In der folgenden Rezension wird das vom C.H.Beck veröffentlichte Werk "Die Etrusker.Geschichte.Religion.Kunst" behandelt. Das Buch ist eine Abhandlung über die Lebensweise und Geschichte des etruskischen Volkes.
Rezension zu: Prayon, Friedhelm: Die Etrusker, C.H. Beck Wissen, München, 2017.
In unserer heutigen Zeit gibt es in jeder Wissenschaft Gebiete, die stärker beleuchtet werden als andere. Das trifft vor allem auf die Geschichtswissenschaft zu. Hier lässt sich das etruskische Volk anführen, dessen Historie für viele noch völlig unbekannt ist. Hierzu hat der Autor Friedhelm Prayon eine Monographie zu diesem Thema angefertigt.
Die folgende Rezension behandelt das Buch „Die Etrusker“, welches von Friedhelm Prayon verfasst wurde. Von dem Werk liegt die zwischenzeitlich 6. Auflage vor, die im Jahr 2017 veröffentlicht wurde. Die 1. Fassung hingegen wurde bereits 1996 vom C.H. Beck Verlag in München herausgegeben. Die Kernfrage, der der Autor in dem Werk auf den Grund gehen möchte, lautet: „Welches Wissen können wir heutzutage durch neu gewonnene Kenntnisse in der Archäologie und neuen Forschungsständen zum etruskischen Volk über ihre Geschichte, Kunst, Religion und Kultur erlangen?“.
Um diese Frage beantworten zu können, bedarf es einer genaueren Erläuterung des Forschungsstandes. Es lässt sich sagen, dass die Beschäftigung mit den Etruskern ab der Renaissance stattfand und sich vorerst auf das Sammeln von antiken Denkmälern und Rekonstruieren von Schriften belief. Im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts kam es zu einer methodisch und systematisch durchdachten wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem etruskischen Volk. Ab dem 20. Jahrhundert jedoch vervielfältigten und verfeinerten sich die Methodik und Fragestellungen analog zu der Entwicklung anderer Disziplinen in der Altertumsforschung, unter Berücksichtigung von naturwissenschaftlichen Errungenschaften. Des Weiteren wurde im Jahre 1932 das „Instutio di Studi Etruschi ed Italici“ in Florenz gegründet, das im Gegensatz zu den Ausstellungen im Jahr 1985 in Italien oder 1992 in Paris, den größten Anteil an der Etablierung der Etruskolgie als eigene Forschungsdisziplin der Altertumswissenschaften ausmachte. In den USA und Europa wiederum wurde es nicht als eigene Disziplin anerkannt. Hier gilt es als ein Teilbereich der Geschichte, Archäologie, Philologie und Linguistik. Außerdem verdeutlicht der Autor, dass es kaum etruskische Literatur gibt und die Wissenschaftler somit auf bruchstückhafte Erwähnungen griechischer Autoren angewiesen sind. Ebenfalls wird betont, dass es drei Materialbasen gibt, die zu den Grundlagen der Etruskerforschung gehören. Zur ersten Materialbasis gehören Särge, Sarkophage und Urnen. Zur zweiten zählen Heiligtümer, Tempel- und Statuenüberreste, Tonplatten und Votivplastik. Die dritte Materialbasis setzt sich aus Wohnarchitektur, Siedlungen und Ausgrabungsfunden von Stadtmauern und Stadttoren zusammen.
Insgesamt lässt sich das Werk in sieben Kapitel unterteilen. Das erste Kapitel beinhaltet den bereits angesprochenen Forschungsstand, sowie die Grundlagen der Etruskerforschung als auch die Problematiken, die mit ihr einhergehen. Im nächsten Abschnitt werden besonders die geographischen Gegebenheiten des etruskischen Kernlandes beschrieben. So befand sich dieses zwischen Rom und Florenz. Das Gebiet war sowohl für seinen fruchtbaren Boden, als auch für die vielen Eisen- und Kupfervorkommen bekannt. Aufgrund dieser Bodenschätze gelangte Etrurien später zu Handelsbeziehungen mit den Phönikern und Griechen. Auch die Herstellung von Ton und Bronze, sowie der Anbau von Gütern wie Haselnüsse, Getreide, Wein und Olivenbäume, war kennzeichnend für die Region. Besonders die Städte Südetruriens erreichten durch den Export von hochwertiger Tonware einen vermehrten Wohlstand. Hinzuzufügen ist auch noch, dass der Anbau von Nüssen und Öl für die Herstellung von Salben unverzichtbar war. Eine weitere Charakteristik stellen die meist auf hochgelegenen Plateaus und in der Nähe von Gewässern errichteten Siedlungen dar, die vor Angriffen schützen sollten. Aufgrund einer solch strategisch günstigen Lage, benötigte man für die meisten Siedlungen in der Frühzeit keine umlaufenden Befestigungsmauern. Als archäologisches Merkmal für Siedlungen in Etrurien dienen etruskische Grabstätten, besser bekannt als Nekropolen. Darüber hinaus bestand Etrurien aus mehreren monarchisch geprägten Stadtstaaten, die sich zu einem 12 Staatenbund vereinten. Der dritte Themenabschnitt geht auf die Herkunft und Sprache der Etrusker ein. Einer Vermutung von Herodot von Harlikanassos zufolge wanderte ein Volk, dass aus Kleinasien stammte, im 13. Jahrhundert v. Chr. wegen einer Hungersnot nach Mittelitalien aus. Dort haben sich die Menschen niedergelassen und Städte errichtet. Aus diesem Volk gingen somit die Etrusker hervor. Zur Sprache lässt sich anführen, dass es aufgrund der griechischen Kolonisation zu einer Eingliederung von vielen griechischen Buchstaben kam. Dennoch waren die Lautwerte der Buchstaben b, d, g und o in der Sprache nicht existent und wurden dementsprechend in der Praxis nie angewendet. Es wurde auch deutlich, dass die etruskische Sprache durch eine Vorliebe für die Verwendung von Suffixen geprägt war. Auffällig ist auch, dass viele Wörter aus dem etruskischen Alphabet, besser bekannt als das chaldikische Alphabet, ähnlich zu denen des Griechischen sind. Im darauffolgenden Textabschnitt geht der Autor auf die Handels- und Expansionspolitik wie auch auf die Konflikte mit anderen Völkern ein. Zum einen spricht Prayon hier das Bündnis der Etrusker mit den Karthagern und den damit im Zusammenhang stehenden Krieg gegen die Griechen an. Zum anderen zeigt er die Geschäftsverhältnisse im Mittelmeerraum auf. Prayon betont auch, dass die Etrusker als erstes eine Verbindung zu Kampanien herstellen wollten, da es sich um eine fruchtbare Landschaft handelte, die gleichzeitig als internationale Drehscheibe des Handels fungierte. Wegen dieser Beweggründe waren ebenso die Griechen an Kampanien interessiert. Darüber hinaus werden auch die Spannungen mit den Römern aufgegriffen.
Der fünfte Passus befasst sich mit der Religion der Bevölkerung Etruriens. Hierbei wird vor allem die 1877 entdeckte Bronzeleber von Piacenza hervorgehoben, welche sich als eine der wichtigsten Quellen der Religion herausstellte. Zusätzlich betont der Autor, dass die Religion des Volkes viele Ähnlichkeiten mit der griechischen und römischen aufweist, was ebenfalls an dem gemeinsamen Polytheismus festzumachen ist. Allerdings konnten die Etrusker, im Gegensatz zu den Römern, mit ihren Göttern kommunizieren. Der Einfluss der Götter und ihr ständiger Kontakt mit der irdischen Welt sind auch wichtige Aspekte des Kapitels. In Bezug darauf ist nennenswert, dass das etruskische Volk daran glaubte, dass das Leben, was ihrer Auffassung nach als eine Zwischenstation vor dem Jenseits diente, und der Niedergang ihres Volkes von den Göttern bestimmt wurde. Die fragmentarischen Überlieferungen und die gegenwärtige Grundlage jeder Beschäftigung mit antiken Quellen zum etruskischen Glauben, die sogenannte „Disciplina etrusca“, werden genauso aufgegriffen.
Ein weiteres Thema stellt die etruskische Kunst mit ihrer Entwicklung und ihren Merkmalen dar, worüber im nächsten Abschnitt gesprochen wird. Es zeigt sich, dass die Kunstentwicklung Etruriens parallel zur Griechischen verlief. Des Weiteren ist ein großer Einfluss der griechischen Kunst auf die etruskische erkennbar, was sich in ihren religiösen Tempeln, den Rundplastiken und der Form der Keramik wiederfinden lässt. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Etrusker auf der einen Seite besonders für ihre architektonischen Leistungen im Siedlungs- und Tempelbau bekannt waren, die unter bestimmten religiösen Auflagen errichtet werden mussten. Auf der anderen Seite wurde der Tonverarbeitung, insbesondere den Tonbildnern, eine beachtliche handwerkliche Fortschrittlichkeit zugeschrieben. Damals verwendete Materialien in Etrurien waren einerseits Elfenbein und Gold für die Herstellung von Luxusgegenständen, andererseits auch Bronze, Plastik und Keramik für die Anfertigung von Kunstgegenständen. Diesbezüglich sind damals entstandene Grabmalereien, ornamental verzierte Tonplatten, Urnen und Vasen auch heutzutage wichtige etruskische Quellen, denen man viele Informationen entnehmen kann.
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- Anónimo,, 2021, Rezension zu "Die Etrusker. Geschichte-Religion-Kunst", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1045248