Vortrag „Anwendung von elektrischem Strom in der Medizin“/ Elektromedizin
Elektromedizin:Begriff veraltet; steht als Sammelbegriff für Elektrodiagnostik (ED) und Elektrotherapie (ET). Bezeichnung für alle auf der Wirkung des el. Stroms beruhenden Heilverfahren. (v.a. bei Nieren- und Muskelkrankheiten, Lähmungen und Krampfkrankheiten, Neuralgien und bei einigen Rückenmarkserkrankungen angewendet)
ELEKTROTHERAPIE
Teilgebiete der ET:
-Reizstromtherapie: Arbeit mit Impulsstrom (Wechselstrom) mit
bestimmter Kurvenform, dessen Impulse die durch Krankheit ausgefallenen Nervenreize ersetzen soll (früher
„Elektroheilkrampf“);Geräte: z. B. Elektrostimulator oder Herzschrittmacher). Reizstromtechnik umfaßt Reizung mit Ton, Licht, Wärme;Elektrokrampftherapie: bei Geisteskranken Einsatz von E-Schockgeräten
-Kurzwellentherapie:auch Kurzwellendiathermie; Nutzung hochfrequenten Wechselstroms um abgegrenzte Körperregionen zu erwärmen: ganzer Körper erwärmt (Wärmewirkung beruht auf induzierten Wirbelströmen), (angewandt bei: Rheuma, Neuralgien,
Gelenkerkrankungen, Erkrankungen von Bauch und Unterleib,
Atemorganen
-Behandlung mit TENS- Geräten:verschiedene Typen, Elektroden
angelegt, durch richtige Frequenz Schmerzlinderung, häufig eingesetzt, jedoch auch zweckentfremdet, z.B. Drogenkranke, Sportmedizin (schnellere Heilung von Brüchen), für Piloten im Cockpit
-zur Heilung von Knochenbrüchen:Einsatz von Gleichstrom, dadurch
Knochenmarkszellen zum Wachstum angeregt, Skizze (erste erfolgr. Behandlung 1971)
-ET gegen Krebs: geschichtliche Begebenheit S 204; heute
unterschiedlichste Systeme, z. B. wenn möglich: Stahlnadel in
Tumor eingestochen, Gleichstrom, Tumor verschwindet, aber
Forscher noch uneins
-Röntgentherapie:Röntgenstrahlung durchdringt alle festen Stoffe
(1895 entdeckt); RS Belichtung von Fotoplatten, Beeinflussung der Lebensvorgänge in der Zelle. RS sind elektromagnetische Wellen von kurzer WellenlängeErzeugung: entstehen beim Aufprall von
Katodenstrahlung auf Hindernisse, Verwendung einer fast
luftleeren Röhre deren Anode man mit hochgespanntem Wechselstr. speist.Rtherapie: intensive, regelmäßige Behandlung mit RS à Zellveränderungen (z. B. bei schnellwachsenden, bösartigen Tumoren, aber auch Gefahr bei ständigem Umgang mit RS)
-viele weitere elektrochemische Mischtherapien
-Ultraschall:(f > 20 kHz); mechanische Schwingungsenergie d. US
nutzbar für vielseitige therapeutische und diagnostische
Maßnahmen(Anwendung wie bei Kurzwellent.)Wirkung: bedingt durch
4 Faktoren: 1. periodische Schwingungen im US-Bereich, 2. Wärmeentwicklung aufgrund von Schallabsorption und -reflexion
(Mikromassage), 3. chem. Reaktionen, ausgelöst durch
Ionenverschiebungen, 4. durch Beeinflussung der Vorgänge an der Zellmembran.Anwendung: Erzeugung von mech. Schwingungen aus el.
Schwingungen (ca. 1 MHz) mit USgeneratoren, durch Schallkopf übertragen, wichtig: keine Grenzschicht Luft vorhanden (daher
Gleitmittel verwendet).Funktionsweise: Gewebe wird durchschallt, Wellen werden reflektiert und zurücktransformatiert (sog.ImpulsEcho-Verfahren), im Ggs. zu RS keine Strahlenbelastung
-Ultraschall-Aerosol-Therapie:Vernebelung von Medikamenten durch
konzentrierten US -> Inhalation
ferner:
-Elektrolunge: künstl. Atmung durch Reizung der Atemmuskulatur
bewirkt; bei partieller Lähmung der Atemmuskulatur.
-Lichtbäder:Heilung mit Hilfe der Wärmestrahlung von Glühlampen
(Lichtkasten, dessen Inneres durch Kohlefadenlampen erwärmt wird), z. B. bei Stirnhöhlenvereiterung oder Gelenkerkrankungen
-Iontophorese: Transport von ionisierbaren Medikamenten durch
Gleichstrom an den Krankheitsherd
-Elektrochirurgie:Anwendung von Hochfrequenzstrom zur
Gewebsentfernung, Gewebsschnitte.Wirkung: infolge der hohen Stromdichte treten an aktiver Elektrode Wärmeerscheinungen auf. Vorteile: durch Hitze kaum Blutungen, keine Bakterien, geringe
Nachschmerzen.Funktion: Hochfrequenzstrom in Röntgengenerator erzeugt, Stromkreis durch Körper des Patienten geschlossen
-hydroelektrische Bäder:bei Rheuma
ELEKTRODIAGNOSTIK
-Röntgenstrahlen: durch RS entstehen Rbilder (belichtete
Fotoplatten), zeigen Skelett
-Ultraschalldiagnose: Funktionsweise wie bei UStherapie, durch
reflektierte Impulse Erzeugung von Schnittbildern im Ggs. zu Röntgen nicht nur Knochen, sondern auch Weichteile auf Bildschirm sichtbar gemacht, keine Strahlenbelastung, daher auch für Schwangere
-EKG/ Elektrokardiogramm: graf. Aufzeichnung der Herzaktionsströme
zur Diagnostik von Herzrhythmusstörungen, aus Kurvenform
Schlußfolgerung auf Zustand des Herzens
-EEG/ Elektroenzephalogramm: graf. Aufz. der Hirnströme
-Em/ Elektromyogramm: graf. Aufz. der Skelettströme
-MRT/Magnetresonanztomographie: Abtasten des Körpers mit Hilfe von
elektromagnetischen Feldern, Aufzeichnung, genaues Bild über Organe (sehr starkes Gleichstrom- Magnetfeld)
GESCHICHTE
-Ende 18. Jh.: Aldini (Neffe Galvanis): Heilung eines psychisch
kranken Mannes durch wiederholte Behandlung mit Gleichstromà1.überlieferter Fall von Elektrotherapie
-viele Experimente, keine Behandlungsgrundlage, viel Zauberei,
Schabernack
-1812 Bericht von Birch (St. Thomas Hospital, London) Behandlung
eines schlechtheilenden Schienbeinbruches mit„Schocks durch
elektrisches Fluidum“erfolgreich
-bis 1841Technik weiter verbessert, häufiger angewendet, Anregung
des Knochenwachstums gute Behandlungsmehtode
-1860 Dr. Arthur Garrtee„Electrophysiology and Electrotherapy“
-seit 1880 Fachstühle in USA und England, Studienfach
„Elektrotherapie“
-Gebiet nun den Geschäftemachern, große Versprechen, unseriös
geworden, Wundermittel
-2. Hälfte20. Jahrh. immer mehr Anwendung und verbesserte
Heilmethoden
Grundprinzip (der meisten Heilverfahren)
unter Verwendung zweier Elektroden - auf Körperoberfläche oder-
innern - Stromflußzwischen beiden Elektroden - kürzester Weg -
Strom an Elektroden am stärksten - durch Stromflußentstehende Wirkungen, z. B. Erwärmung
Übersicht zum Vortrag „Anwendung von el. Strom in der Medizin“/ Elektromedizin
Elektromedizin
Anwendung elektrischer Ströme für
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