1 Einleitung
Wenn eines zu Anfang klargestellt ist, dann ist es diese Position des Autors: Kriege sind etwas Abscheuliches. Gleich welcher Art und welcher Programmatik. Sie fordern sinnlose Opfer, sind ungeheuer kostspielig und psychologisch eine Katastrophe. Doch die Welt besteht seit der Menschwerdung aus Krieg und Gewalt; seit Neid, Gebiets-, Religions - oder sonstige Streitigkeiten und Rassismus über große Räume hinweg existieren, kämpfen Menschen gegen Menschen.
Aber auch wenn kein Krieg herrscht, bekriegen und brandschatzen sich Menschen aus den genannten Gründen. Vor allem dann, wenn auf engstem Raum verschiedene Ethnien leben, deren zeitlich unterschiedliche Wanderungsbewegungen jeder von ihnen Ansprüche auf ein und dasselbe Gebiet verleihen. Der Balkan ist solch ein Gebiet, in dem seit fast 2000 Jahren schon immer wieder ethnische Konflikte aufgetreten sind. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks in der Folgezeit des innerdeutschen Mauerfalls 1989 verschärften sich die Konflikte so, daß innerhalb kürzester Zeit mehrere Bürgerkriege aufflammten, deren endgültige Sieger niemand kennt. Es gibt hierbei nur Verlierer, wie in jedem Krieg. Warum sich die NATO, das nordatlantische Militärbündnis der großen Industrieländer, zum wiederholten Male in einen davon eingemischt hat, werden wohl erst Quellen der kommenden Jahre erschließen können. Wie sie dennoch diesen Krieg gegen den jugoslawischen Präsidenten Milosevic und das serbische Volk erklären und legitimieren wollte, soll Thema dieser Arbeit sein, die sich im Falle des Kosovokrieges exemplarisch damit auseinanderzusetzen versucht, inwieweit Public Relations in der psychologischen und medialen Kriegsführung eine Rolle spielen – wann sie Kommunikation, wann vielleicht Propaganda sind. Die Arbeit versteht sich als Zusammenstellung von Thesen. Sie kann also nur insoweit wissenschaftlich fundiert werden, wie es die Quellenlage zuläßt. Und kommt als Argumentationsmuster möglicherweise nicht über die Glaubwürdigkeit der NATO-Agitation hinaus. Der Autor versucht, so ausgewogen wie möglich die entgegengesetzten Meinungen zum Hergang und zur PR-Technik des Krieges nicht übermäßig gegeneinander zu übervorteilen, wenngleich dies eine nur zu schwere Aufgabe ist.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
2 DER VERLAUF DES KOSOVO-KRIEGES
3 DIE KOMMUNIKATION DES KRIEGES
3.1 „Die Medien ziehen in den Krieg“
3.2 Das PR-Konzept der NATO
3.3 Das PR-Konzept der Serben
4 VERSUCH EINES FAZITS
ANHANG: „PR-REGELN IM UMGANG MIT DER PRESSE“
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS
1 Einleitung
Wenn eines zu Anfang klargestellt ist, dann ist es diese Position des Autors:
Kriege sind etwas Abscheuliches. Gleich welcher Art und welcher Programma- tik. Sie fordern sinnlose Opfer, sind ungeheuer kostspielig und psychologisch eine Katastrophe. Doch die Welt besteht seit der Menschwerdung aus Krieg und Gewalt; seit Neid, Gebiets-, Religions - oder sonstige Streitigkeiten und Rassismus über große Räume hinweg existieren, kämpfen Menschen gegen Menschen.
Aber auch wenn kein Krieg herrscht, bekriegen und brandschatzen sich Men- schen aus den genannten Gründen. Vor allem dann, wenn auf engstem Raum verschiedene Ethnien leben, deren zeitlich unterschiedliche Wanderungsbewe- gungen jeder von ihnen Ansprüche auf ein und dasselbe Gebiet verleihen. Der Balkan ist solch ein Gebiet, in dem seit fast 2000 Jahren schon immer wieder ethnische Konflikte aufgetreten sind. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks in der Folgezeit des innerdeutschen Mauerfalls 1989 verschärften sich die Kon- flikte so, daß innerhalb kürzester Zeit mehrere Bürgerkriege aufflammten, deren endgültige Sieger niemand kennt. Es gibt hierbei nur Verlierer, wie in jedem Krieg. Warum sich die NATO, das nordatlantische Militärbündnis der großen Industrieländer, zum wiederholten Male in einen davon eingemischt hat, werden wohl erst Quellen der kommenden Jahre erschließen können.
Wie sie dennoch diesen Krieg gegen den jugoslawischen Präsidenten Milosevic und das serbische Volk erklären und legitimieren wollte, soll Thema dieser Ar- beit sein, die sich im Falle des Kosovokrieges exemplarisch damit auseinander- zusetzen versucht, inwieweit Public Relations in der psychologischen und me- dialen Kriegsführung eine Rolle spielen - wann sie Kommunikation, wann viel- leicht Propaganda sind. Die Arbeit versteht sich als Zusammenstellung von Thesen. Sie kann also nur insoweit wissenschaftlich fundiert werden, wie es die Quellenlage zuläßt. Und kommt als Argumentationsmuster möglicherweise nicht über die Glaubwürdigkeit der NATO-Agitation hinaus.
Der Autor versucht, so ausgewogen wie möglich die entgegengesetzten Mei- nungen zum Hergang und zur PR-Technik des Krieges nicht übermäßig gegen- einander zu übervorteilen, wenngleich dies eine nur zu schwere Aufgabe ist.
2 Der Verlauf des Kosovo-Krieges
Der Balkan ist bereits seit der Römerzeit ein heiß umkämpftes Gebiet1. Allein die geographische Lage macht verständlich, warum das Land im Laufe seiner wechselvollen Geschichte sowohl orientalischen wie auch kontinental- europäischen unjd mediterranen Einflüssen ausgesetzt sein konnte. Während in den kargen, karstigen Bergregionen die Bewohner vor Eroberern relativ sicher waren, galt die Südostflanke des Balkans einen natürlichen Durchfahrtsweg für Griechen, Römer, Byzantiner und Türken darstellte.
So erklärt es sich - zugegebenermaßen sehr umrißhaft -, daß im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Konflikte teils ethnischen, teils territorialen Ur- sprungs aufflammten. Es ist unmöglich, sie im Rahmen dieser Arbeit aufzulis- ten. Entscheidend ist, daß Jugoslawien ein Vielvölkerstaat sondersgleichen geblieben ist - nur notdürftig zusammengehalten durch die Gründung des gleichnamigen sozialistischen Staates und begleitet von immer neuen Zerstö- rungen und Flüchtlingen. Der Kosovo, dies wird auch von serbokritischen Auto- ren bestätigt, gehört - wie auf dem Balkan beinahe überall von den konkurrie- renden Völkern sehr umstritten - nicht nur wirtschaftlich und geographisch zum Staat Jugoslawien, sondern ist auch „historisch von größter Bedeutung in der serbischen Kultur verwurzelt und ein zutiefst emotionales Thema“2. Problema- tisch ist nur, will man es sehr vereinfacht ausdrücken, daß sich unterschiedliche Völker auf unterschiedliche Zeiten, Traditionen und Schicksale berufen, um ihre jeweiligen Ansprüche auf die unterschiedlichen Territorien des Balkans anmel- den zu können.
Als einer der Hauptvorwürfe gegen die NATO wird deswegen auch aufgeführt, daß sie sich ausgerechnet im Falle des serbisch-albanischen Konflikts um den Kosovo dazu durchgerungen habe, nur einer der zahllosen Vertreibungen des Jahrhunderts ein Ende setzen zu wollen. Dies ist nicht nur weitgehend fehlge- schlagen, es forderte auch zahllose zivile Opfer bei den bombardierten Serben, deren Militärbasen hätten aus der Luft getroffen werden sollen. Die Streitpunkte sind im einzelnen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Liste umfaßt nur in groben Zügen die Widersprüche in den vorherrschen- den Auffassungen und ließe sich detailliert fortsetzen. Die wichtigsten Streit- punkte, die primär nichts mit dem Thema der Arbeit zu tun haben, faßt sie je- doch zusammen, um hernach dorthin überzuleiten. Einer der hauptsächlichen Gegensätze ist wohl der des angeblich mißachteten Völkerrechts: „Das gegenwärtige Völkerrecht geht zweifellos davon aus, daß die gravierende Verletzung von Menschenrechten eine Angelegenheit von internationalem Inte- resse ist.“3 Ob damit jedoch eine Intervention der westlichen Alliierten legitimiert oder gar nötig war, darüber herrscht nicht nur Streit, sondern wird auch regal- weise in juristischer Fachliteratur räsoniert, die sich mit dem Konflikt zwischen Völkerrecht und Menschenrecht auseinandersetzt. Hierin einen Einblick zu ge- ben, würde eine andere, eigene Arbeit in Anspruch nehmen müssen. Einige Autoren bezeichnen den gewaltsamen Konflikt gar als „halben Krieg“, der, was er verhindern sollte, „erst in Gang brachte“, nämlich durch die „low tech“ Antwort auf die „high tech“ der NATO intensiver denn je wahre „Men- schenlawinen“ über die Grenzen auszulösen4. Das Bombardement habe nichts erbracht außer zivilen Opfern. Die wochenlange Malträtierung des serbischen Staatsgebietes habe nicht ansatzweise den militäischen Erfolg gehabt, der ein- geplant gewesen sei. Spätestens hier erweise sich „die Absurdität der Rechtfer- tigungskonstrukte von der gerechten und humanitären Interve ntion“5. Michel Chossudovsky, Wirtschaftswissenschaftler an der University of Ottawa in Kanada, will gar herausgefunden haben, daß die UCK als „Befreiungsarmee des Kosovo“ vom Westen mitfinanziert worden sei, die er vorher noch als mit Drogen dealende Terroristenorganisation verdammt habe und die ihm nun eine willkommene Unterstützung beim Kampf um die „Befreiung“ des Kosovo sei.6 Klar ist, daß eine eindeutige Schuldzuweisung für die zahllosen Opfer auf bei- den Seiten nicht getroffen werden kann. Niemand kann zurückverfolgen, wer zuerst wen vertrieben und gemeuchelt hat - die Geschichte hat ihre Spuren längst verwischt. Festzuhalten bleibt, daß es Beweise für die eine wie für die andere Ansicht gibt und daß beide Seiten versuchen, damit Politik zu machen. Wie diese Public Relations aussahen, soll das eigentliche Thema dieser Arbeit nach der schemenhaften Einführung sein.
3 Die Kommunikation des Krieges
3.1 „Die Medien ziehen in den Krieg“
Im Rahmen einer Ringvorlesung zum Thema Jugoslawien lud eine studentische Initiative der Gesamthochschule Siegen im Sommer 1999 zu einer Veranstal- tung zum Thema „Information warfare - Wahrheit, Lüge und die Medien im Krieg“ ein. Sie stellte sich die Frage, welchen Nachrichtenmeldungen man heu- te überhaupt noch vertrauen könne und ob wir nicht einer PR-Strategie und der gezielten Einflußnahme der Kriegsparteien auf die Medienberichterstattung er- lägen7.
Tatsächlich kann der „Einfluß der Massenmedien auf das Bild, das sich die Be- völkerung eines Landes von der Bevölkerung beziehungsweise deren Regie- rungen macht, (…) nicht bestritten werden, da die Massenmedien den größten Teil der Informationen über das Ausland verbreiten“8. Ihnen fällt damit eine so schwierige wie verantwortungsvolle Aufgabe zu, weil Politik und Medien gegen- seitig voneinander abhängen. „Aufgrund der strukturellen Bedingungen der Nachrichtenselektion und -distribution kommt es in Staaten, die durch PR diese strukturellen Defizite ausgleichen wollen, zu einer mediatisierten Außenpolitik.“9 Das Grundproblem ausgewogener Berichterstattung mußte sein, daß es infolge der schon im Golfkrieg erfolgreich erprobten Militärzensur seitens der NATO „so gut wie keine Informationen aus erster Hand“10 gab. In einem Interview gab sich der deutsche Fernsehjournalist Klaus Bednarz sicher, daß der Golfkrieg dazu- mal „drei Tage gedauert hätte“, wenn die Medien hätten „direkt vom Krieg be- richten können“, aus der „Perspektive der Opfer, nicht aus der der Täter“11. Die meisten Journalisten - und dies bedingt natür lich eine selektive Wahrnehmung, wie sie in derartigen Konflikten nicht ungewöhnlich ist12 - bewegten sich mit Satellitentelefonen außerhalb des tatsächlichen Krisengebietes. Mathias Priebe berichtet gar davon, daß Kamerateams Neuankömmlinge in den Flüchtlingsla- gern mit der „die moralische Überladung“ aufheizenden Frage empfingen, wer denn im Trupp noch vergewaltigt worden sei. Entscheidend ist jedoch, daß, wie der Deutsche Journalistenverband feststellte, „die Berichte über serbische Greueltaten während des Krieges […] in keinem Verhältnis zu den tatsächlich aufgeklärten Fällen [sta nden]“13.
Haben sich die Journalisten also zum Instrument der nordatlantischen Public Relations machen lassen? Eine Aussage des NATO-Sprechers mag hierzu in Zusammenhang gestellt werden. Der abdankende Jamie Shea dankte nämlich den Medien gegen Ende des Krieges für die „hervorragende Zusammenarbeit“, zumal er sogar zugab, die Wahrheit nicht genau zu kennen. da sie ein „Puzzle- spiel aus 1000 Teilen“ sei, von dem man „an manchen Tagen 650, an anderen nur 65“ kenne14.
Auch wenn bereits am 14. April 1999 ein amerikanischer Bomberpilot die ersten „Kollateralschäden“, zivile Opfer in der Definition der NATO-PR-Strategen, mel- dete, begann in den Medien die Diskussion darum erst im Mai15. Bis auf wenige Ausnahmen hatten sich zumindest die deutschen Massenmedien auf Serbien als „Hölle“ der „Wahnsinnigen“ (Bild-Zeitung) eingeschossen. Kritische Stimmen beklagten einen „schmutzigen Medienkrieg“, dem auch „im längst geschmolze- nen Schnee laufende Flüchtlinge“ recht seien, die eine Minute später „in einem solchen grünen Gras“ säßen, „als ob es schon Hochsommer wäre“16. Nur am Rande - wie in der ARD-Sendung „Brisant“ - kamen Zweifel zum Vorschein:
Dort berichtete der Korrespondent des Senders, Thomas Morawski, daß Flücht- lingen Geld oder Hilfe beim Grenzübertritt angeboten worden sei, wenn sie vor der Kamera Geschichten über Greuel erzählten, und daß er den Zahlen keinen Glauben mehr schenke, weil damit „Militärpolitik“ gemacht werde17. Es scheint, als seien die Medien zu leichtfertig mit den Analysen und Behauptungen der NATO-PR umgegangen, was auch - im Zusammenhang mit dem Vorwurf, es hätte eine „Hetzsprache“ in den Blätterwald Einzug gehalten - der Deutsche Journalistenverband und sein damals amtierender Präsident Hermann Meyn mehrfach kritisierten18.
3.2 Das PR-Konzept der NATO
„Precision-targeting information is just as important as precision-targeting weapons, and the new media will make this possible to an unprecedented de- gree.“19 Eben jener Eisenhowersche Satz, daß die Wahrheit das erste Opfer des Krieges sei, ist in der NATO-Strategie seit dem erfolglosen Vietnamkrieg zur eisernen Maxime geworden insofern20, als es entsprechend dem obigen Zitat immer wichtiger wurde, im eigenen Land eine Invasion zu legitimieren und die interne Öffentlichkeit von der Rechtmäßigkeit einerseits und von der unabwendbaren Notwendigkeit andererseits zu überzeugen.
NATO-Sprecher Jamie Shea hatte selbst in einem Interview bekräftigt, daß die Invasion „der erste Medienkrieg“ gewesen sei: „Die Journalisten waren gleich- sam Soldaten in dem Sinne, daß sie der Öffentlichkeit erklären mußten, wie wichtig dieser Krieg war.“21 Seine „goldenen PR-Regeln“ im Umgang mit den Medien, die er in Vorträgen und Fachkonferenzen erläuterte, sind im Anhang aufgelistet.
„1991 begann der zweite Golfkrieg. ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser meinte ein Jahr später zur Rolle der Medien in diesem Krieg: ‚Wir müssen nicht nur zugeben, daß wir als Propaganda- instrument der Militärs mißbraucht wurden, sondern auch, daß wir uns haben mißbrauchen lassen. Wir wußten, daß wir nur einen weitgehend zensierten Ausschnitt aus der Realität des Krieges zeigen konnten und taten es trotzdem.‘
In besagtem Golfkrieg wurden professionelle Werbestrategen engagiert, um mit Horrormärchen (‚Brutkasten-Story‘) die Stimmung anzuheizen. Mittlerweile ist bekannt, daß auch in den Kriegen auf dem Balkan Agenturen beauftragt wurden, um die eigene Sache in einem möglichst guten Licht erscheinen zu lassen. Kroaten, Bosnier und Kosovo-Albaner beauftragten die international agierende Werbeagentur Ruder Finn Global Public Affairs mit der Vermarktung ihrer Interes- sen.“22
Eben jene Agentur war auch im Kosovo -Krieg im Einsatz. Schon nach dem Bosnienkrieg hatte sich ihr Chef James Harff 1993 zu seiner Kampagne, seinem „meisterlichen Coup“ folgendermaßen geäußert23:
„Schnelligkeit ist entscheidend […[ Es ist die erste Behauptung, die wirklich zählt. Alle Dementis sind völlig unwirksam. […] Es gehört nicht zu unserer Arbeit, den Wahrheitsgehalt von Informa- tionen zu prüfen. Wir sind dafür gar nicht ausgestattet. Unsere Aufgabe ist es, uns dienliche Informationen schneller zu verbreiten und sie an wohlüberlegte Zielgruppen weiterzuleiten. Wir haben die Existenz der Todeslager in Bosnien nicht überprüft, wir haben einfach in der Öffent- lichkeit weitverbreitet, daß ‚Newsday‘ dies bestätigt […] Wir sind Profis. Wir hatten eine Aufga- be, und wir haben sie gemacht. Wir werden nicht bezahlt, um zu moralisieren.“
Entgegen anderslautend verbreiteter Nachrichten gab es im Kosovo auch 1999 kein einziges „Konzentrationslager“, das der Bundesverteidigungsminister der- einst tränenden Auges propagiert hatte, nachdem schon 1992 Serbien zu Hit- lers antisemitischem Nachfolgestaat erklärt worden war24. Der „moderne Pro- pagandist als Profi“ muß oder „soll [also] gar nicht an das glauben, was er pro- pagiert“. Wichtig ist lediglich, daß derlei Profis genau einschätzen können, nach welchen Faktoren Nachrichten ausgewählt werden, um sich darauf einzustellen und die Politik ihrer „Kunden“ dadurch bestmöglich „verkaufen“ zu können.
Die Außenpolitik muß sich also, will sie von der Öffentlichkeit unterstützt wer- den, an Medienzwänge anpassen und somit - so argumentiert Kunczik - gar den „Ratschlägen der Politik unterwerfen“. So kann internationale Propaganda „als ein an ausländisches Publikum gerichteter persuasiver Akt einer Regierung“25 verstanden werden.
Laut NATO-Angaben sei es eine „schwierige externe Feststellung“ gewesen, wieviele Einheiten denn nun genau im Einsatz gewesen, wieviele Ziele getrof- fen und wieviele „kollaterale“ Schäden verursacht worden seien. Die Zahlen hätten einfach eine zu große Divergenz aufgewiesen. Wenn man sich jedoch auf Zahlen verlasse, treffe das auch nicht den Punkt. Genug habe man eben getroffen26. Genug für die Statistik, gegen die Vertreibung, für die Destabilisie- rung? Nachgewiesen sind die fälschliche Behauptung der Existenz des soge- nannten Hufeisenplans, geschönte Opferzahlen, gefälschte Bilder.
Immer wieder kam man auf emotionale Argumente zurück. Auf der Leipziger Buchmesse äußerte sich NATO-Sprecher und Generalmajor Walter Jertz fol- gendermaßen: „Wenn Sie diese Fotos sehen, die ich hätte zeigen können, wenn Sie Fotos sehen von vergewaltigten Frauen - dann werden bei einem Soldaten auch Emotionen wach. Jetzt ist es unsere Aufgabe, daß das, was da passiert ist, nicht wieder passiert im Kosovo.“ So sei es „nie und nimmer“ Ab- sicht der NATO gewesen, „Jugoslawien in das Mittelalter zurückzubomben“. Milosevic habe an den Verhandlungstisch zurückgeholt, zurücktraktiert werden sollen27.
Das Bild von den unfaßbaren Menschenrechtsverletzungen im Kosovo wurde stetig wiederholt, auch wenn die Glaubwürdigkeit der Greuelgeschichten immer wieder durch einige aufgedeckte Fälschungen zeitweise arg in Zweifel gezogen wurde. Dabei ist Emotionalisierung als persuasives Element auch im Golfkrieg nicht zum ersten Mal eingesetzt worden. Für das Militär ist sie lange vorher un- verzichtbar gewesen. In einer Zeitschrift der bundesdeutschen Luftwaffe wurde schon 1987 darauf hingewiesen, daß die „Psychologische Verteidigung eine wirksame Waffe“ sein könne, wenn „das Wort auf die Seele zielt und eine Ände- rung des Verhaltens hervorruft“28. Nur ahnte damals noch niemand, daß die Bundeswehr einmal als angreifende und nicht verteidigende Armee im interna- tionalen Gefüge agieren würde.
Ohne unzulässige Vergleiche anzustellen - doch das PR-Konzept scheint ähnliche Ziele zu verfolgen wie das der Nationalsozialisten. Dies ging vor allem davon aus, daß „Propaganda die Kunst der ewigen Wiederholung“29 sei. Jede Seite beansprucht demnach nicht nur die moralische, institutionelle, politisch ve r- faßte und militärische Überlegenheit für sich, sondern zeichnet auch klare Schwarz-Weiß-Dichotymien.
Nicht zu Unrecht werden gegen das relativ einfache Schema dieser PR Ein- wände hervorgebracht: „Es ist allerdings bezeichnend für das Niveau der Zivilation, wie selbstverständlich die Öffentlichkeit im Kosovo -Konflikt auf wenig moderne, ja primitive Feindbildkonstruktionen ansprach. Das interessenlose Monster, das nur auf Vernichtung aus ist und dem nur durch Vernichtung begegnet werden kann, ist ebenso eine Fiktion wie der edle Ritter.“30
Diskutiert wird zudem rein spekulativ nicht erst seit dem Fall der Mauer, ob nicht - man bedenke, daß gerade die Feierlichkeiten zum fünfzigsten Gründungstag der NATO anstanden - der durch Entspannungspolitik beziehungsweise durch Selbsterledigung des einstigen Feindbildes verursachte „Rückgang des Bedro- hungsbewußtseins […] nun die innenpolitische Basis der NATO“31 gefährde, also nicht nur eine immer wieder zu erneuernde Existenzberechtigung geschaf- fen, sondern auch eine natürliche Entrümpelung des mit der Zeit veralte nden Waffenarsenals forciert werden müsse. Es ist immerhin kein Geheimnis, daß die Aktien westlicher Rüstungskonzerne laut Wirtschaftsberichten der großen Tageszeitungen noch so lange traumhafte Höhenflüge erleben dürften, wie die Kosovokrise anhalte. Diese Argumentation wirft unter anderem die Frage auf, warum nicht mit Nachdruck versucht wurde, „rechtzeitig und mit erfolgverspre- chenden Mitteln (Radiosendungen, Massenabwurf von Flugblättern…) den Ser- ben klarzumachen, daß man ein derart massives Unrecht nicht bloß den weni- gen Hauptverantwortlichen anlasten, sondern auch den vielen anderen vorwer- fen wird und daß diese nicht mit einem raschen Vergessen rechnen“32 dürften.
Durch die stetige „Verteufelung des Gegners“, ein billiges Gut-Böse-Schema33, wurde jeder argumentativen Entgegnung der Wind aus den Segeln genommen: Es war klar, daß die Serben als solche Verbrecher seien, allen voran das „Scheusal“, der neue „Hitler“ oder das „Biest“ Slobodan Milosevic, wie einige Massenmedien kolportierten. Gegen die Greuel dieses Mörders war kein Kraut gewachsen, das nicht giftig genug gewesen wäre. Als „saubere Operation“ konnte das Manöver im Sinne der NATO-PR-Strategen trotzdem nicht durchge- hen. Zu viele Pannen schmälerten die Erfolgserwartung. Da half auch nicht, daß der dünnen und einseitigen Nachrichtenlage eine verschleiernde Sprache beigegeben wurde, die PR in Kriegszeiten offensichtlich eigen ist. So sprach die NATO nie von einem Krieg, sondern von Verteidigung der Menschenrechte. Dennoch strahlte der Einfluß der nordatlantischen Public Relations bis zum En- de auf die öffentliche Meinung aus - genau so, wie es sich Jamie Shea ge- wünscht hatte34. Im Unterschied zur serbischen PR-Maschinerie läßt sich also abschließend feststellen, daß die NATO nur indirekte Zensur ausübte35:
- ausgesuchte, aktuellste Bilder (freilich ohne Anspruch auf Authentizität),
- Agitation im Sinne des „Weckens genau vorgefaßter politischer Vorstellun- gen“36 zum Zwecke einer klaren Freund-Feind-Division,
- Personalisierung der eigenen Seite (Stilisierung einzelner Menschen, z. B. Jamie Shea, als „Sex Appeal“) sowie
- human interest Elemente (Soldatenfamilien, Essensversorgung, permanente emotionale Überhöhung in der Darstellung des Leids).
3.3 Das PR-Konzept der Serben
Eine Betrachtung der serbischen Public Relations Arbeit kann nur unvollständig sein, weil sie nicht bis in hiesige Sphären vordrang, was eine fundierte Que llen- lage hätte garantieren können. Das eben ist ja das Ansinnen jeder Kriegsfüh- rung, die gegenläufige PR nicht ins eigene Land oder Gebiet vordringen zu las- sen. Nicht nur deswegen wurden gezielt serbische Informationsmultiplikatoren zerstört, um auch im Innern des Landes die Bevölkerung gegen die eigene Re- gierung aufzubringen und für die eigene Sicht der Dinge zu gewinnen. Selbstverständlich bedeutet der Begriff Public Relations auch auf serbischer Seite „Kunst des Tarnens und Tä uschens“37.
Feindbilder als Instrument der PR, verstanden als „sowohl kognitiv als auch af- fektiv-emotional“38, werden grundsätzlich gegen Personen, Personengruppen bzw. Sachverhalte (beispielsweise Ideologien und ähnliches) aufgebaut. Als Sündenböcke gelten sodann entweder innerstaatliche Minoritäten (in diesem Falle die Albaner, die personifiziert in der UCK als Terroristen über einen Kamm geschoren werden) oder durch tatsächliche Propaganda - im ursprünglichen Sinne von „einseitiger und verzerrter Darstellung, gepaart mit gefühlsbetonten Nuancen“39 - erzeugte Feinde40, in diesem Fall das nordatlantische Staaten- bündnis, die diese „Terroristen“ unterstützen. Immanent ist dieser PR-Arbeit, daß sie bewußt die eigene Schuld am Geschehen, nämlich die Vertreibung der Albaner, verschweigt und versucht, das angeblich „hingemordete“ serbische Volk nicht nur von Mitschuld reinzuwaschen, sondern auch als „unterdrückte“ Gemeinschaft mit dem Ziel der Loyalitätsgewinnung zusammenzuschweißen - im Leid solidarisiert man sich.
Innerhalb des vergleichsweise minimalen Einflußgebietes fiel es dem serbi- schen Diktator viel leichter, die staatlichen Medien gleich- und kritische Töne auszuschalten. Die letzten albanischen Zeitungen waren schon eine Woche vor Kriegsbeginn geschlossen oder in den Ruin getrieben worden. Zum Teil schwenkten auch kritische Stimmen auf den Regierungskurs ein41.
Der suggerierte ganz klar, daß die Vertreibungen erst begonnen hätten, als die NATO-Bomber ihre Lasten entladen hatten - die Albaner seien quasi nicht vor den serbischen Milizen, sondern vor den Kampfjets geflohen. Außerdem sei der nicht vom UNO-Sicherheitsrat genehmigte Angriff ein unrechtmäßiger Eingriff in die Souveränität Jugoslawiens42.
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, daß die alten Argumentationsmuster serbischen Nationalismus‘ auc h nach dem Bosnienkrieg weiterhin Verwendung fanden43:
- Die Serben sollten in einem Staat vereint leben; sie kämpfen […] ums Über- leben; sie verteidigen ihre existenziellen Interessen; das serbische Volk bleibt eine untrennbare Einheit; sie weichen niemals vor der Bedrohung zu- rück.
- Was immer die internationale Staatengemeinschaft tut - sie ist prinzipiell antiserbisch verschworen.
- Die Angreifer sind die anderen.
- Westliche Medienberichte sind eine Beleidigung der menschlichen Intelli- genz; es herrscht propagandistischer Ausnahmezustand.
- Der Krieg wird von den Serben nicht gewollt, sondern ihnen aufgezwungen.
- Er fordert unzählige unschuldige, zivile Opfer.
Es zeigt sich somit, daß die PR-Instrumente bei einem banalen Wechsel der Vorzeichen denen der NATO ähneln.
Selbstverständlich kam hinzu, daß aus militärischen Gründen ausländische Kor- respondenten zunächst nicht ins Land eingelassen oder bedroht sowie später- hin nur mit Bildmaterial versorgt wurden, das das serbische Fernsehen gedreht hatte. Dies läßt - im Unterschied zur nordatlantischen PR - Maßnahmen der direkten Zensur“44 (Drehverbote, Kontrolle und Selektion des Bildmaterials) of- fenkundig erscheinen, deren Ergebnisse zwar nicht im Rest der Welt, aber dort in die Öffentlichkeit lanciert wurden, wo die Staatsrepräsentanten die Unterstüt- zung dringend benötigten: im eigenen Land.
4 Versuch eines Fazits
Wohl niemandem, das dürfte klar geworden sein, steht es nicht zu, PR-Arbeit im Sinne der eigenen Interessen zu führen. Dafür ist sie gedacht. Ob sie den- noch moralisch handeln kann im Sinne eines militärischen Konfliktes, ist stark anzuzweifeln. Wohl oder übel wird man sich mit der Tatsache abfinden müssen, daß große Konflikte nicht mehr ohne PR-Arbeit entschieden werden - zu wes- sen Recht und zu wessen Unrecht, bleibt dahingestellt. Klar festzuhalten bleibt, daß auf beiden Seiten PR tarnend und täuschend vorgegangen ist - mit den Ergebnissen, die den politischen und wirtschaftlichen Potenzen ihrer Auftragge- ber entsprechend zum Vor- und Nachteil gereicht haben. Auch wird man sich damit abfinden müssen, daß militärische Konflikte immer wieder - ob als Vor- wand oder nicht - durch Desinformationen manipuliert werden.
Auch die beiden Weltkriege konnten nur geführt werden, „weil es den herr- schenden Kräften gelungen war, die Bevölkerung über Jahrzehnte hin zu tä u- schen und irrezuführen über die wirklichen Ziele ihrer Politik“45. In heutigen Zei- ten entscheidend ist nur, wer von den jeweiligen Kriegsgegnern den Zugang zur Weltöffentlichkeit hat. Und dies wiederum wird in hohem Maße auch weiterhin davon abhängig sein, wie omnipotent eine Nation, eine multilaterale oder gar internationale Gemeinschaft ist - wirtschaftlich, militärisch, politisch. Es ist also abschließend davon auszugehen, daß die Staaten des Westens auch zukünftig die Oberhand haben werden, denn sie werden sich weiterhin für eine breite Front der Öffentlichkeit am besten und eindrucksvollsten verkaufen können.
Teuer ist ein Informations- oder Pressekrieg zwar, aber sehr effizient. Was wahr ist, was moralisch - der Stärkere wird es entscheiden.
Trägt die beidseitige PR-Arbeit nun propagandistische Züge? Der Autor ent- scheidet auf ein klares Ja. Mehrere, und zwar die entscheidenden Definitionsfaktoren nach Pieper46, treffen auf die PR-Strategien zu:
- Während im autokratischen serbischen Staat PR-Arbeit auch innenpolitisch synonym für Agitation verwendet wurden und die explizite Absicht der Mei- nungsmanipulation zum Zwecke des Machterhalts klar war, ging es dem demokratischen Staatenbündnis, das innerhalb der NATO agiert, darum, in die Breite Stimmenanteile zu gewinnen, ohne große Rücksicht auf objektive Wahrheiten - zugunsten einer schnelleren Wirkung - zu nehmen.
- In beiden Fällen wurde stark mit Emotionalitäten gespielt.
- Ethische Moralmaßstäbe traten gegenüber der Zielrealisierung zurück.
- Im Unterschied zu betrieblicher oder institutioneller PR auf „harmloserer E- bene“ verschleierte die Kriegs-PR das deutliche Erkennen ihrer Infiltrations- absichten. Es ging nicht nur um Suggestion, sondern auch um aggressive Persuasion.
Niemand weiß derzeit genau, warum die NATO ausgerechnet in diesen Konflikt eingegriffen hat. Sicher ist, daß ihre Interessen wohl kaum einzig und allein im Schutz der Menschenrechte lagen. Im serbischen Lager sieht dies etwas an- ders aus: Hier ist relativ klar, daß Milosevic und seine Erben zum einen den Kosovo als jugoslawisches Staatsgebiet halten und möglichst albanerfrei den Serben überlassen wollten. Wenn man vor diesem Hintergrund jedoch betrach- tet, welche Ziele die Kriegsparteien kommunizierten, bleibt am Ende tatsächlich das Anfangszitat stehen: Das erste Opfer des Kriegs ist immer die Wahrheit.
Anhang: „Goldene PR-Regeln im Umgang mit der Presse“
1. Nimm die Medien ernst: Pressearbeit als Teil aller47 Aktivitäten, Notwendigkeit einer Medienstrategie, fernsehfreundliche Präsentation „60 Minuten vor der Primetime“.
2. Sei großzügig mit Information: Regelmäßige Information beschäftigt die Presse, baut Vertrauen auf; wenn die Medien von dir keine Information bekommen, besorgen sie sie von anderen - ohne deinen Einfluß.
3. Krisenmanagement umfaßt viele Organisationen: Medien erhalten Informati- onen auch von anderen involvierten Institutionen (z. B. UNO- Unterorganisationen), möglicherweise mit widersprechenden Aussagen; deshalb: Synchronisation der Pressearbeit mit anderen Organisationen, gemeinsame Pressekonferenzen.
4. Nimm pro-aktiven Einfluß: Die eigenen Erfolgsgeschichten müssen verkauft werden. Pressefahrten als eine Möglichkeit, den Journalisten Zugänge zu verschaffen, die sie sonst nicht hätten.
5. Laß deine Politik nicht von Medien bestimmen: PR dürfen nicht zum Spiel- ball der Medien werden; dazu gehört, die eigene Rolle und die eigenen Aufgaben zu erklären; starke Führungskraft vermittelt öffentliche Unterstützung und beeindruckt die Medien.
6. Niemals lügen: Zu Fehlern stehen und deutlich machen, daß sie korrigiert werden.
7. Schmiede das Eisen, solange es heiß ist: Gemeint ist die Tatsache, daß die Medienaufmerksamkeit zügig sinkt; es kommt also darauf an, im richtigen Moment mit hoher Intensität zu handeln.
8. Entwickle eine Palette von Hauptaussagen: wohlklingende Botschaften, die die eigenen Ziele erläutern und die in jedem Interview wiederholt werden.
Literatur- und Quellenverzeichnis
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Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.): Die Neue Gesellschaft. Frankfurter Hefte. Nr. 6/1999. Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger: Bonn 1999.
Hartwig, Stefan: Konflikt und Kommunikation. Berichterstattung, Medienarbeit und Propaganda in internationalen Konflikten vom Krimkrieg bis zum Kosovo. Lit Verlag: Münster 1999.
Journalist Nr. 5/1999, 6/1999, 6/2000.
Junge Welt Jahrgänge 1999 und 2000.
Kempf, Wilhelm / Schmidt-Regener, Irena (Hg.): Krieg, Nationalismus, Rassismus und die Medien. Als: Reihe Friedenspsychologie Bd. 4. Lit Verlag: Münster 1999.
Kühnl, Reinhard / Schönwälder, Karin (Hg.): Sie reden vom Frieden und rüsten zum Krieg. Friedensdemagogie und Kriegsvorbereitung in Geschichte und Gegenwart. Pahl-Rugenstein: Köln 1986.
Kunczik, Michael: Die manipulierte Meinung. Nationale Image-Politik und internationale Public Relations. Böhlau: Köln / Wien 1990.
Löffelholz, Martin (Hg.): Krieg als Medienereignis. Grundlagen und Perspektiven der Krisenkommunikation. Westdeutscher Verlag: Opladen 1993.
Marko, Joseph (Hg.): Gordischer Knoten Kosovo/a: Durchschlagen oder entwirren? Völkerrechtliche, rechtsvergleichende und politikwissenschaftliche Analysen und Perspektiven zum jüngsten Balkenkonflikt. Als: Schriftenreihe der Europäischen Aka- demie Bozen, Bereich „Ethnische Minderheiten und Autonomien“, Bd. 3. Nomos: Ba- den-Baden 1999.
Merkel, Reinhard (Hg.): Der Kosovo-Krieg und das Völkerrecht. Suhrkamp: Frankfurt am Main 2000.
Ossietzky. Nr. 7/2000.
Pflaum, Dieter / Pieper, Wolfgang (Hg.): Lexikon der Public Relations. Verlag Moderne Industrie: Landsberg am Lech 1989.
Richter, Simone: Journalisten zwischen den Fronten. Kriegsberichterstattung am Beispiel Jugoslawien. Westdeutscher Verlag: Opladen 1999.
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Toffler, Alvin und Heidi: War and Antiwar. A. a. O.: 1993.
Vollmer, Gabriele Charlotte Hedwig: Polarisierung in der Kriegsberichterstattung. Inhaltsanalytische Untersuchung bundesdeutscher Tageszeitungen am Beispiel des Jugoslawienkrieges. Als: Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität. Münster 1994.
WZB-Mitteilungen. Nr. 89, September 2000. (Herausgegeben vom Wissenschaftszentrum Berlin.)
Internetquellen:
http://www.wolnet.de, http://www.nadir.org,
http://www.jungewelt.de, http://www.thur.de, http://www.NATO.int
[...]
1 Vgl. hierzu v. a. Albrecht / Schäfer (1999) und Schmid (1999) (contra), aber auch grundsätzlich Vollmer (1994) S. 5 ff. sowie Hartwig (1999) (pro).
2 Dujak, Sabina: Politische und rechtliche Argumentationslinien der serbischen / jugoslawischen Führung. In: Marko (1999), S. 47 ff.
3 Simma, Bruno: Die NATO, die UN und militärische Gewaltanwendung: Rechtliche Aspekte. In: Merkel (2000), S. 9.
4 Dahmer, Helmut: Über den Sinn des halben Krieges. Aufhebung und Selbstbehauptung der Nationen. In: Die Neue Gesellschaft. Frankfurter Hefte 6/1999, S. 508 ff.
5 Krusewitz, Knut, sich auf die gegenseitige Verletzung von Menschenrechten beziehend: Umweltkrieg - Ökologische und humanitäre Folgen. In: Albrecht / Schäfer (1999), S. 157.
6 Chossudovsky, Michel: Kosovos „Freiheitskämpfer“ werden vom organsierten Verbrechen finanziert. Vgl. http://www.thur.de/philo/jug; vgl. außerdem Rüb, Matthias: Phönix aus der Asche? Die UCK: Von der Terrororganisationsgruppe zur Bodentruppe der NATO? In: Schmid (1999), S. 47 ff.
7 Vgl. http://www.wolnet.de/dll/archiv/yu2.html (Stand: 14. August 2000).
8 Kunczik (1990), S. 13.
9 Ebd., S. 23.
10 Priebe, Mathias: Nichts aus erster Hand. In: Journalist 6/2000, S. 27.
11 Löffelholz (1993), S. 151 f.
12 Vgl. hierzu vor allem Richter (1999) S. 50. Sie beschreibt hier die Zustände im sogenannten „Poolsys- tem“ der Golfkriegsberichterstatter: „Wer im Pool war, mußte nach ganz bestimmten Regeln des US- Verteidigungsministeriums über den Krieg berichten. Einzig nach dem Rotationsprinzip konnten Reporter zu Einsätzen an die Front mitgehen, wenn die Kämpfe dort beendet waren.“ Ähnlich verhielt es sich im Kosovo.
13 Priebe, Mathias: Nichts aus erster Hand. In: Journalist 6/2000, S. 27.
14 Zitiert in: Ebd. Vgl. hierzu im Journalist Nr. 6/1999 (S. 26) auch das Interview mit Dusan Reljic, dem damaligen Leiter des Programms für Medien und Demokratie am Europäischen Medieninstitut in Düssel- dorf: „Die Kriegsberichterstattung ist an ihre Grenzen gestoßen“, formuliert Reljic da. „Alle Akteure haben ihre Lektionen gelernt. Die NATO versucht den Krieg als Nintendo-Spiel darzustellen, das mit chirurgischer Präzision funktioniert. Nur wenn es danebengeht, wie bei der chinesischen Botschaft [Rake- teneinschlag, d. A.], bekommt das Bild der Präzision Risse.“ Als Gegenmittel empfiehlt er einen „buch- halterischen Journalismus“, der „nicht den eigenen Emotionshaushalt in den Vordergrund stellen“ dürfe.
15 Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin teilt diesbezüglich den Krieg wie auch die Berichterstat- tung in vier Phasen ein. Dabei endet die erste Phase nach dem Angriff am 24. März 1999 mit der Ve röf- fentlichung des Fischerplans. Die zweite Phase sei durch verstärkte Bombardierungen samt intensiverer diplomatischer Bemühungen charakterisiert (15. April bis 5. Mai). Danach folgte die dritte Phase, in der sich G7-Staaten und Rußland über ein gemeinsames Vorgehen verständigten (6. Mai bis 2. Juni). Die letzte Phase beschreibt den Weg zur Einstellung der Bombardements und zum Ende der Militäraktion am 20. Juni. Die Studie belegt, daß das Medieninteresse in der letzten Phase deutlich abgenommen habe, während dem Kosovo-Krieg in den ersten drei Phasen in durchschnittlich täglich drei der fünf untersuchten Zeitungen umfangreiche Kommentierungen gewidmet waren. Nachzulesen in: Medien zum Kosovokrieg. In: WZB-Mitteilungen 89, September 2000, S. 3 ff.
16 Internetauszug: Die Finger am Abzug. Wie die deutsche Presse in den Krieg zieht. junge Welt vom 1. April 1999 (http://www.jungewelt.de/1999/04-01/007.shtml).
17 Zitiert aus ders. Quelle.
18 Aus: DJV kritisiert Kriegsberichte. Als Beigabe des Artikels Kriegs-Parteien von Ulrike Kaiser. In: Journalist 5/1999, S. 27.
19 Toffler (1993), S. 201.
20 Vgl. http://www.nadir.org/nadir/aktuell/2000/03/11/607.html. Zitiert auch von Ulrike Kaiser: Kriegs- Parteien. In: Journalist 5/1999, S. 26.
21 Aus: Der Krieg und ein fauler Frieden. ARD-Dokumentation vom 29.10.1999.
22 Vgl. http://www.wolnet.de/dll/archiv/yu2.html.
23 In mehreren Internetquellen zitiert aus: Bosnia Tragedy. The unknown role of the US government and Pentagon. The International Action Center: New York / San Francisco 1993.
24 Vgl. http://www.falky.de/AkgB/M1.html.
25 Alle vorausgegangenen Zitate Kunczik (1990), S. 21 ff.
26 Eine große Nachschau findet sich ausführlich auf den Webseiten der NATO mit Querverweisen auf Fotos von Zerstörungen unter http://www.NATO.int.
27 Jertz, Walter: Aus einem Statement zur Vorstellung seiner „Erinnerungen als NATO-Sprecher im Kosovo-Krieg“ in der LVZ-Arena auf der Leipziger Buchmesse 1999. Zitiert in: Köhler, Otto: Wahr genommes Deutschland. In: Ossietzky Nr. 7/2000, S. 226 f.
28 Dinkel (1987), S. 7.
29 Vgl. Kunczik (1990), S. 66 ff.
30 Scheffran, Jürgen: Vom Konflikt zur Katastrophe - Wie die NATO die Gewaltspirale im Kosovo verstärkte. In: Albrecht / Schäfer (1999), S. 57.
31 Kühnl / Schönwälder (1986), S. 253.
32 Ipsen, Knut: Der Kosovo-Einsatz - Illegal? Gerechtfertigt? Entschuldbar? In: Merkel (1999), S. 177.
33 Priebe, Mathias: Das Donnern der Worte ist so alt wie der Krieg. In: Journalist 6/2000, S. 29.
34 Siehe nochmals im Anhang die „Goldenen Regeln zum Umgang mit der Presse“.
35 Vgl. Hartwig (1999), S. 17 f.
36 Pflaum / Pieper (1989), S. 18.
37 Kunczik (1990), S. 1.
38 Vollmer (1994), S. 94.
39 Pflaum / Pieper (1989), S. 234.
40 Vollmer (1994), S. 95.
41 Stjepan Gredelj merkt hierzu an, daß Milosevic bereits im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina ver- sucht habe, sämtliche Medien unter Kontrolle zu bekommen. Das Credo habe schon 1997 „Serbien über alles“ geheißen: „Das bedeutete die Rechtfertigung und Rationalisierung der Abkehr von allen früheren ideologischen Slogans - Kommunismus, Jugoslawien, Bruderschaft und Einheit etc. - im Namen des Machterhalts um jeden Preis und, vor allem anderen, reine Vorherrschaft.“ Als PR-Techniken listet er wie folgt: 1. Anthropomorphismus (Serbien als vornehme, gedemütigte Frau); 2. Ethnische Symbolisierung (Gleichsetzung mit den Juden als „erwähltem Volk“); 3. Historisierung politischer Situationen (nationa- listisches Anspruchsdenken, wobei dies wohl auch bei anderen Ethnien des Balkans vorzufinden ist; das beste Beispiel dafür sind die Albaner selbst, deren Streit mit den Serben auf dem Gebiet des Kosovo ja nicht endgültig zu schlichten ist); 4. Vereinfachung der sozialen und politischen Argumentation; 5. Anth- ropologischer Wandel (Serben nicht als Individuen, sondern eingeschworen mit ihren Volksgenossen zum nationalen Kollektiv als „naive, zahme und unschuldige Wesen“). [Diese Techniken bildeten offensicht- lich auch im jüngsten Krieg im Kosovo das eherne Fundament der serbischen Public Relations im eigenenLand, d. A.] Zitiert aus: Gredelj: Die Medien im ex-jugoslawischen Bürgerkrieg. In: Kempf / SchmidtRegener (1998), S. 59 ff.
42 Vgl. Kaiser, Ulrike: Kriegs-Parteien. In: Journalist 5/1999, S. 26 ff.
43 Vgl. Malesic, Marjan: Propaganda im Krieg in Bosnien-Herzegowina. In: Kempf / Schmidt-Regener (1998), S. 67 ff.
44 Hartwig (1999), S. 17.
45 Kühnl / Schönwälder (1986), S. 7.
46 In: Pflaum / Pieper (1989), S. 234 f.
47 Manuskript von NATO-Sprecher Jamie Shea (in Vorträgen und Fachkonferenzen kolportiert) zitiert aus: Journalist 6/2000, S. 28.
- Arbeit zitieren
- Christian Schmidt (Autor:in), 2000, Kriegs-PR und Propaganda? Zum jüngsten Jugoslawienkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103918
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