Das Charakterstück
- Das C. ist ein einsätziges Musikstück, meist für Klavier, das einen bestimmten lyrischen Zustand, eine momentane Situation oder einen Eindruck musikalisch einzufangen versucht
- ist der Programmmusik nur im weiteren Sinne zuzuordnen, da diese eher Handlungsabläufe oder Bilderfolgen schildert
- trägt im Gegensatz zur absoluten Musik (z.B. François Coupertin: “Pièces de Clavecin” (1713), etwa: “Stücke für Cembalo”) oft einen außermusikalischen Titel (z.B. Franz Schubert: Kinderszenen, op.15: “Kind im Einschlummern”)
- besitzt meist eine Überschrift, die entweder den Ausdrucksgehalt andeutet, ohne ein festes Programm zu geben (z.B. Capriccio, Nocturno), oder auf Umfang und Gestaltung hinweist (z.B. Moment Musical, Toccata)
- Oftmals wurden mehrere C. zu inhaltlichen oder kompositorisch zusammengehörigen Zyklen zusammengestellt
Geschichte: l Fand im 19. Jh. in der Klaviermusik der kleinen Form sehr
starke Verbreitung (ºBlütezeit; z.B. “Lieder ohne Worte”, “Impromptus”, Nocturnos) und wurde in dieser Zeit auch, nach einigen Vorläufern in der Vorklassik und im Barock (Lautenisten, Virginalisten, Clavecinisten), zu einer wesentlichen musikalischen Gattung
- verflachte allmählich in der Salonmusik des 19. Jh., in der Unterhaltungs- und Popmusik des 20. Jh. sind charakteristische Titel (auch aus werbetaktischen Gründen) aber immer noch üblich
Arten (spezifische Merkmale):
- Capriccio
- ital.: “Laune”
- launiges, übermütiges Tonstück ohne feste musikalische Gattung1
- Nocturno
- ital.: “Nachtstück”
- einsätziges Instrumentalstück für Klavier mit ausdrucksvoller Melodie und träumerisch-eleganter Grundstimmung
- Moment musical / Impromptu
- franz.: “musikalischer Augenblick”
- Klavierstück lyrischen Charakters ohne feste Form
- Intermezzo / Intermedium
- ital.: “Zwischenspiel”
- diente ursprünglich als “Brücke” zur Verbindung von zwei Klavierstücken
- im 19. Jh. ein selbstständiges Instrumentalstück, besonders für Klavier (“Brahms - Intermezzo”), aber auch für Oper und Orchester
- bei Schumann und Brahms Klavierstücke von mittlerer Ausdruckskraft
- Rhapsodie
- griech.: “der von einem Rhapsodien (fahrender Sänger) vorgetragene epische Gesang”
- im 19. Jh. ein in der Form frei gestaltetes Instrumentalstück, das meist Volkslied- oder Volkstanzthemen verarbeitet
- Toccata
- ital. toccare = “schlagen, berühren”
- virtuoses, der Fantasie ähnliches Instrumentalwerk ohne feste Form
- im 19. Jh. mehr an die Etüde angenähert (z.B. Schumann, op.7), wurde aber von M. Reger im barocken Sinn für Orgel spätromantisch erneuert
- Etüde
- franz. étude = “Studium”
- entstand Anfang des 19. Jh. und war ein Instrumentalstück, das zum Studium eines best. technischen Problems bestimmt ist (z.B. Tonleiterspiel, Staccato, Akkordbrechungen), aber trotzdem eine gewisse kompositorische Ausformung zeigt
- bald auch anspruchsvollere, virtuose Konzertetüden von Debussy, Chopin, Liszt u.a.
- Romanze
- Wort hat romanische Herkunft
- stimmungsvolles, frei gestaltetes Musikstück von schwärmerischer Grundhaltung, besonders als langsamer Sinfoniesatz, aber auch Konzertstück für Violine und Orchester (L. van Beethoven) oder Klavierstück (R. Schumann)
- “Albumblatt”
- eigentlich ein musikalischer Eintrag in ein Stammbuch, daraus abgeleitet ein C., das den Eindruck einer flüchtigen Skizze hervorruft
- als Titel bei Schumann, Reger, Busoni u.a. zu finden
[...]
1 im 16. Jh. Name für Madrigale, bis ins 17. Jh. Name für Fantasien, Ricercare, Kanzonen, im 18./19. Jh. mit dem Moment des Virtuosen verbunden
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- Toni Klemm (Autor), 2000, Charakterstück, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104411
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