Diese Hausarbeit besteht im ersten Teil aus dem Bericht über ein Praktikum in einer Tagesstätte für Menschen mit psychischer Erkrankung und beschäftigt sich im zweiten Teil mit der Frage, welche psychosozialen Folgen eine schizophrene Störung nach sich zieht.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Beschreibung der Einrichtung
2.1 Tragerschaft und Finanzierung
2.2 Konzeption und padagogische Ansatze
2.3 Zielgruppe
3. Beschreibung des Praktikums
4. Schizophrenie und psychosoziale Folgen
4.1 Beschreibung der schizophrenen Storungen
4.2 Psychosoziale Folgen
4.3Theorie-Praxis-Transfer
4.4 Fazit
5. Reflexion
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Rahmen des sozialpadagogischen Blockpraktikums habe ich vom 01.08.2018 bis zum 29.08.2018 die Tagesstatte fur psychisch kranke Menschen in kennengelernt.
Die Einrichtung richtet sich an Menschen mit psychischer Erkrankung oder Behinderung, die Hilfe bei der Tagesstrukturierung und Alltagsbewaltigung benotigen.
Fur den Bereich der Arbeit mit psychisch kranken Menschen habe ich mich entschieden, da ich bisher lediglich Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern habe und das Praktikum dazu nutzen wollte, einen fur mich neuen Bereich der Sozialen Arbeit kennenzulernen. Da ich keinerlei Vorstellungen davon hatte, wie sich die Arbeit mit den Klient*innen gestaltet, hatte ich wenig fachliche Erwartungen. Allerdings habe ich mir von dem Praktikum erhofft, ausreichend Eindrucke zu sammeln, um danach beurteilen zu konnen, ob ich mir diesen Bereich fur meine zukunftige berufliche Laufbahn vorstellen kann.
2. Beschreibung der Einrichtung
Die Tagesstatte befindet sich in zentraler Lage in , sodass viele Angebote der stadtischen Infrastruktur zu FuB zu erreichen sind. Eine Bushaltestelle befindet sich direkt vor der Einrichtung und die Anbindung an die umliegenden Stadte ist gut, sodass viele Klient*innen die Tagesstatte problemlos mit den offentlichen Verkehrsmitteln erreichen konnen. Des Weiteren stehen 2 Fahrzeuge zur Verfugung, die fur den Wocheneinkauf, Ausfluge und die Abholung zweier Klienten, denen die Anfahrt mit offentlichen Verkehrsmitteln nicht zumutbar ist, genutzt werden.
Im Landkreis Darmstadt-Dieburg und der Stadt Darmstadt gibt es neben der Tagesstatte in , 5 weitere Einrichtungen dieser Art, welche sich alle in Tragerschaft des Caritasverbandes Darmstadt e.V. befinden.
In der Tagesstatte sind 4 Sozialarbeiter*innen, davon drei Frauen und ein Mann, fest angestellt. Oft arbeiten auch Praktikant*innen und FSJ-Krafte in der Einrichtung mit. Wahrend der Zeit meines Praktikums waren 19 Klient*innen angemeldet.
Die Offnungszeiten sind Montag bis Freitag von 08:30 bis 16:00. Der Tag beginnt fur die Klient*innen mit einem gemeinsamen Fruhstuck und im Anschluss mit einer Tagesbesprechung, in der die Gruppenangebote fur den Tag besprochen werden und geklart wird, wer welche der zu erledigenden Aufgaben ubernehmen mochte. AnschlieBend gehen die Klient*innen in die verschiedenen Gruppen, bis es um 12:00 ein gemeinsames Mittagessen gibt. Danach gibt es noch verschiedene Angebote und um 16:00 Uhr schlieBt die Tagesstatte. Die Zeiten sind in einem Wochenplan festgehalten, der einsehbar fur die Klient*innen in der Tagesstatte aushangt. Zusatzlich findet circa alle 4 Wochen ein Ausflug am Wochenende statt, welcher per Abstimmung durch die Klient*innen bestimmt wird.
Einmal in der Woche finden sich die Mitarbeiter*innen der Tagesstatte zu einer Teambesprechung zusammen, in der aktuelle Probleme gemeinsam gelost und anstehende Termine besprochen werden. Zusatzlich gibt es einmal im Monat eine GroBteambesprechung, an der die Geschaftsfuhrung, die Dienstleitung und je nach Anliegen Mitarbeiter*innen aus den anderen Einrichtungen der | teilnehmen. Einmal pro Monat findet auBerdem eine Supervision fur die Mitarbeiter*innen statt.
2.1 Tragerschaft und Finanzierung
Die Tagesstatte erbringt Leistungen zur Teilhabe, die in der Eingliederungshilfe gem. §54 Absatz 1 SGB XII verankert sind.
Trager ist die gemeinnutzige Gesellschaft Die bietet stationare und ambulante begleitende Hilfen fur psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen an. Insgesamt betreibt sie 8 Einrichtungen in den Landkreisen Darmstadt-Dieburg und Offenbach, sowie in der kreisfreien Stadt Darmstadt. Darunter Betreutes Wohnen, Begleitetes Wohnen in Familien, sozialpadagogische Familienhilfen und zwei Tagesstatten. Die beschaftigt insgesamt circa 35 Mitarbeiter, darunter Sozialarbeiter*innen, Heilpadagog*innen, Arbeitserzieher*innen, Ergotherapeut*innen und Verwaltungsfachkrafte.
Die Finanzierung der Betreuungskosten und der anfallenden Fahrtkosten zum Besuch der Tagesstatte erfolgt gem. SGB XII durch den uberortlichen Trager der Sozialhilfe. Dieser ist der Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV), welcher ein Zusammenschluss der Landkreise und kreisfreien Stadte in Hessen ist.
2.2 Konzeption und padagogische Ansatze
Die Hauptziele der Arbeit in der Tagesstatte sind eine eigenstandige Lebensfuhrung, sowie die soziale und berufliche Eingliederung der Klienten. Diese Ziele werden durch verschiedene Grundsatze und Angebote verfolgt, die im Folgenden naher erlautert werden.
Wichtig ist vor allem die Tagesstruktur, welche an den beruflichen Alltag angelehnt ist und die Klient*innen an einen gewissen Tagesrhythmus gewohnen soll. AuBerdem bietet die Arbeit mit Tages- und Wochenplanen viel Sicherheit, da sie zu Kontinuitat und Transparenz fuhren und die Klient*innen durch die ausgehangten Plane immer wissen, welche Angebote und Aufgaben am Tag auf sie zukommen.
Um die Fahigkeiten und Fertigkeiten der Klient*innen zu fordern oder zu ihrem Erhalt beizutragen, gibt es Gruppenangebote, in die sie sich fur meist zwei Monate einwahlen. Die Mitarbeiter*innen unterstutzen und beraten sie bei dieser Entscheidung indem sie zusammen mit den Klient*innen uberlegen, welche Angebote passend und hilfreich sein konnten. Die Entscheidung liegt jedoch allein bei den Klient*innen.
Die Gruppenangebote wechseln je nach Bedarf, Wunschen der Klient*innen und Ressourcen des Teams. Wahrend meines Praktikums wurden folgende Gruppen angeboten:
Das Ziel einer eigenstandigen Lebensfuhrung wird unter anderem durch die taglich stattfindende Hauswirtschafts- und Kochgruppe verfolgt. Alle Klient*innen sollten sich nach Moglichkeit mindestens einmal in der Woche in beide Gruppen einwahlen. Die Kochgruppe besteht je nach Aufwand des Gerichts aus einer Fachkraft und zwei bis vier Klient*innen und bereitet jeden Vormittag ein frisches Mittagessen fur alle zu.
Des Weiteren wird eine Kreativgruppe angeboten, in der frei oder angeleitet mit verschiedenen Materialien kreativ gearbeitet wird. In der Kreativgruppe werden auBerdem verschiedene Dinge, wie z.B. Schlusselanhanger oder Schwedenschach, hergestellt, die dann in der ortlichen Bucherei verkauft werden. Die Klient*innen der Tagesstatte konnen dann demokratisch abstimmen, wofur die Einnahmen verwendet werden sollen.
In der Gesprachsgruppe werden mit Hilfe verschiedener Methoden Themen besprochen, die die Teilnehmer*innen der Gruppe aktuell beschaftigen und es wird versucht, gemeinsam in der Gruppe nach Losungen zu suchen.
In der Entspannungsgruppe werden verschiedene Entspannungstechniken kennengelernt und geubt, um Stress und innere Unruhe zu lindern. Es wird auBerdem erarbeitet, welche Strategien es gibt, um Stress im Alltag zu bewaltigen.
Des Weiteren gibt es auch Bewegungsangebote. Einmal die Woche fahrt eine Gruppe zum ortlichen Tischtennisverein, um sich dort sportlich zu betatigen, wahrend alle anderen Besucher*innen wahlweise einen kleinen oder einen groBen Spaziergang durch die angrenzenden Felder und Walder macht. AuBerdem gibt es eine Schwimmgruppe, die einmal in der Woche in ein nahgelegenes Schwimmbad fahrt.
In der Spielegruppe werden Gesellschaftsspiele oder auch Wii-Spiele gespielt.
Im PC-Training werden durch Ubungen EDV-Kenntnisse erworben oder Programme mit Gedachtnis- und Konzentrationsubungen genutzt.
Im Metakognitiven Training (MKT) werden die Materialien des durch das Universitatsklinikum Hamburg-Eppendorf entwickelte „Metakognitive Training fur Menschen mit Psychose“ an die Klient*innen angepasst und in der Gruppe angewendet. Ziel des MKT ist das „[...] Erkennen und die Bearbeitung kognitiver Verzerrungen, die bei einer Psychose eine Rolle spielen“1
2.3 Zielgruppe
Zielgruppe der Tagesstatte sind Menschen im Alter zwischen 21 und 65 Jahren, die gem. §53 Absatz 1 Satz 1 SGB XII Leistungen der Eingliederungshilfe erhalten. Dazu zahlen „Personen, die durch eine Behinderung im Sinne von §2 Absatz 1 Satz 1 des Neunten Buches wesentlich in ihrer Fahigkeit, an der Gesellschaft teilzuhaben, eingeschrankt oder von einer solchen wesentlichen Behinderung bedroht sind [.]“. Die Definition von Menschen mit Behinderungen findet sich im §2 Absatz 1 Satz 1 f. SGB IX und lautet:
„Menschen mit Behinderungen sind Menschen, die korperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeintrachtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit langer als sechs Monate hindern konnen. Eine Beeintrachtigung nach Satz 1 liegt vor, wenn der Korper- und Gesundheitszustand von dem fur das Lebensalter typischen Zustands abweicht.“ Die Tagesstatte richtet sich an Menschen, die in Darmstadt oder dem Landkreis Darmstadt-Dieburg wohnen und weder dem allgemeinen Arbeitsmarkt noch dem besonderen Arbeitsmarkt der Werkstatte fur behinderte Menschen zu Verfugung stehen. Die meisten Besucher wohnen in Wohnungen des Betreuten oder Begleiteten Wohnens der oder anderen Tragern. Schizophrene Storungen stellen die haufigste psychische Erkrankung der Klient*innen dar. Fast alle Besucher leiden zusatzlich unter Depressionen unterschiedlicher Schweregrade.
3. Beschreibung des Praktikums
In der ersten Woche meines Praktikums ging es mir vor allem darum, das Team und die Klient*innen kennenzulernen, weshalb ich zu Beginn sehr viele Gesprache gefuhrt habe. Da einige Klient*innen sehr misstrauisch mir gegenuber reagiert haben, ging es mir vor allem darum, ein vertrauensvolles Verhaltnis zu schaffen. Mit meiner Mentorin und auch dem restlichen Team habe ich mich wahrend des gesamten Praktikums oft zusammengesetzt um uber meine Erwartungen an das Praktikum, verschiedene Krankheitsbilder und sowohl uber meine als auch die Eindrucke der Kolleg*innen zu sprechen.
Da es in der Tagesstatte viele verschiedene Gruppenangebote gibt und diese oft gleichzeitig stattfinden, habe ich mich dazu entschieden mir in der ersten Woche einen Einblick von allen Gruppen zu verschaffen.
Ab der zweiten Woche habe ich mich dann auf bestimmte Gruppen festgelegt, um zum einen fur mich, aber auch fur die Klient*innen fur eine gewisse Kontinuitat zu sorgen. In den Gruppen habe ich dem Team bei der Durchfuhrung geholfen und die Klient*innen bei Aufgaben unterstutzt.
Des Weiteren habe ich den wochentlichen Buchereibesuch ubernommen, bei dem ich gemeinsam mit einigen Klient*innen zur ortlichen Bucherei gelaufen bin, sie bei der Suche unterstutzt habe und mit ihnen uber die gelesenen Bucher gesprochen habe.
Fur die tagliche Zubereitung des Mittagessens gibt es ein extra Rezeptbuch mit zusammengetragenen Rezepten von vielen ehemaligen Klient*innen. Da von eigenen Klient*innen allerdings noch keine Rezepte darin enthalten haben, dies allerdings als Wunsch geauBert wurde, haben sie ihre Lieblingsrezepte mitgebracht und wir haben die Gerichte zubereitet. AnschlieBend wurde mit allen Klient*innen entschieden, welche Rezepte in das Rezeptbuch aufgenommen werden.
In den letzten beiden Wochen des Praktikums habe ich auBerdem zwei Einheiten in der Gruppe des Metakognitiven Trainings ubernommen. Da das Thema „Selbstwert“ in der Gruppe immer wieder aufkam und es auch gut zu den vorherigen Einheiten passte, habe ich mich fur dieses Thema entschieden. Zur Vorbereitung bin ich die zur Verfugung gestellten Materialien durchgegangen, habe mir zusatzlich eine Aufgabe zum leichteren Erkennen der Starken und Schwachen uberlegt und habe alles mit einem Kollegen besprochen.
Bei meiner Hospitation in der Kreativgruppe habe ich beobachtet, dass sich die Klient*innen beim Malen von Bildern wenig zutrauten. Deshalb hatte ich die Idee, dass ein groBes Gruppenbild gestaltet werden kann, um zu erleben, dass die Starken jedes Einzelnen groBe Auswirkungen auf das Gesamtwerk haben konnen. Die Wahl der Techniken und Farben war hierbei frei. Bei der Gestaltung des Bildes konnte ich beobachten, wie sich die Klient*innen gegenseitig unterstutzten, einander Techniken zeigten und sich lobten. Als wir in der darauffolgenden Woche das fertige Bild betrachteten und daruber sprachen, haben sich alle Klient*innen ihre Lieblingsstelle ausgesucht und den Wunsch geauBert, diese mit nach Hause nehmen zu konnen. Gemeinsam haben wir uns dazu entschieden, dass sich jeder seine liebsten Stellen aussuchen, ausschneiden und einrahmen kann. Die Klient*innen waren dabei sehr erstaunt daruber, wie schon das Gruppenbild geworden ist und waren stolz darauf, dass sie selbst dazu beigetragen haben.
AuBerdem durfte ich an einer Fortbildung fur alle Mitarbeiter der zum Thema „Sozialraumorientierung und Inklusion“ teilnehmen.
4. Schizophrenie und psychosoziale Folgen
Fur die Arbeit mit Menschen, die an einer psychischen Storung erkrankt sind, ist es von groBer Bedeutung, eine gute Kenntnis uber die verschiedenen Krankheitsbilder und die Behandlungsformen zu haben. Da der Sozialen Arbeit die besondere Rolle zukommt, die psychosozialen Folgen der Erkrankungen zu mindern und auf die (Wieder-)Eingliederung der Klient*innen hinzuarbeiten, ist es wichtig zu wissen welche Folgen verschiedene psychische Erkrankungen haufig nach sich ziehen und ob die Angebote der Einrichtung diesen entgegenwirken konnen. Aufgrund der Kurze dieses Praxisberichts, habe ich mich dazu entschlossen, nur auf das Krankheitsbild der schizophrenen Storungen einzugehen, da dies die haufigste Erkrankung innerhalb der Tagesstatte war. Daher lautet meine wissenschaftliche Fragestellung:
Welchepsychosozialen Folgen konnen durch eine schizophrene Storung entstehen?
4.1 Beschreibung der schizophrenen Storungen
Schizophrenie ist die haufigste und wichtigste Storung der in der 10. Revision der Internationalen Klassifikation psychischer Storungen (ICD-10) genannten Gruppe der „Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen“1. Weltweit erkranken etwa 1% der Bevölkerung mindestens einmal im Leben an Schizophrenie. Entgegen häufiger Annahmen in der Bevölkerung geht eine Erkrankung an Schizophrenie nicht mit einer gespaltenen oder multiplen Persönlichkeit einher.2
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1 Moritz: https://clinical-neuropsychology.de/metakognitives_training_psychose/
2 Gaebel/Wölwer 2010: S. 7f.
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