Diese Arbeit möchte nachweisen, dass die Shoah einen Bruch mit der Theologie vor Auschwitz darstellt und daher die Theodizee-Frage neu gestellt werden muss. Sie fragt außerdem danach, worin sich Hans Jonas und Irving Greenberg bei der theologischen Bewertung der Shoah unterscheiden.
In der Nähe meiner Wohnung in Frankfurt befinden sich zwei goldene, beschriftete Steine. Auf ihnen sind die Namen "Sigmund Gotthelf" und "Gertrud Gotthelf" vermerkt. Ihr Familienname "Gotthelf" hat eine wörtliche Bedeutung: Die Bitte an Gott zu helfen. Sigmund und Gertrud Gotthelf wurden 1941 von den Deutschen ins Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert, wo sie auch wenig später ermordet wurden. Ihr Name und Schicksal drängen unverkennbar nach der Frage, wieso Gott ihnen und anderen nicht geholfen hat und dieses unvorstellbare Leid zulässt. Wenn man sich den tradierten Gottesbegriff genauer anschaut, wird das Leid umso unerklärlicher, denn in der jüdisch-christlichen Orthodoxie hat Gott die Attribute allmächtig und barmherzig zu sein. Wie das mit dem Leid vereinbar sein soll, ist eine der Grundfragen jüdisch-christlicher Theologie.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der überlieferte jüdische Gottesbegriff
- Antworten auf die Theodizee-Frage aus dem liberalen Judentum
- Antwort auf die Theodizee-Frage nach Auschwitz von Hans Jonas
- Der Mythos
- Antworten auf die Theodizee-Frage aus dem orthodoxen Judentum
- Die Antwort auf die Theodizee-Frage nach Auschwitz von Irving Greenberg
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen des Holocausts auf die Theologie, insbesondere auf den Gottesbegriff im jüdischen Kontext. Sie analysiert, wie zwei prominente jüdische Denker, Hans Jonas und Irving Greenberg, auf die Frage nach der Existenz Gottes im Angesicht des unvorstellbaren Leids von Auschwitz antworten.
- Der traditionelle jüdische Gottesbegriff im Kontext der Theodizee-Frage
- Die Relevanz der Shoah für die Neuinterpretation des Gottesbegriffs
- Die unterschiedlichen theologischen Ansätze von Hans Jonas und Irving Greenberg
- Die Auswirkungen der Shoah auf die jüdische Theologie im Allgemeinen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Herausforderungen der Auseinandersetzung mit der Theologie nach Auschwitz, insbesondere hinsichtlich der Sensibilität und Komplexität der Thematik. Sie stellt die These auf, dass die Shoah einen Bruch mit der traditionellen Theologie darstellt und die Theodizee-Frage neu gestellt werden muss.
- Der überlieferte jüdische Gottesbegriff: Dieses Kapitel erläutert die traditionellen Attribute JHWHs, insbesondere im Kontext der jüdischen Orthodoxie. Es wird hervorgehoben, dass Gott in der jüdischen Tradition als Lehrerfigur, streng und autoritär, aber auch strafend dargestellt wird.
- Antworten auf die Theodizee-Frage aus dem liberalen Judentum: Dieses Kapitel präsentiert die Position von Hans Jonas, die den Holocaust als Herausforderung für die traditionelle Theologie begreift. Es beleuchtet Jonas' Interpretation des Gottesbegriffs im Kontext der Shoah.
- Antworten auf die Theodizee-Frage aus dem orthodoxen Judentum: Dieses Kapitel beleuchtet die Position von Irving Greenberg, der eine „gemäßigt orthodoxe“ Position einnimmt. Es untersucht, wie Greenberg mit der Theodizee-Frage im Kontext der Shoah umgeht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie der Theodizee-Frage, dem Gottesbegriff im Judentum, dem Holocaust, den theologischen Positionen von Hans Jonas und Irving Greenberg, sowie der Relevanz der Shoah für die Neuinterpretation der jüdischen Theologie.
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- Naim Mejdoub (Autor), 2020, Der Gottesbegriff nach Auschwitz bei Hans Jonas und Irving Greenberg. Antworten auf die Theodizee-Frage aus dem liberalen und dem orthodoxen Judentum, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1039480