[...] Das „Pulvermaar“ war das zweite Ziel der Exkursion. Dieses Maar ist gekennzeichnet durch eine sehr tiefliegende W asserfläche (73m, deutlich unter der präeruptiven Oberfläche) und ist wiederum von einem sehr gleichmäßig gerundetem Ringwall mit teilweise steilen Wänden umgeben, dessen Bestandteile hauptsächlich fragmentierter Tonschiefer und Maartuffe sind. Auch dieses Maar ist eine abflußlose Hohlform, der Wasserspiegel wird wie beim „Dürres Maar“ durch Niederschlag, Verdunstung, etc. bestimmt. Aufgrund seines geringen Alters gilt das „Pulvermaar“ als Vorläuferform eines Maares und ist der tiefste Maarsee nördlich der Alpen. [...]
I ANFAHRT
1. R OUTE DER E XKURSION
Um 08.30 Uhr, dem Beginn der Exkursion, wurde der Bahnhof Trier per Bus moselabwärts über die A602 in Richtung Wittlich verlassen, um um 09.00 Uhr den ersten Halt auf dem Rastplatz Rivenich zu machen, wo die geologischen Charakteristika dieses Teiles des Moseltales erörtert wurden. Nach weiterer Fahrt auf der A1 wurde diese über die Ausfahrt Manderscheid verlassen, um anschließend Richtung Gillenfeld zum „Dürres Maar“ zu gelangen. Nach kurzem Aufenthalt ging es von dort weiter zum Pulvermaar, das nach einem kurzen Stop auf dessen Ringwall einmal umfahren wurde, um dann über Gillenfeld und Bettenfeld zu einer halbstündigen Pause nach Meerfeld aufzubrechen. Wieder via Bettenfeld wurde der Aufschluß Mosenberg /Horngraben angesteuert. Nach der Betrachtung eines weiteren Aufschlusses an der Südwestflanke der Mosenberggruppe ging es zu Fuß auf den Windsborn und von dort aus wieder mit dem Bus auf den Ringwall des Meerfelder Maares, von dem man dieses Vulkangebiet bestens überschauen konnte. Der nahegelegene Aufschluß am Deudesfelder Geo-Pfad war das nächste Ziel. Nach einem vierzigminütigen Aufenthalt an diesem Aufschluß erreichte die Exkursionsgruppe mit Fahrt Richtung Gerolstein den bei Neroth liegenden Nerother Kopf. Nach diesem letzten Aufenthalt endete die Exkursion nach Wiederankunft am Geo-Zentrum der Uni Trier gegen 18.45 Uhr.
2. DAS MOSELTAL VONTRIER BIS ZUMW ITTLICHER GRABEN
Die Moselsenke ist ein Grabensystem, dessen linksseits des Flusses liegende Buntsandsteinstufe bis fast nach Wittlich hinreicht. Dieser Buntsandstein ist während der als Trias bezeichneten Periode des Mesozoikums (ca. 225-195 Mio. Jahre) entstanden. Quartäre (Känozoikum, bis 55 Mio. Jahre) Ablagerungen bedecken diese Buntsandsteinstufe. Rechts der Mosel befindet sich eine Stufe devonischen Schiefers, der während des Karbon und Perm (ca. 345-225 Mio. Jahre, Zeitalter Paläozoikum) durch tektonische Vorgänge aufgefaltet wurde. Der dazwischenliegende Graben ist mit Sedimenten bedeckt, die aus der Abtragung des Rheinischen Schiefergebirges hervorgingen. Diese Sedimente werden an dieser Stelle als
„Rotliegendes“ bezeichnet, eine für diesen Ort charakteristisches, lokales Sediment.
Sogenannte Verwerfungs- bzw. Bruchlinien bei Wittlich (Salmtal/Liesertal) zeugen davon, daß hier der Grabenrücken um den Versetzungsbetrag von 800m einbrach. Ein weiteres Charakteristika für den Wittlicher Graben sind weiße, das Gestein durchziehende Schichten. Dies sind Ascheablagerungen, die auf Eruptionsvorgänge in diesem Gebiet schließen lassen, die über eine längeren Periode hinweg anhielten. Die Schichtung ist durch eruptive Phasen mit darauf folgenden Phasen, in denen keine Ausbrüche stattfanden zu erklären.
II E XKURSIONSSTANDORTE
1. DÜRRES MAAR (R: 25 625, H: 55 550, H ÖHE 455 M Ü . NN)
Wesentliche Merkmale des „Dürres Maar“ bei Gillenfeld sind der die fast kreisrunde Wasserfläche umgebende Ringwall und das momentan verlandende Moor, das sich in seinem Zentrum gebildet hat. Dieses Moor, welches zur Mitte hin leicht uhrglasförmig ansteigt, ist aufgrund postglazialer Prozesse im Holozän während einer Wärmeperiode der Nacheiszeit vor ca. 8000 Jahren entstanden, ist also präboreal. Hochmoore sind daher als Reliktmoore des Atlantikum anzusehen. Grundvoraussetzung für die Bildung eines Moores ist ein endoräisches System (abflußlose Hohlform) mit wasserundurchlässigem Untergrund. Niederschlag und Verdunstung sind die wichtigsten den Wasserstand regelnden Faktoren.
Weiterhin spielen Sickerwasser, die Permeabilität des Walles und das Einzugsgebiet eine Rolle. (siehe Skizze zur Maargenese)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Eigene Erstellung)
2. P ULVERMAAR (R: 25 660, H: 55 560, H ÖHE 411 M Ü . NN)
Das „Pulvermaar“ war das zweite Ziel der Exkursion. Dieses Maar ist gekennzeichnet durch eine sehr tiefliegende Wasserfläche (73m, deutlich unter der präeruptiven Oberfläche) und ist wiederum von einem sehr gleichmäßig gerundetem Ringwall mit teilweise steilen Wänden umgeben, dessen Bestandteile hauptsächlich fragmentierter Tonschiefer und Maartuffe sind. Auch dieses Maar ist eine abflußlose Hohlform, der Wasserspiegel wird wie beim „Dürres Maar“ durch Niederschlag, Verdunstung, etc. bestimmt. Aufgrund seines geringen Alters gilt das „Pulvermaar“ als Vorläuferform eines Maares und ist der tiefste Maarsee nördlich der Alpen.
3. A UFSCHLUß M OSENBERG -1 -H ORNGRABEN - (R: 25 560, H: 55 490, H ÖHE 380 M Ü . NN)
Nach einer halbstündigen Pause in Meerfeld wurde der Horngraben, eines der fünf Ausbruchszentren des Mosenbergkomplexes (siehe Skizze) erreicht. Die fünf Ausbruchszentren liegen auf einer Störungslinie und sind entlang dieser in Nordwest- Südost- Richtung angeordnet. An sogenannten Bruchstörungen der Störungslinie kam es zum Austritt von Magma. Da sie sich von Südosten aus nach Nordwesten nacheinander öffnete (also quasi entlang einer langgezogenen Spalte), kann man bei der Betrachtung der Mosenberggruppe heute von „Spaltenvulkanismus“ reden. Der präeruptive Untergrund ist Devonischer Schiefer (ca.395-345 Mio. Jahre).
Die Wände des Aufschlusses bestehen aus vulkanischer Schlacke und Tuff (quartäre Basanite bzw. Tuffe, die weniger als 54% Kieselsäure (SiO 2) beinhalten). Auffallend ist die Sortierung der Korngrößen. So sind die feinkörnigen Pyroklastika (Asche/Lapilli) weiter vom Ausbruchszentrum entfernt, während Blöcke und Bomben dort liegen, wo sich die Schmelze befindet (siehe Skizze). Aufgrund des höheren Gewichts konnten diese nicht durch die bei der Eruption entstandenen Gasentladungen weggeschleudert werden. Bei näherer Betrachtung dieser Gesteinsfragmente oder Brocken fielen diverse Einschlüsse (Xenolithe; Beim Aufstieg der Magma mitgenommenes Fremdmaterial) auf. Darunter sind rötliche, dunkle und helle, welche im folgenden kurz erläutert werden. Die roten Einschlüsse sind hierbei der sogenannte „gefrittete Schiefer“, der bei der reduktiven Reaktion zwischen Lava und Schiefer bei sehr hohen Temperaturen in direkter Schlotnähe (ca. 1400°C-1200°C) entsteht. Die rote Färbung stammt von dem dabei entstandenen Hämatit, einer Eisenverbindung (Fex). Helle Einschlüsse sind Feldspatvertreter, dunkle hingegen Olivine. Olivine sind wichtige gesteinsbildende
Minerale, die sehr schnell verwittern. Diese Mineralverwitterung wir „Verbraunung“ genannt. Da an diesem Ausbruchszentrum kein Wasser (wie bei den Maaren)
vorhanden war, entwickelte sich ein Schlackenkegel. Etwas anders verhält sich das bei der nächsten Station.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Eigene Erstellung)
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(Eigene Erstellung)
ÜBERSICHT ÜBER DIE MOSENBERGGRUPPE :
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Eigene Erstellung)
4. A UFSCHLUß M OSENBERG -2 AN DER S ÜDWESTFLANKE DER M OSENBERGGRUPPE (R: 25 555, H: 55 495, H ÖHE 400 M Ü . NN)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Eigene Erstellung)
Da für einen Vulkanausbruch Magma aus dem Erdmantel aufsteigen muß, ist eine Veränderung von Druck und Temperatur notwendig. Ein weiterer Aufstieg zur Oberfläche wird vor allem durch die in der Magma gelösten, leicht flüchtigen Bestandteile (Gase) verursacht. Desweiteren müssen Bruchstörungen vorliegen, damit es zu einem Ausbruch kommen kann. An diesem Aufschluß sind verschiedene Eruptionsphasen aufgrund der unterschiedlichen Schichtung zu erkennen. Trotz dieser Schichtung liegt hier kein Stratovulkan (Schichtvulkan) vor, was im folgenden deutlich wird. Somit erklärt sich die Schichtung wie folgt. Zuunterst liegt eine sehr kompakte, effusiv (durch Herausströmen) entstandene Basaltschicht, die von einem früheren Ausbruch herstammt. Die darüberliegende poröse Schicht entstand später durch Pyroklastika, die auf einen neuen, stark exhalierenden Lavastrom auftrafen. Sie verschmolzen mit der heißen Lava und erstarrten. Man spricht in diesem Fall von „Schweißschlacke“.
5. D ER W INDSBORN MIT SEINEM W ASSERKRATER (R: 25 555, H: 55 505, H ÖHE 498 Ü . NN)
Ca. 10 Minuten Fußweg vom zweiten Aufschluß des Mosenbergkomplexes entfernt, liegt der Windsborn. Bei abgelagerten Gesteinsbrocken handelt es sich um ultrabasische Materialien. Die beim Ausbruch durch hohen Gasdruck herausgeschleuderte Lava (1200°C-1000°C) zerspratzte in der Luft und lagerte sich direkt am Kraterrand (hier sogar in direkter Schlotnähe) ab, verschmolz aber aufgrund ihrer hohen Temperatur mit den darunterliegenden Gesteinen, was auch hier wieder zu Schweißschlackenbildung geführt hat. Auf den ersten Blick scheint es sich hier wieder um ein Maar zu handeln, was bei genauerer Betrachtung aber ausgeschlossen werden kann. Die Wasseransammlung im Krater wurde aufgrund von Verwitterungsvorgängen möglich. Während dieser Prozesse entwickelte sich aus den im Krater befindlichen basaltischen Materialien tonige Minerale, die eine Regenwasserfüllung ermöglichten. Auch hier liegt ein endoräisches System vor, dennoch kann man nicht von einem Maar sprechen, auch wenn es in Karten oft als solches bezeichnet wird. Das folgende Exkursionsziel kann dagegen definitiv als Maar bezeichnet werden.
6. DAS MEERFELDER MAAR (R: 25 540, H: 55 520, H ÖHE 320 M Ü .NN)
Das Meerfelder Maar ist das größte Maar der Westeifel und hat einen Durchmesser von ca. 1.700m, eine Trichtertiefe von fast 200m, 25ha Wasserfläche, 17m Wassertiefe und ist ca.
60.000 Jahre alt. Voraussetzung für die Entstehung von Maaren ist der direkte Kontakt von Wasser und Magma. Dafür muß eine hydraulisch aktive Bruchzone vorliegen, d.h., daß Wasser in großen Tiefen zirkulieren muß. Kommt es zum Kontakt zwischen Magma und Wasser, setzt eine sogenannte phreatomagmatische Raktion ein. Dies ist eine reine Wasserdampfexplosion. An diesem Maar kreuzen sich zwei Störungslinien, einmal das Meerbachtal und zum zweiten „unsere“ schon oben genannte Lavaspalte (siehe Skizze). Eine Bruchstörung liegt also vor.
Wissenschaftliche Untersuchungen an Maaren brachten interessante Ergebnisse hervor. So sind am Laarer See, der auch durch einen phreatomagmatischen Vorgang entstand, Bohrungen gemacht worden, die auf Schadstoffeintrag erforscht wurden. Anhand der Datierung konnte nun z.B. der Beginn und Verlauf der Industrialisierung in diesem Gebiet erforscht werden.
7. A UFSCHLUß BEI D EUDESFELD (R: 25 530, H: 55 518, H ÖHE 438 M Ü .NN)
Dieser Aufschluß, der dem Ausbruch des Meerfelder Maares zugeordnet werden kann, zeichnet sich durch ca. 18m hohe Maartuffwände aus, an deren Schichtung man die Mehrfacheruptionen erkennen kann. So wechseln sich hier Schichten aus Lockermaterial und durch Diagenese („Verbackung“ durch Druck, Wasser und Hohlräume) verfestigte Schichten ab. Diese Schichtung zeigt, was während der Explosion des Meerfelder Maares in die Atmosphäre geschleudert wurde. Größere, sich im Tuff befindliche Brocken, die keine Verformung der darunterliegenden Schichten hervorgerufen haben, lassen darauf schließen, daß sie nicht ballistisch transportiert wurden. Bei einer phreatomagmatischen Reaktion (s.o.) entstehen immense Mengen an Wasserdampf, die zusammen mit Staub ein zweiphasiges Gemisch bilden. Größere Brocken werden schlicht und einfach mitgespühlt. Die Korngrößengemische der Tuffwand werden durch Kapillarkräfte zusammengehalten. Eine kompakte, diagenetische Schichtung ist die Folge. Daß Lapilli- und Aschepartikel nicht in gleichen Schichten vorkommen, weist auf die verschiedenen Eruptionsphasen hin.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Eigene Erstellung)
8. N EROTHER K OPF BEI N EROTH - L AVASTEINWERK B ETTENDORF (R: 25 540, H: 55 620, H ÖHE 480 M Ü .NN)
Der Neroter Kopf ist der einzige Stratovulkan, der während der Exkursion besucht wurde. Hier fielen vor allem nahezu senkrecht im Boden verlaufende kompakte Gesteine auf. Diese sind im Prinzip nur mit Lava vollgelaufene Spalten. Die Spalten sind bekannt als Radialspalten (oder Dikes), weil sie strahlenförmig vom Ausbruchszentrum abgehen. Es sind während des Ausbruchsvorgangs entstandene Entlastungsrisse in der damaligen Oberfläche, die nach dem Auftreffen der weggeschleuderten Pyroklastika mit Lava volliefen, die darin erstarrte. Eingeschlossene Fremdgesteine (Sande und Tone) lassen an diesem Standort auf eine Kratererweiterung schließen, was auf eine recht mächtige Eruption hinweist. Die präeruptive Oberfläche besteht hier wieder aus Schiefer und Grauwacken, darüber ist eine Tuffschicht erkennbar auf der eine weitere Schicht aufliegt, deren Bestandteile Biotite, also organische Minerale sind. Die oberste schon stark verbraunte Schicht besteht aus Aschenablagerungen.
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- Arbeit zitieren
- Gerd Johannes Peters (Autor:in), 1999, Exkursionsprotokoll: Vulkaneifel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103530
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