In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie bildnerische Entwicklungsreihen im maltherapeutischen Kontext wirken können. Auf Basis einer theoretischen Grundlage - Erläuterung der Methode der Erarbeitung einer individuellen malerischen Bildserie als präventive, kunsttherapeutische Intervention - werden im praktischen Teil der Arbeit fünf Verläufe von Bildserien dargestellt und nach ihrer Wirkungsweise untersucht werden.
Veränderungsprozesse im Erwachsenenalter wie zum Beispiel Berufseinstieg, Familiengründung, Verlustereignisse und Lebensereignisse, die körperliche Veränderungen mit sich bringen, erfordern Flexibilität und Bewältigungsstrategien. Psychisch belastende Momente im Lebenslauf und deren Bewältigung stellen eine Chance für die persönliche Weiterentwicklung dar. Wenn es jedoch nicht gelingt, die Belastungen oder Überforderungen zu bewältigen, können diese zu Krisen werden und gesundheitliche Problemen verursachen.
Krisen verengen den Blick, alles erscheint nur noch angsteinflößend. Die schöpferische Seite des Menschen wird gelähmt. Den Betroffenen geht der Glaube daran verloren, das Leben selbst meistern und gestalten zu können. Der Mensch ist blockiert. Viele Krisen sind jedoch von schöpferischen Einfällen begleitet. Wie es zu diesen kommt, bleibt ein Geheimnis. Um "im Fluss des Lebens zu schwimmen" braucht der Mensch seine Gesundheit. 'Gesundheit' ist ein Zustand , der nicht nur den Körper betrifft, sondern auch die Seele des Menschen, seinen Geist, seine Umwelt und sein soziales Gefüge. Diese Lebensbereiche machen Gesundheit aus und unterliegen Veränderungsprozessen. Um Gesundheit zu fördern, scheint es sinnvoll zu sein, danach zu fragen, wie sich Veränderungsprozesse begleiten lassen.
Inhalt
Einleitung
1. Veranderungsprozesse im Erwachsenenalter
1.1 Kritische Lebensereignisse
1.2 Bewaltigungsstrategien (Coping)
2. Pravention und Gesundheitsforderung
2.1 Was versteht man unter Pravention und Gesundheitsforderung?
2.2 Blick auf das Salutogenesemodell von A. Antonovsky
2.3 Was erhalt den Menschen gesund?
2.3.1 Kreativitat und Aspekte des Phanomen „Flow"
3. Die Krise
3.1 Phasenmodell fur Krisen nach Kurt Lewin
3.2 Krisen bewaltigen: Aspekte aus dem Saulenmodell von Viktor E. Frankl
3.3 Kreative Methoden als Moglichkeit zur Krisenbewaltigung
4. Die sieben Lebensprozesse nach Rudolf Steiner
4.1. Die sieben Lebensprozesse in der Gegenuberstellung zum Phasenmodell fur Krisen nach Lewin
4.2. Die Lebensprozesse im kunstlerischen Prozess nach M. Altmeier
4.3. Die Methode der „Lebensprozess-Bild-Serie"
4.3.1. Verwandlungsreihen und Metamorphosen in der Anthroposophischen Kunsttherapie
4.3.2. Veranderungsprozesse begleiten in der Integrativen Gestalttherapie
5. Praktischer Teil /empirische Untersuchung
5.1. Forschungsdesign und Setting
5.2. Vorstellung der funf individuellen Bild-Serien-Verlaufe
5.2.1 Bild-Serien-Verlauf von Frau Z
5.2.2 Bild-Serien-Verlauf von Frau H
5.2.3 Bild-Serien-Verlauf von Frau M
5.2.4 Bild-Serien-Verlauf von Frau W
5.2.5 Bild-Serien-Verlauf von Frau G
5.3. Auswertung der Verlaufe und Fragebogen
5.3.1 Auswertung des Bild-Serien-Verlaufs von Frau Z
5.3.2 Auswertung des Bild-Serien-Verlaufs von Frau H
5.3.3 Auswertung des Bild-Serien-Verlaufs von Frau M
5.3.4 Auswertung des Bild-Serien-Verlaufs von Frau W
5.3.5 Auswertung des Bild-Serien-Verlaufs von Frau G
7. Auswertung, Interpretation und Thesenuberprufung
9. Fazit und Ausblick
10. Quellenverzeichnis
11. Eidesstattliche Erklarung
12. Anhang und Bildmaterial
Bild-Serie von Frau Z
Bild-Serie von Frau H
Bild-Serie von Frau M
Bild-Serie von Frau W
Bild-Serie von Frau G
Fragebogen zur emotionalen Befindlichkeit
Abstract
Ausgangspunkt der vorliegenden Bachelorthesis bildet die Fragestellung, wie sich Veranderungsprozesse im Leben kunstlerisch begleiten lassen. Dabei wird als eine Moglichkeit die Methode der „Bild-Serie“ als Konzept im Rahmen einer praventiven Kunsttherapie erarbeitet und anhand von funf individuellen Verlaufen dargestellt. Konkret wird dabei untersucht, ob die kunstlerische Erarbeitung einer „Lebensprozess-Bild-Serie“ aktuelle Lebensfragen und Blockaden losen kann und dem Menschen hilft, wieder „in den Fluss“ zu kommen. Hypothetisch wird davon ausgegangen, dass die prozesshaft- kunstlerische Auseinandersetzung die emotionale Befindlichkeit positiv beeinflusst. Somit werden Ressourcen aktiviert, die bei der Bewaltigung von Veranderungsprozessen von groBer Bedeutung sind. Die praventive Gesundheitsforderung im Sinne der WHO- Definition, zielt auf Prozesse ab, der allen Menschen ein hoheres MaB an Selbstbestimmung uber ihre Gesundheit ermoglichen mochte. Es ist gesetzlich festgelegt, dass Krankenkassen im Rahmen der Primarpravention fur das Anwendungsfeld „psychisch/psychosomatische Krankheiten“ Leistungen zur Verfugung stellen. Die Voraussetzung fur die Forderung einer MaBnahme ist der wissenschaftliche Nachweis eines Interventionskonzeptes (vgl. Oepen, 2015, 57).
In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, ein kunsttherapeutisches Interventionskonzept zu erarbeiten, welches einen Beitrag fur das Anwendungsfeld der Primarpravention leisten soll.
Schlagworter:
Veranderungsprozesse, Bild-Serien, Kunsttherapie, Pravention, Gesundheitsforderung, Lebensprozesse, Blockaden, Krisen, Emotionen, Aktivierung, Ressourcen, Salutogenese, Primarpravention, Erwachsenenalter, Selbstbestimmung, Begleitung
Abstract
Starting point of this Bachelor thesis was the question on how changing processes in life could be accompanied artistically. The opportunity to make use of a series of images as a frame work for the concept of preventative art therapy was developed and applied in five individual cases. Specifically it was examined whether the creation of an image series on life processes is suitable to answer current questions in life and dismantle blockades, so that people get back into the flow. Hypothetically it is assumed that a processional-artistic confrontation contributes positively to the emotional state. As a consequence coping strategies vitally important for changing processes are activated. Preventive health promotion according to the definition by the WHO focuses on processes, which allows all people for a high degree of self-determination related to their health. Health insurances are legally bound to provide services as primary prevention for the field of application 'mental/psychosomatic disorders'. Requirement for funding of treatment is scientific evidence of an intervention concept. (see Oepen, 2015, 57)
This paper aimed to develop an art-therapeutic intervention program to contribute to the application field of primary prevention.
Keywords:
process of change, series of images, art therapy, prevention, health promotion, life processes, blockades, crisis, emotion, activating, resources, salutogenesis
primary prevention, adulthood, self-determination, guidance
Einleitung
Veranderungsprozesse im Erwachsenenalter wie beispielsweise der Berufseinstieg, Familiengrundung, Verlustereignisse und Lebensereignisse, die korperliche Veranderungen mit sich bringen (z.B. Schwangerschaft, Krankheit, Klimakterium), erfordern Flexibilitat und Bewaltigungsstrategien. Psychisch belastende Momente im Lebenslauf und deren Bewaltigung stellt eine Chance fur die Weiterentwicklung dar. Wenn es jedoch nicht gelingt, die Belastungen oder Uberforderungen zu bewaltigen, konnen diese zu Krisen und gesundheitlichen Problemen fuhren (vgl. Hurrelmann, 2014, 80). Einschnitte und Lebensubergange konnen zu Verunsicherungen durch Rollenveranderungen, sowie Selbstbildveranderungen fuhren und der Mensch kann daruber in eine Krise geraten. Krisen konnen als Entwicklungschance begriffen werden. Wenn sie nicht ergriffen und gestaltet werden, konnen sie zu Anpassungsschwierigkeiten fuhren. Wenn sich aus einem Problem eine personliche Krise entwickelt, spielen dabei Faktoren der Grunderfahrungen aus der Vergangenheit eines Menschen, sowie sein Selbstwertgefuhl und seine Identitat eine wesentliche Rolle. Krisen verengen den Blick auf die Angst, Schopferisches wird gelahmt und den Betroffenen fehlt der Glaube und die Uberzeugung, das Leben selbst gestalten zu konnen, der Mensch ist blockiert. Es fehlt das Gefuhl der Selbstwirksamkeit, welches ein wichtiger Aspekt des Identitatslebens ist. In vielen Krisen gibt es einen schopferischen Einfall, der zu einer Idee werden kann, wie sich etwas ganz neu gestalten lasst. Wie es zu diesem schopferischen Einfall kommt, bleibt allerdings ein Geheimnis (vgl. Migge, 2005, 428- 431). Das Leben mit allen moglichen Veranderungen zu bewaltigen, bedeutet auch „ein guter Schwimmer im Fluss des Lebens“ zu werden“ (vgl. Schneider, 2009, 526 „im Sinne Antonovskys“). Um „im Fluss des Lebens zu schwimmen“ braucht der Mensch seine Gesundheit, mit der meist ein aktives, erfullendes, selbstgestaltetes Leben bis ins hohe Alter hinein verbunden wird. Gesundheit ist ein Zustand, der nicht nur den Korper betrifft, sondern auch die Seele des Menschen, seinen Geist, seine Umwelt und sein soziales Gefuge (vgl. Steinbach, 2015, 25-26). Diese Lebensbereiche machen Gesundheit aus und sie unterliegen Veranderungsprozessen. Um Gesundheit zu fordern, scheint es sinnvoll, danach zu fragen wie sich Veranderungsprozesse begleiten lassen.
In der Pravention und Gesundheitsforderung dominieren meist Ansatze, die sich auf die Veranderung des Ernahrungs-, Bewegungs,- und Rauchverhaltens beschranken und Entspannungsverfahren, die als universales Mittel gegen Stress eingesetzt werden (Hurrelmann, 2014, 86). Doch gibt es auch praventive MaBnahmen, welche die seelische und geistige Befindlichkeit auf kreative Weise starkend begleiten konnen? Eine wichtige Bedingung fur die Erhaltung der Gesundheit ist, dass der Mensch das Gefuhl hat, selbstbestimmt sein Leben gestalten zu konnen (Steinbach, 2015, 135). Daraus lasst sich schlieBen, dass der Mensch ein gestalterisches Wesen ist.
Ausgehend von einem personlichen Interesse an der Malerei und einer kunstlerischen Auseinandersetzung mit Bild-Serien1, ist das Anliegen zu untersuchen, wie bildnerische Entwicklungsreihen im maltherapeutische Kontext wirken konnen. In der vorliegenden Arbeit wird eine theoretische Grundlage geschaffen, indem u.a. das Phasenmodell fur Krisen (K. Lewin) den „sieben Lebensprozessen" (R. Steiner) gegenuber gestellt wird. Die sieben Lebensprozesse bilden die Grundlage zur Methode der Erarbeitung einer individuellen malerischen „Bild-Serie" als praventive, kunsttherapeutische Intervention in Bezug auf personliche Lebensfragen, Probleme oder momentaner Blockaden. Im praktischen Teil der Arbeit werden dazu funf individuelle Verlaufe von Bildserien dargestellt. Sie werden unter der Fragestellung untersucht, ob sie die emotionale Befindlichkeit positiv beeinflussen. Hypothetisch wird davon ausgegangen, dass durch das positive Einwirken auf die emotionale Befindlichkeit Ressourcen aufgedeckt werden, die zur Bewaltigung von Veranderungsprozessen beitragen konnen. In der Arbeit wird zum Einen die Wirksamkeit einer kunsttherapeutischen Methode aus der anthroposophisch ausgerichteten Kunsttherapie untersucht. Des Weiteren wird ein Beitrag geleistet, der die kunst- therapeutische Methode als geeignete Intervention darstellen mochte, um sie in der praventiven Gesundheitsforderung etablieren zu konnen. Es stellt sich die Frage, ob das malerische Erarbeiten einer „Lebensprozess-Bild-Serie" als Interventionskonzept zur Begleitung von Veranderungsprozessen, das Potenzial zur Bereicherung der Primar- pravention (im Rahmen einer praventiven Kunsttherapie) in sich tragt. Diese Frage soll in der vorliegenden Bachelorthesis beantwortet werden.
Der Begriff „Kunsttherapie" wird als eine kunsttherapeutische Intervention im Rahmen von Pravention und Gesundheitsforderung verwendet. Es geht keinesfalls um therapeutische Bild-Serien zur Begleitung von Veranderungsprozessen... Seite 8
Diagnostik und der Heilung von Erkrankungen. Dies wurde vorab mit den Probanden2 in der Studie kommuniziert und vertraglich geregelt. Zur Wahrung der Schweigepflicht wurden die Namen anonymisiert.
1. Veranderungsprozesse im Erwachsenenalter
In diesem Kapitel werden die normativen Lebensphasen des Erwachsenenalters betrachtet. Dabei wird der Blick auf die Veranderungsprozesse im Leben gerichtet und der Zusammenhang zur Gesundheit einbezogen. Eine Frage, die sich zu Beginn an dieses Thema stellt: Ist es uberhaupt moglich, das Erwachsenenalter auf eine theoretische Weise angemessen zu erfassen?
Eine universelle Struktur des Erwachsenenlebens zu formulieren, etwa in Form einer Phasen- oder Stufentheorie, erweist sich laut Hurrelmann als eine Illusion. Er beschreibt, dass die gesellschaftliche Entwicklung zunehmend von einer Individualisierung gepragt ist, die sich in der Vielfalt von Lebenslaufen ausdruckt. Wissenschaftliche Disziplinen befassen sich dennoch mit dem Erwachsenenalter aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Entwicklungs- psychologie des Erwachsenenalters oder die Lebenslaufsoziologie beispielsweise, entwickeln pragmatische Einteilungen und Ordnungskriterien, um daraus Informationen fur wissenschaftliche Analysen zu gewinnen.
Ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die Veranderungsprozesse und der Lebensgestaltung ist, dass das Erwachsenenleben die langste Lebensphase darstellt und dass heute durch die steigende Lebenserwartung eine mittlere Alterspanne von fast 60 Jahren erreicht wird. In dieser Altersphase werden viele entscheidende gesundheitliche Einflusse wirksam, woraus sich sinnvolle Ansatzpunkte fur praventive MaBnahmen ergeben (vgl. Hurrelmann et al. 2014, 79). Darauf wird im 2. Kapitel zur Pravention und Gesundheitsforderung naher eingegangen.
1.1 Kritische Lebensereignisse
Die spezifischen Phasen und Themen des Erwachsenenalters sollen hier unter dem Gesichtspunkt der Veranderungsprozesse betrachtet werden.
Im ganzen Lebenslauf gibt es normative Ubergangsphasen, die ein hohes MaB an gesundheitlichen Belastungen fur den Erwachsenen mit sich bringen konnen. Das ist die Adoleszenz, der Ubergang zum fruhen Erwachsenenalter, welches die Phasen des Berufseinstiegs und der Familiengrundung beinhaltet. Im mittleren Alter sind es Phasen der groBeren Karriereschritte und der Ablosung der Kinder. Im spaten Erwachsenenleben ist es der Ubergang in den Ruhestand. Diese Lebensubergange vollziehen sich meist in einem steten und fast unbemerkten Wandel, sie konnen aber auch zu Verunsicherungen in der Identitat fuhren, was den Menschen manchmal offener fur Veranderungsprozesse und deren aktiver Gestaltung werden lasst (vgl. Kast, 2016).
Als eine deutliche Zasur und starkere Verunsicherung werden im Lebenslauf unerwartete Verlustereignisse erlebt. Diese nicht normativen Lebensubergange, die durch Schicksals- schlage ausgelost werden, konnen zu Krisen fuhren. Wie zum Beispiel der Verlust der Arbeit, die Trennung vom Lebenspartner, Krankheit oder ein Todesfall von Nahestehenden. Diese Ereignisse konnen Sinnfragen aufwerfen und erfordern meist schwierige Bewaltigungs- phasen z.B. in der Trauerarbeit. Einen direkten Bezug zur Gesundheit haben Lebens- ereignisse, die korperliche Veranderungen mit sich bringen wie eine Schwangerschaft und Geburt, das Klimakterium der Frau oder eine ernste Krankheit. Diese Erfahrungen lenken die Aufmerksamkeit auf den eigenen Korper und sensibilisieren somit fur gesundheitliche Prozesse. SchlieBlich findet eine kontinuierliche Form korperlicher Prozesse beim Altern statt. Es werden in der Lebensmitte erste Alterszeichen wahrgenommen, kleinere LeistungseinbuBen werden spurbar und alltagliche Krankheiten haufen sich mit zunehmendem Alter. Diese Erfahrungen machen eigene Grenzen und die Endlichkeit sichtbar, sie konnen damit aber auch fur gesundheitliche Fragen sensibilisieren (vgl. Hurrelmann et al. 2014, 85-86).
1.2 Bewaltigungsstrategien (Coping)
Veranderungsprozesse im Erwachsenenalter beinhalten also den Berufseinstieg, die Familiengrundung, Verlustereignisse und Lebensereignisse, die korperliche Veranderungen mit sich bringen. Diese Veranderungsprozesse erfordern eine hohe Flexibilitat und Bewaltigungsstrategien. Psychisch belastende Momente im Lebenslauf und deren Bewaltigung konnen eine Chance fur die Weiterentwicklung darstellen. Wenn es jedoch Bild-Serien zur Begleitung von Veranderungsprozessen... Seite 10
nicht gelingt, die Belastungen oder Uberforderungen zu bewaltigen konnen diese zu Krisen und gesundheitlichen Problemen fuhren (vgl. Hurrelmann, 2014, 80).
Jeder Mensch ist gewissen Stressoren oder „Life Events“ (kritischen Lebensereignissen) ausgesetzt. Es hangt von den individuellen Moglichkeiten ab, wie sehr diese Ereignisse den Menschen belasten und wie er mit dieser Belastung umgeht. Diese Moglichkeiten werden als Bewaltigungsstrategien bzw. Coping (engl. „to cope“ = bewaltigen, uberwinden) bezeichnet. Dabei wird unterschieden zwischen personlichen Bewaltigungsstrategien - darunter wird die seelische Fahigkeit, Probleme zu bewaltigen verstanden - und kollektiven Bewaltigungsstrategien, d.h. die Moglichkeit soziale Hilfe zu erhalten. Es wird davon ausgegangen, dass beide Strategien einander beeinflussen. Ist ein Mensch sozial integriert, so schenkt ihm dies Selbstsicherheit und Selbstvertrauen und erleichtert die personliche Bewaltigung eines Problems. Grundsatzlich sind Belastungs- und Bewaltigungsmodelle psychosomatisch (Psyche= Seele, Soma= Korper) orientiert. Es liegt dabei die Annahme zugrunde, dass psychische und soziale Probleme oder Defizite korperliche Erkrankungen verursachen konnen (vgl. Hurrelmann, 2014, 80).
Mehrere Wissensgebiete, unter anderem die Medizin, die Psychologie, die Wirtschafts- und Gesundheitswissenschaften, beschaftigen sich mit dem Thema Stress (Stressoren) und dessen Bewaltigungsstrategien. In den letzten Jahren wurden die Auswirkungen von Stress und verschiedenen Krankheitssymptomen ausfuhrlich erforscht und in diversen Stress- theorien beschrieben.
„Veranderungen und der daraus resultierende Stress sind absolut notwendig fur psychische Differenzierungs- und Wachstumsprozesse und sogar fur das einfache Weiterleben. Auch schone Dinge konnen ein hohes MaB an Stress (Eustress= anregender, stimulierender „positiver“ Stress) aufweisen. Jedoch wird in der Wissenschaft den negativen Aspekten von Stress (dem sogenannten Disstress= lang andauernder, starker, „negativer“ Stress) die meiste Aufmerksamkeit zuteil.“(WeiB 1999, 9)3
2. Prevention und Gesundheitsforderung
Dieses Kapitel soll eine Einfuhrung in die Begrifflichkeit von Pravention und Gesundheits- forderung geben und die Frage klaren, was den Menschen gesund erhalt. Das Modell der Salutogenese von Aaron Antonovsky wird dabei betrachtet, um Ruckschlusse fur die Wichtigkeit von Pravention und Gesundheitsforderung ziehen zu konnen. Kreativitat und das Phanomen „Flow“ werden in einem weiteren Unterpunkt erwahnt, da diese interessante Aspekte fur den empirischen Teil der Arbeit liefern.
2.1 Was versteht man unter Pravention und Gesundheitsforderung?
Die Begriffe „Krankheitspravention“ und „Gesundheitsforderung“ finden in der inter- nationalen Fachliteratur keine einheitliche Verwendung. Historisch betrachtet ist der verkurzte Begriff „Pravention“ der Altere und wurde im 19. Jahrhundert in der Sozialmedizin entwickelt. Unter Vorsorge, Prophylaxe oder Pravention wurden alle Ansatze zusammen gefasst, die eine Vermeidung von Krankheit zum Ziel hatten.
Der Begriff „Gesundheitsforderung“ (Health Promotion) ist historisch wesentlich junger. Er entwickelte sich aus gesundheitspolitischen Debatten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Neben bevolkerungsmedizinischen Impulsen gingen auch okonomische, politische, kulturelle und soziale Impulse in den Begriff ein. In der Definition von Gesundheit, in der Grundungskonvention der WHO (1946) formuliert, heiBt es:
„Gesundheit ist der Zustand des volligen korperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen“.
Der Begriff „Gesundheitsforderung“ etablierte sich einige Jahre spater in der WHO Konferenz in Ottawa (1986). Gesundheitsforderung soll laut WHO als ein Prozess verstanden werden, der Menschen dazu befahigt, ein hoheres MaB an Selbstbestimmung zur Starkung ihrer Gesundheit zu gewinnen (vgl. Steinbach 2015, 81).
In der Krankheitspravention stehen Vermeidungsstrategien im Vordergrund, wohingegen in der Gesundheitspravention der Mensch durch die Verbesserung seiner Lebens- bedingungen eine Starkung der gesundheitlichen Entfaltungsmoglichkeiten erfahren soll (vgl. Hurrelmann et al. 2014, 13). Das gemeinsame Ziel beider Interventionsformen ist, einen individuellen und auch einen kollektiven Gesundheitsgewinn zu erzielen. Dies geschieht einmal durch das Zuruckdrangen von Risiken fur Krankheiten, zum anderen durch die Forderung von Ressourcen. Die Krankheitspravention beruft sich dabei auf die Dynamik der Entstehung von Krankheit, die Gesundheitsforderung auf die Dynamik der Entstehung von Gesundheit. Diese Unterscheidung ist auf Antonovsky (1987) zuruckzufuhren, der den Begriff der Salutogenese pragte (vgl. Hurrelmann et al. 2014, 14).
Ein weiterer erwahnenswerter Aspekt ist, dass es bei der Krankheitspravention drei Kategorien der Krankheitsvorbeugung in Bezug auf seelisch- geistige Storungen gibt, die G.Caplan (1964) festlegte. Darunter zahlt die primare, sekundare und die tertiare Pravention. Die primare Pravention soll die krankheitsverursachenden Umstande im Vorfeld bekampfen, die sekundare Pravention greift bei allerersten Anzeichen einer Krankheit, um deren Vollbild nicht entstehen zu lassen. Die tertiare Pravention soll Folgeschaden und Behinderungen durch eine Krankheit verhindern, indem die Gesundheit und Leistungsfahigkeit zum Beispiel durch Rehabilitation hergestellt wird.
Es ist heute durch Studien bekannt, das die Krise einen wesentlichen Faktor darstellt, welcher zur Entstehung von psychischen und korperlichen Krankheiten beitragt. Das medizinische Hilfssystem ist dennoch eher darauf ausgerichtet bei dem Ausbruch von Krankheiten zu greifen, anstatt wirksame primare und sekundare praventive MaBnahmen einzusetzen (vgl. Migge, 2007, 427).
2.2 Blick auf das Salutogenesemodell von A. Antonovsky
In dem Begriff „Salutogenese“ brachte der Sozialforscher Aaron Antonovsky das Unbehagen gegenuber der Medizin als einen „Reparaturbetrieb“ und dem pathologischen Blick auf die Gesundheit und dem Korper auf den Punkt. Antonovsky schlug eine positivere Denkweise vor, in welcher nicht die Frage nach den krank machenden Faktoren, sondern das Interesse auf die Ressourcen und Potenziale des Menschen im Zentrum stehen sollte (vgl. Kolip et al. 2010, 11). Das Wort „Salutogenese“ bedeutet „Entstehung von Gesund- heit“ und grenzt sich somit von der Denkweise der Pathogenese („Entstehung von Krankheit“) ab. Das Konzept der Salutogenese beschaftigt sich also mit allen Kompetenzen und Kraften, die dem Menschen helfen, gesund zu bleiben. In einer Metapher vergleicht Antonovsky den pathogenetischen mit dem salutogenetischen Ansatz. Im pathogenetischen Ansatz wird versucht, den Menschen aus einen reiBenden Fluss zu retten, ohne zu uberlegen, wie er in diesen Fluss geraten ist und weshalb er nicht besser schwimmen kann. In der Salutogenese wird davon ausgegangen, dass der Mensch aus eigenem Willen in diesen Fluss gesprungen ist und sich weigert, das Schwimmen zu lernen. Es hangt auch von den Eigenschaften des Flusses ab, wer schneller ertrinkt und wer besser schwimmen kann. Antonovsky zeichnet damit sein „psychologisches Modell zur Erklarung von Gesund- heit" (BZgA 2001, 25):
„...meine fundamentale Annahme ist, daB der FluB der Strom des Lebens ist. Niemand geht sicher am Ufer entlang. Daruber hinaus ist fur mich klar, daB ein GroBteil des Flusses sowohl im wortlichen als auch im ubertragenen Sinne verschmutzt ist. Es gibt Gabelungen im FluB, die zu leichten Stromungen oder zu gefahrlichen Stromschnellen oder Strudel fuhren. Meine Arbeit ist der Auseinandersetzung mit folgender Frage gewidmet: Wie wird man, wo immer man sich in dem FluB befindet, dessen Natur von historischen, soziokulturellen und physikalischen Umweltbedingungen bestimmt wird, ein guter Schwimmer?" (Antonovsky 1997, 22, zit. nach BZgA 2001, 25)
Unter Gesundheit versteht Antonovsky nicht einen normalen Zustand des Gleichgewichts, sondern sie ist ein aktives, sich standig regulierendes Geschehen. Dabei werden die Zustande zwischen „gesund" und „krank" nicht getrennt, sondern in einer zusammen- hangenden Reihe, einem Kontinuum gesehen. Es wird von einem flieBenden Ubergang zwischen den beiden Polen „Gesundheit" bzw. korperliches Wohlbefinden und „Krankheit" korperliches Missempfinden, ausgegangen. In diesem „Gesundheits-Krankheits-Kontinuum" wird davon gesprochen, das die beiden Endpole „vollig gesund" oder „vollig krank" niemals ganz erreicht werden. Die Salutogenese ermoglicht somit ein Nachdenken uber Faktoren, die in Richtung des gesunden Endes des „Gesundheits-Krankheits-Kontinuum" weisen (vgl. Steinbach, 2015, 143).
2.3 Was erhalt den Menschen gesund?
Das Konzept der Salutogenese geht der Frage nach, was den Menschen gesund erhalt. Der Paradigmenwechsel von der Pathogenese zur Salutogenese ruckte von einem Defizitdenken ab und beschaftigte sich mit dem Positiven, dem, was fur die Gesundheit getan werden kann. Eine wichtige Bedingung fur die Erhaltung der Gesundheit ist, dass der Mensch das Gefuhl hat, selbstbestimmt sein Leben gestalten zu konnen. Doch was genau erhalt die Gesundheit? Antonovsky formulierte dazu, als ein Ergebnis seiner Untersuchungen, das Konzept des „Sense of Coherence" (SoC, Koharenzsinn), dieses bildet das Kernstuck des salutogenetischen Modells. Es kann folgendermaBen definiert werden: Das Koharenzgefuhl (SoC) ist eine Grundhaltung, eine Weltanschauung, in welcher ein umfassendes und dauerhaftes Gefuhl des Vertrauens darauf gerichtet ist, dass die Ereignisse im Leben vorhersehbar und erklarbar sind. Das Koharenzgefuhl beinhaltet das Vertrauen darauf, dass genugend Ressourcen vorhanden sind, um die verschiedenen Lebensanforderungen zu bewaltigen. Es ist damit die Zuversicht gemeint, dass es sich lohnt, alle Anforderungen aus eigenem Bemuhen und mit Engagement zu bewaltigen (vgl. Steinbach 2015, 137-138). Das Koharenzgefuhl besteht aus drei verschiedenen Elementen:
- dem „Sense of Comprehensibility“ (Gefuhl von Verstehbarkeit),
- dem „Sense of Managebility“ (Gefuhl von Handhabbarkeit) und
- dem „Sense of Meaningfulness“ (Gefuhl von Sinnhaftigkeit) (vgl. Steinbach 2015, 139).
Die groBte Bedeutung spricht Anonovsky der Sinnhaftigkeit zu, also der Uberzeugung des Menschen, dass das Leben etwas Sinnvolles ist.
Die Gesundheitsforderung und somit auch praventive MaBnahmen werden als ein wesentliches Element zur Erhaltung der Gesundheit betrachtet. Es beinhaltet eine Starkung des Koharenzgefuhls und ein positives Selbstbild zur Entwicklung von Handlungs- fahigkeiten. Das Modell der Salutogenese stellt eine wichtige Bedeutung fur das Anwendungsfeld der Pravention dar. Es dient als Meta-Theorie fur das Arbeitsfeld, als Legitimation fur konzeptuelle Uberlegungen und fur konkrete MaBnahmenplanungen. Praventive Aktivitaten bekommen eine Rahmentheorie, die ressourcenorientierte und kompetenzsteigernde PraventionsmaBnahmen stutzt (vgl. Bengel et al, 2001, 71).
2.3.1 Kreativitat und Aspekte des Phanomen „Flow"
Die Erfahrung von Kreativitat und dem Phanomen „Flow“ stehen in Polaritat zum Erleben in einer Krisensituation. Daher wird in diesem Unterpunkt der Blick auf die Kreativitat und dem Phanomen „Flow“ gerichtet. Dabei wird spater deutlich, was in einer Krise verloren geht und wo es theoretisch einer Aktivierung bedarf, um Krisen gesund bewaltigen zu konnen.
Das Phanomen „Flow“ beschreibt einen dynamischen Erlebniszustand, in welchem sich eine Abfolge von Handlungen nach einer inneren Logik vollziehen. Dabei braucht der Handelnde nicht bewusst Eingreifen, er erlebt den Prozess als ein einheitliches „FlieBen“. Mihaly Csikszentmihalyi, der das „Flow-Phanomen“ im Jahr 1991 erforschte und diesen Begriff pragte, beschreibt, dass das Erreichen eines Zieles wichtig sei, um eigene Leistungen zu belegen, aber es nicht in sich selber befriedigend ist. Was den Menschen in Bewegung halt, ist das Erlebnis selbst. Er beschreibt, das ein „Flow-Erleben“ jenseits der Parameter von Angst und Langeweile erst befriedigend wird. Das deutlichste Anzeichen von „Flow“ ist das Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein, mit der gleichzeitigen Aufhebung des Zeitgefuhls. Damit das Handeln mit dem Bewusstsein verschmelzen kann, muss die Aufgabe zu bewaltigen sein. Ein weiterer Aspekt des „Flow-Erlebens“ ist in der „Selbst- vergessenheit“ zu beschreiben. Dies bedeutet allerdings nicht, das man im Zustand des „Flow“ den Kontakt zur eigenen physischen Realitat verliert. In den meisten „Flow- Aktivitaten“, wird man der eigenen inneren Vorgange sogar intensiver bewusst (z.B. beim Yoga). Ein weiteres Merkmal des „Flow-Erlebens“ ist, dass der Mensch seine Handlungen und die Umwelt unter Kontrolle hat. Diese Kontrolle ist zwar nicht bewusst, aber ein eventuelles Entgleiten der Kontrolle wird nicht als besorgniserregend bewertet.
Wenn spater die Erfahrung reflektiert wird, kommt es zu der Erkenntnis, dass die eigenen Fahigkeiten wahrend der „Flow-Episode“ zur Bewaltigung der Umweltanforderungen genugten. Diese Erkenntnis ist eine wichtige Komponente, um ein positives Selbstkonzept zu bilden. Der letzte wesentliche Aspekt des „Flow-Erlebens“ ist dessen „autotelisches“ Wesen. Es scheint keine Ziele oder Belohnungen zu benotigen, die auBerhalb des „Flow- Erlebens“ selbst liegen. Der Zweck des FlieBens ist, im FlieBen zu bleiben, nicht Hohepunkte oder utopische Ziele zu suchen (vgl. Csikszentmihalyi, 2010, 59- 73).
Kreative Prozesse beginnen mit dem Eindruck, dass ein Ratsel gelost oder eine Aufgabe vollendet werden muss. Es kann sich in den Gefuhlen von Unstimmigkeit, Konflikten, Spannungen oder unerfullten Wunschen auBern. Eine problematische Frage kann durch eine personliche Erfahrung ausgelost werden, im beruflichen Kontext oder durch offentlichen Druck. Csikszentmihalyi beschreibt weiter, das es ohne eine wahrgenommene Spannung, welche die psychische Energie einer Person auf sich zieht, keine Notwendigkeit fur eine neue Reaktion gibt. Es ist unwahrscheinlich, dass ein kreativer Prozess ohne einen spannungsvollen Stimulus in Gang kommt (vgl. Csikszentmihalyi, 2014, 141).
Eine besondere Eigenschaft, die Csikszentmihalyi kreativen Menschen zuspricht, ist die Fahigkeit, sich fast jeder Situation anzupassen und sich mit dem zu behelfen, was gerade zur Verfugung steht, damit eigene Ziele erreicht werden konnen. Kreativitat wird von Csikszentmihalyi auch als autotelisches Erlebnis bezeichnet, womit die Brucke zum „Flow- Erleben“ beschritten wird. In Csikszentmihalyis Forschungen zu Flow und Kreativitat bewerteten alle Befragten die Freude an ihrer Arbeit hoher, als alle auBeren Belohnungen. Nach einem „Flow-Erlebnis", wenn eine Arbeitssitzung voruber ist, stellen sich Glucks- gefuhle ein. Werden im Alltag haufiger „Flow-Erfahrungen" gemacht, desto groBer ist die Wahrscheinlichkeit, das der Mensch insgesamt glucklicher ist. Dies hangt allerdings auch von der Art der Aktivitaten und der Komplexitat der „Flow-Erlebnisse" ab und den Heraus- forderungen, die damit zur Weiterentwicklung der Personlichkeit und allgemein zu der Bereicherung der Kultur fuhren (vgl. Csikszentmihalyi, 2014, 178- 182).
3. Die Krise
„Bewegung und Wandlung ist Leben. Krisen ist Chance.“ (Unbekannt, Boden, Feldt, 2008, 385)
Der Wortsinn Krise beinhaltet den Scheideweg, die Trennung und die Entscheidung (vgl. Migge, 2005, 98). Im Chinesischen setzt sich das Wort Krise aus zwei Schriftzeichen zusammen. Das eine bedeutet Gefahr, das andere Gelegenheit, Chance. (vgl. J.F. Kennedy)4 Die Definition des Begriffes Krise wurde vom britischen Psychiater Gerald Caplan 1964 wie folgt beschrieben: „Eine Krise ist eine schwere emotionale Gleichgewichtsstorung, welche zeitlich begrenzt ist und mit den Gegenregulationsmechanismen, die dem betroffenen Individuum aktuell zur Verfugung stehen, nicht zu bewaltigen ist." (vgl. Migge, 2005, 427) Ausloser fur Krisen finden sich unter anderem in den Lebensbereichen: Korper und Gesundheit, Beruf und Karriere, Familie und Partnerschaft, soziale Kontakte und Kommunikation, in dem Grundbedurfnis nach Freiheit, materieller Sicherheit, Selbst- wirksamkeit und in der Suche nach Werte, Normen und dem Sinn im Leben (vgl. Migge, 2005, 99).
Zu jeder personlichen Entwicklung und Reifung gehoren Krisen, sie sind ein Teil des Lebens. Krisen sind traurig und anstrengend und bringen Menschen aus ihrem Gleichgewicht, daher ist es wesentlich, einen adaquaten Umgang mit den Lebenskrisen zu finden. Sie sind immer ein Aufruf zur Veranderung, in welcher Bestehendes losgelassen werden muss, um Neues zu entdecken und auszuprobieren. Das Erkennen, Akzeptieren und Verandern scheint besonders in akuten Krisensituationen kaum umsetzbar zu sein. Die Auseinandersetzung mit den eigenen krisenhaften Themen stoBt meist auf eine innere Abwehr (vgl. Boden, Feldt, 2008, 154). Ein Loslassen oder Wechsel des Weges im Sinne einer Problemlosung ist nicht mehr moglich, dies kann sich im Extremfall bis zu einer Selbst- oder Fremdtotungskrise zuspitzen. In ihr druckt sich die einzige und zugleich nach langer zermurbender Zeit der Handlungsunfahigkeit, erste freie Handlung im bisherigen Leben und die Verzweiflung uber das Selbstbestimmungsrecht aus (vgl. Dorner et al. 2002, 315, 321). Sich in der Krise weder ganz an die Innenwelt der Emotionen noch an die Forderungen der AuBenwelt zu verlieren, stellt die Herausforderung dar, in diesem Spannungsfeld einen neuen Weg zu finden. Krisen konnen auch als Entwicklungschance begriffen werden. Wenn sie nicht ergriffen und gestaltet werden, konnen sie zu Anpassungsschwierigkeiten fuhren. Wenn sich aus einem Problem eine personliche Krise entwickelt, so spielen dabei Faktoren der Grunderfahrungen aus der Vergangenheit eines Menschen, sowie sein Selbstwertgefuhl und seine Identitat eine wesentliche Rolle. Krisen verengen den Blick auf die Angst, Schopferisches wird gelahmt und den Betroffenen fehlt der Glaube und die Uberzeugung, das Leben selbst gestalten zu konnen, der Mensch ist blockiert. Es fehlt ihm das Gefuhl der Selbst- wirksamkeit, welches ein wichtiger Aspekt des Identitatslebens ist. In vielen Krisen gibt es einen schopferischen Einfall, der zu einer Idee werden kann, wie sich etwas ganz neu gestalten lasst. Wie es zu diesem schopferischen Einfall kommt, bleibt allerdings ein Geheimnis (vgl. Migge, 2005, 428-431).
Ein wichtiger Aspekt, der vergegenwartigt werden sollte ist, dass jede Veranderung jedes Menschen stets einen moglichen Ausgang in der Selbst- oder Fremdtotung haben kann. Damit ist eine solidarische Haltung des „Helfenden“ gegenuber des Patienten/Klienten gemeint, welche die Zahl der Selbsttotungen im psychiatrischen Kontext verringern kann.
Es muss ausgehalten werden, das Chance und Risiko in jeder Krise, bei jeder Therapie, Hilfe oder Veranderung untrennbar voneinander sind (vgl. Dorner et al. 2002, 323).
3.1 Phasenmodell fur Krisen nach Kurt Lewin
Nun soll der Blick auf die Chance, welche in jeder Krise liegt, gerichtet werden und darauf, wie es theoretisch zu einem schopferischen Einfall, zu einem Wendepunkt kommen kann. Dazu wird das Phasenmodell fur Krisen vorgestellt, welches Kurt Lewin, ein deutsch- amerikanischer Soziologe 1947 entwickelte. Er schlug vor, Krisen und Veranderungen in sieben Phasen einzuteilen. Es spiegelt sich nicht die Wirklichkeit seelischer Vorgange darin wieder und die Phasen mussen nicht in der beschriebenen Reihenfolge auftreten, aber es ermoglicht Krisen als Prozess zu beobachten. Lewin benennt folgende Phasen:
- Schock,
- Verneinung,
- Einsicht,
- Erkennen der Emotion (diese wird allerdings abgelehnt und bekampft),
- emotionale Akzeptanz,
- Ausprobieren,
- Erkenntnis
(vgl. Migge, 2005, 99).
Im Schock erlebt und erfahrt der Mensch eine Lahmung und groBe Verwirrung, er wird uberflutet mit Gefuhlen wie Wut, Ausweglosigkeit, Identitatskrise, Ohnmacht, Hilflosigkeit, einen Uberschwang an Emotionen und Perspektivlosigkeit.
In der Phase der Verneinung wird die Krise rational und emotional verleugnet, bagatellisiert oder mit anderen Abwehrmechanismen bearbeitet. Dabei werden meist Informationen verzerrt und falsch wahrgenommen und interpretiert. In der Phase der Einsicht wird das Problem rational erkannt, allerdings die dazugehorige Emotion weiter verleugnet. So fuhrt sich dies in der nachsten Phase fort, hier wird die Emotion erkannt und bekampft. Die Angst oder Wut wird abgelehnt, unterdruckt oder umgeformt. In der funften Phase entsteht eine emotionale Akzeptanz, die Traurigkeit, Angst und Wut werden akzeptiert und angenommen, der Weg wird frei fur Losungen. Dies leitet in die sechste Phase uber, hier konnen neue Strategien erprobt werden. Die siebte Phase der Krise beinhaltet die Erkenntnis und Integration. Es werden neue Zusammenhange erkannt, diese konnen nun in das eigene Leben integriert werden (vgl. Migge, 2005, 100, 432). Das Phasenmodell fur Krisen wird hier aufgefuhrt, da es Aspekte und die Moglichkeit zur Analogiebildung gegenuber dem Modell der sieben Lebensprozesse nach Rudolf Steiner bietet. Dieses wird im spateren Teil der Arbeit eine theoretische Grundlage fur die ausgewahlte kunsttherapeutische Methode der „Bild-Serie" bilden.
3.2 Krisen bewaltigen: Aspekte aus dem Saulenmodell von Viktor E. Frankl
Der osterreichische Neurologe und Psychiater Viktor E. Frankl war Begrunder der Logotherapie. Auf die Frage, wie Menschen Krisen meistern konnen, fand Frankl eine klare Antwort: indem sie in ihrem Leben einen Sinn sehen. Er formulierte dazu folgendes Zitat: „Es gibt nichts auf der Welt, das einen Menschen so sehr befahigte, auBere Schwierigkeiten oder innere Beschwerden zu uberwinden, als: das BewuBtsein, eine Aufgabe im Leben zu haben.“ (Schechner, Zurner, 2013, 24).
Er war genau wie A. Antonovsky der Uberzeugung, dass der Sinnfrage im Leben, der Sinnhaftigkeit von Lebensereignissen, die groBte Bedeutung zugesprochen werden muss. Denn der gesunde Mensch, der schaffend seinen Daseinssinn erfullt in der Verwirklichung von schopferischen Werten und sein Leben mit Sinn anreichern kann, lebt praventiv (vgl. Schechner, Zurner, 2013, 281). An dieser Stelle soll eine Verbindung zum Salutogenese- modell von A. Antonovsky und einem praventiven Gesundheitsansatz verdeutlicht werden. Um einen Zusammenhang zum Themenkomplex der Krise herzuleiten, sowie dem Phasenmodell fur Krisen nach Lewin, werden nun interessante Aspekte aus dem Saulenmodell von Frankl aufgefuhrt. Fur den kunsttherapeutisch-, praventiven Ansatz welcher in dieser Arbeit behandelt wird, spielt der psychotherapeutische Ansatz von Frankl eine wesentliche Rolle. Im kunstlerischen Prozess konnen kritische Lebensereignisse, Krisen oder Blockaden durch eine gestalterische Selbstbestimmung in neue Sinnzusammenhange gebracht werden. Dabei wird davon ausgegangen, das der Mensch auf Entwicklung ausgerichtet ist. Wenn sich Entwicklungsschritte nicht realisieren lassen, so kann dies zu Blockaden fuhren, die sich bis zu ernsthaften Krankheiten entwickeln konnen (vgl. Rolff, 2015, 55).
Frankl verfasste zehn logopadagogische Thesen, diese sollen hier nicht alle benannt werden, sondern es werden nur Aspekte heraus gegriffen. Die erste These Frankls lautet: „Die Person, ein Individuum.“ (Frankl, 1997a, 108). Damit ist gemeint, dass der Mensch als eine unteilbare Einheit verstanden wird. Ebenfalls sieht Frankl den Menschen als ein dreidimensionales Wesen und definiert die menschliche Person in drei Dimensionen von Korper, Seele (Psyche) und Geist (vgl. Schechner, Zurner, 2013, 39). Hier lassen sich auch Aspekte aus den Grundlagen zum Anthroposophischen Menschenverstandnis, welches auch der Anthroposophischen Kunsttherapie zugrunde liegt, erkennen. Dort wird zusatzlich zur Wesensdimension von Seele und Geist, im sogenannten viergliedrigen Menschen- verstandnis, der Korper in seiner physischen Organisation (Physischer Leib) sowie vitalen, lebendigen Organisation (Atherleib) betrachtet (vgl. Rolff, 2015, 31). Der Mensch als ein geistbegabtes Wesen, hat laut Frankl die Fahigkeit der Selbstdistanzierung. Fur jeden heilenden und erzieherischen Einsatz ist dieses geistige Phanomen eine Voraussetzung. Denn nur aus der Distanz zu sich selbst, kann der Mensch auf einer Meta-Ebene seine Lebensherausforderungen bewusst beantworten. SchlieBlich ist die geistige Dimension, der Wesenskern eines Menschen, der zentrale Ansatzpunkt der Logotherapie (vgl. ebd. 2013, 42-44). Der Mensch ist nach dem Saulenmodell von Frankl ein Gestalter seiner inneren Balance. Das Fundament begrundet sich aus dem menschlichen „freien Willen“ und dem „Willen zum Sinn“. Aus dem Erleben von Rhythmus, Warme und Konstanz, konnen sich Leistungsfahigkeit, Liebesfahigkeit und Leidensfahigkeit des Menschen entwickeln. Diese bilden die drei Saulen aus denen Schopferische-, Erlebnis- und Einstellungswerte generiert werden konnen. Mit den Erlebniswerten ist alles gemeint, was uber die Sinne in Natur, Kunst und im Kontakt mit Menschen erlebt werden kann. Durch diese Wahrnehmung von Erlebniswerten erfahrt die Liebesfahigkeit immer neue Motivation und Verbundenheit. Einstellungswerte entwickeln sich laut Frankl aus der Entwicklung von Leidensfahigkeit. Wichtig fur eine konstante und gesunde Entwicklung und Identitatsreifung sind dabei folgende Fahigkeiten:
1. das Durchhalten konnen,
2. das Weitertun,
3. Aushalten, aber auch das
4. rechtzeitige Loslassen,
5. Verzichten konnen,
6. das Unbekannte wagen konnen und
7. das Aushalten von Ungewissheit.
Es stellt immer eine Herausforderung dar, Frustration auszuhalten. Sie ist aber notwendig, um Leidensfahigkeit zu entwickeln. Nur so lasst sich das Leben in all seinen Facetten bewaltigen. Der Verzicht, das Durchhalten oder Loslassen, wenn es als sinnvoll erkannt wird, sind lebensfordernde, spezifisch humane Haltungen, die erfahren werden mussen. Laut Frankl wird die Leidensfahigkeit durch die Wahrnehmung von Einstellungswerten gestarkt, um neue Lebensbewaltigungsstrategien zu entwickeln. Damit sind alle schicksalhaften Umstande gemeint, wie z.B. Konstellationen in Gemeinschaften (Arbeitsplatz, Familie, Krankenhaus), biologische Gegebenheiten, Leid, Krankheit und Tod. Der Mensch besitzt durch die Kraft seiner geistigen Dimension die Fahigkeit, durch seine personliche Haltung, das Beste aus einer Situation „herauszuleben" (vgl. Schechner, Zurner, 2013, 50-58). AbschlieBend lasst sich sagen, dass die Fahigkeiten zur Entwicklung der Leidensfahigkeit einen interessanten Aspekte bereit halt, zur spater erklarten Methode der „Bild-Serie". In dieser wird den Probanden eine gewisse „Leidendsfahigkeit" im kreativen Prozess abverlangt. Der Aspekt einer personlichen Sinnfindung, in der Betrachtung und Reflexion eigener Werke auf Meta-Ebene, kommt ebenfalls zum tragen. Nun sollen in der Uberleitung zur Kunsttherapie kreative Methoden als eine Moglichkeit zur Krisenbewaltigung behandelt werden.
3.3 Kreative Methoden als Moglichkeit zur Krisenbewaltigung
Kreative Methoden werden seit langem zur Forderung von Problemlosungsfahigkeiten des Menschen genutzt. Durch kunstlerische Methoden wie z. B. das Malen, der Tanz, die Musik und das Schreiben lassen sich Veranderungen herbeifuhren. Mit dieser Veranderung ist eine Entwicklung und Aktivierung innerer Ressourcen gemeint. Durch kunstlerische Prozesse konnen Spontanitat, Intuition, Engagement, kognitive Flexibilitat, emotionale Intelligenz, Beziehungsfahigkeit und asthetische Sensibilitat gefordert werden. Die Aktivierung dieser inneren Ressourcen durch kunstlerische Methoden, kann bei der Bewaltigung psychischer oder sozialer Probleme helfen (vgl. Kruse, 1997, 13). Vermutlich ist keine der genannten Ressourcen allein ausreichend fur die Bewaltigung von Krisen, dafur gibt es noch zu wenig empirische Untersuchungen uber die Wirksamkeit kreativer Methoden. Es werden allerdings in Erklarungszusammenhangen die Wirkfaktoren kreativer Methoden begrundet. Kruse nennt in seiner Untersuchung drei Zusammenhange. Die Auswirkungen auf die Emo- tionalitat, die kognitiven Strukturen und die asthetische Entwicklung des Menschen. Erstens gilt die Vorstellung, dass sich durch kreative Methoden ein Zugang zur emotionalen Welt eines Individuums ergibt. Eigene Gefuhle konnen kennen gelernt und blockierte Gefuhlsbereiche wieder zuganglich gemacht und emotional ausgedruckt werden. Kreative Methoden konnen Spontanitat und Expressivitat fordern. Dies ist dann wichtig, wenn im Fall einer emotionalen Entwicklungsbeeintrachtigung, ein Zugang zu den eigenen Gefuhlen nicht mehr authentisch erlebt werden kann. Oder die Integration von Gefuhl und Handlung durch eine ubermaBige Kontrolle erschwert ist. Zweitens konnen kreative Methoden die emotionale Intelligenz fordern. Unter emotionaler Intelligenz wird u. a. die Fahigkeit verstanden, sich selbst zu motivieren, Enttauschungen zu verkraften und die eigene Stimmung zu regulieren. Auch Optimismus, Flow-Erlebnisse, Empathie und die Fahigkeit die Stimmung anderer zu beeinflussen, zahlen zu den emotionalen Faktoren, die das Leben erleichtern. Emotionale Intelligenz ist zur Bewaltigung von Lebensaufgaben notig, fur die Gestaltung von Beziehungen, im Fuhrungsverhalten und im Umgang mit Fremden. Kreative Methoden bieten dafur eine Gelegenheit, neue emotionale Erfahrungen zu machen und soziale wie emotionale Prozesse auBerhalb der ublichen Bezuge zu reflektieren. Drittens kann die Wirksamkeit kreativer Methoden in der Steigerung des Wohlbefindens begrundet sein. Die Freude am Handeln kann mit einem kunstlerischen Medium wiederbelebt werden. Neugier wird aktiviert und die Erfahrung kreativ zu sein, erhoht den Selbstwert. Somit sind Freude, Neugier und Selbstwert - laut Kruse - wohl die wichtigsten Emotionen, die fur das Wohlbefinden verantwortlich sind. Der zweckfreie Umgang mit Material, die Erweckung von Neugier und Freude, ist das Spiel. Dieses ist ein gemeinsames Element aller kreativen Verfahren. Es scheint fast unmoglich, einen Einstieg in die kreative Arbeit zu finden, wenn nicht an die kindliche Fahigkeit des Spielens angeknupft werden kann. Ein ressourcen- orientiertes Vorgehen ist als ein wichtiges Prinzip professionellen Helfens erkannt worden. Mit kreativen Methoden lassen sich innere Ressourcen aufbauen, aktivieren oder wiederbeleben. Einige Aspekte wurden hier benannt und geben einen Eindruck, warum sich kreative Methoden als Moglichkeit zu einer Krisenbewaltigung durch die Aktivierung von inneren Ressourcen eignen (vgl. Kruse, 1997, 32-46)5.
4. Die sieben Lebensprozesse nach Rudolf Steiner
In diesem Kapitel werden die sieben Lebensprozesse nach Rudolf Steiner angeschaut und der Versuch unternommen, einen gedanklichen Zusammenhang zum sieben-Phasenmodell fur Krisen nach Lewin herzuleiten. Diese Verbindung soll eine theoretische Grundlage fur die kunsttherapeutische Methode der „Bild-Serie“ zur Begleitung von Veranderungsprozessen bilden, welche im weiteren praktischen Teil dieser Arbeit untersucht wird. Desweiteren werden die Lebensprozesse im kunstlerischen Prozess nach Marianne Altmeier betrachtet.
[...]
1 Das Motiv auf dem Titelblatt ist von Frau W. aus ihrer Bild-Serie zum Thema des Lebensprozesses „Erhaltung".
2 Auf Grund der besseren Lesbarkeit wird im Text ausschlieBlich die maskuline Form verwendet. Gemeint ist auch immer die feminine Form.
3 aus Steinbach, 2015, S.110 Auf die einzelnen Stressmodelle soll hier nicht weiter eingegangen werden, diese sind bei Steinbach in der „Gesundheitsforderung“ aufgefuhrt.
4 Quelle unbekannt
5 Otto Kruse, 1997 in „Kreativitat und Veranderung“ erlautert verschiedene Bereiche von Ressourcen, die hier nicht weiter thematisiert werden.
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