Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Rolle des Staates
2.1. Die bürgerliche Demokratie
2.2. Zerschlagung des Staatsapparates nach der Revolution
2.3. Absterben des Staates und Überwindung der Demokratie
2.4. Die sozialistische und die kommunistische Phase
3. Die Diktatur des Proletariats
3.1. Die proletarische Demokratie
3.2. Maßnahmen zur Errichtung der Diktatur des Proletariats
4. Historische Ausformungen des Begriffs „Diktatur des Proletariats“
4.1. Karl Kautsky
4.2. Iosif Stalin
4.3. Rosa Luxemburg
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Solange es einen Staat gibt, gibt es keine Freiheit. Wenn es Freiheit geben wird, wird es keinen Staat geben„1 (Lenin)
Ausgangspunkt dieses Textes ist die Schrift „Staat und Revolution“, die Lenin kurz vor der Oktoberrevolution im August und September des Jahres 1917 verfaßte. In ihm legt er unter Berufung auf Texte von Marx und Engels seine Theorien über die Funktion von Staaten und die notwendigen Maßnahmen zum Aufbau eines proletarischen Staates dar.
Dieser Text wird versuchen, den Inhalt der Begriffe „Absterben des Staates“ und „Diktatur des Proletariats“ zu konkretisieren und die theoretische und praktische Bedeutung dieser Begriffe genauer herauszuarbeiten. Er wird auf mögliche Ausformungen einer proletarischen Revolution und Überlegungen bezüglich der Übernahme oder Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparates eingehen. Daneben wird er sich mit der Frage beschäftigen, wie ein Staat nach einer proletarischen Revolution aufgebaut sein muß und welche Prozesse dadurch in Gang gesetzt werden. Außerdem wird er sich auch mit den Unterschieden zwischen bürgerlicher und proletarischer Demokratie und den daraus resultierenden Konsequenzen für konkrete Maßnahmen zum Aufbau der Staatsmacht in einem proletarischen Staates befassen. Des weiteren wird er versuchen, die revolutionäre Entwicklung von der bürgerlichen hin zur klassenlosen Gesellschaft aufzuzeigen und die unterschiedlichen Merkmale der jeweiligen Phasen darzustellen.
Neben der staatstheoretischen Ausführungen Lenins wird dieser Text aber auch andere zeitgenössische Autoren wie Kautsky, Stalin und Luxemburg berücksichtigen und ihre Überlegungen bezüglich dieses Themenbereichs darlegen.
2. Die Rolle des Staates
Unter Berufung auf Marx und Engels ist für Lenin jeder Staat der Ausdruck der Unversöhnlichkeit von Klassengegensätzen. Ein Staat entsteht immer dort, wo sich gegenüberstehende Klassen aufgrund ihrer antagonistischen Natur nicht versöhnen können.2 Dieses ist auch bei Bourgeoisie und Proletariat der Fall, da diese beiden Klassen aufgrund des zwischen ihnen bestehenden Ausbeutungsverhältnisses nicht versöhnt werden können, erst recht nicht durch einen Staat. Ökonomische Verbesserungen für das Proletariat sind demnach eben kein Zeichen von Klassenversöhnung, sondern das Ergebnis von Klassenkämpfen.3
Dieses bedeutet, daß eine Gesellschaft einen Staat nur für den Zeitraum benötigt, in dem sie sich in antagonistische Klassen spaltet, aber weder vor noch nach diesem Zeitraum. Der Staat ist aber nicht nur Ausdruck von Klassengegensätze, sondern auch, unabhängig von der jeweiligen Staatsform, ein Herrschaftsorgan, mit dem die herrschende Klasse die andere unterdrückt.4 Diese Unterdrückung übt der Staat durch seinen Staatsapparat und hierbei besonders durch dessen repressive Organe wie z. B. Armee, Polizei, und Gerichte aus. Er ist damit Ausdruck des Gewaltverhältnisses zwischen den Klassen, welches er verstärkt und reproduziert, und nicht Produkt eines in der Gesellschaft bestehenden, allgemeinen Interesses.5
Eine Aufteilung der Staatsmacht ist nur zwischen einzelnen Fraktionen der herrschenden Klasse aber nicht zwischen antagonistischen Klassen möglich. Auch die Wahl oder Aufnahme von Vertretern der unterdrückten Klasse in Staatsorgane, wie z. B. Parlament oder Verwaltung, ermöglicht nur eine theoretische, aber keine tatsächliche Beteiligung der unterdrückten Klasse an der Staatsmacht. Die innerhalb einer Gesellschaft bestehenden Klassenkämpfe bedingen so den Klassencharakter der Staatsmacht. Sie bewirken, daß die Staatsmacht immer die Diktatur der herrschenden Klasse ist.6 Die Existenz eines Staates zeigt also an, daß antagonistische Klassen, Klassenkämpfe und Unterdrückung einer Klasse durch die andere existieren.7
2.1. Die bürgerliche Demokratie
Genau wie jeder Staat besitzt auch die bürgerliche Demokratie einen Klassencharakter. Da die Regierung nicht über dem Staatsapparat steht, sondern ihm untergeordnet ist, kann es eine über den Klassen stehende Demokratie nicht geben. Diejenige Klasse, welche die ökonomische Macht besitzt, im Falle der bürgerlichen Demokratie also die Bourgeoisie, besitzt damit auch die Staatsmacht.8
Weil es zwischen Ausgebeuteten und Ausbeutern keine Gleichheit geben kann, stellt Lenin die Frage für wen die Demokratie eigentlich besteht. So besitzt die Bourgeoisie eine Vielzahl von Unterdrückungsinstrumenten, Machtmitteln und Klassenvorteilen gegenüber dem Proletariat. Sie besitzt ungleich mehr Bildung, Geld und anderes Kapital, nationale und internationale Beziehungen, Kenntnisse über die Verwaltung und den Staates als das Proletariat. Außerdem bewirkt die Kontrolle der Bourgeoisie über Presse, andere Medien und geeignete Versammlungsräume, daß proletarischen Parteien der Zugang zum Parlament erschwert wird. Hinzu kommen Klassenvorteile, die aus Gesetzen und Verfassung resultieren. So besitzt derjenige, welcher die Gesetze anwendet, auch die Möglichkeit sie auszulegen und zu entscheiden, welche Demonstrationen legal sind, wer die öffentliche Ordnung bedroht und gegen wen Militär und Polizei eingesetzt werden sollen.9
Die größte Ungleichheit ergibt sich aber aus dem bestehenden ökonomischen Ausbeutungs- und Abhängigkeitsverhältnis. Durch dieses kann die Bourgeoisie das Proletariat ständig unter ökonomischen Druck setzten, indem sie mit möglichen Entlassungen, Konkursen oder Firmenschließungen droht. Dieser ökonomische Druck besteht aber nicht nur gegenüber dem Proletariat, sondern auch gegenüber dem Parlament, da Unternehmen, Banken und Börse die gesamte Volkswirtschaft kontrollieren.10
2.2. Zerschlagung des Staatsapparates nach der Revolution
Während alle vorproletarischen Revolutionen den Staatsapparat weiterentwickelt und perfektioniert haben, muß eine proletarische Revolution ihn zerschlagen.11 Dieses ist notwendig, da durch die proletarische Revolution nicht eine Ausbeutungsform durch eine andere ersetzt, sondern jedwede Ausbeutung beseitigt wird. Die an der Spitze des Staates stehende Klasse der Ausbeuter wird eben nicht durch eine andere Klasse, sondern durch niemanden ersetzt. Lenin stellt, sich auf Marx und Engels berufend, aus diesem Grund heraus, daß der alte Staatsapparat für die neue Gesellschaftsform nicht geeignet ist, und darum zerschlagen und durch einen anderen ersetzt werden muß.12
Er betont, daß diese Zerschlagung sofort nach der Revolution erfolgen muß, und das Proletariat den bürgerlichen Staatsapparat keinesfalls übernehmen darf. Dieses ist schon deshalb notwendig, da nur so die Möglichkeit besteht, die Macht der Bourgeoisie zu zerstören.13 Dabei muß allerdings zwischen dem militärisch-repressiven Teil des Staatsapparates, der sofort zerschlagen, und dem ökonomisch-verwaltenden, der unter Kontrolle gebracht werden muß, unterschieden werden.14
Die Zerschlagung des Staatsapparates ist aber keinesfalls ein rein destruktiver, sondern teilweise auch ein schöpferischer Vorgang. Vor allem, da die Mehrheit der Bevölkerung ihn befürworten, unterstützen und direkt an ihm teilhaben muß.15
2.3. Absterben des Staates und Überwindung der Demokratie
Erst durch die Zerschlagung des alten und den Aufbau eines neuen Staatsapparates wird die Möglichkeit zum Absterben des Staates geschaffen. Eine gewaltlose Transformation einer Gesellschaftsform in die andere ist nicht möglich. Dieses liegt darin begründet, daß im Gegensatz zum proletarischen, der bürgerliche Staat nicht von sich aus absterben, sondern nur gewaltsam aufgehoben werden kann. Die Voraussetzung für das Absterben des proletarischen Staates ist die Tatsache, daß die Mehrheit der Bevölkerung eine Minderheit unterdrückt und nicht umgekehrt.16
Dieser Prozeß, der durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel in Gang gesetzt wurde, führt in seiner Konsequenz zur Abschwächung und Überwindung der Klassengegensätze und damit automatisch zum vollständigen Absterben des Staates. Mit dem Staat zusammen verschwindet aber gleichzeitig auch die organisierte Gewaltanwendung, die Unterordnung einer Klasse unter die andere und eines Menschen unter den anderen.17 An Stelle des politischen Staates, dessen Aufgabe die Regierung von Menschen war, tritt der unpolitische, administrative Staat, der nur noch Sachen verwaltet und Produktionsprozesse leitet. Bei ihm handelt es sich darum nicht mehr um einen Staat im eigentlichen Sinne.18
In gleichem Maße wie der Staat stirbt aber auch die Demokratie ab, da Demokratie kein Wert an sich, sondern nur ein Teil des Staates ist. Demokratie ist somit, genau wie der Staat selber, ein Instrument der Klassenherrschaft. Darum wird es erst nach dem vollständigen Absterben des Staates möglich sein, eine wirkliche Demokratie zu errichten, da diese dann von keinem Staat mehr behindert wird.19
2.4. Die sozialistische und die kommunistische Phase
Die gesamte Entwicklung läßt sich so in drei aufeinanderfolgende Phasen einteilen. Von der Demokratie für eine Minderheit in der bürgerlichen Gesellschaft, zu einer Demokratie für die Mehrheit nach der proletarischen Revolution, hin zu gar keiner, also der tatsächlichen, Demokratie nach dem Absterben des Staates. Für den Staat selber besteht eine parallele Entwicklung. Von der Unterdrückung der Mehrheit, zur Unterdrückung einer Minderheit, hin zu gar keiner Unterdrückung.20
Die erste Phase nach der proletarischen Revolution wird von Lenin als Sozialismus bezeichnet. In ihr ist zwar durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel die Ausbeutung beseitigt, ansonsten gilt jedoch weiterhin das bürgerliche Recht. Immerhin besteht durch die Verteilung der Güter gemäß der jeweiligen Arbeitsleitung eine formale Gleichheit, die jedoch von gleichen und nicht von den tatsächlichen, ungleichen Individuen ausgeht. Es entsteht infolgedessen eine faktische Ungleichheit. Wirkliche Gerechtigkeit würde, aufgrund der unterschiedlichen Ausgangssituationen, aber nur durch ein ungleiches Recht gewährleistet sein.
Erst in der zweiten Phase, dem Kommunismus, ist es durch die Überwindung des bürgerlichen Rechts möglich, nicht nur formale Gleichheit, sondern auch tatsächliche Gerechtigkeit herzustellen, und die Bedürfnisse aller zu befriedigen.21 Die Dauer dieses gesamten Entwicklungsprozesses ist im voraus nicht einzuschätzen. Fest steht nur, daß die Entwicklung unvermeidlich und langwierig sein wird.22
3. Die Diktatur des Proletariats
Der Zeitraum zwischen der proletarischen Revolution und dem Absterben des Staates kann laut Marx nichts anderes als die Diktatur des Proletariats sein. Diese ist die notwendige Übergangsphase, die zur vollständigen
Aufhebung der Klassengegensätze führt.23 Sie wird definiert als sich direkt auf die Macht des Proletariats stützende Gewalt, die an keinerlei Gesetze gebunden ist. Diese Rechtsfreiheit ist notwendig, da die Unterdrückung der Bourgeoisie auf Grundlage ihrer eigenen, bürgerlichen Gesetze nicht möglich wäre. Dabei ist jedoch zu beachten, daß die Gewalt auf das absolut erforderliche Maß beschränkt wird.24
Bei der Diktatur des Proletariats handelt es sich um einen Staats- und nicht um einen Regierungstyp. Dieses ist ein wesentlicher Unterschied, da ein Staatstyp, also die Herrschaft einer bestimmten Klasse, durch verschiedene Regierungsformen gewährleistet werden kann.25 Auch handelt es sich bei der Diktatur des Proletariats weder um einen möglichen, noch um den einzigen Weg zum Sozialismus, sondern vielmehr um den Sozialismus selber. Dieses macht die Diktatur des Proletariats zum elementaren Bestandteil des Marxismus und der Klassenkampftheorie, wobei es unerheblich ist, in welcher Form die Machtübernahme durch das Proletariat vollzogen wurde. Grundvoraussetzung ist lediglich die Verfügung über die Macht, die zur ununterbrochenen Revolution und zur Vertiefung der Klassenkämpfe bis hin zur Überwindung der Klassengegensätze genutzt werden muß.26
Die Kontrolle über die Staatsmacht, die durch die Diktatur des Proletariats garantiert wird, ist Vorbedingung für die Vergesellschaftung der Produktionsmittel und damit auch für die Beseitigung der Ausbeutung. Mit Hilfe der Staatsmacht müssen aber auch Bauern, Kleinbürger, etc. und nicht zuletzt die sozialistische Wirtschaft geleitet werden. Vor allem muß das Proletariat seine Macht jedoch zur Unterdrückung der Bourgeoisie und gleichzeitig zur Festigung der eigenen Position einsetzen.27 Es muß sicherstellen, daß die Bourgeoisie ihre verbliebene ökonomische Macht nicht dazu benutzt, die politische zurückzuerobern. Dazu ist es notwendig, daß die demokratischen Rechte des Volkes ausgeweitet und die der Bourgeoisie weitestgehend eingeschränkt werden.28
3.1. Die proletarische Demokratie
In der proletarischen Demokratie wird nicht mehr die Mehrheit durch die Minderheit, sondern die Minderheit durch die Mehrheit unterdrückt. Die besondere Gewalt zur Unterdrückung der Mehrheit wird durch die allgemeine Gewalt des Volkes ersetzt. Parallel dazu wird die Demokratie auf fast alle Bevölkerungsschichten ausgedehnt, wodurch zum ersten Mal auch Demokratie für die Armen entsteht. Der grundsätzliche Unterschied zur bürgerlichen Demokratie besteht jedoch in der Tatsache, daß der Großteil der Bevölkerung nicht nur durch Wahlen, sondern auch durch direkte Partizipation an der Verwaltungsarbeit, eingebunden ist. Dadurch wird gewährleistet, daß alle an der Regierung beteiligt sind und so in Wirklichkeit niemand mehr regiert.29
Die proletarische Demokratie ist damit unendlich demokratischer als die bürgerliche, da in ihr die Demokratie nicht nur quantitativ ausgeweitet, sondern auch qualitativ verbessert wurde. Diese Verbesserung besteht darin, daß an der proletarischen Demokratie, genau wie an der proletarischen Revolution und der Diktatur der Proletariats, notwendigerweise der Großteil der Bevölkerung beteiligt sein muß.30
3.2. Maßnahmen zur Errichtung der Diktatur des Proletariats
Unter Berufung auf Marx und Engels bezeichnet Lenin die Pariser Kommune (15.03.1871-28.05.1871) als gutes Beispiel für die konkrete Umsetzung der Diktatur des Proletariats in die Realität. Darum sollen die Maßnahmen der Pariser Kommune in angemessener Form auch nach jeder anderen proletarischen Revolution durchgeführt werden. Diese notwendigen Maßnahmen sind die Ersetzung des stehenden Heeres durch eine allgemeine Volksbewaffnung, die Einführung des allgemeinen Wahlrechts, die Entmachtung der Kirchen und die Angleichung der Beamtengehälter an den Arbeiterlohn.
In der proletarischen Demokratie besteht genau wie in der bürgerlichen die Notwendigkeit zur Wahl von Vertretungskörperschaften. Diese sind in der proletarischen Demokratie jedoch vollkommen anders aufgebaut, da die Abgeordneten nicht nur wähl- sondern auch absetzbar sind und persönlich die Verantwortung für ihre Handlungen tragen. Parallel dazu wird in den neugeschaffenen Vertretungskörperschaften Legislative und Exekutive vereinigt, so daß aus parlamentarischen Körperschaften arbeitende werden.31
Eine ähnliche Transformation muß auch mit dem Verwaltungsapparat vorgenommen werden. Es ist zwar utopisch ihn nach einer proletarischen Revolution sofort abzuschaffen, da die Menschen ihn noch benötigen, er muß jedoch vollkommen umgewandelt werden. Genau wie beim Staat selber muß auch beim Verwaltungsapparat die politische Funktion zu einer unpolitisch, administrativen werden. Dazu müssen Polizei, Richter und andere Beamte genau wie Abgeordnete verantwortlich, wähl- und absetzbar sein. Zusätzlich muß dafür gesorgt werden, daß die administrativen Tätigkeiten so einfach sind, daß sie von allen Bürgern wahrgenommen werden können. Dieses ist notwendig, da kein neues Berufsbeamtentum entstehen kann, wenn alle eine Zeit lang, aber niemand auf Dauer, administrative Tätigkeiten ausführt.32
Sowohl Verwaltungskörperschaften als auch Verwaltungsapparat müssen sich in der Diktatur des Proletariats freiwillig zentralistisch organisieren. Dieses bedeutet, daß die unterste Körperschaften die Mitglieder der ihr direkt übergeordneten Körperschaft bestimmt, welche dann wiederum die Mitglieder der nächsthöheren wählt. Dadurch wird eine größtmögliche
Selbstbestimmung und Demokratie für die einzelnen Ebenen gewährleistet und die Voraussetzung für die wirkliche Zerschlagung des bürgerlichen Staates geschaffen.33
4. Historische Ausformungen des Begriffs „Diktatur des Proletariats“
In diesem Kapitel werden Betrachtungen zeitgenössischer Autoren über den Begriff „Diktatur des Proletariats“ dargelegt werden, die mit denen Lenins oft nicht übereinstimmen oder zumindest einen anderen Schwerpunkt setzen.
4.1. Karl Kautsky
Während Lenin den Marxschen Begriff der „Diktatur des Proletariats“ als Staatsform interpretiert, faßt Kautsky ihn nur als eine Zustandsbeschreibung auf. In diesem Zusammenhang merkt Kautsky auch kritisch an, daß eine Klasse zwar herrschen, aber nicht regieren kann und die Regierung darum zwangsläufig von einer Partei oder Gruppe ausgeübt werden muß.34 Des weiteren sieht Kautsky in der Demokratie einen von Klassenverhältnissen unabhängigen Wert, der auf keinen Fall eingeschränkt werden darf, da ohne ihn Sozialismus undenkbar wäre. Aus diesen Gründen wendet er sich gegen jedwede Gewaltanwendung und Beschränkung von Freiheitsrechten in der Diktatur des Proletariats.35
Demokratie und Schutz von Minderheiten sind für ihn so bedeutende Werte, daß er sich sogar gegen die Beschneidung der demokratischen Grundrechte der Bourgeoisie ausspricht. Außerdem ist die Bourgeoisie ohnehin nur eine kleine Minderheit innerhalb der Gesellschaft, so daß ihr Ausschluß von Wahlen keinen Effekt hätte, da sie ihren Einfluß nicht über die Stimmabgabe ausübt. Zusätzlich ist es schwer festzulegen wer zur Bourgeoisie gehört und wer nicht. Weiterhin ist Kautsky der Meinung, daß die Position der Bourgeoisie durch die Einschränkung ihrer Rechte nicht geschwächt, sondern sogar gestärkt würde, weil ihre zahlenmäßige Unterlegenheit dann nicht deutlich hervortreten würde.36
Ein anderer Aspekt bei Kautsky ist die starke Betonung der vorrevolutionären, parlamentarischen Arbeit, da durch diese die besten Kampfbedingungen erreicht werden können und sogar ein friedliches Hinüberwachsen in den Sozialismus möglich wird.37
4.2. Iosif Stalin
Im Gegensatz zu Lenin, der Diktatur des Proletariats und Sozialismus als zwei Bezeichnungen für dieselbe Zeitperiode ansah, definiert Stalin diese beiden Begriffe als zeitlich aufeinanderfolgende Phasen. Er unterscheidet so drei und nicht nur zwei nachrevolutionäre Zeitabschnitte, so daß die Phase des Sozialismus erst nach Ende der Diktatur des Proletariats beginnen kann. Durch diese Trennung resultiert der Kommunismus bei Stalin auch nicht aus der Vertiefung der Klassenkämpfe bis zur Aufhebung aller Klassengegensätze, da diese schon viel früher, zusammen mit der Diktatur des Proletariats, überwunden worden sind.38
Ein weiterer Unterschied zu Lenin liegt in der Definition der Aufgaben der Diktatur des Proletariats. Stalin betont die Notwendigkeit des Kampfes gegen den Imperialismus und die Schutzfunktion vor Aggressionen von außen viel stärker. Durch diesen Klassenkampf nach außen ist es ihm überdies möglich, die Existenz des Herrschaftsinstrumentes Staat zu legitimieren, obwohl der Klassenkampf innerhalb der Gesellschaft per Definition beendet worden ist. Zusätzlich wird das Vorhandensein des Staates durch dessen Ausführung öffentlicher Aufgaben, die im Allgemeininteresse der Bevölkerung liegen, begründet.39
Wesentlich stärker als Lenin berücksichtigt Stalin die proletarischen Massenorganisationen und bindet vor allem die Partei in das System der Diktatur des Proletariats ein. So setzt er die Diktatur der Partei mit der Diktatur des Proletariats gleich und betont den Führungsanspruch der Partei gegenüber Proletariat und Staat.40
4.3. Rosa Luxemburg
Der Hauptunterschied zwischen Lenin und Luxemburg besteht in der Tatsache, daß Luxemburg unter Diktatur des Proletariats keine Staatsform sondern nur eine Beschreibung der Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft versteht.41 Außerdem wendet sie sich gegen jedwede dauerhafte Einschränkung von Freiheitsrechten oder Anwendung von Gewalt, weil dadurch die notwendige permanente Einbindung der Bevölkerung behindert würde.
Diese Beteiligung der Bevölkerung ist für Luxemburg äußerst wichtig, da sie Bedingung für das Aufkommen neuer Ideen und für die dynamische Weiterentwicklung des Sozialismus ist. Da dieses für den proletarischen Staat im Gegensatz zum bürgerlichen eine Grundvoraussetzung ist, muß die politische Schulung der gesamten Bevölkerung gewährleistet sein und der proletarische Staat darf nicht nur einfach ein umgedrehter bürgerlicher sein. Wirkliche Beteiligung der Bevölkerung ist aber nur durch die Garantie aller demokratischen Grundrechte, wie z. B. Versammlungs-, Vereins- und Pressefreiheit, möglich.42 Nur dadurch wird die Herrschaft aller gewährleistet und es entsteht die Diktatur des Proletariats und nicht die Diktatur einer Partei oder Gruppe.43
5. Fazit
Abschließend läßt sich einerseits sagen, daß „Staat und Revolution“ eines der bedeutendsten marxistischen Werke im staatstheoretischen Bereich ist. Es legt in beeindruckender Klarheit die Funktionen von Staaten und Demokratie dar und macht konkrete Aussagen über den Aufbau eines proletarischen Staates. Andererseits wurde und wird Lenins Werk, vor allem in der sozialistischen und kommunistischen Bewegung, so kontrovers wie kaum ein anderes diskutiert. Dabei wird jedoch häufig die Theorie Lenins mit den tatsächlichen Maßnahmen der Bolschewiki nach der Oktoberrevolution von 1917 vermengt. Dieses ist zwar in gewissem Maße verständlich und legitim, führt jedoch meistens zu ungenauen und aneinander vorbeiführenden Argumentationen.
Aus diesem Grund wurde innerhalb dieses Textes, so gut es eben möglich war, der Staatstheoretiker Lenin von praktischen Revolutionär Lenin getrennt und ausschließlich auf die Theorie Lenins und nicht auf die praktische Umsetzung eingegangen. Diese Trennung ist auch aufgrund der Tatsache nötig, daß manche Maßnahmen der Bolschewiki von Lenin als rußlandspezifisch und nicht als allgemeingültig bezeichnet wurden.44 Allerdings vermischt auch Lenin in manchen Punkten die Theorie mit der sowjetischen Realität, vor allem in seiner Auseinandersetzung mit Kautsky. Ein wesentlicher Punkt, der leider in diesem Text nicht berücksichtigt werden konnte, ist die Rolle der revolutionären proletarischen Partei im System der Diktatur des Proletariats. Dieser Punkt ist vor allem insofern interessant, als daß er direkt auf die Frage führt, ob es sich bei der Diktatur des Proletariats nicht vielmehr nur um die Diktatur im Namen des Proletariats handeln kann.45
In diesem Zusammenhang möchte ich vor allem auf die Warnungen Luxemburgs hinweisen. Sie formulierte schon im Herbst 1918 die möglichen negativen Konsequenzen einer Fehlentwicklung in der Sowjetunion, die der Realität in späteren Jahren bedrückend nahe kommen.46
Literaturverzeichnis
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Projekt Klassenanalyse (Hrsg.), Leninismus - neue Stufe des wissenschaftlichen Sozialismus?, Vom Verhältnis von Marxscher Theorie, Klassenanalyse und revolutionärer Taktik bei W. I. Lenin, 2. Halbbd., Berlin, 1972.
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Herbert Steininger, Einführung in Lenins Schrift „Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky“, 2. Aufl., Berlin, 1988.
[...]
1 V. Lenin, Staat und Revolution, in: Lenin, Werke, 17, Bd. 25, 5. Aufl., Berlin, 1977, S. 482. 4
2 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 398f.
3 E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, Hamburg u. Berlin, 1977, S. 54f.
4 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 406 u. S.467.
5 E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 47 u. 65.
6 Ebd., S. 34 u. S. 42 u. S. 53ff u. V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, in: Soziales Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Hans-Jürgen Mende (Hg.), Bd. 1, Berlin, 1990, S. 108.
7 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 482 u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 103.
8 H. Steininger, Einführung in Lenins Schrift „Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky“, 2. Aufl., Berlin, 1988, S. 27 u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 59 u. S. 67.
9 V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, a.a.O., S. 96 u. S. 105ff u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 48f.
10 V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, a.a.O., S. 107f u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 49.
11 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 418.
12 Ebd., S. 400 u. W. Schneider, Einführung in Lenins Schrift „Staat und Revolution“, 9. Aufl., Berlin, 1987, S. 21f.
13 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 421 u. S. 427 u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 35.
14 W. Schneider, Einführung „Staat und Revolution“, a.a.O., S. 25 u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 77f.
15 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 429 u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 101.
16 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 409 u. S. 432 u. W. Schneider, Einführung „Staat und Revolution“, a.a.O., 14 u. Projekt Klassenanalyse, Leninismus - neue Stufe des wissenschaftlichen Sozialismus?, 2. Halbbd., Berlin, 1972, S. 434.
17 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 406f u. S. 419 u. S. 469f.
18 Ebd., S. 408 u. Projekt Klassenanalyse, Leninismus, a.a.O., S. 440 u. V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, a.a.O., S. 99.
19 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 468f u. S. 476 u. I. Fetscher, Von Marx zur Sowjetideologie, 17. Aufl., Frankfurt a. M., 1972, S. 74f.
20 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 476ff u. W. Schneider, Einführung „Staat und Revolution“, a.a.O., 33.
21 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 479f. u. S. 482.
22 Ebd., S. 471 u. S. 483.
23 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 424 u. S. 473 u. W. Leonhard, Diktatur des Proletariats, in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft, Bd. 1, Freiburg i. Br., 1966, Sp. 1261.
24 V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, a.a.O., S. 98 u. H. Steininger, Einführung „Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky“, a.a.O., S. 22 u. S. 25.
25 V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, a.a.O., S. 99 u. S. 102.
26 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 424 u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 21 u. S. 37 u. S. 42 u. S. 55 u. S. 105.
27 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 414ff u. S. 475f u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 127.
28 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 425 u. S. 475 u. V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, a.a.O., S. 97 u. S. 113 u. W. Leonhard, Diktatur des Proletariats, a.a.O., Sp. 1268.
29 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 433 u. S. 475 u. S. 503.
30 V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, a.a.O., S. 109 u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 81 u. S. 93ff.
31 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 431ff u. S. 445 u. W. Leonhard, Diktatur des Proletariats, a.a.O., Sp. 1262 u. E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 82.
32 V. Lenin, Staat und Revolution, a.a.O., S. 438f u. S. 465f u. S. 496.
33 Ebd., S. 441ff u. S. 461f.
34 K. Kautsky, Die Diktatur des Proletariats, in: Soziales Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Hans-Jürgen Mende (Hrsg.), Bd. 1, Berlin, 1990, S. 25 u. S. 32f u. S. 83.
35 Ebd., S. 11f u. I. Fetscher, Von Marx zur Sowjetideologie, a.a.O., S. 73 u. V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, a.a.O., S. 103.
36 K. Kautsky, Die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 48f u. S. 56 u. S. 79.
37 K. Kautsky, Die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 12 u. S. 79 u. H. Steininger, Einführung „Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky“, a.a.O., S. 14.
38 E. Balibar, Über die Diktatur des Proletariats, a.a.O., S. 27f.
39 Ebd., S. 26 u. S. 31 u. W. Leonhard, Diktatur des Proletariats, a.a.O., Sp. 1266ff.
40 I. Stalin, Partei und Arbeiterklasse im System der Diktatur des Proletariats, 2. Aufl., Berlin, 1950, S. 3ff u. 8ff u. W. Leonhard, Diktatur des Proletariats, a.a.O., Sp. 1269.
41 I. Fetscher, Von Marx zur Sowjetideologie, a.a.O., S. 71.
42 R. Luxemburg, Die russische Revolution, 2. Aufl., Frankfurt a. M., 1963, S. 18 u. S. 69ff.
43 Ebd., S. 75ff.
44 V. Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, a.a.O., S. 115.
45 I. Fetscher, Von Marx zur Sowjetideologie, a.a.O., S. 90.
46 R. Luxemburg, Die russische Revolution, a.a.O., S. 75ff.
- Citation du texte
- Lars Thiede (Auteur), 2000, Die Begriffe "Absterben des Staates" und "Diktatur des Proletariats" bei Lenin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104932
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