Einführung
Ich werde euch in den nächsten zwölf Minuten über die SAirGroup berichten. Wie ihr sicher durch die Medien mitbekommen habt, befindet sich die SAirGroup in der schwersten Krise seit Jahrzehnten. Ich möchte euch die Gründe, wie es überhaupt dazu kam, wie es mit dem Konzern weitergehen soll und wie sich der Bund dazu verhält, erläutern. Da leider nur zwölf Minuten zur Verfügung stehen, werden die Ausführung nur an der Oberfläche sein, natürlich könnte man ohne weiteres eine Stunde oder mehr darüber einen Vortrag halten. Zudem wird sich die Geschichte noch über einige Tage weiterentwickeln. Ich versuchte so aktuellste Informationen wie möglich in den Vortrag einzubauen.
Zahlen
Zuerst habe ich euch hier ein paar Zahlen, damit ihr eine gewisse Vorstellung bekommt, wie schwer die Krise zur Zeit ist und wie es dazu kommen konnte:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- 80 Mio. Franken pro Monat der SAirGroup für Air Littoral, Air Liberté und AOM
- belgische Tochtergesellschaft „Sabena“ schreiben laufend rote Zahlen
- 5 Millionen Abgangsentschädigung für Eric Honegger?!
Köpfe rollten, ein neuer Kopf kam
Neun von zehn Verwaltungsräten traten während der Krise von ihrem Amt zurück. Am pikantesten war der Rücktritt von Eric Honegger, der angeblich eine Abgangsentschädigung von 5 Million erhalten haben soll. Die SAirGroup und Honegger einigten sich nun auf eine Entschädigung von einem Jahresgehalt. Oder Thomas Schmidheiny, dessen Besitz von der „Bilanz“ auf 4.5 Milliarden Franken geschätzt wird, die SAirGroup wies zum Zeitpunkt des Vergleiches einen Börsenwert von 2.5 Milliarden Franken auf.
Nach den vielen Abgängen kommt nun der ehemalige Nestlé-Konzernchef Mario Corti, der das Ruder in die Hand nehmen soll. Er führt zurzeit eine Doppelfunktion als Verwaltungsratspräsident und Konzernchef der SAirGroup aus. Corti will reinen Tisch schaffen, er will die finanzielle Lage des Konzerns schonungslos offen legen, er tut wohl gut daran.
Der Bund verweigert die Décharge
Der Bund ist ein wichtiger Aktionär am Kapital mit seinem 3%igen Anteil. Die Bundesräte Pascal Couchpin und Moritz Leuenberger haben unmissverständlich klar gemacht, dass der Bund die Décharge verweigert. Das heisst, der Bund ist nicht bereit den Vorstand und den Aufsichtsrat zu entlasten. Sie sollen die Verantwortung für das Desaster übernehmen. In Couchpins Augen kommt eine Nichtentlastung des SAirGroup-Verwaltungsrates nämlich einer Präventivmassnahme gleich, mit der gesagt würde: „Ich habe noch einige wichtige Fragen, ich erwarte zudem noch einen in Ausarbeitung befindlichen Spezialbericht, um zu entscheiden, ob ich eine Verantwortlichkeitsklage gegen den SAir-Verwaltungsrat anstrengen soll.“ Der gleichen Meinung sind auch die Kantone Genf und Waadt sowie verschiedene weitere Aktionäre.
Nur das Fluggeschäft schreibt rote Zahlen
Es werden allerdings nicht überall so enorme Verluste gemacht wie im Fluggeschäft. Das interne Wachstum erreichte immerhin 9%. Beim Cargo-Geschäft konnte nicht nur der Betriebsgewinn, sondern auch die Marge gesteigert werden. Insgesamt erreichten also die flugverwandten Geschäftsbereiche ein durchaus akzeptables Resultat. Nur am Fluggeschäft erging es richtig schlecht. Ein wichtiger Grund dafür war die um 384 Millionen Franken höhere Treibstoffrechnung. Zudem flogen Swissair, Crossair und Balair zusammen einen Verlust von 240 Millionen Franken ein.
Wie geht es mit dem Konzern weiter?
Zuerst ist ein Rückzug aus Frankreich, vielleicht auch aus Belgien und Italien, unumgänglich, denn die 80 Millionen pro Monat vermag der Konzern ganz einfach nicht mehr. An der Bilanzkonferenz hat aber Mario Corti mehrmals betont, dass sich die SAirGroup nicht in Liquiditätsproblemen befinde. Durch dieses Statement lässt sich vermuten, dass Corti schon gewisse Zusagen von Banken im Rücken weiss. Allerdings darf die SAirGroup nicht nochmals mit deutlich roten Zahlen abschliessen, sonst könnte das nominelle Aktienkapital von 877 Millionen Franken bald einmal unterschritten werden. Deshalb muss man unbedingt das Eigenkapital erhöhen. Corti will zudem aus werbestrategischen Gründen vom Namen SAirGroup wieder zum alten Namen Swissair zurückkommen und erhofft sich dadurch mehr Vertauen der Aktionäre und Kunden zu gewinnen. Die SAirGroup hat zudem die Swissôtel-Gruppe an die Luxushotel-Gruppe Rafflas verkauft, was 410 Millionen Franken einbrachte. Wie es mit der SAirGroup im nächsten Jahr aussehen wird, dazu mochte Mario Corti nichts dazu sagen. Die einzige Aussage dazu war, dass der Betriebsgewinn in den ersten beiden Monaten annähernd dem Budget entsprochen habe, allerdings exklusive Airline-Beteiligungen im Ausland.
Beschlüsse der GV vom 25. April 2001
- Zum Ausgleich des schwankungsanfälligen Fluggeschäfts sollen die rentablen flugnahen Sektoren wie Catering, Groundhandling und Technik behalten werden.
- Bei den stark defizitären französischen Beteiligungen AOM und Air Liberté ist ein Rückzug angesagt. Für eine letzte Periode bis 30. Juni spricht die Swissair nochmals 120 Mio Fr. Dann soll entschieden werden, ob ein Sanierungsplan akzeptiert werden kann oder die 80 Millionen pro Monat gestoppt werden.
- Die Konzernstruktur wird vereinfacht. Acht Konzernbereiche mit je einem Leiter werden direkt Konzernchef Corti unterstellt.. Die Liquidität soll durch eine neue Kreditlimite dreier Banken (Credit Suisse First Boston, Deutsche Bank, Citibank) von insgesamt einer Milliarde Franken gesichert werden.
- Quote paper
- Patrick Mayer (Author), 2001, SAirGroup in Turbulenzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103553
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