In der vorliegenden Arbeit wird der Frage nachgegangen, welche Ansichten Arthur Rupping bezüglich eines
Zusammenlebens von Juden und Arabern in Palästina hatte.
Nicht erst seit der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 streiten Juden und Araber über die Frage, wem das Heilige Land gehört. Der Konflikt reicht weit in der Geschichte zurück und wird dabei nicht nur verbal, sondern oftmals physisch in Form militärischer Gewalt und/oder Terror ausgetragen.
Schon während der zionistischen Besiedlung Palästinas strebten einige Gruppen und Individuen eine friedliche Lösung an. In seiner Tätigkeit als Leiter des Palästina-Amtes nahm dieser eine Akteur eine überaus wirkungsmächtige Position in der organisierten Besiedlung und dem Aufbau Palästinas ein. Die Rede ist hier von Arthur Ruppin. 1876 in Rawitsch bei Posen geboren, verbrachte er seine Jugendjahre von 1886 bis 1899 in Magdeburg. Hier absolvierte der spätere Dozent der Hebräischen Universität Jerusalem seine schulische Bildung und eine kaufmännische Lehre im Getreidegroßhandel Richard Nathan. Anschließend studierte er in Berlin Jura und in Halle Nationalökonomie. Nach Beendigung des Studiums siedelte er 1908 nach Palästina über, um die Leitung des neu gegründeten Palästina-Amtes zu übernehmen. In dieser Tätigkeit erbrachte Ruppin zahlreiche Leistungen, welche für die Kolonisation und Besiedlung Palästinas von elementarer Bedeutung waren. Beispielhaft dabei geht die Gründung Tel-Avivs 1909 auf sein Wirken zurück.
Arthur Ruppin hat im Laufe seines Lebens zahlreiche Werke verfasst. Auch wurden viele seiner Reden und Vorträge, welche er im Rahmen seiner Funktion als Leiter des Palästinaamtes oder als Dozent gehalten hat, schriftlich festgehalten. Dabei fällt auf, dass er sich oft zu der Problematik des Zusammenlebens zwischen Juden und Arabern äußerte.
Inhalt
1. Einleitung
2. Biographie Arthur Ruppins bis zur ersten Palästinareise
3. Tätigkeit in Palästina - Auseinandersetzung mit der Araberfrage
3.1 „Wir müssen erst kolonisieren lernen" - Die Anfangsjahre (1907 - 1913)
3.2 „Es war klar, daß der Jischuw wirtschaftlich zu Grunde gehen muß, wenn nicht rasche Hilfe kommt." - Palästina im Ersten Weltkrieg und Ausweisung Ruppins (1914 -1920)
3.3 Vision - Die Kulturgemeinschaft (1920 - 1924)
3.4 Resignation - Der binationale Staat (1925 - 1936)
3.5 Desillusion - Jüdische Autonomie (1936 bis 1943)
4. Fazit
5. Quellen- und Literaturverzeichnis
5.1 Quellen
5.2 Literatur
1. Einleitung
„In dem Streit zwischen Juden und Arabern ist die Grundfrage, welches Recht die Juden haben, sich in Palästina niederzulassen.“1 2 3 4
Dieser 1931 niedergeschriebene Satz scheint heute aktueller denn je. Der Nahost-Konflikt gilt als einer der kompliziertesten, wenn nicht als der komplizierteste Konflikt der Welt. Nicht erst seit der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 streiten Juden und Araber über die Frage, wem das Heilige Land gehört. Der Konflikt reicht weiter in die Geschichte zurück und wird dabei nicht nur verbal, sondern oftmals physisch in Form militärischer Gewalt und/oder Terror ausgetragen.
Seit dem Beginn der zionistischen Besiedlung Palästinas ab dem Ende des 19. Jahrhunderts existiert dieser Konflikt. Bis heute ist kein Konsens gefunden worden. Jedenfalls nicht bei jenen Akteuren, welche ein Ende der Gewalt herbeiführen könnten. Dennoch gibt es durchaus Stimmen der Vernunft, welche auch heute, nach Jahrzehnten des Krieges und Kampfes, noch immer eine friedliche Lösung des Nahost-Konfliktes anstreben. Der gängigste Lösungsvorschlag ist zweifelsohne der der Zweistaatenlösung, bei dem Israel und Palästina als zwei unabhängige Staaten nebeneinander existieren. Viele sprechen sich wiederholt dafür aus und mit den Osloer Abkommen von 1993 und 1995 wurde auch der Grundstein dafür gelegt. Trotz der für das Jahr 2013 angesetzten erneuten Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern scheint noch immer keine dauerhafte Lösung in Sicht. Doch nicht erst seit dem Osloer-Friedensprozess oder auf Drängen der Friedenstauben2 hin gibt es Konzepte und Ideen zum friedlichen Neben- und Miteinander von Juden und Arabern in Palästina.
Schon während der zionistischen Besiedlung und Kolonisation Palästinas strebten einige Gruppen und Individuen eine friedliche Lösung an. Dabei gab es einen bedeutenden Akteur, welcher von Moshe Dayan3 als „father of the Zionist settlement“4 bezeichnet wurde. In seiner Tätigkeit als Leiter des Palästina-Amtes5 nahm dieser eine überaus wirkungsmächtige Position in der organisierten Besiedlung und dem Aufbau Palästinas ein. Die Rede ist hier von Arthur Ruppin. 1876 in Rawitsch bei Posen geboren, verbrachte er seine Jugendjahre von 1886 bis 1899 in Magdeburg. Hier absolvierte der spätere Dozent der Hebräischen Universität Jerusalem seine schulische Bildung und eine kaufmännische Lehre im Getreidegroßhandel Richard Nathan. Anschließend studierte er in Berlin Jura und in Halle Nationalökonomie. Nach Beendigung des Studiums siedelte er 1908 nach Palästina über um die Leitung des neu gegründeten Palästina-Amtes zu übernehmen. In dieser Tätigkeit erbrachte Ruppin zahlreiche Leistungen, welche für die Kolonisation und Besiedlung Palästinas von elementarer Bedeutung waren. Beispielhaft dabei geht die Gründung Tel-Avivs 1909 auf sein Wirken zurück.
Welchen Erkenntnisgewinn kann man nun also aus der Erforschung dieser Persönlichkeit erwarten? Zunächst muss festgestellt werden, dass das Leben und Wirken Ruppins bereits aufgearbeitet wurde. Einige Historiker haben sich mit ihm in unterschiedlicher Weise auseinandergesetzt. Die publizierten Ausführungen behandeln dabei beispielsweise seine Jugendzeit in Magdeburg6 oder sein Wirken in Palästina7. Weitere Forschungen beschäftigen sich mit seiner Rolle im Zionismus beziehungsweise der kulturellen Identität des Zionismus8. Darüber hinaus gibt es einige kürzere Artikel und Texte, welche einen allgemeinen Überblick über sein Leben bieten oder Bezug auf bestimmte Passagen seines Wirkens nehmen, wie beispielsweise ein Artikel in der „Zeit“ des Historikers und Politikwissenschaftlers Julius H. Schoeps9, welcher Ruppin in eine Reihe stellt mit Theodor Herzl10, Chaim Weizmann und David Ben Gurion.11 Weiterhin wurde in Gedenken an diesen bedeutenden Bürger der Elbmetropole Magdeburg 2002 die Arthur-Ruppin-Straße nach ihm benannt12. Auch ein Kibbuz13 in Israel, das Kfar Ruppin, trägt seinen Namen.
Es zeigt sich also, dass durchaus einige Forschungen zur Person Arthur Ruppin betrieben wurden. Wieso also eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema?
Arthur Ruppin hat im Laufe seines Lebens zahlreiche Werke verfasst. Auch wurden viele seiner Reden und Vorträge, welche er im Rahmen seiner Funktion als Leiter des Palästinaamtes oder als Dozent gehalten hat, schriftlich festgehalten. Dabei fällt auf, dass er sich oft zu der Problematik des Zusammenlebens zwischen Juden und Arabern äußerte. Dies wird zwar in der Sekundärliteratur erwähnt beziehungsweise in einigen Zeilen näher ausgeführt, in der vorliegenden Literatur konnte jedoch nicht ausgemacht werden, dass sich explizit mit diesem Thema beschäftigt wurde. Zumeist wird darauf abgezielt, Ruppins Wirken im Rahmen der Kolonisations-Arbeit oder seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als Nationalökonom und jüdischer Soziologe zu beleuchten. Seine Ideen und Äußerungen zum jüdisch-arabischen Konflikt wurden dabei bisher noch nicht gesammelt dargelegt. Dies soll mit dieser Untersuchung geändert werden. Es wird aufgearbeitet, welche Position Ruppin zum Konflikt zwischen Juden und Arabern einnimmt und ob diese sich im Rahmen seiner Tätigkeit in Palästina änderte. Gibt es gleichbleibende Topoi? Wann und aus welchen Gründen änderte er seine Meinung und welche Ideen bestimmten sein Wirken?
Zur Beantwortung dieser Fragen dienen primär Quellen die Arthur Ruppin selbst verfasste. So zum Beispiel zahlreiche Tagebucheinträge, Vorträge und Referate sowie Monographien zu bestimmten Themen. Wichtig zu erwähnen ist dabei aber, dass in dem vorliegenden Material, welches seine Erinnerungen, Tagebucheinträge und Briefe als Sammelband zusammenfasst14, nicht um das Gesamtwerk Ruppins handelt. Ein großer Teil seiner Aufzeichnungen liegt im Zionistischen Archiv in Jerusalem und ist damit für den Rahmen einer Bachelorarbeit nicht zugänglich. Sekundärliteratur wird nur eingeschränkt genutzt, da diese Arbeit darauf abzielt Ruppin selbst zu Wort kommen zu lassen. Seine Meinungen, Gedanken und Ideen sollen im Fokus stehen. Auch zwingt die Fülle des Materials, welches von Ruppin vorliegt, Einschränkungen zu machen und Kompromisse einzugehen.
Methodisch soll dabei zunächst ein kurzer Abriss von Ruppins Biographie erfolgen. Begonnen wird dabei mit seinem Werdegang bis zur ersten Palästinareise 1907. Dabei wird aufgezeigt, wie Ruppin mit dem Zionismus in Verbindung gekommen ist und aufgrund welcher Umstände 1908 die Übersiedlung nach Palästina erfolgte. Anschließend werden die ersten Jahre seiner Tätigkeit im Palästina-Amt beleuchtet. Welche Besonderheiten gab es dabei? Wo legte er die Schwerpunkte seiner Arbeit? Aus Gründen des Umfangs wird dabei nur auf die wichtigsten Entwicklungslinien eingegangen werden können. Nicht alle Passagen seines Lebens können in ihrer ganzen Fülle beleuchtet werden. Dabei soll auch ein erster Überblick darüber geliefert werden, welche Topoi sich in Hinsicht auf die jüdisch-arabische Problematik ausmachen lassen.
Im weiteren Verlauf der Arbeit werden dann die einzelnen Topoi genauer untersucht. In welchem Zeitraum vertrat Ruppin eine bestimmte Position? Wann und wodurch ändert sie sich? Gibt es Kontinuitäten in seiner Einstellung? Zur Beantwortung dieser Fragen wird das vorliegende Material mithilfe der historisch-kritischen Methode untersucht werden.
Mit dem abschließenden Fazit sollen die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst werden. Welchen Erkenntnisgewinn kann man aus der Untersuchung ziehen und wie kann eine weiterführende Erforschung des Themas aussehen? Insgesamt soll diese Arbeit damit einen Forschungsbeitrag dazu liefern, wie sich der vorstaatliche Zionismus mit der Frage des jüdisch-arabischen Zusammenlebens auseinandergesetzt hat. Dies geschieht exemplarisch an der Person Arthur Ruppins.
2. Biographie Arthur Ruppins bis zur ersten Palästinareise
Arthur Ruppin wurde am 01.03.1876 in Rawitsch (in der Nähe von Posen) geboren. 1886 siedelte er gemeinsam mit seiner Familie nach Magdeburg über und verbrachte hier seine Jugendjahre. In dieser Stadt absolvierte er seine schulische Ausbildung und schloss eine Lehre als Kaufmann im Getreidegroßhandel Richard Nathan ab. Insgesamt war Ruppin acht Jahre, von 1891 bis 1899, in dieser Firma tätig. Schon früh erwarb er sich dabei einen Ruf als Organisator: Nach wenigen Monaten seiner Tätigkeit in der Firma bekam er die Aufgabe das Sacklager in Ordnung zu bringen, das in heilloser Unordnung war, weil die Kunden die Säcke, in denen sie das Getreide bekamen, gar nicht oder zu spät oder zerrissen zurückschickten. [...] Ich hatte wirklich damit Erfolg und begründete meinen Ruf als Organisator. “15 Auch wurde Ruppin sehr früh für Geschäftsreisen eingesetzt, seine erste fand 189216 statt. 1895 schaffte er es zum Prokuristen17.
Aufgrund seines raschen Aufstieges in der Firma und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Erfolg gelang es Ruppin, die wirtschaftliche Situation seiner Familie deutlich zu verbessern. Diese hatte, aufgrund der mehr oder wenig erfolgreichen Geschäfte seines Vaters, ständig mit finanziellen Sorgen zu kämpfen. Nach zwei gescheiterten Versuchen des Vaters, ein eigenes Geschäft aufzubauen (zunächst in der Jakobstraße, später im Breiten Weg in der Nähe des Krökentores) sah sich die Familie von 1889 bis 1893 fast täglich gezwungen, das Pfandleihhaus aufzusuchen.18 Doch auch dies reichte nicht aus, denn als „[...] alle versetzbaren Sachen ins Leihamt gewandert waren, mußten die Eltern sich mit Bittbriefen um Unterstützung an die Verwandten wenden. Diese schickten auch etwas, aber nie genug.“19
Diese finanziell schwierige Situation hatte auch Auswirkungen auf die schulische Bildung Arthur Ruppins. Er schaffte es zwar, 1891 die Untersekunda20 des Kaiser Wilhelm Gymnasiums abzuschließen, ging danach jedoch von der Schule ab. Aufgrund der Umstände, dass sich die Familie die Lehrmaterialien nicht leisten konnte und Ruppin durch die Armut auch Demütigungen in der Schule erfahren musste, entschloss er sich zu der Lehre bei Richard Nathan. 21 Damit gab er seinen lang gehegten Wunsch, das Abitur zu machen und zu studieren, auf.
1894 erfuhr er jedoch zufällig, durch die Begegnung mit seinem Freund Sally Halbreich in der Jakobstraße, dass er sein Abitur auch machen könne ohne alle Gymnasialklassen durchlaufen zu haben.22 Durch diese Information wurde der Wunsch zu studieren in ihm neu entfacht: „Mehrere Monate überlegte ich hin und her, aber schließlich kam ich zu einer positiven Entscheidung.“2 Also holte Ruppin, neben seiner beruflichen Tätigkeit, welche eine tägliche Arbeitszeit von 12-14 Stunden erforderte24, den Lehrstoff allmählich nach. Anfang 1896 wurde sein Antrag, die Prüfung als Extraneus25 zu absolvieren angenommen und die Prüfung auf März 1896 am Dom-Gymnasium festgesetzt, welche er schließlich bestand. Somit hatte er nun sein Abitur in der Tasche. Nach drei weiteren Jahren bei Richard Nathan hatte er genügend Geld angespart, mit dem er hoffte, sein Studium bezahlen zu können. Nach seiner Tätigkeit in der Firma studierte Arthur Ruppin in Berlin an der juristischen Fakultät Rechtswissenschaft. Sein Schwerpunkt lag dabei aber nicht in der „[...] Jurisprudenz, für die ich mich offiziell eingeschrieben hatte, sie interessierte mich am wenigsten. Sondern Philosophie, Nationalökonomie, Bibelkritik, Chemie, Botanik, Geologie, alte Geschichte, ja Ägyptologie und Assyrologie. “26 In Berlin blieb er jedoch nur drei Semester und schrieb sich 1900 an der Universität Halle ein, wo er sein Studium 1902 mit einem Doktortitel in Nationalökonomie abschloss.27 Wenig später, im März 1903, erhielt er den zweiten Preis in einem Preisausschreiben für seine Arbeit „Darwinismus und Sozialwissenschaft“ .28
Im Laufe seiner Tätigkeiten kam er in Berührung mit dem Zionismus29: „Von nationaljüdischen und zionistischen Bestrebungen hörte ich zum ersten Mal im Februar 1892, [,..]“15 16 17 18 19 20 21 22 23 24. Mehr als ein theoretisches Interesse entwickelte er dafür zunächst anscheinend nicht.
1897 und 1901 besuchte er einige zionistische Versammlungen, „[...] konnte aber mit den Vorträgen nichts anfangen.“3
Vorerst stand er der zionistischen Idee schwankend gegenüber: „Mir schien der diplomatische Zionismus Herzls aussichtslos und wirklichkeitsfremd. Erst als ich 1904 nach Berlin kam und mit einem Kreise praktischer’ Zionisten [...] in Berührung kam, die von Kolonisation in Palästina träumten, begann ich, mich dem Zionismus zu nähern. “32 Als ,praktischen‘ Zionismus beschrieb Ruppin eine Form des Zionismus, welche den Schwerpunkt auf „[...] die Stärkung des jüdischen Elements in Palästina [...] “ 33 lag. Diese Stärkung sieht er sowohl „[...] quantitativ, indem sie Juden nach Palästina bringt [...] “, als auch „[...] qualitativ [...], indem sie die Juden Palästinas ökonomisch, kulturell, national und politisch befestigt.“3
Seine Beschäftigungen brachten ihn 1904 nach Berlin, in welchem er das neugegründete „Büro für Statistik der Juden“ leitete.35 Hier lernte er Jacob Thon, einen seiner Mitarbeiter und später langjährigen Freund, kennen, welcher ihm dem Zionismus näher brachte und sein Wissen darüber mehrte.36 1 905 trat er schließlich der Zionistischen Organisation in Deutschland bei. 1907 reiste Ruppin zum ersten Mal nach Palästina mit dem Auftrag, einen Bericht über die wirtschaftliche Lage zu liefern. Diese Reise hatte einiges in ihm ausgelöst, denn als er heimkehrte, notierte er: „Die Reise hatte zur Folge, daß mein bis dahin noch vager Plan, nach Palästina überzusiedeln, sich zu einem festen Entschluß verdichtete. “25 26 27 28 29 30 31 32 Kurze Zeit später siedelte Ruppin 1908 tatsächlich nach Palästina über und trat dort als Leiter des Palästina-Amtes an. Das Palästina-Amt hatte unter Arthur Ruppin die Aufgabe, die Kolonisation ganz Palästinas zu leiten. Es wurde die „Palestine Land Developtment Co.“ gegründet, eine Gesellschaft „[...] welche die juristische Trägerin aller wirtschaftlichen Transaktionen (Bodenkauf, Besiedlung, etc.) sein sollte.“3
Schließlich kam er am 03.04.1908 in Jaffa, hier lag das Büro des Palästina-Amtes, an.
3. Tätigkeit in Palästina - Auseinandersetzung mit der Araberfrage
3.1 „Wir müssen erst kolonisieren lernen“ - Die Anfangsjahre (1907 - 1913)
Die ersten Jahre seiner Arbeit im Palästina-Amt waren primär davon geprägt, diese Institution weiter zu etablieren und den Wirkungskreis auszubauen. Zunächst musste dem Jischuw33 vermittelt werden, welche Aufgaben das Amt hatte, was sich als durchaus schwierig erwies.34 Er nahm die Arbeit jedoch auf und schon 1908 konnte die erste Farm namens Kinereth gegründet werden.35. Weiterhin geht die Gründung des ersten Kibbuz, dem Kibbuz Deganja, auf sein Wirken zurück.36 Bei Gründung der Farm Kinereth erwähnt Ruppin, dass ihm dort zum ersten Mal die arabische Frage konkret vor Augen f...]“37 geführt wurde. Ein arabischer Scheich kam zu ihm und beklagte sich, dass er und andere Beduinen früher auf dem Boden von Kinereth gelebt hatten. Nach dem Verkauf des Bodens hätten sie einen anderen erhalten, welcher jedoch deutlich schlechter gewesen sei.38 Es ist auch das erste Mal, dass er diese Problematik erwähnt, er geht jedoch nicht näher darauf ein.
Als eine der bedeutendsten Leistungen in den Anfangsjahren seiner Tätigkeit kann zweifelsfrei die Gründung Tel Avivs 1907 gelten. Dies geht auf die Anregung von 60 jüdischen Familien zurück, welche außerhalb von Jaffa ein modernes, jüdisches Stadtviertel gründen wollten. Sie wandten sich an das Palästina-Amt und damit an Ruppin, da ihnen Geld für die Umsetzung ihrer Pläne fehlte. Es lagen von Seiten der Initiatoren bereits etwa 25% der benötigten Gelder vor, der Rest musste von der Zionistischen Organisation kommen. Ruppin befürwortete das Vorhaben und verfasste einen Brief an den Jüdischen Nationalfonds mit der Bitte, die Gelder bereitzustellen. Einige Wochen später wurden diese auch bewilligt, womit die Gründung Tel Avivs vollzogen werden konnte.39
Die weiteren Jahre waren gekennzeichnet von Bodenkäufen, Baumaßnahmen, Gründung neuer Farmen und anderen Tätigkeiten. Auf dem XI. Zionisten-Kongress in Wien 1913 hielt Ruppin ein Referat, in welchem er die ersten fünf Jahre seiner Tätigkeit in Palästina zusammenfasste. Hier musste er sich auch mit Kritikern seiner Arbeit auseinandersetzen, da es durchaus unterschiedliche Ansichten darüber gab, welche Schwerpunkte in der Kolonisation gesetzt werden sollten. So gab es Akteure mit der Ansicht, jede Farm und jeder Betrieb müsse schon im ersten Jahr Gewinn erwirtschaften. Ruppin sprach sich jedoch dagegen aus und argumentierte: „Aber ich rechne es mir gerade als Verdienst an, daß ich imstande bin, diese kaufmännischen Instinkte überall den höheren Anforderungen unsere nationalen Bewegung unterzuordnen. Ich kann es mit größter Bestimmtheit sagen: die für den Kaufmann profitabelsten Unternehmungen in Palästina sind häufig für unsere nationale Aufgabe die unprofitabelsten und umgekehrt sind viele kaufmännisch unprofitablen Unternehmungen von höchstem nationalen Werte. “46 Für ihn war er wichtiger, dass die Juden zunächst überhaupt das Land bewirtschaften, als dass sie sofort an den Profit denken.
In seinem Referat fiel auch ein Satz, welcher seine Vorstellungen der ,praktischen‘ Arbeit unterstrich: „Wir müssen erst kolonisieren lernen“41 Der Zionismus und die Juden müssen durch ihre eigene Arbeit, durch ihren eigenen Schweiß, das Land bewirtschaften, um damit ein Anrecht auf selbiges zu erhalten: „Nur wenn wir in Palästina ,ein Werk unserer Hände ‘ schaffen und nicht Exploitatoren fremder Arbeit sind, erwerben wir uns ein moralisches Recht auf den Boden, den wir juristisch erworben haben. Damit ist klar, daß wir bei der Beschäftigung jüdischer Arbeiter in keiner Weise von einer Animosität gegen die Araber geleitet werden, sondern nur von dem Bestreben, uns selbst zur Arbeit zu erziehen und unseren Boden mit unserem eigenen Schweiße zu düngen.“4
Den Umstand, dass jüdische anstatt arabische Arbeiter in den Farmen und Siedlungen beschäftigt werden, begründete er damit also mit seiner Vorstellung der ,praktischen‘ Arbeit, da die Juden sich ihr Recht auf das Land erarbeiten müssten. Darüber hinaus ging er in dem Referat auch noch explizit auf das Zusammenleben mit den Arabern ein. Wieso er sich nicht schon an früherer Stelle dazu geäußert hatte ist nicht klar. Möglicherweise war die Problematik für ihn anfänglich nur von zweitrangiger Bedeutung.
In diesem Teil des Vortrages jedenfalls nahm er dazu Stellung. Er bekannte, in der zionistischen Bewegung war anfänglich „[...] vielfach die Ansicht verbreitet, Palästina sei ein leeres Land, und vielleicht ist unsere ganze frühere Taktik in hohem Maße von dieser irrigen Auffassung bestimmt worden. “49 Auch sei das Land, obwohl die Bevölkerungsdichte sehr gering ist, gänzlich in privater Hand und die Zahl der Araber trotz der Weitläufigkeit40 41 42 43 zahlenmäßig den Juden sechs zu eins überlegen.50 Als Konsequenz daraus forderte er einerseits, dass die weitere Kolonisationsarbeit darauf abzielen muss „[...] ein jüdisches Milieu und einen geschlossenen jüdischen Wirtschaftskreis [,..]“51 zu erreichen. Andererseits wies er eindringlich darauf hin, dass es eine „[...] unabweisbare Aufgabe [sei, A.H.], das Beieinanderwohnen von Juden und Arabern zu einem friedlichen und möglichst freundschaftlichen zu machen. “52 Begangene Fehler müssten wieder gut gemacht werden. Dies könne jedoch nur dadurch erreicht werden, dass Taten diese Absicht untermauerten und es nicht nur bei Versprechungen bliebe. Dies begründete er damit, dass die „[...] jüdische Kolonisation den Arabern schon große materielle Vorteile gebracht hat. “53 Es gäbe im Umland der Kolonien Arbeit für Araber, die Qualität der Landwirtschaft sei gestiegen und die Juden würden medizinische Hilfe bei den Arabern leisten. Doch trotz dieser Erfolge bestanden noch immer große Differenzen, die Ursachen dafür sah er in der mangelnden Verständigung: „Die neuen jüdischen Einwanderer sind von der arabischen Bevölkerung in Sitten und Gewohnheiten durch eine große Kluft getrennt, und beide Teile haben sich bisher wenig Mühe gegeben, sich gegenseitig zu verstehen [...]. “44 45 46 47 48 49
Verstärkt wurde diese Problematik laut Ruppin dadurch, dass es auf arabischer Seite einflussreiche (christliche) Meinungsmacher in den Medien gab, welche antijüdische Propaganda verbreiteten. Dagegen könne nur vorgegangen werden, wenn der Kontakt und Verkehr zu einflussreichen Arabern gesucht wird, um ihnen die jüdischen Absichten zu erläutern. Auch sei die Einführung der arabischen Sprache an den höheren Schulen nötig, um die sprachliche Barriere zu überwinden.55
Es lässt sich also zunächst festhalten, dass die ersten Jahre der Tätigkeit Arthur Ruppins von anderen Themen als der primären Beschäftigung mit der Araberfrage geprägt waren. Einzelne Aussagen ließen vorerst nicht darauf schließen, dass das Problem für Ruppin präsent gewesen ist. Das Referat auf dem XI. Zionistenkongress 1913 offenbart dagegen, dass er sich durchaus damit auseinandersetzte. Seine Äußerungen zeigen, dass er es als unabdingbar erachtete, eine friedliche Koexistenz mit den Arabern zu erreichen. Ob dies aus humanitären Gründen geschah oder schlicht aus der Erkenntnis heraus, dass die Araber an Zahl den Juden deutlich überlegen waren, bleibt jedoch offen. Da sich jedoch in diesem Zeitraum keine araberfeindlichen Aussagen finden lassen, kann davon ausgegangen werden, dass der Völkerfrieden ein zentraler Bestandteil seiner emotionalen Bestrebungen war. Dies geht auch einher mit seiner Vorstellung der „praktischen“ Arbeit: Die Juden müssen sich ihr Recht auf das Land durch die Arbeit vor Ort verdienen. Dies impliziert anscheinend, dass dies vor allem gegenüber den Arabern geschehen muss, damit diese die Vorteile der jüdischen Kolonisation erkennen und den Zionismus akzeptieren.
Diese Grundeinstellung bestimmt auch für die weiteren Jahre sein Handeln und Wirken.
3.2 „Es war klar, daß der Jischuw wirtschaftlich zu Grunde gehen muß, wenn nicht rasche Hilfe kommt.“ - Palästina im Ersten Weltkrieg und Ausweisung Ruppins (1914 - 1920)
Der Erste Weltkrieg brachte bedeutende Zäsuren mit sich: Die Ausweisung Ruppins aus Palästina (1916-1920) und die Balfour-Deklaration (1917). Auch hatten die in Palästina lebenden Juden an den Auswirkungen des Krieges zu leiden: Viele Geldlieferungen aus dem Ausland versiegten und mehr denn je war man von diesen abhängig: „Sehr bald nach Kriegsbeginn begann sich zu zeigen, wie sehr der Jischuw von Geldsendungen vom Ausland abhängig war. Es versiegten die Chalukka-Gelder, die privaten Geldbezüge von Verwandten oder aus Geschäften in Rußland, die Geldsendungen für die Kinder russischer Eltern in palästinensischen Schulen, für die Pflege von Orangenpflanzungen, die von russichen Juden in Palästina angelegt worden waren. Es war klar, daß der Jischuw wirtschaftlich zu Grunde gehen muß, wenn nicht rasche Hilfe kommt.“50 51
Zusätzlich zu dem Geldproblem kam mit Djemal Pascha 1914 ein neuer Oberbefehlshaber nach Syrien und Palästina, welcher dem Jischuw ernsthafte Probleme bereitete. Syrien und Palästina unterstanden zu dieser Zeit dem Osmanischen Reich. Nach Ruppin ging Djemal Pascha „[...] der Ruf eines unbeugsamen Schreckensherrschers voraus. “57 Er forderte von allen ausländischen Untertanen, dass diese die ottomanische Staatsangehörigkeit annahmen. Zusätzlich mussten sie ein türkisches Pfund zahlen. Wenn sie dem nicht nachkamen, hatten sie das Land zu verlassen. Da viele Juden das Geld nicht hatten beziehungsweise der Wechsel der Staatsangehörigkeit in ihrem Land Hochverrat bedeutete, beschloss Ruppin Djemal Pascha in Damaskus aufzusuchen um den Befehl aufzuheben. Er konnte jedoch nur dem deutschen Stabsoffizier sprechen, welcher das Anliegen weiterleitete. Die Antwort fiel ernüchternd aus: „[...] der Pascha könnte mich nicht empfangen; die Order der Ausweisung oder Ottomanisierung könnte nicht aufgehoben werden (die Sache müsse einmal ausgestanden werden, habe der Pascha gesagt); die Zahlung des Pfundes für die Ottomanisierung werde erlassen.“5
Auch in der weiteren Entwicklung war die Politik Djemal Paschas laut Ruppin geprägt von juden- und zionistenfeindlichen Verordnungen. Es kam zu Zwangsausweisungen und antizionistischer Propaganda. Durch seine fortdauernde Tätigkeit, um die Leiden der Juden in Palästina zu mildern und seine Arbeit im Palästina-Amt, wurde Ruppin Anfang 1916 mit einigen anderen Zionisten wegen Landesverrates angeklagt. Es kam zwar zum Freispruch, aber er sah in den Anklagen auch weniger ein „[...] Mittel zur Feststellung von Delikten, als vielmehr ein Mittel zur Einschüchterung der Juden.“52 53
Ruppin erfuhr über das deutsche Konsulat in Konstantinopel von Djemal Paschas Vorhaben, ihn aus Palästina abberufen zu lassen. Dies wurde zwar durch die Botschaft verhindert, Ruppin versuchte aber die Situation durch ein direktes Gespräch zu entschärfen: „Ich schlug ihm schließlich vor, daß ich die Leitung des Palästina-Amtes an Dr. Thron übergeben würde, der bereit sei, Ottomane zu werden, und daß ich mich von den Geschäften zurückziehen, nach Jerusalem übersiedeln und hier ein Buch über die Volkswirtschaft Syriens54 schreiben würde.“55
Nachdem Ruppin mehrere Monate lang nichts von Djemal Pascha gehört hatte, wurde er überraschend am 13.09.1916 von ihm in dessen Hauptquartier auf dem Jerusalemer Ölberg berufen und darüber informiert, dass er binnen acht Tagen, also bis zum 21.09.1916, das Land verlassen müsse und dass er „[...] niemals wieder nach Palästina zurückkehren werde. “56 Aufgrund einer Intervention des deutschen Konsulates konnte er zumindest in Konstantinopel bleiben.
Von 1916 bis 1920 verrichtete Ruppin seine Arbeit für den Zionismus also außerhalb Palästinas. Von Konstantinopel aus hatte er bis 1918 folgende Tätigkeitsbereiche: Vermittlung von Nachrichten zwischen Palästina und dem Zionistischen Zentralbüro in Berlin, Bemühungen und Erfolge bei der Geldüberweisung nach Palästina, politische
Bemühungen zum Schutze der Juden in Palästina, Hilfe für die palästinensischen Juden in der Türkei und praktische Hilfeleistungen für die Juden in Palästina57.
In diesem Zeitraum, vom Ausbruch des Krieges bis hin zur Ausweisung nach Konstantinopel finden sich keine Äußerungen zur jüdisch-arabischen Problematik. Dies ist wahrscheinlich damit zu begründen, dass Ruppins Aufgabenspektrum sich fast ausschließlich auf die Situation der Juden gegenüber der osmanischen Politik in Palästina konzentrierte.
Von der Balfour-Deklaration58 59 60 (02.11.1917) erfuhr Ruppin erst einige Wochen später aus einem Brief des Berliner Zionistischen Zentralbüros: „Ich las den Brief auf der Straße und führte einen Freudentanz auf. Es schien mir, daß nun die Erfüllung all unserer Träume nahe sei.“65 Da während des Krieges die kolonisatorische Tätigkeit stagnierte, sah er, durch die Balfour-Deklaration und auch durch den Verlauf des Krieges (die Engländer hatten bereits Jerusalem erobert), erneut die Möglichkeit die Kolonisation voranzutreiben: „Die äußeren - so lange vergeblich erstrebten - Vorbedingungen für eine großzügige Kolonisationsarbeit in Palästina sind jetzt geschaffen [...]. Leicht wird die Arbeit nicht sein. Da ist zuerst die arabische Frage; [...]. “66 Die arabische Frage wird auch hier erneut nur benannt, aber nicht weiter thematisiert.
Mit dem Sieg der Engländer über die Osmanen in Palästina bestand für Ruppin wieder die Möglichkeit, seine Arbeit vor Ort aufzunehmen. Er entschied sich jedoch zunächst aus privaten Gründen nach Deutschland zu reisen, um von dort auch die Friedensverhandlungen besser mitverfolgen zu können.61 Er traf sich mit vielen zionistischen Vertretern und unternahm zahlreiche Reisen. Jedoch finden sich auch in dieser Zeit keinerlei Äußerungen zur jüdisch-arabischen Problematik. Erst während seiner Fahrt zurück nach Palästina äußert er sich, während er Gedanken über die weitere Kolonisation niederschrieb, dazu: „Am schwierigsten scheint mit die Araberfrage. Es macht mir immer von neuem Alpdrücken, daß ohne eine freundschaftliche Verständigung mit den Arabern unsere ganze Arbeit in Palästina auf Sand gebaut ist und wir andererseits keineswegs sicher sind, ob und wie eine solche Verständigung möglich ist.“62
So begann Ende März/Anfang April 1920 erneut Arthur Ruppins Arbeit in Palästina, nachdem diese Aufgrund des Krieges und seiner Ausweisung unterbrochen worden war. Von 19141920 gab es keine kolonisatorische Tätigkeit in dem Maße, wie sie für Ruppin zufriedenstellend gewesen wäre. Aufgrund der Überordnung des Krieges über alle andere Thematiken und der zionismusfeindlichen Politik Djemal Paschas rückte die Frage nach der Verständigung mit den Arabern scheinbar in den Hintergrund. Offenbar nahm sie für ihn zu diesem Zeitpunkt keine zentrale Rolle ein, gleichwohl er die Problematik an einigen Stellen erwähnte. Dies deutet möglicherweise darauf hin, dass die Thematik durchaus in seinem Blick lag, aber aufgrund anderer, äußerer Ereignisse zurückgedrängt wurde.
Nachdem er nach Palästina zurückkehren und seine Arbeit vor Ort, wenn auch in einem anderen Maße, wieder aufnehmen konnte, änderte sich dieser Zustand. In welcher Form sich Ruppin in den weiteren Jahren seiner Tätigkeit mit dieser Problematik auseinandersetzte, soll im Folgenden erläutert werden.
3.3 Vision - Die Kulturgemeinschaft (1920 - 1924)
Bisher wurde dargestellt, dass es Arthur Ruppins Anliegen war, mit den Arabern freundschaftliche Beziehungen zu pflegen63 und dass er stets aufzuzeigen versuchte, dass die Kolonisation der Juden auch den Arabern Vorteile bringen würde. In den nächsten Jahren seiner Tätigkeit ging er jedoch noch einen Schritt weiter:
„Mir scheint, der Zionismus ist nur haltbar, wenn er eine ganz andere wissenschaftliche Grundlage bekommt. Herzls Auffassung war naiv und nur durch absolute Unkenntnis der Verhältnisse in Palästina verständlich. Wir müssen uns wieder in den orientalischen Völkerkreis einstellen und zusammen mit unseren Rassebrüdern, den Arabern (und Armeniern) eine neue Kultur-Gemeinschaft des vorderen Orients schaffen. Mehr denn je scheint mir, ist der Zionismus nur durch die Rassenzugehörigkeit der Juden zu den Völkern des vorderen Orients zu rechtfertigen.“™
Eine „Kultur-Gemeinschaft des vorderen Orients“ mag aus heutiger Sicht, bei den aktuellen Konstellationen im Arabisch-Israelischen Konflikt schon sehr surreal erscheinen. Für Ruppin war es eine Idee oder sogar Vision, welche ihn über Jahre hinweg begleitete und die er an vielen Stellen benennt. Der zitierte Tagebucheintrag ist auf den 13.04.1923 datiert. Nach Ruppins Ankunft in Palästina sah die Lage jedoch zunächst nicht sehr vielversprechend aus:
„ Wenige Tage haben genügt, um das Bild Palästinas und den Ausblick auf unsere zukünftige Arbeit zu verändern. Ich hatte seit langem die Furcht, daß die wachsende Feindschaft der Araber gegen die Juden sich eines Tages in Gewalttätigkeiten entladen würde. Aber ich glaubte den Zeitpunkt nicht so nahe. Nun haben wir vom 4. bis 6. April hier Ausschreitungen erlebt, die mit einem russischen Pogrom verzweifelte Ähnlichkeit haben.“11
Neben der angespannten Situation zwischen Juden und Arabern war Ruppin offenbar auch persönlich über die Arbeitsweise der neu gegründeten „Zionist Commission“, welche das Palästina-Amt abgelöst hatte, frustriert: „Das Büro des „Waad hazirim“ [Die Zionist Commission, A.H.], das über 80 Beamte zählt, ist eine riesige Maschine, die infolge Mangels geordneter Arbeit ziemlich leer läuft und mich gar nicht befriedigt. Das alte Palästina-Amt war hundert Mal besser.“12
So gab es neben der Bürokratie, den finanziellen Engpässen, da die Geldüberweisungen nicht in dem Maße getätigt wurden, wie es Ruppin lieb war64 65 66 67, immerhin noch die Hoffnung auf ein positives Wirken des neuen britischen Generalgouverneurs Herbert Samuel, welcher selber Jude und Zionist war.68 69 Die Briten hatten das Osmanische Reich aus Palästina vertrieben und bestimmten nun dort die weitere Geschichte. Doch auch hier gab es zunächst keine großen Fortschritte, im Gegenteil: „Auch der Umstand, daß die Araber Palästinas trotz der konsequenten Versöhnungspolitik Herbert Samuels dem Zionismus feindlich bleiben, lastet schwer auf mir; ohne eine bessere Verständigung mit den Arabern sehe ich ungeheure, fast unüberwindbare Schwierigkeiten.“75, so sein Fazit für das Jahr 1920.
Auch für 1921 war keine Besserung der Situation in Sicht. So kam es am 01.05.1921 zu Zusammenstößen zwischen Juden und Arabern in Jaffa, welche Ruppin erneut erschütterten: „Es ist möglich, daß dem Zionismus in der Mandatsfrage (vor dem Völkerbund) aus den heutigen Vorgängen ernste Schwierigkeiten erwachsen. Für mich ist es besonders deprimierend, daß diese Vorfälle wirklich auf eine so judenfeindliche Stimmung der Araber schließen lassen, daß man an einer aufrichtigen Versöhnung zwischen Juden und Arabern fast verzweifeln muß.“16
Aufgrund der Unruhen forderten viele, dass Herbert Samuel mit seiner Versöhnungspolitik aufhören und die Araber durch die „starke Hand“ gewinnen sollte.70 71 72 Ruppin räumte sogar ein, dass es sein kann, „[...] daß diese Leute Recht haben und daß ein starkes Regime die jetzigen Vorfälle verhindert hätte. “78 Er selber sah sich jedoch in einem solchen Fall nicht als jemand, der dieser Politik entsprach und zeigte sich entschlossen sich von seiner Position zurückzuziehen, falls zur Gewaltpolitik übergegangen werden müsste.73 74
An einigen Stellen wurde nun von Ruppin aufgezeigt, dass die judenfeindliche Stimmung der Araber enorm zu sein schien und eine Versöhnung sehr schwierig werden würde. Die Ursache dafür sucht er im Verhalten der Juden und Zionisten selbst, wie er in einem Brief vom 29.05.1921 schildert: „Ich glaube, daß es zum großen Teil unsere Schuld ist, daß die Araber uns so feindlich gesinnt sind, denn in den drei-und halb Jahren seit der Balfourerklärung haben wir nichts getan, was den Arabern irgendwelchen Nutzen gebracht hätte. Nicht eine unserer großen Versprechungen haben wir erfüllt, um in kurzer Zeit das wirtschaftliche Niveau des Landes zu heben. Nicht Gelder sind ins Land gekommen, sondern nur unbemittelte Einwanderer, die in der Mehrzahl bei öffentlichen Arbeiten beschäftigt wurden, so daß die Araber das Gefühl hatten, daß wir ihnen nicht nur keinen Nutzen brächten, sondern sogar die Arbeiten, in denen sie bisher beschäftigt waren, für uns in Anspruch nähmen. “80 In dieser Aussage findet sich erneutr die von Ruppin schon in seinem Referat vor dem XI. Zionistenkongress 1913 getätigte Forderung, man müsse den Arabern beweisen, dass die Kolonisation auch für sie einen Nutzen brächte.
Dies unterstrich er in einem weiteren Brief, welcher auf den 22.01.2922 datiert und an Dr. Jacobson in Berlin adressiert ist: „Der schwächste Punkt in unserer ganzen Arbeit in Palästina ist unser Verhältnis zu den Arabern. „[...] Ich möchte übrigens betonen, daß das, was wir bisher als arabische Politik bezeichnen, diesen Namen gar nicht verdient. Es ist in jedem Falle nur ein lokaler Ausschnitt zu einem viel größeren Problem, nämlich der mit der ganzen arabischen Welt in Fühlung zu kommen [...]. Ich bin mehr und mehr zu der Überzeugung gekommen, daß wir in Palästina uns nicht halten können, wenn wir uns nicht in der großen arabischen Welt Freunde und Verständnis für unsere Sache verschaffen. “81. Hier finden sich nun die ersten Annäherungen an das, was eingangs als die „Vision“ Ruppins bzeichnet wurde. Er sucht die Probleme nicht allein in Palästina, sondern ordnet sie in einen gesamtarabischen Kontext ein.
Ruppin schien sich nun in einer Phase zu befinden, in welcher er die Lösung des Problems immer weiter in einen größeren Rahmen bringen wollte. Genügte es anfangs seiner Ansicht nach den Arabern die Vorteile der Kolonisation zu verdeutlichen, wandelte es sich nun immer weiter dahin, dass dies allein nicht ausreichte, sondern eine gemeinsame Kultur geschaffen werden müsste. So berichtete er am 29.03.1922 nachträglich über Verhandlungen mit einem panarabischen Kongress. Diese sollen „[...] einer allgemeinen Verständigung zwischen Juden und Arabern dienen mit dem Zwecke, das ganze Morgenland durch gemeinsame Kulturarbeit zu neuer Blüte zu bringen. Hier ist, wie mir schon seit einiger Zeit klar ist, die einzige Lösung des sonst unlösbaren arabisch-jüdischen Konfliktes.“82
Übereinstimmend mit diesem Ansatz sah er es kritisch, dass das Mandat über Palästina, welches der Völkerbund an England übergeben hatte75 76 77 78 79, die Balfour-Deklaration enthielt. Am 22.07.1922 notierte er dazu in seinem Tagebuch: „Ein Vaterland bekommt man nicht durch diplomatische Beschlüsse zugewiesen. Wenn wir es uns nicht selbst durch ökonomische Arbeit erwerben und nicht die Araber zu unseren Freunden machen, so ist unsere Lage mit dem Mandat nicht besser als vorher. “84 In einem späteren Eintrag betonte er nochmals: „Die Balfour-Deklaration wird für uns ein Fluch sein, wenn wir glauben, daß durch sie für uns Rechte auf Palästina ,begründet‘ sind.“8
Nachdem sich nun herauskristallisiert hat, wie sich Ruppin die Lösung des Problems vorstellt, nämlich durch die gemeinsame Kulturarbeit, kam es dann auch am 13.04.1923 zu eben jenem Eintrag, in welchem er klar seine Vision formuliert. Er sah die Zukunft des Zionismus nicht darin, dass die Juden ihre Heimstätte durch politische Zuschreibungen erlangen sondern durch „praktische“ Arbeit und indem die Juden sich in den Völkerkreis des Nahen Ostens neu einfügen. So sagte er auch über sich selbst aus, dass er seine Aufgabe weniger im Zionismus als vielmehr in einer Erneuerung der Kultur des vorderen Orients sah. Er sprach sich auch weiterhin gegen den „politischen“ Zionismus aus und erklärte, wieso er überhaupt dem Zionismus beigetreten war: „Mein Eintritt in die zionistische Bewegung geschah unter dem Schlagwort gegen den politischen Zionismus (d.h. die Charter-Idee Herzls), für praktische Arbeit in Palästina‘. Ich wollte das Recht der Juden, nach Palästina zu kommen, nicht auf irgendwelche politischen ‘ Verträge und Konzessionen, sondern nur auf ihre historische und rassenmäßige Verbundenheit mit Palästina stützen und wollte ihnen in Palästina soviel Rechte geben, als sie sich durch ihre Arbeit in Palästina verdienen “80 81 82 83
Ruppin behauptete sogar, dass die Feindseligkeiten ein Produkt Europas seien: „Und während in Europa - trotz der fürchterlichen Lehren des Weltkrieges - Haß und Feindschaft zwischen den Staaten von neuem üppig gedeihen, sollen die pazifistischen Juden und die, soweit sie nicht bereits von Europa aus infiziert sind, auch sehr friedfertigen Araber die Lehre des Völkerfriedens verkünden.“8 Er zeigte sich überhaupt Europa gegenüber sehr kritisch, teilweise sogar ablehnend gegenüber. Hier liegt möglichweise eine Erklärung darin, wieso er die Vision einer neuen Kulturgemeinschaft im Nahen Osten hatt: Abwendung von dem von ihm als das „[...] verrottete und lügnerische [...]“%9 bezeichnete Europa und Hinwendung zum Nahen Osten.
Legt man die einzelnen Teile seiner Aussagen zusammen ergibt sich damit folgendes Bild: Eine von Anfang an bestehende, kritische Haltung gegenüber dem ,politischen‘ Zionismus. Die Frustration darüber, dass die Kolonisation nicht in dem Maße fortschritt, wie er es sich gewünscht hatte (aufgrund zu geringer Geldmittel, zu großer Bürokratie). Eine Araber-Politik, die seiner Ansicht nach nicht als solche bezeichnet werden konnte und die Vorstellung eines „verrotteten und lügnerischen“ Europas, welches die Feindschaften noch verstärkte.
Demgegenüber stand seine Vision einer neuen Kulturgemeinschaft des Nahen Ostens, welche sich wahrscheinlich aus der Vorstellung des ,praktischen‘ Zionismus und der Erkenntnis darüber ergab, dass ein friedliches und freundschaftliches Neben- und Miteinander mit der arabischen Welt unabdingbar sei.
All diese Punkte kulminieren dann darin, dass Ruppin zunehmend seine Rolle im Zionismus hinterfragte: „Ich fühle, daß ich nicht weiter in der zionistischen Bewegung mitarbeiten kann, wenn der Zionismus nicht eine neue theoretische Grundlage bekommt. Herzls Auffassung vom Judenstaat war nur möglich, weil er die Existenz der Araber ignorierte und Weltgeschichte mit den diplomatischen Methoden des Quai d‘Orsay9 machen zu können glaubte. Der Zionismus ist von dieser diplomatischen‘, imperialistischen Auffassung nie ganz los gekommen. Ich bin Ketzer genug, heute zu glauben, daß es für uns viel besser wäre, statt der Balfour-Deklaration mit ihren papierenen Privilegien (Jewish Agency) einfach Palästina unter den Völkerbund zu stellen und den Juden wie allen anderen das Recht auf freie Einwanderung und freie wirtschaftliche Entwicklung in Palästina zu garantieren.“84 85
Was hat dies nun für die weitere Tätigkeit Ruppins und seiner Vorstellung vom Ausgleich zwischen Juden und Arabern zu bedeuten? Zunächst einmal, dass auch hier wieder ein Wandel einsetzte. Bisher sah dieser folgendermaßen aus: In den Anfangsjahren glaubte er daran, dass eine friedliche Annäherung an die Araber dadurch möglich sei, dass die Juden ihnen die Vorteile der Kolonisation nur deutlich genug aufzeigen müssten und die Araber davon profitieren würden. Da dies anscheinend nicht ausreichte, vertrat er die Vision einer „neuen Kulturgemeinschaft des Nahen Ostens“. Als sich aber zunehmend Frustration über die mangelnden Fortschritte in der Kolonisationsarbeit (Finanzierung, Bürokratie, Araberpolitik) bei ihm breit machte und er seine eigene Rolle innerhalb des Zionismus immer stärker hinterfragte, änderte er erneut seinen Blick auf die Lösung des Konfliktes. So schloss er das Jahr 1924 mit einem Eintrag vom 31.12. folgendermaßen ab und gab einen Ausblick auf seine weitere Tätigkeit:
„ Was mich dauernd sehr beunruhigt, sind die Beziehungen der Juden und Araber in Palästina. Äußerlich haben sie sich gebessert, insofern als keine Pogrome zu befürchten sind, innerlich sind sie sich aber eher fremder geworden. Keiner hat für den anderen Verständnis, und dabei unterliegt es für mich keinem Zweifel, daß der Zionismus mit einer Katastrophe endigen wird, wenn es nicht gelingt, eine common platform zu finden. Ich will im neuen Jahre versuchen, ob an einen kleinen Kreis von hochstehenden Juden und Arabern zusammenbringen kann, welche an einer solchen Verständigung arbeiten wollen.“86
3.4 Resignation - Der binationale Staat (1925 - 1936)
„In letzter Zeit waren bei mir wieder zwei Besprechungen in Sachen der arabischen Frage. Wir wollen unter der Parole Palästina ein Zweinationalitäten-Staat‘ den Boden für eine Verständigung zwischen Juden und Arabern vorbereiten.“87
Wurde im vorherigen Kapitel noch Ruppins Vision einer Kulturgemeinschaft im Nahen Osten erläutert, hat sich dieser Lösungsansatz nun gewandelt. Es wird von einem binationalen Staat gesprochen und Ruppin traf sich mit gleichgesinnten und bereitete die Gründung eines Vereins zur Verständigung zwischen Juden und Arabern vor:
„[...] Gestern Nachmittag war bei mir wieder eine Zusammenkunft der 6-8 Leute, die sich für die Liga zur Besserung der jüdisch-arabischen Beziehungen interessieren. Wir arbeiten eine Plattform aus.“88
Seit welchem genauen Zeitpunkt er dieses Vorhaben vertrat und ihm die binationale Lösung vorschwebte lässt sich mit dem vorliegenden Material nicht ermitteln. Zum ersten Mal erwähnt er die neue Idee am 10.04.1925 in seinem Tagebuch. Er schrieb von einem Treffen mit Prof. Joseph Horovitz, welcher als Orientalist an der Universität Frankfurt am Main tätig war: „[...] wir sprachen zwei Stunden über die arabische Frage. Die Zionistische Organisation hat hierin gar kein festes Programm, und das ist m.E. der Grund, weshalb wir nicht weiter kommen. Wir sollen unsere Mindestforderung (Zwei-Nationalitäten-Staat, Zweisprachigkeit (Hebräisch und Arabisch), [...] proklamieren und einen VerfassungsEntwurf ausarbeiten. Dann hätte man wenigstens eine Diskussions-Grundlage.“89
Es scheint, dass sich sein Meinungswandel in einem längeren Zeitraum gewissermaßen als Prozess vollzog. Nach seiner Vision resigniert er aufgrund vielfacher Probleme, welche sein Vorhaben erschweren und ändert seine Sicht auf die Dinge. So ist auch dieses Kapitel zu verstehen: Als eine Resignation Arthur Ruppins, welche ihn dazu zwang seine Meinung zu ändern und den Lösungsansatz anzupassen, gleichwohl er damit an seinem Grundgedanken, einen friedlichen Miteinander von Juden und Arabern, festhielt: „Ich bin kein Chauvinist und träume nicht von einer jüdischen Herrschaft oder einem Judenstaat in Palästina. Ich will, daß die Juden gleichberechtigt neben den Arabern in Palästina leben, [...]. “96 schrieb er dazu am 31.12.1925.
In Konsequenz aus allem, was bisher geschehen war, wird Ende 1925 (das genaue Gründungsdatum lässt sich aus dem Material nicht ermitteln) der Verein mit dem Namen „Brit Schalom97“ (Hebräisch: mn; „Friedensbund“) gegründet.98 Als erste Maßnahme des Friedensbundes werden Arabischkurse angeboten, welche mit über 70 Teilnehmern gut frequentiert waren.99
Nach diesem anfänglichen Erfolg machen sich jedoch auch schnell Gegenstimmen und unterschiedliche Ansichten innerhalb des Vereins bemerkbar. So waren zunächst die weiteren Veranstaltungen nur von mäßigem Erfolg gekrönt „ Viel Erfolg hat sie [Die Gesellschaft Brit Schalom, A.H.] noch nicht gehabt, obwohl vielleicht die Diskussion um den Judenstaat oder Zweinationalitätenstaat, die jetzt in der Presse einen breiten Raum einnimmt, von ihr angeregt wurde. “10°. Mit seiner Vorstellung, für was der Brit Schalom stehen und wie er vorgehen sollte, sah sich Ruppin auch bald auf einzelnem Posten. Während die anderen Mitglieder auf Aktionen drängten, wollte er zunächst klären, nach welchen Prinzipien das zukünftige Zusammenleben von Juden und Arabern geregelt sein sollte.101 Auch wurde festgestellt, wie Schwierig es ist, die Forderungen des Zionismus mit ethischen Grundsätzen zu vereinbaren.102 Dadurch kam Ruppin erneut an den Punkt, den Zionismus zu hinterfragen: „Soll der Zionismus wirklich in einem solchen Chauvinismus auslaufen? Gibt es keinen Weg, um Juden in Palästina ein Betätigungsfeld für eine stetig wachsende Zahl einzuräumen, ohne die Araber zu bedrücken ?“90 91 92 93 94 95 96 97
Auffällig ist, dass Ruppin zwar immer wieder seine Lösungsansätze formulierte, parallel dazu aber auch häufig betonte, dass er nicht sähe wie diese Lösung zustande kommen kann. Stattdessen kritisierte er immer öfter den Zionismus und das Verhalten jener, welche seiner Ansicht nach den Konflikt noch verstärken. Es zeigt sich, dass sich bei ihm immer öfter Zweifel an einer möglichen Verständigung zwischen Juden und Arabern bemerkbar machen, wie aus einem Brief an Dr. Hans Kohn vom 30.05.1928 hervorgeht: „Demgegenüber ist meine Meinung, daß es einige sehr ernste Interessensgegensätze zwischen Juden und Arabern gibt, und ich sehe vorläufig nicht, wie diese Interessensgegensätze so beigelegt werden können, [...]. “98 99 100 101 102
Diese ersten Zweifel einer möglichen Lösung des Konfliktes wurden durch das HebronMassaker vom 23. und 24.08.1929105, welches Ruppin nicht vor Ort erlebte, da er sich zu diesem Zeitpunkt in Europa befand, noch weiter verstärkt. In seinem Jahresrückblick, welchen er am 31.12.1929 in seinem Tagebuch notierte, fasste er dies folgendermaßen zusammen: „Das Jahr 1929 war ein schweres Jahr. Die August-Unruhen [...] haben uns gezeigt, an welchem Abgrund wir stehen. Leider ist es schwer, jetzt den Schaden zu reparieren. Vor den Unruhen wäre es vielleicht möglich gewesen, im Sinne des ,Brit Schalom ‘ zu besseren Beziehungen zwischen Juden und Arabern zu kommen. Nach den Unruhen hat sich die Kluft zwischen beiden Völkern so vergrößert, daß die Propaganda des ,Brith Schalom ‘ jetzt eher Schaden als Nutzen stiften würde. Man muß abwarten bis die Leidenschaften sich etwas gelegt haben. Aber auch dann werden Verhandlungen sehr schwer sein, weil wir nicht auf viel verzichten können, ohne den ganzen Zionismus aufs Spiel zu setzen, und die Araber anscheinend entschlossen sind, uns dieses Minimum nicht zu gewähren.“106 Darüber hinaus gaber einige Wochen nach dem Massaker den Vorsitz über den Brit Schalom ab.107 Die Begründung dafür lieferte er jedoch erst an einer späteren Stelle.
Seine Erkenntnis, dass nicht auf viel verzichtet werden könnte, ohne die Zukunft des Zionismus zu riskieren, verdeutlichte der folgende, am 03.12.1931 verfasste Brief an Dr. Victor Jacobson. Hier formulierte Ruppin die Zwickmühle, in welcher sich der Zionismus befand: „ Wenn ich es in einem Paradoxon ausdrücken darf, so würde ich sagen: was wir (von den Arabern) bekommen können, können wir nicht brauchen, und was wir brauchen, können wir nicht bekommen. “108 Weiterhin für das Jahr 1931 notierte er am 31.12. in seinem Tagebuch zum alljährlichen Jahresrückblick: „ Es ist noch ein ungelöstes Problem, wie die Juden zu der unumgänglich notwendigen Verständigung mit den Arabern kommen und doch genügende Garantien für ihre nationale Selbstständigkeit erhalten können. “103
Arthur Ruppin befand sich nun offenbar in einem erneuten Wandlungsprozess. Dies zeigte sich anhand seiner zahlreichen Aussagen in denen er betonte, dass für ihn eine Lösung des Konfliktes zunächst nicht gewesen war. Dies setzte sich auch 1932 fort. Er berichtete von einer Versammlung des Brit Schalom, in welcher erneut ein Verfassungsentwurf diskutiert wurde: „Aber was nützt es uns, wenn wir im kleinen Kreise darüber einig sind, wenn keine Aussicht besteht, den Entwurf weder den Juden noch den Arabern annehmbar zu machen?"110
In diesem Wandlungsprozess zeigt sich auch, dass Ruppin von der Vorstellung des binationalen Staates verstärkt Abstand nahm. So sagte er in einem an Chaim Weizmann111 verfassten Brief vom 21.01.1933 aus, dass er glaubte „[...] daß unter dem Drucke der Araber England und der Völkerbund den ,legal status ‘ der Juden und Araber in absehbarer Zeit [...] neu regeln wird. Wir Juden werden dann das bekommen, was wir nach unserer Zahl, wirtschaftlichen Stellung und nach der Stärke der Palästina-Anhängerschaft unter den Juden der Diaspora ,wert sind““}1 Als Konsequenz daraus forderte er, dass durch Einwanderung, Landerwerb und Verbreitung des zionistischen Gedankens die Stellung der Juden in Palästina gestärkt werden sollte.113
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Deutschen Reich 1933 kam es zu einer Phase verstärkter Einwanderung deutsche Juden nach Palästina114. Dies lag vor allem an der restriktiven Politik der Nationalsozialisten den Juden gegenüber. Arthur Ruppin erfuhrt von der Situation der deutschen Juden: „ Über die Lage der Juden in Deutschland laufen die ungeheuerlichsten Gerüchte um: spurloses Verschwinden jüdischer Kommunisten, Mißhandlungen in Gefängnissen, Haussuchungen bei Nacht. [...] Ein allgemeines Gefühl der Verängstigung und Rechtsunsicherheit, das an mittelalterliche Zustände erinnert, scheint die deutschen Juden ergriffen zu haben. - Die Zeitungen stehen unter strenger Zensur und sind sehr vorsichtig.“104 105 106 107 108 109
Durch die verstärkte Einwanderung verschärfen sich die Feindschaften zwischen Juden und Arabern noch weiter. Es kam zu Demonstrationen von Arabern gegen die Einwanderung und dabei zu Zusammenstößen mit der Polizei.110 In Konsequenz aus dieser erneuten Verschärfung des Konfliktes schien sich Ruppin gänzlich von der Idee Zweivölkerstaates losgesagt zu haben: „Ich sehe als einzige Lösung in der Zukunft die territoriale Beschränkung der Juden mit Autonomie in den Ebenen, die der Araber auf das Bergland und das untere Jordantal.“111
Ruppin ahnte beziehungsweise er ging davon aus, dass es früher oder später zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern kommen würde. So äußerte er in seiner Zusammenfassung des Jahres 1934: „Ich bin überzeugt, daß die Araber unseren Fortschritt nicht ruhig ansehen werden und daß wir eines Tages schwere Unruhen im Lande erleben werden. Es gilt, dafür stark zu werden.“112
Erneut wird damit sein Meinungswandel untermauert: Durch die Vorausahnung schwerer Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern müssen die Juden, bevor dies geschähe, so stark wie nur irgend möglich werden. Was dies für die weitere Entwicklung und den Lösungsansatz von Arthur Ruppin bedeutet, zeigte ein langer Brief vom 18.03.1936 an Robert Weltsch. In diesem Brief äußerte sich Ruppin sehr ausführlich zu den Problemen (insgesamt 11 Punkte), welche eine Verständigung zwischen Juden und Arabern erschweren. Er ging auf die Rolle des Brit Schalom ein, welche Grundidee er mit diesem Verein in Verbindung brachte und wieso er sich von ihm losgelöst hatte. So begründete er seinen Rückzug aus dem Verein damit, dass einige Mitglieder während einer seiner mehrmonatigen Abwesenheiten aus Palästina (Ruppin unternahm immer wieder lange Reisen, um entweder Mittel für den Zionismus zu verhandeln, Kongresse zu besuchen oder privaten Nachforschungen nachzugehen) der jüdischen Öffentlichkeit in dem Moment Vorschläge zur Verständigung mit den Arabern geliefert hätten, als diese noch nicht dafür bereit gewesen war. Dadurch sei die „[...] Idee des ,Brit Schalom ‘ in der zionistischen Öffentlichkeit dermaßen kompromittiert, daß seine weitere Tätigkeit unmöglich wurde [...]. “113
Darüber hinaus nahm Ruppin noch zu weiteren Themen Stellung, welche jedoch aus Gründen des Umfanges nicht gänzlich aufgearbeitet werden können. Besonders wichtig ist aber der zehnte Punkt. Hier formulierte Ruppin ganz klar: „Meine Meinung ist, daß zur Zeit keinerlei Verhandlungen mit den Arabern uns weiterbringen, weil die Araber noch immer die Hoffnung haben, über unsere Köpfe hinweg mit uns fertig zu werden. “120 Erneut zog er aus dieser Ansicht den Schluss, dass es nur „[...] durch das Gewicht der Tatsachen zu einer Entspannung kommen [...]“ni wird. Dieses „Gewicht der Tatsachen“ ist nichts anderes als das Vorhaben „[...] unter dem Schutze der Mandatsregierung noch weitere fünf oder zehn Jahre unsere Zahl und Kraft hier so zu vermehren, daß wir den Arabern ungefähr die Waage halten können.“114 115 116
Damit hatte Ruppin die Grundidee der Zweivölkerstaates, welche auf einem gleichberechtigten Miteinander von Juden und Arabern, unabhängig von der Zahl, beruhte, komplett abgelegt. Er sah nun die einzige Lösung darin, dass die Juden an Zahl und Kraft so viel zulegten, dass die Araber sie nicht mehr ohne weiteres bekämpfen können. Damit wurde eine radikale Abkehr von seiner ursprünglichen Vision der Kulturgemeinschaft vollzogen. Es ging nun für Ruppin nur noch um das Überleben des Zionismus, auch wenn dies eine Auseinandersetzung mit den Arabern nur durch das „Gewicht der Tatsachen“ und nicht durch friedliche Verständigung verhinderte. Ist Arthur Ruppin desillusioniert worden?
3.5 Desillusion - Jüdische Autonomie (1936 bis 1943)
„Die Araber sind schneller als erwartet zu nationalem Selbstbewußtsein gelangt und wollen uns nicht in Palästina haben. Sie werden mit allen Mitteln gegen uns kämpfen. Auf Englands Beistand können wir in diesem Kampf nur soweit rechnen, als es England nicht die (ihm wertvolle) Freundschaft der arabischen Staaten im nahen Orient kostet. Im wesentlichen werden wir in diesem Kampf auf uns selbst angewiesen sein. Deshalb ist es wichtig, den entscheidenden Kampf solange aufzuschieben, bis wir in Palästina numerisch stärker sind als heute. Für diesen Zweck müssen wir jetzt auch auf Kompromisse eingehen. Frieden kann in Palästina nicht durch eine , Verständigung ‘ mit den Arabern, sondern nur durch die Zeit eintreten, wenn wir nämlich so stark geworden sind, daß für die Araber der Ausgang des Kampfes unsicher ist und sie uns als ein fait accompli anerkennen müssen. “117
Bisher wurden zwei Lösungsansätze Ruppins ausgemacht. Diese wurden unter den Schlagworten „Vision“ für die Kulturgemeinschaft und „Resignation“ für den binationalen Staat erläutert. Woher nun also die „Desillusion“? In dem oben zitierten Tagebucheintrag vom 16.05.1936 wird deutlich, welchem starken Wandel Arthur Ruppins Vorstellung des Zusammenlebens von Juden und Arabern unterworfen war. Stand er anfangs noch dafür ein, dass die Juden sich in die orientalische Völkerfamilie neu eingliedern sollen, stand dem hier nun das komplette Gegenteil gegenüber. Die Juden sollen zahlreich und damit stark genug werden, damit die Araber keine andere Wahl hätten, als diese zu akzeptieren. Er ist also in seiner Urvorstellung desillusioniert worden.
Die immer stärker werdenden Spannungen zwischen Juden und Arabern und die Aussichtslosigkeit auf eine Lösung des Konfliktes verschärften sich so weit, dass es 1936 zu einem Generalstreik seitens der Araber kam. Da es auch hierbei wieder zu Gewalt und Ausschreitungen kam, setzten die Briten eine Untersuchungskommission unter Lord Robert Peel ein. Die von dieser Kommission im Juli 1937 veröffentlichten Ergebnisse schlugen die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vor.118 Dies wurde von arabischer Seite gänzlich abgelehnt während die Zionisten sich nach einigem Zögern dafür aussprachen. Die arabische Reaktion setzte im September 1937 mit der nächsten Phase des Aufstandes ein. Auch dabei kam es zu Gewalt und Toten, der Aufstand wurde von den Briten im Frühjahr 1939 blutig niedergeschlagen. Um weitere Feindschaften seitens der Araber zu verhindern, wurde am 17.05.1939 das sogenannte „Weißbuch“ veröffentlicht. Dies sah eine Beschränkung jüdischer Einwanderung auf 75000 Personen für die nächsten fünf Jahre vor. Innerhalb von zehn Jahren sollte ein binationaler Staat entstehen und weitere Einwanderung nur mit Zustimmung der Araber gestattet sein.119 120
Auch in dieser Phase finden sich in Ruppins Werk Aussagen und Stellungnahmen zu dem jüdisch-arabischen Konflikt. So stellte er auch weiterhin die Vereinbarkeit der arabischen Ansprüche über Palästina mit den zionistischen Forderungen in Frage: „Der Streit zwischen Juden und Arabern hat nicht in wirtschaftlichen Gegensätzen seinen Grund. Die Araber wollen die Herrschaft in Palästina nicht mit den Juden teilen und für den Zionismus ist gerade dies, d.h. die Unabhängigkeit von den Arabern, eine Lebensbedingung. Wie läßt sich das vereinen? “126 Auch beschränkte sich der Konflikt für Ruppin längst nicht mehr nur auf Palästina, sondern es bestand für ihn die Gefahr, dass die Juden bald der gesamten arabischen Welt gegenüberstehen würden: „Es ist eine ernste Sache, denn wir haben es dann nicht nur mit den Arabern Palästinas, sondern mit der ganzen arabischen Welt zu tun.“121
Eine Beruhigung der Situation sah Ruppin überdies nicht mehr dadurch möglich, dass der Zionismus den Arabern irgendwelche Vorteile brächte, so wie er es all die Jahre zuvor formuliert hatte. Er begründete dies damit, dass diese Vorteile nicht glaubhaft vermittelt werden könnten. Stattdessen hätte seitens der britischen Mandatsregierung etwas geschehen müssen, was die wirtschaftliche Lage der Araber besserte: „Die Vorteile, die das arabische Volk wirklich versteht, müssen in direkter finanzieller Hilfe für einen großen Teil der Bevölkerung bestehen und dürften nicht von uns, sondern von der Regierung kommen,“128
Bereits im März 1937 gingen Gerüchte um, die britische Untersuchungskommission würde die Zweiteilung Palästinas erwägen.129 Diesen Plan sah Ruppin sehr kritisch. In einem Brief an Chaim Weizmann vom 14.05.1937 formulierte er, wieso er in diesem Vorhaben keine wirkliche Lösung sah: „ Wie immer wir die Grenzen eines Staates bestimmen der mindestens 3-4 Millionen Dunam kultuvierbaren Bodens umfaßt, so werden darin zur Zeit die Araber die Mehrheit oder fast die Mehrheit bilden; d.h. mit anderen Worten, daß die Streitigkeiten, die jetzt in Palästina herrschen, sich im jüdischen Staat vielleicht sogar mit gesteigerter Heftigkeit fortsetzen werden. “130 Die Araber dieses jüdischen Staates würden sich der Regierung widersetzen und dabei von der restlichen arabischen Welt unterstützt werden.131 Um diese Probleme nicht auf die Spitze zu treiben, schlug er etwas anderes vor. Es sollten seiner Ansicht nach „[...] eine Anzahl von jüdischen autonomen Munizipalverbänden gegründet werden, in denen die Bewohner ganz oder fast ganz jüdisch sind [,..]“X32. Damit sollten innere Reibereien mit den Arabern verhindert werden. Perspektivisch sollten diese Munizipalverbände „[...] das Recht haben, sich zu einem Jewish-Commonealth zu vereinigen.“133 Damit bestünde die Aussicht, mit fortschreitender Kolonisation und Expansion, nach einigen Jahren in diesen Gebieten die Mehrheit zu bilden: „Dann wird die Zeit gekommen sein, über einen höheren Grad von Autonomie und vielleicht über die Gründung eines Staates auf diesem Gebiet zu sprechen.“13121 122 123 124 125 126 127 128
Arthur Ruppin schien von der Vorstellung, dass Juden und Araber friedlich in einem Staat leben können, komplett abgerückt zu sein. Nicht einmal mehr in der Theorie erwägte er diese Möglichkeit. So formulierte er in einer Sitzung des Engeren Administrationskomitees der Jewish Agency in Bezug auf den Teilungsplan der Briten: ich sagte: a) Verständigung mit den Arabern durch Gewährung wirtschaftlicher Vorteile ist unerreichbar. Die Araber wollen die politische Herrschaft über Palästina nicht aufgeben und werden sich mit einem ganzen oder halben jüdischen Palästina nur abfinden, wenn wir so stark sind, daß sie keine Aussicht haben, uns loszuwerden.“129
Aufgrund der Gefahr, dass die Juden bei Durchführung des Teilungsplanes eine große Anzahl an Arabern in ihrem Staat hätten, welche sich der jüdischen Regierung nicht beugten, war Ruppin bei Bekanntwerden des Beschlusses der Peel-Kommission alles andere als positiv gestimmt: „Ich saß am Radio und mein Gehirn schien wie eingefroren, [...], weil ich mich vergeblich bemühte, diesen Plan als , Wirklichkeit ‘ anzusehen. Es scheint mir eine Phantasmagorie130 131. Die Schwierigkeiten seiner Durchführung scheinen mir - durch die große Zahl von Arabern im jüdischen Staate -fast unüberwindlich.“131
Während der immer gewalttätiger werdenden Unruhen in Palästina notierte Ruppin in seinem Tagebuch zwar Informationen über den arabischen Aufstand, äußerte sich dann aber nicht mehr zu einer möglichen Lösung des Konfliktes. Aufgrund dessen, dass Hitlers Macht in Europa immer größer zu werden drohte132 und Großbritannien Acht geben musste, sich die arabische Welt nicht zum Feind zu machen133, befassen sich Ruppins Einträge mit der Frage, welche Möglichkeiten die zionistische Idee in Palästina noch hatte. Er sah es als mögliches Szenario, dass Großbritannien den Juden nur noch einen kleinen autonomen Bezirk anbieten würde und sollten die Juden dies ablehnen müssten sie einen aussichtslosen politischen und militärischen Kampf führen.134
Über das am 17.05.1938 erschienene „Weißbuch“ der Briten, welches einen arabischen Staat vorsah, in dem die Juden eine Minderheit bilden, urteilte Ruppin ganz nüchtern: „Dieses Weißbuch ist der Ausfluß einer bestimmten politischen Konstellation (arabische Einheitsfront, Furcht vor den Arabern) und wird so kurzlebig sein wie diese politische Konstellation. “141 Es zeigte sich damit eine Verdrossenheit über die ambivalente britische Politik, welcher man nicht mehr glauben könnte.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde für Arthur Ruppin scheinbar die Konfliktsituation in Palästina in den Hintergrund gerückt. Zumindest lässt sich darauf schließen, da sich von 1939 bis zu seinem Tod am 01.01.1943 im vorliegenden Material keine neuen Aussagen mehr zu der Thematik finden lassen. Vielmehr notierte er den Verlauf des Krieges und seine Sorgen über die Zukunft Palästinas abhängig vom Kriegsausgang: „Ich bin in keiner richtigen Stimmung zu einem Jahresberichte. Es schein mir, daß das abgelaufene Jahr so viel weltgeschichtliche Ereignisse brachte, daß die Geschichte des Einzellebens ganz uninteressant wird. [...] Das Schicksal Palästinas ist ungewisser denn je. Allein können wir Juden uns gegen die Araber in und um Palästina nicht halten, und England ist nicht mehr unsere Stütze. Es wird uns zwar nicht ganz und gar preisgeben, aber unsere Interessen seinen Interessen, die eine Verständigung mit den Arabern verlangen, unterordnen. “135 136 137
Er war weiterhin besorgt darüber, in welcher Art und Weise die Juden sich gegen die Araber in Palästina behaupten könnten. Das einzige, was er mehrmals erwähnt sind Vorbereitungen auf eine mögliche Friedenskonferenz „[...] bei der auch die Judenfrage gelöst werden muß. “143 Ob es sich dabei jedoch um die Lösung der Probleme in Palästina oder insgesamt um die Zukunft des Judentums in der Welt handeln sollte, wird nicht deutlich.
Seine tägliche Arbeit wurde von den Ereignissen offenbar nicht merklich beeinträchtigt: „Ich weiß nicht, ob ich es mir zum Lob oder Tadel anrechnen soll, daß ich in dieser Zeit der Katastrophen wie sonst die gewöhnlichen Arbeiten tue. Ich arbeite jeden Morgen im Garten [...] und bringe es fertig, meine Jugenderinnerungen niederzuschreiben.“138
Insgesamt lässt sich also für die letzten Lebensjahre Arthur Ruppins keine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem jüdisch-arabischen Konflikt feststellen. Dies mag daran gelegen haben, dass der Zweite Weltkrieg alle anderen Themenfelder überschattete. Andererseits wäre es auch möglich, dass die Frage nach der Lösung des Konfliktes für ihn erst wieder nach Kriegsende an Bedeutung gewonnen hätte, da dann die Situation abhängig von der Siegerseite gewesen wäre.
Aus welchen Gründen auch immer Arthur Ruppin nun also den Konflikt in seinen letzten Lebensjahren nicht weiter thematisierte, kann folgendes festgehalten werden:
Nach dem Hebron-Massaker 1929 lässt sich bei Ruppin bis 1936 eine Phase des Meinungswandels feststellen. Er rückte immer weiter von der Idee des binationalen Staates ab, bis er 1936 die Lösung des Konfliktes durch das „Gewicht der Tatsachen“ forderte. Von diesem Zeitpunkt an diskutierte er in seinen Äußerungen Möglichkeiten einer jüdischen Autonomie in Palästina, welche die Aussicht hatte irgendwann einmal ein jüdischer Staat zu werden. Dass die Briten sich aufgrund der Vorzeichen des Krieges mit dem Deutschen Reich den Arabern näherten, ihnen Zugeständnisse machen und dadurch den zionistischen Gedanken behinderten, ließ Ruppin, zumindest seinem Tagebuch nach, fast gänzlich kalt. Er sah darin nur den Ausdruck einer ambivalenten Politik, welche sich für den Moment den Arabern näherte. Dies sei jedoch keine endgültige Entscheidung und würde zu einem späteren Zeitpunkt, unter anderen politischen Konstellationen, erneut diskutiert werden. Seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 bis zu seinem Tod 1943 beziehungsweise bis zu seinem letzten Tagebucheintrag am 20.12.1942139 hat er sich nicht mehr, wie bereits erörtert wurde, eingehender mit dem jüdisch-arabischen Konflikt auseinandergesetzt.
4. Fazit
Ziel dieser Ausarbeitung war es aufzuzeigen, in welcher Form sich Arthur Ruppin das Zusammenleben von Juden und Arabern in Palästina vorstellte. Dabei wurde, bis auf einige Ausnahmen, fast ausschließlich auf seine Erinnerungen, Tagebucheinträge und Briefe, welche in einem einzigen Band zusammengefasst wurden, zurückgegriffen140. Dadurch war es möglich, Ruppin selbst zu Wort kommen zu lassen.
Es wurde festgestellt, dass sich Ruppins Vorstellungen und Ideen im Laufe seines Wirkens in Palästina mehrfach geändert haben. Angefangen damit, dass er davon ausging es würde reichen den Arabern die wirtschaftlichen Vorteile der Kolonisation aufzuzeigen hatte er bald die Vision der Kulturgemeinschaft. Durch die sich immer weiter verstärkenden Konflikte zog er die Lösung in Form eines binationalen Staates in Betracht, legte diese jedoch auch spätestens nach dem Hebron-Massaker 1929 ab und setzte sich für eine jüdische Autonomie ein.
Ein immer wieder auftauchender Topos ist dabei sein Wunsch, dass Juden und Araber zu einer friedlichen Verständigung gelangen. Dass dies jedoch nicht gelungen ist und im Gegenteil die Gewalt immer weiter zugenommen hat schob er sowohl der zionistischen Politik als auch der ablehnenden Haltung der Araber zu. Es suchte also die Wurzeln der Feindschaft nicht speziell in einer der Konfliktparteien, sondern sah es als ganzheitliche Auseinandersetzung bei der jede Seite ihre Schuld trug. Obgleich er ab den 1930er Jahren eine starke jüdische Autonomie, welche genug Macht besäße die Araber zu Kompromissen zu zwingen, forderte, findet sich an keiner einzigen Stelle seines vorliegenden Werkes eine Äußerung, welche auf ein araberfeindliches Bild schließen lässt. Vielmehr schien es ihm ein emotionales Bestreben zu sein, einen Ausgleich zu finden, welches jedoch aufgrund der realen Umstände keine Erfüllung gefunden hat.
Dies zeigt sich auch in seinem Wirken im Brit Schalom, in welchem es schon bald nach der Gründung zu Meinungsverschiedenheiten mit anderen Mitgliedern kam. Obwohl alle den gleichen Wunsch, die friedliche Koexistenz mit den Arabern, hatten, gab es unterschiedliche Ansätze diesen umzusetzen. Ruppin begründete seine Haltung, nicht in Form einer politischen Vereinigung in der Öffentlichkeit mit Forderungen aufzutreten damit, dass die Bevölkerung erst auf die Ideen des Brit Schalom hätte vorbereitet werden müssen. Durch den, anhand von Ruppins Äußerungen könnte man fast behaupten, „übereifrigen“, Einsatz seiner Vereinskollegen sah er sich auch hier bald gezwungen, zumindest intern Abstand von der Vereinigung zu nehmen. Öffentlich wurde sein Rücktritt nicht bekannt gemacht, um keinen Nährboden für Gerüchte zu schaffen.
So kann Arthur Ruppins Werdegang in Bezug auf die Araberfrage als die Geschichte eines der bedeutendsten Akteure der zionistischen Kolonisation verstanden werden, welcher eine Vision hatte. Durch die Erkenntniss, dass die breite Masse seiner Vision nicht zuträglich war, resignierte er und passte seine Vorstellung den realen Gegebenheiten an. Schließlich wurde er desillusioniert und kam zu dem Schluss, dass das Leben von Juden und Arabern in Palästina nur getrennt, in Form voneinander unabhängigen Gemeinschaften möglich sei.
Wie lässt sich nun dieses Wissen einordnen? Wie sähe eine weitere Beschäftigung mit der Thematik aus und welche Faktoren müssten dabei mit einbezogen werden, welche aufgrund des Umfanges in dieser Arbeit ausgelassen wurden?
Bewusst wurde in dieser Arbeit der Fokus gänzlich auf die Person Arthur Ruppin und dabei auf das, was sich als Äußerung zum jüdisch-arabischen Konflikt finden lässt, gelegt. Dadurch wurde es möglich, zunächst einmal Kontinuitäten und Brüche in seinem Werk festzustellen. Dabei zeigte sich auch, dass die Brüche oft aufgrund äußerer Umstände verursacht wurden und weniger an einer veränderten inneren Einstellung Ruppins lagen Aufgrund der Eingrenzung der Arbeit auf Ruppin selbst ergibt sich dadurch ein einseitiges, subjektives Bild auf die Ereignisse. Obwohl er in seinen Äußerungen durchaus differenzierte Meinungen vertritt und nicht zu polemischen Äußerungen und Pauschalisierung neigt, handelt es sich letztlich um seine persönlichen Ansichten. Interessant wäre es deshalb, auch die Stimmen jener Personen, über die er sich äußert, zu Wort kommen zu lassen und zu betrachten, wie sie im Gegenzug über Ruppin urteilen. Gerade in Bezug auf die Ereignisse im Brit Schalom wäre dies von großer Bedeutung, um die Beweggründe für Ruppins Austritt noch besser nachvollziehen zu können.
Ebenso ist sein Wirken unzertrennbar mit der Geschichte des Zionismus und der Zionistischen Organisation verflochten. Neben seiner eigenen, praktischen Tätigkeit vor Ort hatte er Zugang zu bedeutenden Akteuren der zionistischen Geschichte, so beispielsweise Chaim Weizmann und David Ben Gurion. Darüber hinaus hatte er Kontakte zu Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Siegmund Freud oder Erich Maria Remarque. Welche Wirkmächtigkeit hatte Arthur Ruppin also wirklich? Um dies festzustellen müsste der Untersuchungsgegenstand um ein Vielfaches ausgedehnt werden.
Wie ist Ruppin in die Geschichte des Zionismus einzuordnen? Aufgrund seiner häufig formulierten Kritik an der zionistischen Vorgehensweise und auch an Theodor Herzl, welcher schließlich als einer der Begründer des politischen Zionismus in die Geschichte eingegangen ist, ist dies eine spannende Frage. Die Beantwortung dessen würde möglicherweise auch Rückschlüsse auf sein Bestreben einer friedlichen Koexistenz von Juden und Arabern liefern und Erkenntnisse über die zionistische Geschichte insgesamt liefern.
Darüber hinaus liefert die Erforschung dieser Persönlichkeit einen Beitrag zur Stadtgeschichte Magdeburgs. Obschon nicht gebürtiger Magdeburger, verbrachte er dort seine Jugendzeit, absolvierte die schulische Bildung und die Lehre. Dadurch ist die Geschichte Arthur Ruppins mit der Magdeburgs und umgekehrt verbunden. Dies hat sich bis heute leider nicht im Geschichtsbewusstsein der Stadt festsetzen können. Vielen Magdeburgern sind weder der Name Arthur Ruppin, noch die Arthur-Ruppin-Straße bekannt. Es wäre zu begrüßen, wenn sich dies in Zukunft ändern würde.
Schließlich kann nicht jede deutsche Stadt von sich behaupten, dass der „Vater der zionistischen Kolonisation“ ein Teil ihrer ohnehin schon reichhaltigen Geschichte ist.
5. Quellen- und Literaturverzeichnis
5.1 Quellen
Ruppin, Arthur: Darwinismus und Sozialwissenschaft, Jena 1903.
Ruppin, Arthur: Der Aufbau des Landes Israel. Ziele und Wege jüdischer Siedlungsarbeit in Palästina, Berlin 1919.
Ruppin, Arthur: Die Soziologie der Juden, Bd. II, Berlin 1931.
Ruppin, Arthur: Dreißig Jahre Aufbau in Palästina. Reden und Schriften, Berlin 1937.
Ruppin, Arthur: Memoirs, Diaries, Letters, London 1971.
Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin. Briefe, Tagebücher, Erinnerungen, Königstein/Taunus 1985.
5.2 Literatur
Bloom, Etan: Arthur Ruppin and the production of pre-israeli culture, Leiden 2011.
Garling, Nadine: Arthur Ruppin - ein deutscher Zionist und seine prägenden Jahre in Magdeburg, in: Parthenopolis: Jahrbuch für Kultur- und Stadtgeschichte Magdeburgs, Bd. 1 (2007), S. 239-249.
Heinze-Greenberg, Ita: Von Posen nach Palästina: Arthur Ruppin, der «Architekt des Aufbaus>>, in: Heinze, Greenberg, Ita: Europa in Palästina: Die Architekten des zionistischen Projekts 1902-1923, Zurück 2011, S. 84-102. http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/45029/parteien (letzter Zugriff 23.08.2013, 11:32 Uhr) http://www.iudentum.net/deutschland/ruppin.htm (letzter Zugriff: 07.08.2013, 11:04) http://www.zeit.de/1985/46/manchmal-wird-mir-angst/seite-1 (letzter Zugriff: 07.08.2013, 11:39)
Steininger, Rolf: Der Nahostkonflikt, 5. Aufl., Frankfurt/Main 2009.
Timm, Angelika: Von der zionistischen Vision zum jüdischen Staat, in: bpb (Hrsg.): Israel (=Information zur politischen Bildung, Heft 278), 8. Aufl., Bonn 2008, S. 7-12.
Wolffsohn, Michael: Wem gehört das Heilige Land? Die Wurzeln des Streits zwischen Juden und Arabern, 8. Aufl., München 2007.
Vieweger, Dieter: Streit um das Heilige Land. Was jeder vom israelisch-palästinensischen Konflikt wissen sollte, 3. Aufl., Gütersloh 2011.
[...]
1 Ruppin, Arthur: Die Soziologie der Juden, Bd. II, Berlin 1931, S. 285.
2 Vgl.: Neuberger, Benyamin: Parteien. Online unter: http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/45029/parteien (letzter Zugriff 23.08.2013, 11:32 Uhr). So wie in Deutschland, gibt es auch in Israel politische Lager. „Falken“ und „Tauben“ sind zwei davon. „Tauben“ sind jene Akteure, welche einen Frieden durch Rückgabe von Gebieten (Westjordanland, GazaStreifen, Golanhöhen) befürworten. Die „Falken“ dagegen wollen das besetzte Land behalten beziehungsweise nur minimale Zugeständnisse machen.
3 Moshe Dayan (1915-1981) war ein israelischer Politiker und General. Während des Sechstagekrieges 1967 war er Verteidigungsminister. Später nahm er als Außenminister bei den Friedensverhandlungen mit Ägypten (1979) eine wichtige Rolle ein.
4 Ruppin, Arthur: Memoirs, Diaries, Letters, London 1971, S. 315.
5 Das Palästina-Amt hatte die Aufgabe, die gesamte zionistische Kolonisation in Palästina zu steuern und zu leiten. Sie hatte zu entscheiden, wo gesiedelt wird und wo Gelder bereitgestellt werden. Damit war das Amt die erste Anlaufstelle für jene Juden, welche sich in Palästina niederlassen wollten.
6 Garling, Nadine: Arthur Ruppin - ein deutscher Zionist und seine prägenden Jahre in Magdeburg, in: Parthenopolis: Jahrbuch für Kultur- und Stadtgeschichte Magdeburgs, Bd. 1 (2007), S. 239-249.
7 Heinze-Greenberg, Ita: Von Posen nach Palästina: Arthur Ruppin, der «Architekt des Aufbaus>>, in: Heinze, Greenberg, Ita: Europa in Palästina: Die Architekten des zionistischen Projekts 1902-1923, Zürich 2011, S. 84102.
8 Bloom, Etan: Arthur Ruppin and the production of pre-israeli culture, Leiden 2011.
9 http://www.zeit.de/1985/46/manchmal-wird-mir-angst/seite-1 (letzter Zugriff: 07.08.2013, 11:39).
10 Theodor Herzl (1860 - 1904) gilt als der Begründer des politischen Zionismus.
11 Vgl.: http://www.zeit.de/1985/46/manchmal-wird-mir-angst/seite-1 (letzter Zugriff: 07.08.2013, 11:39).
12 Vgl.: http://www.judentum.net/deutschland/ruppin.htm (letzter Zugriff: 07.08.2013, 11:04).
13 Als Kibbuz wird eine Form der ländlichen Gemeinschaftssiedlung in Israel bezeichnet. Zentrale Merkmale eines Kibbuz bilden die basisdemokratischen Strukturen und der kollektive Besitz.
14 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin. Briefe, Tagebücher, Erinnerungen, Königstein/Taunus 1985.
15 Vgl.: Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 68.
16 Vgl.: Ebd., S. 80.
17 Ebd., S. 80.
18 Vgl.: Ebd., S. 80.
19 Lateinisch für „auswärtig“.
20 Ebd., S. 94.
21 Vgl.: Ebd., S. 102.
22 Ruppin, Arthur: Darwinismus und Sozialwissenschaft, Jena 1903.
23 Vgl.: Wolffsohn, Michael: Wem gehört das Heilige Land? Die Wurzeln des Streits zwischen Juden und Arabern, 8. Aufl., München 2007, S. 243ff Der Zionismus ist eine politische Bewegung mit dem Ziel, eine jüdische Heimstätte in Palästina zu errichten. Ende des 19. Jh. Trafen die ersten Juden mit diesem Anliegen in Palästina ein (1. Alijah/Einwanderungswelle). Diese waren jedoch zunächst nicht politisch motiviert oder organisiert, sondern wollten schlichtweg eine jüdische Lebensgemeinschaft schaffen. Die Forderung nach einem jüdischen Heim oder Staat kam erst später auf.
24 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 117.
25 Ebd., S. 117.
26 Ebd., S. 131.
27 Ebd., S. 236.
28 Ebd., S. 236.
29 Vgl.: Ebd., S. 110.
30 Vgl.: Ebd., S. 131.
31 Ebd., S. 156.
32 Ebd., S. 156.
33 Die Gesamtheit der jüdischen Bevölkerung Palästinas.
34 Vgl.: Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 169.
35 Vgl.: Ebd., S. 173.
36 Vgl.: Garling, Nadine: Arthur Ruppin, S. 46.
37 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 175.
38 Vgl.: Ebd., S. 176.
39 Vgl.: Ebd., S. 216ff.
40 Ebd., S. 249
41 Ebd., S. 249.
42 Ebd., S. 250.
43 Ruppin, Arthur: Dreißig Jahre Aufbau in Palästina. Reden und Schriften, Berlin 1937, S. 85.
44 Vgl.: Ebd., S. 85.
45 Ebd., S. 85.
46 Ebd., S. 85.
47 Ebd., S. 86.
48 Ebd., S. 87.
49 Vgl.: Ebd., S. 87.
50 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 254f.
51 Ebd., S. 256.
52 Ebd., S. 257.
53 Ebd., S. 264.
54 1916 in Berlin mit dem Titel „Syrien als Wirtschaftsgebiet“ erschienen.
55 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 266.
56 Ebd., S. 266.
57 Vgl.: Ebd., S. 272ff.
58 Vgl.: Steininger, Rolf: Der Nahostkonflikt, 5. Aufl., Frankfurt/Main 2009. Bei der Balfour-Deklaration handelt es sich um einen Brief des britischen Außenministers Arthur James Balfour an Lord Lionel Walter Rotschild, dem Präsidenten der Zionistischen Organisation in Großbritannien. Darin formuliert Balfour, dass die britische Regierung die Errichtung einer „Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ befürwortet. Diese Erklärung wurde von großen Teilen der Zionistischen Bewegung immer wieder als Grundlage ihrer Forderungen gegenüber Großbritannien genutzt, um die Schaffung eines jüdischen Staates voranzutreiben.
59 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 279.
60 Ebd., S. 287.
61 Ebd., S. 294.
62 Ebd., S. 309.
63 Dies wird nochmals in seinem 1919 erschienen Buch „Der Aufbau des Landes Israel“ unterstrichen: „Die Frage nach dem zukünftigen Verhältnis zwischen den Juden und Arabern ist vielfach diskutiert worden. Sie kann nach unserer Meinung nur durch die Herstellung eines harmonischen Zusammenlebens zwischen Juden und Arabern gelöst werden.“ - Ruppin, Arthur: Der Aufbau des Landes Israel. Ziele und Wege jüdischer Siedlungsarbeit in Palästina, Berlin 1919, S. 124
64 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 347f.
65 Ebd., S. 313.
66 Ebd., S. 314.
67 Vgl.: Ebd., S. 318.
68 Vgl.: Ebd., S. 315.
69 Ebd., S. 320.
70 Ebd., S. 322.
71 Vgl.: Ebd., S. 323.
72 Ebd., S. 323.
73 Vgl.: Ebd., S. 323.
74 Ebd., S. 323f.
75 Ebd., S. 334f.
76 Ebd., S. 334.
77 Dieses Mandat wurde am 24.07.1922 ratifiziert.
78 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 340.
79 Ebd., S. 349.
80 Ebd., S. 349.
81 Ebd., S. 349.
82 Ebd., S. 250.
83 Ebd., S. 250.
84 Dem französischen Außenministerium.
85 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 355.
86 Ebd., S. 362f.
87 Ebd., S. 375.
88 Ebd., S. 369.
89 Ebd., S. 366.
90 Ebd., S. 375.
91 Ebd., S. 378.
92 Ebd., S. 375.
93 Vgl.: S. 380.
94 Ebd., S. 386.
95 Vgl.: Ebd., S. 399.
96 Vgl.: Ebd., S. 400.
97 Ebd., S. 399.
98 Ebd., S. 400.
99 Vgl.: Vieweger, Dieter: Streit um das Heilige Land. Was jeder vom israelisch-palästinensischen Konflikt wissen sollte, 3. Aufl., Gütersloh 2011, S. 139f. Bei diesen Ausschreitungen starben allein in Hebron 64 Juden. Darüber hinaus kam es auch zu Auseinandersetzungen in Safed. Insgesamt gab es 249 Tote, davon 133 Juden und 116 Araber.
100 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 422.
101 Vgl.: Ebd., S. 420.
102 Ebd., S. 434.
103 Ebd., S. 435.
104 Ebd., S. 435.
105 Chaim Weizmann (1874 - 1952) war einer der bedeutendsten Akteure im Zionismus. Neben seiner Rolle als Präsident der Zionistischen Weltorganisation (1921 - 1931 und 1935 - 1946) war er auch der erste Staatspräsident Israels (1948 - 1952).
106 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 441.
107 Vgl.: Ebd., S. 441.
108 Vgl.: Timm, Angelika: Von der zionistischen Vision zum jüdischen Staat, in: bpb (Hrsg.): Israel (Information zur politischen Bildung, Heft 278), 8. Aufl., Bonn 2008, S. 7f. Von 1932 - 1938 kamen mit der 5. Alijah (Einwanderungswelle) über 200000 Juden vorwiegend aus Deutschland (70000 Einwanderer) und Polen nach Palästina.
109 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 443f.
110 Vgl.: Ebd., S. 448.
111 Ebd., S. 448.
112 Ebd., S. 453.
113 Ebd., S. 465.
114 Ebd., S. 468.
115 Ebd., S. 468.
116 Ebd., S. 468.
117 Ebd., S. 471.
118 Vgl.: Steininger, Rolf: Der Nahostkonflikt, S. 21.
119 Vgl.: Ebd., S. 24f.
120 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin, S. 475f.
121 Ebd., S. 479.
122 Ebd., S. 482.
123 Vgl.: Ebd., S. 483.
124 Ebd., S. 484.
125 Ebd., S. 484.
126 Ebd., S. 485.
127 Ebd., S. 485.
128 Ebd., S. 485.
129 Ebd., S. 486f.
130 Ein anderes Wort für ein Trugbild.
131 Krolik, Schlomo (Hrsg): Arthur Ruppin Ebd., S. 487.
132 Vgl.: Ebd., S. 503f. Ruppin kommentierte die Nachricht, dass der englische Premierminister Neville Chamberlain zu einem Treffen mit Hitler aufgebrochen war, um über dessen Forderungen an die Tschechoslowakei zu reden. Würden Hitlers Forderungen erfüllt, stiege er zum mächtigsten Mann Europas auf, so Ruppin.
133 Vgl.:, Ebd., S. 504f. Ruppin erfuhr von einer Unterredung Chaim Weizmanns mit dem Colonial Secretary Malcolm Macdonald. Dieser gab zu verstehen, dass aufgrund des arabischen Widerstandes die Durchführung des Teilungsplanes nicht möglich sei, da es sich Großbritannien nicht erlauben könne, die arabische Welt zum Feind zu haben.
134 Vgl.: Ebd., S. 504f.
135 Ebd., S. 512f.
136 Ebd., S. 529.
137 Ebd., S. 518.
138 Ebd., S. 523f.
139 Ebd., S. 542f.
140 Wie bereits in der Einleitung erwähnt handelt es sich dabei nicht um das Gesamtwerk Ruppins. Viele Unterlagen liegen im Zionistischen Archiv in Jerusalem.
- Citar trabajo
- Alexander Hagemeier (Autor), 2013, Ein Schritt zum Völkerfrieden? Arthur Ruppins (1876 – 1943) Ideen zur Verständigung von Juden und Arabern in Palästina, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1033787
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