INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
I. THOMAS HOBBES‘ LEBEN UND SCHAFFEN
1. THOMAS HOBBES, THE CROW
2. SEIN WERK
3. DER LEVIATHAN
II. DIE ANTHROPOLOGIE DES THOMAS HOBBES
1. PHYSISCHE VORAUSSETZUNGEN
2. WAHRNEHMUNG, TRAUM, EMPFINDEN
3. DAS DENKEN UND DIE REIHENFOLGE DER GEDANKEN
4. DIE SPRACHE
5. VON VERNUNFT UND WISSENSCHAFT
6. GUT UND BÖSE – SYMPATHIE UND AVERSION
7. DER FREIE WILLEN
8. DIE VERNUNFT – DER TASCHENRECHNER ZUR KOSTEN-NUTZEN-KALKULATION
9. VON MACHT UND EHRE – DIE MITTEL ZUM ZWECK
NACHWORT
LITERATUR
VORWORT
Im Schulfach Ethik, im Studiengang Politik oder Philosophie, von fachlich Interessierten, Hobbes ist ein vielgelesener und vielzitierter Denker und Autor. Nicht immer konnte er sich jedoch solcher Beliebtheit erfreuen, es erging ihm wie vielen Pionieren der Zeitgeschichte. Seine Kritik am Papsttum und sein von den Lesern so negativ empfundenes Menschenbild brachten ihn dazu, zweimal zu fliehen, erstmals nach Paris, dann zurück nach England.
Hobbes hat für seine Zeit sehr fortschrittlich gedacht hat, auch wenn seine Lehre heute selbstverständlich nicht mehr anwendbar ist. Er hat sich von der gängigen Meinung der Scholastiker distanziert und entpuppte sich zu einem anerkannten Staatsphilosophen.
Diese Arbeit nun dient in erster Linie dazu, die Anthropologie des Thomas Hobbes im großen Umfeld zu betrachten, also ihre Bedeutung für den Leviathan und das gesamte Werk Hobbes, sowie als Resultat seines Lebens zu beleuchten.
In zweiter Linie wird versucht, gedankliche Parallelen zu ziehen zu später vertretenen Meinungen und Hypothesen, zur Literatur und auch der naturwissenschaftliche Aspekt soll nicht unerwähnt bleiben.
Auf Sekundärliteratur wurde weitgehend verzichtet, da diese sich zumeist in allzu überfliegende Interpretationen verstrickt, deren Wirklichkeitsnähe anzuzweifeln, oder Hobbes dazu zu befragen wäre.
I. Thomas Hobbes‘ Leben und Schaffen
1. Thomas Hobbes, the crow
Thomas Hobbes wurde als zweiter Sohn eines Predigers in Westport (heute Teil von Malmesbury), Wiltshire, am 5. April 1588 geboren. Die Mutter starb früh. Er wuchs bei seinem Großvater auf, einem wohlhabenden Handschuhmacher und Bürgermeister der Stadt Malmesbury. Der kleine Hobbes hatte großes Talent: mit vier Jahren konnte er bereits lesen, schreiben und rechnen, mit sechs Jahren lernte er Latein und Griechisch und 14 jährig bewies er, daß er geeignet war, die Universität zu besuchen.
Sein Bruder charakterisiert ihn als melancholischen Jungen, der sich gerne zurückzog, um in kürzester Zeit seine Lektionen zu lernen. Dies und sein tiefschwarzes Haar brachten ihm den Spitznamen „die Krähe“ ein.
Hobbes studierte am Magdalen College in Oxford Logik und Physik, und vollendete sein Studium mit dem Titel Baccalaureus artium im Jahr 1906.
Im Jahre 1608 wurde er der Lehrer von William Cavendish, dem späteren Grafen of Devonshire, dessen Vater einen frischen, jungen Burschen als Zögling für seinen Sohn suchte. Hobbes erfüllte diese Anforderungen. In den darauffolgenden Jahren unternahm er mit seinem Schüler Reisen durch Frankreich und Italien. Während seiner Reisen machte Hobbes die Bekanntschaft mit Galileo Galilei, René Descartes und Pierre Gassendi, den bedeutenden Denkern seiner Zeit. Er genoß es, fremden Kulturen zu begegnen und lernte deren Sprachen zu sprechen und zu verstehen.
Nach seiner Rückkehr widmete er sich in den folgenden Jahren dem Studium des Humanismus. 1631 unterrichtete er den Sohn seines ehemaligen Schülers und unternahm weitere Bildungsreisen nach Italien und Frankreich.
Von 1640 bis 1651 lebte Hobbes in Paris, er hatte eine gesicherte gesellschaftliche Stellung inne und widmete sich der Schriftstellerei.
Ab 1651 lebte er in England, wo er am 4. Dezember 1679 starb.
Es ist anzunehmen, daß Hobbes stark geprägt wurde durch die politischen Ereignisse seiner Zeit, die Auslöser waren, sich mit der Staatstheorie zu befassen. Im Jahr seiner Geburt drohte England vom spanischen König Philipp II. erobert zu werden, von 1618 bis 1648 fochten europäische Staaten im Dreißigjährigen Krieg einen erbitterten Kampf um den Glauben, während England einem regen politischen Wechsel unterlag. König Jakobs Versuch, ohne Parlament zu regieren, wurde von König Karl I. verwirklicht, dann folgte eine parlamentarische Regierung. 1642 begann der englische Bürgerkrieg zwischen den Parlamentariern und König Karl I., der 1649 durch Cromwell hingerichtet wurde. Dieser wiederum ernannte sich zum Lord-Protector der engl. Republik, 1660 war König Karl II. am Zug, bis Wilhelm von Oranien im Todesjahr Hobbes‘ den englischen Thron besteigt. Nicht nur politische Ereignisse prägten Hobbes. Keplers astronomische Forschungen und Galileis wissenschaftliche Methodenlehre sowie sein Ansatz einer Mathematisierung der Naturwissenschaften übten einen großen Einfluß auf Hobbes aus, der endlich eine Möglichkeit sah, auch ethische und politische Probleme mit Hilfe der Naturwissenschaften zu lösen, was der Grund dafür ist, daß Hobbes seine politischen Schriften mit naturkundlichen Überlegungen beginnt.
2. Sein Werk
Aufgrund der frühen Reife Hobbes‘, begann dieser schon früh mit dem Schreiben. Eine seiner ersten Schriften war eine Übersetzung einer Tragödie des Euripides ins Lateinische, im Jahr 1628 übersetzte er den griechischen Historiker Thukydides.
Die Schriften, durch die Hobbes bekannt wurde entstanden in der mittleren und späten Zeit seines Lebens.
So veranlaßte ihn beispielsweise der Verfassungsstreit in England, der im Jahre 1637 zwischen dem König Karl I. und dem Parlament ausbrach, eine Abhandlung zur Verteidigung des Hoheitsrechtes zu verfassen. Diese Arbeit aus dem Jahre 1640 mit dem Titel The Elements of Law, Natural and Politic (Naturrecht und allgemeines Staatsrecht in den Anfangsgründen, veröffentlicht 1650) verbreitete er nur im privaten Kreise, da er fürchten mußte, wegen seiner Schrift verhaftet zu werden. Diese Angst war im übrigen auch der Grund dafür, daß er sich dafür entschied in Paris zu leben.
Im Jahre 1642 beendete Hobbes De Cive, die Darstellung seiner Theorie über die Regierung.
Hobbes‘ berühmtestes Werk, Leviathan or the Matter, Forme, and Power of a Commonwealth Ecclesiasticall and Civil, 1651 (Leviathan oder Wesen, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Gemeinwesens) ist eine Darstellung seiner Lehre von der höchsten Staatsgewalt. Die Arbeit wurde von den Anhängern des verbannten Prinzen als Rechtfertigung des Commonwealth ausgelegt und erregte wegen seiner Kritik am Papsttum das Mißtrauen der französischen Behörden. Da er erneut mit seiner Gefangennahme rechnete, kehrte Hobbes nach England zurück.
Als der ehemalige Schüler von Hobbes, der Prinz von Wales, 1660 den Thron bestieg, stieg das Ansehen Hobbes‘ bei der Obrigkeit wieder. Trotzdem gab das Unterhaus im Jahre 1666 ein Gesetz heraus, das anordnete, Leviathan und andere Bücher wegen angeblicher atheistischer Ideen zu untersuchen. Diese Maßnahme war der Grund, daß Hobbes viele seiner Schriften verbrannte und die Veröffentlichung von drei neuen Werken hinauszögerte. Diese waren: Behemoth, The History of the Causes of Civil Wars of England, Dialogues Between a Philosopher and a Student of the Common Laws of England und Historia Ecclesiastica. Im Alter von 84 Jahren schrieb Hobbes seine Autobiographie in lateinischen Versen und übersetzte während der nächsten drei Jahre Homers Ilias und Odyssee ins Englische.
3. Der Leviathan
Der Leviathan, der Name eines drachenähnlichen Seeungeheuers, das im Alten Testament als Inkarnation des Bösen von Jahwe besiegt wird, ist der Titel des bekanntesten Werks Hobbes‘. Es wurde im Jahr 1651 veröffentlicht. Genau genommen bringt er nur wenig neue Gedanken bezüglich der einzelnen Elemente, des Menschen und seiner Eigenschaften. Seine Aufmerksamkeit ist in diesem Werk ausschließlich dem Staat gewidmet, dem Staat als „Leviathan“, als künstlichen Menschen. So wie der Mensch eine Maschine bestehend aus Herz, Nerven und Gelenken ist, ist der Staat
„nichts anderes als ein künstlicher Mensch, wenn auch von größerer Gewalt und Stärke als der natürliche, zu dessen Schutz und Verteidigung er ersonnen wurde.“[1]
Die Souveränität ist die künstliche Seele, Beamte und Bedienstete sind künstliche Gelenke,
„Belohnung und Strafe, die mit dem Sitz der Souveränität verknüpft sind und durch die jedes Gelenk und Glied zur Verrichtung seines Dienstes veranlaßt wird, sind die Nerven, die dem natürlichen Körper die gleiche Aufgabe erfüllen"[2].
Um die Eigentümlichkeit des Staatswesens, des Leviathan zu erfassen, bedient sich Hobbes der Methode der Analyse. Durch Zerlegen der einzelnen Bestandteile und genaue Betrachtung dieser und weiterhin die Art des Zusammenschlusses der Einzelteile, meint Hobbes das Ganze begreifen zu können. Daß diese mathematisch-physikalisch-analytische Methode bei dem so komplexen Untersuchungsgegenstand Mensch funktioniert, daran zweifelt der Materialist Hobbes nicht.
II. Die Anthropologie des Thomas Hobbes
Hobbes Anthropologie ist also eine Betrachtung des Menschen als Bestandteil des Ganzen, des Staates. Er wir hier einer genauen Betrachtung unterzogen, die, wie kann es anders sein, bei einem physisch gelehrten und naturwissenschaftlich interessierten Philosophen, mit einer physikalischen Beschauung beginnt.
1. Physische Voraussetzungen
Um Hobbes Menschenbild richtig verstehen können, ist es ratsam, seine Anschauung der Funktion der Sinnesorgane nachzuvollziehen.
Interessanterweise grenzt er sich mit seiner Erklärung von der wissenschaftlichen Erkenntnis seiner Zeitgenossen, den Scholastikern, ab.
Diese behaupten, Sinnesorgane funktionierten in der Weise, daß das zu erfassende Objekt eine Art Sphäre aussende, im Falle des Sehens z.B. einen „sichtbaren Schein“, die sogenannte „visible Species“. Analog dazu sendet Hörbares eine audible, Verstehbares eine intelligible Species aus, sie bezeichnen diesen Vorgang auch als hörbares, bzw. verstehbares Gesehenwerden.
Nach Hobbes hingegen wirkt ein Gegenstand auf die Sinne ein, indem er durch die Bewegung der eigenen Materie auf die menschlichen Organe „drückt“ und so die Bewegung an diese weitergibt. Fortgepflanzt wird diese Bewegung dann über Nervenstränge bis hin zum Gehirn, wo sie im menschlichen Geist eine Empfindung hervorruft. Empfindung deshalb, weil jedes Erfasste im Menschen eine Impression hervorruft.
So kann das Sehen eines schönen Gegenstandes Freude hervorbringen, oder das An- und Erfassen eines Objekts die Gefühle heiß, kalt, weich oder kratzig erzeugen. Eine Musik kann traurig stimmen. Da man also allem über die Sinnesorgane aufgenommenem ein Attribut anhängt, spricht man von Empfindung.
Beim ersten Betrachten dieser Theorien stutzt man wohl ein wenig über ihre Absurdität. Der zweite Blick jedoch verrät, daß sie sich von den heutigen Erkenntnissen nur wenig unterscheidet: ist die „sich bewegende Materie, die auf das Auge drückt“ nicht vergleichbar mit den – wie wir heute wissen – elektromagnetischen Wellen des Lichts, die vom Auge aufgenommen werden? Vom Auge in Nervenimpulse umgewandelt, werden diese Wellen an das Gehirn weitergeleitet; darüber bestand schon bei Hobbes kein Zweifel. Dasselbe ist festzustellen bei der Betrachtung der Funktionsweise des Hörens: Wellenbewegungen der Luftmoleküle, deren Auslöser Schwingungen von Gegenständen sind, werden zum Ohr übertragen, mit diesen wahrgenommen und an das Gehirn weitergeleitet.3
[...]
[1] Hobbes 1989, S. 5
[2] Hobbes 1989, S. 5
[3] Microsoft Encarta, „Das Ohr“
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- Isabel Lamotte (Author), 1997, Die Anthropologie von Thomas Hobbes im Leviathan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104433
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