In dieser Arbeit möchte ich das Ehrendrama 'El médico de su honra' in Bezug auf seine weiblichen Hauptrollen aufarbeiten. Zuerst, um einen geeigneten Rahmen zu schaffen, stelle ich eine Auswahl sozialhistorischer Kriterien dar, die die Situation der Frau in der frühen Neuzeit umreißen sollen. Diese Kriterien bestehen aus der Rolle der Frau, was also von einer idealtypischen Frau erwartet wurde und eine kurze Beschreibung von unter Dichtern und Philosophen gängigen Frauenbildern.
Weiters wird die Problematik erläutert, die dabei auftritt, will man diese Kriterien in Zusammenhang mit dem Identitätsbewußtsein der Frauen von damals zu stellen, i. e. inwiefern diverse Klischees, Bilder und Rollenvorstellungen einer von männlichen Denken und Urteilen geprägten Welt die Identitäten der Frauen beeinflußt haben könnten. Das Kapitel Ehrenproblematik beleuchtet das Phänomen der Vergötzung der Ehre und die damit zusammenhängende Aufrechterhaltung des Scheins. Weiters soll die Abhängigkeit männlicher Ehre von weiblicher Keuschheit beziehungsweise sexueller Treue in der Ehe dargestellt werden. Diese Kriterien stehen miteinander in einer Wechselbeziehung, das eine spielt oft in das andere hinein und so habe ich auf eine strikte thematische Trennung verzichtet (an gegebenen Stellen gibt es daher Querverweise; ebenso wie der Dramenanalyse, wenn ein schon einmal erwähntes Phänomen wieder aufgegriffen und anhand des Dramas veranschaulicht wird).
In der auf das Drama bezogenen Analyse wird das Ehrenproblem anhand der Diskurse, Handlungen und im Zusammenhang mit den charakterlichen Dispositionen der Protagonistinnen veranschaulicht. Eine abschließende Darstellung der Kommunikationssituation zwischen Mencía und Gutierre soll Licht darauf werfen, wie sehr die Gepflogenheiten des höfischen Diskurses Handlungs- und Denkweisen der Charaktere beeinflussen und so den tragischen Ausgang des Dramas in die Wege leiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sozialhistorische Kriterien
- Die Rolle der Frau
- Bild der Frau - Identität der Frau?
- Die Ehrenproblematik
- EI médico de su honra
- Dona Mencia
- Mencias Diskurs und Handlung
- Charakterdisposition Mencias und deren Einfluß auf ihr Schicksal
- Dona Leonor
- Analyse der Kommunikationssituation zwischen Mencia und Gutierre
- Dona Mencia
- Schlußwort
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Ehrendrama EI médico de su honra und konzentriert sich dabei auf die weiblichen Hauptrollen. Sie untersucht die Situation der Frau in der frühen Neuzeit anhand sozialhistorischer Kriterien, die die Rolle der Frau, gängige Frauenbilder und die Problematik der Identitätsbildung im Kontext männlicher Vorstellungen beleuchten. Des Weiteren wird die Ehrenproblematik im Drama anhand der Diskurse, Handlungen und Charakterdispositionen der Protagonistinnen veranschaulicht.
- Die Rolle der Frau in der frühen Neuzeit
- Das Frauenbild im literarischen und philosophischen Diskurs
- Die Ehrenproblematik und die Vergötzung der Ehre
- Die Kommunikationssituation zwischen Mencia und Gutierre
- Der Einfluß von Charakterdispositionen auf das Schicksal der Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert den Fokus auf die weiblichen Hauptrollen im Ehrendrama EI médico de su honra. Sie skizziert die Struktur der Arbeit und die wichtigsten Punkte, die behandelt werden.
Das Kapitel „Sozialhistorische Kriterien" beleuchtet die Rolle der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft des „siglo de oro". Es wird gezeigt, dass die Frau durch ihre Beziehung zu einem Mann definiert wurde und in einer untergeordneten Position war. Die Frau war wirtschaftlich abhängig vom Mann, hatte keinen Rechtsstatus und war von öffentlichen Aufgaben ausgeschlossen. Ihr sozialer Raum war eng begrenzt und ihre Rolle war fest umrissen. Es wird auch auf die Problematik der Frauenidentität im Kontext männlicher Vorstellungen eingegangen. Die Ambivalenz im Bild der Frau zeigte sich im literarischen und philosophischen Diskurs der frühen Neuzeit. Die Frau wurde als Objekt der männlichen Vorstellung betrachtet und ihr wurde eine Doppelnatur zugeschrieben. Die männlichen Vorstellungen von der Frau prägten das Bild der Frau und beeinflussten ihr Selbstverständnis.
Das Kapitel „Die Ehrenproblematik" erklärt die Bedeutung der Ehre in der frühen Neuzeit. Die Ehre war wichtiger als das Leben und ihr Vorhandensein musste von der Öffentlichkeit anerkannt werden. Die Ehrobsession ist begründet in der Angst vor den „Affekten", die von Moral und Vernunft unter Kontrolle gehalten werden sollten. Der Mann als moralische Instanz musste sich auf einen höheren Zwang berufen, um die Moral zu stärken. Dieser höhere Zwang ist die Ehre, die die Wahrung des Scheins fordert. Die Ehre ist ein heikles Gut, das besonders durch die Frau gefährdet war. Der Status des Mannes war von der Ehrhaftigkeit der ihn umgebenden Frauen abhängig. Die weibliche Keuschheit und eheliche Treue waren entscheidend für die männliche Ehre.
Das Kapitel „EI médico de su honra" analysiert das Drama anhand der weiblichen Hauptrollen, Dona Mencia und Dona Leonor. Es wird gezeigt, wie die Situation von Mencias Gesichtspunkt aus entwickelt und wie ihre Diskurse, Handlungen und ihr Charakter auf den Verlauf des Dramas einwirken. Mencias Charaktereigenschaften und ihre Position in der Gesellschaft beeinflussen die Verdächtigungen, die ihr Ehemann anstellt. Sie steht unter der Gewalt ihres Mannes und ihre Angst macht sie unfähig, vernünftig zu denken oder zu handeln. Ihre Unvorsichtigkeiten und ihre Angst vor der Verletzung der Ehrgesetze führen zu ihrem tragischen Schicksal.
Dona Leonor nimmt im Drama eine eher untypische Frauenrolle ein. Sie ist im Gegensatz zu Mencia aktiv und schafft es, in einem unüblichen Ausmaß über ihr Schicksal zu bestimmen. Sie dringt in die Männerwelt der Öffentlichkeit ein und erreicht ihre Ziele durch ihre eloquente Redekunst und ihre taktische Klugheit. Leonors klare und selbstbewußte Diskurse beeinflussen ihr Schicksal entscheidend und wenden es zum Positiven.
Die Analyse der Kommunikationssituation zwischen Mencia und Gutierre zeigt die Unfähigkeit der beiden Figuren, ihre Konflikte zu klären. Die Kommunikation im Drama bewegt sich im Rahmen des höfischen Diskurses, der von Täuschungsstrategien und Verheimlichung geprägt ist. Die Wichtigkeit den Schein nach außen zu bewahren, führt dazu, dass Mencia und Gutierre in ihren Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Gutierre kann seine Verdächtigungen nicht aussprechen und Mencia ist in ihrer Position als Verdächtige ebenfalls nicht in der Lage, sich zu rechtfertigen. Die Kommunikationssituation eskaliert und führt zum tragischen Ende des Dramas.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Ehrendrama, die Situation der Frau in der frühen Neuzeit, die Ehrenproblematik, die Rolle der Frau, das Frauenbild, die Kommunikationssituation, Charakterdispositionen, Dona Mencia, Dona Leonor, EI médico de su honra, „siglo de oro", „engano", „honor opinion", „honor viltud", „Affekte", „Dissimulatio".
- Citation du texte
- Mag.Phil. Michaela Tomberger (Auteur), 1997, Zu: Pedro Calderón de la Barca - "El médico de su honra", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10446
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