"Hilf mir, es selbst zu tun"
Die Erziehung zur Selbstständigkeit nach Maria Montessori bietet viele interessante Ansätze für die Förderung von Kindern in verschiedensten Lebensbereichen.
Zentraler Punkt ihrer Pädagogik ist ihre Grundhaltung und -einstellung dem Kind gegenüber. Sie ist es, die zum Kind aufblickt, seine Fähigkeiten bewundert, es beobachtet, wie es sich selbst zum Menschen entwickelt. So wird ihre Pädagogik getragen von ihren Entdeckungen bei der Beobachtung von Kindern. Wohl kaum ein Pädagoge vor oder nach ihr hat so großes Gewicht auf die Beobachtung und die Signale der Kinder gelegt. Immer wieder bewundert sie die Kraft und die Macht, die im Kind steckt. Diese gilt es nicht einzudämmen, sondern vielmehr sollen die Eigenkräfte des Kindes voll zur Entfaltung kommen. Die Persönlichkeit des Kindes wird geachtet, es wird als ganzer, vollwertiger Mensch gesehen. Die Pädagogen helfen seinen Willen zu entwickeln, indem man ihm Raum für freie Entscheidungen gibt. Man hilft dem Kind, selbständig zu denken und zu handeln. Sie bieten ihm Gelegenheit, dem eigenen Lernbedürfnis zu folgen, denn Kinder wollen nicht nur irgendetwas lernen, sondern zu einer bestimmten Zeit etwas ganz Bestimmtes (sensible Phasen). Das Kind braucht Hilfestellung dabei, Schwierigkeiten zu überwinden statt ihnen auszuweichen.
In der folgenden Arbeit werden die wichtigsten Aspekte ihrer Pädagogik zusammengefasst und ein Einblick gegeben in das Leben einer Frau, die die damalige Pädagogik revolutionierte.
Inhaltsverzeichnis
1. Biographie
2. Pädagogische Leitideen und Konzept
2.1 Der absorbierende Geist
2.2 Polarisation der Aufmerksamkeit
2.3 Die sensiblen Phasen
2.4 Die vorbereitete Umgebung
2.4.1 Die Einrichtung
2.4.2 Die Materialien
2.5 Die kosmische Erziehung
2.6 Übungen der Stille
2.7 Die Rolle des Erziehers
3. Die städtische Kindertagesstätte Horsthofstraße
4. Schlußteil
5. Literaturverzeichnis
1. Biographie
Maria Montessori wurde am 31. August 1870 in Chiaravalle einer Stadt in Italiens Provinz Ancona geboren.
Alessandro Montessori, ihr Vater, gehörte einer vornehmen Familie aus Bologna an. Er war ein hoher italienischer Staatsbeamter und auch im Ruhestand legte er seine würdevoll militärische Haltung nicht ab. Er wird als konservativ und ausgesprochen höflich charakterisiert.
Renilde Stoppani, die Mutter entstammte einer altitalienischen Gelehrtenfamilie, ihr Onkel war ein berühmter Priesterphilosoph und Wissenschaftler. Sie galt als sehr fromm und war Maria in Erscheinung und Temperament recht ähnlich. Mutter und Tochter hatten trotz des eher strengeren Erziehungsstils, mit Akzentsetzung auf Disziplin, ein gutes enges Verhältnis.
Ihre Kindheit verbrachte Maria in Ancona und besuchte die dortige staatliche Schule. Doch im Alter von zwölf Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Rom, denn sie wollten ihrem einzigen Kind eine gute Schulbildung ermöglichen. Sie war mathematisch sehr begabt und wollte Ingenieur werden. Ein ungewöhnlicher Wunsch, denn der fast einzig mögliche Beruf für Frauen war damals Lehrerin. Sie setzte beharrlich durch, dass sie nicht auf das dortige Mädchengymnasium ging, sondern die technische Schule für Jungen besuchen durfte.
Doch sie bemerkte nach einiger Zeit, dass die Biologie sie mehr interessierte und so kam sie zu dem Schluß Medizin zu studieren. Dieser Berufswunsch war mit sehr viel Widerstand, seitens der Gesellschaft und auch ihres Vaters verbunden, denn ein Medizinstudium für Frauen war verboten. Sie mußte sehr viel auf sich nehmen doch eines Tages erreichte sie ihr Ziel, sie wurde als erste Studentin Italiens zum Medizinstudium zugelassen.
Doch damit fand der Widerstand noch kein Ende, es war anfangs nicht einfach für sie sich in dieser Männerdomäne zu behaupten. Ihre Kommilitonen versuchten zunächst sie zu vertreiben, zudem mußte sie ihre praktischen Anatomiearbeiten abends völlig allein verrichten, denn es galt als unschicklich, dass ein Mädchen im Beisein von Männern Leichname sezierte.
Im Jahre 1896 promovierte sie dennoch und war Italiens erster weiblicher Doktor der Medizin.
Bald danach wurde sie Assistentin an der Universitätsklinik in Rom, in der dortigen Nervenklinik begann sie mit schwachsinnigen Kindern zu arbeiten. „Sie verband dabei physische Pflege und Behandlung mit einer pädagogischen Spezialbehandlung. Zuvor hatten die Kinder keine Anregung bekommen, ihre Umgebung war trostlos und sie hatten kein Spielmaterial. Maria Montessori beobachtete wie sie mit Brotkrumen spielten und erkannte, dass eine Veränderung von Nöten war.“[1]
Ein wichtiger Meilenstein in Maria Montessoris Weg zur Erkenntnis, dass der Zustand der Kinder kein medizinisches, sondern ein pädagogisches Problem war, waren die Studien der französischen Ärzte Jean-Marc-Gaspard Itard (1744-1838) und Eduard Séguin (1812-1880). Itard war der Lehrer, eines Jungen, den man verwildert und wie ein Tier lebend in den Wäldern von Aveyron gefunden hatte. Durch eine Schulung der Sinne des Jungen versuchte er intellektuelle Fähigkeiten aufzubauen. Sein Schüler Séguin beschäftigte sich mit der Erziehung schwachsinniger Kinder und entwickelte Übungsmaterialien zur senso-motorischen Schulung.
Am 31. März 1889 wurde ihr Sohn Mario geboren, doch zu einer Heirat mit seinem Vater Giuseppe Montesano kam es nie. Der gesellschaftliche Druck im streng katholischen Italien des 19. Jahrhunderts zwang Maria Montessori zu einer schwierigen Entscheidung. Mario wurde zu einer Amme aufs Land gegeben, dort wuchs er in einer einfachen Familie auf, bis er mit sieben Jahren auf ein Internat in der Nähe von Florenz kam. Er erfuhr erst wer seine Mutter ist, als er schon ein junger Mann war.
Im Jahre 1899 hielt die „dottoressa“ einen Vortrag über „moralische Erziehung“ auf einem pädagogischen Kongreß in Turin. Daraufhin bat der damalige Erziehungsminister Maria Montessori um eine Vortragsreihe in Rom. Dies war nicht nur der Auslöser für eine neue wissenschaftliche Pädagogik in Italien, sondern auch für die Gründung einer staatlichen „Schwachsinnigen“ –Schule, die sie zwei Jahre lang leitete.
Der Erfolg bei der Erziehung von schwachsinnigen Kindern weckte ihr Interesse an der Pädagogik, sie gab ihre Anstellung auf und studierte Pädagogik und Psychologie. Diese nutzte sie unter anderem zur noch gründlicheren Auseinandersetzung mit den Werken von Itard und Séguin.
Sie suchte nach einer Gelegenheit Erfahrungen mit der Erziehung normaler Kinder zu machen und diese fand sich, als eine gemeinnützige Baugesellschaft in Roms Armenviertel San Lorenzo Arbeiterwohnungen errichtete. Man wollte die unbeaufsichtigten, ungepflegten Kinder in einer Art Kindergarten sammeln und bat Maria Montessori sich um diese Einrichtung zu kümmern. So entstand ihr erstes Kinderhaus "Casa dei Bambini“ am 6. Januar 1907.
Man stellte ein Mädchen ohne pädagogische Schulung ein, die unter der Leitung von Frau Montessori die Kinder beaufsichtigte. Sie gab dem Mädchen keine pädagogische Anleitung, sie unterwies sie lediglich im Gebrauch der Unterrichtsmaterialien. Durch die Schriften Itards und Séguins entstand der Gedanke nach Materialien, die die Entfaltung der Kinder durch Eigentätigkeit fördern. Sie lernte durch zahlreiche Beobachtungen, dass es förderlich ist, wenn man eine Umgebung pädagogisch vorbereitet und mit Stimulanzien zur Förderung der Kinder ausstattet.
Sie ließ das Haus mit Möbeln ausstatten, die der Größe der Kinder angepaßt waren. Darüber hinaus wurde spezielles senso-motorisches Material hergestellt, mit dem die Kinder sich konzentriert und ausdauernd beschäftigten, und welches sie frei wählen konnten. Die Kinder wurden anerkannt und ihnen wurde Individualität zugestanden, dadurch entwickeln sie sich bald sehr positiv. Die Presse berichtete von außerordentlichen pädagogischen Erfolgen der Montessori-Methode. Bald wurden immer mehr Kinderhäuser eröffnet und ihr guter Ruf verbreitete sich auch international.
1909 erschien ihr erstes Buch „Il Metodo della Pedagogica Scientifica applicato all´educazione infantile nelle Case dei Bambini“, in dem sie ihre Methode und ihre Beobachtungen darstellte. 1913 erschien selbiges in deutscher Ausgabe mit dem Titel „Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter“.
Im Jahr der Erstveröffentlichung bot Maria Montessori in Rom ihren ersten Kurs zur Einführung in ihre pädagogische Lehre und Praxis an, er hatte Teilnehmer aus aller Welt. Es folgten beispielsweise Kurse in London, Barcelona, Paris und in Indien.
Ihre pädagogischen Konzeptionen schlugen Wellen auf der ganzen Welt, sie mußte aber auch Rückschläge verkraften. In vielen Ländern entstanden Montessori-Einrichtungen, doch einige wurden durch politische Umstände wieder geschlossen oder sogar verboten. Beispielsweise während der Zeit des Faschismus in Italien oder des Nationalsozialismus in Deutschland. Auch in kommunistischen Ländern waren Montessorischulen nicht erlaubt.
Besonders der zweite Weltkrieg störte in vielen Ländern die Weiterentwicklung ihrer Pädagogik, bei Ausbruch und aufgrund einer Sondergenehmigung auch während des Krieges befand sich Maria Montessori mit ihrem Sohn in Indien. Dort hielt sie Kurse, führte ihre Studien weiter und hatte viele Freunde. „Sie fühlte sich der Grundhaltung des großen indischen Führers Ghandi verwandt, die darauf gerichtet war, nicht zu töten, nicht zu bekämpfen, sondern zu glauben, aufzubauen und dem Frieden zu dienen.“[2] Nach dem Krieg kehrte sie nach Europa zurück und hielt weiterhin ihre Kurse, in den sieben Jahren in Indien hatte sie über tausend Lehrer ausgebildet, bei ihrer Rückkehr war sie bereits über 75 Jahre alt. Trotz des hohen Alters hielt sie viele Kurse noch selbst, es wurden noch viele neue Montessori-Schulen gegründet und sie wurde sogar für den Nobelpreis vorgeschlagen.
Am 6. Mai 1952 stirbt Maria Montessori im holländischen Nordwijk aan Zee.
[...]
[1] Standing, E.M.: Maria Montessori, Leben und Werk S.26
[2] Helmig, Helene: Montessori-Pädagogik, S.14
- Citation du texte
- Mareike Speck (Auteur), 2003, Maria Montessori, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10499
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