Heinrich Heine: Deutschland - ein Wintermärchen
Lebenslauf:
Heine wurde am 13.12.1797 mit dem Namen Harry als Sohn eines jüdischen Kaufmannes in Düsseldorf geboren.
Er war ein mittelmässiger Schüler und 1815 war er ohne regulären Schulabschluss als Banklehrling in Frankfurt tätig. 2 Jahre später trat er dann in das Bankgeschäft seines Onkels Salomon in Hamburg ein. In dieser Zeit machte er auch seine ersten schriftstellerischen Versuche. Seine Schriften handelten vor allem von seiner unerwiderten Liebe zu seiner Kusine Amalie.
Sein Onkel gab ihm Geld, damit Harry ein eigenes Geschäft gründen konnte, aber bald war er pleite. So bewilligte der Onkel ihm ein Jurastudium in Bonn. Es zog Heine aber weniger in die für ihn vorgesehene Richtung und studierte deshalb Sprache, Geschichte und deutsche Altertumskunde. Er begeisterte sich dort vor allem für Vorlesungen über die Romantik.
1820 setzte er sein Studium in Göttingen fort, musste aber diese Universität aufgrund einer Duellaffäre verlassen. 1821 bis 1823 nahm er das Studium in Berlin auf. Dort erschienen dann auch die ersten Gedichte. Erneut musste er die Universität wegen einer Duellaffäre verlassen und unternahm eine Reise nach Polen. Danach setzte er das Studium in Göttingen wieder fort, wo er 1825 seinen Doktortitel erhielt.
Harry Heine trat in diesem Jahr zum Protestantismus über und nannte sich seitdem Heinrich. Er konvertierte, weil er unter dem Antisemitismus seiner Zeit schwer gelitten hatte. Er selber sagte zu seinem Übertritt:“ Auch ich habe nicht die Kraft einen Bart zu tragen undmir Judenmauschel nachrufen zu lassen.“ Ebenfalls rechtfertigte er sich damit, dass seine Taufe das „Entreebillte in die europäische Kultur gewesen sei.
Es erschienen wieder einige Werke von ihm, darunter „Reisebilder“, welches in Österreich und in Rheinprovinzen verboten wurde.
Ein Jahr später machte Heinrich Heine die Bekanntschaft mit dem Verleger Julius Campe, bei dem dann alle seine weiteren Schriften erschienen.
Im Jahr 1830 war er in Helgoland unterwegs, wo er von der Julirevolution in Frankreich erfuhr. Er kehrte deswegen ins „freiwillige Exil“ nach Frankreich, wo er als Journalist und freier Schriftsteller tätig war.
1835 wurden die Schriften des „Jungen Deutschland“, darunter auch die von Heine, vom Bundestag verboten. Heine lässt seine Bücher aber trotzdem weiter vom Campe Verlag drucken.
1841 heiratete er Crescente Eugénie Mirat, die er schon 1834 kennengelernt hatte.
1843 unternahm er eine Reise nach Deutschland, wobei bei dieser sein Gedicht „Deutschland - ein Wintermärchen“ entstand, welches 1944 veröffentlicht wurde. Ein Jahr später unternahm er seine letzte Reise in sein Heimatland.
Danach wurde Heine sehr krank. Schon seit einigen Jahren litt er an starken Kopfschmerzen und an Lähmungserscheinungen. 1848 kam dann eine Rückenmarkschwindsucht hinzu. 8 Jahre lang lag er auf 6 aufeinander geschichteten Matratzen und konnte kaum sprechen, kauen und schlucken.
Er fand als 58jähriger am 17.2.1856 sein Ende und wurde auf dem Friedhof Montmartre beigesetzt.
Epoche:
Heinrich Heine wird in die Epoche des Vormärz, 1815-1848, eingeordnet. Sie beginnt mit dem Wiener Kongress (Wiederherstellung der absoluten Fürstenmacht: Restauration; Zensur, Unterdrückung liberaler Bestrebungen) und dauert bis zur Märzrevolution 1848 in Deutschland.
Das Bürgertum hatte in dieser Zeit keine Möglichkeit sich politisch zu betätigen und war von jeder Beteiligung an der Macht ausgeschlossen. 1817 trafen sich auf der wartburg Studentenschaften der meisten deutschen Universitäten und forderten ein einiges freies Deutschland. Von da an wurden freiheitliche Bewegungen wie Burschenschaften verfolgt, ihre Mitglieder inhaftiert. Literarische Werke, Zeitungen und Zeitschriften wurden von der Zensur kontrolliert. Danach kehrten Österreich und Preussen zum Absolutismus zurück.
Eine zentrale Rolle spielen hier unter dem Schlagwort "Junges Deutschland" (1830-1835) eingeordnete Schriftsteller, deren Kontakt zueinander zwar lose war, die aber durch das Verbot ihrer Schriften (1834 in Österreich, 1835 in Preussen) eine faktische Zusammengehörigkeit erfuhren. Man unterstellte den Schriftstellern die christliche Religion anzugreifen, die bestehenden sozialen Verhältnisse herabzuwürdigen, die gesetzliche Ordnung zu untergraben und Zucht und Sittlichkeit zu zerstören. Sie stellten, laut Beschluss des Bundestages, eine Gefährdung des Staates dar.
Tendenzen und Merkmale dieser Zeit waren die Ablehnung des Absolutismus, der orthodoxen Kirche, des Idealismus von Klassik und Romantik, des Philistertums („das Leben ist des Lebens grösster Zweck“). Sie waren aber für Presse- und Meinungsfreiheit, Sozialismus, Frauenemanzipation und freie Liebe.
Charakteristiken ihrer Literatur sind:
-sie schreiben meistens erzählende Literatur, d.h. Geschichten, Romane usw.
-sie waren gegen die traditionelle Form der Literatur, besonders gegen Erlebnislyrik
-die Literatur soll immer gesellschaftlich und politisch engagiert sein. Sie schrieben sozusagen die Geschichte ihrer Epoche
-ihre Sprache ist salopp, provozierend und satirisch
Zusammenfassung:
Nach über 12jähriger Abwesenheit aus Deutschland unternahm Heine am 21. Oktober 1843 per Postkutsche, Eisenbahn und Schiff eine Reise aus Paris nach Hamburg, wo er am 29. Oktober eintraf. Er besuchte dort seine Mutter und andere Verwandte und führte geschäftliche Verhandlungen mit seinem Verleger Julius Campe.
Seine Rückfahrt begann am 7. Dezember und führte ihn über Hannover, Bückeburg, Minden, den Teutoburger Wald, Unna, Hagen, Köln und Aachen. Am 16. Dezember war er wieder in Paris. Die Rückreise markieren in umgekehrter Reihenfolge die Route, die in „Deutschland - ein Wintermärchen“ beschrieben wird. Noch unterwegs scheint er mit der Arbeit begonnen zu haben.
Der Zusatz im Titel „ein Wintermärchen“ ist eine Anlehnung an Shakespeares „A Winter’s Tale“. Was eigentlich harmlos zu klingen scheint, ist in Wirklichkeit eine Kritik an das sich im Winterschlaf befindende Deutschland.
Die Grundstruktur dieses Werkes ist eine Verbindung von Reiseschema und Zeitsatire. Der Text besteht aus 27 Caputen, welche rund 500 Strophen zusammenfassen, und ist aus Erlebnisbericht, Reflexionen, Dialogen, Visionen und Träumen zusammengesetzt.
Obwohl Heine in Ich-Form erzählt, darf man die Erzählperson nicht mit dem Dichter selber gleichsetzen, auch wenn er die Reise mit denselben Stationen selber unternommen hat.
Der Exilant kommt aus Paris und im ersten Kapitel beschreibt er sein Glück wieder in Deutschland zu sein. Aber schon im zweiten Caput deckt er die Feindseligkeit der preussischen Zollbeamten auf, wie sie sein Gepäck nach verbotenen Schriften durchsuchen und er lacht sie innerlich nur aus, weil er seine verbotenen Schriften im Kopf hat.
Der Dichter zieht weiter nach Aachen und kommt auch schliesslich in der alten versteinerten Stadt Karls des Grossen an, die hoffnungslos im romantischen Mittelalter verharrt. Die Stadt wird vom preussischem Militär beherrscht, über dessen Uniform er sich lustig macht.
Er schreibt:
Ja, ja, der Helm gefällt mir, er zeugt
Vom allerhöchsten Witze!
Ein königlicher Einfall war’s!
Es fehlt nicht die Pointe, die Spitze!
Nur fürcht ich, wenn ein Gewitter entsteht,
Zieht leicht so eine Spitze
Herab auf Euer romantisches Haupt
Des Himmels modernste Blitze! ---
Heine beleidigt nicht nur die Uniformen, sondern auch noch ganz bewusst den Adler (diesen hässlichen Vogel), als preussisches Symbol.
Er verlässt schnell diesen steifen und verstaubten Ort und begibt sich weiter nach Köln, wo ihn allerdings -angesicht des Domes- eine weitere üble Seite der Vergangenheit erwartet, Kölns „Dunkelmänner“, die Ketzerprozesse und der Katholizismus. Diese Stadt wird als Hochburg des konservativen Katholizismus dargestellt. Kölns Rhein gibt sich im Zwiegespräch mit dem Reisenden auch nicht freudiger: Nationalgedanke, Franzosenhass und deutschtümelnd-kleinbürgerliches Liedgut haben ihn „politisch kompromittieret“. Das lyrische Ich sieht, wie Köln an engstirnigem Chauvinismus leidet und muss erfahren, dass seine Neuerungsideen nur seine radikale Bluttat zeitigen würden. In Köln trifft Heine sein altes Ego in Gestalt eines vermummten Gesellen wieder dieser erklärt, dass er dazu da sei, die Gedanken des Dichters auszuführen.
Nachdem er sich hinlegt um zu schlafen und dann noch die deutschen Federbetten lobt, widmet er sich seiner Vorstellung von der unbestrittenen Vorherrschaft der deutschen Seele im „Luftreich des Traums“ und während den Franzosen und Russen das Land und den Briten das Meer gehöre, liesse die deutsche Seele „die Götter erbleichen“.
Die Reise führt weiter durch den Teutoburger Wald, über Hagen und Paderborn und während der Fahrt hängt er seinen Gedanken nach, indem er beispielsweise über das Christentum und seine Kindheit nachdenkt. Bald nickt er ein und findet sich in seinen Träumen Barbarossa im Kyffhäuser gegenüber wieder, der seit der romantischen Wiederentdeckung der deutschen Vergangenheit als Symbol der Reichsidee und dabei zugleich für soziale Gerechtigkeit und weise politische Führung steht. Das lyrische Ich erzählt dem toten Kaiser von seiner Hoffnung auf Freiheit und ein tolerantes Deutschland ohne Kaiser. Im Traum hat der Dichter mit Rotbart gezankt, er hat ihn wiederum einen Hochverräter gescholten. Als das lyrische Ich aufwacht, hat es ein schlechtes Gewissen und bittet seinen Kaiser um Verzeihung.
In Minden übernachtet der Reisende und kann schlecht einschlafen. Die Stadt ist ihm zu preussisch und die Reise geht weiter über Bückeburg, der Geburtstadt seines Grossvaters, Hannover und Harburg bis er dann in Hamburg, seinem Ziel, ankommt.
Er besucht seine Mutter, welche vor Freude fast erschrak. Die Mutter fragt ihn aus, ob es ihm auch gut geht in der Fremde, welches Land er bevorzuge, als die Fragen aber all zu politisch werden, weicht er ihr aus und entzieht sich ihr pessimistisch.
Er schlendert durch die Stadt und muss bemerken, dass sich in seiner Abwesenheit viel verändert hat, nicht nur die Stadt, sondern auch die Menschen.
Am Abend trifft er sich mit seinem Verleger Campe zum Abendessen, für den er voll des Lobes ist.
Als er nach dem Essen in den Strassen Hamburgs schlendert, trifft er zum krönenden Abschluss noch die Schutzgöttin Hamburgs, Hammonia, welche ihm zum Bleiben und zur Ehe überreden will. Sie will ihm die Zukunft Deutschlands zeigen, was sie noch nie einem menschlichem Wesen gestattet hat, und als der Dichter schwört keiner Seele vom gesehenen zu verraten. Lässt Hammonia ihn am Nachttopf Karls des Grossen schnuppern:
Doch dieser deutsche Zukunftsduft
Mocht alles überragen,
Was meine Nase je geahnt -
Ich konnt‘ es nicht länger ertragen
Dies sollte Heines Situation widerspiegeln, welcher in der Situation des Wissenden, aber der zum Schweigen verurteilte Dichter ist.
- Citar trabajo
- Kristiina Siemer (Autor), 2001, Heine, Heinrich - Deutschland - ein Wintermärchen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104558