Hebephrenie - desorganisierter Typus der Schizophrenie
- im ICD 10 : F20.1
- Begriff : - 1871 von Ernst Hecker geprägt
- in Pubertät auftretende Störung mit Depressivität, periodischer Erregung, gedanklicher Verwirrung, welche in ihrem Fortschreiten bis zum völligen psychischem Abbau führen kann
- Beginn : - in Pubertät bis frühem Erwachsenenalter
- Leistungsknick typisch
- In Vorstadien oft Beschäftigung mit Bereichen wie Religion, Philosophie, Esoterik, Parapsychologie in inadäquater Weise
- meist beim kontaktärmeren Patiententyp
- Entwicklung zu "hebephrener Form" auch bei späterem Krankheitsbeginn mit primär paranoid-halluzinatorischer Symptomatik möglich
- Symptome : - in reinster schizophrener Form, von Grundstörungen der Affektivität, Assoziation & Umweltverhalten geprägt
- gehen am häufigsten mit der präschizophrenen Persönlichkeitsstruktur einher, d. h. sie laufen am häufigsten auf Verformungen der
Persönlichkeitsstruktur hinaus
- affektive Störungen - läppische Gestimmtheit / Grundstimmung
- Affektindolenz (Gleichgültigkeit, Unempfindlichkeit, Trägheit, Verflachung) = flach & unangemessen wirkende Gefühle
- emotionale Reaktionen oft situationsunangemessen
- Grinsen, Grimassieren, Manierismen, Faxen, lautes Lachen ohne erkennbaren Grund
- Geziertheit, pathetische Ausdrücke & Mimik
- Kontaktstörungen - Rückzug aus sozialem Umfeld
- Beziehungslosigkeit
- Regression (= Abwehrmechanismus mit Zurücknehmen reifer & differenzierter psychischer Verhaltensweisen auf niedrigere Stufen zur Entlastung in als unerträglich empfundener Situation)
- auch / gelegentliche Enthemmung
- Denkstörung - formal, evt. sehr stark ausgeprägt
- abschweifend, abgerissen, zerfahren
- konfus, inkohärent (unzusammenhängend)
- Realitätskontakt extrem verarmt
- tiefe Verwirrung
- Stimmen hören / Wahngedanken / Halluzinationen müssen nicht im Vordergrund stehen
- charakteristisches Verhalten der Patienten
- nicht krankheitseinsichtig (z. B. "ich brauch doch keine Therapie..."Hr. S.)
- gewöhnlich aktiv, Handeln jedoch ohne Plan & Ziel, getrieben, zappelig, ungehalten ( z. B. dauernd nach dem Brenntermin fragen - Hr. S. )
- fordernd, ungeduldig = bei Nichterfüllung leicht dysphorisch (=bedrückter, gereizter Stimmung)
- äußeres Erscheinungsbild & soziale Umgangsformen verfallen, unverständliche Sprache (z. B. Nuscheln bei Herrn S.)
- primitives, enthemmtes & unorganisiertes Verhalten möglich, kann bizarr wirken (z. B. Kaffeeweißerpulver aus dem Glas in seinen Mund schütten, weil es so gut schmeckt - Hr. S.)
- Freude an albernem Unfug einerseits, andererseits Altklugheit & Trieb zur Beschäftigung mit höchsten Problemen ( "man müsste mit 40 noch mal Zähne kriegen", Polschmelzung Hr. S.)
- negativistisches Treiben im Vordergrund, evt. gewalttätig
- charakteristisch : rascher Wandel zwischen psychotisch-unangepasstem Verhalten (unfreundlich, unverschämt & distanzlos) & normal- angepasstem Verhalten (höflich, einsichtig & hilfsbereit) mit heiter- läppischer Grundstimmung
- unberechenbar
- Diagnostische Merkmale der Hebephrenen Schizophrenie nach American Psychiatric
Assocciation
essentielle Merkmale : - erfüllt die Kriterien der Schizophrenie
- ausgeprägte Zerfahrenheit
- flacher, inadäquater o. läppischer Affekt
- fragmentarischer Wahn (bruchstückenhaft, z.B. Hr. S. : er habe irgendwo 6 Kinder) o. Halluzinationen zusätzliche Merkmale : - Grimassieren, Manierismus
- extreme soziale Beeinträchtigung
- medikamentöse Therapie - durch wenige Monate Pharmakotherapie Remissionen
(Zurückgehen von Krankheitserscheinungen) möglich
- hilfreich : Behandlung mit sedierenden Phenothiazin- o.
Thioxanthenpräparaten (Laevopromazin o. Chlorprothixen), ermöglichen therapeutische Zugangsmöglichkeiten = keine Antidepressiva wegen Gefahr der Symptomprovokation
- besondere Problematik
- therapeutische Eingriffe bereits bei ersten Anzeichen einer beginnenden
Psychose angezeigt, um Persönlichkeitsverfall & damit verbundene soziale
Beeinträchtigungen (wie : Zerbrechen von Beziehungen zu Familie &
Freunden, Verlust von Arbeitsstelle, Wohnraum, Abrutschen in Kriminalität o. Drogenszene) zu vermeiden
- Beurteilung von Verhaltensänderungen & damit diagnostizieren der Hebephrenie bei Kindern & Jugendlichen besonders schwer, da die Persönlichkeit sich noch in der Entwicklung befindet = auffälliges Verhalten (wie Unzugänglichkeit, Ungezogenheit, Exzentrik...) muss nicht gleich auf eine beginnende Psychose hinweisen, kann sich auch im "normalen" Rahmen der Entwicklung bewegen
- Anzeichen für eine sich ausbildende psychische Störung bei Kindern & Jugendlichen können sein : - Stimmungslabilität
- Rückzug aus dem familiären Leben
- Apathie
- Interessenverlust
- Klagen über unerklärliche Schmerzen, Schwäche o. Körperveränderungen = Diese Auffälligkeiten sind alarmierend, auf keinen Fall zu bagatellisieren! Jugendliche, welche diese Verhaltensänderungen zeigen, sollten intensiv beobachtet werden!
- Bei Erwachsenen sind erste Anzeichen besser einzuschätzen, da ihre Persönlichkeit gereift ist & charakteristische Züge angenommen hat, so dass Veränderungen eher auffallen können.
Hier können verdächtig sein : - bisher nicht beobachtete Reizbarkeit
- Aggressivität
- Klagen über Angstzustände & Depressionen
- Nachlassen der Leistungsfähigkeit
- Entschlussunfähigkeit
- Vernachlässigung des Äußeren
- Abbruch der sozialen Kontakte / zunehmende Isolation
- auch eine erkannte psychische Störung beim jungen Patienten muss nicht gleich als
Schizophrenie einleuchten = dem können jahrelange Depressionen o. Angstzustände vorhergehen, bei Mädchen & jungen Frauen stehen gelegentlich erhebliche Störungen im Essverhalten, wie Magersucht (Nahrungsverweigerung)& Bulimie (Ess-Brech-Sucht), im Vordergrund
- Prognose - allgemein ungünstig / mit Schizophrenia simplex schlechteste Prognose
- rasch fortschreitende Veränderungen der Persönlichkeit
- nur geringe "Gesundung" zwischen einzelnen Episoden, falls überhaupt noch klar zu unterscheiden
- schlechtere Prognose, je jünger der Patient bei Krankheitsbeginn ist, also bei Ausbruch in der Kindheit o. in der frühen Pubertät
- Chancen für komplette Remission größer bei höherer Akutheit & bei Auslösung durch ein äußeres Belastungsereignis
- gut = großes Selbsthilfepotential, günstiges soziales Netz, ökologische Nische (= reizarme Umgebung)
- Der hebephrene Patient in der Therapie
akute Symptome : - Angst, Spannung, Verwirrung, Unruhe
-Wahn, Halluzinationen
chronische Symptome : - Affektverflachung, Apathie, Verlangsamung, Einengung Basisstörungen : - kognitive, psychomotorische & affektive Beeinträchtigung
- leicht verunsichert & überfordert
- schnell Aufgabe, Ausweichen o. Rückzug
- unkritische Eigenbeurteilung, Entscheidungsschwierigkeiten
- häufige Pausen, niedriges Arbeitstempo
- Beispiel für entsetzliche Auswirkungen des Sozialisationsverlustes & des Rückzugs aus der geordneten Realität in eine psychotische Umwelt
- zwischenmenschliches Verhalten scheint nicht mehr an üblichen gesellschaftlichen Konventionen orientiert zu sein = Feinheiten zivilisierten Lebens gehen oft völlig ab
- seitens Pat. Beschäftigung mit normalerweise wenig beachteten Details des Alltagslebens = Anschein möglich, dass er auch vom Therapeuten keine Notiz nimmt
-Kontaktaufnahme oft schwer durch bizarres Verhalten & immerwährende Zurückhaltung = evt. Gefühl der eigenen therapeutischen Ohnmacht
- sozial nicht völlig unbeeinflussbar
- durch geduldige Arbeit in Einzelbeziehung & therapeutischer Gruppe können
Veränderungen erreicht werden = von scheinbar unzugänglich chronisch krank zu symptomfrei & umgänglich
- geringe Hilfsmöglichkeiten auf keinen Fall außer Acht lassen!
- Ergotherapie bei hebephrenen Patienten :
Basis = therapeutische Gemeinschaft mit verbal-, handlungs- & körperorientierten Gruppenangeboten
Ziel - Erweiterung der Handlungsfähigkeit (z. B. Kontaktaufnahme, Strukturierung)
- frühe Selbsthilfe = verunsichernde Situationen vermeiden,
Kompensationsmechanismen entwickeln, Anpassung, Ausgleich durch besondere Anstrengungen beachten - automatische Vermeidungsreaktionen in bewusste Schutzmechanismen umwandeln
Methoden : - zu Beginn kompetenzzentrierte Einzeltherapie (Einzelarbeit in offener Werkgruppe) & kompetenzzentrierte Gruppenarbeit
- später Gruppenarbeit mit ausdruckszentrierten & interaktionellen Anteilen, kompetenzzentrierte Projektarbeit als Vorbereitung für die Arbeitsrehabilitation
Therapeutische Grundsätze in akuten Zuständen :
- Vereinfachung, Klarheit, Eindeutigkeit
- Kontinuität, Vereinheitlichung
- optimale Stimulation
- gemeinsame Zielsetzung auf Arbeitsweise
- übersichtlicher Arbeitsplatz
- klare Infos & Anweisungen
- schrittweises Vorgehen
- einfache Beziehung, Feedback auf Konkretes beziehen
- eigenes Verhalten & Vorgehen erklären
- klare Grenzen & Regeln, Vereinbarungen treffen (Bedürfnisse & Wünsche mit einbeziehen)
- Nähe- Distanzbedürfnis beachten
- eher geschlossene Aufgaben
- weniger gefühlsbetonte Themen
- eher "männliche" Materialien & Techniken
- Zusammenfassung : - hebephrene Patienten sind meist sehr jung
- sie zeigen Symptome der Schizophrenie in reinster Form = Störungen in Affekt, Denken & Kontakt
- ihr Verhalten ist ablehnend, planlos, getrieben, fordernd, evt. Gewalttätig, unberechenbar mit läppischer Grundstimmung
- ungünstige Prognose = oft Verformungen der Persönlichkeitsstruktur
- Therapie schwierig durch mangelnde Krankheitseinsicht sozialen Rückzug, kognitive, psychomotorische & affektive Beeinträchtigungen
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.