Friedrich Wolf: „Professor Mamlock“
1.Biographie:
(Pseud. Christian Baetz, Hans Ruedi, Dr. Isegrimm)
- 23.12.1888 in Neuwied am Rhein geboren (V: jüd. Kaufmann Max; M: Ida)
- ab 1899 besuchte Königlich Preußisches Gymnasium in Neuwied
- ab 1907 Medizinstudium Uni Tübingen
-1912 mit Schriftsteller. Versuchen begonnen in Zeitschriften "Jugend des Simplizissimus“
- promoviert 1913 zum Dr. med.
- 1913/14 Assistenzarzt u.a. in Bonn, Dresden, Meißen
- 1914-18 während 1. Weltkrieg Pionierunteroffizier, später Truppenarzt
- 1918 Zentraler Arbeiter- u. Soldatenrat der Republik Sachsen
- 1918 Eintritt in USPD
- 1920 Stadtarzt in Remscheid
- 1921 als Siedler, Landarbeiter u. Arzt auf Gemeinschaftssiedlung von H.Vogeler/ Worpswede
- 1928 Eintritt in die KPD
- 1932 Gründung des Spieltrupps "Südwest" in Stuttgart
- März 1933 Emigration: über Österreich, Schweiz u. Frankreich in SU
- 1939 Kriegsausbruch, Verhaftung u. Internierung im KZ Le Vernet, später Les Milles
- 1946 Mitbegründer der DEFA u. des "Bundes Dt. Volksbühnen"
- 1948 siedelte er von der Sowjetunion nach Lehnitz bei Oranienburg über
- 1949 Nationalpreis für "Professor Mamlock"
- 1950/51 1. Botschafter der DDR in Polen
- 5. Okt. 1953 Tod infolge eines Herzinfarktes in Lehnitz
2.Werke:
1917 -"Mohammed"(Drama)
1919 - "Das bist du" (Drama), "Der Unbedingte" (Drama)
1923 - "Der Arme Konrad" (Drama)
1926 - "Kolonne Hund" (Drama)
1927 - "Die Natur als Arzt und Helfer"
1929 - "Cyankali" (Drama)
1930 - "Die Matrosen von Cattaro" (Drama), "Tai Yang erwacht" (Drama)
1933 - "Professor Mamlock" (Drama)
1945 - "Was der Mensch säet" (Drama)
1946 - "Märchen für große und kleine Kinder"
1947 - "Wie Tiere des Waldes" (Drama)
1949 - "Der Rat der Götter" (Filmszenarium), "Bürgermeister Anna" (Komödie)
1952 - "Thomas Müntzer" (Drama, Filmexpose)
3. Einordnung Wolfs in die Literaturgeschichte
- sozialistisch-deutsche Nationalliteratur
- neben B. Brecht: Begründer und Wegbereiter einer neuen Qualität der dramat. Kunst
- legte Grundstein für sozialist.-realist. Gestaltungsmethode der Dramatik
- geist. Repräsentant d. revolutionierenden Arbeiterbewegung entschiedene Trennung von der Klasse seiner Herkunft
4. Zum Werk
- entstanden: in Basel und beendet auf Insel Bréhat im Juni 1933 (4 Monate nach Reichstagsbrand)
-UA:Frühjahr 1934 im “Kaminski Theater“ in Warschau („Der gelbe Fleck“)
5. Charakteristik der Hauptpersonen
Professor Hans Mamlock
-jüdischer Arzt dessen höchstes ziel es ist Kranken zu helfen
-Chefarzt der chirurgischen Station, unumstrittener Champion in Gallenblasensachen (Dr. Hirsch)
-Frontsoldat im 1.WK->eiserne Kreuz; Kriegsverletzung: Zerschmetterung des Oberschenkels
-2 Wochen nach einer OP stand er wieder im OP->“eisern,Preussisch“(Dr. Hirsch)
-ein typisch dt. Intellektueller aus dem Bürgertum, ist Hindenburgwähler
- will Politik u. Beruf trennen->nicht realisierbar, lehnt Rassentrennung ab, ist Humanist
-Seidel: war früher schon math. Exakt ->geborene Chirurg exakt wie ein Uhrwerk, 100% zuverlässig, S. hat grenzenloses vertrauen zu ihm
-erkennt am ende das man kämpfen muß->gibt seinem Sohn recht
-sieht für sich keinen anderen Ausweg ->Selbstmord
Dr. Hellpach
-2. Assistenzarzt
-Faschist, quittiert nach Reichstagsbrand seinen Dienst und wird Kommissar der Krankenhäuser
-hat die Ideale der Partei vollkommen verinnerlicht (Volk braucht Lebensraum, heldisch-typ. Arisch-germanisch, Juden minderwertig,...) ->verhält sich nicht so
-redet wie Grammophonplatte (Mamlock, meint H. denkt nicht selber)
-Antagonist Mamlocks im gesamten Handlungsverlauf
Dr. Inge Ruoff
-3. Assistenzarzt
-Entwicklung innerhalb der Handlung
-anfangs: vertritt wie Hellpach die Ideale der Partei (ein Volk->ein Wille->ein Führer, Platz an der Sonne,..)
-jugendliche Idealistin
-hilft Rolf nach Hause zu bringen, deckt ihn vor Hellpach
-später: erkennt das nicht Hellpach, sondern Mamlock wie ein „Germane“ handelt
Dr. Werner Seidel
-alter Schulfreund von Mamlock, schätzt ihn sehr und hat volles Vertrauen zu ihm
-Chefredakteur des „Neuen Tageblatts“ (“gutbürgerliche“ Zeitung)
-45 Jahre alt, korpulent; von Schmissen zerhaktes Gesicht
-als Mamlock ihn braucht läßt er ihn im Stich ->beugt sich feige der Staatsgewalt, hat Angst vor Konsequenzen
Simon
-jüdischer Krankenpfleger
-arbeitet schon 15 Jahre mit Mamlock zusammen, spendet Blut f. Transfusionen (15mal in 2 J.)
-Mamlock: wie ein „Makkabäer“(hat Kraft und Mut), er ist ein ausgezeichneter, fähiger und treuer Krankenwärter
- steht immer zu Mamlock, in allen Lebenslagen
Rolf Mamlock
-20 jähriger Sohn Mamlocks, Studiert für sein Technikum
-Kommunist, glaubt an Inszenierung des Reichstagsbrandes durch Faschisten
-einziger der Gefahr erkennt u. kämpft; riskiert da für sogar sein Leben und verläßt Elternhaus
-verteilt Flugblätter u. verkauft Zeitungen
Ruth Mamlock
-16 jährige Tochter Mamlocks, Schülerin
-naiv, sympatisiert Nationalisten bis sie in der Schule beschimpft/beschmiert wird „Jude raus!“->erkennt dann Ernst der Lage
Ellen Mamlock
-Ehefrau, geb. Gildemeister, 40 Jahre alt
-blonde Norddeutsche, Arierin
-will nicht über Politik reden, hat Angst um Rolf
6. Verlauf der Handlung
1. Akt : Mai 1932 Vor der Hindenburgwahl Chirurgische Station v. Prof. Mamlock
-Beschreibung des Stationsalltags
-Diskussion über polit. Situation (Hellpach/Ruoff: pro Faschistisch; Seidel/Hirsch: dagegen)
-Mamlock verbietet Politik in der Klinik ->Krankenhaus für Kranke da
-ein Arbeiter wird eingeliefert, verletzt bei Kampf zwischen Faschisten und Kommunisten
-Ruoff fragt ob Arbeiter Arier ist, er findet das unwichtig, er ist ein Prolet
-Hellpach spricht über das „Heldische als typisch Arisch-Germanisches“ ->Mamlock nennt Bsp. für jüdische Helden ->Jugend ist brutal und selbstherrlich
2.Akt: 28. Februar 1933 Tag nach Reichstagsbrand Wohnzimmer der Mamlocks
-Rolf liest Zeitungsbericht über den Brand ->glaubt an Inszenierung durch Faschisten
-Mutter dagegen glaubt der Zeitung, da es ein amtl. Bericht ist
-Ruth sympathisiert Faschisten läßt sich nicht umstimmen, Mutter will nicht darüber reden
-Rolf u.Mutter reden über Arbeit der Kommunisten, Mutter hat Angst um ihn
-Mamlock kommt nach Hause
-„Männergespräch“-Mamlock will Rolf überzeugen das es Falsch ist zu kämpfen, Rolf will davon nichts hören
-Seidel kommt u. berichtet über neuste Ereignisse: Verfolgung von Kommunisten, Pazifisten, ...,Juden ->rät Mamlock zu fliehen ->weigert sich
-Simon kommt u. berichtet das SA Leute die Klinik besetzt haben
-Mamlock will trotzdem weiter arbeiten
-Mamlock stellt Rolf vor die Wahl:Elternhaus oder Kommunisten ->Rolf geht
-Dr. Hellpach u. Dr. Ruoff quittieren den Dienst
3.Akt: April 1933 G:“Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ Wohnzimmer d. Mamlocks
-Mamlock will weiterarbeiten in Klinik, ansonsten Operationssaal zu Hause
-Ruth aus Schule ->wurde beschimpft/beschmiert: “Jude raus“
-nach Falschmeldung in Zeitung, will Mamlock Gegendarst. v. Seidel ->der weigert sich ->Angst vor Reaktion der Faschisten
-Ernst (Freund v. Rolf) bringt ein Paket f. ihn (mit Flugblättern)
-wegen Paket Streitgespräch zwischen Mutter und Ernst ->Ernst haut ab
-Dr. Ruoff hat Rolf gesehen ->er hat Zeitungen verkauft ->sie soll Rolf holen (im Auftrag der Mutter)
-Dr. Carlsen u. Simon bringen Mamlock (hat Pappschild um „Jude“)->wurde aus Klinik geschmissen
-Hellpach verliest Verordnung ->Mamlock fragt nach „Warum?“ ->Hellpach weicht aus->“Volk hat entschieden->“Juden raus“
-Dr. Ruoff bringt Rolf ->sprechen über Sinn seiner Arbeit ->Ruoff deckt ihn vor Hellpach ->Rolf soll ins Ausland fliehen ->weigert sich, will weiter kämpfen
4. Akt: nächste Tag Chirurgische Station
-Dank neuer Verordnung alle wieder im Dienst
-Hellpach fragt wer unter Juden weiter arbeiten möchte, gibt Mamlock Liste mit zu entlassenden Mitarbeitern ->Simon soll bleiben ->kämpft um ihn->setzt sich auf Liste
-redet gegen Regierung->Hellpach verfaßt Protokoll->fordert Unterschriften der Anwesenden
-bis auf Dr. Ruoff unterschreiben alle ->verstecken sich hinter der Entscheidung des Volkes
-Mamlock erkennt das man kämpfen muß->Seidel/Hirsch/Carlsen gegen ihn
-Dr. Ruoff stellt sich auf die Seite von Mamlock->wird verhaftet u. abgeführt
-Mamlock soll auch unterschreiben->weigert sich->Bedenkzeit
-liest Protokoll->erkennt Irrtum->zerreist es->erschießt sich mit Revolver des SA-Posten
-Carlsen/Hirsch wollen ihn retten->Mamlock sagt das es der einzige Weg für ihn war->Dr. Ruoff soll anderen gehen Grußan Rolf ->er geht richtigen weg ->stirbt
-Hellpach will neues Protokoll->Simon sagt das man das niemals vergessen wird