Dieser Unterrichtsentwurf thematisiert problemorientiert das Phänomen der Kriegsfreiwilligen an einem regionalen Beispiel. Der Entwurf bietet eine Stundenskizze, Analysen und Materialbeispiele sowie weiterführende Internetverweise. Die fachlichen Kompetenzen werden aufgelistet, eine Lerngruppenanalyse erstellt und methologische und didaktische Überlegungen getroffen.
Im Kerncurriculum für die Sekundarstufe I ist im Epochenbezug Neuzeit das Basisnarrativ „Erster Weltkrieg" vorgesehen, in das sich die gezeigte Stunde einreiht. Die Themenwahl des Augusterlebnisses und der vermeintlich allgemein vorherrschenden Kriegsbegeisterung ergibt sich in Anknüpfung an die geschichtswissenschaftlichen Dimensionen Alltagskulturen sowie Eigenes und Fremdes. Hierbei steht im Vordergrund die Lernenden für Veränderungen in der Zeit im Themenkomplex Gesellschaft zu sensibilisieren und verschiedene Handlungsspielräume unter Bezugnahme von Aspekten wie Zugehörigkeitsgefühl, Nationalgefühl und Ideologien zu betrachten
Das sogenannte „Augusterlebnis" bezeichnet den Zustand der vermeintlich allgemeinen Kriegsbegeisterung nach Verkündung der Mobilmachung und dem damit einhergehenden Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914. Gesehen wird dieses Ereignis als Ergebnis der zunehmend stärker werdenden Anspannungen im Juli 1914 und der großen Anzahl an Propaganda-Schriften, die, neben dem Anschein eines von außen aufgezwungenen Verteidigungskrieges, einen schnellen Sieg des Deutschen Kaiserreiches prophezeiten.
Entwurf zum Unterrichtsbesuch im Fach Geschichte
Unterrichtseinheit: Der Erste Weltkrieg – Ein neues Denkmal für?
Unterrichtsstunde: Mit Begeisterung in den Krieg! Die Flucht aus dem Alltag?
Didaktisches Zentrum: Die Lernenden erweitern ihre Analysekompetenz, indem sie aus verschiedenen Quellen persönliche Motive des freiwilligen Kriegseinsatzes herausarbeiten und deren Aussagekraft für eine allgemeine Kriegsbegeisterung reflektieren.
Jahrgangsstufe 9
Abschließende Lernaufgabe zur Unterrichtseinheit:
Zum Abschluss der Einheit „Der Erste Weltkrieg – Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts?“ besucht die Klasse 9 die Gedächtnishalle für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem ortsansässigen Friedhof. Die Gedächtnishalle, in der sich die Gefallenentafeln zur Erinnerung befinden, ist zumeist verschlossen. Auf Basis ihrer Kenntnisse zum Ersten Weltkrieg sollen die Lernenden zur derzeitigen Umsetzung der Erinnerungskultur Stellung beziehen und erläutern, ob und wie eine Neuumsetzung eines Denkmals aussehen könnte.
Kompetenzorientierte Unterrichtseinheit mit didaktischen Zentren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kompetenzbeschreibung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Stundenskizze
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Lerngruppenanalyse
Ich unterrichte die Klasse 9 seit Beginn des Schuljahres eigenverantwortlich im Fach Geschichte. Die Klasse besteht aus insgesamt 28 Lernenden, davon 10 weibliche und 18 männliche, im Alter von vierzehn bis fünfzehn Jahren. Da es sich um eine recht große Lerngruppe handelt, ist der Platz im Klassenraum im Vergleich zu anderen Lerngruppen eher begrenzt. Der Geschichtsunterricht ist mit zwei Stunden pro Woche angesetzt, die zu Beginn des Schuljahres donnerstags in der 1. und 2. Stunde stattfanden und mittlerweile auf dienstags in die 3. und 4. Stunde verlegt wurden. Zu Beginn des Schuljahres kam es aufgrund von Klassenfahrten und Fortbildungen zu erhöhtem Stundenausfall, was die Eingewöhnung in der Klasse und das Voranschreiten des Unterrichtsstoffes stark erschwerte.1
Die Zusammensetzung der Lerngruppe ist sehr heterogen. Unter den Lernenden befinden sich äußerst starke Lernende, besonders unter den männlichen Schülern. Einige der weiblichen Lernenden sind fleißig und strebsam. Gleichsam finden sich in der Lerngruppe vereinzelt Lernende, denen es stark an Motivation fehlt, weshalb sie häufig nicht oder wenig am Unterricht beteiligt und eher untereinander abgelenkt sind. Gruppenarbeiten weisen häufig die gleichen Zusammensetzungen auf. Dies hängt besonders mit den Tischkombinationen in 3er-Reihen zusammen, ist aber auch auf die Bedeutung der Peergroups ihres aktuellen Entwicklungsstadiums zurückzuführen. Nach Erikson befinden sich die Lernenden auf der Stufe „Identität gegen Rollenkonfusion“2. In der Ausbildung ihrer eigenen Persönlichkeit und ihrer zukünftigen Rolle in der Gesellschaft kommt den vertrauten Gruppierungen eine hohe Wichtigkeit zu. Für einige Lernende ist dies sehr vorteilhaft und gewinnbringend. Gruppierungen, die aus eher schwächeren und weniger motivierten Lernenden bestehen, betrifft dies jedoch nicht. Um dem entgegenzuwirken und auch die Kooperation mit anderen Lernenden zu fördern, versuche ich daher häufig, die Gruppenzuteilungen vorzunehmen, um auch schwächeren Lernenden gute Lernchancen zu bieten. Zudem haben sich unter den Lernenden vereinzelte Spannungen entwickelt, die seit kurzem auch zum Fernbleiben des Unterrichts einzelner führt. Aus diesem Grund sind Gruppeneinteilungen nach Zufallsprinzip nach aktuellem Stand nicht sinnvoll ist.
Eine von der Klassenlehrerin neu aufgestellte Sitzordnung soll das Arbeitsverhalten der Lernenden verbessern. Insgesamt herrscht in der Klasse ein sehr angenehmes Lernklima mit hoher Lernmotivation in einem Großteil der Klasse. Abgesehen von den zuvor benannten eher schwer zu motivierenden Lernenden ist der Unterricht geprägt von recht breiter Beteiligung und einem freundlichen und respektvollen Lehrer-Lernenden-Verhältnis.
Vor den Herbstferien nahm ich eine kleine Diagnose mit Hilfe von Satzanfängen in Bezug auf das Vorwissen und die Interessenslage zum Ersten Weltkrieg vor. Hieraus konnte ich entnehmen, dass nur wenig Vorwissen vorhanden ist. Die Interessensschwerpunkte lagen vermehrt auf den Auslösern und Folgen des Ersten Weltkrieges, weshalb hierauf auch in der Unterrichtsplanung Schwerpunkte liegen sollen.
Sachanalyse
Das sogenannte „Augusterlebnis“ bezeichnet den Zustand der vermeintlich allgemeinen Kriegsbegeisterung nach Verkündung der Mobilmachung und dem damit einhergehenden Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914. Gesehen wird dieses Ereignis als Ergebnis der zunehmend stärker werdenden Anspannungen im Juli 1914 und der großen Anzahl an Propaganda-Schriften, die, neben dem Anschein eines von außen aufgezwungenen Verteidigungskrieges, einen schnellen Sieg des Deutschen Kaiserreiches prophezeiten. Patriotismus und Propaganda trieben großen Zahlen von Kriegsfreiwilligen in die Kasernen. Bilder und Fotografien von tausenden jubelnden und freudestrahlenden Menschen, festlich geschmückten Truppenzügen auf dem Weg an die Front und Frauen, welche Soldaten freudig verabschiedeten, sind fest im kollektiven Gedächtnis verankert und stellten über einen langen Zeitraum den vermeintlichen Beweis einer allumfassenden Kriegseuphorie in der historischen Forschung dar.3
Die in der Forschung in den letzten Jahren verstärkte Hinwendung zur Mentalitäts- und Alltagsgeschichte, stieß eine Neubewertung des Ereignisses an, indem die Quellenbasis um zuvor nicht in den Blick genommene Dokumente wie Stimmungsberichte, Briefe und Tagebücher erweitert wurde.4 Aus dieser Erweiterung wird ersichtlich, dass die Ereignisse, wie sie in Berlin dokumentiert wurden, nicht für sämtliche Regionen und Gesellschaftsschichten pauschalisiert werden können und daher als nicht repräsentativ für das gesamte Kaiserreich gelten.5 Vielmehr sei eine soziale, regionale und funktionale Differenzierung notwendig.6 Die Begeisterungsstürme sind demnach vornehmlich in bürgerlichen Milieus der Großstädte zu registrieren, insbesondere unter Studenten und Schülern. In Schichten der Arbeitergesellschaft und innerhalb der ländlichen Regionen werden in den Quellen dagegen Besorgnis, Angst und Bestürzung deutlich.7
Der Kontrast zwischen zwar authentischen, jedoch auch medienwirksamen Fotografien, die in ihrer Verbreitung einen wichtigen Aspekt der Propaganda darstellten, und persönlichen Quellenarten, wie Tagebüchern oder Briefen, hebt die Bedeutung einer umfangreichen und kritischen Quellenbetrachtung hervor.
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1 Militärkrankenhaus
2 Siegler; Eisenberg; De Loache; Saffran: Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter. Hrsg. v. Sabine Pauen. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag 2016, S. 318ff.
3 Vgl. Deutsches Historisches Museum – LeMo: URL: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/innenpolitik/august-erlebnis.html
4 Wolfgang Piereth: „Augusterlebnis 1914“. Eine Frage der Quellen, in: Praxis Geschichte 3/2007, S. 16.
5 Vgl. ebd.
6 Vgl. ebd.
7 Vgl. ebd.
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