Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Die Kontakthypothese von Allport/1954
2.1 Reformulierungen der Allportschen Kontakthypothese
2.1.1 Interpersonaler oder intergruppaler Kontakt?
2.2 Dekategorisierungsmodell von Brewer und Miller
2.2.1 Erste Form der Generalisierung
2.2.2 Zweite Form der Generalisierung
2.2.3 Dritte Form der Generalisierung
2.2.4 Zusammenfassung des Dekategorisierungsmodells
2.3 Intergruppenmodell von Hewstone und Brown
2.4 Rekategorisierungsmodell von Gaertner und Dovidio
3. Prävention und Abbau von Intergruppenkonflikten an Schulen
3.1 Kooperative Unterrichtsmethoden
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Es gibt einige theoretische Ansätze, die versuchen, die Ursachen von Fremdenfeindlichkeit zu erklären, um damit einem häufig diskutierten Phänomen unserer Gesellschaft einen Namen zu geben:
- Warum legen Menschen in der Gruppe andere Verhaltensweisen an den Tag, als wenn diese alleine wären?
- Welche Denkvorgänge gehen in ihren Köpfen vor, wenn sie Vorurteile bilden, die schließlich in diskriminierenden Verhalten gegenüber den betroffenen Randgruppen ausarten oder noch schlimmer, sogar in Ausübung von Gewalt enden?
Letztendlich ist es aber nicht primäres Ziel fremdenfeindliche Verhaltensweisen erklären zu können.
Es geht vor allem darum, die theoretischen Erfahrungen nutzen zu können, um Menschen ihr (Fehl-)Verhalten vor Augen zu halten und Wege zu finden, die konträren Gruppen zusammenzuführen, um den Rassismus effektiv eindämmen zu können. Mit anderen Worten, man muss das Problem bei den Wurzeln packen, damit dessen Ursachen vermindert oder ganz und gar beseitigt werden können.
Dazu ist es unbedingt notwendig, die Problematik sehr genau zu definieren.
Im Folgenden möchten wir zusammengefasst darstellen, wie diese Problematiken bisher beschrieben worden sind und was in der Theorie, sowie in der Praxis, bisher für die Auflösung von sozialen Gruppenkonflikten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit formuliert bzw. getan wurde.
2. Die Kontakthypothese von Allport/1954
Die Kontakthypothese von Allport beschäftigt sich mit günstigen Grundvoraussetzungen für Kontakte.
Generell stellt sich die Frage, ob Kontakte zwischen sozialen Gruppen wirklich dazu dienen können, Gewalt und Aggressionen untereinander zu reduzieren.
Nach Allport liegt die Antwort auf diese Frage in seiner 1954 erstellten Kontakthypothese, die im allgemeinen aussagt, dass soziale Kontakte dazu beitragen, Vorurteile und negative Stereotype Verfeindeter zu vermindern oder gar zu beseitigen.
Für ihn würde kollektive Gewalt gegenüber Minderheiten nur noch reduziert bzw. oder gar nicht mehr auftreten, wenn zwischen den einzelnen rivalisierenden Gruppen zwischenmenschliche Kontakte bestehen würden.
Damit die Kontakthypothese funktionieren kann, müssen bestimmte Rahmenbedingungen vorherrschen:
1. Es darf keine hierarchische Struktur zwischen den Rivalisierenden geben.
2. Beide sozialen Gruppen müssen aufeinander zugehen (wollen).
3. Beide sozialen Gruppen müssen das gleiche übergeordnete Ziel verfolgen.
4. Beide sozialen Gruppen müssen sich von Beginn des intergruppalen Kontaktes ein hohes Maß an Vertrauen schenken.
2.1 Reformulierungen der Allportschen Kontakthypothese
Die Reformulierungen beschäftigen sich mit der Durchführung von Kontakten. Es stellt sich die primäre Frage:
Wie gelingt es zwei verfeindete, rivalisierende, soziale Gruppen dazu zu veranlassen, sich nicht nur gegenseitig sympathisch zu finden, sondern sämtliche negative Bilder, Stereotypen und Vorurteile letztendlich positiver zu machen?
Zur Beantwortung dieser Frage bieten sich drei verschiedene Kontaktmodelle an, die man als Reformulierungen der Allportschen Kontakthypothese ansehen kann:
- Dekategorisierungsmodell Brewer/Miller (1984/1988)
- Intergruppenmodell Hewstone/Brown (1986)
- Rekategorisierungsmodell Gaertner/Dovidio (1993)
Bevor auf diese Kontaktmodelle näher eingegangen wird, müssen die Begriffe „interpersonaler“ und „intergruppaler“ Kontakt jedoch erläutert werden, da sie zum Verständnis der drei Modelle unverzichtbar sind.
2.1.1 Interpersonaler oder intergruppaler Kontakt?
Im Rahmen der Theorie der sozialen Identität, die im wesentlichen besagt, dass Menschen danach streben, eine positive Selbsteinschätzung zu erlangen und diese auch beizubehalten, wird zwischen einer personalen und einer sozialen Identität unterschieden. Es gibt zwei Extreme. Zum einen „rein interpersonal“ und zum anderen „rein intergruppal“. Die interpersonalen Interaktionen befassen sich mit individuellen Merkmalen der einzelnen Beteiligten in Kontakten (Bsp.: intime Freundschaften, Partnerbeziehungen, o.ä.).
Die intergruppalen Interaktionen hingegen, stellen die spezifischen Gruppenzugehörigkeiten in den Vordergrund (Bsp.: gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Gruppen generell). Verallgemeinert kann man also sagen, dass interpersonale Kontakte die Wahrnehmung anderer Persönlichkeiten und ihrer individuellen Charaktere in den Vordergrund stellen. Die intergruppalen Kontakte haben ihren Schwerpunkt eher in der sozialen Identität, ihrem sozialem Ruf.
Individuelle Kontakte zwischen Einzelnen gibt es hier auch.
Die Kontaktpersonen begegnen sich bloß nicht auf einer individuellen Ebene, sondern als Stellvertreter ihrer sozialen Gruppe.
2.2 Dekategorisierungsmodell von Brewer und Miller
Das Dekategorisierungsmodell differenziert zwischen drei möglichen Formen der Generalisierung von spezifischen Kontaktsituationen in Bezug auf die Einstellung der gesamten sozialen Gruppe.
Es steht insgesamt für die Betonung der Wirksamkeit interpersonaler Kontakte.
2.2.1 Erste Form der Generalisierung:
Diese erste Form wird auch als „categorie based interaction“ bezeichnet.
Nach dieser Form können positive Erfahrungen mit einem einzelnen Individuum der Fremdgruppe auf die gesamte eigene soziale Gruppe übertragen oder generalisiert werden. Das Mitglied der Fremdgruppe wird hier also als Generalstellvertreter der Eigenschaften seiner Gruppe angesehen.
2.2.2 Zweite Form der Generalisierung:
In der zweiten Form wird die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass positive Kontakte zu Fremdgruppenmitgliedern nicht direkt die negativen Einstellungen verändern müssen, sondern dass die positiven Erfahrungen zunächst zu einer komplexeren Vorstellung und besserem Verständnis der Fremdgruppe führt.
Hier gibt es eine differenzierte Interaktion, in der meist klar werden sollte, dass es in jeder sozialen Gruppe „Solche und Solche“ oder die „Guten und die Bösen“ gibt. In dieser Form der Generalisierung soll die komplexere Wahrnehmung der Fremdgruppe letztendlich positive Auswirkungen auf deren Bewertung haben.
Nach einer Studie von Linville (1982), hat eine komplexere Wahrnehmung der Fremdgruppe, eine deutlich weniger extreme Bewertung dieser Gruppe zur Folge.
2.2.3 Dritte Form der Generalisierung:
Diese Generalisierungsform ist für Brewer und Miller die eigentliche Dekategorisierung.
Ihr eindrückliches Ziel ist die Bedeutung der Gruppenzugehörigkeit im Rahmen der Kontaktsituation für die Beurteilung der beteiligten Persönlichkeiten zu minimieren oder noch besser ganz aufzuheben.
Dies kann nach den Autoren nur mit personalisierten Interaktionen, also mit persönlichen Kontakten erreicht werden.
Die Kontaktpartner sollen sich hier als Individuen und nicht als Vertreter ihrer eigenen Gruppen begegnen.
Hier steht die Wahrnehmung der Einzigartigkeit von Personen also im Vordergrund.
Sie ist den Autoren nach unverzichtbar und kann auf weite sicht durch häufig wiederholte, positive, zwischenmenschliche Kontakte, die positiven Erfahrungen auf die gesamte Fremdgruppe übertragen und so die individuellen Feindbilder vorbeugend beseitigen.
2.2.4 Zusammenfassung des Dekategorisierungsmodells:
Die erste und die dritte Form der Generalisierungsweisen befasst sich mit der Unterscheidung zwischen intergruppalen und interpersonalen Situationen.
Die zweite Form ist eher eine Zwischenstellung mit Hang zum intergruppalen Pol.
Insgesamt verspricht die Dekategorisierung nach Brewer und Miller die größten Chancen auf Erfolg.
Sie führt langfristig zu einer reduzierten Salienz (d.h. Bedeutsamkeit) der Zugehörigkeit in soziale Kategorien.
Die Autoren betrachten generell die negative Bewertung von Fremdgruppen und ihren Mitgliedern als Resultat einer auf sozialen Kategorien beruhenden Interaktion.
2.3 Intergruppenmodell von Hewstone und Brown
Das Intergruppenmodell steht im Gegensatz zum De- und Rekategorisierungsmodell und stimmt für eine Aufrechterhaltung der Gruppenzugehörigkeit und der Gruppengrenzen, aber nicht für deren Hervorhebung.
Es wird die Frage aufgestellt, inwieweit das Nichtbeachten von Zugehörigkeiten positiven Einfluss auf die Einstellungen der beteiligten Gruppen verändern.
Das Intergruppenmodell steht für Intergruppenkontakte und unterscheidet dabei konsequent zwischen intergruppalen und interpersonalen Zusammenhängen.
Mögliche Veränderungen in interpersonalen Beziehungen werden in diesem Ansatz nicht als Ursache, sondern als Konsequenz der veränderten Beziehungen zwischen den Gruppen betrachtet.
Ziel dieses Modells ist es zwischen den betroffenen Gruppen eine „mutural intergroup differentation - Beziehung“ aufzubauen.
Das heißt, es steht im Vordergrund die Gruppenzusammenführung durch gegenseitiges Eingestehen positiver Gruppeneigenschaften zu erreichen.
Nach Hewstone und Miller kann eine solche Generalisierung von Einstellungsänderungen nur dann funktionieren, wenn die Kontakte mit typischen Repräsentanten der jeweiligen Fremdgruppe stattfinden.
2.4 Rekategorisierungsmodell von Gaertner und Dovidio
Das Rekategorisierungsmodell wird auch als „Modell der gemeinsamen Binnengruppenidentität“ bezeichnet.
Dieses Modell sucht sozusagen nach einem gemeinsamen Nenner, um eine Gruppenzusammenführung zu erreichen (Bsp.: Palästinenser und Israelis sind Bewohner der selben Region).
Das Rekategorisierungsmodell berücksichtigt also auch eine positive Funktion von Gruppenzugehörigkeiten für die soziale Identität.
Vorraussetzung hierfür ist, dass eine gemeinsame Eigenschaft oder Identität stark betont wird. Die Attraktivität der Fremdgruppenmitglieder wird also gesteigert, indem sie mit der eigenen Gruppe auf eine übergeordnete Gruppenstruktur integriert wird.
3. Prävention und Abbau von Intergruppenkonflikten an Schulen
Schwerwiegende Übergriffe gegenüber Ausländern haben Anfang der neunziger Jahre eine Diskussion hervorgerufen.
Es wurde von der „neuen deutschen Fremdenfeindlichkeit und von neuen Rassismus gesprochen“ .
Ein wichtiger Schluß der Diskussion war, dass die Schule große Präventionsmöglichkeiten bietet, da Kinder und Jugendliche dort für mindestens 10 Jahre miteinander leben, lernen und arbeiten müssen. Außerdem gibt es auch schon in der Schule viele Konflikte zwischen Schüler mit unterschiedlichen Herkünften.
3.1 Kooperative Unterrichtsmethoden
In kooperativen Unterrichtsmethoden steht in erster Linie die Gruppenarbeit im Vordergrund. Die Schüler sollen hier zunächst in Arbeitsgruppen zusammengesetzt und die Rolle des Lehrers besteht primär darin, den Unterricht so zu strukturieren, das ein selbstständiges Arbeiten der Gruppen untereinander ermöglicht wird.
Der Lehrer soll hier also als eine Art „Interaktionsmanager“ agieren.
Wichtig ist auch, dass innerhalb der Gruppen der Wille bestehen muss eine bestimmte Aufgabe zu lösen.
Die Schüler müssen miteinander kooperieren, um ein spezifisches Problem lösen zu können. Eine Arbeitsgruppe sollte sowohl Mitglieder der Majorität, als auch Angehörige der jeweiligen Minderheit(en) beinhalten, um „kooperativ ausgerichtete Kontakte zwischen beiden Gruppen zu ermöglichen“
Die nähere Erläuterung spezieller Beispiele würde den Rahmen dieser Hausarbeit aber sprengen. Daher möchte ich an dieser Stelle gerne auf meine Literaturangabe und die Internetquelle www.eumc.eu.int hinweisen, die diese Thematiken noch intensiver behandeln.
4. Literaturverzeichnis:
- „Kontakte zwischen sozialen Gruppen als Mittel zur Reduktion von Aggressionen und Gewalt...“ Andreas Klink /Jürgen Hamberger /Miles Hewstone/ Meltem Avci
- www.eumc.eu.int (Juli/01)
- Citar trabajo
- Torben Röder (Autor), 2001, Kontakterfahrung und Fremdenfeindlichkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103807
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