Gliederung
1. Begriffsklärung Hierarchie
2. Hierarchie bei Tieren am Beispiel einer Paviangruppe
3. Hierarchie bei Menschen
4. Rang(ordnungs)mimikry
5. Sinn von Rangordnungen
6. Unterrichtsbezug/Lehrplanbezug
7. Unterrichtsvorschlag
8. Verwendete Medien/Literaturangabe
1. Begriffsklärung
Hierarchie stammt von Hierarch ab. Ein Hierarch ist ein oberster Priester. In der Umgangssprache spricht man oft von (pyramidenförmiger) Rangordnung, Rangfolge oder Über- und Unterordnungsverhältnisse. Dazu ein Beispiel:
Kultusminister
Regierungspräsident
Oberschulamt
Schulamtsdirektor
Schulamt
Schulrat
Oberstudiendirektor
Studiendirektor
Oberstudienrat
Studienrat
Studienassessor
Rektor
-1-
Konrektor
Lehrer
Hausmeister
Junglehrer
Referendar
Praktikant
Schulsprecher
Klassensprecher
Ich
In jeder sozial strukturierten Gruppe von Säugetieren, also auch bei den Menschen, gibt es zu jeder Zeit ein Wettlauf um die soziale Vorherrschaft - um die Rangordnung. Hat ein Wesen eine bestimmte Stufe auf der sozialen Leiter errungen hat es eine bestimmte Stellung - einen Status- in der jeweiligen Gesellschaft. Jedoch wird seine Stellung ständig von Untergeordneten bedroht, gegen die es sich verteidigen muss. Gleichzeitig ficht dieses Wesen die Position der Ranghöheren und Ranghöchsten an.
Daran zeigt sich, dass die Stellung eines Wesens in einer Gesellschaft - der Sozialstatus - unter ständiger Statusspannung steht. Normalerweise bleibt diese Spannung erträglich, weil die Größe der sozialen Gruppen beschränkt ist. Wird diese Gruppe unter künstlichen Bedingungen zu groß und der nötige Raum fehlt, dann gerät das Sozialgefüge aus den Fugen. Die Anführer der Horden, Rudel oder Kolonien sind besonders jetzt starkem Druck ausgesetzt, denn es toben wilde Kämpfe um die Vorherrschaft. Die schwächsten Mitglieder der Gruppe werden in diesem Falle meist getötet, weil Demutshaltungen oder Drohgebärden höherer Tiere wirkungslos bleiben.
2. Hierarchie bei Tieren am Beispiel einer Paviangruppe
Zeigen des höheren Ranges:
Um seine Rolle als ranghöchstes Männchen (Pavian-Pascha) zu unterstreichen, zeigt es sein prachtvolles Fell oder stolziert zielbewusst vor den anderen, untergeordneten Tieren. Dabei hat er es einfach seine Größe zu demonstrieren, denn in der Regel ist der Pavian- Pascha das größte Tier. Das kriecherische Verhalten seiner Untertanen unterstreicht dabei seine Erscheinung. Ruht er sich aus, scharen sich die ängstlichen Untertanen aufmerksam um ihn.
Reaktion auf Herausforderung:
Gibt es Anzeichen für eine Herausforderung, zeigt der Pascha sofort beeindruckende Drohgebärden. Sie können sich bis zu den sog. Angstdrohungen steigern. Doch oft reicht nur ein kräftiger Ruck mit dem mächtigen Kopf, um den untertänigen Herausforderer zu bändigen. Genügt eine solche Gebärde nicht, dann kann es zu Angriffen auf untergeordnete Tiere der Gruppe kommen. Diese Aufsässigen werden dadurch an die Macht des Paschas „erinnert”.
Reaktion auf körperliche Herausforderung:
Schwere Attacken auf Untergebene kommen nicht sehr oft vor, denn sie bieten zwei Gefahren für den Pascha. Erstens kann er schwerer verletzt werden als sein Gegner, zweitens ist er den Untergebenen immer in Unterzahl. Ist er zu gewaltsam einem Untergebenen gegenüber, dann können diese sich gegen ihn verbünden und überwältigen.
Reaktion auf Streitigkeiten innerhalb der Gruppe:
Kommt es in einer Gruppe von Pavianen zum Streit, so muss der Pavian-Pascha eingreifen, auch wenn er nicht unmittelbar bedroht ist. So verschafft er sich wiederum eine Gelegenheit, seine Herrschaft zu zeigen. Außerdem kann er Zucht und Ordnung aufrecht erhalten, in dem er seine Macht demonstriert.
Schutz rangtieferer Gruppenmitglieder:
In einer Gruppe von Pavianen scharen sich Weibchen mit ihren Jungen gerne um das ranghöchste Männchen. Hier fungiert er als Verteidiger der Schwachen, falls diese angegriffen werden.
3. Hierarchie bei Menschen
Zeigen des höheren Ranges:
Auch bei ranghohen Menschen kann man ähnliche Erscheinungen beobachten. Besonders früherer Herrscher trugen teure, prachtvolle Gewänder, die sich besonders gegen die Kleidung der Untertanen abgrenzt. Die Körperhaltungen sind entsprechend: Während er sich ausruht, darf er liegen oder sitzen, andere müssen stehen. Eine einfache Gestik wie bei den Pavianen genügt Menschen nicht. Deren Herrschende benützen oft Hilfsmittel wie Kronen, weite Mäntel, Kutschen oder Throne, um sich von der Masse abzuheben. Das kriecherische Verhalten der Paviane lässt sich mit dem Verbeugen, Knicksen oder Knien der Menschen vergleichen, wenn sie einer übergeordneten Person gegenüberstehen.
Heute werden solche Merkmale nur noch selten zur Schau gestellt. So haben Richter, Generäle und hohe Geistliche eine besondere Kleidung mit entsprechenden Merkmalen, um ihre Position zu präsentieren. Herrscher in der heutigen Zeit, z.B. Präsidenten, tragen keine besonders auffällige Kleidung, statt dessen genießen sie den Luxus von Staatsflugzeugen, Eskorten usw.
Reaktion auf Herausforderung:
Bei den Menschen sind ebenfalls gleiche oder ähnliche Verhaltensweisen anzutreffen. Der strenge Blick eines Übergeordneten reicht oft schon zur Demonstration seiner Macht. Wie der Pavian-Pascha seine untergeordneten Tiere angreift, so erlässt der Herrscher strengere Gesetze oder unternimmt spontane Inspektionen.
Reaktion auf körperliche Herausforderung:
Da die Gruppen, in denen Menschen zusammenleben im Laufe der Zeit immer größer wurden, standen die Herrschenden vor einem Problem. Sie konnten nicht mehr alleine für Recht und Ordnung sorgen. Immer mehr wurde diese Aufgabe einer „Schutztruppe” übertragen, also dem Militär oder der Polizei, die für solche Aufgaben spezialisiert ist.
Reaktion auf Streitigkeiten innerhalb der Gruppe:
Da der menschliche Herrscher nicht allgegenwärtig sein kann, erlässt und kontrolliert er Gesetze, die alle Mitglieder seiner Gruppe einhalten müssen. Die Pflichten der Kontrolle wurden wegen der zunehmenden Größe der Stämme immer mehr an andere übertragen.
Schutz rangtieferer Gruppenmitglieder:
Beim Menschen hat sich dieser Schutz der schwachen Gruppenmitglieder auf die Alten, Kranken und Behinderten ausgedehnt. So kann sich der Herrscher die Unterstützung der Erwachsenen sichern, indem er deren Angehörige versorgt oder ihnen selbst die Zukunft erleichtert.
4.Rang(ordnungs)mimikry:
Im biologischen Sinn bedeutet Mimikry z.B. die Nachahmung einer Warnfarbe. So gibt es harmlose Fliegen, welche die gelb-schwarze Warnfarbe der Wespen besitzen und damit für den Fressfeind gefährlich erscheinen.
Rang(ordnungs)mimikry bezeichnet im Gebrauch in der Verhaltensforschung den Kampf der einzelnen Mitglieder einer Gruppe oder eines (Super-)Stammes um den Status in demselben. Dabei muss man zwischen Statussymbol und Rangmimikry unterscheiden: Das Statussymbol ist ein äußeres Zeichen für die Höhe der sozialen Ranges derjenigen, die ihn auch wirklich erreicht haben. Im Gegensatz dazu ist Rang(ordnungs)mimikry zwar auch ein äußeres Zeichen für die Höhe eines sozialen Ranges, den man erreichen möchte, aber noch nicht erreicht hat. Für materielle Dinge bedeutet das: Ein Statussymbol ist etwas, das man sich leisten kann und Rang(ordnungs)mimikry ist etwas, das man sich eigentlich nicht leisten kann aber trotzdem anschafft.
Frühere Gesellschaftsordnungen mit ihren recht starren Klassenstrukturen haben den Menschen in der damaligen Zeit relativ wenig Spielraum zum Nachahmen der Ranghöheren gegeben. Zwar fanden sich zu jener Zeit die Menschen mit ihrem Stand in der Gesellschaft eher ab, als heute. Aber es gab immer den Drang in der Gesellschaft aufzusteigen. Deshalb führten die Herrscher strenge Gesetze ein, um eine solche Nachahmung (Rangmimikry) zu unterbinden.
Kleiderordnungen waren deshalb zur Zeit des Mittelalters recht häufig. In England regelte ein Gesetz die Kleidung eines jeden Standes. In Indien musste je nach Stand der Turban entsprechend gebunden werden. In Deutschland, während der Renaissance, wurden Frauen, die sich über ihren Stand kleideten, mit dem sogenannten „Schandkragen” bestraft, den sie um den Hals tragen musste. In Amerika, im alten Neu-England, war es Frauen erst dann erlaubt einen Seidenschal zu tragen, wenn ihr Ehemann mehr als tausend Dollar besaß. Heute, nachdem es praktisch keine Gliederung der Gesellschaft in Klassen mehr gibt, regeln solche Gesetze besondere Fälle wie Orden und Titel, bei denen zu mindest unerwünscht ist, sich ihrer ohne angemessenen Status zu bedienen.
5. Sinn von Hierarchien
Hierarchien und Rangordnungen sollen sie Aggressionen innerhalb einer Gruppe herabsetzen. Wie bereits erwähnt, haben ranghohe Tiere nicht nur Rechte, wie z.B. Vorrang beim Fressen und Trinken oder auf dem Gebiet des Paarungsverhaltens. Ranghohe Tiere haben auch wesentliche Pflichten, die nicht übersehen werden dürfen. Diese „Leittiere” wachen als Anführer über die ihnen untergeordnete Gruppe, verteidigen sie in vorderster Reihe gegen äußere Angreifer und sie müssen kleinere Streitigkeiten in der Gruppe schlichten.
6. Lehrplanbezug
Im Bildungsplan der Hauptschule wir das Thema „Grundbegriffe der Ethologie” in der ersten Lehrplaneinheit der 9. Klasse behandelt. Darin heißt es: „An konkreten Beispielen lernen die Schülerinnen und Schüler die wichtigsten Elemente und Strukturen tierlichen Verhaltens und deren Bedeutung für das Individuum kennen. Zudem gewinnen sie Einsichten in Mechanismen des Zusammenlebens. Sie erkennen, dass menschliches Verhalten auf ähnlichen biologischen Gegebenheiten aufbaut, aber zugleich auch kognitiv, kulturell und gesellschaftlich beeinflusst wird. Kenntnisse über die Störanfälligkeit sozialer Beziehungen, deren Folgen und das Wissen um die Zusammenhänge zwischen seelischem Wohlbefinden und Gesundheit sollen sie anregen, eigenes Verhalten kritisch zu überdenken und in ihnen die Bereitschaft wecken, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.”
7. Unterrichtsvorschlag
In der Schule sollte der Übertrag des tierischen Rangordnungsverhalten auf das menschliche Verhalten nicht fehlen. Deshalb wäre es sinnvoll, das Thema in einer Doppelstunde zu behandeln.
In der ersten Stunde könnte man das Thema mit einem Film über das Rangordnungsverhalten bei Hühnern oder Pavianen bzw. Affen beginnen. Besser wäre es, wenn diese Tiere in der Realität beobachtet werden könnten, also im Zoo oder auf einem Bauernhof. Im Zoo besteht jedoch die Gefahr, dass die Tiere ihr natürliches Verhalten nicht in dem gewünschten Maß zeigen. Außerdem braucht der Besuch eines Zoos viel Zeit in der Vor- und Nachbereitung.
Auf einem Arbeitsblatt ist die Gruppe der Tiere mir Symbolen gekennzeichnet. Nun sollen die Schüler Beziehungen zwischen den Tieren herstellen, während der Film ein zweites Mal angeschaut wird. Die Besprechung des Arbeitsblattes wird sicherlich den Rest der ersten Stunde in Anspruch nehmen.
Anschließend kann in der Klasse ein ähnliches Schaubild, ein Soziogramm erstellt werden. Die Schüler erhalten ein vorbereitetes Arbeitsblatt und füllen dies entsprechend ihrer freundschaftlichen bzw. weniger freundschaftlichen Beziehungen aus. Ausgewertet werden können die Ergebnisse erstens in der Klasse auf einem großen Poster, wobei man die Leistung beachten muss. Zweitens kann der Lehrer die Ergebnisse anonymisieren und zuhause auswerten. Dies hat die Vorteile, dass im Unterrricht wenig Zeit verloren geht, und dass unerwünschte Auswirkungen, wie „Beziehungskrisen”, vermindert werden können.
8. Verwendete Medien/ Literaturangaben
Morris, Desmond: Der Menschenzoo, München 1972, S. 40-74
Morris, Desmond: Das Tier Mensch (Fernsehreportage), Folge 3
Claus, Dobler, Frank u.a.: Natura 2, Biologie für Gymnasien 7-10. Schuljahr, Stuttgart 1991, S.302 ff
Schneider, Helmut: Natura 2, Biologie für Gymnasien 7-10. Schuljahr, Lehrerhandbuch Teil B, Stuttgart 1993, S. 178 f
Kultus und Unterricht, Bildungsplan für die Hauptschule, Villingen-Schwenningen 1994, S.358
- Arbeit zitieren
- Martin Rommel (Autor:in), 2001, Rangordnungsverhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104387
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