Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Die Lage des Heiligtums
III. Geschichte des Heiligtums
1. Die Mykenische und Archaische Zeit - Der Mythos von der Übernahme und der Erste Heilige Krieg
2. Das klassische Delphi
3. Delphi während des Hellenismus und seine Bedeutung für die Römische Welt
IV. Die Anlage des Heiligtums
1. Die Grabung
2. Überblick über die Anlage
3. Das alte Heiligtum der Gâ
4. Die Tempel des Apollon
5. Die ionischen Schatzhäuser
6. Die dorischen Schatzhäuser
7. Das Schatzhaus der Athener
8. Die Halle der Athener
9. Die Säulenhalle des Attalos
10. Die Lesche der Knidier
11. Das Theater, das Stadion und das Gymnasion
12. Knapper Überblick über sonstige Weihegaben
V. Zusammenfassung
VI. Benutzte Literatur und Quellen
VII. Tafeln
VIII. Zusätzliche Bibliographie
I. Einleitung
Λμφι δε νηον ενασσαν αθεσφατα φυλ ανθρώπων κτιστοισιν λαεσσιν αοίδιμον εμμεναι αιει. Λγχου δε κρηνη καλλιρροος ενθα δρακαιναν κτεινεν αναξ Διος υιος απο κρατεροιο βιοιο ?ατρεφεα μεγαλην, τερας αγριον, η κακα πολλα ανθρώπους ερδεσκεν επι χθονι, πολλα μεν αυτους πολλα δε μηλα ταναυποδ επει πελε πημα δαφοινον.[1]
Um den Mittelpunkt der Welt zu bestimmen, schickte Zeus von den beiden Weltenenden je einen Adler los; wo sie sich in der Mitte trafen, lag der Mittelpunkt der Welt. Im delphischen Heiligtum wurde diese Bedeutung durch einen Omphalos symbolisiert.
Als Oakelheiligtum war Delphi nicht nur in der gesamten griechischen und römischen antiken Welt bekannt; seinen Einfluß nahm es auch auf andere antike Kulturen und nach seinem „Ende“ auf die Kultur des Abendlandes und bot weiter Stoff für Legenden und literarische Werke als scheinbar unerschöpfliche Quelle für Phantasie und Kulturentwicklung. Noch heute lachen wir über die Missgeschicke der „Großen“, die die Orakelsprüche der Pythia falsch interpretierten, während wir uns fragen, ob die Geschichte dem Zufall oder dem (göttlich vorherbestimmten) Schicksal unterliegt.
Doch das Orakel selbst und die Sprüche der Wahrsagerin des Apollon sind nicht das ganze Delphi. Anhand des Heiligtums lässt sich auch ganz hervorragend besonders die politische Situation in Griechenland und später in der Römischen Republik und dem Römischen Imperium nachvollziehen. Die vielen Bauwerke auf dem Gelände stellen auf vorbildliche Weise dar, wie die Machtverhältnisse zwischen den einzelnen πολεις standen und wie die Befindlichkeiten der antiken Stadtstaaten selbst waren. Denkmäler der Athener, Lakedaimonier, Argiver und Arkader bezeugen den Kampf um die Vorherrschaft in Griechenland. Private Stiftungen klären uns über die Haltung des Gebers zu seinem Gott auf und beweisen, wie schwer die polytheistische Religion damals für den Einzelnen wog. Der Tempel, die Schatzhäuser und sonstige Gebäude, sowie die riesigen Anathemen und unzählige Weihegaben machen das Delphi aus, welches für den Archäologen ein enormes Ressort an Wissen über die Antike Welt zur
Verfügung stellt. Die Betrachtung der Reste der architektonischen und künstlerischen Werke und deren Rekonstruktion macht das Heiligtum zu mehr als nur einem berühmten Orakel: es erzählt Geschichte.
Durch die Übernahme des Heiligtums durch Apollon erweiterte sich die Bedeutung des Tempelbezirkes noch erheblich, denn als Gott, der nicht nur Krankheit sendet, sondern auch heilt, verleiht Apollon der phokischen Kultstätte neben der „neuen“ Mantik einen asklepischen Charakter, der eng in Zusammenhang mit antiker Kathartik steht. Zudem hatte Delphi auch zentrale Bedeutung für die Verehrung Apollons und stand somit auch in enger Verbindung zur Kolonisation der Griechen; viele Exkursionen nahmen hier ihren Anfang. Nicht zu vergessen, dass die heilige Stätte auch durch die Pythischen Spiele, die alle vier Jahre gefeiert wurden, seinen schon vom Orakel herrührenden panhellenischen Charakter bestätigte; Thukydides war es, der schrieb, dass alle Griechen freien Zugang zum Heiligtum genossen[2].
Auch die Philologen sind hier gefordert, kommen doch viele noch heute gebräuchliche Redewendungen und weise Sprüche von hier, von den mit Unmengen von Inschriften versehenen Mauern und aus den vielen Geschichten, die sich um den heiligen Bezirk ranken; darüber hinaus sind auch genügend schriftliche Erwähnungen Delphis überliefert, so z.B. bei Pausanias[3], Strabon, Thukydides, Herodot und natürlich zuerst auch bei Homer.
Den archäologischen wie geschichtlichen Hauptaugenmerk werde ich auf das archaische und klassische sowie auf das hellenistische Delphi legen, ohne die Vorgeschichte außer Acht zu lassen, da das Orakel schon in mykenischer Zeit existierte, jedoch damals noch der Gâ und anderen Göttern geweiht war.
Neben der Vorstellung der konfliktreichen und ständig Veränderungen unterlegenen delphischen Geschichte, und den archäologischen Gegebenheiten, werde ich kurz auch die Bedeutung eines Kultes (hier speziell der Kult des Apollon Pythios) für die griechische Kolonisation anreißen, einen kleinen Ausblick auf die Geschichte des posthellenistischen Delphis geben und einige wichtige noch heute im Museum sichtbare Funde aus dem Temenos vorstellen.
II. Die Lage des Heiligtums
Im felsigen Herzen Mittelgriechenlands, im Gebiet von Phokaia befindet sich das Parnass-Gebirge mit einer Höhe von heute 2459 m ü.M. Von der Landschaft Doris aus führt ein Pass nach Süden in die Talebene von Amphissa, die sich wiederum zu einer Bucht des Korinthischen Golfes öffnet. Dieser Pass ist eine der wichtigsten Verkehrsund Kulturstraßen Griechenlands, der vom Norden, von Thessalien zum Korinthischen Golf führt. Aufgrund dieser Verbindung lag hier an dieser Stelle auch schon in antiker Zeit der bedeutendste Hafenplatz des Golfes. Zwischen dem Parnassos und dem Korinthischen Golf liegt ein felsiges, unfruchtbares, aber niedriges und bequem begehbares Kalksteingebirge, das hier und dort auch von kleinen Ebenen und Tälern geprägt ist, welche durchaus vom Menschen besiedelt und verkehrstechnisch erschlossen werden können. Auch hier führt eine Straße hindurch, Phokis und Boiotien mit der Bucht von Krisa verbindend, und war Produkt der Kreuzung dreier wichtiger Straßen: zwei Wege kamen vom Osten her, der eine von Chaironaia, der andere von Lebadaia; der dritte vom Süden her, von Antikyra und Ambryssos.
Wo sie sich trafen, an dem Platz, an dem Ödipus seinen Vater erschlagen haben soll, dem Triodos, vereinigten sie sich zu einer Straße, die von nun an Richtung Westen bis auf eine Passhöhe von 763 m ü.M. am Südabsturz des Parnassgebirges ansteigt. Von hier zieht nun das Tal des Pleistos-Flusses über 15km nach Westen zur Ebene von Amphissa und Krisa und trennt den riesigen Parnassos von dem ihm südlich vorgelagerten Kalkgebirge Kirphis (1563m).
Dort wo das Pleistos-Tal in die Ebene mündet, 4km vom Wasser entfernt, lag in alter Zeit[4] die Stadt Krisa, die beide große Straßen, die Verbindung zum Meer und den Hafenort Kirrha beherrschte.
In der unteren Strecke des Pleistos-Tales, auf einer Schieferterrasse der nördlichen Talwand lag an der boiotischen Straße, 3 Ά km von Krisa entfernt, Delphi. Die Schieferterrasse, auf der Delphi liegt, ist schmal und abschüssig und erstreckt sich über eine Fläche von ungefähr 200m am Südhang des Parnaß (700-500m ü.M.).
Doch ist es nicht unbedingt ungefährlich hier zu bauen, denn besonders häufig und heftig auftretende Erdbeben brechen große Gesteinsbrocken aus der Gebirgswand, die dann in die Tiefe stürzen; so hatte sich das Gebiet im Laufe der Zeit auch stark verändert, wobei die Felstrümmer oft auf der Terrasse von Delphi liegen blieben. Zwischen dem Kalkstein des Parnaß und dem Schiefer der Terrasse brechen mehrere kühle Quellen hervor. Die wichtigste von ihnen ist die Kastalia-Quelle, die bedingt durch die Wasserfälle nach Regengüssen schon eine richtige Schlucht entstehen ließ, die die von Delphi eingenommene Terrasse in zwei Abschnitte teilt: einen schmalen östlichen (Heiligtum der Athena Pronaia) und einen breiteren westlichen (ApollonHeiligtum).
Es muß wohl die eindrucksvolle Landschaft gewesen sein, die die Erbauer des Heiligtums (oder den Gott selbst?) dazu veranlasste hier eine Kultstätte entstehen zu lassen; wobei die schon oben erwähnte bedeutende Straßenanknüpfung und die Nähe des bedeutenden Hafen Kirrha sicher eine Rolle spielten.
III. Geschichte des Heiligtums
l.Mykenische und Archaische Zeit - Der Mythos von der Übernahme und der Erste Heilige Krieg
In archaischer Zeit war Delphi nicht unter diesem Namen bekannt gewesen, sondern nannte sich Pytho, wie es uns zuerst auch bei Homer in seinem Apollonhymnos überliefert ist. Erst bei Plutarch begegnen wir der Form Δελφοί[5]. Aufgrund von Scherbenfunden[6], die unter dem Tempel und an dessen Westfront gefunden worden sind, musste Pytho schon in mykenischer Zeit von Griechen besucht gewesen sein und bei Homer finden wir das auch bestätigt, wenn er in der Ilias ( IX 401ff.) schreibt, dass Agamemnon hier das Orakel vor dem Troianischen Krieg befragt hat. Die zusammenhängende Erzählung der Entstehung des Kultes gibt uns ebenfalls Homer in seinem Hymnos auf Apollon. Woher nun der ursprüngliche Name Pytho kommt ist umstritten, aber die Schlange, die Apollon erlegte, ist damit nicht gemeint, denn sie war die δρακαινα. Da aber Homer schon schrieb, dass die Schlange in Angesicht des Helios sofort verweste, wird heute vorwiegend davon ausgegangen, dass der Name des Ortes, Πυθω, und der Name des Gottes, Πύθιος, von πυθειν, πυθω (=faulen machen) kommt. So trug Apollon in der Phokis also den Beinamen Πυθιος, Drachentöter, aber nachweislich auch den des Δελφινιος, der Gott der Schifffahrt. Aber anders als der Kult des Δελφινιος, der schon in alter Zeit existierte, setzte sich der Name Delphi für die Orakelstätte erst später durch.
Krisa muß im 8. und 7. Jahrhundert eine mächtige Stadt gewesen sein, die das Pleistostal und die Verkehrswege in diesem Gebiet beherrschte; auch die Hafenstadt Kirrha hat zu ihrem Besitz gezählt, genauso wie die Ebene und der Korinthische Golf.
In Kirrha gab es einen Altar des Apollon Delphinios, den sich Apollon nach der „Entführung“ der kretischen Händler (seinen zukünftigen οργιονες)[7] selbst gebaut haben soll und der Delphin ist auch das Wappenzeichen auf den Münzen von Delphi[8].
Seine οργιονες schlachten für den Gott die Opfertiere und der Gott selbst weissagt dafür εχ δάφνης[9].
Die „andere“ Tochter des Zeus (und der Metis), Athene, wurde in Delphi von alters her als Athena Pronaia verehrt; sie fungierte als Torhüterin für ihren Halbbruder Apollon, besaß aber ihr eigenes Heiligtum auf der Ostseite der Terrasse[10]. Neben den beiden Geschwistern hatten natürlich auch andere Götter ihre Kulte in Delphi, denn auch in der Sakralarchitektur gibt es keine monotheistischen Tendenzen. Neben Athene wurde Hera, die laut der homerischen Mythologie besonderen Haß auf Leto und ihren Sonnensohn hatte, in Krisa verehrt, u.a. wurde ein Monat nach ihr benannt. Mit den dorischen Einflüssen kam auch der Heros Herakles zum Orakel und noch etwas später drang der dionysische Kult vor und vermischte sich mit dem des Apoll[11]. Aber wie schon erwähnt, gab es auch Götter, die lange vor dem Helios in Delphi regierten und lange vor der Errichtung des Tempels eine eigene Kultstätte besaßen. Bei Homer wird davon nichts gesagt, aber die oben schon angesprochenen Münzfunde und verschiedene spätere Überlieferungen, sowie die Tatsache, dass die alten Götter auch noch lange mit Apollon zusammen verehrt wurden, lassen darauf schließen, dass es hier die Ausübung eines Ritus der Gâ[12] und danach eines Ritus der Themis gegeben haben muß. Darüber hinaus genoß auch Poseidon kultische Verehrung an dieser Stelle. Pausanias berichtet davon, dass Poseidon sogar noch später einen Altar im Apollontempel hatte[13]. Das Heiligtum der Gâ konnte man noch zu Plutarchs[14] Zeiten sehen - südlich des Apollontempels - aber davon wird bei der Behandlung der Anlage noch zu sprechen sein. Von ihrer Nachfolgerin Themis wurden den Menschen zukunftverkündende Träume geschickt, weil der Gâ das Kind (die δρακαινα) genommen wurde, solange, bis Apollon den Zeus selbst um Erlösung bat. Hier kehrt sich der ursprüngliche heroische Siegeshymnos des Homer auf Apollon also zu einer Blutschuld um. Natürlich wird hier nicht die Gerechtigkeit des Gottes hinterfragt, aber um sein Orakel zu entsühnen, muß er seine Tat bereuen. Im Tempel soll sich die berühmte, aber geologisch nicht nachgewiesene und wahrscheinlich nie existente στόμα γης befunden haben über dem dann die Pythia saß und orakelte, benebelt, oder wie die antiken Autoren sagen, entzückt von einem Luftstrom.
In seiner Nähe befand sich der ganz am Anfang schon erwähnte Omphalos, der Nabel der Welt, der ορος - Stein. Hesiod z.B. machte diesen Stein, der noch heute im Museum zu Delphi zu sehen ist, zu einem „Fetischstein“[15] des Kronos[16]. Später war er laut Pausanias aus weißem Marmor[17] gearbeitet und hatte zu beiden Seiten je einen Adler stehen, so wie der Mythos es erzählt[18].
Dionysos wurde zwar erst sehr viel später in Delphi verehrt als die Gâ und Poseidon, aber dennoch muß er eine Rolle gespielt haben, als noch die alte Oktaeteris bestand, d.h. bevor die Pythischen Spiele nach dem Ersten Heiligen Krieg (600-590) neu organisiert worden sind. Denn zu jener Zeit gab es im delphischen Festkalender sowohl das Fest der Charila, bei dem die Thyiaden eine wichtige Rolle spielen, wie auch die Herois. Archäologisch lässt sich dieser Kult natürlich auch nachweisen, ist Dionysios doch mit seinen Thyiaden im Giebel des Apollontempels dargestellt[19]. Während der Wintermonate, wenn der delphische Gott bei den Hyperboreern weilte, übernahm anscheinend Dionysos mit seinem Gefolge die Führung im Heiligtum[20]. Beide Götter beeinflussten sich wohl gegenseitig, wobei Dionysios es schaffte, die Mantik des Apollon zu verändern; er selbst hatte auch Orakelstätten in Thrakien und anderswo[21], und verlieh der delphischen Wahrsagerei noch ein besonders orgiastisches und ekstatisches Element. So bestieg die Pythia den Dreifuß über dem στομα γης, um, berauscht von den Dämpfen, Sprüche auszustoßen, dass sie die Priester in eine Form (Hexameter) fassen konnten[22]. Mit feierlichem Ornat geschmückt, trinkt die Pythia vorher von der heiligen Quelle[23] und kaut Lorbeerblätter und Gerste, dann gerät sie in jenen tranceartigen Zustand und weissagt.
In der Kaiserzeit gab es nur eine Pythia, aber in der Zeit davor muß es wenigstens zwei oder drei gegeben haben, die sich die anstrengende Arbeit teilten. Der Wahrsagerin zur Seite standen zwei Priester, die wohl jeweils auf lebenslänglich gewählt wurden[24]. Außerdem gab es auch noch zu Plutarchs Zeiten fünf οσιοι[25], ebenfalls auf lebenslänglich gewählt, und laut einer delphischen Inschrift einen νεωκορος, der wohl niedere Dienste ausführte.
Die θεοπροποι[26] mußten sich in der gleichen Quelle, aus der die Pythia trank, einer symbolischen Reinigung unterziehen und danach vor dem Tempel einen πελανος entrichten und Schafe oder Ziegen[27] opfern. Wer durch Los an die Reihe kam seine Frage zu stellen, durfte das Adyton des Tempels betreten und sich weissagen lassen. Sicher war das Orakel nicht nur für besonders reiche und mächtige Personen sowie ganze Staaten zugängig; es kamen auch viele Privatpersonen nach Delphi, um den Gott um Hilfe in ihren kleinen Privatangelegenheiten zu bitten. Dennoch wirkte das Orakel auf die Poltik in der Welt ein, so dass Delphi oft genug Streitgegenstand zwischen verschiedenen Mächten gewesen war, denn die Priester waren durchaus in der Lage politische Entscheidungen von hohen Würdeträgern zu beeinflussen, indem sie das dementsprechende Orakel gaben, zumal auch die griechischen Priester nicht vor Bestechung und Parteilichkeit gefeit waren.
Eine wichtige Rolle spielte das Orakel auch für die Koloniengründungen der Griechen in der archaischen Zeit. Bevor die Griechen eine solche Expedition starteten, befragten sie erst einmal ein Orakel, ob es sich überhaupt lohne, eine neue Stadt zu gründen. Der Gott selbst wurde als αρχηγέτης mitgeführt, und bildete fortan in den Kulten der neuen Polis eine ebenfalls führende Rolle. Aufgrund diesen Vorteils, dass sein Kult sich ausdehnt und ihm noch mehr Tempel errichtet werden, lag dem Gott freilich daran, dass die Expedition gestartet würde, und gab sein verbindliches Ja. Kallimachos dichtete:
„...dem Phoibos folgend legten die Menschen Städte an; denn Phoibos freut sich immer über die Gründung von Städten, und Phoibos legt selbst die Fundamente.“[28] Viele Koloniegründungen sind uns überliefert, bei denen dem Gott Πύθιος als erstes ein neuer Altar geweiht wurde, u.a. auch Massalia, das im heutigen Südfrankreich um 600 durch die Phoker[29] gegründet wurde.
Den enormen Einfluß den Delphi also auf die Mächte in Griechenland hatte, gaben genug Grund die Herrschaft über das Orakel inne haben zu wollen. Ursprünglich übte, wie schon erwähnt, die Stadt Krisa die Herrschaft über Delphi aus, darüber hinaus beherrschte sie auch den Zugang zum Meer und die wichtigen Handelsstraßen. All das erweckte in den anderen Mächten den Wunsch das Orakel zu besitzen. So wurde der Erste Heilige Krieg offiziell für die Emanzipation Delphis von den Phokern geführt, denn der Amphiktionie - als selbstständiges (politisches) Organ - lag viel daran, das Orakel unabhängig zu machen, während die Phoker einen geschichtlichen Anspruch erhoben. Geendet hat der Krieg damit, dass Delphi von phokischen Händen in die Hände der Thessaler wechselte.
Ein Grund für den Beginn des Krissaeischen Krieges wurde schnell gefunden: die Krisaeer hätten die Pilger auf ihrem Weg überfallen und ausgeraubt[30], und das gegen die Gesetze der Amphiktionie, die hier zum ersten Male in Erscheinung tritt. Den Oberbefehl hatten im Aitolischen Bund die Thessaler, unter Eurylochos, inne, auch die Athener schickten ein Kontingent unter Alkmeon und Kleisthenes von Sikyon schickte eine Flotte, um den Krisaeern den Fluchtweg zur See abzuschneiden.
Im Jahr 590/89 fiel Krisa, die Stadt wurde zerstört, der Hafen Kirrha zugeschüttet und das Land geweiht, dass es nicht mehr bebaut werden durfte. Das geweihte Land ging natürlich in den Besitz der Amphiktionen über. Als Siegesfest feierte man 586/5 zum ersten Mal die pythischen Agone, die von nun an zu den vier panhellenischen Festen[31] zählten. Aus der Kriegsbeute wurden die Geldpreise bezahlt[32], aber im Jahr 582/81 wurde - nach Vernichtung der letzten Kirrhaeer durch Hippias - der Siegespreis ein Lorbeerkranz[33].
Schon vor der Einrichtung der Pythischen Spiele soll es einen Agon gegeben haben, bei dem der Paian auf den Gott[34] gesungen wurde[35]. Nun kam noch der Wettkampf der Aulodie und des Flötenspiels hinzu[36]. Auch die Organisation und Leitung der nunmehr alle vier Jahre stattfindenden Agone übernahm die Kultgemeinschaft, die Amphiktionie. Die Phoker waren nun den Thessalern völlig ausgeliefert, ihre Unabhängigkeit wurde bedroht, so dass man die Okupatoren zurückschlug. Weihgeschenke in Delphi[37] zeugen davon: 2000 Schilde und große Statuen um den Dreifuß kämpfender Figuren[38].
Im Jahre 548/47 brannte der Tempel ab[39]. Der Neubau sollte 300 Talente kosten, davon mussten die Delpher selbst den vierten Teil bezahlen und schickten dafür eine Sammelliste in der griechischen Welt herum, um das Geld aufbringen zu können. Hier zeigte sich, wer alles an einem Wiederaufbau interessiert war[40].
Das zu der Zeit sich in Verbannung befindende athenische Adelsgeschlecht der Alkmaioniden übernahm die Ausführung des Baus[41]. Diese Bauaufsicht ist leicht zu erklären, verlor doch das delphische Orakel unter der Herrschaft der Peisistratiden in Athen an Bedeutung. Peisistratos hatte sein eigenes Orakel, den Amphilytos von Akarnien, und erlaubte es sich zusätzlich noch die andere apollinische Kultstätte auf Delos zu heben. Diese schlechte Verbindung zwischen den Pei si strati den und dem delphischen Orakel nutzten die Alkmaioniden und bauten den Tempel prächtiger als zuvor: den Porosstein ersetzten sie teilweise durch parischen Marmor; der Architekt war laut Pausanias[42] Spintharos von Korinth. Als Gegenleistung brachte die Pythia die Lakedaimonier dazu Athen von der Tyrannis der Peisitratiden zu befreien[43]. Als der Alkmaionide Kleisthenes, dessen sikyonischer Großvater schon ein Orakelbefrager war, in Athen die neue Phylenordnung einführte, wählte die Pythia dazu die zehn Eponymen aus. Aus Dank für die Befreiung von der Tyrannis errichteten die Athener die στοά an der Südmauer der Tempelterrasse.
Als die Athener sich wieder in einen gewissen Ruhezustand begeben hatten, der Blüte ihrer Polis entgegensehend, breitete sich schon ein neuer dunkler Schatten über dem griechischen Mutterland aus: die Perser. Delphis Rolle im 5.Jh. hätte eigentlich klar sein müssen, aber dennoch fehlte dem Gott anscheinend der Patriotismus, denn eine unumstößlich feste Stellung in den Auseinandersetzungen von Griechen und Persern nahm er nicht ein. Nur stand er mit dieser schwankenden Einstellung nicht allein da, denn auch genügend griechisch Polis waren „promedisch“ gestimmt[44], als Xerxes 480 das Mutterland erreichte. Den Athenern sagte das Orakel, sie sollen sich hinter ihre hölzerne Mauer begeben. Ratlos überlegte man, ob damit die Flotte oder die befestigte Akropolis gemeint sei; man entschied sich für die Seeschlacht bei Salamis und kam als Sieger hervor. Den Argivern[45] gebot die Pythia Vorsicht und auch den Kretern[46] [47] gab sie keine befriedigende Antwort.
Nachdem die Perser besiegt wurden waren, erfand man die Geschichte von dem Perserangriff auf Delphi, den der Gott mit entsprechenden Naturerscheinungen abgewehrt hätte[48] [49]. Die Athener stifteten einen θεσαυρος nach Delphi der die Inschrift trägt: Λθεναιοι τοι Λπολλονι απο Μεδον ακροθινια τες Μαραθονι μαχες.49 Als Zehnten weihten die Athener eine Statuengruppe, deren Künstler der Phidias gewesen sein soll[50]. Auch die Delpher rühmten sich als Bezwinger der Meder und stifteten, wie viele andere Griechen und Poleis auch[51]. Überhaupt erlebte jetzt auch Delphi eine Blütezeit; von überallher kamen Unmengen von Weihegaben, für Siege in Krieg und Wettkampf. Der heilige Bezirk muß sich sehr rasch mit Weihegaben gefüllt haben, die Gebäude schossen nur so aus dem Boden[52].
2. Das klassische Delphi
Die Ruhe nach den Perserkriegen dauerte nicht lange an, denn schon bald begannen die Lakedaimonier Delphi zu besetzen, um es von den Phokern unabhängig zu machen[53] (449). Dafür erhielten sie die Promanteia, das heißt das Vortrittsrecht bei der Befragung des Orakels. Doch schon zwei Jahre später gaben die Athener unter Perikles das Heiligtum wieder an die Phoker zurück und erhielten dafür ebenfalls die Promanteia. Aber da die Athener noch im gleichen Jahr den Böotern bei Koroneia unterlagen, erlangte Delphi wieder die Unabhängigkeit und trat in Gegensatz zu Athen. V.a. ersichtlich ist das neue Verhältnis zwischen Athen und dem Orakel daran, dass selbiges als κτίστης von Thurioi nicht den Neugründer des Jahres 445, Athen, sondern den Gott angab[54]. Und als die Spartaner 432 fragten, ob sie den (Peloponnesischen) Krieg gegen Athen wagen sollten, bekräftigte sie das Orakel und stellte ihnen sogar die Hilfe des Gottes zur Seite[55]. Nur wenige Jahre später (426) fand eine Besiedlung Herakleias durch die Spartaner statt[56].
423 kam es dann wieder zu einer Wende: ein Waffenstillstand sorgte dafür, dass Delphi wieder frei zugänglich wurde, und jeder, der wolle, das Orakel befragen dürfe[57]. Im Nikias-Frieden wurde letzteres noch einmal bestätigt und darüber hinaus festgelegt, dass das Heiligtum und der Tempel autonom seien. Ein kurzes Glück für die Athener, aber schon bald gewannen die Spartaner wieder Einfluß in Delphi, nachdem die Athener unter Alkibiades versucht hatten, Syracus zu erobern und damit im Jahr 413 kläglich scheiterten[58].
Dennoch mussten auch die Spartaner früher oder später ihre Herrschaft wieder verlieren; nach der Schlacht bei Leuktra (471) kamen die Thebaner wieder an die Macht. 373 wurde der Tempel erneut durch ein Erdbeben zerstört und musste wiederaufgebaut werden. Jede Stadt sollte nach Belieben für den Tempelbau beisteuern[59].
Die Phoker hatten ihre alten Besitzansprüche auf Delphi noch nicht fallengelassen. Daher besetzte Philomelos, ein Stratege der Phoker das Orakel im Jahre 365, ließ die Urkundenstele der Amphiktionie vernichten und das Heiligtum durch Mauern befestigen. Mit Zustimmung der gezwungenen Pythia plünderten die Phoker die Tempelkasse um von dem Geld Söldner zu werben, später vergriffen sie sich dann auch an den Weihgeschenken[60]. Gegen die Phoker gingen die Lokrer, Thebaner und Thessaler, später auch die Böoter vor und bereiteten dem Philomelos eine Niederlage. Doch sein Nachfolger Onomarchos versuchte erneut das Heiligtum für die Phokern zu gewinnen, wurde aber von Philipp II. von Makedonien geschlagen und getötet. Da aber der Makedonerkönig nicht vorhatte an den Grenzen Griechenlands halt zu machen, sondern versuchte seinen Machtbereich auszudehnen, leisteten die Athener Widerstand. Während dieser Kämpfe wurde der Heilige Bezirk systematisch seiner Schätze beraubt. Als Philipp ein zweites mal vorrückte, ergaben sich die Phoker und die Makedoner erhielten die zwei Stimmen derselben im Amphiktionenrat[61]. Während des Dritten Heiligen Krieges (356-346) wurde am 373 zerstörten Tempel weitergebaut, der Ost-und Westgiebel erneuert. Die Verwaltung der Baugelder übernahmen die vaopoioi; in dieser Kommision hatten die Staaten Vertretungsrecht, die größere Beträge gewährt hatten. Die Amphiktionie hatte zu dieser Zeit 24 Mitglieder, u.a. schickte Makedonien 2, die Delpher 2, die Böoter, Lokrer und Thessaler ebenfalls jeweils 2 Abgeordnete.
Währenddessen benutzten die Lokrer von Amphissa das geweihte Gebiet um (das ehemalige) Krisa herum, so dass Philipp erneut anreisen musste, um den Streit zu schlichten; dies förderte natürlich auch die (mächtige) Stellung Philipps in Griechenland und was er nicht vollenden konnte, nahm sein Sohn Alexander in Angriff. Der Tempelbau wurde unter Alexander beendigt. Dennoch hatte das Orakel viel von seinem einstigen Glanz eingebüßt. Erst der Galatereinfall verhalf ihm zu neuen Ansehen.
3. Delphi während des Hellenismus und seine Bedeutung für die römische Welt
Im ersten Jahrzehnt des 3.Jh. verschafften sich die Aitoler die Vorherrschaft über Delphi, hatten dafür aber auch einen hohen Anteil an der Abwehr der Gallier[62]. Natürlich wurde die Abwehr literarisch ähnlich mystisch ausgeschmückt wie die Abwehr der Perser: Erdbeben, Feuer, Gewitter, Felslawinen u.ä. wurden hier für die Gegenwehr des Gottes verantwortlich gemacht. Dennoch wurden wahrlich die Aitoler geehrt und der Heilige Bezirk erneut mit Siegesdenkmälern geschmückt[63]. Die Phoker wurden wegen ihres Mitkampfes zur Amphiktionie wieder zugelassen[64] und auch die Lokrer waren durch ihren Beitrag entsühnt. Zur Feier des Sieges wurden die Soterien (274) gestiftet um den Zeus Soter und den Apollon Pythios zu feiern. Die Aitoler übernahmen die Stimmen im Amphiktionenrat von ihren Bundesmitgliedern, während Makedoner und Thessaler ausgeschlossen wurden. Zu dieser Zeit bildet sich auch ein komplexes Asylwesen in Delphi aus, welches im Hellenismus „...zu einem Mittel zwischenstaatlicher Politik“[65] wurde. So erhielt Seleukos II. von Syrien ein Orakel, dass der Tempel der Aphrodite Stratonikis und die Stadt Smyrna heilig und asyl sein sollen. Außerdem erhielten die Smyrnäer die προμαντεια[66]. Die Asylie erhielten u.a. auch die Magneten (221/20), Stadt und Land von Antiocheia und Stadt und Opfer der Kyzikener.
Viele Weihgeschenke kamen in dieser Zeit aus Kleinasien aber auch aus der aufstrebenden und sich dem griechischen Osten zuwendenden urbs Romana und von anderen Italikern. Natürlich hatten die Römer auch allen Grund zu weihen, besiegten sie doch die Karthager im Dritten Punischen Krieg entgültig, schlugen die Makedonen in der Schlacht bei Pydna (168) und befreiten das Orakel 191 vom Aitolischen Bund. Die Verwaltung übernahmen nun die Römer, und führten auch gleich ein neues Fest ein, die Ρωμαία. Auf Senatsbeschluß wurde dem Heiligtum, der Stadt und dem Land der
Delpher die Freiheit und die selbstständige Verwaltung des Heiligtums geschenkt. Die Tradition der Proxenie wurde jetzt wieder offener, so offen, dass selbst Thessaler und Makedoner wieder Zutritt erhielten. Auch Ägypten hatte seine Proxenoi am Hofe des Ptolemaios Epiphanes. Eumenes II. von Pergamon stiftete den Agon der Nikephorien in Delphi. Eumenes war es dann auch, der auf Befehl des neuen Makedonerkönigs Perseus ermordet werden sollte, aber entkam. Daraufhin entbrannte ein Krieg zwischen Rom und Perseus, der mit dem Sieg der urbs Romana in der pydnischen Schlacht endete. Aemilius Paulus, der Sieger in der Schlacht, ließ es sich dann auch nicht nehmen, die für ein Denkmal des Perseus gedachten Pfeiler für sein eigenes Siegesdenkmal zu verwerten. Für eine Weile ging es dem Orakelheiligtum wieder besser, selbst die erneuten Keltenstürme aus dem Norden gingen an Delphi ohne Schaden vorrüber, bis Sulla im Kontext der Mithridatischen Kriege hierher kam und Delphi seiner kostbaren Weihgeschenke beraubte[67]. Die Übergriffe der Maider taten das Übrige. Delphi verlor sein Ansehen, hatte sich doch der Gott nicht gewehrt. Wahrscheinlich fungierte das Orakel jetzt nur noch für kleine Fragen der Umwohner, spielte aber keine Rolle mehr in der großen Politik
Der erste römische Kaiser Augustus erneuerte den Amphiktionenerat und schuf statt den bisher 24 Stimmen, 30, wobei er den Makedonern und Thessalern jeweils 6 Stimmen gab. Im Heiligtum müssen sich mehrere Kaiserbilder[68] befunden haben, darüber hinaus wurden Inschriften[69] auf Mitglieder der römischen Kaiserfamilie gefunden.
Nero zerstörte Delphi auch im Laufe seiner Regierung, zahlreiche Kunstschätze wurden geraubt[70]. Unter den flavischen Kaisern war Delphi immer noch eine Stadt, Titus übernahm im Jahre 79 sogar das Amt des eponymen Archon. Auch Domitian sorgte für das Heiligtum, so soll er 84 den Apollontempel wiederhergestellt haben[71].
Unter Trajan wurden noch einmal die Besitzansprüche Delphis auf das heilige Gebiet geprüft. Gleichzeitig kam es zu einer gesteigerten Bautätigkeit: die Pylaia, der ursprl. Versammlungsort der Amphiktionie, wurde mit Heiligtümern, Versammlungsräumen und Wasseranlagen versehen[72]. Außerdem leistete auch die Amphiktionie selbst ihren Anteil, indem sie u.a. die Bibliothek und die Wohnung der Pythia wiederherstellten.
Zu dieser Zeit tanzten noch die Thyiaden - ein Hinweis darauf, dass der Dionysos-Kult immer noch seinen Bestand hatte - die Ämter hatten reiche Familien inne.
Unter Hadrian wurde die Münzprägung wiederaufgenommen. Auch er ordnete die Zusammensetzung der Amphiktionie neu, nahm den Thessalern ihre überschüssigen Stimmen und gab sie Athenern und Lakedaimoniern. Auch kümmerte er sich um Finanzverwaltung und die Pythien. Herodes Atticus schmückte das Stadion noch mit Sitzreihen aus pentelischem Mamor[73].
Pausanias muß um 176/77 in Delphi gewesen sein, was er sah, beschreibt er eingehend im Zehnten Buch, v.a. die Verwüstung im Heiligtum zu seiner Zeit. Aber es herrschte immer noch Disziplin. Inschriften belegen, dass ein Konsular Claudius Leonticus den Apollontempel erneuerte und das heilige Land wieder in Besitz genommen habe[74].
Die pythischen Agone wurden wahrscheinlich noch eine ganze Weile gefeiert. Der letzte, der das Drama der Drachentötung gesehen haben will, war Cyprian (200-257). Die letzten Worte sollen an Oribasios im Auftrage des Iulian gegangen sein: Είπατε τω βασιληι! χαμαί πεσε δαιδαλος αυλα! ουκετι Φοίβος εχει καλύβαν, ου μαντιδα δαφνην, ou pagan λαλεουσαν! απεσβετο και λαλον υδωρ.
Die Verfügung des Theodosius von 392 beendete die Reste des heidnischen Kultes, ab dem 5.Jh. wird das Heiligtum mit christlicher Architektur bebaut. In byzantinischer Zeit muß sich Delphi noch als Marktflecken gehalten haben.
Allerdings taucht Delphi sehr viel später erst in der Forschung wieder auf.
IV. Die Anlage des Heiligtums
1. Die Grabungen
Den Großteil der archäologischen Arbeit in Delphi leistete die École Française d'Athènes, nachdem bescheidenere Untersuchungen bereits in den 30er und 40er Jahren des 19.Jh. angestellt worden waren. Ab 1893 begann die Schule unter der Leitung Homolles mit systematischen Grabungen in diesem Bezirk. Vorher musste das kleine Dorf Kastri, dessen Bewohner sich um die Kastalia-Quelle angesiedelt hatten, nach Westen verlegt werden, indem man die alten Häuser auf dem Grabungsgelände abriß und neue Häuser, finanziert durch das Französische Parlament, zwei Kilometer entfernt aufbaute. 1903 waren die größten Grabungen abgeschlossen, die Ausgrabungsfunde sind im 1902 eröffneten Museum zu Delphi ausgestellt.
2. Überblick über die Anlage
Das Heiligtumsgelände des Apollon Pythios hat eine rechteckige Form und besitzt eine Breite von 135 und eine Länge von 190 Metern. Es ist nach oben hin terrassiert, um Halt auf dem Südhang des Parnassos zu finden und von einer polygonalen Mauer, der Hellénika, umschlossen. Das Haupttor (A) befindet sich im südöstlichen Teil der Polygonalmauer. Von hier aus führt die Heilige Straße hinauf bis zum Tempel und dann weiter als Weg für die Zuschauer zum Stadion. Der obere Teil ab dem Schatzhaus der Athener wurde erst in byzantinischer Zeit gebaut, wie der ursprüngliche Lauf der antiken Prozessionsstraße ab hier verlief ist nicht mehr nachvollziehbar, muß aber ähnlich gewesen sein, wie in späterer Zeit. Im unteren Teil des Geländes befinden sich überwiegend die Schatzhäuser verschiedener Poleis, die im Laufe des 7., 6., 5. und 4. Jh. erbaut wurden und die politischen Verhältnisse in Griechenland, sowie den Wohlstand der Stifterpoleis dokumentieren. Auch große Siegesdenkmäler für verschiedene Schlachten und Kriege wurden hier gleich hinter dem Eingang zum Temenos aufgestellt. Im mittleren Teil des Heiligen Bezirkes befindet sich die Tempel terrasse mit den sie umgebenden kleineren Bauten, Unmengen von Weihungen und Stiftungen und darüber hinaus liegt hier auch das alte Heiligtum der Gâ. Im nördlichen Teil finden wir u.a. das Theater und die berühmte Lesche der Knidier, sowie noch weiter nördlich das Stadion, welches allerdings schon außerhalb des Temenos liegt.
Vor dem Haupttor befindet sich eine römische Agorá[75] mit einer Länge von 35 und einer Breite von 20m. Sie war mit großen Platten gepflastert und rings von Stufen und teilweise auch von Säulenhallen umgeben. Der ganze Vorplatz war mit Altären und Kaiserstatuen geschmückt. Allgemein wird aber davon ausgegangen, dass diese römische Anlage die Erneuerung einer älteren Agorá ist. Sie diente als Sammelplatz für den Prozessionszug, bevor er den Heiligen Bezirk durch das Tor betrat.
Zum Haupteingang[76] führten von der Agorá aus fünf Stufen hinauf. Das Tor hatte weder Propylon noch Überdachung, sondern war wahrscheinlich nur mit einem (vierflügeligen) Eisengitter versehen. Seine Breite betrug 3,56m.
3. Das alte Heiligtum der Gâ
Idole, die unter dem späteren Athena-Tempel (Marmaria) gefunden worden sind, lassen darauf schließen, dass schon im 2. Jahrtausend v.Chr. die chthonische Göttin Gâ verehrt wurde und hier auch ein (Inkubations-und Traum-)Orakel hatte. Die Erdgöttin behält ihr Heiligtum[77] im Zentrum des Heiligen Bezirkes auch noch nach der Übernahme durch den dorischen Gott, der ihren Sohn, die δρακαινα, tötete und das Orakel neu installierte. Ihr uraltes Apsisgebäude wurde bei der Aufschüttung der Terrasse für den neuen Gott (525-520) verschüttet. Neben Gaia genossen auch der Poseidon, die Athena Pronaia (auf der Marmaria) und die „Nachfolgerin“ der Gâ, Themis, kultische Verehrung.
Südlich der Tempel terrasse befindet sich noch heute ein auffällig großer Fels, der laut Überlieferung der Stein sein könnte, den Kronos statt seines Kindes Zeus verschlang und wieder ausspie. Dieser Fels (der Sibylle[78] ), auf dem später dann die Naxiersäule errichtet war, stellt also eine Verbindung zur vorolympischen Götterwelt und damit auch zur Gaia her. Die Priesterin Pythia sieht Maaß als Überbleibsel des alten Mutterkultes[79] Wann die Kultübernahme stattfand ist nicht mehr nachvollziehbar, aber da Homer in seinem Apollonhymnos schon ausführlich davon berichtet, muß der Drachen schon in seiner Zeit tot und der Bogenträger etabliert gewesen sein.
4. Die Tempel des Apollon
Weihegaben lassen einen Aufstieg des Heiligtums tatsächlich auch schon im frühen 8.Jh. erkennen, bei der Gründung der Kolonien Naxos und Kyme, soll Apollon als αρχηγέτης fungiert haben, nachdem das delphische Orakel befragt worden war.
Über die Ankunft des Apoll in Delphi und den Kampf mit der Schlange schreibt Homer[80]:
Hier nun stürmtest du eilig hinan zum Rücken des Berges,
Kamst nach Krisa am Fuß des schneebedeckten Parnassos,
Dort, wo nach Westen er schaut; die Felswand wuchtet darüber
Dort nun wars, dass zum Bau seines lieblichen Tempels der Herrscher
Phoibos Apollon sich entschloß. Da sprach er die Worte:
Hier gedenke ich wirklich den schönsten Tempel zu bauen.
Stätte der Weissagung wird er den Menschen
Und weiter[81]:
Nah aber floß eine schöne Quelle; dort tötet die Drachin
Mit einem Schuß vom kraftvollen Bogen der Herrscher, des Zeus Sohn,
Jenes Untier, feist und wild und riesig, das vieles
Üble den Menschen auf Erden brachte
Bis mit dem wuchtigen Pfeile sie erlegte der Schütze ins Weite,
Er, der Herrscher Apollon. Zerrissen von härtesten Schmerzen
Lag sie und keuchte gewaltig und rollte umher auf dem Boden.[82]
Der heute noch sichtbare Tempel des Apollon ist der sechste einer ganzen Reihe. Die drei ersten Tempel sind uns durch Grabungsfunde weder belegt noch bestätigt, sondern nur in der Literatur überliefert. Der erste hüttenartige Tempel war nach Pausanias[83] aus Lorbeer gemacht, dessen Zweige aus dem Tempeltal geholt wurden. Der zweite soll nach delphischer Sage[84] aus Bienenwachs und Federn gebaut worden sein und hieß πτερινος[85]. Der dritte Tempel soll ein bronzener(?) gewesen sein, der aber in den Erdspalt fiel oder vom Feuer geschmolzen wurde.
Über den vierten Bau berichtet neben Pausanias[86] auch wieder Homer[87]:
Phoibos Apollon sprachs. Mit breiten und überaus langen
Steinen legt er umfassend den Grund. Und über den Grundstein
Legten Trophónios und Agamédes die steinerne Schwelle,
Erginos' Söhne, geliebt von unsterblichen Göttern. Da weilten
Rund um den Tempel unzählige Völker der Menschen und legten
Stein auf Stein am Bau, dass die Lieder ihn immer noch preisen.
Der Bau muß sehr stattlich gewesen sein, aus Poros gebaut. Die noch vorhandenen Säulenreste haben einen Durchmesser von 88 und 95cm. Maaß erklärt, dass der Tempel entweder ein Perípteros von 16 x 40m war oder ein Antentempel von 12 x 30m. Die Reste von Dächern sind aus Ton und Mamor[88].
Der fünfte Tempel wird bei Pausanias[89] als „heutiger Tempel“ bezeichnet. Dies lässt darauf schließen, dass der sechste und letzte Tempel nur ein Wiederaufbau, kein Neubau war, zumal nachgewiesen ist, dass sehr viel Material des Baus von nach 548/47 im Bau des 4.Jh.s wiederverwendet wurde. Die Amphiktyonen ließen ihn nach der Zerstörung von 548/47 von den heiligen Geldern, wovon die Delpher ein Drittel aufzubringen hatten[90], neu bauen. Der Baumeister war Spintharos aus Korinth(?), die Leitung übernahmen die Alkmaioniden, die den Tempel schöner bauten, als es geplant war, die Vorderseite sogar aus parischem Marmor errichten ließen[91]. Um den neuen Tempel zu bauen, musste eine große Fläche (4000qm[92] ) abgeräumt werden. Die Terrasse maß 117m in ihrer Länge[93], war von einer dicken Polygonalmauer umgrenzt und stand voller Lorbeerbäume, von denen sich die Pythia bediente.
Der Tempel selbst maß 59,5 x 23,8m und wies 15 x 6 Säulen auf, die Säulenhöhe betrug wohl um 8,10m bei einem Durchmesser von 1,80 bis 1,35m. Im oberen Bereich wurde parischer Marmor verwendet, für die Ostgiebelfiguren und die Akroteren, die Figuren des Westgiebels bestanden aus Poros. Die Tympanonmaße betrugen rund 2,35m in der Höhe und 19,40m in der Breite.
Der Ostgiebel zeigt Apollon auf einem Viergespann, zu seinen beiden Seiten sind Jungen und Mädchen abgebildet, die Zwickel weisen Tiergruppen auf[94]. Der Westgiebel zeigt den Kampf der Giganten; abgebildet sind Athena auf die ein Gigant (Enkelados?) zustürzt, Apollon und wahrscheinlich Artemis.
Der sechste Bau wurde nach dem großen Beben von 373 nach dem Vorbild des Vorgängerbaus wiedererrichtet[95]. Die Giebelfiguren schufen die Bildhauer Praxias und Androsthenes aus Athen. Auf der einen Seite wurden Artemis, Leto, Apollon mit den Musen und der Untergang des Helios dargestellt, auf der anderen Dionysos und seine Thyiaden. In die Wände des Pronaos sollen Sprüche der Sieben Weisen eingehauen gewesen sein, während im Adyton die goldene Statue des Apollon gestanden habe.
Der Altar stand wie üblich an der Ostseite des Tempels. Er wurde von den Chiotern gestiftet und maß 8 x 5 x 4m; Zeit und Anlaß der Stiftung sind allerdings unbekannt[96]. Es könnte aber sein, dass man ihn aus Dank für die Befreiung von den Persern zwischen 500 und 475 erbaute.
5 Die ionischen Schatzhäuser
In diese erste Blütezeit bis zu den Perserkriegen fallen auch die Ionischen Schatzhäuser. Das Siphnische[97] Schatzhaus (13), welches im Süden der Anlage an die Hellenika grenzt, gehört in diese Kategorie. Es wurde zwischen 530 und 525 erbaut[98]. Der Kalksteinunterbau war bis zu 4,50m hoch und hatte die Maße 6,12 x 8,55m. Die Cella war quadratisch, das Frontstylobat maß 29,5m in der Höhe und war ebenfalls aus parischem Marmor gefertigt. Der Fries an den Außenwänden unter dem Dachansatz ist durchgehend ausgebildet und nicht durch Triglyphen unterbrochen. Seine Friesreliefs zeigen im Westen Hermes mit dem Gespann der Athena, Aphrodite, ursprünglich auch
Hera (verloren), im Osten die Götterversammlung und Kampfszenen von Troia, im Norden die Gigantomachie und im Süden die Leukippiden. Die Karyatiden messen 2,59m in ihrer Höhe und tragen den Ostgiebel auf dem der Dreifußraub durch Herakles dargestellt ist.
Hierzu gehört auch das Schatzhaus von Klazomenai (?/17), welches gegenüber des sikyonischen Schatzhauses liegt und nach Hiller von Gaertringen[99] vor 548 geweiht worden sein soll nach der Abwehr des Alyattes, und das Massilias, welches sich allerdings auf der Marmaria befindet. Von letzterem wurden Reste eines skulpturierten Frieses gefunden. Die Unterseite von Geison und Sima waren mit einem LotosPalmette-Fries verziert, die Säulen waren scharfkantig und kanneliert.
Diese ionischen Schatzhäuser haben die Form von kleinen Antentempel chen, mit zwei Frontsäulen aus parischem Marmor. Auch das Schatzhaus von Knidos[100] (19), welches zwischen dem Bouleuterion und dem Schatzhaus von Klazomenai an der Heiligen Straße liegt, gehört zu den ionischen. Wahrscheinlich wurde das polygonale Kalksteinmonument (parischer Marmor bzw. Naxosmarmor) mit der Grundfläche von 5,13 x 6,60m um 550 erbaut. Die fünf Orthostatenschichten nehmen von unten nach oben ab. Zwischen den Anten und dem Gebälk befanden sich Karyatiden, Mädchenfiguren, die dem Korentypus entsprechen, mit einem gefältelten Chiton versehen und leicht ausschreitend dargestellt. Sie tragen einen zylindrischen Kalathos mit einem darauf sich befindenden Blattkranzkapitell.
6 Die dorischen Schatzhäuser
Zu diesen gehört das Sikyonische Schatzhaus[101] (11), ein Antentempel von 6,34 x 8,48m Grundfläche. Es wurde Ende des 5.Jh.s um 412 erbaut, bestand aber aus Baugliedern von zwei archaischen Vorgängerbauten des 6.Jh., einem Tholos und einem Syrakusanischen Schatzhaus (Monopteros), welches nach der sizilischen Expedition neu im SO für Sikyon erbaut wurde. Es handelt sich auch hier um ein Antendistylon, das aus sikyonischem Poros gebaut wurde. Die Cella ist 5,20m tief und 5,03m breit. Es befindet sich im Süden des Heiligtums an der umgrenzenden Polygonalmauer gleich hinter dem
Weihgeschenk der Tarentiner und ist gleichzeitig das erste Schatzhaus, welches man der Heiligen Straße folgend sieht. Geweiht hat diesen θησαυρός der Tyrann Kleisthenes[102]. Von den Metopen ist noch einiges erhalten, so dass man die hochgerühmte sikyonische Kunst gut nachvollziehen kann. Wir finden hier die Dioskuren, Kastor und Pollux und den Heros Idas, wie sie eine Rinderherde rauben, die Landung der Argonauten, den kalydonischen Eber und auch den Zeus, der in Gestalt eines Stieres Europa entführt.
Das Schatzhaus von Theben[103] (14) ist fast das jüngste Schatzhaus. Es bestand aus weißem Kalkstein und stand auf einem Drei-Treppen-Fundament, hatte aber keine Säulen sondern war geschlossen. Den Anlaß für die Stiftung bot nach Pausanias[104] das Aufkommen der thebanischen Macht nach dem Sieg über die Spartaner bei Leuktra (371), aber Diodor[105] meint, Anlaß wäre der Sieg über die Phoker im Dritten Heiligen Krieg gewesen.
Die Maße des Schatzhauses des Tyrannen Kypselos von Korinth (24) betrugen 6,50 x 13,00m; es besitzt aber keine Säulen oder Anten. Dieses war das erste Schatzhaus, das in Delphi gebaut worden war; nach dem Tod des Tyrannen trugen die Korinther ihren Namen darauf ein.
Das Kyrenische (22) gehört ebenfalls zum dorischen Stil und liegt an der Ostwand der Hellénika, südöstlich des Korinthischen Schatzhauses.
7. Das Schatzhaus der Athener
Der Bau dieses Schatzhauses (32) beendete die archaische Zeit des Heiligtums. Die Athener stifteten es ca. 490/89, um dem Gott für die Befreiung von der Tyrannis (507) zu danken. Vermutlich war es Kleisthenes, der dafür sorgte, dass der ältere Porosbau von Edelmarmor ersetzt wurde. Auch dieses Schatzhaus hat die Form eines zweisäuligen Antendistylons mit einer Grundfläche von 6,62 x 9, 69m und einer Höhe von 7,60m. Es steht noch heute an der Kehre der Heiligen Straße, wenn sie nicht mehr von Ost nach West, sondern hinauf zum Tempel von West nach Nordost verläuft. Es steht auf einem Kalksteinfundament, an der Front ist eine dreistufige Krepis angedeutet. Die Säulen sind schlank. Ursprünglich befand sich wohl eine Bronzetür an der Frontwand der Cella, oberhalb der Säulen war ein Kranz von dreißig Metopen- flachreliefs angebracht, die u.a. den Kyknos tötenden Herakles, Herakles, die Hindin bezwingend, den nemeischen Löwen erwürgend, aber auch Theseus und Athene sowie Theseus, die Amazonenkönigin Antiope besiegend zeigen. Die Giebelgruppen stellten einmal den Dreifußraub und einmal die Drachentötung dar, die Akrotere bildeten Niken und Bogenschießende Amazonen. Auf den Wänden sollen Paian und Hymnen gestanden haben.
Zwischen 1903 und 1906 wurde das Gebäude mit Unterstützung der Stadt Athen wieder aufgebaut.
Weitere Schatzhäuser:
Brasidas und die Akanthier weihten um 425, zwischen Prytaneion (?/23) und dem Wagen der Rhodier (47) ungefähr in der Mitte des Temenos an der Ostgrenze ein Schatzhaus mit der Inschrift: „Brasidas und die Akanthier vor den Athenern.“
Das Schatzhaus der Syrakusaner (18) entstand nach dem siegreichen Kampf gegen Athen[106] und wurde von der Beute der attischen Expedition bezahlt. Allerdings gab es einen Vorgängerbau von 553, ein alter Prostylos, dessen Südfundament um einen Meter nach Süden verschoben wurde. Die Grundmaße des dorischen Oberbaus betrugen 5,30 x 8,10m, die Säulendicke 50cm.
Schatzhäuser besaßen in Delphi außerdem noch: die Megarer (?/16), die Böoter (?/15) und die Potidaianer ( 33/um 480).
8 Die Halle der Athener
Die Halle der Athener (25) lag an der Südmauer der Tempelterrasse und wurde nach den Perserkriegen 478/456, aus Dankbarkeit für den Sieg und natürlich auch um einen gewissen „Patriotismus“ zu verbreiten, errichtet. Die Halle wurde im ionischen Stil gebaut mit 7 ionischen Marmorsäulen, die jeweils aus einem Stück Marmorblock gefertigt wurden, zwei in Anten auslaufenden Seitenwänden und einem dreistufigen Stylobat. Die nicht mehr erhaltenen Akrotere sollen die Schiffsschnäbel der Gegner gewesen sein. Gedient hat die Halle als Möglichkeit zur Unterbringung von Weihegaben und der Kriegsbeute, war also folglich ebenfalls eine Art Schatzhaus.
Die Säulenhöhe betrug 3,31m, Gebälk und Dachstuhl waren aus Holz, Auch an der Rückwand hatte man gespart, denn dafür diente die polygonale Mauer der Tempelterrasse, allerdings hatte man in einem Abstand von 60-63cm 28
Stützholzpfeiler angeordnet. Die Trophäen und Bronzeskulpturen wurden auf einem dreistufigen Podest vor der Rückwand aufgebaut. Die Halle maß 31,6 x 3,73m.
Südlich der Halle der Athener liegt der Halosplatz (Tenne). Hier versammelte sich der Prozessionszug nach dem Aufstieg noch einmal. Alle acht Jahre wurden an dieser Stelle auch die Septerien gefeiert. Sein Durchmesser beträgt 30m.
9. Säulenhalle des Attalos
107 Der kunstliebende Attalos I. Soter von Pergamon (241 - 197) stiftete in Delphi eine (Bildungs-)Halle (51) nach griechischem Vorbild. Die Terrasse fand allerdings nicht mehr genug Platz im Heiligen Bezirk und musste daher die Polygonalmauer im Osten, an der Ostseite des Tempels durchbrechen. Das Gebäude lag auf einer eigenen Terrasse, besaß einen Altar, eine kleine Kapelle und Wasserableitungen. Ihre Länge betrug 33m auf der sich 11 dorische Säulen anordneten.
10. Die Lesche der Knidier
Die Lesche (52) befand sich am oberen (nördlichen) Ende des Temenos und wurde wahrscheinlich nach den Perserkriegen, genauer nach der Schlacht bei Eurymedon, um 465, errichtet. Ihre Funktion war wohl die eines Gemeinschaftshauses[108]. Bis auf die Grundmauern ist uns nichts mehr erhalten, doch betrug die Fläche 18,70 x 9,53m. Die Tür befand sich an der Südwand. Im Inneren waren zwei Reihen à vier Säulen aus Holz angeordnet, die das Umgangsdach trugen. Ein Fries in drei oder vier Metern Höhe zeigte die Iliupersis und die Nekyia. Im Innern soll das Gebäude geschmückt gewesen sein mit beweglichen Wunderwerken des Meisters Polygnot[109] (um 460), was der Lesche zu ihrer Zeit schon einen enormen Ruhm in ganz Griechenland einbrachte.
11. Das Theater, das Stadion und das Gymnasion
Das Theater (59) liegt im NW-Bezirk des Heiligtums und ist wieder Zeugnis dessen, dass der dionysische Kult auch in Delphi Einzug gehalten hat. Das Theater hatte 39 Sitzreihen mit acht Radialtreppen und bot Platz für 4000 Zuschauer. Sein Radius betrug 36m. Die Orchestra bestand aus polygonalen Kalksteinplatten, die Skene ist leider völlig zerstört. Das Theater stammt wohl vom Ende des 4.Jh.s.
Außerhalb des Bezirkes im Norden, noch ein ganzes Stück oberhalb des Theaters befand sich das Stadion[110], welches 12 Sitzreihen auf der Lang-und sechs auf der Schmalseite aufwies und bot Platz für 7000 Menschen. Seine Länge beträgt 178,35m, die Breite 25m, doch weist das Stadion eine leicht elliptische Form auf. Das heute sichtbare Stadion ist ein Bau des Herodes Atticus aus römischer Zeit, denn vorher besaß es keine Sitzreihen aus Parnasskalkstein, die Zuschauer saßen auf den Hängen oder auf provisorischen Holzbänken.
Das Gymnasion lag zwischen der unteren Terrasse, dem Heiligtum der Athena Pronaia, und dem Heiligtum des Apollon[111]. Es wies zwei Terrassen auf, um den Abschuß des Untergrundes zu überbrücken. Die obere, schmalere Terrasse bildete eine gedeckte Halle, die talwärts durch ursprünglich dorische, später in römischer Zeit ionische, Säulen geöffnet war. Davor befand sich eine offene Bahn für Langläufe. Die untere Terrasse war zweigeteilt (Palästra). Die südliche Hälfte war ein säulenumgebener, viereckiger Hof (Peristyl), der auf zwei Seiten mit kleineren Räumen versehen war. Der andere Teil war ein fünfeckiger Hof, mit einer niederen Brüstungsmauer umgeben, in der Mitte befand sich eine rundes Badebassin mit einer Tiefe von 2m. Das Gymnasion bestand wohl schon in archaischer Zeit, wurde aber im 4. vorchristlichen Jahrhundert völlig restauriert. Es diente außerhalb der Festzeit zum Trainieren und als Schule für Rhetorik, Literatur und Ethik.
12. Knapper Überblick über sonstige Weihegaben
[112] Pomtow zählt 235 Gebäude und Anathemen auf, die sich im Heiligen Bezirk befunden haben sollen. Und tatsächlich muß der noch freie Platz des Heiligtums in seiner Blütezeit vollgestanden haben von Anathemen, Figuren und Votivgaben, Kriegserbeutungen u.a.m.
So weihten die Argiver die Marmorbilder der Heroen Kleobis und Biton mit einer Höhe von 2,16m, um 600. Diese beiden Figuren sind ausgezeichnete Denkmäler für die archaische Kunst von Argos.
Da sie an der Gründung von Messene teilnahmen, weihten sie dafür eine Gruppe von Statuen[113] ; Heroen, Danaos, der mächtigste argivische König, Hypermestra, „Lynkeus und ihr ganzes Geschlecht“[114], bis hin zu Herakles und Perseus.
Die Sphinx von Naxos (29) misst eine Höhe von 2,22m, die Länge ihres Sockels beträgt 1,35m. Sie wurde wahrscheinlich um 560 geweiht und bezeichnet das Wappentier der Naxier. Sie ragte auf der 9m hohen Naxiersäule über dem Felsen der Sibylle empor und bezeichnete die Stelle, wo Apollon den Drachen getötet haben soll.
Gyges von Lydien weihte die sechs legendären goldenen Mischkrüge u.a. Kostbarkeiten, die im Korinthischen Schatzhaus deponiert wurden, aber heute nicht mehr erhalten sind.
Kroisos soll 556 einen zehn Talente schweren goldenen Löwen, der auf einem Unterbau von goldenen Plinthen ruhte, geweiht haben.
Nach der Schlacht von Plataiai weihten die Sieger 479 den berühmten goldenen Dreifuß (46), der von drei ehernen geflochtenen Schlangen getragen wurde. Auf dem Fuß des Dreikessels standen die Namen der für Griechenland streitenden Poleis. Er wurde ganz zentral östlich des Altars von Chios aufgestellt.
Für Artemision und Salamis weihten dieselben eine Apollonstatue, die uns bei Pausanias[115] und Herodot[116] überliefert ist.
Bei den französischen Grabungen fand man die Bronzestatue eines unbärtigen Jünglings im Wagenlenkerkostüm, der wohl ursprünglich auf einem Viergespann gestanden hat.
Seine Höhe beträgt 1,80m, der linke Arm ist verloren, sowie der größte Teil des Gespanns. Seine Augen wurden durch weiße Email und dunkle Steine nachgebildet. Zudem trägt er die Binde des Siegers über der Stirn. Eine Inschrift verrät uns: „Polyzalos weihte mich.“ Wahrscheinlich handelt es sich hier um den sizilischen Prinzen, dessen Gespann bei den Pythischen Spielen von 478 oder 474 im Wagenrennen siegte. Die Namen des Lenkers und des Künstlers sind nicht bekannt.
Die Argiver weihten im Jahr 414 ein Siegesdenkmal über die Lakedaimonier[117], ein Bronzepferd, nach Art des Hölzernen. Künstler war der Antiphanes aus Argos.
Auch die Megarer weihten[118] ein Bild des Apollon nach Delphi, weil sie die Athener bei Nisaia besiegt hatten.
Der Spartaner Lysandros weihte eine bronzene Statuengruppe, nachdem Athen in der Schlacht bei Aigospotamoi gefallen war. Darin wird er von Poseidon bekränzt. Außerdem sind u.a. die Götter von Delphi und Sparta dargestellt[119].
Das Arkadisches Siegesdenkmal (2) stellte man gegenüber der Nauarchen des Lysandros gleich hinter dem Haupteingang auf, um die Spartaner zu verärgern.
Argos weihte die Epigonen (8) sowie eine Statuengruppe der Sieben gegen Theben (7). Beide Weihungen standen in der Reihe mit anderen Weihgeschenken an der Südmauer des Temenos.
Der Makedonerkönig Alexander weihte dem Gotte eine goldene Statue von sich selbst. Die Aitoler weihten Bilder ihrer Strategen, sowie eine Bildsäule der Artemis und eine der Athena, sowie zwei des Apollon, „...als sie ihre Taten gegen die Galater vollbracht hatten.“[120]
Der Römer Flamininus weihte dem Gott eine Reihe silberner Schilde und auch seinen eigenen.
Nach der Schlacht bei Magnesia am S. kam der Konsul M.'Acilius Glabrio nach Delphi, um die Grenzen des Heiligen Bezirkes festzustellen. Seine Entscheidung wurde noch von den Kaisern des 3.Jh. n. Chr. akzeptiert. Dafür erhielt selbiger eine Ehrung durch die Delpher; man stellte ihm eine Statue auf.
109 wurden M. Minucius Q. f. Rufus, ein römischer Prokonsul, und sein Bruder, der Legat Quintus von Delphi mit einem Denkmal geehrt.
Zwischen 130 und 138 n. Chr. weihte der Kaiser Hadrian seinem Liebling (?) Antinoos eine Lebensgroße Statue im neuattischen Stil.
Außerdem weihten auch große römische Kaiser, wie Valerian, Carus, Domitian, Constantin, Iulian oder Constanz.
V. Zusammenfassung
Für uns heute ist es nur schwerlich nachvollziehbar, wie die Griechen damals empfunden haben, wenn sie dem Gotte opferten, was sie sich erhofft haben und warum es für sie so wichtig war anderen Besuchern des Heiligen Bezirkes mitzuteilen, dass der Krieg gewonnen wurde, eine Kolonie gegründet oder eine Eroberung gemacht wurde.
Es wird uns auch ein Rätsel bleiben, wie das Orakel selbst, das Zentrum des Heiligtums, funktionierte, inwieweit Psychokinese und „Wunderei“ bzw. die blanke Planung und Hervorkehrung des Vorteils für die Priesterschaft und den jeweiligen Fragenden mitspielten. Wir wissen, dass das Orakel und die Pythia selbst, sowie deren Priester durchaus bestechlich waren, ob dieselbigen dabei ein schlechtes Gewissen oder gar Furcht vor der Rache des Gottes hatten (Hybris?), können wir mit unserer christlichen Moralvorstellung vermuten,...doch vielleicht waren sich auch die θεοπροποι und deren Auftragsteller durchaus bewusst, dass die Antwort des Gottes nie ganz unbeeinflusst blieb. Vielleicht befragte man das Orakel nur, um sich zusätzlich oder seiner Taten zu legitimieren, nachzuforschen, ob man genug Rückhalt unter der berühmtesten Priesterschaft in Griechenland hat.
Interessant ist auch, wie viele Fremde und sogar Barbaren das Orakel besuchten, befragten und einem Gott weihten, der sich selbst in ihrer Kultur nicht findet. Vielleicht sahen sie attributive Parallelen zwischen Apoll und einem Gott der Ihrigen. Schließlich waren die griechischen Götter für viele Bereiche zuständig, so dass sich bestimmt der eine oder andere Vergleichsgott in der barbarischen Kultur finden ließe. Die alten Kulturen schienen oft große Toleranz besessen zu haben, anders als es später bei den Römern gegenüber den Christen oder bei den Christen gegenüber den heidnisch Gläubigen der Fall war.
So groß das Rätsel für uns auch ist, und so wenig wir über die Gedanken der alten Griechen selbst wissen, sie waren doch Menschen und haben auch so gehandelt und gefühlt. Und sicher entstand die große prunkene Anlage des delphischen Apollonheiligtums nicht nur aus Geltungssucht, sondern auch aus Liebe zu dem Gott, wie auch die Christen die riesigen, prunkhaft verzierten Kirchen bauten und die Ägypter ihre mächtigen Paläste für den göttlichen Pharao.
Für uns ist Delphi eine wunderbare Anlage, um nicht nur die Geschichte Griechenlands nachzuvollziehen, sondern auch ihre beneidenswerte Kunst, Kunst zu schaffen.
VI. Benutzte Literatur und Quellen
Literatur:
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Quellen:
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Plutarch, Sulla (dt.)
Plutarch, Sulla (gr)
Plutarchs Schrift: De Pythiae oraculis - griechischer Text mit Einleitung und Kommentar von Stephan Schröder; Stuttgart, 1990.
Strabon; Erdbeschreibung (Übersetzung); Buch VIII-XIII, Hildesheim, 1988.
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VIII. Zusätzliche Bibliographie
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Fouilles de Delphes, 1902ff (unvollendet, Bd. I - Geschichte D.s nicht erschienen) :
- Bd.II Le Sanctuaire d'Athéna Pronaia (Marmaria) - Topographie du Sanctuaire (2 Bd.e), Paris, 1926.
- Bd.II Topographie et Architecture - la Région Nord du Sanctuaire (de l'Époque Archaïque à la Fin du Sanctuaire), Paris, 1960.
- Bd.III Chronologie Delphique
- Bd.III Epigraphie - Les Inscriptions du Theâtre, Paris, 1939.
- Bd.IV Monuments Figurés Sculpture - Art Archaïque (fin) : Sculpture des Temples, Paris, 1931.
- Bd.IV Monuments Figurés Sculpture - Art Archaïque (suite) : Les Trésors « Ioniques », Paris, 1928.
- Bd.IV Monuments Figurés Sculpture - Sculptures du Trésor des Atheniens, Paris, 1957.
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Pouilloux, J./Coste-Messelière, P. de la ; Les Sculptures greques à Delphes, o.O., 1929.
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Roux, G. ; L'Amphiktionie de Delphes, Lyon, 1979.
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[...]
[1] Hom. h. Apollo 298-304.
[2] Thuk. IV 118, 1 - VV 18, 1f
[3].. .der zwar alles noch mit eigenen Augen sah, aber erst im zweiten nachchristlichen Jahrhundert, zu einer Zeit, als schon längst nicht mehr alles so stand wie einst und das Orakel mehr oder weniger kaum noch arbeitete. Daher benutzte er zusätzlich für die Ausarbeitung seiner Beschreibung Griechenlands andere Quellen.
[4] Vor dem Ersten Heiligen Krieg: 600.
[5] Plut.Pyth.orac.21: ...ο αναξ, ου το μαντειον εστι το εν Δελφοις, ουτε λεγει ουτε κρύπτει αλλα σημαινει.
[6] u.a. publiziert in: Bull.hell.XVin 1894, 181; »De très rares fragments mycéniens, de l'époque la plus récente, complètent la collection. «
[7] Die gesamte Geschichte der Ankunft des Apollon in Delphi, sowie die Sage von der Leitung der knossischen Händler zum Kultplatz in Form eines Delphines und die Erbauung des Tempels auf der Schieferterrasse sind nachzulesen im homerischen Apollonhymnos.
[8] s. Head HN 288f.
[9] s. Quaest.ep.215
[10] Auf diesen Teil des delphischen Heiligtums werde ich nicht eingehen, da es aufgrund seiner Selbstständigkeit für die Kultstätte des Apollon nicht sehr von Belang ist. Natürlich ist die Geschichte des Athenatempels auch die Geschichte des Brudertempels, aber wie in jeder Polis bildet ein Heiligtum das Zentrum, in diesem Fall das des Orakelgebers.
[11] s. nächste Seite
[12] vgl. Paus. X 5, 5: Φασι γαρ δη τα αρχαιότατα Γης ειναι το χπηστηριον, και Δαφνιδα επ αυτω τεταχθαι προμαντιν υπο της Γης· ..., aber auch Plut. Pyth. orac. 17
[13] vgl. Paus. X 24, 4: Εν δε τω ναω πεποιηται μεν Ποσειδωνος βωμος, οτι το μαντειον το αρχαιοτατον κτημα ην και Ποσειδωνος, εστηκε δε και αγαλμαατα Μοιρων δυο ·...
[14] vgl. Plut. Pyth. orac. 17
[15] so Hiller von Gärtringen in: RE HBd. 8, s. Delphoi 2529, 68.
[16] Hesiod Theog. 498ff.: Τον μεν Ζευς στήριξε κατα χθονος ευρυοδειης Πυθοι εν ηγαθεη γυαλοις υπο Παρνησοιο σημ εμεν εξοπισω, θαυμα θνητοισι βροτοισιν.
[17] s. Paus. X 16, 3: Τον δε υπο Δελφων καλουμενον ομφαλον , λιθου πεποιημενον λεικου, τουτο ειναι το εν μεσω γης πασης αυτοι τε λεγουσιν οι Δελφοι,... 8 hierzu s. u.a. Strab. iX 3, 6; er verweist auch auf Pindaros, der die Fabel erzählt
[19] vgl. mit Paus. X 19, 4 und archäologischen Fundstücken (Museum zu Delphi), s. auch in: Die Anlagen des Heiligtums
[20] s. Plut. Is. et Os. 35
[21] vgl. Paus. X 33, 1
[22] Hiller v. Gaertringen datiert diese Änderung auf die Zeit unmittelbar nach dem Ersten Heiligen Krieg.
[23] vgl. Plut. Pyth. Orac. 24
[24] Die Priesterlisten veröffentlichte Pomtow im Jahrb. für Phil. 1889, 513ff. 1894, 497ff. 657ff., aber auch in RE HBd. 8, Anhang zu Delphoi.
[25] Eine ausführliche Studie zu den Priestern des delphischen Apollon hat Nikitsky in seinen Delph. Epigraph. Studien vorgelegt. Da ich aber leider des Russischen nicht mächtig bin, konnte ich diese Studie nicht heranziehen, möchte aber noch erwähnen, dass sie in Fachkreisen sehr anerkannt ist.
[26] =die Boten, die das Orakel faktisch stellvertretend befragten
[27] Das v.a. Ziegen für den Gott geopfert wurden führt Diodor darauf zurück, das die στομα γης auch von Ziegen und dann deren Hirten entdeckt worden sein soll; s. Diod. XVI 26, 3ff.: Λεγεται γαρ το παλαιον αιγας ευρειν το μαντειον? ου χαριν αιξι μαλιστα χρηστηριαζονται μεχρι του νυν οι Δελφοι.
[28] Kallimachos h. in Ap. II 55ff.
[29] Noch weitere Koloniegründungen aufzuführen würde jetzt zu weit gehen, aber Fakt ist, daß der Apollon Pythios auf die gesamte griechische Welt verteilt seine Altäre stehen hatte. Als Literaturhinweis wäre hier Malkin, I.; Religion and Colonization in Ancient Greece, o.O., 1988. zu geben.
[30] so jedenfalls Strab. IX 3, 4
[31].. .die in Olympia, Delphi, Isthmia und Nemea stattfanden.
[32] vgl. Strab. IX 3, 10 und Paus. X 7, 2 - 8. Hier wird übrigens auch bei beiden die Entwicklung der einzelnen Agone der Pythischen Spiele aufgezeigt.
[33] die Siegerlisten von 582/81 finden wir u.a. bei Plut. Solon 11, 1
[34] vgl. der Paian des homerischen Hymnos, den die kretischen Kaufleute auf dem Weg zur Terrasse dem Apollon sangen
[35] s. Strab. IX 3, 10: „Das älteste Kampfspiel zu Delphoi wurde durch Zithersänger ausgeführt, die auf den Gott ein Preislied sangen...“
[36] vgl. Paus. X 7, 4: ...αυλωδιας...και αυλών...
[37] Allgemein wird über die Weihgeschenke noch ausführlich zu sprechen sein, wenn die Anlage des Heiligtums behandelt wird .
[38] hierzu berichten uns: Herodot VIII 27. 28: ...η δε δέκατη εγενετο των χρηματωων εκ ταυτης της μαχης οι μεγάλοι ανδριάντες οι περί τον τρίποδα συνεστεωτεσ εμπροσθε του νηου του εν Δελφοισι..., und Pausanias X 1. 13, 6
[39] vgl. Herodot Hist. II 180: ...ο γαρ προτερον εων αυτοθι αυτομαντος κατεκαη... und Paus. X 5, 13
[40] Die (oft auch ausländischen bzw. barbarischen) Gönner Delphis sind uns v.a. durch Inschriftenfunde überliefert.
[41] vgl. Herodot V 62: ...μηχανωμενοι παρ Αμφικτυονων τον νηον μισθουνται τον εν Δελφοισι, τον νυν εοντα, τοτε δε ουκω, τουτον εξοικοδομησαι.
[42] s. Paus. X 5, 13
[43] Unter Kleomenes wurden die Peisistratiden im Jahre 511/10 aus Athen vertrieben.
[44] Darunter die Makedoner, Thebaner und Thessaler.
[45] Herodot VII 148
[46] ebd. 169
[48] Dazu schreibt sehr ausführlich Herodot VIII 32ff.: ...panta epeflegon (die Perser) και εκειρον, και eV taV poliV enienteV pup και eV ta ira... [ ...]...εδηιουν panta... [ ...]...okwv sulhsanteV то ιρον то εν Δελ^ισι βασιλει Ξερξη aπoδεξaιεν ta cphmata... [...]... epei gap δη ησαν epwnteV οι βαρβαροι Kata то ιρον thV Πρoνηιης AqhnaihV, εν TOutw εκ μεν tou ουρανου κεραυνοι auTOum enepipTOn, aπo δε tou Παρνησσου aπoρρagεισaι δυο TOpufai εfερoντo πoλλw Katagw eV auTOuV και κaτελaβoν συχνoυς σfεwν...μaθoντες δε οι Δελ^ι fευgoντaς σfεaς, epikataßanteV apekteinan πλληθoς ti autwn.
[49] publiziert in Bull. hell. XVII 1892.
[50] so jedenfalls Paus. X 10, 1
[51] Mehr zu diesen und anderen Weihegaben siehe das Kapitel Anlage des Heiligtums beschrieben.
[52] Auch hier der Verweis auf den archäologischen Teil der Hausarbeit über die Anlage des Heiligtums.
[53] vgl. Thuk. I 112
[54] Bezeugt ist diese Geschichte bei Diod. XI 35.
[55] vgl. Thuk. I 118, 3
[56] vgl. Thuk. III 92f
[57] vgl. Thuk. IV 118 „ Wegen des Heiligtums und der Spruchstätte des pythischen Apollon scheint uns richtig, wenn jeder, der will, um Rat hingehen darf, ohne böse Absicht und ohne Gefahr, nach der Sitte der Väter.“
[58] An der Rolle, die Delphi im Peloponnesischen Krieg gespielt hat, sieht man, wie mächtig das Orakel war, entschied doch der „Besitz“ über Sieg oder Vernichtung.
[59] so Xen. Hell. VI 4, 2
[60] dazu s. Diod. XVI 23ff. und Paus. X 2, 1
[61] Darüber hinaus wurden die Phoker aus dem Amphiktionenrat ausgeschlossen, ihre Städte zu Dörfern aufgelöst und eine Reparation von jährlich 60 Talenten für das geraubte Gut zahlen. So jedenfalls Diod. XV 60
[62] hierzu schreibt Polyb. IX 30, 3: Λιτωλοι γαρ μονοι μεν των Ελλήνων αντωφθαλλμηησαν προς Αντίπατρον υπερ της των αδίκως ακληρουντων ασφαλείας, μονοι δε προς την Βρεννου κααι των αμα τουτω βαρβαρων εφοδον αντεστησαν, μονοι δε καλούμενοι συνηγωνιζοντο, βουλομενοι την πατριον ηγεμονιαν των Ελληνων υμιν συγκατασκευαζειν.
[63] Auch hier verweise ich auf den archäologischen Teil der Arbeit.
[64] vgl. Paus. X 8, 3: Βρεννου δε τον Γαλατων στρατον αγοντος ες Δελφους προθυμιαν ες τον πολεμον οι Φωκεις πλειστην του Ελληνικου παρεσχοντο, και απο του εργου τουτου μεταχειν Λμφικτυονιας αυθις και ες τα αλλα εγενετο αξιωμα αυτοις ανασωσασθαι το αρχαιον.
[65] zitiert aus: Metzler Lexikon ANTIKE, s. Asyl, S.61f, Weimar, 2000.
[66] in: Bull.hell. XVIII 1894, 227ff. und Tac. Ann. III 63
[67] vgl. Plut. Sull. 12
[68] vgl. Paus. X 8, 6: ...o μεν των εν Ρωμη βασιλευσαντων ειχεν ou πολλών τινων εικόνας...
[69] u.a. CIG I 1712
[70] vgl. Dio Chrys. XXXI 148
[71] s. Homolle 716f.
[72] vgl. Plut. Pyth. orac. 29
[73] vgl. Paus. X 32, 1
[74] s. Bull. hell. VI 1882, 449f, 79: Ton λαμπ]ροτατον υπα [τικον], επaνopθωτην [τη]ς Ελλαδος, Γναιον [ Κ]λαυδιον Λεoντικoν Μαρκος Αυρηλιος Τροφωνιανος τον ευερ[γ]ετην.
[75] vgl. RE Suppl. IV, 1203
[76] vgl. RE Suppl. IV, 1203f
[77] Tempel der Gâ von der großen Terrasse von nach 548/47 überbaut?
[78] s. Plan Nr.29
[79] s. Maaß, Das antike Delphi.
[80] Hom. h. Ap. 280ff.
[81] Hom. h. Ap. 300ff.
[82] ebd. 357ff
[83] Paus. X 5, 9ff.
[84] ebd.
[85] Pausanias gibt hier auch die Erklärung, dass Pteras der Tempelverfertiger gewesen sein soll und nach ihm der Tempel genannt worden war.
[86] Paus. X 5, 13
[87] Hom. h. Ap. 294
[88] so jedenfalls Maaß, Das antike Delphi, S. 103/04
[89] Paus. X 5, 13
[90] vgl, Herodot II 180. Die Delpher starten eine Sammlung unter den Griechen, die sie sogar nach Ägypten führte.
[91] vgl. Herodot V 62
[92] so Maaß, Das antike Delphi, S. 105
[93] ebd.
[94] Ein Löwe reißt jeweils ein Reh oder einen Stier.
[95] Maaß, Das antike Delphi, S. 110 vermutet hier einen Bergsturz als Ursache, da nur der Nordwest-Teil der Terrasse zerstört wurde.
[96] 1.H.5.Jh.?/ Herodot II 135
[97] RE Suppl. IV, 1252ff.
[98] vgl. Herodot III 57
[99] s. RE HBd. 8, Sp. 2546
[100] Paus X 11, 5 und RE Suppl. IV, 1270ff.
[101] s. RE Suppl. IV, 1248ff.
[102] Vielleicht aus Anlaß seines Wagensieges im ersten hippischen Agon von 582. s. auch Paus X 7
[103] vgl. Paus. X 11, 5 und RE Suppl. IV, 1257ff.
[104] Paus. X 11, 5
[105] Diod. XVII 10
[106] vgl. Paus. X 11, 4
[107] s. Homolle Bull.hell. XX 1896, 628
[108] Lesche von gr. λέγω
[109] vgl. Paus X 25, 1
[110] s. Plan I
[111] s Plan I
[112] Ein Großteil dieser ist heute noch im Museum zu Delphi zu bewundern.
[113] s. Paus. X 10, 5
[114] ebd.
[115] s. Paus X 14, 5
[116] s. Herodot VIII 121f.
[117] s. Paus X 9, 12
[118] s. Paus. X 15, 1; Diod. XIII 65; Plut. Pyth. Orac. 16
[119] s. Paus X 9, 7; Plut. Lys. 12. 18
[120] s. Paus X 15, 2 aber auch Paus. X 16, 4
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- Silvie Bielert (Author), 2001, Delphi - Geschichte und Anlage des Heiligtums, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104191
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