In der vorliegenden Arbeit soll es darum gehen, den Ursprung der Wandlungsworte (Abendmahlsworte) zu analysieren. Denn ohne die Intention des Stifters zu kennen, kann man auch die späteren theologischen Begriffe (siehe oben) nicht verstehen. Zunächst geht es darum, einen Überblick über die verschiedenen Fassungen der Abendmahlsberichte zu bekommen und den Stand der Forschung zu erläutern. In einem weiteren Schritt sollen Brotwort und Kelchwort theologisch erörtert werden, um deren Ursprungsgenese besser verstehen zu können und einen Zugang zu den sehr alten und oft schwierigen Texten zu bekommen. Diese Hausarbeit beleuchtet jenes Kelchwort, welches im Hochgebet in der katholischen Messliturgie als eine Mischform aus zwei Traditionslinien zusammengesprochen und verbunden wurde.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung:
1. Die Abendmahlsberichte des Neuen Testaments
2. Jüdische Mahlgemeinschaften in der Botschaft Jesu
3. Das Wort über das Brot
4. Das Wort über den Kelch
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Zahl der Messbesucher sinkt jährlich, mit einem jetzigen Tiefstand von durchschnittlich 9,3 % der Katholiken in Deutschland. Im statistischen Jahresbericht der deutschen Bischofskonferenz (2017/18)1 zeigte sich eine fortandauernde Entwicklung, die sich ipso facto seit 1970 eingependelt hat. Es können hier verschiedene Faktoren genannt werden, die zu einer solchen Entwicklung geführt haben. Ein Teilaspekt ist, dass Gläubige sich schwer tun die Heilige Messe zu verstehen. Dies ist im Besonderen der Fall bei der Wandlung der Gaben von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi. Das verworrene Ineinander von Begriffen wie z.B „Transsubstantiation“, „Vergegenwärtigung“ und „Kreuzesopfer“ können viele ratlose Gesichter hervorrufen.
In der vorliegenden Arbeit soll es darum gehen, den Ursprung der Wandlungsworte (Abendmahlsworte) zu analysieren. Denn ohne die Intention des Stifters zu kennen, kann man auch die späteren theologischen Begriffe (siehe oben) nicht verstehen. Zunächst geht es darum einen Überblick über die verschiedenen Fassungen der Abendmahlsberichte zu bekommen und den Stand der Forschung zu erläutern. In einem weiteren Schritt sollen Brotwort und Kelchwort theologisch erörtert werden, um deren Ursprungsgenese besser verstehen zu können und einen Zugang zu den sehr alten und oft schwierigen Texten zu bekommen. Diese Hausarbeit beleuchtet jenes Kelchwort, welches im Hochgebet in der katholischen Messliturgie als eine Mischform aus zwei Traditionlinien zusammengesprochen und verbunden wurde.
1. Die Abendmahlsberichte des Neuen Testaments
Im Neuen Testament sind uns vier Berichte über das Geschehen beim letzten Mahl Jesu überliefert (Mk 14,22-25/ Lk 22,14-23/ Mt 26,26-28 / 1. Kor 11,23-26). In der theologischen Wissenschaft werden die vier Abendmahlsberichte in zwei Traditionslinien zugeordnet, in die paulinisch-lukanische und die markinisch- matthäische Tradition.2 Die Überlieferung vom letzten Mahl ist sehr alt, sie reicht in das erste Jahrzehnt nach Jesu Tod zurück. Dies ist ein Zeitraum, der unter keinen Umständen eine Legendenbildung (Fiktion) zulasse.3 Trotz dessen, sind sie in erster Linie liturgische Berichte, die in der Urkirche im Herrenmahl gelebt haben. Diese Berichte sind weder erfundene Legenden noch Verlaufsprotokolle, sondern spiegeln die gottesdienstliche Praxis im Urchristentum wieder, die aber wiederum auf ein vorliturgisches Stadium der Überlieferung verweist.4 Helmut Hoping beschrieb dies mit einer eindrucksvollen Formulierung von Hans Lietzmann: "Von der Feier der Urgemeinde führt keine Brücke zum Gleichniswort über Brot und Leib; sie bleibt ein selbständiger und nicht ableitbarer Überlieferungsfaktor".5
Die biblischen Texte lassen einen Grundaufbau erkennen, der aber wiederum durch unterschiedliche Akzente verändert ist. Jesus nahm das Brot, sprach den Lobpreis darüber und anschließend ein deutendes Wort, dass er sich als Person mit dem Brot identifiziert. Ebenso nahm er den Kelch mit Wein sprach das Dankgebet und ein deutendes Wort, dass vom geschlossenen Bund in seinem vergossenen Blut spricht. Zwei jüdische Gedanken bilden den Mittelpunkt der Abendmahlsüberlieferung, zum einen zwei Bundesgedanken (Ex 24, Jer 31,31) und der Sühnegedanke (Jes 53).
In Detailfragen variieren die Meinungen der Exegeten erheblich, in wieweit die Abendmahlsworte in der Urform zu rekonstruieren seien. Helmut Hoping verweist in seinem Werk zur Eucharistie auf namhafte Theologen, die auf vorsichtiger, wissenschaftlicher Grundlage versucht haben einen Urbericht zu rekonstruieren.6 Doch schon Annette Merz und Gerd Theißen konstatierten: „Es wäre wissenschaftlich unehrlich, sich nicht einzugestehen, daß wir Ablauf und Sinn des letzten Mahls Jesu nicht sicher rekonstruieren können.“7 Die katholische Kirche löst dieses Problem, indem eine Mischform beider Traditionslinien in der Messliturgie im Hochgebet verwendet werden. Es kann nie genug betont werden, dass diese oben genannten exegetischen Fragestellungen keinerlei Relevanz für die Dogmatik darstellen, denn alles das in der Lehre der Kirche als wahr erkannte, von Christus her als wahr geoffenbart worden ist: „Der Geist hat auch danach noch die Seinen in alle Wahrheit geleitet" (Joh 16,13).
2. Jüdische Mahlgemeinschaften in der Botschaft Jesu
Die Mahlgemeinschaften spielen im antiken Judentum eine prägende Rolle und werden in einem bestimmten Ritus mit Brot und Wein gefeiert. Auch für Jesus ist das gemeinsame Mahl charakteristisch. Da er bei diesen Mählern auch Zöllner und Sünder zu Tisch bittet, wird er als „Fresser und Weinsäufer“ (Lk 7,34) beschimpft. Diese Mähler sind Antizipationen seiner Botschaft von der Königsherrschaft Gottes (Mk 2,15; Mt 11,19; Lk 14,21; 15,2)8 und verweisen auf das Endzeitmahl am Berg Zion (Jes 25,7). Bei diesem Endzeitmahl wird allen Völkern und Nationen, am Ende der Welt die Heilszeit durch das gemeinsame Mahl zuteil. Diese Art der Mahlgemeinschaft ist eine messianische Zeichenhandlung die von Ihm gesetzt wird.9 Das letzte Abendmahl reiht sich in die Kette dieser Mahlgemeinschaften ein, mit dem Unterscheid, dass Jesus ausschließlich mit den Zwölfen dieses feiert und der Anlass, der bevorstehende Tod Jesu ist. Am Ritus eines jüdischen Festmahls orientiert er sich, versieht ihn aber mit eigenen Akzenten, sodass das Brot und anschließend der Wein von ihm gedeutet werden können.
3. Das Wort über das Brot
Die Überlieferungen zum Wort über das Brot sind im Kern gleich, aber in der Ausgestaltung mit unterschiedliche Akzenten durchsetzt. Bei Markus und Matthäus fordert Jesus auf, von Ihm das Brot zu nehmen. Bei Lukas und bei Paulus gibt Jesus das Brot den Jünger (für euch). Beide Formulierungen beschreiben den gleichen Sinnzusammenhang, sodass wir uns nun auf die Semantik konzentrieren können.
Das Brot ist in allen Kulturperioden das Grundnahrungsmittel für die Bevölkerung. Dieses hat aber auch eine geistige Dimension, denn es wird im Judentum als von Gott geschenkt wahrgenommen. Deshalb wird dafür in jeder Mahlzeit gedankt, darüber hinaus führt es zu einem erfüllten Leben (Dtn 8,3). Auch Jesus greift diese Stelle auf (Lk 4,4). Es geht also hier nicht um die materielle Substanz von Brot, sondern um dessen Zweck10 „geistig als auch körperlich“.
Meiner Auffassung zufolge, nimmt Jesus in Vollmacht seiner Sendung als Sohn Gottes beim letzten Mahl das Brot, segnet es, brach es, reichte es seinen Jüngern und sprach das deutende Wort und stellt es damit in eine heilige Ebene. Jesus identifiziert sich mit diesem von Gott gegebenen Brot (sein Leib) und gibt ihm eine neue geistig (reale) Funktion, die mit seinem Sterben zusammenhängt. Das Brot welches er gibt, ist sein Leib, der für die zwölf Jünger hingegeben wird (für euch). Da er es bricht und seinen Jüngern somit Anteil an diesem Brot (sein Leib) gibt, erhalten Sie auch Anteil an der Deutung des Brotes. Er macht dadurch den Seinen deutlich, dass er sich selber Ihnen schenkt, im Brot, damit Sie Leben. Jesus gibt sein Leben und seine Person hin, um als Speise uns die Tore zum ewigen Leben zu öffnen. Dieses Brot ist nun durch sein deutendes Wort, sein Leib (Körper+ Seele), der es uns ermöglicht in das Himmelreich zu kommen.
4. Das Wort über den Kelch
In den o. g. Überlieferungen vom letzten Mahl sind die Worte über den Kelch komplex dargestellt. Ein deutendes Wort, welches vom geschlossenen Bund in seinem vergossenen Blut spricht (Mk 14, 24/Mt 26, 28/Lk 22, 20/1 Kor 11,25 [jeweils in unterschiedlicher Akzentuierung]). Der Kelch ist ein Alltagsgegenstand in der Antike. Im Judentum hat der Kelch eine ambivalente theologische Bedeutung. Dieser Kelch ist sowohl negativ als auch positiv konnotiert. Positiv ist dieser dann, wenn der Israelit dem Bundesgott Jahwe treu bleibt, den Kelch des Heiles zu trinken bekommt. Dieser sichert Ihm das Glück, über den Tod hinweg (Psalm 16,5). Negativ besetzt ist der Kelch dann, wenn der Inhalt des Kelches das Schicksal des Menschen ist. Der Mensch soll das Schicksal nicht erkennen, es soll ihm verborgen bleiben und bei Gericht durch das Trinken ersichtlich werden (Psalm 75,9.)11 Da Jesus als Sohn Gottes, der Gerechte ist, kann sein Kelch, den er den Jüngern reicht, nur der Kelch des Heiles sein.12
Nach meiner Auffassung nimmt Jesus den Kelch, setzt ihn (den Inhalt) in eine Beziehung zu seinem Blut, welches alttestamentlich „einen Menschen gewaltsam zu Tode bringen13 “ bedeutet. Dieser Kelch, den er nimmt, ist der „Kelch des Heiles“ in positiver Bezeichnung, den er beim letzten Mahl seinen Jüngern darreicht und Sie auffordert aus ihm zu trinken. Der erneuerte Bund (Jer 31,31) der hier eine herausragende Rolle darstellt, ratifiziert sich durch sein in den Tod gegebenes Leben am Kreuz und ermöglicht den „Vielen“ für die er sein Blut vergießt (Leben hingeben (Jes 53)), in ein neues Verhältnis mit Gott zu kommen. Der Alte Bund (Ex 24) wird somit novelliert. Exemplarisch stehen die Jünger durch Ihre Berufung nicht für sich allein, sondern repräsentieren die zwölf Stämme Israels, also das neue erlöste Israel. Christus bezahlt durch seinen Tod freiwillig den Preis, der die Sünden des Volkes tilgt. Der Wein im Kelch, der sein Blut darstellt gibt durch das Trinken aus ihm, den Jüngern und später dem gesamten Volk Anteil an dem sühnewirkenden Tod Jesu.
[...]
1 Sekretariat, Bischofskonferenz (2019), Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistümern Deutschlands.
2 Vgl. Hoping, Helmut (2016): Mein Leib für euch gegeben, 28.
3 Vgl. Zemanek, Josef (2013): Die Deuteworte im Kontext des Alten Testamentes 143; Jeremias, Joachim (1966): Die Abendmahlsworte Jesu, 189.
4 Vgl. Zemanek, Josef (2013): Die Deuteworte im Kontext des Alten Testamentes, 32; Hoping Helmut (2016): Mein Leib für euch gegeben, 35ff; Annette Merz, Gerd Theißen (2010): Der historische Jesus - Ein Lehrbuch, 373; Jeremias, Joachim (1966): Die Abendmahlsworte Jesu, 185ff.
5 Hoping Helmut (2016): Mein Leib für euch gegeben, 27.
6 Hoping, Helmut (2016): Mein Leib für euch gegeben, 35ff.
7 Merz, Annette; Theißen, Gerd (2010): Der historische Jesus - Ein Lehrbuch, 383.
8 Hoping, Helmut (2016): Mein Leib für euch gegeben, 27.
9 Stuhlmacher Peter (2005): Biblische Theologie des Neuen Testaments, 71.
10 Vgl. Zemanek, Josef (2013): Die Deuteworte im Kontext des Alten Testaments, 42.
11 Vgl. Zemanek, Josef (2013): Die Deuteworte im Kontext des Alten Testamentes, 88ff.
12 Ebd. 89.
13 Vgl. Stuhlmacher, Peter (2005): Biblische Theologie des Neuen Testaments, 138.
- Arbeit zitieren
- Maixmilian Sauer (Autor:in), 2020, Die Deuteworte beim letzten Mahl Jesu. Ihr Kontext, ihre Wirkung, ihr Verständnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1039969
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