Was geschieht, wenn der entscheidende Schritt von der Moral zur Ethik n i c h t getan wird? Und: Warum ist dieser Schritt denn überhaupt entscheidend und daher unabdingbar? Zwei Fragen, die sich anhand der von Norbert Bischof im Jahre 2020 veröffentlichten, 710 Seiten umfassenden Studie über Moral in exemplarischer Weise erörtern lassen. Der Autor kommt darin zu dem Ergebnis, dass Moral sich nicht auf Grund ihrer sozialen und kulturellen Bedingtheiten erklären lässt, sondern nur aus der angeblich ständigen Rückbindung an die "Phylogenie", die verinnerlichte stammesgeschichtliche Evolution des Menschen. Mit der bemerkenswerten Folge, dass Moral im Wesentlichen a n g e b o r e n sei und somit vor allem der individuellen Selbsterhaltung diene.
Tiefere Gründe für Bischofs Fehleinschätzungen sehe ich in seinen unzulänglich fundierten Begriffen von 'Wert' und 'Norm'. Von beiden lässt er nämlich nur die subjektiven, nicht aber die objektiven bzw. intersubjektiv objektivierbaren Komponenten gelten.
- Arbeit zitieren
- Dr. Klaus Robra (Autor:in), 2021, Rezension zu Norbert Bischofs "Moral. Ihre Natur, ihre Dynamik und ihr Schatten" (2020), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1037712