Die Diskussion der Konsequenzen von Globalisierung findet vor dem Hintergrund einer radikalen Herausforderung durch ein neu erstarktes marktwirtschaftliches Lager in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik statt, das die Globalisierung der Wirtschaft als drastischen Einschnitt darstellt und als einzige mögliche Reaktion eine ebenso drastische Befreiung des Marktes und der Marktkräfte von politischer und institutioneller Regulierung proklamiert und in Angriff nimmt. Nun sind liberale Forderungen nach Wiedereinsetzung des Marktes alles andere als neu, was den Verdacht fördert, dass Globalisierung als neue Rechtfertigung für die Verfolgung alter Interessen vorgeschoben werde. Ebenso wenig neu ist die Behauptung, dass freie Märkte nicht nur die effizientesten, sondern zugleich auch die sozial gerechtesten Allokationsmechanismen seien, weshalb Deregulierung allen nutze, einschließlich denjenigen, die durch Regulierung geschützt werden sollen. Neu ist jedoch, dass das liberale Lager heute zunehmend die von ihm schon immer unterstellte technische und normative Ineffizienz regulative Eingriffe in den Markt auf ihren nationalen Charakter zurückführt. Politische Interventionen in den Markt müssen angeblich zu nicht optimaler Faktorenallokation wie beispielsweise Wachstumsverluste und Rückgang der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, die auf dem nationalen Territorium produzieren sowie zu sozialer Ungerechtigkeit mit einhergehender hoher Dauerarbeitslosigkeit und wachsender Ungleichheit zwischen Arbeitslosen und Arbeitsplatzbesitzern führen, während die Wirtschaftssubjekte zunehmend international agierten und sich deshalb nationalstaatlichen Regulierungen notfalls zum Schaden der jeweiligen Volkswirtschaft entziehen könnten. Dies führe dazu, dass soziale Standards unter dem Druck zunehmenden wirtschaftlichen Wettbewerbs ebenso zusammenbrechen müssten wie die Institutionen und Organisationen, die derartige Standards bisher gegen den Markt durchgesetzt haben.
Andere Positionen schätzen die Rolle nationaler Politik im Standortwettbewerb dahingehend anders ein, als dass nationale wirtschaftspolitische Interventionen in einer internationalisierten Ökonomie die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Volkswirtschaft erhöhen können, und zwar sowohl durch infrastrukturbildende Industriepolitik, als auch durch eine den sozialen Ausgleich sichernde Sozialpolitik mit dem Hinweis darauf, dass sozialer Friede ein entscheidender [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundelemente und Merkmale von Globalisierung
- Begriffliches
- Dimensionen ökonomischer Globalisierung
- Standortfaktoren
- Arbeitskosten und Produktivität
- Finanzmärkte
- Direktinvestitionen
- Auswirkungen ökonomischer Globalisierung auf staatliche Politik
- Souveränitätsverlust in der Makroökonomie?
- Einschränkung sozialpolitischer Gestaltungsfähigkeit?
- Fraktionierung und Regionalisierung?
- Fazit zu staatlicher Politik
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Auswirkungen ökonomischer Globalisierung auf staatliche Politik, insbesondere die Rolle nationaler Politik im Standortwettbewerb. Dabei werden die Grundelemente und Merkmale der Globalisierung, insbesondere die Dimensionen ökonomischer Globalisierung, erläutert. Die Arbeit geht der Frage nach, ob ökonomische Globalisierung zu einem Souveränitätsverlust in der Makroökonomie führt, die sozialpolitische Gestaltungsfähigkeit einschränkt und zu Fraktionierung und Regionalisierung tendiert. Darüber hinaus wird die Frage diskutiert, ob es den Staaten gelingt, den internationalen Konkurrenzdruck mit nationalen Strategien abzufangen.
- Die Auswirkungen ökonomischer Globalisierung auf staatliche Politik
- Die Rolle nationaler Politik im Standortwettbewerb
- Souveränitätsverlust und Einschränkungen der Gestaltungsfähigkeit
- Fraktionierung und Regionalisierung im Kontext der Globalisierung
- Die Rolle von Sozialpolitik im internationalen Wettbewerb
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Globalisierung ein und stellt die Relevanz der Diskussion der Konsequenzen von Globalisierung vor dem Hintergrund einer radikalen Herausforderung durch ein neu erstarktes marktwirtschaftliches Lager dar. Es wird die These aufgestellt, dass Globalisierung als neue Rechtfertigung für die Verfolgung alter Interessen vorgeschoben werden könnte. Es werden verschiedene Positionen zur Rolle nationaler Politik im Standortwettbewerb vorgestellt, die sich in der Frage nach der Gestaltungsfähigkeit des Staates im Kontext der Globalisierung unterscheiden.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Grundelementen und Merkmalen der Globalisierung. Es wird versucht, den Begriff der Globalisierung historisch und begrifflich zu fassen und verschiedene Dimensionen ökonomischer Globalisierung zu erläutern. Dazu gehören Standortfaktoren wie Arbeitskosten, Produktivität, Finanzmärkte und Direktinvestitionen. Die Bedeutung von Standortfaktoren im internationalen Wettbewerb wird diskutiert, wobei insbesondere die Rolle von Arbeitskosten und Produktivität im Kontext von Globalisierung beleuchtet wird.
Das dritte Kapitel untersucht die Auswirkungen ökonomischer Globalisierung auf staatliche Politik. Es werden verschiedene Aspekte diskutiert, wie z.B. der mögliche Souveränitätsverlust in der Makroökonomie, die Einschränkung sozialpolitischer Gestaltungsfähigkeit und die Tendenz zu Fraktionierung und Regionalisierung. Es wird ein Fazit zu den Auswirkungen ökonomischer Globalisierung auf staatliche Politik gezogen und die Frage diskutiert, ob es den Staaten gelingt, den internationalen Konkurrenzdruck mit nationalen Strategien abzufangen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die ökonomische Globalisierung, staatliche Politik, Standortwettbewerb, Souveränitätsverlust, sozialpolitische Gestaltungsfähigkeit, Fraktionierung, Regionalisierung, Sozialpolitik, internationale Konkurrenzfähigkeit, nationale Strategien, Makroökonomie, Mikroökonomie, internationale Vereinbarungen, social dumping, Arbeitsmarkt, soziale Sicherungssysteme, Wirtschaftsblöcke, Handelsströme, nationale Wirtschaftspolitik, internationale ökonomische Aktivitäten.
- Quote paper
- Martin Würfel (Author), 2003, Auswirkungen ökonomischer Globalisierung auf staatliche Politik: Die Rolle nationaler Politik im Standortwettbewerb, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10438
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