Grönländische Besiedlungsgeschichte


Term Paper, 2001

34 Pages


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG

1. MOTIVATION UND BEWEGGRÜNDE DER WIKINGER ZUR AUSSIEDELUNG UND BESIEDLUNG NEUER LÄNDEREIEN

2. GESCHICHTE DER ENTDECKUNG GRÖNLANDS

3. VERWALTUNG UND WIRTSCHAFT AUF GRÖNLAND
3.1 KLIMA UND VEGETATION AUF GRÖNLAND
3.2 PRODUKTIONSMÖGLICHKEITEN
3.3 NAVIGATION UND SCHIFFSVERKEHR
3.4 SOZIALE STRUKTUR
3.5 KIRCHENGESCHICHTE GRÖNLANDS
3.6 DIE BEZIEHUNGEN ZUM MUTTERLAND NORWEGEN
3.7 GRÜNDE FÜR DEN UNTERGANG DER BESIEDLUNG

4. DIE NEUENTDECKUNG GRÖNLANDS

RESÜMEE

LITERATURVERZEICHNIS

EINLEITUNG:

Mit der Insel Grönland werden im Allgemeinen Eis, Kälte und Eskimos in Verbindung ge- bracht. Doch die Wenigsten wissen welch interessante und auch geschichtsträchtige Region diese Insel im hohen Norden darstellt. Hier siedelte eines der imposantesten und interessantes- ten Völker des Mittelalters: Die Wikinger. Sie prägten die Insel, indem sie die Grundsteine für die Orte legten, die heute noch auf Grönland vorzufinden sind. Von hier aus wurde die Entde- ckungsgeschichte revolutioniert, als Wissenschaftler auf Grund archäologischer Funde bewei- sen konnten, daßdie Grönlandwikinger ca. 500 Jahre vor Kolumbus Amerika entdeckt hatten.

Die Entdeckung Grönlands selbst beruhte, so behaupten viele Wissenschaftler, auf einem Zu- fall, nach dem skandinavische Seeleute durch einen Sturm an die Ufer dieser Insel getrieben wurden. Es ist jedoch bekannt, daßvor den Wikingern schon Besiedlungen vorhanden waren. Verschiedene Theorien gehen von einer Besiedlung durch Inuits aus, da auf Grönland Wohn- stätten und Gebrauchsgegenstände entdeckt wurden, die auf diesen Ursprung schließen lassen könnten.

„In dem vermeintlich menschenleeren Land hatte Erik Reste von Wohnstätten, Fellbooten und Steingeräten vorgefunden […]. Die ersten Menschen - Inuit - waren schon 3000 Jahre vor Eriks Europäern bis zur Südspitze der Insel vorgedrungen.“1

Doch die Inuits haben sich zur Zeit der Wikinger auf den Norden Grönlands zurückgezogen und es sollte fast 600 Jahre dauern, bevor sich diese beiden so unterschiedlichen Kulturen begegnen.

Diese Ausarbeitung soll sich jedoch ausschließlich mit der Zeit der Entdeckungsgeschichte der Nordmänner befassen und den Aspekt und die Fragestellung nach Besiedlungen vor der Wikingerzeit ausklammern.

Aus diesem Grund ist der bearbeitete Zeitraum auch ausschließlich auf die Zeit der überlieferten Entdeckung und der sich anschließenden Besiedlungsgeschichte begrenzt (870- ca. 1600). Als ersten Punkt der Ausarbeitung wird der Aspekt der Motivation zur „Entdeckung“ vorangestellt, da das Finden von Gründen für eine Reise zur Entdeckung von Neuland nicht unerheblich ist. Außerdem wird erklärt warum die Wikinger „ausschwärmten“ und unter hohem Risiko neue Ländereien anfuhren.

Der zweite Teil befaßt sich mit der eigentlichen Geschichte der Entdeckung Grönlands durch Erik den Roten. Als Grundlage hierzu dient hauptsächlich die Grönlandsaga.

Teil Drei erläutert die Struktur der Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft der Neubesiedlungen auf der Insel bis zur ihrer Endzeit im 16. Jahrhundert.

Der letzte Abschnitt befaßt sich mit der „Neuentdeckung“ Grönlands im Rahmen der von vie- len Nationen durchgeführten Suche nach einer Nordwestpassage und erläutert im Weiteren die Nutzung der Insel bis in die heutige Zeit. Dieser Abschnitt soll nur als Abrundung der gesamten grönländischen Geschichte dienen und ist somit nicht bis ins letzte Detail ausgearbeitet.

1. MOTIVATION UND BEWEGGRÜNDE DER WIKINGER ZUR AUSSIEDLUNG UND BESIEDLUNG NEUER LÄNDEREIEN

Wenn man Gründe für die Reisen der Wikinger sucht, so werden oftmals die Abenteuerlust und der Drang zu Gewalt, Plünderungen und schierer Habgier nach Beute genannt. Doch diesen Gedanken mußman wahrscheinlich zunächst ausklammern, wenn er überhaupt auch nur annähernd eine Hauptmotivation darstellte. Ein Kenner der Verhaltensweisen der Nordmänner, Professor Dr. Kurt Schietzel, Direktor des Schleswigscher Archäologischen Landesmuseums, umschreibt diese Vorstellungen sehr treffend:

„Biedermeierliche Vorstellungen. […] 95 Prozent der alten Skandinavier waren keine tollkühnen Freibeuter, sondern Bauern und Fischer; ganz arme Teufel, deren Sippschaften stets bedroht waren von Hungersnot, Krankheiten, Unwetter. Statistisch gesehen erlebten von 14 Neugeborenen nur vier das zehnte Lebensjahr, und die Erwachsenen wurden 20 bis 30 Jahre alt.“2

Das spricht nicht gerade für ein Volk, dem es gelungen war, dreihundert Jahre lang die Küsten Europas in Angst und Schrecken zu versetzen.

Sicherlich waren die Wikinger Piraten und Eroberer und es wurden Plünderungen vorgenom- men. Der bekannteste Bericht ist der Überfall auf das Kloster Lindisfarne am 8 Juni 793 n.Chr. in Nordengland, mit dem die Überfälle auf die heutigen Britischen Inseln begonnen hatten.

Gründe für Auswanderungen bzw. damit einhergehenden Entdeckungen müssen aber wohl zunächst woanders gesucht werden, da die Nordmänner letztlich nicht in ihr Heimatland zu- rückkehrten, sondern sich auf den neuen Ländereien niederließen und bis heute prägnante Zeichen ihrer Anwesenheit zurückließen - zum Beispiel die Ortsnamen im ehemaligen „Dane- lag“, dem heutigen Süd- und Mittelengland, Hügelgräber und die damit verbundenen Grab- funde.

Zu einem sehr wichtigen Grund gehörten wahrscheinlich die geographischen Begebenheiten, die in Skandinavien vorherrschten. Hier ist vor allem Norwegen zu nennen Weideland war in dieser Region Europas ein Mangel und die Böden, die Landwirtschaft ermöglichten, waren an Fruchtbarkeit mit denen auf dem europäischen Festland nicht zu vergleichen und zwangen die Norweger zu intensiver Viehhaltung.

„Es mag sein, daßauch die Dänen und Schweden [neben den Norwegern, Anm. d. Verf.] unter Landnot gelitten haben. Diese ist aber weder aus schriftlichen noch bodenkundlichen Quellen zu belegen. Eher schon zeichnete sich in den Grabungsbefunden eine gewisse Erschöpfung der Böden ab, die für viele nordische Bauern vielleicht der Anstoßwar, statt der Äcker fortan die Wogen der See zu pflügen.“3

Auch Adam von Bremen (geb. ca. im ersten Drittel des 11. Jahrhunderts, gest. ca. 1280/81), ein Zeitzeuge der späten Wikingerzeit, berichtet von den geographischen Begebenheiten in Norwegen:

„Norwegen ist infolge seiner rauhen Gebirge und unermeßlichen Kälte das unfruchtbarste aller Länder, nur zur Viehzucht geeignet.“4

Jedoch berichtet er auch über Dänemark und Schweden, die er als üppige Landschaften beschreibt. Dies mag aber nur für den südlichen Teil Schwedens zutreffen und auch in Dänemark sind nicht alle Inseln mit diesen blumigen Worten zu beschreiben.

Weiter berichtet er warum seiner Meinung nach die Norweger umherstreiften und ihr Glück mit Raubzügen versuchten:

„Deshalb ziehen sie [die Norweger, Anm. d. Verf.] aus Mangel an Besitz in der ganzen Welt umher, bringen von Raubfahrten zur See die reichsten Güter aller Länder nach Hause und helfen so der Dürftigkeit ihres Landes ab.“5

Es erstaunt ein wenig dies zu lesen, da Adam ein Zeitzeuge der Besiedlung Englands und der Nordinseln durch Wikinger war. In seinem Bericht erzählt er nur von Raubzügen. Hier muss man wohl den kirchlichen Maßstab für diese Darstellung anlegen, da die Wikinger auch im 11. Jahrhundert noch als eine der größten Gefahren für die Christenheit angesehen wurden, auch wenn sie es dato nicht mehr waren.

Als ein Grund für die schlechten Böden im Großteil von Skandinavien kamen wahrscheinlich die klimatischen Bedingungen hinzu, die nur sehr kurze Sommer hervorbrachten und ansons- ten für die Landwirtschaft häufig widrige Wetterumstände ließen. Die Niederschlagsquote ist in Skandinavien vor allem an den Küstenregionen sehr hoch, so daßnur widerstandsfähige Pflanzen gedeihen können. Noch heute werden unter 20% der Bodenfläche von Norwegen (15,6%), Dänemark (16,8%), Schweden (13,5%) und Island (16,9%) für Forst und Landwirt- schaft genutzt.6

Innerhalb der Wissenschaft ist der Punkt der fehlenden nutzbaren Bodenfläche auf Grund der Witterung sehr umstritten. Allerdings gehe ich bei meiner Vermutung für die Wikingerzeit nicht von einer Klimakatastrophe aus, welche die Böden vernichtet, sondern nur von regen- reichen Jahren, die sonst in den Wärmeperioden nicht vorhanden waren. Solche Beispiele gibt es auch für Mitteleuropa. Christof Dipper hat in seinem Werk „Deutsche Geschichte 1648- 1789“ ausdrücklich auf den Zusammenhang zwischen Wetter und Landwirtschaft hingewie- sen. Er spricht ebenfalls in dieser Periode der Frühen Neuzeit nicht von Klimakatastrophen, aber die Verringerung der Durchschnittstemperaturen und die erhöhten Niederschlagsraten in den Sommermonaten führten auch in Mitteleuropa zu Mißernten und Hungersnöten. Beziehen wir solch ein Phänomen auf den Norden Europas, so lassen sich Rückschlüsse auf eine niedri- gere Temperatur in Skandinavien ziehen, die hier zu erheblicheren Problemen führte, als auf dem Rest des Kontinents.7

So wird zwar allgemein gesagt, daßdie Bedingungen zu Anfang der Wikingerzeit günstig waren zur Besiedlung der Nordatlantikräume, jedoch wird auch bald in den Quellen von einer Erschwernis der Reisen durch Packeis und treibende Eisberge berichtet. Somit könnten Aus- läufer einer „Kleinen Eiszeit“ schon zur Frühzeit der Wikinger die klimatischen Bedingungen in Skandinavien negativ beeinflußt haben. Das die Quellen nicht über solch ein einschneiden- des Phänomen wie eine neue Eiszeit berichten, könnte einfach daran gelegen haben, daßeine Klimaveränderung zur Eiszeit hin schleichend kommt und nicht ad hoc entsteht.

Somit wären auch die Besiedlungsmöglichkeiten der Wikinger in Skandinavien durch dieses meteorologische Phänomen sehr stark begrenzt und bedroht gewesen. Vor allem in Küstennä- he sind Siedlungen mit Funden belegt. Zusätzlich waren im Süden Skandinaviens - vor allem in Schweden - die Fluß- und Seengebiete zur Besiedlung geeignet. Der Rest von Skandina- vien, immerhin fast 80 %, wurden nicht zur Besiedlung genutzt, da hier entweder Gebirge vorhanden waren oder die klimatischen Bedingungen eine höhere Bevölkerungsdichte verhin- derten. In solchen Regionen waren es eher Jäger, die dort ihre festen Reviere besaßen und diese Landstriche nutzten. Landwirtschaft im großen Stil war hier undenkbar.

„Bekanntlich setzte in der Wikingerzeit eine große Auswanderungswelle in alle möglichen Richtungen ein. […]. Es ist jedoch am wahrscheinlichsten, daß- zumindest in Norwegen - das nutzbare Land knapp wurde. Man konnte nur in den fruchtbaren Gebieten an den Fjorden Landwirtschaft betreiben, das bergige Inland war dafür ungeeignet. Daher sahen sich viele nach neuem, noch nicht besiedelten Gebieten außerhalb Skandinaviens um.“8

(http://blah.blah.de/wikinger/wikinger/norden.htm)

Somit war es fast eine logische Konsequenz, daßmit steigender Zahl der Bevölkerung in Skandinavien die nutzbaren Ländereien bald rar werden würden, womit man bei einer Folgeerscheinung angelangt wäre.

Eine Überbevölkerung als Grund für die Auswanderungen der Wikinger im großen Stil, wur- de zuerst von Johannes Steenstrup im Jahre 1878 in seinem Werk „Normannerne“ vertreten und fand viele Anhänger in der Wissenschaftswelt. Als Grund für eine Überbevölkerung führt er die „Vielweiberei“ an und den daraus resultierendem Kindersegen.9 Dieses Phänomen wird von vielen Chronisten der Zeit erwähnt. Adam von Bremen berichtet zum Beispiel von den Schweden:

„Nur wenn es sich um Frauen handelt, sind sie maßlos. Jeder besitzt, seiner Vermögenslage entsprechend, gleichzeitig zwei, drei oder noch mehr, Reiche und Fürsten zahllose Frauen. Auch gelten die solchen Verbindungen entstammenden Söhne als vollbürtig .“10

Auch andere Chronisten, nicht nur christliche, berichteten von der „Vielweiberei“ der Wikin- ger. So sind es vor allem die Araber, die über die Maßlosigkeit der Wikinger in Bezug auf Frauen zu berichten wußten. Zum Beispiel schreibt Ibn Fadlan ebenfalls über die Schweden:

„Oft geschieht es, daßsie allesamt damit [gemeint ist der Beischlaf, Anm. d. Verf.] beschäftigt sind, der eine vor den Augen des anderen, und es kommt eine Kunde, um ein Mädchen von einem es zu kaufen. Er trifft ihn also, während er den Beischlaf ausübt, aber der Mann läßt nicht davon ab, bevor er seine Absicht ausgeführt hat.“11

Hier werden zwar nur Beispiele über die Schweden genannt, jedoch kann man davon ausgehen, das sich die anderen skandinavischen Völker ebenso verhielten, da Kultur und Religion sehr nah verwandt waren.

„Zwar ist es wichtig, die getrennte Entwicklung der nordischen Niederlassungen, die Isolation der dünn besiedelten Landstriche sowie die Ortsgebundenheit der Menschen zu betonen; dennoch wä- re es ein großer Irrtum, anzunehmen, ihr Lebensraum sei die einzige Gemeinsamkeit der Skandi- navier gewesen. Sie wurden vielmehr von stärkeren Banden zusammengehalten als denen der Poli- tik und des Handels: sie verfügten über eine gemeinsame Sprache, eine gemeinsame Kunst und ei- nen gemeinsame Religion.“12

Wenn der Aspekt der Überbevölkerung mit dem der klimatischen und geographischen Bege- benheiten in Verbindung gebracht wird, so mußeingeschränkt werden, daßeine Überbevölke- rung meistens in Zusammenhang mit einer guten Versorgungsgrundlage steht. Dies würde bedeuten, daßdie Bedingungen für die Landwirtschaft und Viehzucht es den Wikingern er- laubte, bis zu einem gewissen Punkt die Vielzahl der Neugeborenen auch zu versorgen. Somit kann die vermeintliche Begründung der Klimaverschlechterung nur dann angebracht werden, wenn man davon ausgeht, das sie erst im 9. Jahrhundert ihren Anfang nimmt.

Man geht bei einer Sippe von bis zu hundert Bewohnern eines Landgutes maximal aus. Es müssen zwar die Sklaven abgezogen werden, aber es ist dann noch immer von bis zu dreißig Personen innerhalb einer Sippe auszugehen. Anzumerken wäre hier, daßgerade die Vielwei- berei wahrscheinlich nur den reichen Landbesitzern und dem Adel vorbehalten war, da es eine erhebliche Kostenfrage darstellte. Viel wichtiger wird die Tatsache gewesen sein, daßdie Familiensippen einer größeren Anzahl Kinder bedurfte, die dann als Arbeiter auf den Höfen eingesetzt werden konnten. Pförtner schreibt zu diesem Punkt sehr eindringlich:

„Vorrangiges Ziel einer wikingischen Ehe war, vulgär ausgedrückt, ein Stall voller Kinder. Kinder wurden schon früh zur Arbeit herangezogen und trugen somit dazu bei, den Wohlstand der Familie zu mehren.“13

Somit wird die Vielweiberei eher in Verbindung mit einer hohen Geburtenzahl (s.o.) einer der Gründe für die Auswanderungen gewesen sein.

Auch die Sitte, dem Erstgeborenen das Land zu vererben, ließviele Nachkommen leer ausgehen, die dann, wenn sie dennoch erfolgreich eine Existenz aufbauen wollten, eine andere Erwerbsquelle oder neues Land suchen mußten.14 Hier mußman sich wieder die Aussage von Adam von Bremen vor Augen führen, wenn er sagt, daßdie Kinder aus nichtehelichen Verhältnissen „vollbürtig“, d.h. erbberechtigt waren. Somit gab es viele Anwärter auf das Erbe, aber nur dem Ältesten stand es zu.

Zu all den bisher genannten Gründen, könnte, besonders in der wikingischen Frühzeit, die Tatsache der ständigen Auseinandersetzungen der einzelnen Stämme untereinander gekommen sein, so daßman nicht einfach Land neu aufteilen konnte, sondern regelrecht Kriege darum geführt wurden. Dies ist auf den puren Egoismus des wikingischen Sozialgefüges zurückzuführen. Die Sippe bestimmte das Leben der einzelnen Mitglieder und niemand konnte sich in dieses Gebilde hineinzwängen. Somit war auch für das Thing (vgl. Kapitel 3.4) es oftmals sehr schwer, streitende Parteien mit einem, für beide Seiten zufriedenstellenden Urteil zu beruhigen. Es fehlte in der Frühzeit eine starke Hand, welche die Belange aller ordnete. Dies veränderte sich erst mit der Einführung der Monarchie.

Zusätzlich mußdas Phänomen der Blutrache einbezogen werden, die in Skandinavien zur frühwikingischen Zeit Gang und Gäbe war. Sie förderte solche kriegsähnlichen Zustände.

„Die unmittelbare Folge des wikingischen Ehre- und Rachekultes war die Vielzahl der Fehden, die ständig und überall ausgetragen wurden. Statistiker haben festgestellt, daßallein die isländischen Sagas von mehr als fünfhundert Familien- und Sippenkämpfen berichten: ein völkerkundliches, sozialpsychologisches Lehrmaterial ohnegleichen, das den Leser bis ins Detail darüber informiert, nach welchen Gesetzen Vergeltung nicht nur exerziert, sondern zelebriert wurde.“15

Somit mußals einer der Gründe zur Aussiedlung, auch das Fehlen einer zentralen Regierung zur frühwikingischen Zeit angesehen werden, mit der man Neuverteilungen des Landes eventuell hätte durchführen können.

Wenn man sich die Struktur der Führung und Verwaltung der frühwikingischen Gesellschaft anschaut, so war es eher eine Art Sozialdarwinismus, bei der der Stärkere den Ton angibt und letztlich überlebt.

„Einen Adel als »geschlossenen Stand« gab es zu Beginn der Wikingerzeit weder in Dänemark noch in Schweden oder Norwegen. Doch waren aus der Schicht der freien Bauern bereits Geschlechter herausgewachsen, die dank Reichtum, Glück und verwegenem Kriegertum ein überdurchschnittliches Ansehen genossen. Die Grenzen dieser Führungsschicht waren - nach Wührer - nicht genau abgesteckt; man konnte allmählich in sie aufsteigen, aber auch aus ihr herabsinken, je nach Erfolg und Tüchtigkeit. Die Mitglieder dieser Sippen hatten keine besonderen Rechte, es war allenfalls etwas teurer, sie totzuschlagen […]“16

Bei einer solchen politischen Führung, mußman davon ausgehen, daßder Schwächere eher das Weite suchte, wenn er nicht die Sklaverei oder gar den Tod erleiden wollte. Zwar wird immer wieder von den „tapferen Wikingern“ gesprochen, die voller Todesverachtung seien. Adam von Bremen schreibt zum Beispiel über die Dänen:

„Auch sonst haben die Dänen noch vielerlei Eigenheiten in Gesetz und Sitte, die Recht und Billig- keit widersprechen. Von alledem erscheint mir nur eines so zweckmäßig, daßich es erwähnen will: Ehebrecherinnen werden sofort verkauft. Die Männer aber lassen sich lieber enthaupten als schlagen, wenn sie sich gegen die Majestät des Königs vergangen haben oder eines Verbrechens überführt sind. Es gibt dort keine andere Art der Strafe als Beil und Knechtschaft, und Freudigkeit nach dem Urteilsspruche ist ruhmvoll. Denn Tränen, Klagen und andere Reuezeichen, die wir für heilsam halten, verachten die Dänen so sehr, daßniemand selbst über seine Sünden oder über den Tod Nahestehender weinen darf.“17

Jedoch werden viele unterlegene Parteien eines Streites sich eher in die Fremde begeben haben, bevor sie ein schrecklicheres Schicksal nehmen mußten.

Diese Art des erwähnten Rachekultes wurde auch nach der Christianisierung in weiten Teilen Norwegens betrieben. Ein Beleg dafür ist der Gesetzesakt zum Landfrieden im Jahre 1260 durch König Hákon Hákonarson aus der „Chronica Majora“ von Matthaei Parisiensis:

„Es gab in Norwegen so viele Totschläge und es sei schmachvoll (svivirdhilict), wenn die Kunde in die Länder wohlgesitteter Menschen dringe, daßhier solche Unsitte mehr zur Gewohnheit geworden sei als in irgend einem anderen Lande.“18

Ebenso mußdie Strafe der Verbannung als ein Beweggrund hinzugefügt werden. Hierbei wurden teilweise ganze Gruppen von Menschen in die „Friedlosigkeit“ geschickt, die sich nun vor dem Problem sahen, neues Land zur Besiedlung zu finden. Es wird sich im weiteren Verlauf der Ausarbeitung zeigen, daßeben eine solche Verbannung für die Besiedlung Grönlands entscheidend war. Hierbei mußaber berücksichtigt werden, daßnicht allen Verbannten solch eine Möglichkeit offenstand. Meistens wurden solche Verurteilten einfach in die Wildnis entlassen und der Großteil der so Verurteilten fand den Tod.

Die Friedlosigkeit beinhaltete die Loslösung aus der Gesellschaft und der Gerichtsbarkeit. In Mitteleuropa ist eher der Begriff der „Vogelfreiheit“ verwendet worden. Demnach konnte jeder, der die Strafe erlitt, von jedem mißhandelt und/oder erschlagen werden, ohne sich vor Gericht rechtfertigen zu müssen. Sie vermied im gewissen Maßeine Tötung des Täters, wenn dieser das Land verließ. Jedoch mußerwähnt werden, das eine Tötung nicht unbedingt seitens der Kläger erfolgen mußte, auch wenn der Rachekult in Skandinavien sehr ausgeprägt war. Kein Kläger verlor sein Gesicht, wenn er auf eine Tötung verzichtete.19

Ausnahmen bildeten die Sklaven, die außerhalb jedweden Rechts standen. Ihre Tötung war ein Delikt, das keiner Rechtsprechung bedurfte, sondern unter dem Besitzer und dem der den Sklaven getötet hatte mit Geldmitteln beigelegt wurde.

„Völlig anders sieht es bei der Verwundung oder Tötung eines fremden Sklaven aus. In diesem Fall wird fremdes Eigentum beschädigt oder vernichtet und mußersetzt werden. Als Entschädigung mußte an den Sklavenbesitzer eine Buße gezahlt werden, deren Höhe sich nach der Schwere der Verwundung richtete, d.h. den Arbeitsfolgen, die von der Reduzierung bis zum Ausfall der Arbeitskraft reichen konnten.“20

Doch nicht nur die Verbannung, sondern die allgemeine Einengung der Freiheit war den Wikingern zuwider.

„Nichts liebte der Wikinger nämlich so sehr wie seine Freiheit, nicht zuletzt die Freiheit, seine Unabhängigkeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu beweisen. Er kam sozusagen mit einem Knotenstock im Rücken auf die Welt. Nichts fiel ihm schwerer, als Autoritäten Achtung zu erweisen. Er war gegen alles, was ihn einengte und die von ihm in Anspruch genommenen Rechte in Frage stellte. Die Norweger, die Island besiedelten, verließen ihr Land nicht zuletzt deshalb, weil ein neues Regime sich anschickte, ihre überkommenen Privilegien zu schmälern.“21

Dieses von Pförtner erwähnte Regime ist die Herrschaft des Harald Schönhaar gewesen (ca. 850-933), der durch seine Zwangsvereinigung Norwegens an die Macht kam und somit eine Auswanderungswelle durch seine Verfolgungen von politischen Feinden hervorrief. Aber nicht nur die Verfolgung im Inland, sondern auch die Abwehr der von außen kommenden Wikinger war ein Grund für die Auswanderungswelle. Harald hatte seine Strategie sehr sorg- fältig darauf ausgelegt, das er die kleinen Stämme zu der Zeit angriff, als er davon ausgehen konnte, daßdie meisten kampffähigen Männer auf einem Raubzug waren. Somit hatte er ein leichtes Spiel und konnte sich die Macht in Süd- und Mittelnorwegen sichern. Die Abwehr, der Heimkehrenden, die nicht als geschlossene Gruppe in die Heimat kamen, bereitete seinem Heer keine Probleme. Seine gewonnene Macht verteidigte er eifersüchtig und sorgte durch seine Eingriffe in die individuelle Freiheit der freien Bauern für Proteste.

„Ein Mann hießGrim Kamban. Er siedelte sich als erster von allen auf den Färöern in der Zeit Harald Schöhaars an. Da verließen viele das Land (Norwegen) infolge der Machtgier des Königs (Harald Schönhaar). Ein Teil ließsich auf den Färöern nieder und bestellte dort das Feld, aber viele zogen nach anderen leeren Ländern hin.“22

Donald Logan führt an:

„Snorri Sturluson, der Historiker aus dem 13. Jahrhundert, führt die Völkerwanderung nach Island auf die Tyrannei König Haralds zurück. Das Landnahmebuch selbst spricht gleichfalls davon, daßetliche Siedler bei Hafrsfjord gegen Harald gekämpft hätten.“23

Rudolf Pförtner schreibt in seinem Werk zu diesem Tatbestand sehr treffend:

„Die ersten wikingischen Siedler auf Island waren politische Emigranten. Sie verließen Norwegen, weil in ihren Bauernschädel kein Platz war für einen König, der ihre angestammten Rechte in Frage stellte und ihre Höfe mit Steuern belegte. Harald Schönhaar, der Einiger Norwegens, hat in der isländischen Geschichtsschreibung bis heute eine schlechte Presse.“24

Und auch Eric Oxenstierna berichtet in seinem Werk von dem ersten norwegischen König:

„Aber daßder König anfing von allen freien Bauern Steuer zu erheben, das war etwas Unerhörtes. Das war eine Bevormundung, eine Beeinträchtigung ihrer selbstverständlichen Freiheit, die sie nicht zu dulden gedachten. Es gab eine Massenauswanderung aus Norwegen übers Meer.“25

Die Auswanderungswellen nahmen ein solches Ausmaßan, daßNorwegen ein Ausbluten an Bevölkerung drohte.

„Schätzungen bewegen sich zwischen 10 000 und 60 000 Menschen. Die Ziffern hängen davon ab, ob man das Landnahmebuch für erschöpfend hält und welche Schlüsse man daraus für die durch- schnittliche Größe einer familia zieht. Eine Zahl etwa zwischen 15 000 und 25 000 könnte das Richtige treffen.“26

Somit sind sich viele der namhaften Historiker einig, daßdie Landnahme Islands nicht auf Plünderung und Raub begründet war.

Als anderer Grund für Landnahmen abseits des Heimatlandes, wird von manchen Forschern in dem Kampf der Wikinger gegen die Christen gesehen. Somit wären die Fahrten der Wikinger eine Art „Kreuzzug“ gegen die Christen gewesen. Da sich die Wikingerzüge besonders gegen die heutigen Britischen Inseln richteten, die besonders stark von Mönchen besiedelt waren, könnte man von einer zielgerichteten Eroberung reden.

Ein Kern Wahrheit mag in der These liegen, da die Wikinger die Zwangsbekehrung der Sachsen erlebt hatten und nun ihre Kultur in Gefahr gesehen haben könnten. Kaiser Karl der Große ist bei seiner Annexion und Bekehrung der Sachsen nicht gerade zimperlich gewesen, was ihm aber auch von Seiten der Kirche wohl angeraten wurde, da die Kirche sich der heidnischen Kräfte im Norden bewußt war. Waren sie erst bezwungen, bestand vom Norden her keine Gefahr mehr für die Christenheit.

Leopold von Ranke schrieb in seiner Geschichte Frankreichs, daßer in diesem Kampf religiöse Motive wiedergesehen habe und festgestellt hatte, daßdas „zurückgedrängte Heidentum noch einmal seine ganze Energie gesammelt“ habe.27 Ranke spricht in diesem Zusammenhang von den Auseinandersetzungen zwischen Dänen und Franken. Göttrik, König der Dänen, hatte den Anfang gemacht, in dem er den Franken den Krieg erklärt hatte. Frage ist, ob es nur ein geplanter Krieg gegen den Nachbarn war, der die Grenzen bedrohte, oder ob es sich um eine konzentrierte Aktion gegen das gesamte Christentum handelte. Diese Frage mußleider unbeantwortet bleiben, da Göttrik vor dem Feldzug getötet wurde.

Daßdie Nordmänner die Christen nicht geliebt haben, steht außer Frage, ob sie jedoch einen Feldzug gegen alle Christen führen wollten, mußals Hypothese angesehen werden, der es an direkten Beweisen mangelt. Doch es können sich ja vielleicht gerade zu diesem Punkt noch Quellen finden lassen. So wird zwar bei Adam von Bremen erwähnt:

„Als in Schweden eine heftige Christenverfolgung losgebrochen war, […]“.28

Es wird aber der einzige Vorfall dieser Art gewesen sein, da weitere Berichte nicht vorliegen. Außerdem mußhinterfragt werden, wieviel Verantwortung die Christen für diese Situation tragen. So ist bekannt, daßdie Missionare nicht immer den diplomatischen Weg gingen, um die Wikinger zu bekehren. Es wurden Tempel zerstört und heilige Orte entweiht, und dies konnte von den Einwohnern nicht einfach geduldet werden. Diese kleine Einfügung von A- dam zeigt somit sehr deutlich, daßdie Wikinger nicht ohne Vorbehalte gegen den Monotheismus und die Bekehrungsmethoden der Christen waren.

Vorerst mag es aber sicher nur ein interessanter Aspekt bleiben, der sich in der Wissen- schaftswelt nur geringer Beliebtheit erfreut, da er in dieser Form ohne aussagekräftige Quel- len auskommen muß. Ein zusätzliches Problem hierzu stellen die einseitigen, christlich ge- prägten Quellen dar, da die Nordmänner uns keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben http://www.nordzeit.de/wikzug.htm).29 Bis heute haben sich keine Beweise für eine solche These beibringen lassen, und somit ist sie auch zunächst als haltlos zurückgewiesen worden.

Letztlich mußfestgestellt werden, daßdas Motiv der Gier nach Schätzen und anderen Reichtümern nicht ausschließlich als Grund gedient haben kann. Es wird zwar ebenso wie die anderen Gründe eine Rolle gespielt haben, jedoch ist der Stellenwert eher niedrig anzusetzen. Gründe für die Wikingerfahrten sind eher die obengenannten. Auch für die Entdeckung und Besiedlung Grönlands, sind eher die Landarmut und die Verbannung zu nennen, als die sogenannte „fésjúkr“, zu deutsch „Geldkrankheit“.

„Die späteren norwegischen Züge über den Atlantik waren keine Plünderungszüge und Seeräuberei der gewöhnlichen Art, sondern müssen als kühne Kolonisationen von öden, abgesonderten Gebieten angesehen werden, die durch besondere Umstände erzwungen wurden.“30

2. GESCHICHTE DER ENTDECKUNG GRÖNLANDS

Die Geschichte der Entdeckung Grönlands beginnt nicht, wie oftmals angenommen, mit Erik dem Roten, sondern findet ihren unerwarteten Anfang um 900 n.Chr. mit einem Mann namens Gunnbjörn Ulfsson. Dieser allgemein eher unbekannte Wikinger kam bei einer Reise an der Westküste Islands durch einen Sturm von seinem eigentlichen Kurs ab und wurde ins offene Meer getrieben. Seine Odyssee endete an einer Grönland vorgelagerten Inselgruppe, von der jedoch das Festland ausgemacht werden konnte.

Aus den Überlieferungen ist leider nicht zu erkennen, ob Gunnbjörn das Festland betreten hatte, so daßman nur davon ausgehen kann, daßer visuellen Kontakt mit der Insel hatte. Es kann jedoch belegt werden, daßer von seiner Entdeckung berichtet hat, da in der Grönlandsa- ga geschrieben steht, dass Erik der Rote von Gunnbjörn und dessen Entdeckung wußte.

„Erich sagte, er habe vor, nach dem Lande zu suchen, das Gunnbjörn einst sah, der Sohn Ulf Krähes, als er westwärts auf dem Meere trieb und die Gunnbjörnschären entdeckte.“31

Erik der Rote, dem man die Entdeckung Grönlands zuschrieb, ist somit nur ein Neuentdecker, auch wenn er es war, der Grönland betrat und genauer untersuchte und letztlich die Besied- lung der Insel vorbereitete und durchführte. Bevor er jedoch zu seiner Fahrt aufbrach, durch- lief er viele Stationen bis dahin. Diese Stationen seines Lebens waren nicht immer seiner ei- genen Entscheidung entwachsen, sondern sind aus gefällten Urteilen entstanden, die Erik auf Grund verschiedener eigener Verbrechen und der seines Vaters, aufoktroyiert bekam.

Erik ist gebürtig aus Norwegen, mußte aber wegen eines Urteils des dortigen Things gegen seinen Vater wegen Totschlags mit in die Verbannung (Friedlosigkeit). Er zog mit seiner Fa- milie nach Island, wurde aber ebenfalls für ein Verbrechen der gleichen Art, das er selber ver- schuldet hatte, an einen anderen Küstenstrichs Islands verbannt. Doch auch da kam Erik nicht zur Ruhe und es gab wieder eine Auseinandersetzung mit seinen Nachbarn, die dazu führte, dass der Torspitz Thing ihn und seine Gefolgsleute auch von Island für drei Jahre verbannte.

„Schließlich schlug er in einem Kampf zwei Söhne seines Gegners tot, und da er zu wenig Fürsprecher auf dem Thing hatte, wurde er für drei Jahre friedlos erklärt.“32

Genau an diesen Beschreibungen innerhalb der Grönlandsaga ist ersichtlich, wie eine Verbannung als Motivation gedient haben kann, um neues Land zu entdecken. Dieses Beispiel ist das Bekannteste, um aufzuzeigen, daßdie Wikinger nicht allein aus dem Gedanken nach Reichtümern motiviert waren, neue Länder zur Besiedlung zu suchen.

Da Erik nun endgültig heimatlos war, wollte er für sich und seine Leute neues Land auftun und beschloss, nach Grönland zu suchen. Dies geschah 978 n. Chr., also ungefähr 80 Jahre nach der ersten Erwähnung des neuen Landes durch Gunnbjörn Ulfsson.

Bei Grönland angekommen, umrundete Erik die Insel an der Küste entlang, um brauchbares Land für die Besiedlung und die Landwirtschaft zu finden. Nach seinen Erkundungen segelte er wieder zurück nach Island, um seinen zurückgebliebenen Gefolgsleuten von seiner Entde- ckung zu berichten. Da das Land nicht unbedingt den Erwartungen für eine problemlose Be- siedlung entsprach, ersann Erik den Namen, den diese Insel bis heute trägt. Um seinen Leuten die Entscheidung zur Aussiedlung etwas zu erleichtern, nannte er sein entdecktes Land „Grönland“, zu deutsch „Grünland“. Mit dieser kleinen List gelang es ihm, Freiwillige zu finden, die ihn auf seiner nächsten Reise begleiteten und mit ihm dort siedelten.

Diese Beschreibung der Entdeckung Grönlands durch Erik den Roten, beruht auf der Überlie- ferung der Grönlandsaga. Sie erfährt ihre Bestätigung durch die Saga um Leif Eriksson, dem Sohn Eriks (es wurden für beide Berichte archäologische Funde gemacht, die den Angaben der Sagas entsprechen).33 Diese Saga ist die einzige schriftliche Grundlage, die uns am exak- testen berichtet, wie die Entdeckung vonstatten gegangen sein könnte. Wenn auch nur als se- kundäre Quelle einzuordnen, geht die Grönlandsaga auf mündlich überlieferte Berichte zu- rück.

Doch warum dienen solche Überlieferungen als Quellen für eine solche Begebenheit, und wie ist ihr Wahrheitsgehalt anzusehen?

Im Gegensatz zu den nordischen Sagas die von den Göttern der nordischen Stämme handeln, wie zum Beispiel die Edda, ist die Grönlandsaga eher ein Bericht über Tatsachen aus dem alltäglichen Leben. Sie entstand um 1200 auf Island und ist als eine Familienchronik anzuse- hen.34 Ein besonderes Merkmal ist ihr Stil, in dem sie verfaßt wurde. Es fällt dem Leser eine sachliche Nüchternheit auf, die ohne große phantasievolle Ausschmückungen auskommt. Man kann sogar schon fast von einer Wortkargheit sprechen, da die Sagas nur sehr kurz gefaßt sind und die Personen und ihre Taten nicht heroisiert, sondern sachlich und somit auch eher wahr- heitsgetreu wiedergeben werden. Sie können als Spiegel der Zeit, über die sie berichten, be- zeichnet werden. Eric Oxenstierna behauptet in seinem 1979 verfaßten Werk:

„Unsere Berichte stammen alle aus Island. Am wichtigsten ist die Grönländersaga. Die eben gegebene Schilderung ist echt in jedem Wort. An ihr ist nichts zu bezweifeln. [Gemeint ist die Schilderung der Entdeckung Amerikas durch Leif Eriksson. Anm. d. Verf.]“35

Mit dieser Aussage trifft Oxenstierna auch den Wahrheitsgehalt der Beschreibung der Reise des Eriks. Viele Details, die in der Grönlandsaga enthalten sind, wurden mittlerweile durch Historiker bestätigt und sind allgemein als Fakt innerhalb der Wissenschaft angesehen. Anders verhält es sich mit der Darstellung des Adam von Bremen, der in seiner Hamburgischen Kirchengeschichte über Grönland zu berichten hat:

„Es gibt noch mehrere andere Inseln im Ozean; eine der größten ist Grönland; es liegt noch tiefer im Ozean, den schwedischen oder ripheischen Bergen gegenüber. Bis zu dieser Insel soll man von der norwegischen Küste aus wie nach Island in 5-7 Tagen segeln. Die Menschen dort sind bleichgrün wie das Meer, wovon das Land seinen Namen hat. Sie leben ähnlich wie die Isländer, nur sind sie rauher und mit ihren Schiffen als Räuber den Seefahrern gefährlich.“36

Insgesamt eine knappe Darstellung, die nicht so viel Aussagekraft hat wie die nordischen Ü- berlieferungen. Auch wenn einige interessante Aspekte erwähnt werden (ähnliche Lebensver- hältnisse wie auf Island, Grönland wird als Insel bezeichnet und die Reisebeschreibung), ist der Rest der Aussagen eher der Phantasie Adams oder seiner Informanten entsprungen. Als Beispiel ist hier anzuführen, daßAdam behauptet, sie wären Seeräuber. Diese Aussage ist durch die Sagas und auch andere Quellen nicht belegt und somit vorerst auszuschließen. Auch die Aussage der „bleichgrünen“ Haut ist wohl eher der blühenden Phantasie zuzuschreiben, auch wenn arabische Quellen über die „Rus“, d.h. die Schweden am Schwarzen Meer, berich- ten, dass diese so stark tätowiert waren, daßihre Haut eher grün als weißerschiene. Vielleicht haben die Wikinger auf Grönland die gleiche Angewohnheit gehabt, was das Phantasiebild Adams erklären könnte. Dennoch zählt auch die Darstellung der skandinavischen Ländereien und deren Bewohner durch Adam von Bremen zu den wichtigsten Quellen. Ebenso verhält es sich mit den arabischen Quellen, die uns über das Wirken der Schweden in Kleinasien und Rußland berichten.

Dennoch ist die Grönländersaga die einzige Quelle, die über dieses Ereignis in solch ausführlicher Form berichtet. Genau aus diesem Grund beruht meine Darstellung der Entdeckungsgeschichte Grönlands auch auf dieser Saga, da sie den einzig ausführlichen und als größtenteils wahrheitsgetreu angesehenen Bericht über dieses historische Ereignis darstellt.

3. VERWALTUNG UND WIRTSCHAFT DER BESIEDLUNG AUF GRÖNLAND

Die nächsten Abschnitte sollen ein wenig Licht in die Lebensweise der grönländischen Sied- ler bringen und aufzeigen, wie es sich auf einer Insel mit solchen Bedingungen überleben ließ. Dazu werden Aussagen über Klima und Vegetation, soziale Struktur und politische Geschich- te gemacht.

3.1 KLIMA UND VEGETATION AUF GRÖNLAND

Wie schon in Kapitel 2. angemerkt, gelang es Erik, einige der isländischen Siedler von der Insel fortzulocken, indem er seine List mit der Namensgebung „Grönland“ anwandte. Viele der isländischen Bauern veräußerten daraufhin ihren Grundbesitz und zogen zum Beidafjord, an dem die Flotte der Aussiedler wartete.37 Es waren nach der Überlieferung 25 Langboote auf denen ca. 500-700 Menschen Platz fanden.38 Hinzu kamen das Vieh, Werkzeug und Rohstoffe, wie Holz, Eisen und Getreide für die Aussaat.

Vermutlich im Jahre 987 n.Chr. brach die Flotte nach Grönland auf. Doch schon sehr bald gerieten die Schiffe in einen Sturm und nur 14 der ehemals 25 Schiffe erreichten die Küste der Insel. Diese genauen Angaben blieben uns durch das „Landnamabok“ erhalten. Dort heißt es:

„In jenem Sommer segelten 25 Schiffe aus dem Borgar- und Breida-Fjord nach Grönland, aber nur 14 gelangten dorthin, einige fuhren zurück, andere gingen verloren.“39

Das Land, das sie nun dort vorfanden, war zwar nicht das von Erik versprochene „Grünland“, jedoch entschied man sich dort zu siedeln.

Aber warum Grönland? Es steht sicher außer Frage, dass auch andere Siedlungsräume hätten genutzt werden können, die nicht so lebensfeindlich waren wie diese Insel hoch im Norden.

Walter Hubatsch hat in seinem Werk „Unruhe des Nordens“ zu diesem Aspekt eine interes- sante These aufgestellt.40 Er geht davon aus, daßalle nomadischen Völker sich in den Regio- nen niederließen, die am ehesten die Begebenheiten aufwiesen, die auch in den Stammländern vorhanden waren. Ebenso wird es sich mit den Skandinaviern verhalten haben. Norwegen mit seinen zerklüfteten Küstenlinien und den schmalen ertragreichen Böden, ist sehr stark ver- gleichbar mit den Siedlungsräumen in Grönland. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte Erik seine Heimat in dieser Region wiedererkannt und sich deshalb dazu entschlossen dort zu blei- ben. Es war ja auch nichts Neues, sich in solch kargen Gegenden den Lebensunterhalt abzu- ringen. Darin hatten die norwegischen Wikinger schon immer Übung gehabt.

Dennoch kann man es in der heutigen Zeit als eine Meisterleistung anerkennen, da die Bedingungen auf Grönland, wenn auch nicht unbedingt optisch, sich doch in vielen anderen Punkten von der alten Heimat unterschieden.

Eine Ausnahme zu der These von Hubatsch bildete die Landnahme in Süditalien. Bei den klimatischen Bedingungen, welche die Nordmänner hier vorfanden, kann man eher von einer Meisterleistung der Anpassung an die für skandinavische Verhältnisse untypischen klimatischen Bedingungen sprechen.

Um aber die Situation im Norden zu verdeutlichen, ist es unabdingbar, einige allgemeingültige geographische Bedingungen über Grönland zu sagen.

Die Insel besitzt nur äußerst geringe Küstengebiete, die vom Packeis nicht bedeckt sind. Dazu zählen die Gebiete im Osten Grönlands, die vom Atlantischen Golfstrom gestriffen werden und vor allem der Süden und der Südwesten, die ebenfalls vom Golfstrom profitieren, aber längere eisfreie Perioden erleben, da der kühle Labradorstrom hier sehr stark verdrängt wird.

„Die südlichste Spitze (Kap Farwel) liegt auf der derselben Breite wie Oslo. Während dessen Bucht aber weithin vom Golfstrom Wärme und Leben empfängt, erreicht nur ein bescheidener Zweig der gleichen Strömung einen kleinen Teil Südwestgrönlands, allerdings nicht ohne die dortigen Temperaturen dennoch im geringen Umfang zu beeinflussen.“41

Diese eisfreien Gebiete hatte Erik auf seiner Reise rund um die südliche und westliche Küstenlinie entdeckt und gab sie nun als Siedlungsland an seine Landsmänner weiter.

„Erst als er sich mit dem Treibeis südwärts driften ließ, das heutige Kap Farvel umschiffte und dann wieder nordwärts segelte, kam er in wirtschaftlichere Gefilde. Das heißt: er hatte die Süd- westflanke Grönlands erreicht, die - wie die Wissenschaft inzwischen festgestellt hat - durch den vorüberfließenden Golfstrom soweit erwärmt wird, daßdort eine spärliche Vegetation entstehen konnte.“42

Die klimatischen Bedingungen auf Grönland ließen auch nicht gerade auf ein wahres Paradies schließen. Um sich ein Bild über Temperaturen und Vegitationsmöglichkeiten zu machen, sind hier einige metereologische Daten über verschiedene geographische Punkte auf Grönland angeführt, die in etwa verdeutlichen, wie hart die Bedingungen für die Siedler waren.

Es wurden fünf Orte ausgewählt, die geographisch und klimatisch das gesamte Spektrum der Insel Grönland abdecken. Die Angaben, die gemacht werden, beziehen sich als Durch- schnittswerte auf die Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst (in dieser Reihenfolge ange- geben).

Demnach sind folgende Temperaturen (Angaben in ° Celsius) in:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

gemessen worden.43 (http://www.yellow-effects.de/reiseführer/Land/gronland/gronlan1.htm)

Innerhalb der Klimazoneneinteilung liegt der Süden der Insel in der feuchten Subpolarzone, während die restlichen ca. 90 % sich in der trockenen Polarzone befinden. Diese Angaben sind Werte aus heutiger Zeit, und es gilt anzuführen, daßdie klimatischen Bedingungen zur Zeit der Wikinger sich etwas milder ausgenommen haben. Jedoch sind die Unterschiede nicht so gravierend und liegen bei durchschnittlichen 3º Celsius.

„Dort [Westküste, Anm. d. Verf.] hat man aus Eiskernen, die man mit kilometertiefen Bohrungen aus dem Inlandeis geholt hat, einen Klimakalender bis weit zurück in die Frühzeit unseres Erdballs zusammengestellt. Nach diesem >>Kalender<< kamen die Nordmänner in einer ausgesprochen milden Klimaperiode nach Grönland. Als sie 500 Jahr später spurlos verschwanden, war wieder eine kleine Eiszeit im Anmarsch.“44

Die geographische Aufteilung der Insel sieht wie folgt aus:

„Der offizielle Grönland-Atlas von 1989 hat als Gesamtfläche 2184700 km² festgelegt, für das Inlandeis 17799850 km² und für das eisfreie Areal 384500 km².“45

Jedoch ergeben sich gewaltige Unterschiede in der Ausdehnungsfläche dieser eisfreien Zonen.

„Diese eisfreie Zone verteilt sich übrigens in der gleichen Größenordnung auf die West-, Ost- und Nordküste. Die jeweilige Breite des Rings wechselt jedoch nicht unmerklich; am schmalsten ist er an der Ostküste, wo er im allgemeinen nur Breiten zwischen 15 und 30 Kilometer erreicht. Seiner größten Ausdehnung begegnen wir an der Westküste, wo er sich, wie in den südlichen Teilen, vereinzelt bis zu 150 Kilometer in das Landesinnere erstreckt.“46

Diese Daten verdeutlichen auf recht drastische Weise, wie schwer es für die Siedler war, in solch einem unwirtlichen Umfeld zu überleben.

3.2 PRODUKTIONSMÖGLICHKEITEN

Eric Oxenstierna beschreibt die Insel und ihre Bedingungen in wenigen Worten sehr eindringlich aber treffend.

„Das Leben in der Nähe des Inlandeises, am Fußriesiger Berge, an einem schmalen, grünen Küstenstreifen der Fjorde hatte immer arktische Gepräge. Von Oktober bis Mai war die Bevölkerung sowieso von der Außenwelt abgeschnitten[…].“47

Somit war Landwirtschaft nur in einem sehr bescheidenen Maße möglich.

„Auf dem schmalen Ackerboden in Küstennähe trugen nur widerstandsfähige Getreidesorten Frucht, Strandhafer und die genügsame Gerste, die auch im nördlichen Norwegen gedeiht, wo kein Weizen, kein Roggen mehr wächst.“48

Auf Grund der sehr kurzen Sommer waren die Wachstumsperioden für Getreide nur sehr kurz, und es mußte schon im August die Ernte eingefahren werden, um die Vorräte für den Winter zu sichern. Somit mußman davon ausgehen, daßes nicht kontinuierlich erfolgreichen Ackerbau gegeben hatte. Waren die Witterungsbedingungen schlechter, war die gesamte kar- ge Ernte dahin. Dennoch schafften es die Siedler, den natürlichen Begebenheiten zu trotzen. War bei solch schwierigen Bedingungen intensive Landwirtschaft nicht möglich, so schaffte man sich einen Ausgleich. Die wikingischen Siedler konzentrierten sich in der Blütezeit der Besiedlung, als logische Konsequenz, auf Viehwirtschaft und das mit großem Erfolg.

„Auf über 4000 Rinder schätzt der dänische Experte Knud J. Krogh den Bestand allein in der Østerbygd. Hinzu kommen mehrere tausend Schafe und Ziegen. Damit war die Produktionskapazi- tät an agrarisch nutzbarer Biomasse voll ausgeschöpft, haben Agrarexperten, Botaniker und Kli- matologen mit vergleichenden Feldversuchen und Großrechner-Modellen nachgewiesen.“49

Jedoch tauchten auch hier erhebliche Probleme auf. Um die Tiere durch den Winter zu bringen, bedurfte es einer ausreichenden Menge an Futter, aber

„[d]er lange Winter zwang zur Rationierung des Heus. Damit ging die Milchproduktion zurück.“50

Zu diesem Punkt wurden von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen Hochrechnungen angestellt. Man ging dabei von den altisländischen Angaben in den Quellen aus, dass eine Kuh pro Tag durchschnittlich 25 Pfund Heu benötigte. Geht man weiterhin von ca. 20 Tieren pro Hof im Durchschnitt aus, waren 500 Pfund Heu pro Tag erforderlich, um eine ausreichen- de Milchproduktion zu erlangen. Da die Kühe im Winter im Stall gehalten wurden und der Winter auf Grönland etwa 220 Tage dauerte, brauchte der Bauer ca. 110.000 Pfund Heu für alle seine Tiere. Eine Menge, die mit der kurzen zur Verfügung stehenden Arbeitszeit im Sommer nicht zu bewerkstelligen war.51

Doch nicht nur die Produktion von Nahrungsmitteln auf dem Festland, sondern auch die Beschaffung von Rohstoffen aus dem Ausland war, durch den Mangel auf dem grönländischen Festland bedingt, ein erhebliches Problem.

Holz z.B. war auf Grönland eine Mangelware52, so daßman auf Treibholz angewiesen war, das mit den Meeresströmungen von der nordamerikanischen und nordrussischen Küste hierhin gelangte. Die andere Möglichkeit war der Import aus Island und Norwegen. Ebenso verhielt es sich mit Eisenerz, Tuch und anderen Produkten, die nur aus den südlicheren Ländereien erhältlich waren.

Beim Eisen gab es jedoch noch eine Besonderheit. Es gab auf Grönland zwar Eisenvorkommen, jedoch nur das minderwertige Rasenerz konnte von den Wikingern genutzt werden. Beim Ausschmelzen des Rasenerzes blieb nur eine schlechte Ausbeute an reinem Eisenerz, das für die Weiterverarbeitung tauglich war. Somit war die Qualität der Eisenprodukte Grönlands qualitativ minderwertig. Zusätzlich kam der schon angeführte Holzmangel noch als Hindernis hinzu, der es nicht erlaubte, wahllos Eisenerz zu produzieren. Es mußte klar abgegrenzt werden, wie die spärlichen Holzvorkommen genutzt wurden.53

Dies zeigt sich auch sehr deutlich im Hausbau und den dabei verwendeten Materialien. Für die Errichtung wurden natürliche Steinfliesen und Soden verwendet. Soden waren zur Ab- dichtung und Wärmeisolation für Wände und Dächer verwendete, aus dem Boden herausge- stochene, Erdflächen. Zusätzlich wurde zwar Holz verwendet, aber nur für Außenfassaden.54

Bei Tuch waren die Grönländer nicht unbedingt auf eine Ware aus dem Ausland angewiesen, da man in der Lage war durch Eigenproduktion Tuch herzustellen. Dennoch war es ein quali- tativer Unterschied zu dem in Flandern hergestellten Tuch, das sich einer erheblichen Nach- frage auch auf Grönland erfreute.

Doch Grönland war trotz alle dem nicht als ein armes Land anzusehen. Es gab eine vielfältige Fauna, die den Handel mit Pelzen und Federn ermöglichte. Doch nicht nur die Tierprodukte, sondern auch lebende Tiere, wie z.B. der nur auf Grönland ansässige Grönlandfalke, erfreuten sich einer hohen Nachfrage. Hinzu kamen die reichen Fischvorkommen und der Walfang.

Ein wahrer Schatz war das Elfenbein des Walroß, die auf Grönland in großen Kolonien lebten. Dieses Elfenbein war sehr beliebt, da die südlichen Seewege nach Afrika durch die Mauren gefährdet waren und Elefantenelfenbein nur in unzureichenden Mengen erworben werden konnte. Elfenbein war zur Blütezeit der Wikinger auf Grönland sehr in Mode und wurde vor allem in Mitteleuropa nachgefragt. Auch der Narwal war in ausreichender Menge vorhanden, dessen Horn hohe Preise auf dem europäischen Festland erzielte.

„Auch Narwalzähne [es wird wohl das Horn des Wals gemeint sein, Anm. d. Verf.] standen hoch im Kurs, sie wurden in Europa als Zähne des geheimnisvollen Einhorns ausgegeben, und man hielt sie bei bestimmten Krankheiten für besonders heilkräftig.

Diese Narwalzähne sind eine Art Handelsmonopol der grönländischen Skandinavier gewesen und haben lange Zeit dazu beigetragen, daßder Verkehr mit Europa nicht abriß.“55

Mit diesen Gütern war es den Grönländern möglich, Tauschgeschäfte einzugehen und Handel zu treiben und bis ins 15 Jh. ein nordeuropäischer Handelsort für diese Luxusgüter zu bleiben. Jedoch mußauch erwähnt werden, daßder Umfang des grönländischen Handels, gemessen am gesamteuropäischen Handel des Mittelalters, sich sehr bescheiden ausnahm.

Das „Grünland“, das Erik seinen Landsleuten versprach, war eher durch Mangel und Armut geprägt.

„Bei den ungünstigen Lebensbedingungen, die noch schlechter waren als die isländischen, bleibt es erstaunlich. daßder Normannenstaat an der Westküste Grönlands bis ins fünfzehnte Jahrhundert hinein bestand hat.“56

Diesen Mangel bekam selbst ein Erik der Rote zu spüren, da in der Grönlandsaga erwähnt wird:

„Eines Tages kam Thorfinn mit ihm [Erik; Anm. d. Verf.] ins Gespräch und fragte: „Bedrückt dich etwas, Erich?“ […] Erich erwiderte: „Ihr versteht es gut und wie sich’s für Männer ziemt, Gaben anzunehmen. Doch möcht’ ich nicht, ihr kämt zu kurz bei unserm Handel. Das lastet vor allem auf mir: ein so schlechtes Julfest werdet ihr kaum wieder erleben, wird es heißen, wie das, das euch jetzt bei mir bevorsteht.“ Thorfinn erwiderte: „Das wird nicht der Fall sein. Wir haben auf unsern Schiffen Malz, Mehl und Korn. Ihr könnt getrost davon nehmen, soviel ihr wollt, um ein Gelage zu veranstalten, wie es einem vornehmen Manne zusteht.“ “57

An all diesen Punkten läßt sich sehr anschaulich die Härte des Lebens der Siedler auf Grönland darstellen.

3.3 NAVIGATION UND SCHIFFAHRTSVERKEHR

Dass der grönländische Handel nicht quantitativ mit dem Gesamthandel mithalten konnte, liegt aber nicht nur an den Produkten, die auf Grund ihrer Exklusivität nicht in großen Mengen exportiert werden konnten, sondern auch an den Bedingungen für die Schiffahrt.

„Die Fahrten nach Grönland waren sehr klimaabhängig. Waren im 8. Jhr. die Bedingungen optimal, so waren später Treib- und Packeis dafür verantwortlich, daßdie Fahrten sich verringerten und sogar gänzlich eingestellt wurden.“58

Im „Königsspiegel“59 wird zu diesem Thema erwähnt:

„Wenn man den tiefsten Teil des Ozeans überquert hat, trifft man meist umgehend auf riesige Eismassen im Wasser, eine Erscheinung, die nirgendwo ihresgleichen hat. […] Es gibt aber auch Eis ganz anderer Form; die Menschen in Grönland haben dafür den Namen >Eisberge<. Sie sehen aus wie Berge, die aus der See emporragen.“60

Hinzu kamen die unerwarteten und heftigen Stürme, welche die Schiffahrt immer wieder be- hinderten. In den Sagas wird auf diese Gefahr hingewiesen, so daßman davon ausgehen kann, daßso manche Lieferung auf dem Grund des Meeres endete. Ursache für diese Stürme liegen vor allem in der Tatsache, daßes über der Islandregion einen ständigen Tiefausläufer gab und noch heute gibt, der das Wetter in dieser Region bestimmt. Zusätzlich sorgen die vielen Strömungen, die sich in den Eismeeren verbinden, für eine schwierige Kursbeibehaltung, da die Wikinger noch keine hochwertigen Navigationsgeräte besaßen.

„Das Vorhandensein so riesiger Eismassen im Landesinneren bedingt ein Druckgefälle nach au- ßen, in Richtung auf die Meeresteile im Westen und Osten, die im Bereich eines tiefen Luftdru- ckes liegen, so daßdort jene berüchtigten Depressionen entstehen, die vor allem den Seeraum zwi- schen Jan Mayen, Island und der Ostgrönlandküste zu einem der am meisten gefürchteten Teile des Nordatlantik machen.“61

Somit ist es, wenn auch vielleicht in etwas blumiger Sprache, zutreffend, wenn Oxenstierna schreibt:

„Landzungen, Riffe und Buchten prägten sich den Augen der kundigen Seebären ein. Die Netzhaut war ihre zuverlässigste Karte.“62

Der Gedanke ist in sofern nicht allzu abwegig, da Uwe Schnall in seinem Werk über die wikingische Navigation auf eine Textstelle der „Konungs Skuggsjá“ aus dem 13. Jahrhundert verweist, in der es heißt:

„Gewißwürde mich das (wertvolle) Kenntnis dünken, wenn ich alles das im Gedächtnis behalten könnte, womit Ihr mich bekannt gemacht habt.“63

und

„[…] und wenn du alles das genau im Gedächtnis behältst, was ich dir jetzt vorgetragen habe, dann wirst du nicht zu den unkundigen Fahrensleuten gerechnet werden […]“64

Diese Passage ist aus einem Gespräch zwischen Vater und Sohn, bei dem der Vater versucht, dem Sohn alle Feinheiten des Segelns beizubringen. Dabei verwendet er in keinem Wort ir- gendwelche nautischen Hilfsmittel, die zu dieser Zeit jedoch schon bekannt waren.

Die nautischen Hilfsmittel, welche die Wikinger kannten, waren der „Ausguck“, die astrono- mische Navigation und die Navigation nach See-Örtern. Im „Landnahmebuch“ werden alle drei Formen ausdrücklich erwähnt, um den Kurs Richtung Grönland zu erläutern:

„Von Hernar in Norwegen soll man rechtswest [astronomische Navigation, Anm. d. Verf.] nach Hvarf auf Grönland segeln, und dabei wird soweit nördlich der Shetlands gesegelt, daßdiese nur dann eben zu sehen sind, wenn die Sicht sehr gut ist [Ausguck, Anm. d. Verf.], und soweit südlich der Färöer, daßdie bis zur Mitte der Berge reicht, und soweit südlich Islands, daßman von dort Vögel und Wale bemerkt.“65

Neben den erwähnten Kenntnissen, waren den Seeleuten des Nordens auch Windrichtungen (Passate oder andere ständige Winde) und Strömungen bekannt. Zwar werden den Wikingern noch weitere nautische Gerätschaften und Kenntnisse zugeschrieben, jedoch gibt es keinen eindeutigen Beweis für die Verwendung eines Kompaßoder der Peilscheibe „Leidarstein“66.67 Die Magnetnadel taucht erst nach der Blüte der Wikingerzeit in Europa auf.

„Von den Arabern lernte das Abendland Ende des zwölften Jahrhunderts die Magnetnadel kennen; die beiden Pole der Magnetnadel kennt Albertus Magnus um 1250 noch unter ihren semitischen Bezeichnungen. Erst im Abendland ist dann die Kompaßnadel aus ihr entwickelt worden; der Franzose Pierre Pelerin de Maricourt beschreibt sie 1269 in einem Brief, und im vierzehnten Jahrhundert hat dann der Magnetkompaßmit Nadel und Windrose die Form bekommen, die er im großen und ganzen bis heute behalten hat.“68

Doch trotz all der Kenntnisse und Hilfsmittel, welche die Wikinger bis dahin besaßen, blieb die Seefahrt generell ein waghalsiges Abenteuer mit unkalkulierbaren Risiken.

Dies bekamen vor allem die grönländischen Siedler zu spüren, da oftmals die ersehnte Unterstützung aus Island und Norwegen ausblieb.

3.4 SOZIALE STRUKTUR

Grönland besitzt auch in sozio-politischer Hinsicht eine Besonderheit. Ebenso wie auf Island, wird Grönland oftmals in seiner Frühzeit mit einer Demokratie verglichen. Im Mutterland Norwegen hatte sich schon zu dieser Zeit die Monarchie durchgesetzt, während auf Island und auch Grönland der Stammesverband weiterhin beibehalten wurde. Noch heute rühmen sich die Isländer, die erste Demokratie des Mittelalters gewesen zu sein.

Es wird auch auf Grönland die soziale Einteilung der drei Stände gegeben haben, wie auf Island. An der Spitze standen die Jarle (Häuptlinge und Adel), gefolgt von den karl (Freie) und zuletzt die thrall. Donald Logan schreibt zu diesem Punkt:

„Es versteht sich von selbst, daßdie soziale Differenzierung in Könige, Jarle (Adelige), Freie, Freigelassene und Sklaven (thralls) sich in ganz Skandinavien auf die politische Organisation der Gesellschaft auswirkte. […]. Diese Struktur bestand während der gesamten Wikingerzeit in ganz Skandinavien wie auch in den Kolonien des Nordatlantiks.“69

Island und auch Grönland besaßen bis zur Übernahme der Inseln durch die norwegische Krone keine Könige. Der Grund dafür lag auf der Hand. Wie schon im ersten Kapitel beschrieben wurde, war es gerade ein König, der für die Abwanderung einer großen Anzahl Norweger nach Island gesorgt hatte. Schon die Isländer waren bestrebt, ihre individuelle Freiheit zu behalten und nach altem wikingischen Recht zu leben. Da die Grönländer im Endeffekt auswanderungswillige Isländer waren, blieb diese Tradition beibehalten.

Die Jarle waren die Führer in der Art eines Stammeshäuptling in der Region. Die karl waren die freien Bauern und die thrall die Diener und Sklaven. Bei den Freien gab es, zumindest auf Island, einige besonders privilegierte, die Goden genannt wurden. Sie waren die Verwalter der einzelnen Bezirke, die der Jarl eingeteilt hatte, und mussten sich um die Einhaltung der ge- setzlichen Angelegenheiten kümmern. Dabei muss man beachten, dass diese Positiion nicht mit einer Exekutive im herkömmlichen Sinne vergleichbar war, da er seine Machtbefugnisse nur auf dem Thing nutzte. Zusätzlich hatte er die Aufgaben eines Priesters wahrzunehmen, da die Wikinger davon ausgingen, daßein Mann mit besonderen Fähigkeiten in der Gunst der Götter stand und somit die beste Verbindung zwischen den Asen und den Sterblichen darstell- te. Solche Goden wird es demnach vielleicht auch auf Grönland gegeben haben. Die einzelnen Höfe wurden von den Patriarchen der jeweiligen Familien geführt.

Interessant war die Tatsache, daßdie Freien ebenso in den Stand der Jarle aufsteigen, wie auch die Jarle in den Stand der Freien absinken konnten. Den einzigen Bestand hatte der Stand der thrall, denen es nicht erlaubt war aufzusteigen. Sklaven waren im Gesellschaftsbild der Wikinger nicht menschlich, sondern wurden als Gegenstand angesehen. Einen Sklaven zu töten, bedeutete keine rechtliche Verfolgung. Einzig der Preis des Sklaven mußte dem Besit- zer erstattet werden.

Ebenso war die Position der Jarle und später der norwegischen Könige nicht so stark gefestigt, wie es auf dem übrigen europäischen Kontinent der Fall war.

„Die Adeligen und Könige wurden jedoch nicht als heilig [von Gottes Gnaden, Anm. d. Verf.] angesehen, sondern als außergewöhnlich fähige Männer. Einen König aufgrund seiner Stellung zu verehren, wäre den Wikingern nie in den Sinn gekommen.“70

(http://blah.blah.de/wikinger/wikinger2/gesellschaft.htm)

Die gesamte Führungsrolle der Grönländer kam zu Anfang der Siedlungsgeschichte, wenn auch nicht uneingeschränkt, Erik dem Roten zu. Er wird den Vorsitz beim Althing geführt haben. Diesen Thing hatte man in Gadar eingerichtet, auf dem alle Belange besprochen wurden, welche die gesamte Insel und deren Gesetze betrafen.

„Als frühe Institution kann das Thing gelten, die Versammlung der freien, erwachsenen, waffentragenden Männer. Things fanden in den jeweiligen Bezirken statt, dort wurden Beschlüsse über Gemeinschaftsanliegen gefaßt und aufgetretene Konflikte beigelegt. Innerhalb der einzelnen Landschaftskammern gab es aber jeweils noch eine übergeordnete Kult- und Thing-Stätte, das Landschafts - Thing. Hier konnten Konflikte zwischen einzelnen Bezirken verhandelt und damit häufig der Frieden zum Besten der Gemeinschaft aufrecht erhalten werden.“71

1125 werden zum ersten mal eigene Gesetze für Grönland erwähnt. Nach welchem Recht die Grönländer lebten, ist leider nicht durch Quellen zu belegen, aber es könnte sein, daßsie bis zur Einführung eigener Gesetze, nach altisländischem Recht geurteilt haben. Ein wichtiger Grund für eigene Gesetze dürfte die Einsetzung des ersten grönländischen Bischofs sein. Mit der Einführung der Kirche wurden andere Strukturen für das Land aufgebaut, und der Rechts- gedanke nach christlichem Recht mußte berücksichtigt werden. Dennoch verlor der Thing als rechtliche Instanz nicht an Bedeutung, sondern überlebte noch weitere Generationen. Ein be- kanntes Beispiel für das Überleben des Things als politische Institution ist die Verbreitung des von König Magnus Lagobœtir von Norwegen verfaßten „Landlög“im Jahre 1274. Hier heißt es in der Überlieferung:

„König Magnus ließaus allen (Rechts)büchern des Landes vereinigen, was ihm nach dem Rat der besten Männer am geeignetsten erschien, und dieses Buch niederschreiben; er fuhr selbst auf das Gesetzesthing, ließes da vorlesen und gab den Thingmännern das Buch, … damit es von jetzt an über ganz Norwegen gehen soll …“72

Somit mußman auch davon ausgehen, dass sich das Thing auch in den anderen, von Norwegen beanspruchten Regionen gehalten hatte - ergo auch in Grönland.

Das Thing stellte eine eigene Form der Rechtsprechung und -pflege dar, die sich erheblich vom Rechtsgebrauch auf dem übrigen europäischen Kontinent unterschied.

„[…] das Prozeßrecht, das in seiner Handhabung durch den Thing Beweise voraussetzte, wurde zwar in dieser Form von der Kirche nicht akzeptiert, aber dennoch weiter angewendet, ohne daßein Richteramt, eine Instanzenregelung oder eine Zentralmacht mit Exekutive nötig waren.“73

Und weiterhin:

„Allein die Androhung der Friedlosigkeit garantierte die Respektierung der Gesetze; Recht und Gesetz wurden also passiv gehandhabt, während zu dieser Zeit andernorts die Einhaltung der Gesetze durch die Macht von Adel, Lehnsherrn, Kaiser oder König garantiert wurde.“74

Ein Beispiel für die nicht vorhandene Exekutive bei Rechtsprechung ist die Verbannung des Eriks. Zwar war der Verurteilte nach dem Rechtsspruch vogelfrei, das heißt er konnte ohne Straffolgen erschlagen werden, jedoch verbot das Gesetz nicht, ihn zu unterstützen. Diese Passage aus der Grönländersaga verdeutlicht dies:

„Erich und seine Gefolgsleute wurden auf dem Thorspitz - Thinge geächtet. Da ließer sein Schiff rüsten in der Erichsbucht, doch Eyjolf verbarg ihn in der Dimunbucht, während Thorgeir und seine Leute die Insel überall nach ihm absuchten“75

Es bedeutet im Endeffekt, daßbei fehlender Exekutive sowohl der Schuldige als auch der Kläger, selber für ein Urteil sorgen mußten.

Die soziale und wirtschaftliche Struktur auf der Insel ist, wie schon angemerkt, mit der auf Island zu vergleichen. Dies ist wohl auf die Heimatverbundenheit zurückzuführen, da man bei den wikingischen Individualisten immer wieder feststellen mußte, daßsie letztlich doch eher Traditionalisten waren.

„Die sich häufenden archäologischen Funde ergeben, daßdie Menschen in den beiden grönländischen Siedlungsgemeinschaften ein ähnliches Leben führten wie ihre Vettern in Island.“76

Die grönländische Siedlung war also nach dem alten isländischen Muster aufgebaut, wie man sie auch in frühwikingischer Zeit in den Stammländern der Wikinger vor der Entstehung der Monarchien vorfand. Oxenstierna schreibt zu beiden Punkten:

„Erik der Rote war selbstverständlich der Leiter, nahm das beste Land am Innerende des Erikfjords auf Österbygden, baute dort seinen Hof Brattahild und verteilte Land, sorgte für die Thingstätte [Gardar in Südgrönland. Anm. d. Verf.] und schuf eine freie Bauernrepublik nach isländischem Vorbild.“77

Beweise für seine Führungsrolle werden in den Quellen sehr häufig geliefert. Es wird sogar in einer Passage der Grönländersaga explizit von der herausragenden Stellung des Erik geschrie- ben.

„Da sagte Erich: „Froher wart ihr im Sommer, als ihr aus dem Fjord absegeltet, denn wir jetzt sind. Und doch ist noch lang nicht alles verloren.“ Thorstein sagte: „Häuptlings Pflicht ist’s, den Männern zu helfen, die jetzt ratlos sind, und ihnen Quartier zu schaffen.“ “78

In einer anderen Passage heißt es:

„[…] Thorhall, den man den Weidmann nannte. Der hatte Erich den Roten viel auf seinen sommerlichen Jagden begleitet und hatte auch sonst Ämter bei ihm.“79

Auch das „Landnahmebuch“ berichtet über die herausragende Stellung Eriks.

„[Erik baut seinen Hof auf, Anm. d. Verf.] und hatte dort großes Ansehen, und alle beugten sich vor ihm.“80

Dies sind nur einige Beispiele, bei denen die Führungsrolle Eriks deutlich wird. Auch seine Nachfahren und ihre Erwähnungen können hier als Beispiele angeführt werden:

„Erich der Rote hatte ein Weib namens Thjodhild und von dieser zwei Söhne. Einer hießThor- stein, der andere Leif. Beide waren vielversprechende Männer. Thorstein lebte daheim bei seinem Vater, und kaum einer auf Grönland erweckte so viel Hoffnung wie er. Leif war nach Norwegen gesegelt, und er weilte dort bei König Olaf Tryggvissohn. […] Leif segelte nun mit seinen Leuten fort von den Hebriden, und sie kamen im Herbst nach Norwegen. Leif begab sich an den Hof Olaf Tryggvissohns, und der König erwies ihm großen Ehren. Er glaubte zu sehen,, daßLeif ein wohl- gebildeter Mann wäre.“81

Es wird in dieser Passage sehr deutlich, daßder König von Norwegen die Grönländer sehr stark respektierte. Dies ist wohl auf schwache Stellung des Königtums in Skandinavien zu- rückzuführen. König sein bedeutete bei den Wikingern nicht gleichzeitig, erbrechtlich König zu bleiben. In der Frühphase der Monarchie zeigte es sich sehr oft, daßein König sich den Kredit bei seinen Leuten sehr schnell verspielen konnte. Dies war auch noch zu Zeiten der Christenheit der Fall, obwohl die Kirche den Anspruch des Throns durch Gottes Gnade ver- trat.

Ein wunderschönes Beispiel der Stellung der Untertanen zu ihrem König berichtet Rudolf Pförtner in seinem Werk:

„Eine Geschichte aus dem 9. Jahrhundert berichtet von der Begegnung des schwedischen Königs Erik mit einem värmländischen Bauern. >>Wisse, daßdu mein Mann bist!<< sagte Erik zu dem Hofbesitzer Ak. Und Ak antwortete: >>Es ist nicht nötig, mich daran zu erinnern; ich weißja auch, daßdu mein Mann bist!<< Eine stolze, hochgemute Antwort, die der arme Ak allerdings schwer büßen mußte; denn der erboste König erschlug ihn auf der Stelle.“82

Dieses Beispiel, wenn auch nur eine Geschichte, stellt dennoch sehr anschaulich dar, wie man sich das Verhältnis dieser beiden Parteien vorzustellen hatte.

Im weiteren Verlauf der Geschichte Skandinaviens entwickelte sich aber alsbald die erbliche Königswürde heraus, die auch von der Kirche starke Unterstützung fand.

In Grönland gab es zu keiner Zeit einen König. Aber man wurde im 13. Jahrhundert Teil einer Monarchie, und vielleicht war das sogar der Anfang vom Ende (vgl. Kapitel 3.6 und 3.7.).

3.5 KIRCHENGESCHICHTE GRÖNLANDS

In der Grönlandsaga wird uns berichtet, das Leif Eriksson, der eigentliche europäische Entdecker Amerikas, von seiner Reise aus Norwegen (vgl. Kapitel 3.4) auch das Christentum als Glaubenslehre mitbrachte. Die Entscheidung dazu entstand aber nicht in seinem eigenem Kopf, sondern wurde ihm von König Olaf Tryggvisson von Norwegen nahegelegt.

„Eines Tages zog der König Leif ins Gespräch und fragte: „Denkst du im Sommer nach Grönland zu fahren?“ Leif erwiderte: „Das denk’ ich wohl, wenn es Euer Wunsch ist.“ Der König sagte: „Ich halte das für gut. Du sollst in meinem Auftrag fahren und das Christentum dort verkünden.“ Leif sagte, der König habe zu bestimmen, doch fügte er hinzu, er hielte diesen Auftrag in Grönland für schwer durchführbar.“ “83

Diese Stelle besitzt eine Brisanz, die zeigt, wie der norwegische König über Eriks Sohn Leif versucht, sich indirekt in die grönländischen Staatsgeschäfte einzumischen.

Leif hielt seine Mission für schwer durchführbar. Ein Punkt, der nicht weiter verwundert, da auf Grönland der Großteil, wenn nicht sogar alle Siedler, die Götter des skandinavischen Pan- theons anbeteten. Wir haben in Kapitel 1. gesehen, daßdie Wikinger ein hartnäckiges Volk waren und allem Neuem mit Mißtrauen begegneten. So wird Leif auch geahnt haben, wie schwer die Bekehrung zum christlichen Glauben durchführbar war, da das Christentum über- haupt nicht der Lebensweise der nördlichen Völker entsprach. So ist zum Beispiel der Rache- kult der Wikinger mit den Lehren der neuen Religion nicht vereinbar. Auf Grönland führte Erik die Siedler an und war unbestrittener Häuptling über sie. Er hatte sich nicht dem christli- chen Glauben angeschlossen und regierte nach althergebrachter Art. In der Grönlandsaga fin- den sich viele prägnante Beispiele dafür.

„Erich wollte nichts von der Preisgabe des alten Glaubens wissen, […]“84

Und dennoch zeigt es sich im Verlauf der Saga, daßdas Christentum sich rasch verbreitet und eine Generation später schon zur „Staatsreligion“ wird.

„Wie Island und die Färöer, so stand auch Grönland als drittes insulares Wikingergebiet in der frühsten Zeit unter dem Schutz des erzbischöflichen Stuhles von Hamburg-Bremen, gemäßeiner Bulle des Papstes Benedikt IX. aus dem Jahre 1044, nach der die christlichen Gemeinden auch dieser Insel ebenso wie sämtliche nördlichen Länder des Kontinents dem Sprengel Hamburg- Bremen unterstellt wurden.“85

Das Erzbistum Hamburg-Bremen war bis 1104 für Grönland zuständig, da es zu dieser Zeit das nördlichste Bistum war. Auf dem alten Thingort Gadar wurde eine Kirche errichtet und 1121 der erste Bischof in Lund geweiht, der auf Grönland die Interessen der katholischen Kir- che vertreten sollte. Aber erst 1124 tritt der zweite ernannte Bischof seinen Dienst in Gadar an. Lund war der legitime Nachfolger der Norddeutschen Kirchenmänner und übte diese Be- fugnisse bis 1152 aus, bis dann letztlich Drontheim (Norwegen) für das Seelenheil der Grön- länder bis zu deren Verschwinden zuständig war. Somit rückte Grönland nicht nur kirchen- rechtlich näher an Norwegen, sondern sicher auch politisch. Dem zweiten Bischof von Grön- land (Arnald) wird in der Grönländersaga ein ganzes Kapitel gewidmet. Interessant ist der hier erwähnte Umstand, daßes die Grönländer selber waren, die sich an König Sigurd von Norwegen (1103-1130) wandten und ihn um einen Bischof für ihr Land baten.

„Sokki hießein Mann. Dieser, der Sohn Thorirs, wohnte auf dem Hof Steilhang in Grönland. Er war sehr geachtet und beliebt. Sein Sohn Einar war ein vielversprechender Mann. Vater und Sohn besaßen großen Einflußin Grönland und waren dort die vornehmsten Männer.

Einmal berief Sokki ein Thing. Er tat kund, er wünschte das Land nicht länger ohne Bischof. Alle im Lande sollten sich zusammentun, daßein Bischofsstuhl dort errichtet würde. Sämtliche Bauern stimmten dem zu. Sokki hießseinen Sohn Einar zu diesem Zwecke nach Norwegen fahren.“86

Diese Handlung wird wahrscheinlich dadurch begünstigt gewesen sein, daßes den Grönlän- dern nicht recht war, von einem Kirchenherrn geführt zu werden, der nicht an Ort und Stelle residierte. Neben der Tatsache, daßman sich freiwillig zu dieser Entscheidung durchgerungen hatte, wird hier auch noch einmal der starke Bezug zum Heimatland Norwegen deutlich.

Jedoch kommt auch mit der Tatsache der Christianisierung der Wikinger ihr unbezwingbarer Pragmatismus hervor. Auf dem Thing in Island zum Beispiel wurde beschlossen, daßes je- dem Isländer gestattet war, seinen alten Ritualen im Kreise seines Hofes nachzugehen. Straf- bar wurde seine Handlung erst, wenn Zeugen von außen den heidnischem Kult bemerkten.

Diese Regelung wird es wohl auch auf Grönland gegeben haben. Jedoch verliert sie im Jahre 1016 völlig an Bedeutung, da das Christentum nun uneingeschränkt Staatsreligion wurde.87

In der Grönlandsaga wird zwar erwähnt, daßes viele Siedler gab, die sich dem christlichen Glauben zuwandten, aber es wird mit keiner Silbe erwähnt, daßdieser Glaube sich als Staatsreligion zu Zeiten des Eriks durchsetzte. Weiterhin wurde von heidnischen Ritualen berichtet, und es wurden die alten Götter angebetet.

„Thorkel lud die Seherin zu sich, und man bot ihr einen festlichen Empfang, wie er einer Frau ihrer Art gebührt. Man errichtete einen Hochsitz für sie und legte ihr Polster unter.“88

Wie sich die einzelnen Siedlungspunkte aber schon zur Zeit des Erik des Roten unterschieden haben, zeigt ein anderer Abschnitt der Grönlandsaga.

„Sie [die Seherin; Anm. d. Verf.] hießihr Frauen herbeiholen, die das Lied wüßten, das ihr not tä- te, um ihren Zauber zu Ende bringen zu können, und das >Vardlokkur< [altnordische Formel; Anm. d. Verf.] hieße. Solche Frauen fanden sie aber nicht. Da fragte man den ganzen Hof durch, ob es nicht eine wisse. Gudrid sagte da: „Ich bin weder zauberkundig noch eine Seherin, aber mei- ne Ziehmutter Halldis auf Island lehrte mich ein alt Lied, das sie >Vardlokkur< nannte.“ […] Gudrid sagte: „An solchem Sang und Zauber wie hier, denk’ ich, darf ich nicht teilhaben, denn ich bin eine Christin.“ “89

Es mußaber auch definitiv festgestellt werden, daßsich die Wikinger nur sehr schwer von ihrem alten Glauben zu trennen vermochten.

„Nach Snorri war sie die einzige Gottheit [Freya, Anm. d. Verf.]. die im Volk noch verehrt wurde, als er sein Werk abfaßte, und die große Anzahl von Ortsnamen mit dem Bestandteil „Freya“ bestätigt diese Meinung.“90

Ein eher belustigendes Beispiel, das verdeutlicht wie „ernst“ die Wikinger die Taufe nahmen, entstammt aus der Zeit Ludwig des Frommen. Alle freiwilligen Heiden, die sich taufen ließen, erhielten ein kostbares Gewand als Geschenk (wahrscheinlich feingewebtes friesisches Tuch). Als aber einmal sehr viele taufwillige Normannen auftauchten, mußte man auf eine minderwertige Produktion ausweichen. Dabei soll einer der Nordmänner gesagt haben:

„Zwanzigmal habe ich mich hier nun baden lassen und immer die besten schneeweißen Kleider erhalten. Ein solcher Sack aber, wie dieser da, ist gut für Schweinehirten, aber nicht für einen Krieger.“91

Somit mußbesonders für die Frühzeit der Wikinger die Bekehrungswilligkeit sehr in Frage gestellt werden. Es mußwohl eher von einem Pragmatismus ausgegangen werden, der individuell, also unabhängig vom Stand, genutzt wurde.

Auf Grönland ließdie Kirche in ihrer Präsenz im Laufe der Jahrzehnte sehr stark nach. War um 1300 noch zeitweise der Bischof anwesend, so ließdies bis Mitte des 14. Jahrhunderts immer mehr nach und blieb ab 1378, nach dem Tod des letzten Bischofs Alf im Vorjahr, voll- ständig aus.92 Es wurde zwar vom Heiligen Stuhl Petri auch weiterhin ein Bischof bestimmt, der Grönland kirchlich betreuen und verwalten sollte, doch schweigen die Quellen darüber, ob die ernannten Bischöfe ihr Sprengel besuchten, geschweige denn ihr Amt ausübten. Die Prob- lematik lag im „Großen Schisma“ der katholischen Kirche, welche die Zustände in Europa aus kirchlicher Sicht in ein Chaos stürzten .93

Über diese Wirren geriet Grönland indirekt in den Strudel der Politik auf dem Kontinent und wird wahrscheinlich auch dadurch, neben vielen anderen Gründen, von der Geschichte weg- gespült.

3.6 DIE BEZIEHUNGEN ZUM MUTTERLAND NORWEGEN

Wie schon in Kapitel 3.4 angeführt, haben die Grönländer schon zu Zeiten des Eriks Kontakt zu Norwegen gepflegt. Ein deutliches Beispiel ist die Entsendung des Leif Eriksson zum norwegischen Hof. Es gehörte zu dieser Zeit zum guten Ton, einen Sprößling die Gepflogenheiten am Hof erlernen zu lassen. Dennoch legten die Siedler großen Wert auf ihre Unabhängigkeit, und es dauerte fast einhundert Jahre, bevor Grönland seine Eigenständigkeit verlor und dem norwegischen Reich eingegliedert wurde.

Die vollständige Inbesitznahme Grönlands durch den norwegischen König geschah rechtlich gesehen, mit der Übernahme des norwegischen Rechts und bedeutete somit die Ablösung des bis dahin eigenständigen Rechtsgebrauch. Im Jahr 1257, so wird in der „Hakonarsaga“ davon berichtet, sendete König Haakon von Norwegen Abgesandte nach Grönland, damit das Volk dort besteuert werden konnte. Nach vier Jahren kehrten sie mit einer positiven Antwort zu- rück.94

Wie stark die Bindung zwischen Norwegen und Grönland war, darum streiten sich die Wis- senschaftler bis heute. Man geht davon aus, dass das Steuerversprechen allem Anschein nach nur durch Zusicherung einer geregelten Versorgung auf dem Seeweg seitens Norwegen ge- macht wurde. Diese auffallend starke Position der Grönländer zeigt auch hier wieder sehr deutlich den Drang nach Unabhängigkeit, trotz der Anbindung an eine Monarchie.95

Das Interesse an Grönland seitens der norwegischen Herrscher war jedoch zu keiner Zeit von brennendem Ehrgeiz geprägt. Es bestand zwar ein ständiger Schiffsverkehr, und man mußdavon ausgehen, daßein Vertreter des Königs auf der Insel war, jedoch überließman die Grönländer bis in die 70/80er Jahre des 13. Jahrhunderts ansonsten sich selbst. Dieses geringe Interesse zeigt sich vor allem an der immer stärker abnehmenden Zahl der Schiffe, die von Norwegen Grönland anliefen. Zuletzt segelte nur noch ein einziges Versorgungsschiff die Insel an, was nicht gerade von großem Ehrgeiz zeugt, seine Präsenz deutlich zu machen.

Dennoch bleibt zu betonen, daßGrönland sich weiterhin einer gewissen Eigenständigkeit er- freute. Der Interventionismus der norwegischen Könige konzentrierte sich zunehmend auf Island.

Ein einschneidendes Ereignis für beide Inseln war der Erlaßdes König Erich VI.. Er erklärte den Handel mit den westlichen Inseln zu einem königlichen Monopol, um wahrscheinlich die Steuereinnahmen für Handelsgüter in seine Staatskasse fließen zu lassen. Dies war zwar nicht die erste Maßnahme in dieser Richtung, da auf dem Islandhandel schon Abgaben zu entrich- ten waren, jedoch verteuerte sich die Fahrt bei ohnehin schon hohem Risiko. Doch es wird auch weiterhin von Händlern berichtet, die beides, Abgaben und Risiko, auf sich nahmen und nach Island und Grönland segelten. Man kann somit davon ausgehen, daßder Handel mit den Nordinseln außerordentlich lukrativ war und hohe Gewinne versprach, welche die Kosten und Mühen mehr als deckten.

„Trotz der zahlreichen Schiffbrüche in der Grönland-Fahrt fanden sich aber immer Männer genug, die sich nicht fürchteten, das Glück zu versuchen. Allerdings war der Gewinn, der bei diesen Fahrten erzielt werden konnte, auch außerordentlich groß.“96

Da sich aber immer mehr Ausländer an diesem Handel beteiligten, die dem König keine Abgaben erteilen mußten,

„[war d]er erste Schritt auf dem Wege zur Errichtung des königlichen Handelsmonopols […] der Erlaßeiner Verordnung vom 11. Juni 1302 in Bergen, in der es hieß, daß„kein Ausländer sein Gut bringen oder senden soll nördlich von Bergen oder an andere Orte zum Verkauf im Lande oder Geschäfte treiben soll nach Island oder andere Schatzländer meines Herrn des Königs“.“97

Eine Maßnahme, die wohl gegen die erstarkende Hanse gerichtet war, die sich immer mehr im Nord- und Ostseebereich ausbreitete. Grund war sicher unter anderem der Vorsprung der Hanseflotten in Bezug auf Hochseetüchtigkeit und Ladekapazitäten. Für Norwegen war es unmöglich, eine vergleichbare Flotte auf die Beine zu stellen, da die finanziellen Mittel dafür nicht ausreichten.98 Dieser Erlaßwurde zwar öfter erneuert, jedoch berichten isländische Quellen auch weiterhin von fremden Handelsschiffen, welche die Inseln anliefen. Dafür, dass es insbesondere die Hanse war, die Grönland anlief und den Handel mit der Insel aufrecht erhielt, spricht die Tatsache,

„[d]aßdie Hansestadt Köln der Hauptumschlagplatz für Walroßhäute war, […]“.99

Dies änderte sich erst, als die Hanse und auch andere seefahrende Nationen Nowgorod in Nordrußland ansteuerten, um Pelze und andere bis dahin von den Inseln kommende Waren zu erwerben.

„Als aber die europäischen Handelsherrn die gleichen Erzeugnisse mit weitaus geringerem Risiko aus den nördlichen Teilen Osteuropas beziehen konnten, wo Nowgorod zum Zentrum des dortigen Pelzhandels aufgerückt war, ging das Interesse am Grönland-Handel merklich zurück.“100

Dies dürfte sich negativ auf das Handelsvolumen Islands und auch Grönlands ausgewirkt ha- ben. Die Ausmaße des Verlustes können nicht mit Zahlen greifbar gemacht werden, jedoch kann davon ausgegangen werden, daßdie Versorgungsgrundlage der Insulaner sich ver- schlechtert hat.

Auch der Handel mit Norwegen, wurde ab 1400 von norwegischer Seite eingestellt. Schon 50 Jahre vorher hatte die Westsiedlung aufgehört zu bestehen. Die Ostsiedlung hielt sich immer- hin noch weitere hundert Jahre, bevor auch hier die Siedler verschwanden.

Zusätzlich werden die vielen Probleme im Mutterland mit zum Niedergang geführt haben. 1349 erreicht der „Schwarze Tod“ Skandinavien und wütet zwei Jahre schrecklich unter der Bevölkerung (2/3 der Bevölkerung stirbt). Die Pest macht aber auch der Bevölkerung auf Grönland schwer zu schaffen. In den Jahren 1402-1404 wird ein Großteil der Menschen da- hingerafft. 1418 kommt es zu einem Überfall auf die Ostsiedlung (wer die Siedlung überfiel, ist bis heute unbekannt), bei der wiederum ein Teil der Bevölkerung sein Leben läßt. Als wenn das noch nicht reichte, erschütterte die Siedler ein Rekordwinter im Jahr 1423.

Zusätzlich kommen Probleme in der Thronnachfolge Norwegens. Olaf V. wird auf Grund der Abstammung aus dem dänischen und norwegischen Königsgeschlecht zum König einer dä- nisch-norwegischen Union (1380). Nach seinem Tod im Jahre 1387 übernimmt seine Mutter Margarete die Staatsgeschäft und wird nun auch in Schweden als rechtmäßige Herrscherin anerkannt. Dies führt zur Gründung der „Kalmarer Union“ mit Norwegen, Dänemark, Schweden, Finnland und den westlichen Inseln. Wie unbedeutend Grönland zu dieser Zeit schon war, zeigt die Tatsache, daßdie Repräsentanten der Insel (Althing) nicht an dieser Ent- scheidung beteiligt waren, sondern sich nur der neuen Repräsentanz zu beugen haben.101 E- benso wird deutlich, wie intensiv das skandinavische Festland mit sich selbst beschäftigt war, so daßeine Betreuung Grönlands in angemessener Form nicht erachtet wurde. Dies zeigt sich vor allem im Handelsvolumen Europas mit den Waren, die sonst von den Nordinseln einge- führt worden waren. Die Verlagerung nach Osten führte auch zu einer Orientierung des Mut- terlandes in diese Richtung. Grönland geriet langsam in Vergessenheit.

„Der durch die Kalmarische-Union von 1397 staatsrechtlich besiegelte Übergang der politischen Vorherrschaft in Skandinavien an Dänemark hat die offizielle Grönland-Fahrt dann vollends zum Erliegen gebracht. Denn für Kopenhagen lag die grönländische Kolonie noch viel mehr am Ende der Welt, als das schon für Norwegen der Fall war. Es leuchtet ein, daßKönigin Margarete von Dänemark keine große Lust hatte, das Grönland-Geschäft wieder in Gang zu bringen.“102

Grönland war auf Grund der Politik der nordischen Großmächte nur noch ein Spielball, an dem die Herrscher immer mehr Interesse verloren. Erst als es zu spät war, entsann man sich wieder der Kolonie im Norden und versuchte von Seiten des Königshauses, Hilfe zu entsen- den. Doch wie die Berichte zeigen, kehrten die Expeditionen ohne Ergebnis wieder zurück (vgl. auch Kapitel 4. dieser Arbeit). Die europäische Besiedlung auf Grönland hatte aufgehört zu existieren.

3.7 GRÜNDE FÜR DEN UNTERGANG DER BESIEDLUNGEN

Vermeintliche Gründe für das Verschwinden der Wikinger wurden viele gefunden, jedoch ist man sich bis heute unter den Wissenschaftlern der verschiedensten Richtungen nicht einig, was letztendlich dazu führte, daßdie wikingischen Siedler Grönland verließen oder vielleicht sogar ausstarben.

Einige Wissenschaftler behaupten, daßsich das Klima dermaßen verschlechtert habe (neue Eiszeit), so daßdie Überlebenschancen zu gering wurden. Es ist eine berechtigte These, die auch von der Klimaforschung unterstützt wird, jedoch läßt sich in keiner Quelle ausmachen, ob es letztendlich der Grund für das Verschwinden war.

Andere vermuten kriegerische Auseinandersetzungen mit Inuitkulturen, die jedoch nicht nachgewiesen werden konnten und wahrscheinlich auch nicht stattgefunden haben, da eher von einer Koexistenz berichtet wurde, als von einem feindlichen Nebeneinander. Es mag si- cher vereinzelt Streitigkeiten gegeben haben, jedoch wird auch über diesen Tatbestand nur am Rande in den Quellen berichtet. Fakt ist, daßdie Inuits erst viel später diesen Küstenstrich wieder besiedelten (15. oder 16. Jahrhundert), was die These gestattet, daßsie das Land be- stimmt schon früher besiedelt hätten, wenn es frei von Europäern gewesen wäre.

Wiederum andere behaupten, daßdie hohe Inzestquote dazu führte, daßdie Grönländer aus- starben. Eine Auffrischung des Genpools hat es seit dem 11. Jahrhundert wahrscheinlich nicht mehr gegeben, so daßauch diese Betrachtungsweise nicht aus den Augen verloren gehen darf. Es werden sicherlich Erbkrankheiten aufgetreten sein, jedoch ist dies eher ein Teilaspekt, der mit anderen Gründen zusammen zum Verschwinden einer ganzen Volksgemeinschaft geführt haben müßte.

Auch die Frage nach der ausgebliebenen Versorgung der Insel durch das Mutterland Norwegen, wird als Grund für den Untergang der Øster- und Westerbygd angenommen. Zustimmend anzumerken ist bei diesem Punkt, dass die Versorgung der Grönländer größtenteils vom Mutterland aus geschah. Als diese jedoch immer mehr ausblieb und schließlich gänzlich eingestellt wurde, ist es nachweislich zu Mangelerkrankungen gekommen. So berichtet Paul Nörlund in seinem Werk „Wikingersiedlungen in Grönland“ aus dem Jahre 1937 über die archäologischen Entdeckungen von Gräbern in den ehemaligen Siedlungen:

„Erschütternd: nicht nur, weil hier Menschen starben und weil sie andere Menschen in Trauer und Schmerz zurückließen. Erschütternd vielmehr, weil fast alle diese Toten sehr verkrüppelt waren, zwergenwüchsig, fürchterlich unterernährt, rachitisch krumm und verzogen, schwer tuberkulös wahrscheinlich. Erschütternd, weil diese von generationslangem Mangel gezeichneten Wesen kaum älter gewesen sind als einige zwanzig Jahre.“103

Zusätzlich wird von einer Beckenverengung der weiblichen Bewohner gesprochen, die letzt- lich zu Gebärunfähigkeit führte und ebenso ein Aussterben erklären könnte. Somit mußauch diesem Aspekt der Ursachenforschung sicher ein angemessener Ernst entgegengebracht wer- den.

Einer neueren Studie zufolge soll es ein Falter gewesen sein, der die Grönländer in die Knie gezwungen hat. Dieser Falter soll für eine landwirtschaftliche Katastrophe verantwortlich gewesen sein. Für diese These hat man auch entsprechende Beweise gefunden, die jedoch noch nicht zu einer endgültigen Lösung des Problems führen. Es spricht vor allem dagegen, daßdie Grönlandwikinger, wie in Kapitel 3.2 schon angesprochen, sich nicht ausschließlich durch Landwirtschaft ernährten, sondern diese nur im geringen Umfang betrieben. Eine Aus- wirkung wird dieser Grund nur in Verbindung mit den ausbleibenden Versorgungslieferungen aus Norwegen und Dänemark gehabt haben, was wiederum zu Mangelerkrankungen unter der Bevölkerung gesorgt haben könnte.104

Was letztlich zum Verschwinden der Siedler geführt hatte, konnte bis heute nicht geklärt werden. Vielleicht waren es auch einige oder sogar alle Einzelgründe zusammengenommen. Am Ende konnte bisher noch keine der aufgestellten Theorien bewiesen werden, und die unwirtliche Insel behält vorerst eines ihrer größten Geheimnisse für sich.

4. DIE NEUENTDECKUNG GRÖNLANDS

Der Titel dieses Kapitels mag auf den ersten Blick verwirren, jedoch kommt er den histori- schen Tatsachen am Nächsten. Wie in Kapitel 3. ausführlich dargestellt, ergab sich eine zwangsbedingte Erlahmung der Schiffahrt Richtung Grönland durch den ErlaßKönig Erich VI. . Hinzu kam die Verlagerung der Handelsrouten nach Osten, die den Grönländern schwer zu schaffen machte, da ihre Handelsbeziehungen verkümmerten und letztlich ausblieben. E- benso wichtig war die Neuentdeckung des Amerikanischen Kontinents durch Christoph Ko- lumbus im Jahre 1492 und die schon zuvor einsetzende Erkundung der afrikanischen Küsten. Sie führte zu einer Kolonialisierungswelle ungeahnten Ausmaßes, bei der Grönland in Ver- gessenheit geraten schien.

Doch die Entdeckung des neuen Kontinents hatte, wenn auch zu spät für die skandinavischen Siedler auf Grönland, eine neue Erkenntnis erbracht. Kolumbus versuchte, einen Westweg nach Indien zu finden, bei dem er auf ein Hindernis stieß, von dem man erst später entdeckte, daßes sich nicht um Indien und die anderen asiatischen Ländereien handelte. Als man sich dessen bewußt war, mußte man eine andere Route nach Indien finden, die um Amerika herumführte. Da der Südweg um den Kontinent Südamerika zu lang und gefahrvoll von Europa aus war, versuchten die europäischen Nationen einen alternativen Seeweg über den Norden zu finden. Es entbrannte ein Wettlauf um die Entdeckung einer Nordwest-Passage, bei der auch wieder Grönland eine gewichtige Rolle spielte.

Bei diesen Fahrten wurden unter anderem auch wieder die geographischen Begebenheiten Grönlands in ein rechtes Licht gerückt. Hatten bis weit ins 16. Jahrhundert noch viele Kartographen Grönland in zwei Typen eingeteilt (Entweder mit Amerika oder im Norden mit Skandinavien verbunden), so konnte durch eine ausführliche und genaue Kartographie die Insel nicht nur als Insel identifiziert werden, sondern auch global in die Richtigen Breitenund Längengrade eingeordnet werden.

Neben diesen theoretischen Ansätzen konnten auch Entdeckungen bezüglich der ehemaligen skandinavischen Bevölkerung gemacht werden, die bestätigten, daßdie Siedler nicht mehr an den angestammten Siedlungsorten vorhanden waren. Es war, als seien sie vom Erdboden ver- schluckt. Nur ihre architektonischen Überbleibsel wiesen noch auf ein Vorhandensein einer europäischen Besiedlung hin. Dort, wo die Wikinger einst gelebt hatten, siedelte nun ein an- deres Volk. Die Inuits hatten die Bereiche der ehemaligen Wikingerstätten erreicht und sich dort niedergelassen.

Doch nicht nur der Wille nach der Entdeckung einer Passage veranlaßte die Europäer zur Rei- se durch die nördlichen Gewässer, sondern auch die Sorge um die Siedler bewegte die für Grönland zuständigen Staaten, Expeditionen zur Insel zu schicken. Sowohl Norwegen als auch Dänemark entsandten im 15. Jahrhundert Schiffe nach Grönland, um den „Landsleuten“ und Christen zur Seite zu stehen. Man wußte um das Schicksal der Westsiedlung und wollte einen Untergang der Ostsiedlung mit Hilfsmaßnahmen verhindern. Wie sich jedoch sehr bald herausstellen sollte, waren die Maßnahmen zu spät ergriffen worden. Die Expeditionen fan- den keine Siedler skandinavischer Abstammung mehr vor. Østerbygd hatte ebenso aufgehört zu existieren, wie die Siedlung im Westen. Erstaunlich dabei ist, daßvon weiteren Expeditio- nen bis ins frühe 17. Jahrhundert berichtet wird, obwohl eigentlich klar gewesen sein müßte, daßdie Siedlungen nicht mehr bestanden und die Bevölkerung verschwunden war.

Mit der weiteren Erkundung der Insel stellte man fest, daßes hier und in der die Insel umgebenden See, Rohstoffvorräte gab, die ein gewinnversprechendes Geschäft werden So wurden reiche Uranvorkommen festgestellt, die besonders in der Neuzeit auf reges Interes- se verschiedener Seiten stieß. Hinzu kommen ergiebige Stein- und Braunkohleflöze, Bleierz und Zink. Im Meer wurden mehrere Ölquellen entdeckt, die aber in ihrer Ergiebigkeit sehr bald nachließen. Das größte Problem, vor das sich die Rohstofförderer gestellt sahen, war die Tatsache, daßdie einzelnen Vorkommen - ausgenommen die Ölquellen - sich bis unter die Eisdecken erstreckten und eine Förderung teilweise unmöglich erschienen ließ. Bis heute werden die Rohstoffquellen genutzt, jedoch ist die Präsenz von Firmen, die sich dem kostspie- ligen und schwierigem Unterfangen unterziehen, merklich kleiner geworden als es noch vor ca. 50 Jahren der Fall war. Arbeitskräfte wurden aus den Einheimischen rekrutiert, und es gab einen Bruch in der Entwicklung der Inuitvölker. Die „Verwestlichung“ der Einheimischen führte zu vielen Problemen. So ist bis heute mit Rückgang der Industrie eine große Zahl der Inuits arbeitslos, was immense soziale Probleme nach sich zog. Verarmung und Trunksucht unter den Ureinwohnern sind die zwei Schwerwiegendsten unter vielen anderen.

Auch die Einschränkung der Ausnutzung der Fauna in den Meeren um Grönland herum sorgte für eine hohe Arbeitslosigkeit unter der Bevölkerung. So sind mit dem Schutz der Wale und anderer Meeresbewohner die Arbeitsfelder im Bereich Fischfang und -verarbeitung merklich zurückgegangen. Einen Profit aus dem Schutz der bedrohten Tiere wollten die Grönländer in Form von Tourismus jedoch nicht ziehen. Die Besucherrate der Insel liegt weit unter einem Bereich, der profitabel für eine blühende Branche nötig wäre. Die Gründe für diese Vernach- lässigung sind aber nachvollziehbar. Transport- und Unterbringungskapazitäten sind nicht ausreichend für einen unkontrollierten Individualtourismus. Zusätzlich fürchtet man Langzeit- folgen für die Bevölkerung und Natur, wie sie schon in anderen Ländern sich vollzogen hat- ten.105

Doch nicht nur finanzielle Interessen ließen Grönland wieder ins Blickfeld anderer Nationen rücken. Auch die militärisch nutzbare Lage der Insel ließeinen Wettstreit entstehen. Zur Zeit des „Kalten Krieges“ waren es die beiden Machtblöcke NATO und Warschauer-Pakt, die ein vordringliches Anliegen hatten, Grönland als eine strategisch wichtige Position zu nutzen. Doch seit der Entspannung in den 80er Jahren, hat auch dieses Interesse, sehr im Interesse aller Menschen, nachgelassen.

Somit ist Grönland wiederum aus dem Gesichtsfeld der Menschen verschwunden, und es ist fraglich, wann eine erneute „Entdeckung“ der Insel hoch im Norden geschehen wird.

RESÜMEE

Die Geschichte Grönlands entbehrt nicht einer gewissen Faszination, da sie einen Meilenstein nicht nur in der wikingischen Geschichte, sondern auch in der Europäischen insgesamt dar- stellt.

Das wichtigste und revolutionärste Ereignis war wohl unangefochten die Reise Leif Erikssons nach Amerika, welche die gesamte Entdeckungsgeschichte auf den Kopf stellte. Nicht ein Christopher Kolumbus, sondern ein Wikinger hat ca. 500 Jahre vorher als Europäer den Weg zu der „Neuen Welt“ gefunden.

Doch nicht nur die Entdeckungsgeschichte profitiert von den Überbleibseln der Grönländer, sondern auch der Archäologie gelangen, durch die besonderen meteorologischen Bedingungen auf der Insel, sensationelle Erkenntnisse der Wikingerzeit.

Man kann nur voller Bewunderung sein für ein Volk, das sich getraut hat einen Weg ins Un- gewisse zu starten und auf einer Insel, die von Eis und Schnee geprägt ist, eine Kultur aufzu- bauen, die über 500 Jahre Bestand hatte. Wie hart das Leben der Siedler war, hoffe ich in an- schaulicher Weise dargestellt zu haben. Doch nicht nur das Leben der Grönländer ist hier al- lein von Interesse gewesen. Die gesamte Wikingerkultur mußte meines Erachtens durchleuch- tet werden, um den Weg der Grönländer und ihr Leben veranschaulichen zu können.

Es war mir ein besonderes Bedürfnis, den Charakter eines ganzen Volkes, wenn auch nur rudimentär, zu beschreiben. Grund dafür war zum einen, herauszustellen, warum die Wikinger ausschwärmten und ganz Europa in Angst und Schrecken zu versetzen. Zum anderen war es mir wichtig, deutlich zu machen, daßMenschen Geschichte machen und sie in ihrer Einzigartigkeit auch Einzigartiges leisten.

Aus diesem letztgenannten Grund bleibt Geschichte ein Pfeiler der Menschheit, da wir nur aus dem bisher Erbrachten, ob nun mit positiven oder auch negativen Ergebnissen, lernen können.

Somit ist die Charakterisierung eine wichtige Grundlage, Haltungen und Handlungen längst verstorbener Menschen nachzuvollziehen. Wie schwierig sich dies gestaltet, wissen wir aus dem alltäglichen Leben. Handlungen anderer zu verstehen, stellt uns oftmals vor unlösbare Probleme. Doch wir dürfen gerade in der Geschichte nicht den Fehler begehen, den Charakter der Menschen außer Acht zu lassen. Erst wenn Hintergründe deutlich gemacht werden können, stellt sich das Verständnis für Handlungen ein.

So verhält es sich auch mit der Motivation der Wikinger, das Heimatland zu verlassen und in anderen Gefilden eine neue Existenz aufzubauen. Andere Beispiele sind in der Geschichte bekannt. Die Frage nach dem „Warum“ verdeutlicht immer wieder die Handlungsweisen der Agierenden, egal in welcher Epoche der Menschheit wir unsere Forschungen beginnen. Die Probleme, die zwangsläufig damit auftauchen, sind die Einschätzungen der Quellen, die eine jede Zeit uns hinterläßt. Denn auch sie wurden von Menschen geschaffen und obliegen dem persönlichen Empfinden eines jeden einzelnen. Darum ist es auch in Zukunft wichtig, enger zusammenzuarbeiten und Ergebnisse von allen Seiten zu untersuchen, um eindeutige Ergeb- nisse zu erhalten.

Das dabei Fragen offen bleiben - wie auch die Frage nach dem Verschwinden der beiden Siedlungsräume auf Grönland - ist eine Zwangsläufigkeit. Aber, und das ist ein Hauptpunkt in jeder Fragestellung und Forschung der Geschichte, das Erkennen der Zusammengehörigkeit von historischen Ereignissen miteinander, ist ein Grundpfeiler von neuen Ergebnissen. Ge- schichte kann für keinen Ort isoliert betrachtet werden, da Verbindungen zu anderen Men- schen, Staaten und politischen Zugehörigkeiten immer vorhanden waren und sind. Ich hoffe, in diesem Artikel diese Verflechtungen herausgestellt zu haben, ohne den Anspruch auf Voll- ständigkeit zu erheben. Denn eine Vollständigkeit der Darstellung der Historie kann niemals erreicht werden. Wir können nur versuchen, uns immer weiter anzunähern.

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Schnall, Uwe: „Navigation der Wikinger“ Nautische Probleme der Wikinger im Spiegel der schriftlichen Quel- len, Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg/Hamburg: 1975. Aus : „Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseum“ Hrsg. Ellmers, Detlev; Hoheisel, Wolf-Dieter und Schlechtriem, Gerd. Band 6. (Signatur der UB GHS Siegen: S 21 LCN 1135)

Sömme, Axel: „Die nordischen Länder“ Dänemark Finnland Island Norwegen Schweden, Georg Westermann Verlag, Braunschweig: 1967. (Signatur der UB GHS Siegen: S 19523)

Wilde-Stockmeyer, Marlis: „Sklaverei auf Island. Untersuchung zur rechtlichen-sozialen Situation und literari- schen Darstellung der Sklaven im skandinavischen Mittelalter, Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg:1978. Aus: „Skandinavische Arbeiten“, Hrsg. Klaus von See, Band 5. (Signatur der UB GHS Siegen: S 05 LXRJ 1127)

Wolf, Armin: „Gesetzgebung in Europa 1100 - 1500“ Zur Entstehung der Territorialstaaten, C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München: 1996, 2. Überarbeitete und erweiterte Auflage. (Signatur der UB GHS Siegen: S 21 LCC 2259(2) )

Zettel, Horst: „Das Bild der Normannen und der Normanneneinfälle in westfränkischen, ostfränkischen und angelsächsischen Quellen des 8. bis 11. Jahrhunderts“, Wilhelm Fink Verlag, München: 1977. (Signatur der UB GHS Siegen: S 21 LCN 1193)

„Die mittelalterlichen Ursprünge der europäischen Expansion.“ Hrsg.: Schmitt, Eberhard und Verlinden, Charles, C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München: 1986. Aus: „Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion.“, Band 1. (Signatur der UB GHS Siegen: S 21 KYRR 1398-1)

„Historische Fahrten und Abenteuer“, Übertragen von Baetke, Walter und Niedner, Felix, Eugen Diederichs Verlag, Köln/Düsseldorf: 1978. (Signatur der UB GHS Siegen: S 11 CWV 1015-2)

„Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches“ Hrsg. Rudolf Buchner, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt: 1968, 2. Auflage. Reihe: „Ausgewählte Quellen zur Geschichte des Mittelalters“ Freiherr vom SteinGedächtnisausgabe, Band XI (Signatur der UB GHS Siegen: S 21 LKL 1072(2)-11)

„Wikinger, Waräger, Normannen“ Die Skandinavier und Europa 800-1200, o.V. (Ausstellungskatalog), Verlag Philipp von Zabern, Mainz: 1992. (Signatur der UB GHS Siegen: S 21 LCN 1672)

[...]


1 Kürtz/Sperber, 1991, S. 54

2 Zeitschrift „Geo. Das neue Bild der Erde.“ Ausgabe Nr. 10/Oktober 1997. Artikel: „Die Wikinger“, S. 44, Redakteur: Jens Rehländer

3 Pförtner, 1975, S. 19

4 Adam von Bremen, S. 477, Z. 9ff

5 Adam von Bremen, S. 477, Z. 19ff

6 vgl. Sömme, 1967, S. 81

7 Christoph Dippner „Deutsche Geschichte 1648-1789“, 1991

8 s. Hyperlink

9 vgl. Pförtner; 1975, S. 18

10 Adam von Bremen, S. 463, Z. 15ff

11 Pförtner, 1975, S. 109

12 Logan, 1987, S. 19f

13 Pförtner, 1975, S. 113

14 vgl. Pförtner, 1975, S. 18

15 Pförtner, 1975, S. 92

16 Pförtner, 1975, S. 129f

17 Adam von Bremen, S. 443, Z. 6ff

18 Wolf, 1996, S. 325

19 vgl. hierzu Gottzmann, 1982

20 Wild-Stockmeyer, 1978, S. 70

21 Pförtner, 1975, S. 105f

22 Oxenstierna., 1975, S. 178

23 Logan, 1987, S. 72f

24 Pförtner, 1975, S. 58

25 Oxenstirna, 1979, S. 168

26 Logan, 1987, S. 72

27 Zettel, 1977, S. 24

28 Adam von Bremen, S. 445, Z. 27

29 s. Hyperlink

30 Pförtner, 1975, S. 43

31 Baetke/Niedner, 1978, S. 53f

32 Oxenstierna, 1979, S. 185

33 vgl. Baetke/Niedner, 1978, S. 215

34 vgl. Pförtner, 1975, S.63

35 Oxenstierna, 1979, S. 191

36 Adam von Bremen, S. 489, Z. 6ff

37 vgl. Faber; 1976, S. 107

38 vgl. Oxenstierna, 1979

39 Baetke/Niedner, 1978, S. 68

40 vgl. Hubatsch, 1956,

41 Hantschel, 1963, S. 17

42 Pförtner, 1975, S: 60

43 s. Hyperlink

44 Kürtz/Sperber, 1991, S. 61

45 Kürtz/Sperber, 1991, S. 13

46 Hantschel, 1963, S. 15

47 Oxenstierna, 1979, S. 185

48 Faber, S. 1976, 108

49 Kürtz/Sperber, 1991, S. 57

50 Faber, 1976, S. 108

51 vgl. hierzu Herrmann, 1969, S. 298

52 es gab nur kleine Birkenhaine

53 vgl. Herrmann, 1969, S. 300

54 vgl. Logan, 1987, S. 83

55 Herrmann, 1969, S. 302

56 Baetke/Niedner, 1978, S. 67

57 Baetke/Niedner, 1978, S. 69

58 Hantschel, 1963, S. 48

59 vgl. im Originaltext: „Der Königsspiegel“, Halle: 1944. Übersetzung von R. Meissner

60 Logan, 1987, S. 86

61 Hantschel, 1963, S. 15f

62 Oxenstierna, 1979, S. 16

63 Schnall, 1975,S. 116

64 Schnall, 1975, S. 116

65 Schnall, 1975, S. 183

66 vgl. Schnall, 1975

67 vgl. Schnall, 1975, S.166

68 Samhaber, 1955, S. 408

69 Logan, 1987, S. 21

70 s. Hyperlink

71 Fenger, 1992, S. 120

72 Wolf, 1996, S. 326

73 Fenger, 1992, S. 125

74 Fenger, 1992, S. 125

75 Baetke/Niedner, 1978, S. 53

76 Kürtz/Sperber, 1991, S. 84

77 Oxenstierna, 1979, S. 185

78 Baetke/Niedner, 1978, S. 63

79 Baetke/Niedner, 1978, S. 68

80 Oxenstierna, 1979, S. 185f

81 Baetke/Niedner, 1978, S. 60f

82 Pförtner, 1975, S. 127

83 Baetke/Niedner, 1978, S. 61f

84 Baetke/Niedner, 1978, S. 62

85 Hantschel, 1963, S. 34

86 Baetke/Niedner, 1978, S. 105

87 vgl. Hantschel, 1963, S. 32

88 Baetke/Niedner, 1978, S. 58

89 Baetke/Niedner, 1978, S. 59

90 Eliade, 1979, S. 148

91 Donovan, 1965, S. 33

92 vgl. Hantschel, 1963, S.58

93 Schwerste Krise der abendländischen Kirche. Dauerte von 1378-1417. Problematik der zwei, später drei gleichzeitigen Päpste

94 vgl. Hantschel, 1963, S. 46

95 vgl. Hantschel, 1963, S. 46f

96 Herrmann, 1963, S. 302

97 Hantschel, 1963, S. 51f

98 vgl. Herrmann, 1969, S. 304

99 Herrmann,1969, S. 303

100 Hantschel, 1963, S. 58

101 Hantschel, 1963, S. 58f

102 Hantschel, 1963, S.

103 Aus Herrmann, 1969, S. 288

104 Zeitschrift: „Medizin heute“, o.V., Ausgabe 5/96

105 (vgl. Barüske, 1990, S. 321)

Excerpt out of 34 pages

Details

Title
Grönländische Besiedlungsgeschichte
College
University of Siegen
Author
Year
2001
Pages
34
Catalog Number
V104539
ISBN (eBook)
9783640028658
File size
469 KB
Language
German
Keywords
Grönländische, Besiedlungsgeschichte
Quote paper
Boris Wirtz (Author), 2001, Grönländische Besiedlungsgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104539

Comments

  • guest on 1/3/2012

    Der Rudolf heist mit Nachnamen PÖRTNER, nicht PFÖRTNER. Die Geschichte mit dem Bauern Ak:
    DerKönigkam mit Gefolge per Schiff, und seine Änhänger waren mit Handpferden zum Strand gekommen, um den König und seine Apanage beritten zu machen. Nun reichte die Menge der Pferde nicht aus, und ein Hofschranze blieb unberitten.
    Da forderte er Akes Reitpferd, und der Bauer weigerte sich. Klar, wer geht schon gern zu Fuß nach Haus, damit so eine Hofcharge sich beritten machen kann.
    Der Höfling beklagte sich beim König. Der zitierte den Ak heran und forderte dessen Reitpferd. Ak weigerte sich, und der König sagte:.....siehe oben!!
    Das Zitat hab ich aktuell gesucht, um mir diese kleine Geschichte über Demokratieverständnis noch ma anzuschauen, finde sie abe nicht wieder, außer diesen Hinweis auf Pörtner. Da kann ich die ganze Geschichte aber leider auch nicht finden, obwohl ich sicher war, sie dort gelesen zu haben. Hab das Buch extra deswegen mal wieder ausgegraben. Schade,.
    Kann mir jemand mit der Fundstelle weiterhelfen??
    Walter Beumer
    post@cappella.de
    e

  • guest on 3/11/2002

    Deine Quellen.

    Hallo Boris,
    gute Arbeit, Du hast dir viel Mühe mit den Quellentexten gegeben, allerdings hast Du sie benutzt ohne sie zu hinterfragen. Ein deutscher Bischof usw. hat natürlich nicht wirklich objektiv von den Lebensgewohnheiten der Wikinger geredet. Es waren schliesllich seine FEINDE. Er hat natürlich versucht mit seinen Berichten den Feind als barbarisch darzustellen (wie die Römer über die Germanen, oder noch nicht so lange her, die Nazis über die Russen als Untermenschen). Das ist nichts anderes als Greuelpropaganda. Nur gab es damals weder Radio noch Ferseh, die die Propagenda zu ihren Zielen brachte, die Hauptinformationsquelle damals war die Kirche (zumindest bis zum Buchdruck 1455, und siehe da, kurze Zeit später die Reformation), denn JEDER musste am Sonntag in die Kirche gehen. Und was der Pfarrer von der Kanzel predigte (der Bischof gab es vor)war für den wahren Christen damals Gesetz. Auch wenn er verlangte den Heiden (die ja so barbarisch sind) im Namen des einzig wahren Gottes den Schädel einzuschlagen.
    Leider gibt es aus dieser Zeit ein Informationsmonopol unser Geschichtsschreibung. Die andere Seite hatte so etwas nicht.
    Dirk

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Title: Grönländische Besiedlungsgeschichte



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