Expressionismus:
- Expressionismus ist zu Beginn des 20 Jhd. der vehementeste Versuch aus dem Dilemma der Kunst herauszukommen und neues Leben einzuhauchen
- E. hat das Bestreben die den Formen und Farben an sich innewohnenden Wirkungen bevorzugt zur Geltung zu bringen;
- es gibt verschiedene Art und Weisen der Expressivität
→ lassen sich forttragen von Emotionen und toben sich aus
→ andere kalkulieren die expressiven Wirkungen regelrecht; · Ausdruck stammt von Herwarth Walden;
- E ist Kunst des Ausdrucks
- Jede künstlerische Äußerung ist Ausdruck → E ist jedoch besonders starker Ausdruck
- E. hat Übertreibungen & Grenzen
Fauvismus
- schon im 19 Jhd. fanden sich Künstler in Gruppen zusammen, aufgrund der Abwehrhaltung gegen die offiziell gefährdete und an den Akademien gelehrte Kunst
- sie wollten auf sich aufmerksam machen
- Herbst 1905: Malergruppe von den Kritikern als „Les Fauves“ bezeichnet, stellte aus;
→ beeindruckt von Gauguin und Van Gogh streben die Fauves nach Malerei, die sich auf Farbe als Ausdrucksmittel konzentriert;
↔ Farben und Formen zu höchster Reinheit und Leuchtkraft vereinfacht;
Fauvisten
- 1905: Pariser Herbstsalon: kleine Gruppe junger gleichgesinnter Maler zeigt zum 1. Mal ihre Bilder → Künstler werden „les fauves“ genannt
- kein festumrissenes Programm, keine festgelegte Theorie; verbindet Grundhaltung, Ablehnung von Impressionismus und Naturalismus;
- Merkmale: Vorrang der Farbe, Vereinfachung des Gegenständlichen, Verzicht auf Körpermodellierung durch Licht und Schatten, Betonung d. Ausdrucks auch i. d. Komposition;
Matisse, Henri (1869 - 1954):
- Mitbegründer der fauvistischen Bewegung, anfangs der Führer der Gruppe
→ Ausdrucksmittel müssen sich fast unmittelbar aus seinem Temperament ableiten
→ Maler muß Einfalt des Geistes besitzen: daß er nur das gemalt hat, was er vor Augen hatte; · blieb Grundprinzipien des Fauvismus ein Leben lang treu;
- gilt als der große Vereinfacher der Malerei;
Bild: „Madame Matisse“
- keine Modellisierung mit Licht & Schatten, sondern Kontrast von hellem Gelb und Rosa unterstreichen die beiden Gesichtshälften;
- auch für das Kleid / Haar und Hintergrund Farben im harmonischen Kontrast;
Bild: „Der Tanz“
- verzichtet auf erzählende Details, will die einfachsten und beschränktesten Mittel nutzen
- Körperüberschneidungen und Raumwerte der Farben geben dem Bild eine räuml. Ordnung (blau/grün: drängt nach hinten, rosa/rot: drängt nach vorne);
- klare, dunkle Konturlinien, keine Binnen- oder Schlagschatten
- rhythmische auf- und abschwellende Linien steigern den Kontrast der Farben;
Maurice de Vlaminck (1876 - 1959)
- drückte Farbe ohne Pinsel, direkt aus der Tube auf die Leinwand
- malt so wie er sich fühlt
- will mit Malerei keine Verselbständigung der formalen Mittel zulasten des dargestellten Themas betreiben, sondern mit Hilfe der Farbe die Dinge neu und intensiver erlebt und erfühlt wiedergeben;
→ Dahinter steht die Suche nach dem „Unverbrauchten“;
„Brücke“ - Maler
- Gruppe von Architekturstudenten der aus Dresden schloß sich 1905 zur Künstlergemeinschaft „die Brücke“ zusammen ↔ selbes Jahr in dem der Fauvismus entstand
- dies war Begründung des deutschen Expressionismus (E);
- Gruppe verdankt den Fauves mehr jedoch Edvard Munch maßgebliche Anregungen;
- Fauves: dekorative Art der Farbzueinanderführung;
↔ dt. E.: unmittelbar, emotional, ausdrucksgesteigerte Verwendung der Farben spielt größere Rolle;
- deutsche Maler betonen mehr die seelisch-psychischen Momente
- weniger die optische Erscheinung fesselte die dt. E. sondern vielmehr der erkannte oder vermutete Kern der Dinge;
- malten auch das Häßliche und Tabuisierte;
- wollen Mitmenschen aufrütteln und beunruhigen
→ erreichen dies durch Veränderung der Form, durch freie und intensive Farbigkeit und durch kühne Raumgestaltung durch bewußte Vergröberungen und durch holzschnittartige Gestik;
- zu kantigen, spitzen Formen wurden e. durch graphische Technik des Holzschnitts geführt; → Ausdrucksmittel der modernen Kunst
- Die Deutung des sichtbaren Wirklichkeit, nicht das Abbild ist ihre Aufgabe;
- 1913 wurde die Künstlergemeinschaft durch die Maler selbst aufgelöst; Ernst Ludwig Kirchner (1880 - 1938):
- führender Maler der Brücke
- blieb bis zum Tode expressionistisch
- versuchte durch einen Umzug in die Großstadt, diese bildnerisch zu erfassen
→ er registrierte das geschäftige Treiben am Tage sowie den zwielichtigen Zauber der Nacht;
- seine Formen sind stark vereinfacht, Pinselstriche nervös
- Bilder sind voll leidenschaftlicher, erregter Farbigkeit
- Vorliebe für den Kontrast Blau - Grün mit Orange - Rot;
- seine Werke sind nicht als Abbildungen best, Dinge zu sehen, sondern als selbst. Organismen aus Linien, Flächen und Farben und somit als Gleichnis;
- sein graphisches Lebenswerk umfaßt an die 2000 Arbeiten · Holzschnitt gewann für den E. große Bedeutung; Erich Heckel (1883 - 1970)
- einer der aktivsten Mitglieder der „Brücke“
- wurde wie die anderen Brücke - Maler bes. von Edvard Munch beeinflußt → dies führte bei ihm jedoch zu anderen Ergebnissen;
- wollte in seinen Graphiken v.a. die psychischen Spannungen des Individuums und die Spannungen zwischen den Individuen zeigen;
- war der Lyriker unter den Expressionisten; Karl Schmidt - Rotluff (1884 - 1976)
- beschäftigte sich wie die anderen Brücke Maler mit biblischen Themen → hat der Erneuerung der religiösen Kunst im 20 Jhd. beigetragen; Bild: Der Deichdurchbruch:
- Ausdruckskraft der reinen Farben dominiert
- Motiv wird vereinfacht, auf Detailschilderung wird verzichtet
- spontane nicht exakt gesetzte schwarze Linien ziehen partienweise die Konturen der aneinander grenzenden Farbflächen nach
→ geben der Komposition halt und Stabilität;
- allgemein: seine Bilder sind stumm, beschreiben nichts, geben lediglich durch Ausdrucksgewalt der Farbe Rechenschaft von seinen Vorstellungen;
Bild: Weg nach Emmaus:
- breite Schwarzflächen kontrastieren mit großformatig herausgeschnittenen hellen Partien
- alle Körpergebilde sind auf Grundformen reduziert
- Erde/Sonne/Bäume sind nur noch Symbole, jedoch durchaus verständliche;
- Einfluß der Kunst des Naturvolkes ist auch hier unverkennbar;
Emil Nolde (1876 - !956)
- einer der eigenwilligsten Künstler unter den dt. E. · war 1 Jahr lang Mitglied der Brücke,
- seine religiösen Bilder zeugen von tiefer christlicher Frömmigkeit;
- ignoriert alle formalen Kategorien einer auf techn. Raffinement beruhenden Ästhetik und ergab sich einem impulsiven Farbrausch;
- er möchte daß seine Bilder keine zufällige schöne Unterhaltung sind, sondern daß sie heben und bewegen, den Menschen in ihren Bann ziehen;
Otto Müller (1874 - 1930)
- trat 1910 als letzter der Brücke bei und wurde besonders von Erich Heckel gefördert;
- seine Bilder sind vielfältige Variationen, der immer gleichen Themen: Zigeuner und Zigeunerinnen, junge Männer und zerbrechliche Mädchen beim Bad in der Natur im Wald und am Wasser;
- vorherrschende Farben sind helles Grün, pastellartiges blau, gelber Ocker, Braun und Grau;
- tiefe dunkle Augen der Dargestellten wirken rätselhaft geheimnisvoll und traurig;
Max Pechstein ( 1881 - 1955)
- hatte beim zeitgenössischen Publikum stärkeren Erfolg als die anderen Maler
- hielt an Gestaltungsgrundsätzen des E. fest: an kräftiger, ungebrochener Farbigkeit an der elementaren Einfachheit der Formen und an kühnen Kompositionen;
„Blaue Reiter“
- März 1909: „Neue Künstlervereinigung München“ wird in das Vereinsregister des Amtsgerichts München eingetragen;
- 1. Vorsitzender: Wassily Kandinsky; 2. Vorsitzender: Alexey von Jawlensky;
- Ziel: Kunstausstellungen in D und im Ausland zu veranstalten durch Vorträge, Publikationen und ähnliche Mittel zu unterstützen → 3 Ausstellungen kamen zustande;
- 1911: nach einer Entfremdung in der Gruppe: erhebliche Meinungsverschiedenheiten
↔ Anlaß: Kandinskys Bild: Komposition V von 1911 daß er ausstellen wollte, aber die Jury ablehnte;
- Kandinsky, Franz Marc, Gabriele Münter und Alfred Kubin treten aus und schlossen sich 1911 zur Künstlergruppe der „blaue Reiter“ zusammen; Name kam von einem Bild Kandinskys ;
- Mitglieder beeinflußten die gesamteuropäische Kunst
- Matisse war mit Jawlensky befreundet
→ Jawlensky vermittelte die fauvistische Befreiung der Farbe an die Freunde weiter;
- Beginn des 1. WK: Gruppe brach auseinander, im Krieg starben August Macke und Franz Marc;
- Unterschied zu den Malern der „Brücke“: (→wollen sich mit ihrer Kunst bewußt gegen gesellschaftliches Umfeld wenden); Sie interessieren sich mit ihrem nat. Charakter v.a. für künstlerische Fragen, für neue, expressive Mittel der Kunst;
Wassily Kandinsky (1886 - 1944)
- war geistiger Ideenträger der Gruppe
- zunächst: Malen nach der Natur ; Später: wollte nicht mehr den Eindruck einer best. Landschaft vermitteln, sond. ausgehend von der Landschaft, Gesetzmäßigkeiten der Farb- und Formstrukturen ergründen;
- 1910 malte Kandinsky sein 1. völlig abstraktes Bild → ein Aquarell → diesen Weg wollten Gefährten des „blauen Reiters“ nicht mitgehen
Gabriele Münter (1887 - 1962)
- Bildnis der Marianne von Werefkin: beispielhaft f.d. expressionistische Porträtkunst
- lernte Kandinsky in München kennen, begannen ein gemeinsames Reiseleben, bis sich die Wege trennten;
- Münters Malweise steht Jawlensky näher als der von Kandinsky · sie hielt sich mehr an die künstlerische - praktische Arbeit
- vollzog Kandinskys Weg in die Abstraktion nicht mit
Franz Marc (1880 - 1916)
- wurde durch Tierbilder bekannt
- Tier stand für ihn der Natur, in der er sich zu versenken suchte, näher als der Mensch → es bot sich durch Identifikation mit dem Tier ein Mittel, seinen Widerwillen gegen die Menschheit und der Welt, der er entfliehen wollte, auszudrücken;
- von Tierdarstellungen ging er zu symbolischen über
- am Ende seines Lebens steht also erkennbar der Weg in die Abstraktion, ähnlich wie bei Kandinsky;
Bild: „Zwei Katzen“
- allgemein: möchte alles nicht mehr so malen wie es uns gefällt oder es uns scheint, sondern wie es ist, wie sich (z.B.) der Wald oder das Pferd selbst fühlen;
- Tiere lassen das Gute in Marc erklingen, im Gegensatz zu Menschen
- das Abstrakte erregt ihn noch mehr
- Mensch war in seinen Augen schon immer häßlich
→ Tier schien schöner / reiner zu sein
→ mit der Zeit entdeckte er selbst da so viel Gefühlswidriges und Häßliches, so daß seine Darstellungen immer abstrakter und schematischer wurden;
August Macke (1887 - 1914)
- schloß sich als Jüngster der Münchner Künstlergruppe an
- lernte in Paris Robert Delaunay kennen: seine Fensterbilder gewannen große Bedeutung für ihn → von da an wurden die Farben in seinen Bildern leuchtender, intensiver und kontrastreicher;
- meisten Bildmotive Mackes sind schlichter, alltäglicher Art
- Cezanne hat mehr als irgendeine anderer Maler den künstlerischen Weg Mackes bestimmt;
- blieb gegenständlich der sichtbaren Welt verbunden
- seine Aquarelle gehören zu den schönsten des 20 Jhd.
- Citation du texte
- Johannes Landsperger (Auteur), 2001, Expressionismus und Fauvismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103498