in Anzug und Krawatte präsentiert.
Marcy trägt sexuell unattraktive Kleidung (meistens Hemd und Hose), zugeknöpft bis zum Hals. Zusätzlich tragen ihre kurzen Haare, ihr kaum geschminktes Gesicht und ihre fehlenden Rundungen zu ihrem unfemininen Auftreten bei.
Jefferson ist unauffällig und langweilig gekleidet, hat aber ein gepflegtes Auftreten.
Gary - die emanzipierte Geschäftsfrau - ist sehr gepflegt, bevorzugt dezente Kostüme mit Pumps, und ihre Frisur und ihr Make-up sitzen immer perfekt und stilvoll. Trotz ihres strengen Blickes ist sie sexuell nicht unattraktiv, doch für Al wirkt sie wegen ihres weiblichen
Selbstbewusstseins abstoßend („Tarantel in Chanel“, „Steinaltes Monster“, „Gruftschlampe“). Die Tatsache, dass Al emanzipierte Frauen verabscheut, beweist nur die Tatsache, dass solche Frauen Männern wie Al (die selbst über keine Selbstsicherheit verfügen) Angst machen.
§ DIALOGE:
Die Dialoge in „Eine schrecklich nette Familie“ sind gekennzeichnet durch oft verwendete umgangssprachliche Ausdrücke, die ein Schichtmerkmal darstellen sollen. Die Charaktere reden offen und direkt miteinander, beschönigen nichts und gehen mit Kritik auch nicht wirklichkeitsgetreu um. Vor allem die Stimmen informieren den Zuschauer über die Persönlichkeit und Lebenseinstellung der Personen. Als Stimme und Sprechweise, zum Beispiel, ist kontinuierlich deprimiert und klagend. Peggys Stimme ist laut, schrill, aufdringlich und nervenaufreibend. Die Gespräche sind aus dauernden Witzen aufgebaut, wodurch ernste Themen humorvoll verarbeitet werden. Nach Siegmund Freud werden durch Witze Tabuthemen, über die man sich normalerweise nur befangen unterhalten kann, angesprochen. Witze erlauben das Lachen über Dinge, Personen oder Zustände, über die man in der Realität nicht lachen „darf“. Für einige Menschen erscheint dies wegen dauernder Übertreibung wahrscheinlich geschmacklos und überhaupt nicht komisch, doch der
Erfolg der Serie beweist, dass die Wirkung von Witzen - trotz ihrer in dieser Serie oft perversen Art - noch immer Aktualität besitzt.
4. REZEPTION
4.1. Statements von Fans aus dem Internet
Bei unserer Recherche im Internet stießen wir auch auf Aussagen von Fans der Serie, die in kurzer und prägnanter Weise davon Zeugnis geben, warum „Eine schrecklich nette Familie“ so unglaublich erfolgreich und beliebt ist. Trotz intensiven und zahlreichen Interviews mit befragten Rezipienten unseres Umfelds konnten wir keinen wirklich eingefleischten und fanatischen Fan finden. Deshalb möchten wir die folgenden Zitate anführen, da unsere Rezipienten die Serie eher oberflächlich wahrgenommen haben und uns deshalb auch keine besonders aussagekräftigen Gründe für ihr Sehen geben konnten.
„The greatest lesson that „Married ...with Children“ has given to me is that life is not the way we want it to be, but it is still worth living. I have laughed and cried with all it’s characters, and for me, this is the best show on the face of the earth.“4
„There is a little bit of Al in every guy“4
„The Bundys where the most realistic family on TV other than Roseanne“4
www.kauf.de/fun/serie: „ Eine Botschaft hat die Serie nicht. Aber die Produzenten wollten eine Familie erschaffen, die so niederträchtig ist, dass jeder, egal wie elend sein Leben ist, auf diese Leute herabschauen kann. Im Amerikanischen Sprachschatz hielt der Ausdruck „Don’t bundy me“ Einzug.“
Eine andere Position nehmen Gegner der Serie ein. Hier möchte ich genauer auf einen Fall in Amerika eingehen, wo die Hausfrau Terry Rakolta „Married...with children“ den Kampf ansagte. Als sie 1989 mit ihren Kinder die Folge 306 „Her cups runneth over“ sah, war sie von mehreren Elementen schockiert: Es kam ein Homosexueller vor, ein Mann in Strümpfen und eine Frau, die ihren BH auszog. In einem Interview erklärte sie, dass sie dagegen kämpfe, wegen der „blatant exploitation of women and anti- family attitudes“. Ein weiteres Statement: „They are taking my dollars and putting them into soft- core pornography“. Als Folge protestierte sie bei allen Sponsoren der Serie, und mehrere Sponsoren wie Mc Donalds, Coca Cola, Johnson & Johnson und Kimberly Clark stellten ihre Werbung während der Sendung/dem Programm ein. Sie wollten die Sendung nicht mehr unterstützen, wegen der negativen Darstellung der amerikanischen Familie.
Der Vorstand von Fox beauftragte die Produzenten von „Eine schrecklich nette Familie“, die Sendung etwas gemäßigter zu gestalten, weil „they were pushing the show a little too far“. Er erklärte jedoch, dass diese provokativen Szenen und Situationen eine relativ realistische Beschreibung der Familienwerte der unteren Mittelklasse seien. 1989 wurde die Episode 308 „I’ll see you in court“ nicht ausgestrahlt, da sie zu extrem erschien und ist seitdem als „The lost show“ bekannt. Außerhalb Amerikas wurde sie mehrere Male ausgestrahlt, es gab keine Reaktionen darauf.
Terry Rakoltas Protest hatte allerdings auch sehr positive Auswirkungen in Bezug auf die Zuschauerzahlen: Ihr Protest war die beste PR für die Serie. ( The New York Times, 2. März 1989)
4.2. Rezipientenanalyse
Bei unserer Rezipientenanalyse bevorzugten wir ein offenes Gespräch, da wir diese Art eines Interviews passender fanden. Es waren immer wieder Zwischenfragen nötig, und durch solche Unterbrechungen ergab sich ein sehr persönliches Gespräch, woraus wir schließen, dass die Fragen von den Interviewten offen und ehrlich beantwortet wurden. Wir hielten uns nur an bestimmte Fragestellungen, um ein flüssiges Gespräch zu ermöglichen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um eine Gegenüberstellung zwischen den Meinungen von Frauen und Männern suchten wir uns für die Befragung zwei weibliche und zwei männliche Personen aus, von denen jeweils eine Frau und ein Mann der „Schrecklich netten Familie“ gegenüber positiv bzw. negativ eingestellt waren.
Ursprünglich interessierten uns auch altersbedingte Unterschiede der Meinungen, doch es stellte sich heraus, dass der Hauptteil der Zuseher im gleichen Altersbereich lag. Da wir persönlich keinen „reiferen“ Menschen kennen, die feste Meinungen der Serie gegenüber haben, entschlossen wir uns, etwa Gleichaltrige zu befragen und dafür mehr Augenmerk auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede zu legen.
Nach den Interviews mit den 19-24-Jährigen erhielten wir folgende Ergebnisse:
Sowohl der weibliche als auch der männliche Fan (W+ und M+) sehen die Serie fast täglich. Am Beginn war es nur zufällig (wie wahrscheinlich bei den meisten Leuten), doch später schalteten sie den Fernseher für „Eine schrecklich nette Familie“ absichtlich aus Interesse ein.
M+ lieferte für seine Vorliebe für diese Serie eine Reihe von Gründen. Nach allgemeinen Wörtern (wie „witzig“, „unterhaltsam“, „humorvoll“) wurde er konkreter und bezeichnete die Sendung als „Kultserie“, bei der er die Einfachheit der Handlungen und den einfach gestalteten Text am meisten schätzt. Seiner Meinung nach ist es eine Gesellschaftssatire, doch durch die übertriebene Darstellung werden die Szenen von ihm nicht als gemein aufgefasst. Auch liebt er es, dass die Serie frauenfeindlich ist. Allerdings gibt M+ auch zu, dass - wenn man „Eine schrecklich nette Familie“ zu oft schaut - es zu langweilig wird, weil immer gleiche Witze gezeigt werden und man vorher schon weiß, was kommt. W+ mag diese Familie, weil ihr die Charaktere mittlerweile schon vertraut sind, die Witze irgendwie böse sind, und auch aus Gewohnheit. Ein Wort, das sowohl von M+ als auch von W+ als Begründung ihrer Vorliebe für die Serie gewählt wurde, ist: Sarkasmus.
Beide sind davon überzeugt, dass die Sendung der Unterhaltung dient, aber auch „vielleicht ein Bild der amerikanischen Gesellschaft zeigt“ (W+). M+ glaubt, dass die Serie vielleicht auf einige Charaktere von Menschen anspielt, und ist davon überzeugt, dass ihr Sinn wohl von jedem Menschen individuell interpretiert wird.
Die Frau und der Mann, die gegen die „Schrecklich nette Familie“ sind (W- und M-), sehen die Serie seltener als zweimal in der Woche und dann nur zufällig (wobei W- angibt, sie früher öfters angesehen zu haben). W- hasst die Serie, weil sie ihrer Meinung nach zu pervers ist, und sie ein völlig peinliches Frauenbild darstellt. Man versucht, witzig zu sein, obwohl man es nicht ist. Zuerst ist es noch halbwegs komisch, doch mit der Zeit ärgert man sich nur mehr.
Für M- ist „Eine schrecklich nette Familie“ ein Blödsinn, hat keine Handlung und keine komischen Witze. Außerdem findet er, dass keine guten Schauspieler darin mitspielen.
Sowohl W- als auch M- sind überzeugt davon, dass die Serie nur der Unterhaltung dient. Während W- sich nach längerem Überlegen vorstellen kann, dass der Sinn der Serie darin liegt, überspitzt zu zeigen, wie es in einer amerikanischen Familie aussieht, betont M- nur immer wieder, dass die Sendung keinen bildungsmäßigen Hintergrund hat, sinnlos ist, und wirklich nur der Unterhaltung dient.
5. ZUSAMMENFASSUNG
Die Serie „Eine schrecklich nette Familie“ als eine der erfolgreichsten TV - Family - Sitcoms polarisiert das Publikum wie kein anderes Medienprodukt. „Eine Schrecklich nette Familie“ hat längst Kultstatus und wurde in 36 Ländern in 21 verschiedenen Sprachen ausgestrahlt. Gibt man in die Internet- Suchmaschine „Web.de“ den Titel der Serie ein, so erhält man 4400 deutschsprachige Websites zu diesem Thema. Andererseits fühlen sich auch sehr viele Menschen von ihr abgestossen.
Obwohl „Eine schrecklich nette Familie“ eine Unterhaltungssendung ist, spiegelt sie gleichzeitig ein - wenn auch verzerrtes und karikiertes - Bild der (amerikanischen) Gesellschaft wieder. Gesellschaftskritische Themen, Probleme und Rollen werden in einer Art und Weise dargestellt, dass der Zuseher darüber lachen kann und darf. Der Erfolg der Serie beweist, dass dieses Konzept durchaus Beliebtheit erlangt, und diese der Serie wohl noch lange Zeit zugesichert werden kann.
6. Literaturverzeichnis
1. www.bundyology.com
2. Fiske, John: Television Culture Knowledge. London/New York, 1987
[...]
1 www.bundyology.com/production
2 www.bundyology.com/changes
2 www.bundyology.com/changes
3 Fiske, John: Television Culture. London/New York, 1987
3 Fiske, John: Television Culture. London/New York, 1987
4 www.bundyology.com/fans.html
- Arbeit zitieren
- Rita Dummer (Autor:in), 2000, Analyse der Serie "Eine schrecklich nette Familie", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105102
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