Dieser Essay befasst sich mit dem Target Costing in der Automobilbranche. Die Automobilbranche stellt eine der wichtigsten Industrien in Deutschland dar. Ein Fünftel der 25 größten Unternehmen weltweit waren 2015 Automobilhersteller. Der Absatz von Personenkraftwagen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Daraus lässt sich schließen, dass die Automobilbranche sehr wettbewerbsintensiv ist. Es herrscht eine hohe Konkurrenz und damit verbunden ein hoher Kostendruck. Weiterhin zählt die Automobilbranche zu den Kundenmärkten. Kunden haben vermehrt individuellere Anforderungen an Fahrzeuge, dies macht die effiziente Konstruktion ihrer Modelle immer schwieriger.
Wichtig ist es für Automobilhersteller deshalb ihre Kosten gut im Blick zu behalten und zu versuchen, diese an den richtigen Stellen zu senken, ohne dabei Mehrwert für den Kunden zu verlieren. Die Herausforderung besteht vor allem darin, das Produkt so kosteneffizient wie möglich zu gestalten, so dass es dem Kunden den meisten Mehrwert bietet bei zugleich geringst möglichen Kosten. Target Costing bietet hierbei eine Möglichkeit, um genau dieses Ziel zu erreichen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Ursprung und Grundlagen des Target Costings
2.2 Der Target Costing Prozess
2.3 Vor- und Nachteile des Target Costings für die Automobilbranche
3 Schlussbetrachtung
Abbildungs-, Abkürzungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung Nr. 1: Funktion-Komponenten Matrix Quelle: Skript Operatives Controlling WS 19/
AbbildungNr.2 Zielkosten-diagramm
Quelle: http://nosnos.synology.me/MethodenlisteUniKarlsruhe/imihome.imi.uni-karls- ruhe.de/ntarget_costing_b.html
1 Einleitung
Die Automobilbranche stellt eine der wichtigsten Industrien in Deutschland dar. Ein Fünftel der 25 größten Unternehmen weltweit waren 2015 Automobilhersteller. Der Absatz von Personenkraftwagen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Daraus lässt sich schließen, dass die Automobilbranche sehr wettbewerbsintensiv ist. Es herrscht eine hohe Konkurrenz und damit verbunden ein hoher Kostendruck. Weiterhin zählt die Automobilbranche zu den Kundenmärkten. Kunden haben vermehrt individuellere Anforderungen an Fahrzeuge, dies macht die effiziente Konstruktion ihrer Modelle immer schwieriger. Wichtig ist es für Automobilhersteller deshalb ihre Kosten gut im Blick zu behalten und zu versuchen, diese an den richtigen Stellen zu senken, ohne dabei Mehrwert für den Kunden zu verlieren.
Die Herausforderung besteht vor allem darin, das Produkt so kosteneffizient wie möglich zu gestalten, so dass es dem Kunden den meisten Mehrwert bietet bei zugleich geringst möglichen Kosten. Target Costing bietet hierbei eine Möglichkeit, um genau dieses Ziel zu erreichen.
Target Costing, auch Zielkostenrechnung genannt, stellt eine Form des operativen Controllings dar. Es wird auch als retrograde Kalkulation bezeichnet, weil versucht wird anhand des Preises rückwärts zu kalkulieren welche Kosten für das Produkt entstehen dürfen. Target Costing stellt daher ein teil der Kostenrechnung dar und ist ein möglicher Weg Produktkosten zu steuern.
2 Hauptteil
2.1 Ursprung und Grundlagen des Target Costings
Das Konzept des Target Costings fand seinen Ursprung 1965 bei dem Automobilhersteller Toyota. Target Costing leitet sich aus dem japanischen Begriff „Genka Kikaku“ ab. Ins Deutsche übersetzt bedeutet dies: „Ursprung, Preis, Plan“.1
Zur Anwendung kam das Konzept erstmals gegen 1970. Die Ölkrise verursachte einen enormen Wettbewerbsdruck auf die Automobilindustrie, wodurch sich die Unternehmen gezwungen sahen, auf die veränderte Kostensituation zu reagieren.2 Ein möglicher Weg Kosten effizient zu verteilen und zu steuern war das Target Costing.
Im europäischen Raum trat das Target Costing erst ab 1980 auf. Durch einen erhöhten Kostendruck, der nicht eins zu eins an den Kunden weitergegeben werden konnte, sahen sich viele Unternehmen gezwungen eine effizientere Methode des Kostenmanagements anzuwenden. Hierfür bat sich das Target Costing an.3
Target Costing stellt die systematische Planung und Steuerung von Kosten dar.4 Im Gegensatz zu der Vollkostenrechnung, bei der alle Kosten betrachtet werden und anhand deren der mögliche Verkaufspreis kalkuliert wird, stellt das Target Costing (Zielkostenrechnung) eine retrograde Kostenrechnung dar. Hierbei wird direkt zu Beginn eine vertretbare Obergrenze für die anfallenden Kosten definiert. Danach wird versucht, die Kosten unterhalb der festgelegten Obergrenze zu halten, um einen Gewinn zu erzielen. Die Obergrenze der Kosten lässt sich meistens aus dem Marktpreis ableiten.5 Beim Target Costing werden außerdem die Kosten an den Mehrwert, der die Anforderungen für den Kunden generiert, gekoppelt. Ziel ist es, die Kosten adäquat an die Kundenanforderungen anzupassen.
Eine zentrale Frage während des Target Costing Prozesses lautet: „Was darf ein Produkt Kosten?“. Im Gegensatz hierzu steht bei der klassischen Vollkostenrechnung die Fragestellung: „Was wird ein Produkt kosten“ im Vordergrund.6
Anwendung findet das Target Costing meist in Branchen, die eine hohe Wettbewerbsintensität und Innovationsdruck aufweisen wie z.B. die Automobilbranche.7 Das Target Costing bietet sich beispielsweise für Montagebetriebe mit komplexen Fertigungstrukturen und hoher Variantenanzahl an.8 Die Automobilbranche erfüllt all diese Bedingungen, wodurch sich das Target Costing als Kostenmanagementmethode eignet.
2.2 Der Target Costing Prozess
In der ersten Phase des Target Costing Prozesses wird versucht über die Kundenanforderungen Zielpreise zu ermitteln. Damit Zielpreise ermittelt werden können, müssen zuvor die Kundenanforderungen identifiziert werden.9 Um diese zu ermitteln bieten sich folgende Methoden als Beispiele an:10
- Expertenbefragung
- Direkte Kundenbefragung
- Indirekte Kundenbefragung (Conjoint Analyse)
- Analyse von Marktdaten
Außerdem müssen in der ersten Phase die einzelnen Komponenten und Funktionen des Produktes analysiert werden. Darüber hinaus muss eine Festlegung getroffen werden, wie viel Kundennutzen jede einzelne Komponente letztendlich generiert. Es besteht die Möglichkeit, zwischen harten und weichen Funktionen zu unterscheiden. Harte Funktionen bestimmen die technische Leistung, weiche Funktionen hingegen stellen die benutzerfreundlichkeit dar und spiegeln den Kundenwert für das Produkt wider.
In der zweiten Phase des Target Costing Prozesses werden die Zielkosten ermittelt. Es werden folgende Kostenarten bestimmt:
- Zielpreis (Target Price)
- Gewinnmarge (Profit Margin)
- Zulässige Kosten (Allowable Costs)*
- Standardkosten (Drifitng Costs)
- Ziellücke (Target Cap)
*Zielpreis - Gewinnmarge = Zulässige Kosten
Der Unterschied zwischen zulässigen Kosten und Standardkosten bildet die Ziellücke. Zumeist liegen die Standardkosten über den zulässigen Kosten. Trifft dies zu wird versucht, durch Kostensenkung (z.B. Outsourcing etc.) diese zu senken und einen Wert unterhalb der Allowable Costs zu generieren. Um die Zielkosten zu ermitteln bieten sich drei Verfahren an:11
- Subtraktionsverfahren (z.B. Market into Company):
Hierbei wird vom durch die Marktforschung ermittelten Marktpreis ausgegangen. Von diesem wird die Gewinnmarge abgezogen, um auf die zulässigen Kosten zu kommen. Dies ist eine stark marktorientierte Vorgehensweise.
- Additionsverfahren (z.B. Out of Company)
Bei dieser Methode steht nicht die Marktorientierung im Vordergrund, sondern die internen Prozesse. Es wird versucht, zuerst die Standardkosten zu ermitteln.
- Gegenstromverfahren (z.B. into and out of Company)
Hier werden die beiden Methoden Market into Company und Out of Company kombiniert.
Nachdem die Zielkosten festgelegt wurden beginnt die Phase drei. In dieser Phase werden die Zielkosten aufgespalten. Die Zielkosten werden auf die einzelnen Funktionen und Komponenten umgelegt, die zuvor definiert wurden. Falls die Zielkosten nach Komponenten definiert wurden, wird über die Baugruppen und eines Referenzprodukt die Kostenstruktur ermittelt.
Im Falle der Zielkostenspaltung anhand einzelner Funktionen des Produktes wird versucht, die Kosten anhand des jeweiligen Kundennutzens auf die einzelnen Funktionen aufzuspalten.12 Es wird hierbei davon ausgegangen, dass für Funktionen, die einen höheren Mehrwert für einen Kunden generieren, mehr Kosten entstehen dürfen, als für Funktionen, die einen geringeren Mehrwert haben. Über eine Funktion-Komponenten-Matrix müssen danach die einzelnen Funktionen und ihre Bewertung mit der Komponente, die für die Umsetzung der Funktion verantwortlich ist in Verbindung gebracht werden. (Siehe Abbildung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung Nr. 1: Funktion-Komponenten Matrix
Anhand dieser Matrix können nun die Zielkostenindexe der Komponenten gebildet werden. Der Zielkostenindex bildet sich wie folgt:
relativeBedeutung der Komponente
Zielkostenindex der Komponente =
relative Kosten der Komponente
Die relative Bedeutung ergibt sich hierbei aus der zuvor gezeigten Funktions-Komponenten Matrix. Die relativen Kosten der Komponente ergeben sich aus dem Verhältnis der Standardkosten und der zulässigen Kosten. Es gibt drei Bedeutungen, die sich aus dem errechneten Zielkostenindex ergeben:13
- Zielkostenindex = 1. Dieser Wert bedeutet, dass die relativen Kosten exakt der relativen Bedeutung der Komponente entsprechen. Dies stellt eine optimale Verteilung dar, weitere Maßnahmen sind nicht erforderlich.
- Zielkostenindex < 1. Die relative Bedeutung der Komponente ist geringer als die Kosten. Maßnahme hier besteht in der Kostensenkung.
- Zielkostenindex > 1. Die relative Bedeutung der Komponente ist höher als die relativen Kosten. Hier kann das Unternehmen mehr investieren.
- Als letztes wird anhand der einzelnen Zielkostenindexe ein Zielkostendiagramm erstellt. Hier erhält das Unternehmen einen Überblick über das Verhältnis der einzelnen Komponenten zueinander. Ziel ist es, dass sich die Kosten in der Zielkos-
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 Vgl. Rösler, F., (1996) Target Costing für die Automobilbranche, S.11;
2 Vgl. Jentsch, K, Weidt, T., (1995), Das moderne Target Costing-Unternehmen ein idealmodell S. 367368.
3 Vgl. Becker, H., (2007) Auf Crashkurs - Automobilindustrie im globalen Verdrängungswettbewerb, S. 170.
4 Vgl. Schweitzer, M., Küpper, H. U., (2011), Systeme der Kosten und Erlösrechnung. S. 723.
5 Vgl. Plinke, W., Rese, M., Utzig, B. P., (2015), Industrielle Kostenrechnung: Eine Einführung, S. 249.
6 Vgl. Arnaout A., (2001), Anwendungsstand des Target Costing in deutschen Großunternehmen S. 32;
7 Vgl. Kremin-Buch, B., (2007) , Strategisches Kostenmanagement S. 106.
8 Vgl. Arnaout, A., (2001) Anwendungsstand des Target Costing in deutschen Großunternehmen, S. 291.
9 Vgl. Buggert, W., Wielpütz, A., (1995), Target Costing - Grundlagen und Umsetzung des Zielkostenmanagements S. 69.
10 Vgl. Simon, H., (1992), Preismanagement: Analyse - Strategie - Umsetzung S. 109ff.
- Citation du texte
- Maximilian Jurisch (Auteur), 2020, Target Costing in der Automobilbranche. Ein kurzes Essay, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1040693
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