Ludwig Tiecks "Der blonde Eckbert" ist ein Kunstmärchen, welches 1797 innerhalb der sogenannten Frühromantik verfasst worden ist. Dem gängigen Epochenbegriff zufolge müsste es sich bei diesem Märchen dementsprechend um ein Schriftstück handeln, welches sich kohärent zu anderen Märchen der Epoche der Romantik verhält. Dennoch lassen sich im direkten Vergleich zu Märchen wie "Aschenputtel" von Jacob und Wilhelm Grimm signifikante Unterschiede erkennen. Dies wiederum führt zu einer vorläufig zweiteiligen These: "Der blonde Eckbert" ist erstens durch seine Gestaltungsweise ein untypisches, gar modern anmutendes Märchen und limitiert somit zweitens die Zuverlässigkeit der Theorie der Epocheneinteilung.
Um diese These zu belegen und zu bestärken, wird im Rahmen dieser schriftlichen Ausarbeitung die Tiefengestaltung der Figur Eckbert im Primärtext anhand von Aspekten der Figurenanalyse nach Matías Martínez analysiert. Diese figuralen Merkmale sollen anschließend daran in Vergleich zu prototypischen Merkmalen von Märchenfiguren gesetzt werden, durch dessen Abweichung die Funktion von "Der blonde Eckbert" erörtert werden soll. Die erarbeiteten Annahmen werden hierbei in Beziehung zum Forschungsstand gesetzt und somit ergänzt. Folglich liegt das Erkenntnisinteresse in der Hervorhebung eines bestimmten Spezifikums an Tiecks Märchen, welches in einen größeren Kontext, das heißt der Validität von Epochen, eingebunden wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Figurale Gestaltung des Hauptprotagonisten Eckbert
- Erwartungen an die Figur des Ritters: Inferenzen und Schemaliteratur
- Figurencharakterisierung
- Implizite Charakterisierung
- Explizite Charakterisierung
- Bewusstseinszustände und der Übergang zum Wahnsinn
- Inzestuöse Andeutungen
- Dekonstruktion von Erwartungen und das Menschenbild der Moderne
- Endbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die schriftliche Ausarbeitung untersucht die figurale Gestaltung des Hauptprotagonisten Eckbert in Ludwig Tiecks Märchen "Der blonde Eckbert", um die Besonderheiten des Märchens im Kontext der Frühromantik zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die Figur mithilfe von Aspekten der Figurenanalyse nach Matías Martínez, wobei die Ergebnisse in Bezug zu prototypischen Merkmalen von Märchenfiguren gesetzt werden.
- Das spezifische Menschenbild in Tiecks Märchen
- Die Dekonstruktion von Erwartungen an Märchenfiguren
- Die Ambivalenz der Figur des Eckbert zwischen Schein und Realität
- Die Rolle von Inzestmotiven in Tiecks "Der blonde Eckbert"
- Die Validität von Epocheneinteilungen in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These auf, dass "Der blonde Eckbert" ein untypisches, gar modern anmutendes Märchen ist, das die Zuverlässigkeit der Theorie der Epocheneinteilung in Frage stellt. Die Figur des Eckbert wird im zweiten Kapitel anhand von Aspekten der Figurenanalyse nach Matías Martínez analysiert. Dabei werden die Erwartungen an die Figur des Ritters, die implizite und explizite Charakterisierung sowie die Bewusstseinszustände und der Übergang zum Wahnsinn beleuchtet.
Schlüsselwörter
Frühromantik, Ludwig Tieck, "Der blonde Eckbert", Figurenanalyse, Matías Martínez, Schemaliteratur, Ritterfigur, Erwartungsbruch, Inzest, Menschenbild der Moderne, Epocheneinteilung.
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- Nicole Karys (Autor), 2020, Die Spezifika an Tiecks Märchen am Beispiel von "Der blonde Eckbert", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1045053