Inhaltsübersicht
1. Beschreibung des „Normal“-Zustands
2. Einführung in das Wetterphänomen El Nino
2.1. Geschichte, ursprüngliche Entdeckung
2.2. Entwicklung, bzw. Erklärung für das Auftreten eines El Ninos
2.3. Klimatische Auswirkung im Bereich des Pazifiks
2.4. Vorsorge
2.5. Die Folgen eines El Ninos
2.5.1. Die lokalen Folgen eines El Ninos
2.5.2. Die globalen Folgen eines El Ninos
3. Fazit
Literaturverzeichnis
Beratungsgespräche
Eigenständigkeitserklärung
1. Beschreibung des „Normal“- Zustands
Bevor ich auf das Klimaphänomen „El Nino“ eingehen werde, muß der „Normal“-Zustand beschrieben werden. Hier muß man beachten, dass El Nino genauso „normal“ ist, wie das übliche, gewöhnliche Klima.
Die hauptsächliche Zone, in der El Nino auftritt, liegt zwischen dem Ostpazifik ( 80°-110° westlicher Länge ) und dem Westpazifik ( 110°-150° östlicher Länge ), d.h. im Gebiet des Pazifiks zwischen Südamerika und Australien/Indonesien.
Der Küstenstreifen von Südamerika gilt als einer der niederschlagsärmsten Gebiete der Erde. Einige Streifen der Küste sind Wüstengebiete, wie auch die meisten Inseln vor der Küste, z.B. die Galapagos Inseln ( 100mm Jahresniederschlag im Küstenbereich ). Grund für diese extreme Aridität ist vorwiegend der Humboltstrom, auch Perustrom genannt, und der tiefe Luftdruck. Direkt an der Küste Perus fließt der Humboltstrom wie ein flaschengrünes Stromband vorbei. Das besondere Merkmal dieses Stroms ist das sehr kalte, nährstoffreiche Wasser, welches einen hohen Planktongehalt hat, somit viel Nahrung und eine gute Temperatur für einen hohe Fischreichtum vorweist. Durch die vielen Fische, es sind etwa 225 verschiedene Arten, von denen 74 fischereilich genutzt werden, 10 Arten, z.B. Anchovis, sind wirtschaftlich wichtig, gibt es an der Ostpazifik- Küste sehr viele Seevögel.
Die Ursache für die Gegebenheit des kalten und nährstoffarmen Wassers ist die Herkunft: Durch den Süd-Ost-Passat weht der Wind ablandig, d.h. der Wind „drückt“ vom Land aus gegen den Ostpazifik. Dadurch kommt eine besondere Zirkulation zustande, weswegen der Humboltstrom kaltes Tiefenwasser führt. ( siehe Abb.1 ) Diese ablandigen Winde haben ebenfalls zur Folge, dass der Meeresspiegel vom Ostpazifik zum Westpazifik einen Unterschied von 0.7m aufweist ( Abb. 1 ).
Durch den oben bereits erwähnten hohen Luftdruck an der Westküste Südamerikas und dem tiefen Luftdruck im Westpazifik kommt eine Luftzirkulation zustande. Diese Luftzirkulation wird auch Walker-Zirkulation genannt, nach ihrem Entdecker Sir G. Walker. Die Ursache für diese Luftbe- wegungen sind die verschiedenen Oberflächentemperaturen im Ost,- und Westpazifik. Im Ost- pazifik beträgt die Oberflächentemperatur in etwa 20°C ( wegen des kalten Tiefenwassers des Humboltstromes ); im Gegensatz dazu beträgt die Temperatur im Westpazifik ungefähr 30°C, d.h. die Luft wird an der Westküste Südamerikas abgekühlt und sinkt folglich ab, im indonesischen Gebiet wird die Luft auf grund der warmen Oberflächentemperatur erwärmt und steigt auf. Dieses Zusammenspiel des Druckunterschiedes, wird auch „Druckschaukel“ genannt.
Die Luft des östlichen Pazifiks strömt als Teil des Südost-Passats dem Druckgefälle folgend in Richtung westlicher Pazifik, durch eine westliche Strömung der oberen Troposphäre schließt sich der Kreislauf der Walker-Zirkulation wieder.
Diese Luftbewegungen sind der Grund für den niederschlagsarmen Küstenstreifen am Ostpazifik; dem gegenüber steht im indonesischen Raum ein humides Gebiet. ( siehe ebenfalls Abb. 1 ) Diese Erwärmung des Wassers im Westpazifik ist sehr wichtig für die Monsunniederschläge, weil das erwärmte Wasser zum Teil verdunstet, und somit diese lebenswichtigen Niederschläge für Region, wie z.B. für die Landwirtschaft in Indien, stärkt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1
Es ist die Walker-Zirkulation dargestellt im Bereich des pazifischen Ozeans, zwischen der Küste von Südamerika und Indonesien. Das „Upwelling“ (engl. aufsteigend ) steht für das aufsteigende Tiefenwasser, welches der Humboltstrom mit sich führt. Deutlich ist ebenfalls der Meeresspiegelunterschied von O,7m zwischen den beiden West,- und Ostküsten des Pazifiks zu erkennen.
Thermokline: Auch Temperatursprungschicht genannt, einige Dekameter mächtige Wasserschicht, die warmes Oberflächenwasser von kaltem Tiefenwasser trennt, nach Westen ist sie im indonesisch-australischen Gebiet auf ca. 200 m hinabgedrückt, im südamerikanischen auf 50 m angehoben. Diese Anhebung ist das Resultat des aufsteigenden Wassers an der Küste Südamerikas.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2
Diese Abbildung zeigt im Gegensatz zu Abb.1 die gesamte Situation des Pazifiks in Bezug auf die Luftbewegungen und die Meeresströmungen, d.h. es ist deutlich das Verhältnis zwischen dem Hochdruckgebiet im Ostpazifik ( Æ SO-Passat ) und dem Tiefdruckgebiet im Westpazifik zu sehen. Die Pfeile am unteren Bildrand zeigen den Gürtel der Westwinde. Ebenso kann man sehr gut den Verlauf des „Linienartigen“ - Humboltstroms an der Westküste Südamerikas erkennen.
2. Das Wetterphänomen El Nino
Dieses Gleichgewicht und dieses Zusammenspiel zwischen Meeresströmungen und Luftbewegungen wird alle 3-8 Jahre sehr gewaltig geändert. Der Grund für diese „Störung“ ist das auftreten des Klimaphänomens El Nino, welcher eine Dauer zwischen 12-18 Monaten haben kann. Eine Regelmäßigkeit, sei es in seiner Erscheinung oder in seiner Dauer hat bisher noch niemand herausgefunden und belegen können.
2.1. Geschichte, ursprüngliche Entdeckung
Ursprünglich war El Nino eine relativ normale und mässige Erwärmung der Küstengebiete der Küstengewässer vor Peru und Ecuador. Wegen diesen regelmäßig auftretenden kleineren Störungen des Stromsystems zur Weihnachtszeit, also im Südsommer, gaben peruanische Fischer ihm den Namen El Nino, das übersetzt „das Christkindchen“ heißt. Für den Fischfang waren die Einbußen nicht so groß, zwar blieben Anchovis aus, weil diese wegen der Klimaerwärmung in tiefere, kältere Gewässer abwanderten, in denen die Fischer nicht fischen konnten, aber die Verluste glichen bei diesen kleinen Störungen die Thunfische, Haie und Schwertfisch aus, die aus der Warmwasserschicht ( Abb.3 ) in die nun wärmeren küstennahe Gebiete der Westküste Südamerikas kamen. Die ansässigen Fische kehrten relativ schnell wieder an die Küste zurück, da die Erwärmung des Humboltstroms nicht so stark war, als dass sie nicht lange anhielt.
Selbst Klimatologen hatten keinen Grund anzunehmen, dass dieser „lokale Nino“ etwas anderes sei als eine lokale Ausprägung der allgemeinen Variabilität des Klimas, bis Mitte des 20. Jh. ( genauer bis 1957 ), ein extremer El Nino auftrat und man feststellte, dass in etwa ¼ des Erdumfangs von einer Klimaänderung betroffen war. Dies ergaben erstmals Messung im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres ( IGY) .
2.2. Entwicklung, bzw. Erklärung für das Auftreten von El Nino
Natürlich suchte man Erklärungen für diese plötzlichen Klimaänderungen, und man fand heraus, dass der Druckgegensatz zwischen West,- und Ostpazifik während eines El Nino-Ereignesses deutlich kleiner ist, als es Messungen in „normalen“ Jahren ergeben haben. Genauer ist dann der Luftdruck über Südostasien deutlich höher gleichzeitig sinkt im östlichen Pazifik der Luftdruck deutlich.
Da dieser Druckunterschied sonst der „Antriebsfaktor“ der Walker-Zirkulation ist, müssen sich nun automatisch alle Windströmungen ändern. Wie auf der Abb.3 zu sehen ist, ist dies auch während eines El Nino-Ereignesses der Fall. Der SO-Passat flaut fast völlig ab und somit auch die ablandigen Winde. Dadurch wird der Ostpazifik nicht mehr meerwärts „gedrückt“, sondern der (Abb.1) sonst bestehende Meeresspiegel - Unterschied von West,- und Ostküste von ca. 0.7m ändert sich, d.h. an der Ostküste des Pazifiks steigt das Wasser um ca. 0.4m, an der Westküste sinkt es um ca. 0.7m ( vergleiche Abb.1 mit Abb.3 )
Neben den Änderungen in den Windbewegungen, ändern sich auch die verschiedenen Meeresströmungen. Der Humboltstrom kommt fast zum Erliegen, weil er durch das Abflauen des Passats nicht mehr angetrieben wird. Dadurch kommt der warme äquatoriale Gegenstrom, der normalerweise parallel zum Äquator in östlicher Richtung nach Mittelamerika fließt (vgl. Abb. 2 ), an die Westküste Südamerikas, weil dieser Gegenstrom, der sonst vom Humboltstrom aufgehalten wurde, nun ungehindert an die Küste gelangen kann. Durch den Einfluss des äquatorialen Gegenstromes ändert sich u.a. die Temperatur, d.h. die SST ( engl. Sea surface temperature ) steigt im Ostpazifik. Mit dem warmen Wasser sinkt der Nährstoffgehalt des Wassers, und das salzarme Wasser des Gegenstroms dringt an die Küste Südamerikas vor. (Abb. 4) Die Temperaturerhöhung bei einem solch starken El Nino liegt bei bis zu 10°C, diese Erwärmung bezieht sich aber nicht nur auf die Oberfläche des Pazifiks, sondern teilweise kann man diese Erwärmung noch bei Tiefen bis zu 300m messen. Bei lokalen Ninos, oder bei kleinen Störungen findet eine Temperaturerhöhung von maximal 2-4 °C statt, und betrifft nur Tiefen bis zu 50m, d.h. man sieht deutlich den Unterschied und die Bedeutung eines solchen ENSO-Ereignisses ( El Nino + Southern Oscillation, das bedeutet den Wechsel zwischen El Nino und der Druckschaukel des Südostasiatischen Tiefdruckgebiets und des Südostpazifischen Hochdruckgebietes. ). Durch diese Erwärmung des Küstenwassers an der Westküste Südamerikas steigt nun die Luft über dem Ostpazifik auf, weil sie durch das Wasser erwärmt wird. Wegen dieses Aufsteigens der Luft kommt es während eines El Nino-Ereignisses immer zu gewaltigen Regenfällen, die vom Boden unmöglich vollständig aufgenommen werden können, weil dieser auf grund der „normalen“ Niederschlags-menge nicht auf solche Wassermassen „eingestellt“ ist. Messungen haben ergeben, dass in etwa 20x soviel Niederschlag fällt wie in normale Jahren. Zu diesen Überschwemmungen durch die genannten Niederschläge auf dem Festland kommt, dass der Meeresspiegel an der Westküste um O,4 m steigt ( Begründung s.o. ), die genauen Auswirkungen werden später genauer erläutert.
2.3. Klimatische Auswirkungen im Bereich des Pazifiks
Durch diese Änderung, sowohl im Bereich des Meeres, als auch im Bereich der Luftströmungen in der Region des Ostpazifiks gibt es gewaltige klimatische Änderungen im Gebiet des West-pazifiks. Die sonst sehr humide Region (Abb.1) erlebt während einer Enso-Periode eine Dürrezeit. Außerhalb eines El Nino-Ereignisses werden die Winde über Indonesien vom warmen Wasser des Pazifiks erwärmt, und stiegen somit auf und regnen sich ab (Abb.1), dieser Kreislauf ist aber nur möglich mit dem Südostpassat und dem Humboltstrom. Da diese beiden Faktoren während des Agierens von El Ninos fast zum Erliegen kommen, bzw. durch das Erliegen des Humboltstroms findet ein nachlassender Anschub von kaltem Wasser in Richtung Westpazifik statt. Dadurch kommt es zu einer Schwächung des Südäquatorialstroms ( zu sehen in Abb. 2 ) und es gelangt weniger Wasser in den ostasiatischen Raum. Diese Wasserreduktion und das kältere Wasser haben große Dürren zur Folge, weil sich nun die Luft nicht mehr erhitzt, sie nun nicht mehr auf steigt, und die gewöhnlichen Niederschläge ausbleiben. Ebenso wird weniger Wasser verdunstet, was wiederum zur Folge hat, dass die Monsunniederschläge geschwächt werden, dies führt zu schweren Trockenzeiten, und ggf. auch zu Hungersnöten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3
Die Graphik zeigt die Luftzirkulation während eines El Nino - Ereignisses. Deutlich zu sehen ist die Änderung der Windrichtung gegenüber der Walker-Zirkulatiton, d.h. die Luft steigt über der Westküste Südamerikas auf somit kommt es hier zu Niederschlägen. Im Gegensatz hierzu fällt der Niederschlag in dem sonst humiden Gebiet des Westpazifiks ganz aus. Die Thermokline bei El Nino ist im Vergleich zu der „normalen“ Thermokline im Westpazifik um ca. 26m erhöht, d.h. die „Trennlinie“ zwischen dem kalten und dem warmen Wasser ist deutlich angehoben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.4
Zirkulationen der Luft,- und Wassersströmungen während einer ENSO-Periode Der Humboltstrom ist nicht mehr zu sehen, dafür kommt der äquatoriale Gegenstrom bis an die Westküste Südamerikas. Der Südost-Passat ist stark geschwächt, somit ist auch der Südäquatorialstrom ( zu sehen auf Abb.2 ) sehr abgeschwächt, so dass er nicht mehr eingezeichnet wurde.
Die verschiedenen Abläufe während einer ENSO-Periode sind mittlerweile erforscht, und man kann auch wissenschaftlich alle Abläufe während eines El Nino-Ereignisses erklären, aber den genauen Grund, bzw. der auslösende Faktor ist noch nicht bekannt. Es gibt verschiedene Vermutungen, dass es einen Zusammenhang zwischen den meteorologischen, - oder dem ozeano-graphischen Aspekt gibt. Andere Vermutungen sind wiederum, dass es einen Zusammenhang zwischen globalen Prozessen der Atmosphäre und der Hydrosphäre gibt, der die Ursache des El Nino-Phänomens sein könnte in Anbetracht der Innertropischen Konvergenzzone (ITC).
Um eine These zu bewahrheiten oder zu widerlegen wurde eine große Untersuchungsreihe gestartet. Da in diesem Jahr allerdings der El Nino ausbliebt, kam es zu keinen neuen Erkenntnissen in der Forschung über El Nino.
Die folgenden drei Abbildungen ( Abb.5, Abb.6 und Abb.7 Veränderungen innerhalb des Meeres, aufgeteilt in drei Stufen:
Abb. 5 Æ der „normale“ Zustand
Abb.6 Æ während der El Nino-Phase Abb.7 Æ beim Ausklingen eines El Ninos ) zeigen die thermischen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.5 Der „Normal“ Zustand, zusehen ist der Pazifik, deutlich zu erkennen ist durch die Rotfärbung ( Erwärmung )des Wassers der starke Erwärmung des Westpazifiks. Der Ostpazifik ist wie beschrieben durch den Humboltstrom sehr kühl ( 10°C kälter als der Westpazifik )
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.6 Während der El Nino-Phase. Man erkennt sehr deutlich die ungewöhnlich große Erwärmung im Ostpazifik, im Gegensatz zur Abb.5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.7 Das Ausklingen eines El Ninos. Die Erwärmung der Ostpazifik ist im Vergleich zu Abb.6 immer noch zu erkennen, aber sie befindet sich nur noch bis 150 ft. Im November 1997 lag diese noch bei 400 ft, aber die zeitliche Ausdehnung wird deutlich, d.h. 5 Monate nach dem Höhepunkt des El Ninos ist die Klimaänderung ganz deutlich zu erkennen. Somit versteht man auch besser, warum teilweise die Auswirkungen auch für die Fischerei so lange andauern.
2.4. Vorsorge
Diese Erkenntnisse aus der Klimaforschung, wie sie in Abbildung 5, 6 und 7 zu sehen sind, machten sich auch Wissenschaftler zunutze, um Wege herauszufinden, die es möglich machen sollten einen El Nino vorherzusagen.
Als 1982/83 ein sehr starker El Nino die Westküste Südamerikas ohne jegliche Vorwarnung völlig verwüstete, bzw. überschwemmte, die Bewohner dieser Regionen sich in keinster Weise schützen konnten und viele ihre Lebensexistenz oder gar ihr Leben verloren, wurde der Druck auf die Klimatologen und auf die Wissenschaftler immer größer, Mittel und Wege zu finden, dieses Klima - Phänomen anzukündigen zu können. Heutzutage gibt es verschiedene Vorsagemöglichkeiten, über Satellit, durch festverankerte, oder freischwimmenden Bojen im Pazifik, per Stationen auf dem Lande oder auf Schiffen werden Daten aller Art ausgewertet um die Veränderungen im Pazifik und in der darüberliegenden Atmosphäre analysieren zu können.
Da Schiffe nur zufällige Messungen erstellen können, weil ihre Verteilung oft nicht genau planbar und absehbar ist, ist die Auswertung lückenhaft. Durch die Messung mit Satelliten allerdings bekommt man Daten eines sehr spezifischen Gebietes, d.h. sie sind genau einsetzbar, und man erhält sehr detaillierte Daten über die Luftverhälnisse. Folglich genau beobachten, wie die Erwärmung der Luft über dem Pazifik ist und inwiefern sie sich ändert.
Die zuverlässigsten Daten über sie Meeresströmungen ect. bekommen die Wissenschaftler mit Hilfe des Einsatzes von Bojen. Es gibt drei verschieden Arten von Bojen, die diese Messungen durchführen. Die häufigste ist die „Atlas-Boje“. Allein im Pazifik gibt es 56 fest installierte Bojen die rund um die Uhr Daten über Windströmungen, Lufttemperatur und Feuchtigkeit und vor allen Dingen über die aktuelle Meerestemperatur überbringen. Diese Boje ist eingeteilt in 5 Stufen, jede Stufe führt einzelne Messungen durch, bis in Tiefen von 500m. Somit können z.B. auch schon minimale Erwärmungen im Bereich des Ostpazifiks beobachtet und untersucht werden. ( Abb.8 )
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8 „Atlas-Boje“
2.5. Die Folgen eines El Ninos
2.5.1. Lokale Folgen im Raum des Pazifiks
Die lokalen Folgen, d.h. insbesondere in Peru und Chile sind nach einem El Nino gewaltig.
Es gibt besonders große Einbußen in der Fischereiwirtschaft, weil alle Organismen, die im Humboltstrom leben, auf kaltes, nährstoffreiches Wasser eingestellt sind. Da sich das Wasser während eines El Nino-Jahres deutlich erwärmt stirbt das Plankton ( die Lebensgrundlage der Fische, und sekundär also auch die der zahlreichen Vögel ) ab, die Fische schwimmen entweder in das offene, kältere Meer hinaus, oder tauchen in tiefere Schichten des Meeres ab, in denen sie nicht mehr gefischt werden können. Ein Teil der Fische stirbt allerdings, weil die Nahrung fehlt. Ebenso stirbt ein Großteil der Seevögel, weil ihre Nahrung, die Fische für sie nicht mehr er-reichbar sind. Während des El Ninos 1982/83 verhungerten 10 Mio. Vögel, ebenso zahlreiche Seelöwen und Robben, weil ihre Nahrungsquelle ebenso versiegte.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 9 Gezeigt wird der Fischfang in Tonnen von Anchovis in Peru im Zeitraum von 1950 bis 1995. Deutlich ist zu sehen, dass es starke Einbußen in den Jahren 1971-74, 1980-85 und Verhältnismäßig auch 1991-92 gab. Diese Einbrüche haben immer einen El Nino als Erklärung, d.h. einen Zusammenbruch der einheimischen Wirtschaft. Als Folge für den generellen Anstieg des Fischfangs von 1985 bis 1996 ist Modernisierung.
Diese starke ökologische Störung ist zudem ein sehr großes Existensproblem für alle ansässigen Fischer an der Westküste Perus und Chiles ( Abb.9 ), weil es parallel zu dem Rückgang der Fische auch natürlich einen Rückgang der Fischereiwirtschaft gibt. Es wurden viele Fischfabriken geschlossen, viele Arbeiter und Fischer verloren ihren Arbeitsplatz (nach dem El Nino 1997/98 verloren 4000 Fischer ihren Arbeitsplatz ). In diesem Jahr betrugen auch die Exportverluste von Fischmehl, das aus 90 % des Fangs verarbeitet wird, allein in Chile 171 Mio. US$ und die ohnehin schon sehr arme Bevölkerung, die normaler Weise 1000 US$ verdient, bekam während diesem extremen El Ninos nur etwa ¼ dieses Lohns, d.h. 250 US$. Wegen dieser Erwärmung wandern nicht nur die Fische ab, sondern es kommt es auch zum Absterben der Korallenriffe.
Neben diesen wirtschaftlichen Katastrophen kommt es auch zu den großen Überschwemmung (Abb.10), weil einerseits der Meeresspiegel um 0,4m ( vergleiche Abb.1 mit Abb. 3 ) ansteigt, und es andererseits zu sehr heftigen Niederschlägen kommt. Da der vormals ausgetrocknete Boden die plötzlich auftretenden Wassermassen nicht aufnehmen kann, wird das Land überschwemmt, wodurch auch alle Ernteerträge der armen Region der Westküste Südamerikas in der Landwirtschaft zerstört werden. Somit steigt das Risiko großer Hungersnöte. Dieser Fall tritt aber nur bei sehr starken El-Ninos ein.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.10 Niederschlagswerte in ausgewählten Orten in Peru im Vergleich der Werte 1997/1998 ( rote Balken ), 1982/83 (grüne Balken )und den „normalen“ Werten ( blaue Balken ). Sehr deutlich ist der sehr viel größere Niederschlag während dieser El Nino Jahren zu beobachten. Deutlich zu sehen ist, dass der meiste Niederschlag von Februar bis Mai fällt, wobei dieser auch noch stark Juni/Juli anhält, also im Südherbst,-Winter, man beachte die Namengebung („Christikindchen“) Bei dieser Statistik ist auf die y-Achse besonders zu achten, da die Niederschlagsmenge in jeder der sechs Grafiken variiert. Dies könnte ohne genaue Betrachtung zu Fehlern in der Interpretation der Statistiken führen.
Zu den Problemen im wirtschaftlichen Bereich und im Bereich von Überschwemmungen ect., kommt ein gesundheitliches/gesellschaftliches Problem. Das warme und feucht Klima während eines El Ninos fördert auch die Vermehrung der Mückenarten, die Malaria übertragen. Wie die Graphik Abb. 11 zeigt, gibt es kurz nach einem El Nino deutlich mehr Malaria-Infizierte als in Jahren, die nicht von einem El Nino betroffen sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 11 Die Zahl, der an Malaria infizierten Menschen im Zeitraum 1955-1995 am Beispielland Kolumbien. Man kann erkennen, dass kurz nach jedem El Nino sie Zahl der infizierten Personen ansteigt. „Falciparum“ und „Vivax“ sind zwei verschiedene Malaria Erreger.
Abgesehen der von Fischwirtschaft sind auch andere Wirtschaftszweige von dem Klimaphänomen El-Nino betroffen. Es gibt sogar große Auswirkungen auf dem Weltmarkt in bestimmten Gebieten z.B. der Kokosölpreis. Kokosöl wird hauptsächlich in Südostasien gewonnen, und wie bereits beschrieben, werden durch den El Nino die Monsunniederschläge sehr stark abgeschwächt. Die Folge ist also eine Dürreperiode mit Missernten, wodurch es zu einer Verminderung des Kokosöls kommt( Abb.11 ), dadurch wird das Angebot des Kokosöls reduziert bei gleichbleibender Nachfrage. Da viele Personen eine Ware kaufen möchten, die aber nicht un-begrenzt zur Verfügung steht, steigt der Preis folglich an.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.12 Gezeigt ist der Kokosölpreis in den Jahren von 1968-1986 in DM/100 kg. Die roten Pfeile symbolisieren den Hochpunkt des Preisanstieges, der die Folge des aufgetretenen El Ninos ( ein- mal 1972/73, und 1982/83) ist. Die Preiserhöhung findet folglich 1-2 Jahre nach dem El Nino- Ereignis statt, wodurch auch die nachwirkenden zeitlichen Konsequenzen eines El Ninos deutlich werden.
Dieses ist auch am Beispiel Australien gut auf zu zeigen: Es folgen dem El Nino große Dürren, auf grund der Änderung der Meerestemperaturen im Pazifik (Abb.3 ). Diese Trockenperioden haben einerseits große Waldbrände zur Folge, 1998 brannten in Australien 6000 km2, andererseits eine Ernteeinbuße bei Weizen um die 30%, das sind 1,4 Mrd. US$.
2.5.2. Globale Folgen
Neben den Folgen unmittelbar in den Grenzgebieten des Pazifiks hat El Nino auch globale Folgen. Zugegebenermaßen wird hier kontrovers diskutiert, denn die Auswirkungen von El Nino sind sehr unterschiedlich, und es existieren keine konkreten Beweise, dass El Nino der ausschlaggebende Faktor ist. Trotzdem sind die meisten Auswirkungen bewiesen, oder zumindest gibt es keine Gegenbeweise.
Die Auswirkungen in Europa sind äußerst gering. Es kann zwar im Winter nach einem El Nino verstärkt zur Bildung von Tiefdruckgebieten kommen, aber besonders in Deutschland sind die Auswirkungen minimal. Der Einfluß ist jedoch meßbar, in Spanien und Portugal. Dort gab es 1992 schwere Unwetter und in Skandinavien eine höhere Niederschlagsrate.
Deutlich stärker sind die Auswirkungen eines El Ninos auf Afrika. Insbesondere wurde 1997 die Westküste von schweren Überschwemmungen heimgesucht, wobei es ca. 1000-2000 Tote zu beklagen gab wie zudem 250 000 Obdachlose.
In Südafrika kam es 1992 zu extremen Hitzewellen ( im Februar bis 47°C ). Beide Extreme führten zu großen wirtschaftlichen Problemen, d.h. die Ernten wurden zerstört, die Infrastruktur brach zusammen, es gab viele Arbeitslose, weil die Landwirte keine Fläche mehr zum anbauen hatten, oder sie hatten kein Wasser um die angebauten Pflanzen zu bewässern.
In Asien fiel der Sommermonsun sehr gering aus ( Erklärung s.o. ), die dadurch ausgelösten Dürren führten zu großen Verlusten im Anbau von Kaffee, Kakao und Kokospalmen ( Abb.12). In Indonesien, auf Papua Neu-Guinea und auf den Philippinen führte die Trockenperiode fast zu einer Hungersnot, die nur durch Unterstützung aus dem Ausland verhindert wurde. Es gab 1997/98 30% - 40% weniger Kaffee und Kakao, 10% -20% geringerer Nickeltransport wegen der Trockenheit. Das führte wiederum zu einer Verarmung der Bevölkerung führte und zu einem Zusammenbruch der ansässigen Wirtschaft. Ebenso kam es zu Waldbränden, bei denen ca. 2 Millionen Hektar Wald verbrannt sind. Wegen der Bildung einer „Tropical Haze“, eine riesige Wolke aus Verbrennungsprodukten dieser Waldbrände, die so groß war wie die Hälfte der Fläche der USA, mußten etwa 20 Millionen Menschen wegen z.B. Asthma oder Bronchitis ärztlich behandelt werden.
3. Fazit
Zusammengefasst kann man sagen: das Wetterphänomen El Nino kann als die stärkste Klimaschwankung auf Zeitskalen von einigen Monaten bezeichnen werden (vergleiche Abb. 5.-7). Die Auswirkungen sind im Raum des Pazifiks ohne Zweifel am stärksten, aber wie beschrieben sind die globalen Folgen nicht zu ignorieren.
Für die Menschen, die am Pazifik wohnen, bedeutet El Nino Zerstörung, Armut, Arbeitslosigkeit, Hunger, Tod und den Zusammenbruch der Wirtschaft, wobei die Folgen jedes El Ninos unterschiedlich sind, und nicht jeder El Nino hat diese extrem schlimmen Folgen, aber die Gefahr besteht immer und ist nicht abzusehen.
Das verherende eines El Ninos ist auch, dass die starken Klimaverschiebungen längere Zeit brauchen, um wieder den „normalen" Rhythmus zu finden, dass bedeutet, dass auch die Fischerei noch Jahre später nicht die üblichen Fangerträge erzielt, weil z.B. die Fischlarven durch das abgewanderte Plankton keine Nahrung finden. Das gestörte Gleichgewicht des Meeres braucht also mehr Zeit sich zu regenerieren als die sichtbaren Folgen, die man in den Nachrichten sieht ( Überschwemmungen, Dürren... )
Obwohl das Auftreten eines El Ninos eine Laune der Natur ist, haben Wissenschaftler beobachtet, dass El Nino-Ereignisse durch den Treibhauseffekt in den letzten 20 Jahren häufiger auftreten und viel extremer als in den Jahren davor ( Abb. 13 ). Bis 2100 wird sich bei keiner Besserung der Situation der Ostpazifik um 3°C erwärmen, der Westpazifik allerdings nur um 1°C. D.h. extreme El Ninos wie in den Jahren 1982/83, oder 1997/98 werden sich häufen, wenn insbesondere der Ausstoß von CO2 nicht gesenkt wird.
Literaturverzeichnis
- H.G. Gierloff-Emden: Geographie des Meeres, Ozeane und Küsten Teil 1, Seiten 651-664
- Andrew Goudie: Physische Geographie, Seite 56 f.
- Pressemitteilung Deutscher Wetterdienst: Waldbrände in Südostasien - El Nino-Phänomen http://www.dwd.de/general/19971009.html
- M.Latif, Max - Planck - Institut für Meteorologie, El Nino / Southern Oscillation http://www.dkrz.de/klima/elnino/enso.html
- Dipl.-Met. Stefan Rösner, El Nino - Eine kurze Einführung http://www.dwd.de/research/klis/produkte/monitoring/el_nino.htm
- Internet-Seite http://www.el-nino.org
- Definitionen „El Nino Phänomen“ und „Walker-Zirkulation“ aus dem Schüler Duden, Klima und Wetter
Abbildungen
Abbildung 1 → Walker-Zirkunlation
http://www.el-nino.org/enso.html
Abbildung 2 → Meeresströmungen und Luftbewegungen im Pazifikraum http://www.el-nino.org/enso.html
Abbildung 3 → Luftzirkulation bei einem El Nino http://www.el-nino.org/enso.html
Abbildung 4 → Gesamtsituation im Pazifikraum während eines El Ninos http://www.el-nino.org/enso.html
Abbildung5, 6 & 7 → SST und Wassertemperatur Profil, Äquatorialbereich des Pazifischen Ozeans, Januar 1997, im normalen Zustand, während eines El Ninos und nach dem El Nino.
http://www.el-nino.org/vorhersage.html
Abbildung 8 → Schematischer Aufbau einer „Atlas-Boje“ http://www.el-nino.org/vorhersage.html
Abbildung 9 → Fischfang in Tonnen von Anchovies in dem Zeitraum von 1950 bis 1995 in Peru http://www.el-nino.org/fischwelt.html
Abbildung 10 → Niederschlag in ausgewählten Orten Perus 1997-98 und Vergleich mit dem normalen Niederschlag und dem Niederschlag während des El Niño 1982-83
http://www.el-nino.org/globaus.html
Abbildung 11 → Malariaausbrüche in Komumbien
http://www.el-nino.org/globaus.html
Abbildung 12 → Kokosölpresi von 1968 bis 1986 auf dem Weltmarkt http://www.el-nino.org/globaus.html
Beratungsgespräche
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hiermit versichere ich diese Facharbeit alleine erstellt zu haben, und nur die angegebenen Quellen verwendet zu haben.
- Citation du texte
- Deborah Decker (Auteur), 2001, Das Klimaphänomen El Nino. Geschichte, Entstehung und Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104650
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