Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Freizügigkeit des internationalen Kapital- und Geldverkehrs
2.1. Freie Konvertibilität der Währungen
2.2. Devisenbewirtschaftung
3. Feste Wechselkurse
3.1 Zahlungsungleichgewichte
3.1.1. Liquiditätsproblem
3.1.1.1. Zahlungsbilanzdefizit
3.1.1.2. Zahlungsbilanzüberschuss
3.1.1.3. Asymmetrie des Liquiditätsproblems
3.1.2. Korrekturproblem
3.1.2.1. Die Korrektur eines Zahlungsbilanzdefizits
3.1.2.2. Die Korrektur eines Zahlungsbilanzüberschusses
3.2 Beurteilung und Bewertung
4. Flexible Wechselkurse
4.1. Frei flexible Wechselkurse (free floating)
4.2. Managed Floating
4.3. Betrachtung der Entstehung von Wechselkursen
4.3.1. Kurzfristige Betrachtung
4.3.2. Mittelfristige Betrachtung
4.3.3. Langfristige Betrachtung
5. Währungssysteme
5.1. Die Goldwährung
5.2. Das System von Bretton Woods
5.2.1. Der internationale Währungsfonds (IWF)
5.2.2. Die Weltbank
5.2.3. Probleme und Ende von Bretton Woods
6. Flexible oder feste Wechselkurse?
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Für das Zusammenwachsen der einzelnen Länder in Europa war der Entschluss für eine gemeinsame Währung ein wichtiger Schritt. Am 01. Januar 2002 wird in Deutschland und den meisten europäischen Staaten der Euro auch als Barzahlungs- mittel eingeführt.
Doch warum sind im Zuge der Umstellung feste Wechselkurse vereinbart worden? Was sind die Kennzeichen für feste, was für flexible Wechselkurse? Welche Probleme können beim jeweiligen Wechselkurssystem entstehen? Wie ging die Entwicklung von Wechselkurssystemen im historischen Rückblick von statten? Wo liegen die Vor-, wo die Nachteile von festen und flexiblen Wechselkursen? Diese Fragen können auftreten, wenn man sich mit dem Thema Währungsregime befasst. In der vorliegenden Hausarbeit soll versucht werden, diese Fragen zu beantworten.
Die Gliederung stellt sich wie folgt dar: Als erstes die Rahmenbedingungen für Wechselkurse erläutert. Darauf folgt die Definition von festen Wechselkursen und es werden die damit zusammenhängenden Probleme aufgezeigt. Im Anschluss daran wird ein System mit flexiblen Wechselkursen erklärt und die Entstehung von Wechselkursen nachvollzogen, sowie in einem geschichtlichen Abriss ein Überblick über die Entwicklung von Wechselkurssystemen gegeben. Abschließend werden beide Systeme verglichen und die Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen.
2. Freizügigkeit des internationalen Kapital- und Geldverkehrs
2.1. Freie Konvertibilität der Währungen
Für einen freien und allseitigen internationalen Handel ist es notwendig, dass die Währungen frei untereinander und gegenüber dem Gold austauschbar sind. Das ist bei freier Konvertibilität gegeben. Man gliedert sie noch in Inländer- und Ausländer- konvertierbarkeit: Bei der Inländerkonvertibilität kann ein „sog. Deviseninländer [...] einheimische Währung in jede fremde Währung und. in beliebiger Menge um- tauschen und ins Ausland transferieren. Ein sog. Devisenausländer kann die in einem anderen Land erworbene einheimische Währung in andere Währungen umtauschen und sowohl diese als auch die einheimische Währung ins Ausland transferrieren.“1
2.2. Devisenbewirtschaftung
Wenn die freie Konvertibilität aufgehoben ist spricht man von Devisenbewirtschaftung. Dabei werden die Devisen durch eine Behörde mengenmäßig per Zuteilung und Ablieferungspflicht bewirtschaftet und diese Behörde genehmigt auch Verfügung und Verwendung der Devisen.2
„Viele Entwicklungsländer glauben heute noch, durch Devisenbewirtschaftung knappe ausländische Währungen besser einsetzen zu können. Da ihre Währungen oft überbewertet sind, kommt es dann regelmäßig zu Schwarzmärkten.“3 Da die Devisenbewirtschaftung nicht den marktwirtschaftliches Grundsätzen entspricht, wird in der folgenden Behandlung der zwei Währungssysteme die freie Konvertibilität als Grundlage vorausgesetzt.4
3. Feste Wechselkurse
3.1 Zahlungsbilanzungleichgewichte
Hat man sich für ein Währungssystem entschieden, bei dem die Wechselkurse von der Zentralbank festgelegt werden und sich nicht frei auf dem Markt bilden, dann können zwei zentrale Probleme auftreten: Zum einen das Problem Zahlungsbilanz- ungleichgewichte zu finanzieren und zum anderen diese Zahlungsbilanzungleich- gewichte zu korrigieren. Diese Probleme entstehen, wenn Angebot und Nachfrage nicht im Gleichgewicht liegen, also entweder das Angebot oder die Nachfrage an einheimischer Währung überwiegen.1
Die folgenden Ausführungen werden exemplarisch mit Hilfe von Euro und Dollar veranschaulicht.
3.1.1. Liquiditätsproblem
3.1.1.1. Zahlungsbilanzdefizit
Wenn in Deutschland mehr Dollar nachgefragt werden als vorhanden sind, dann würde - ohne Eingreifen der Währungsbehörde - der Wechselkurs steigen. Aber da feste Wechselkurse und freie Konvertibilität vereinbart sind, muss die Zentralbank den Nachfrageüberhang beseitigen. Sie muss in Höhe der Dollarlücke zusätzlich Dollars anbieten und damit das Defizit finanzieren.
Das Problem liegt nun darin, dass keine Zentralbank über unbegrenzte Währungsreserven verfügt, dass sie also auf Dauer ein Defizit nicht finanzieren kann.2
3.1.1.2. Zahlungsbilanzüberschuss
Wenn bei ein Angebotsüberhang an Dollar besteht, d. h. wenn zu wenig Dollar nachgefragt werden, dann muss die Zentralbank Dollar kaufen und dafür Euro geben. Da die Zentralbank selbst Euro beschaffen kann, entsteht für sie im Falle eines Zahlungsbilanzüberschusses kein Liquiditätsproblem.3
3.1.1.3. Asymmetrie des Liquiditätsproblems
Länder mit einem Zahlungsbilanzdefizit stehen vor der Notwendigkeit, über kurz oder lang - je nach Höhe ihrer Währungsreserven - ihr Defizit beseitigen zu müssen, während sich für Überschussländer diese Notwendigkeit nicht zwingend ergibt, da sie ja in beliebigem Umfang eigene Devisen drucken kann.1
Deswegen spricht man von einer Asymmetrie des Liquiditätsproblems
3.1.2. Korrekturproblem
3.1.2.1. Die Korrektur eines Zahlungsbilanzdefizits
Die grundsätzliche Zielrichtung der Politik eines Defizitsland besteht in einer relativen Senkung des inländischen Preisniveaus, um die Exporte zu fördern und einer relativen Abnahme des Volkseinkommens, um die vom Volkseinkommen abhängigen Importe zu drosseln.
Ein Defizitland muss also mit den Mitteln der Geld- und Fiskalpolitik eine kontraktive interne Wirtschaftspolitik betreiben: Die Geldmenge verringern, den Zinssatz erhöhen, die Staatsausgaben senken, und/oder die Steuern erhöhen. Zu einem weit größeren Problem wird Zahlungsbilanzdefizit wenn ein Land vor einem Zielkonflikt steht, wenn ein Land also sowohl ein Defizit in der Zahlungsbilanz als auch Arbeitslosigkeit hat. Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit durch expansive Geld- und Fiskalpolitik würde das Defizit vergrößern, die Beseitigung des Defizits durch kontraktive Geld- und Fiskalpolitik würde die Arbeitslosigkeit erhöhen.2
3.1.2.2. Die Korrektur eines Zahlungsbilanzüberschusses
Ein (permanentes) Überschussland sollte versuchen, seine Exporte zu verringern, einer Importe zu erhöhen. Es müsste das inländische Preisniveau erhöhen, um die Exporte zu senken, das inländische Volkseinkommen erhöhen, um die Importe zu steigern, die Zinsen senken, um Kapitalexporte anzuregen. Ein Überschussland müsste also mit den Mitteln der Geld- und Fiskalpolitik eine expansive interne Wirtschaftspolitik einleiten: Die Geldmenge erhöhen, den Zinssatz senken, die Staatsausgaben erhöhen, die Steuern senken.
Auch für das Überschussland kann sich ein Zielkonflikt ergeben, wenn es gleichzeitig inflationäre Preissteigerungen zu verzeichnen hat. Nur mehr Inflation würde den Zahlungsbilanzüberschuss abbauen, mehr Inflation widerspricht indes dem Ziel der Preisstabilität.1
3.2 Beurteilung und Bewertung
Wenn die Vor- und Nachteile von festen Wechselkurse beleuchtet werden sollen, dann kommt es auf den Standpunkt des Betrachters an, welche wirtschaftspolitischen Faktoren er höher bewertet.
Zum einen muss der Staat einem sog. „Diktat der Zahlungsbilanz“ unterordnen, d.h. er seine gesamte Geld- und Fiskalpolitik nach dem Zahlungsbilanzgleichgewicht ausrichtet, zum anderen ist aber durch die Festlegung der Wechselkurse eine Stabilität vorgegeben, die gerade die Exportwirtschaft begünstigt, da sie keine Währungskursschwankungen mehr zu befürchten hat.
Ein weiterer Vorteil ist die Funktion der „Marktintegration“, da verschiedene Länder ihre Wirtschaftspolitik koordinieren müssen, um nicht ständig - durch gegensätzliche Geld- und Fiskalpolitik ausgelöst - Zahlungsbilanzungleichgewichte finanzieren zu müssen.2
Ob man letztlich die Vorteile oder die Nachteile fester Wechselkurse höher bewerten soll, wird am Ende der Seminararbeit noch mal aufgegriffen.
4. Flexible Wechselkurse
4.1. Frei flexible Wechselkurse (free floating)
Frei flexible Wechselkurse entstehen nach dem Prinzip des freien Marktes. Die Preise bilden sich also durch Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt. Die Angebotsstruktur ergibt sich aus der Höhe der inländischen Importnachfrage, ergänzt durch das Angebot an Kapitalexport. Bei ersterem versuchen inländische Wirtschaftssubjekte ausländische Devisen zu erstehen, um Waren aus dem Ausland zu kaufen. Sie bieten im Gegenzug inländische Währung an. Der Kapitalexport versucht inländisches Geld in ausländischen Devisen gewinnbringend zu höheren Zinsen anzulegen.
Die Nachfrage hingegen wird bestimmt von der Exportnachfrage des Auslandes, sowie der Nachfrage nach inländischer Währung am internationalen Kapitalmarkt. Um inländische Güter erwerben zu können, müssen ausländische Wirtschaftssubjekte zunächst inländische Währung kaufen. Im zweiten Fall versuchen ausländische Anleger ihr Kapital in inländischer Währung anzulegen, da sie hier eine höhere Rendite erwarten.
Zu einer Aufwertung der Währung kommt es nun, wenn sich die Nachfragekurve nach rechts verschiebt. Dies kann durch eine Steigerung der Exporte oder Kapital- zuflüsse geschehen. Eine Abwertung findet statt, wenn sich die Angebotskurve nach rechts verschiebt, was durch eine Erhöhung des Imports oder der Kapitalabflüsse geschehen kann.1
4.2. Managed Floating
In der Realität sind die Wechselkurse meist nicht vollkommen frei, sondern werden von Interventionen der Notenbanken beeinflusst. Ist dies der Fall, spricht man von „managed floating“. Im europäischen Währungssystem waren z.B. die Zentralbanken verpflichtet, die Währungen durch geldpolitische Eingriffe in bestimmten Rahmen zu halten. Tendierte eine Währung dazu, die Grenzen (+/-2,25%) zu über- oder unterschreiten, musste die Zentralbank das Angebot erhöhen oder verknappen.2
4.3. Betrachtung der Entstehung von Wechselkursen
Die zentrale Frage, warum Wechselkurse überhaupt entstehen, wird mit drei theoretischen Lösungsansätzen beantwortet. Diese sind aufgeteilt nach der Zeitdauer bis zum Einsetzen eines Effekts in kurz-, mittel- und langfristige Betrachtungen. Welcher der drei Ansätze der umfassend Richtige ist, ist nicht zu klären, es werden alle gleichberechtigt akzeptiert.1
4.3.1. Kurzfristige Betrachtung
Für diese Betrachtung sind die Existenz flexibler Wechselkurse, sowie Unterschiede in den Zinssätzen einzelner Nationen von entscheidender Bedeutung. Es wird nun davon ausgegangen, dass auf der Welt eine größere Menge stets frei verfügbares Geld existiert, dass stets zu möglichst hohen Zinsen angelegt werden soll. Dieses sogenannte „heiße Geld“, dass aus mehreren hundert Milliarden US-Dollar besteht, ist also in ständiger Bewegung. Länder mit hohen Zinssätzen werden eine höhere Nachfrage nach ihrer Währung verspüren, wodurch es zu einer Aufwertung der entsprechenden Währung kommen sollte. Erhöht ein Land seine Zinsen kann dies also auf eine Aufwertung der Währung hinauswirken. Das Gegenteil ist bei einer Zinssenkung der Fall. Diese Betrachtungsweise ist heute weitgehend unbestritten.2
4.3.2. Mittelfristige Betrachtung
Das Wachstum des Bruttosozialprodukts kann ebenfalls als Bestimmungsgrund für die Entstehung von Wechselkursen gesehen werden. Mit diesem geht gemeinhin eine Erhöhung der Konsumausgaben einher. Diese beziehen sich allerdings nicht nur auf inländische Konsumgüter, sondern auch auf importierte. Steigt nun das Bruttosozial- produkt, und steigt gleichzeitig der Import stärker als der Export, wird es zu einer Abwertung der Währung kommen, da das Angebot nach inländischer Währung schneller steigt als die Nachfrage. Die Angebotskurve verschiebt sich folglich schneller nach rechts als die Nachfragekurve, was zu einem Sinken des Preises führt (vgl. 4.1).3
4.3.3. Langfristige Betrachtung
Langfristig wird die Theorie der Kaufkraftparität zur Erklärung herangezogen. Dieser zugrunde liegt das Gesetz des einen Preises, das davon ausgeht, dass dasselbe Gut in verschiedenen Ländern den selben Wert haben muss, also auch den selben Preis. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn der freie Handel nicht durch Zölle oder andere Hemmnisse behindert wird. Vom Gesetz des einen Preises ausgehend, unter- stellt nun die Theorie der Kaufkraftparität, dass „die Wechselkurse zwischen den Währungen zweier Länder langfristig die Unterschiede im Preisniveau dieser Länder widerspiegeln“1
Als Folgerung daraus ergibt sich, dass Länder, in denen eine hohe Inflationsrate vorherrscht, langfristig gegenüber Ländern mit niedriger Inflation einer Währungsabwertung unterliegen.
Die Kaufkraftparitätentheorie wird heute nicht mehr als hinreichend für die Erklärung von Wechselkursentwicklungen angesehen. Es gibt zwei Hauptkritik- punkte, die die Schwäche dieser Theorie belegen sollen. Zunächst lässt die Theorie die noch immer existierenden Hemmnisse im internationalen Handel außen vor. Die Existenz von Zöllen oder Quotenregelungen beeinflusst die Preise ebenfalls. Zweitens existieren Güter, die nicht zwischen Ländern gehandelt werden könne (z.B. öffentliche Güter). Ist der Preisanstieg in einem Land auf diese Güter zurück- zuführen, muss diese Inflation keinen Einfluss auf die Wechselkurse haben.2
5. Währungssysteme
Im folgenden soll ein kurzer, beispielhafter Überblick angewandter Währungs- systeme gegeben werden. Das Augenmerk liegt hierbei auf dem System der Goldwährung und dem System von Bretton Woods. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion wird in einer gesonderten Arbeit behandelt, soll deshalb hier nicht betrachtet werden.
5.1. Die Goldwährung
Die Goldwährung war das zwischen dem Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1914 gültige Weltwährungssystem. Dieses System war vertraglich nie fixiert, wurde jedoch weltweit weithin akzeptiert. Der Kernpunkt dieses Systems war eine feste Bindung der Geldmenge eines Landes an die Goldreserven. Das umlaufende Papiergeld musste jederzeit durch Gold ersetzt werden können. Die Relation zwischen Goldreserven und umlaufendem Geld war gesetzlich fixiert. Wollte ein Land also die Geldmenge erhöhen, musste es auch die Goldreserven erhöhen. Über den Goldpreis und die fixierten Relationen zwischen Papiergeld und Gold konnten auch die Wechselkurse zwischen den einzelnen Währungen bestimmt werden. Es handelte sich also um ein System von festen Wechselkursen, die am Goldstandard ausgerichtet waren. Damit einher gingen auch die Probleme fester Wechselkurssysteme, vor allem die Unterordnung der Wirtschaftspolitik unter das Diktat der Zahlungsbilanz. Mit dem ersten Weltkrieg ging das System der Goldkernwährungen zu Ende.1
5.2. Das System von Bretton Woods
1944 kamen in Bretton Woods, New Hampshire, USA führende Ökonomen zusammen, um über eine Neuordnung der internationalen Währungsordnung zu beraten. Unter der Führung John Maynard Keynes entwarf man ein Vertragswerk, dass die Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und des GATT (General Agreement of Tariffs and Trade) vorsah.
Im Unterschied zur Goldwährung wurde in Bretton Woods ein Gold-Devisen- Standard etabliert, d.h. es wurden für die Währungen Paritäten gegenüber Gold und dem US-Dollar festgelegt. Die Wechselkurse definierten sich folglich über Gold und Dollar. Die entscheidende Neuerung gegenüber dem Goldstandard war jedoch die Tatsache, dass die eigentlich festen Währungen jederzeit angepasst werden konnten. Wich also eine Währung zu stark von ihrer eigentlichen Parität ab, konnte sie neu justiert, d.h. eine neue Parität festgesetzt werden. Grundsätzlich galten jedoch Band- breiten von +/- 1%. Bei Erreichen dieser Grenzen mussten die Notenbanken steuernd eingreifen, um den Kurs im Rahmen zu halten. Erst wenn ein „fundamentales Ungleichgewicht“1 eintrat, wurde die Währung neu justiert. Um Länder mit Zahlungsbilanzschwierigkeiten vor einer Währungsabwertung zu schützen, konnte der IWF kurzfristige Beistandskredite erteilen.2
5.2.1. Der internationale Währungsfonds (IWF)
Der IWF fungiert als „Zentralbank der Zentralbanken“3. Der Fonds finanziert sich aus sogenannten Subskriptionsbeiträgen, die sich nach einer, zu Beginn der Mitglied- schaft ermittelten Quote richten. Diese Quote bestimmt sich nach wirtschaftlichen Maßzahlen, wie dem Bruttoinlandprodukt. Aus diesen Finanzmitteln vergibt der IWF Kredite an in Zahlungsbilanzschwierigkeiten steckende Mitglieds-länder. Somit fällt dem IWF ein wichtige Rolle bei der Bewältigung internationaler Schuldenkrisen zu.4
5.2.2. Die Weltbank
Auch die Weltbank finanziert sich über die Mitgliedsländer. Sie bezieht ihre Finanzmittel von kreditgebenden Ländern, deren Beteiligung sich nach ihrer wirtschaftlichen Bedeutung abstuft. Die Weltbank erteilt zinsgünstige Kredite an einzelne Staaten. Damit sollen Projekte in wirtschaftlich schwächeren Staaten ange- kurbelt werden, die letztlich zu einer Konjunkturbelebung führen sollen. Diese soll wiederum zur Folge haben, dass die Produktivität in diesen Ländern um mehr ansteigt, als an Zinsen an die Weltbank zurückgezahlt werden muss.5
5.2.3. Probleme und Ende von Bretton Woods
Auch im System von Bretton Woods kam das Problem auf, dass die Wirtschaftspolitik unter dem Einfluss der Zahlungsbilanz stand. Zur Verringerung dieses Problems war der Schwankungsrahmen von 1% festgesetzt worden. Eine fehlende Zahlungsbilanzdisziplin seitens der Länder mit Zahlungsbilanzüberschuss führte dazu, dass diese nahezu unbegrenzt Währungsreserven ansammelten. Im Gegenzug waren jene Länder mit Zahlungsbilanzdefizit bemüht, einen Ausgleich zu erzielen, da ihnen sonst eine Zahlungsunfähigkeit drohte. Diese Entwicklung kam deshalb zustande, weil die Wirtschaftspolitiker die Binnenwirtschaftspolitik als wichtiger einstuften, als den Zahlungsbilanzausgleich. „Die Überschußländer (z.B. die Bundesrepublik) waren freiwillig zumeist nicht zu einer Anpassung an den internationalen Inflationstrend bereit, die Defizitländer (z.B. Großbritannien) befürchteten von einer restriktiven Wirtschaftspolitik eine Verletzung des Vollbeschäftigungsziels“1
Neben diesem Problem gab es auch ein Problem mit der Versorgung mit internationalen Reservemitteln. Der Dollar als Währungsreserve unterlag bis 1958 aufgrund eines Zahlungsbilanzüberschusses einer Knappheit, danach aufgrund eines Zahlungsbilanzdefizites in den USA einem Überfluss. Das Defizit der USA führte zu einem schwindenden Vertrauen in den Dollar, weshalb viele Länder ihre Dollarreserven in Gold umtauschen ließen. Aufgrund dieser Entwicklung löste Präsident Nixon 1971 die Bindung des US-Dollar an Gold, und nahm somit dem Wechselkurssystem von Bretton Woods die Grundlage.
6. Flexible oder feste Wechselkurse?
Das zentrale Argument gegen feste Wechselkurse wurde bereits mehrfach in dieser Arbeit aufgegriffen. Das Diktat der Zahlungsbilanz verhindert eine unabhängige Binnenwirtschaftspolitik. Dieses Problem tritt bei flexiblen Wechselkursen nicht auf, da hier keine Zahlungsbilanzungleichgewichte eintreten. Weiter verhindern flexible Kurse mögliche Übertragseffekte, wie importierte Inflation. Gerade diesen Übertragseffekten wird jedoch auch zugute gehalten, dass sie eine gewisse integrative Wirkung hervorbringen, da sich die Staaten unter einander stärker koordinieren müssen, um ebensolche Effekte zu vermeiden. Weiter wird festen Wechselkursen zugute gehalten, Beschäftigungsschwankungen in der Export- industrie gering zu halten, die bei stark schwankenden Kursen verstärkt auftreten.
In einer Weltordnung, deren Wirtschaftssystem auf den Grundsätzen einer freien Marktwirtschaft basiert, scheint jedoch ein System flexibler Wechselkurse angemessener, da auch diese nach dem System des freien Marktes funktionieren, oder dies zumindest sollten. Auch zeigt die geschichtliche Entwicklung, dass feste Wechselkurssysteme bislang nicht von Erfolg gekrönt waren. Es bleibt in diesem Zusammenhang auch abzuwarten, wie ein noch nie da gewesenes Experiment wie die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion sich entwickeln wird. Zwar handelt es sich dabei eigentlich um kein Wechselkurssystem mehr, sondern um eine Weiterentwicklung, aber gerade deshalb wird dessen Entwicklung mit Interesse zu verfolgen sein.
Literaturverzeichnis
- Baßeler, Ulrich u.a.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; Köln 151999
- Hanusch, Horst; Thomas Kuhn: Einführung in die Volkswirtschaftslehre; Berlin u.a. 41998
- Hardes, Heinz-Dieter u.a.: Volkswirtschaftslehre - problemorientiert; Tübingen 201999
- Herder Lexikon: Wirtschaft, Freiburg 21974, S. 137
- Homepage des Europamagazins: http://www.euromagazin.de/service/glossar/waehrungsschlange.html
- Samuelson, Paul A.; Nordhaus, William D.: Volkswirtschaftslehre; Wien 151998
- Schlösser, Hans Jürgen, Außenwirtschaft und Währungspolitik, in: Konegen, Norbert (Hrsg.): Wirtschaftspolitik für Politikwissenschaftler. Ausgewählte Entscheidungsfelder; Hamburg; 1994
[...]
1Herder Lexikon: Wirtschaft, Freiburg 21974, S. 137
2Vgl. ebenda; S. 52
3Baßeler Ulrich u.a.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; Köln 151999 S. 516
4 Vgl. ebenda; S. 516
1Vgl. Baßeler Ulrich u.a.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; Köln 151999; S. 522f
2Vgl. ebenda; S. 524
3 Vgl. ebenda; S. 525
1Vgl. Baßeler, Ulrich u.a.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; Köln 151999; S. 526
2 Vgl. ebenda; S. 526f
1Vgl. Baßeler Ulrich u.a.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; Köln 151999; S. 525f
2 Vgl. ebenda; S. 527ff
1Vgl. Baßeler Ulrich u.a.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; Köln 151999; S. 517ff
2 Vgl: http://www.euromagazin.de/service/glossar/waehrungsschlange.html
1Vgl. Hanusch/Kuhn: Einführung in die Volkswirtschaftslehre; Berlin u.a. 41998; S. 341ff
2Vgl. ebenda; S. 346
3 Vgl. ebenda; S. 345
1Hanusch/Kuhn: Einführung in die Volkswirtschaftslehre; Berlin u.a. 41998; S. 342
2 Vgl. ebenda; S. 342ff
1 Hardes, Heinz-Dieter u.a.: Volkswirtschaftslehre - problemorientiert; Tübingen 201999; S. 519ff
1Hardes, Heinz-Dieter u.a.: Volkswirtschaftslehre - problemorientiert; Tübingen 201999; S.523
2Vgl. Samuelson/Nordhaus: Volkswirtschaftslehre; Wien 151998; S.832ff
3Ebenda; S. 833
4Vgl. ebenda; S. 833f
5 Vgl. ebenda; S. 833
1 Hardes, Heinz-Dieter u.a.: Volkswirtschaftslehre - problemorientiert; Tübingen 201999; S. 525
- Quote paper
- Johannes Görg (Author), 2000, Währungsregime, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104857
-
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