Ziel dieser Arbeit ist, mögliche Verluste durch Industrie 4.0 aufzuzeigen. Dabei wird versucht diese zu kategorisieren. Die Betrachtung der Verluste und deren Einteilung soll dabei einen möglichen Denkansatz darstellen und die Risiken bei der Umsetzung von Industrie 4.0 strukturieren. Industrie 4.0 wird als die Zukunft in der Produktion und der Gesellschaft angesehen, die damit verbundenen Möglichkeiten belegen diesen Gedanken. Dabei sollten aber die verbundenen Risiken nicht außer Acht gelassen werden. Besonders in der Produktion werden Industrie 4.0-Projekte bereits umgesetzt und erste Erfolge damit erzielt, bisher wird aber häufig nur das technisch Machbare realisiert. Der dazu gehörige Wandel in der Produktion und den Köpfen der Mitarbeiter wird oft nicht bedacht.
Industrie 4.0 ist für viele Unternehmen und Menschen ein wichtiges Thema geworden. Spätestens seit der Gründung der Plattform Industrie 4.0, im Jahr 2013, werden Unternehmen, aber auch die Wissenschaft, Politik und die Gesellschaft zur Umsetzung von Industrie 4.0 bewegt. Bei der Plattform Industrie 4.0 handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt deutscher Wirtschaftsverbände, die sich das Ziel gesetzt haben, den Begriff Industrie 4.0 im gemeinsamen Dialog zwischen den genannten Akteuren weiterzuentwickeln. Dabei werden besonders die Chancen, die Industrie 4.0 mit sich bringt, betrachtet. Industrie 4.0 hat das Ziel, eine intelligente Fabrik (Smart Factory) aufzubauen sowie das Erreichen der Losgröße 1 und die damit verbundene Mass Customization. Darunter versteht sich eine kundenindividuelle Fertigung zu Kosten einer Massenproduktion.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkurzungsverzeichnis
1 Einfuhrung
2 Produktivitat
2.1 Definition Produktivitat
2.1.1 Volkswirtschaftlich
2.1.2 Betriebswirtschaftlich
2.2 Arten von Produktivitat
2.2.1 Verstandnis der Produktivitat
2.2.2 Gebrauchlichste Teilproduktivitaten
2.3 Produktivitat Abgrenzung
2.3.1 Produktivitat und Rentabilitat
2.3.2 Produktivitat und Wirtschaftlichkeit
2.4 Solow-Modell
2.4.1 Solow-Modell - Ersparnis
2.4.2 Solow-Modell - Bevolkerungswachstum
2.4.3 Solow-Modell - technologischer Fortschritt
2.5 Produktivitatsparadoxon
2.6 Messproblematik
2.7 Produktivitatsverluste Zwischenfazit
3 Industrie
3.1 Geschichtlicher Hintergrund (1. bis 3. Revolution)
3.1.1 Erste industrielle Revolution
3.1.2 Zweite industrielle Revolution
3.1.3 Dritte industrielle Revolution
3.2 Definition Industrie
3.2.1 Industrie 4.0, Internet of Things und Digitalisierung
3.2.2 S-Kurven-Konzept und schopferische Zerstorung
3.2.3 Volkswirtschaftliche Technologiefelder von Industrie
3.3 Beispiele fur Industrie
3.3.1 Smart Factory
3.3.2 Cloud-Computing
3.3.3 Big Data
3.4 Versprechen oder Illusion: Industrie
3.4.1 Computer Integrated Manufacturing
3.4.2 Potenziale durch Industrie
3.4.3 Risiken bei Industrie
3.4.4 Bedeutung von Industrie 4.0 fur den Mitarbeiter
4 Produktivitatsverluste durch Industrie
4.1 Faktor Technik
4.1.1 Umstellungskosten
4.1.2 Sicherheit
4.2 Faktor Mensch
4.2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen
4.2.2 Arbeitsorganisation und Arbeitsplatzgestaltung
4.2.3 Aus- und Weiterbildung
4.3 Arbeiten
4.4 Einschatzung
5 Zusammenfassung
Anhang 1: Zuordnung wesentlicher Kriterien zu den historischen Epochen der volkswirtschaftlichen Produktivitatstheorie
Anhang 2: Exemplarische Systematisierung typischer Produktivitatsbegriffe
Anhang 3: Interview mit Christian Ruppel zu Produktivitatsverlusten durch Industrie 4.0 vom 25.04.2018
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Allgemeine Definitionen der Produktivitat
Abbildung 2: Kapazitatsgrenze als Gewinnmaximum
Abbildung 3: maximaler Gewinn 2 maximale Produktivitat
Abbildung 4: Differenzierung des Ergiebigkeitsbegriffes
Abbildung 5: Unterteilung der Guter
Abbildung 6: Auspragungen des okonomischen Prinzips
Abbildung 7: Die Produktionsfunktion
Abbildung 8: Produktion, Konsum und Investitionen
Abbildung 9: Investitionen, Abschreibungen und stationarer Zustand
Abbildung 10: Die Auswirkungen des Bevolkerungswachstums
Abbildung 11: Steady State ohne technologischen Fortschritt
Abbildung 12: Steady State mit technologischem Fortschritt
Abbildung 13: Die vier Stufen industrieller Revolution
Abbildung 14: S-Kurven-Konzept
Abbildung 15: volkswirtschaftliche Technologiefelder der Industrie
Abbildung 16: Stufen ICT-basierter Fertigung
Abbildung 17: Definition Digitale Fabrik
Abbildung 18: Y-CIM Modell von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. August-Wilhelm Scheer
Abkurzungsverzeichnis
BIP Bruttoinlandsprodukt
CIM Computer Integrated Manufacturing
CPPS Cyber-Physisches Produktionssystem
CPS Cyber-Physische Systeme
HDFS Hadoop Distributed File System
HMI Human-Machine-Interaction
IaaS Infrastructure as a Service
IKT Informations- und Kommunikationstechnologie
IKT-Systeme Informations- und Kommunikationstechnologiesysteme
IoT Internet of Things
IPv6 Internetprotokoll der 6. Generation
KMU Kleine- und Mittelstandische Unternehmen
M2M Machine-to-Machine-Communication
MPK Grenzprodukt des Kapitals
PaaS Platform as a Service
PC Personal Computer
RFID-Transponder Radio Frequency Identification-Transponder
SaaS Software as a Service
VDI Verein Deutscher Ingenieure
WLAN Wireless Local Area Network
XaaS Everything as a Service
1. Einfuhrung
Industrie 4.0 ist fur viele Unternehmen und Menschen ein wichtiges Thema geworden. Spatestens seit der Grundung der Plattform Industrie 4.0, im Jahr 2013, werden Unternehmen, aber auch die Wissenschaft, Politik und die Gesellschaft zur Umsetzung von Industrie 4.0 bewegt. Bei der Plattform Industrie 4.0 handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt deutscher Wirtschaftsverbande, die sich das Ziel gesetzt haben, den Begriff Industrie 4.0 im gemeinsamen Dialog zwischen den genannten Akteuren weiterzuentwickeln. Dabei werden besonders die Chancen, die Industrie 4.0 mit sich bringt, betrachtet. Industrie 4.0 hat das Ziel, eine intelligente Fabrik (Smart Factory) aufzubauen sowie das Erreichen der LosgroRe 1 und die damit verbundene Mass Customization. Darunter versteht sich eine kundenindividuelle Fertigung zu Kosten einer Massenproduktion. Ziel dieser Arbeit ist, mogliche Verluste durch Industrie 4.0 aufzuzeigen, dabei wird versucht diese zu Kategorisieren. Die Betrachtung der Verluste und deren Einteilung soll dabei einen moglichen Denkansatz darstellen und die Risiken bei der Umsetzung von Industrie 4.0 strukturieren. Industrie 4.0 wird als die Zukunft in der Produktion und der Gesellschaft angesehen, die damit verbundenen Moglichkeiten belegen diesen Gedanken. Dabei sollten aber die verbundenen Risiken nicht auRer Acht gelassen werden.
Besonders in der Produktion werden Industrie 4.0-Projekte bereits umgesetzt und erste Erfolge damit erzielt, bisher wird aber haufig nur das „technisch machbare“ realisiert. Der dazu gehorige Wandel in der Produktion und den Kopfen der Mitarbeiter wird oft nicht bedacht. Thema dieser Arbeit sind Produktivitatsverluste durch Industrie 4.0. Es wird Industrie 4.0 kritisch betrachtet und sowohl Chancen als auch Risiken beleuchtet. Anhand der theoretischen Grundlage zum Verstandnis der Produktivitat sowie der praktischen Betrachtung dieser, wird an das Thema herangefuhrt. Im Kapitel 3 wird Industrie 4.0 naher erlautert und einige Beispiele genannt sowie Potenziale und Risiken aufgezeigt. Damit verbunden ist die Bedeutung von Industrie 4.0 fur den Mitarbeiter. In Kapitel 4 erfolgt eine Kategorisierung moglicher Verluste der Produktivitat durch Industrie 4.0. Dabei nimmt der Mensch eine entscheidende Rolle in der Bedeutung der weiteren Entwicklung von Industrie 4.0 ein. Das abschlieRende Kapitel fasst die erarbeiteten Punkte noch einmal zusammen und liefert Erkenntnisse zur Produktivitat in Verbindung mit Industrie 4.0 sowie deren Bedeutung fur die Akteure.
2. Produktivitat
2.1 Definition Produktivitat
Im Kern dieser Arbeit geht es um die betriebswirtschaftliche Betrachtung der Produktivitat und im Weiteren um mogliche Verluste der Produktivitat durch Einflusse von Industrie 4.0.
Um zu verstehen, was Produktivitat in betriebswirtschaftlicher Sicht bedeutet, ist zunachst das volkswirtschaftliche Verstandnis fur den Begriff zu verstehen. Produktivitat in betriebswirtschaftlicher Sicht leitet sich aus den volkswirtschaftlichen Erkenntnissen ab.
2.1.1 Volkswirtschaftlich
(Dikow 2006) spricht dem volkswirtschaftlichen Produktivitatsbegriff eine „lange Geschichte“1 zu. Die erste Verwendung des Begriffs geht laut (Reuss 1960)2 auf das 16. Jahrhundert zuruck. Dadurch und durch verschiedene okonomische und politische Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert kamen eine Vielzahl von Definitionen fur Produktivitat hervor.3
Aufgrund der Unmengen an moglichen Begriffsdefinitionen fangt Dikow an sich vier Fragen zu stellen:
1. Welche Tatigkeiten gelten als produktiv?
2. Wie erfolgt die Bewertung der Produktivitat?
3. Welche BewertungsmaRstabe werden verwendet?
4. Welche Faktoren werden berucksichtigt?
Dabei unterteilt er ab dem 17. Jahrhundert die volkswirtschaftlichen Meilensteine zur Produktivitatsbetrachtung in 7 Kategorien mit jeweils unterschiedlichen Vertretern der entsprechenden Theorie sowie Zielsetzungen.
Als erste Gruppe nennt er die Merkantilisten, welche im 17. Jahrhundert damit anfingen, ausschlieRlich die Vermehrung des Reichtums an Geld durch auswartigen Handel als produktiv anzusehen.
Das erste geschlossene System wurde um 1760 von den Phyriokraten entwickelt. F. Quesnay, der Begrunder und Fuhrer dieser Wirtschaftslehre, schuf mit dem „Tableau economique“4 ein Kreislaufmodell, das die Bewegung der Guter- und Geldstrome in einer Volkswirtschaft darstellte. Wichtig war ihm der Ursprung des Guterstroms. Damals war der landwirtschaftliche Uberschuss Voraussetzung um in anderen Produktionszweigen Ertrage erzielen zu konnen. Somit erschien der Boden als „Quelle allen Reichtums“5 und wurde zum einzigen Faktor fur Produktivitat.
Diese einseitige Betrachtung der Produktivitat auf die Landwirtschaft wurde ab der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Hilfe der Klassiker abgelegt. Ein wichtiger Vertreter dieser Theorie war Adam Smith, der den Produktivitatsbegriff auf Industrie und Handel ausweitete. Dabei stellt er das Zusammenwirken der Faktoren Arbeit, Boden und Kapital in den Vordergrund und bezeichnet alle „Tatigkeiten als produktiv, die dem Gegenstand, auf den sie verwendet werden, einen Wert hinzufugen“6. Zu diesem Zeitpunkt werden Tatigkeiten, wie z. B. Dienstleistungen noch aus der Produktivitatsbetrachtung ausgeschlossen. Des Weiteren wird die Produktivitat einer Volkswirtschaft an dem jahrlich erzeugten Tauschwert einer Gutermenge gemessen, wodurch das erste Mal keine rein quantitative Betrachtung auf die Produktivitat ublich ist. Aufgrund der Tatsache, dass jedem Gut ein naturgegebener objektiver Wert beigemessen wird, welcher unabhangig von dem tatsachlichen Marktwert ist, wurde Geld in diesem Zusammenhang als Tauschwert verstanden.
Die Romantiker nannten, entgegen dem bis dahin geltenden Produktivitatsverstandnis, immaterielle Tatigkeiten, wie zum Beispiel die des Lehrers oder Wissenschaftlers produktiv. Friedrich List war ein wesentlicher Vertreter dieser Theorie und der Auffassung, dass geistige Krafte Voraussetzungen sind, um wettbewerbsfahig zu bleiben und im nachsten Schritt zusatzliche materielle Guter produzieren zu konnen.
Aufgrund der Erkenntnisse, die die Romantiker geleistet haben, entstand Anfang des 20. Jahrhunderts die wertfreie Richtung. Sie befasste sich mit dem Umstand, dass der Volkswohlstand nicht mit der gesamten Menge der vorhandenen Guter gleichgesetzt werden konnte. Daraus folgend sprach sie nur jenen Gutern und Dienstleistungen eine Wirkung auf die Produktivitat zu, welche direkt oder indirekt konsumwirtschaftliche Bedurfnisse befriedigten.7
Eine Abbildung uber die Zuordnung wesentlicher Kriterien zu den historischen Epochen der volkswirtschaftlichen Produktivitatstheorie befindet sich im Anhang 1.8
(Dikow 2006) fasst als wesentliches Ergebnis zusammen, dass die ausschlieRliche Betrachtung der Gutermengen keine zukunftsorientierte Losung zur Bewertung der volkswirtschaftlichen Produktivitat liefern kann. Die Pros und Contras uber die monetare Bewertung der Produktivitatskennzahl sowie die Diskussion uber die bestimmenden Produktionsfaktoren lassen sich ebenfalls auf die betriebswirtschaftliche Produktivitatstheorie ubertragen.9
2.1.2 Betriebswirtschaftlich
Der betriebswirtschaftliche Produktivitatsbegriff wurde stark von den Erfahrungen des volkswirtschaftlichen Verstandnisses beeinflusst. Besonders stark ausgepragt ist dieser Einfluss bei der Diskussion, ob die Produktivitat eine Gutermengen- oder Geldwertbasierende Kennzahl sein soll.
Aus diesem Grund wurden zwei Grunddefinitionen entwickelt:
1. „Bei der auf Gutermengen basierenden Produktivitatsausrichtung (gelegentlich auch technisch oder mengenorientiert genannt) wird die Produktivitat aus dem Verhaltnis von Ausbringungsmengen und Einsatzmengen gebildet.“
2. „Bei der auf Marktwerten basierenden Produktivitatsausrichtung (gelegentlich auch marktwirtschaftlich orientiert genannt) wird die Produktivitat aus dem Verhaltnis der am Markt erzielten monetaren Ertrage zu den mit Marktpreisen bewerteten monetaren Faktoreinsatzen gebildet.“10
Bei genauerer Betrachtung dieser Definitionen wird deutlich, dass es einen Widerspruch geben kann zwischen der mengenmaRigen und der wertmaRigen Betrachtung. Beispielsweise kann, aufgrund von Nachfrageruckgang am Markt, die Steigerung der mengenmaRigen Produktivitat in einem Unternehmen zu einer schlechteren wertmaRigen Produktivitat fuhren und umgekehrt. Daraus lasst sich schlieRen, dass fur Managemententscheidungen die monetare Bewertung der Produktivitat aussagekraftiger ist, als die mengenmaRige Betrachtung.11 Demgegenuber stehen wissenschaftliche Analysen, die die Produktivitat auf eine mengenorientierte Betrachtung reduzieren. Einer dieser Analysten ist Hoth, der zu der Schlussfolgerung kommt, dass die Produktivitat eine Verhaltniskennzahl aus mengenmaRiger Ausbringung und mengenmaRigem Einsatz ist. Jedoch gibt der Autor keine inhaltliche Begrundung fur diese Schlussfolgerung. Stattdessen verweist er auf den Zweck der Produktivitatsbewertung, welcher wie der Produktionsprozess an sich mengenmaRig erfolgen sollte.12
Daraus ergibt sich folgende Formel, die sich bis heute als Basis fur die Berechnung der Produktivitat gehalten hat:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Darstellung ist fur (Dikow 2006) fehleranfallig, was ihn auf vier Gegenargumente bringt, welche gegen einen mengenorientierten Produktivitatsansatz sprechen:13 14
1. Hoth beschreibt den Zweck der Produktivitatsbewertung als mengenmaRige Referenz zum Produktionsprozess, da dieser ebenfalls in Mengen abgewickelt wird. Nun kann argumentiert werden, dass jeder Produktionsprozess in einem Unternehmen vor einem okonomischen Hintergrund geschieht und daher zum marktwirtschaftlichen Wert bewertet werden sollte.
2. Die Betrachtung der Produktivitat als reine MengengroRe basiert auf dem Gedanken, dass eine groRere Menge an hergestellten Gutern in einem direkten Zusammenhang mit dem gesamten Reichtum eines Landes steht. Beispielsweise bei der Menge an landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Dabei wird den Gutern ein naturgegebener, objektiver Wert unterstellt. In einer freien Marktwirtschaft hingegen, setzt sich dieser Wert vor allem aus Angebot und Nachfrage zusammen und demzufolge muss eine Erhohung des Angebots nicht zwangslaufig eine Erhohung der gesamten erwirtschafteten Ertrage bedeuten.
3. Vertreter des mengenmaRigen Produktivitatsansatzes raumen selbst unlosbare Probleme ein, welche bei der Produktivitatsbewertung auftreten. Folgende Zitate sollen nach Dikow diesen Sachverhalt unterstreichen:
- die erforderliche Zusammenfassung heterogener Mengen ist ein besonderes Problem."
- „Produktivitat...gibt das Verhaltnis zwischen Outputmengen und ...Inputmengen an. ...Auf der Outputseite mussen die verschiedenen Guter zu einer einheitlich addierbaren Einheit zusammengefasst werden. Aggregationsprobleme verschiedener nicht-addierbarer Inputfaktoren bestehen.“
4. Bei der mengenmaRigen Produktivitat besteht oft kein Zusammenhang zwischen Teilproduktivitaten und Gesamtproduktivitat.15
Aufgrund der beschriebenen Argumente gegen einen mengenorientierten Produktivitatsansatz wurden einige Losungsansatze konzipiert, um die genannten Nachteile auszugleichen. Diese Losungsansatze beinhalten eine Umrechnung von Mengen mit Hilfe standardisierter Preise, Kosten bzw. Aquivalenzzahlen. Die Anwendung dieser Losungsansatze ist stark eingeschrankt. In der Theorie haben Aquivalenzzahlen oder andere Bewertungseinheiten eine hohe Fehleranfalligkeit, da sie stets subjektiv bemessen werden. AuRerdem konnen die Preis- bzw. Kostenfaktoren nur unter groRer Unsicherheit berechnen, was bei der spateren Umrechnung zu erheblichen Schwierigkeiten in der Aussagefahigkeit fuhrt.16
Diese Einschrankungen und weitere Faktoren, wie zum Beispiel der Trend zu extremen Produktinnovationen oder kurzen Produktlebenszyklen stellt die mengenmaRige Produktivitatsbetrachtung vor kaum realisierbare Hindernisse, welche nur mit unverhaltnismaRig groRem Aufwand bewaltigt werden konnten. Das unterstreicht noch einmal die Tatsache, dass die reine mengenmaRige Betrachtung der Produktivitat fur Managemententscheidungen im Unternehmen nicht geeignet ist.17
2.2 Arten von Produktivitat
Da es viele verschiedene Definitionen von Produktivitat gibt, existieren genauso viele Arten von Produktivitat. Viele Autoren haben uber die Jahre ihre eigenen Ansichten und Definitionen geformt, welche von anderen Autoren teilweise oder ganz aufgefasst, kritisiert und wiederum abgeandert wurden.
(Dikow 2006) liefert uber die Vielzahl an unterschiedlichen Produktivitatsbegriffen eine anschauliche Systematisierung von fur ihn typischen Produktivitatsbegriffen. Aufgrund der wissenschaftlichen Diskussion uber die Eignung der Produktivitatsdefinitionen mit mengenbasierter oder wertmaRiger Betrachtung kommen fur ihn Diskussionen uber den Inhalt, Strukturen und den Wert der Produktivitatskennzahl zu kurz. Das ist laut (Dikow 2006) der Hauptgrund fur die unzahlige Menge an Produktivitatsbegriffen, hinter welchen sich teilweise bei gleichem Wortlaut unterschiedliche Sachverhalte verbergen. Er gliedert seine Darstellung auf der einen Seite nach der Ausbringung, darunter die Gesamtausbringung und die Teilausbringung und auf der anderen Seite nach dem Einsatz. Den Einsatz unterteilt er in neun weitere Kategorien, unter anderem alle Einsatzfaktoren oder nur ein einzelner Einsatzfaktor. Eine Abbildung fur eine exemplarische Systematisierung typischer Produktivitatsbegriffe18 findet sich im Anhang 2 wieder.19
Diese exemplarische Darstellung soll einen kompakten Uberblick uber einige typische Produktivitatsbegriffe liefern. Bereits mehrere Autoren haben versucht eine allgemein gultige Definition der Produktivitat zu bilden. Einer der Analysten ist Hoth, welcher eine Vielzahl von Kriterien zur Begriffsbildung der Produktivitat systematisiert. Seine Analyse ergab einige Milliarden theoretische Moglichkeiten fur die Definition des Produktivitatsbegriffs. (Dikow 2006) schlieRt daraus, dass eine sinnvolle, allgemein gultige Definition aus der Systematisierung der Kriterien zur Produktivitatsbildung nicht abgeleitet werden kann. Er geht im weiteren Verlauf in seiner Arbeit auf verschiedene Auspragungen der Produktivitat ein und erlautert die Unterschiede zueinander.20
Die Abbildung in Anhang 2 soll, im Zusammenhang dieser Arbeit, einen Uberblick uber die Vielzahl an moglichen Produktivitatsverstandnissen verschaffen. Im weiteren Verlauf wird das allgemeine Verstandnis zur Produktivitat zweier Autoren miteinander verglichen, um im Detail die Unterschiede aufzuzeigen.
2.2.1 Verstandnis der Produktivitat
(Dellmann 1994) beschreibt beispielsweise neben der allgemeinen Definition fur Produktivitat auch, was er unter Gesamtproduktivitat und Teilproduktivitat versteht.
Zur Veranschaulichung folgende Abbildung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Allgemeine Definitionen der Produktivitat21
(Dellmann 1994) bezeichnet die Produktivitat als „technische Mengenbeziehung“21 22 mit der sich das Verhaltnis von Output- und Inputmengen beschreiben lasst. Die allgemeine Produktivitat wird durch unterschiedliche technische Dimensionen wie beispielsweise Stuck, Gewicht und Zeit gemessen. Sie unterscheidet sich mit der Gesamtproduktivitat dadurch, dass die Gesamtproduktivitat als Inputmengen alle Einsatzfaktoren, beispielsweise Arbeit, Kapital und Material heranzieht.
Des Weiteren gibt es nach dieser Aufteilung eine Teilproduktivitat, welche die Outputmengen ins Verhaltnis zu nur einem einzigen Produktionsfaktor setzt, z. B. Arbeit, um die Arbeitsproduktivitat zu messen. Dabei konnen sich die oben genannten Produktivitaten auf einzelne Prozesse oder auf die gesamte Wertschopfungskette eines Unternehmens beziehen. Wichtig ist, dass sich der dazu gehorige Output sowie der Input (Faktoreinsatzmenge z. B. Arbeit) definieren und abgrenzen lasst.23
Die Produktivitat in ihrer reinen mengenmaRigen Betrachtung kann nach (Dellmann 1994) nur in Sonderfallen, wie beispielsweise bei der Arbeitsproduktivitat in Einproduktunternehmen, ermittelt werden. Er erkennt ebenfalls das Problem des mengenorientierten Produktivitatsansatzes und beschreibt die Vorgehensweise, Output- und Inputmengen mit Preisen zu bewerten, um die Mengen vergleichbar zu machen. Diese WertgroRen nennt (Dellmann 1994) „Quasi-MengengroRen oder reale Werte“24 Andere Autoren wie (Weber 1983) vergleichen die Produktivitat mit weiteren Kennzahlen wie der Rentabilitat oder der Liquiditat bzw. dem Ergebnis eines Unternehmens. (Dellmann 1994) fasst diesen Gedanken in einer Formel fur die Produktivitat zusammen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durch diese Betrachtung wird die Produktivitat als Quotient aus Aufwendungen und Ertrage bzw. aus Kosten und Leistungen dargestellt.25
(Weber 1983) unterscheidet mehrere mogliche Betrachtungsweisen auf diesen Quotienten. Demnach existiert im ersten Fall die Moglichkeit, dass die Aufwendungen konstant und nur die Ertrage variabel sind. In diesem Fall ware bei einer Steigerung der Ertrage ebenfalls eine Erhohung des Produktivitatsquotienten zu erwarten. Hier ware das Ziel des Unternehmens ihren Gewinn zu maximieren einhergehend mit dem Ziel die Produktivitat zu erhohen, da in gleichem AusmaR die Differenz zwischen Aufwendungen und Ertragen mehr wird. Damit steigt der Gewinn des Unternehmens. Gleiches ware der Fall, wenn es seine Aufwendungen senken konnte.26
Der zweite Fall geht von sowohl variablen Aufwendungen als auch variablen Ertragen aus. Hier mussen wiederum zwei Moglichkeiten unterschieden werden. Zum einen ein linearer Verlauf von Aufwendungen und Ertragen, wie beispielsweise bei einem polypolistischen Anbieter mit einer polypolistischen Nachfragestruktur. Der maximal zu erzielende Gewinn wurde bei der Kapazitatsgrenze liegen, was gleichzeitig die maximale Produktivitat des Unternehmens darstellen wurde.27 Das wird in Abbildung 2 verdeutlicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum anderen ein linearer Verlauf von Aufwendungen und ein glockenformiger Verlauf von Ertragen, wie beispielsweise bei einem monopolistischen Anbieter und einer polypolistischen Nachfragestruktur. Hier wurde der maximale Gewinn nicht mit der maximalen Produktivitat zusammenfallen. Da Unternehmen in der Regel das Ziel verfolgen den Gewinn zu maximieren, wird es sich fur die zu produzierende Menge entscheiden, bei der der Gewinn maximal ist.28 29 30 Dieser Sachverhalt wird mit Abbildung 3 visualisiert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Weber 1983) schlieRt daraus, dass es fur ein Unternehmen nur so lange erstrebenswert ist die Produktivitat zu erhohen, als dass sie mit dem maximalen Gewinn zusammenfallt. Daher ist es seiner Ansicht nach nicht sinnvoll, die Produktivitat bei der Formulierung der Zielsetzung des Unternehmens mit einzubeziehen, sondern sich auf die Rentabilitat zu beschranken. Die Produktivitat stellt fur ihn eine VergleichsgroRe fur Unternehmen dar, kann beim verfolgen ihrer gewinnmaximierenden Ziele aber vernachlassigt werden.31
Als Zwischenfazit lasst sich festhalten, dass es allein bei der allgemeinen Definition der Produktivitat von Autor zu Autor unterschiedliche Sichtweisen gibt, welche jeder fur sich selbst etwas anders definiert. Der kurze Vergleich zwischen (Dellmann 1994) und (Weber 1983) soll diesen Sachverhalt verdeutlichen. Der weitere Verlauf dieser Arbeit wird einen Uberblick der am weitesten verbreitetsten Teilproduktivitaten32 liefern.
2.2.2 Gebrauchlichste Teilproduktivitaten
(Dellmann 1994) weist auf die Verbindung zwischen Gesamtproduktivitat und Teilproduktivitaten hin.33
Die Gesamtproduktivitat ist nach (Dellmann 1994) das Verhaltnis einer bestimmten Outputmenge und alle dafur verwendeten Inputmengen.34 Ebenfalls differenziert er die Thematik der nominalen und realen Betrachtung der Gesamtproduktivitat. Dabei ist er der Ansicht, dass eine Vermischung oder Gleichsetzung von realen und nominalen GroRen dem eigentlichen Produktivitatsgedanken widerspricht.35
Die nominale Produktivitat wird durch Bewertung der realen Mengen mit den Marktpreisen berechnet. Daraus ergeben sich laut Dellmann die „nominalen Leistungen und Kosten“36 welche im Verhaltnis zueinander die, nach amerikanischer Literatur definierte, Profitabilitat darstellen. Wurden dabei die Marktpreise uber den Zeitablauf hinweg konstant bleiben, ware die Profitabilitat gleichzusetzen mit der Gesamtproduktivitat. Da die Marktpreise sich aber uber den Zeitablauf verandern, beschreibt (Dellmann 1994) diesen Zustand, als wurde sich ein „,Geldschleier‘“37 uber die realwirtschaftlichen Prozesse legen, hinter dem die Effektivitats- und Effizienzveranderungen nicht mehr ohne Probleme erkannt werden konnen. Die Veranderung der Preise muss differenziert von der Veranderung der Mengen betrachtet werden.38
Im weiteren Verlauf wird der Zusammenhang zur Profitabilitat vernachlassigt, da er fur diese Arbeit keine weiteren Erkenntnisse liefert.
Um zur Uberleitung von der Gesamtproduktivitat zu den Teilproduktivitaten zu kommen, wird zunachst die Gesamtproduktivitat definieren als:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Teilproduktivitaten Arbeit, Kapital und Material werden im Folgenden naher betrachtet. Daraus ergeben sich die folgenden drei Teilproduktivitaten, welche heute am haufigsten verwendet werden.
2.2.2.1 Arbeitsproduktivitat
Unter Arbeitsproduktivitat versteht (Weber 1983), in Anlehnung an das wirtschaftliche Prinzip, eine Abwandlung seines Produktivitatsverstandnisses. Er weist darauf hin, dass unter den eingesetzten Mitteln der Faktor Arbeit verstanden werden muss. Dieser kann auf unterschiedliche Weise abgebildet werden.39 Zusatzlich muss unter der erzielten Wirkung das ausschlieRlich vom Faktor Arbeit erwirtschaftete Ergebnis verstanden werden.40
(Dellmann 1994) hat dafur eine passende Formel definiert, welche das wiederspiegelt, was (Weber 1983) sagt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Weber 1983) weist auf das Problem hin, dass das erwirtschaftete Ergebnis bezogen auf den Faktor Arbeit normalerweise nicht bestimmbar ist. Zum Erreichen des Ergebnisses, bzw. des Outputs spielen in einem Unternehmen mehrere Faktoren eine Rolle, welche unterschiedlich stark ausgepragt sind. Deswegen kann als Output nur das gesamte erwirtschaftete Ergebnis verwendet werden. Das fuhrt nach (Weber 1983) zu Zweifel, ob von Arbeitsproduktivitat gesprochen werden kann, da den eingesetzten Mitteln nicht das zugehorige erwirtschaftete Ergebnis gegenubergestellt werden kann.41
Zunachst ist zu definieren, was unter dem wirtschaftlichen Prinzip verstanden wird. Das wirtschaftliche Prinzip oder auch okonomische Prinzip ist ein Grundsatz in der Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft. Er besagt, dass „ein bestimmter Erfolg mit dem geringstmoglichen Mitteleinsatz (Minimalprinzip) bzw. mit einem bestimmten Mitteleinsatz der groRtmogliche Erfolg (Maximalprinzip) erzielt werden soll.“42
(Dellmann 1994) sowie (Weber 1983) haben zur Abbildung bzw. Berechnung der Arbeitsproduktivitat drei verschiedene GroRen in Betracht gezogen. Diese GroRen unterscheiden sich jeweils im Aufwand ihrer Berechnung sowie in der Aussagefahigkeit auf die Arbeitsproduktivitat eines Unternehmens. (Weber 1983) gibt zum besseren Verstandnis die Annahme vor, dass die Arbeitsproduktivitat fur ein abgelaufenes Geschaftsjahr berechnet werden soll.
- Als erstes fuhren beide die Zahl der Beschaftigten an.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sie lasst sich am leichtesten aus dem Geschaftsjahresbericht eines Unternehmens entnehmen. Es handelt sich meist um die Mitarbeiterzahl zum Zeitpunkt des Erstellens des Jahresabschlusses. Um fur eine bessere Aussagefahigkeit zu sorgen, muss die durchschnittliche Anzahl an Beschaftigten im Geschaftsjahr berechnet werden. Weber weist darauf hin, dass nur eine Durchschnittszahl dem erwirtschafteten Ergebnis eines Geschaftsjahres gegenubergestellt werden kann.43
Bei der Berechnung der Arbeitsproduktivitat, mit Hilfe der Zahl der Beschaftigten, handelt es sich um die am wenigsten aussagefahigste GroRe. Hier wird der Bestand des Faktors Arbeit betrachtet, der zeitliche Einsatz oder die Qualitat der Arbeit wird auRen vorgelassen. Beispielsweise kann dadurch nicht betrachtet werden, wie viele Beschaftigte im vergangenen Jahr nur in Teilzeit gearbeitet haben oder ob und wie viele Uberstunden geleistet wurden.44
- Die zweite Moglichkeit der Berechnung ist mit Hilfe der Beschaftigtenstunden oder auch Mitarbeiterstunden. Die Beschaftigungsstunden besitzen eine hohere Aussagekraft als die durchschnittliche Anzahl an Beschaftigten, da sie den zeitlichen Aspekt wiederspiegeln, aber sie lassen sich umstandlicher berechnen.45
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hier wird die Qualitat der Arbeit nach wie vor nicht berucksichtigt. Beispielsweise gibt diese Darstellung zwar an, wie viele Stunden insgesamt gearbeitet wurden um das erwirtschaftete Ergebnis zu erbringen. Uber die Schwierigkeit der Arbeit bzw. ob es sich um hochbezahlte oder niedriger bezahlte Arbeit handelt werden keine Erkenntnisse gewonnen.46
- Die dritte Moglichkeit ist durch ermitteln der Lohne und Gehalter. Das ist die aufwendigste Methode zur Berechnung der Arbeitsproduktivitat. Andererseits sind diese Zahlen normalerweise innerhalb eines Unternehmens bekannt und somit schnell zu beschaffen, sobald sie einmal ermittelt wurden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mithilfe dieser Berechnung kommt die Qualitat der Arbeit zum Ausdruck. Dadurch ist sie die aussagefahigste Methode zur Messung der Arbeitsproduktivitat.
Aus diesen Moglichkeiten der Berechnung ergeben sich zwei Kennzahlen um die Arbeitsproduktivitat im operativen Tagesgeschaft messen und vergleichen zu konnen.
Das ist zum einen der Umsatz je Mitarbeiter und zum anderen der Umsatz je Mitarbeiterstunde:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese beiden Kennzahlen finden vor allem als OrientierungsgroRe fur Unternehmen und als Managemententscheidungen Anwendung. Der Nachteil ist, dass Preisanderungen am Markt oder Anderungen des Wechselkurses47 nicht erkennbar sind. Dadurch werden beide Kennzahlen verfalscht,48 was zu einem fehlerhaften Selbstbild des Unternehmens fuhren kann.49
2.2.2.2 Kapitalproduktivitat
Als nachste Teilproduktivitat ist die Kapitalproduktivitat oder auch Anlagenproduktivitat50 zu nennen. Sie bezieht sich auf das Realkapital eines Unternehmens und somit auf das Vermogen oder Teile des Vermogens. Es existieren zwei Sichtweisen auf die Auspragung. Einerseits die engere Sicht, in welcher z. B. Maschinen gemeint sind. Zum anderen die weitere Sicht, unter welcher zusatzlich noch Betriebsausstattung, Grundstucke und Gebaude, Patente sowie Lizenzen verstanden werden.51
Die allgemeine Formel zur Kapitalproduktivitat lautet:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese kann in weitere Unterscheidungen der engeren Betrachtung und der weiteren Betrachtung differenziert werden. In der engeren Sicht kann die Kapitalproduktivitat durch Maschinenstuckzahl oder Maschinenstundenzahl berechnet werden. Bei der weiteren Sicht durch Bestands- oder Vermogenswerten sowie Abschreibungen.52 Dazu folgende Formeln, die Dellmann definiert hat:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durch diese Formel wird der Output angegeben, der pro Maschine produziert werden kann. Deutlich wird nicht, ob auch alle Maschinen zum Produzieren des ermittelten Outputs eingesetzt wurden.53 Das macht sie wenig aussagefahig. Sie ware es dann, wenn es sich um vollstandig vergleichbare Maschinen handelt, z. B. Webstuhle. AuRerdem wird hier nur der Bestand betrachtet, nicht aber der tatsachliche zeitliche Einsatz der Maschinen.54 55
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Berechnung liefert die erbrachte Leistung pro Maschinenstunde. Genau wie bei dem Output pro Maschine muss es sich um vollstandig vergleichbare Maschinen handeln. AuRerdem wird nach Weber nur die tatsachliche erbrachte Leistung berechnet, wenn die Maschinen an- und abgeschaltet werden konnen. Warum dies der Fall ist, erlautert er im weiteren Verlauf nicht. Damit wurde der zeitliche Einsatz zum Ausdruck kommen.56
Allein durch die Verwendung von WertgroRen anstelle von Mengen lassen sich auch unterschiedliche Sachanlagen miteinander vergleichen. Das Vergleichen ist, aufgrund der moglichen vorherrschenden Bewertungsunterschiede der einzelnen Sachanlagen, problematischer. Dellmann definiert dafur die Formel fur den „Bestandsumschlag“57 wie folgt:58
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei den Bestandswerten handelt es sich um GroRen, die nach (Weber 1983) aus der Handelsbilanz entnommen werden konnen. Je nach Sachanlage wird es sich dabei um den Anschaffungs- oder Herstellungswert bzw. um die, unter Berucksichtigung von planmaRigen und auRerplanmaRigen Abschreibungen, angesetzten Tageswerte der Anschaffungs- oder Herstellungswerte handeln. Ahnlich wie bei der Berechnung mit Hilfe der Maschinenstuckzahl kommt hier ebenfalls nur der Bestand, nicht der zeitliche Einsatz zum Ausdruck.59
Die Berechnung der Kapitalproduktivitat mit Hilfe der Abschreibungen ist die letzte Moglichkeit, die in dieser Arbeit vorgestellt wird. Sie ist laut (Weber 1983) nur sinnvoll bei Vermogensgegenstanden, die an- und abgeschaltet werden konnen. Zusatzlich mussen sich die Abschreibungen auf die Nutzungszeit der Maschinen beziehen. Dadurch kommt der zeitliche Einsatz zum Ausdruck, welcher bei allen vorhergehenden Varianten nicht aufgezeigt werden kann bzw. nur mit Einschrankung aufgezeigt wird. Da die Abschreibung anhand der Kalenderzeit in den meisten Unternehmen dominiert, ware der genannte zeitliche Einsatz wiederum nicht gegeben.
2.2.2.3 Materialproduktivitat
(Dellmann 1994) als auch (Weber 1983) sind sich bei der Definition der Materialproduktivitat einig. (Dellmann 1994) definiert sie folgendermaRen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sie ist als Erganzung zur Arbeitsproduktivitat bzw. der Kapitalproduktivitat anzusehen und kann sich entweder auf die Roh- und Hilfsstoffe oder zusatzlich auf die Betriebsstoffe beziehen. Dabei setzt Dellmann in seiner Formel eine, den Faktor Material abbildende GroRe ins Verhaltnis zu einer GroRe, welche das Ergebnis des Wirtschaftsprozesses im Unternehmen ausdruckt.
Bei der Auswahl der GroRen fur den Faktor Material scheiden BestandsgroRen aus, da es sich nicht um Sachanlagen handelt, wie bei der Arbeitsproduktivitat oder der Kapitalproduktivitat. Der Bestand an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen variiert je nach taglichem Bedarf der Produktionsmaschinen und ist damit stark von Zufallen abhangig. Das macht das Heranziehen der Bestandswerte fur den Faktor Material wenig reprasentativ.
Zur Abbildung des Faktors Material kommen demnach nur Bewegungs- oder VerbrauchsgroRen in Betracht.60 Zusatzlich kann zwischen Verbrauchsmengen und Verbrauchswerten unterschieden werden. Verbrauchsmengen konnen dann verwendet werden, wenn nur auf eine Materialart beschrankt wird. Laut (Weber 1983) ist das in einem Unternehmen mit groRtenteils „analytischer Stoffverwertung“61 der Fall. Bei Unternehmen mit hauptsachlich „synthetischer Stoffverwertung“62 ware die letzte Moglichkeit, fur jede verwendete Materialart eine eigene Materialproduktivitat zu ermitteln. Das ist aufwendig, was die Verwendung von Verbrauchswerten umso attraktiver macht. Als Verbrauchswerte lassen sich die Materialaufwendungen oder auch die intern kalkulierten Materialkosten verwenden.63
Analytische Stoffverwertung ist ein Verfahren, durch welches Rohstoffe in mehrere Erzeugnisse aufgespalten werden. Solch ein Verfahren findet vor allem in „naturnahmen Zweigen bei der mechanischen oder chemischen Zerlegung komplexer Rohstoffe“64 Anwendung. Ein Beispiel hierfur ware im Schlachthausbetrieb, der Kohle- und Erzaufbereitung oder bei der Extraktion von Zucker aus Ruben.
Beim synthetischen Verfahren werden mehrere Rohstoffe zu einem neuen Erzeugnis zusammengesetzt, zusammengemischt oder chemisch miteinander vereinigt. Das ist bei allen Montagevorgangen der Fall wie z. B. der Automobilindustrie aber auch bei der Herstellung von Puddingpulver und Margarine. Zwischen analytischer und synthetischer Stoffverwertung herrscht ein Zusammenhang, dadurch ist es haufig der Fall, dass einem synthetischen Prozess ein analytischer vorangestellt ist. Beispielsweise in der Bekleidungsindustrie, in welcher einer der ersten Arbeitsschritte das Zuschneiden der Stoffe (analytisch) und ein nachfolgender das Zusammennahen dieser Stoffe (synthetisch) ist.65
In diesem Kapitel wurden einige der verschiedenen Arten von Produktivitat vorgestellt und naher erlautert. Damit ist das Grundverstandnis fur den Begriff Produktivitat dargelegt worden. Es folgt eine Abgrenzung des Verstandnisses der Produktivitat zu verwandten Begriffen, wie Rentabilitat und Wirtschaftlichkeit.
2.3 Produktivitat Abgrenzung
Der Begriff Produktivitat ist leicht zu verwechseln mit dem der Rentabilitat oder der Wirtschaftlichkeit. Deshalb wird im Folgenden auf den Unterschied zwischen den Kennzahlen eingegangen.
2.3.1 Produktivitat und Rentabilitat
Die Rentabilitat besitzt in der Betriebswirtschaftslehre vier verschiedene Auspragungen:
- die Eigenkapitalrentabilitat
- die Aktienrentabilitat oder „Anteilsrentabilitat“66
- die Gesamtkapitalrentabilitat
- die Umsatzrentabilitat
Zwischen allen genannten Rentabilitatsformen, bis auf der Umsatzrentabilitat, existieren Beziehungen untereinander. Die Umsatzrentabilitat fallt aus der herkommlichen Betrachtung der Rentabilitat heraus, da es sich bei allen anderen Formen um Kapitalrentabilitaten handelt.67
Wenn von Rentabilitat gesprochen wird, ist meist damit die Eigenkapitalrentabilitat gemeint. Sie beschreibt den Gewinn oder Verlust im Verhaltnis zum Eigenkapital des Unternehmens.68 Damit kann auf die Hohe der Wertschopfung des Unternehmens, auf Basis des eingesetzten Eigenkapitals, geschlossen werden. Sie ist eine ZielgroRe, welche vom Unternehmen selbst langfristig festgelegt wird. Aber auch auf kurze Sicht, wie z. B. ein Jahr ist sie aussagekraftig.
Aufgrund der detailreichen Unterschiede zwischen den einzelnen Formen der Rentabilitat sowie der Tatsache, dass im Allgemeinen bei Rentabilitat die Eigenkapitalrentabilitat gemeint ist, wird im weiteren Verlauf der Arbeit auf die Darstellung der anderen Formen verzichtet.
(Dikow 2006) vergleicht die Produktivitat mit der Rentabilitat um daraus Erkenntnisse fur die Ergiebigkeit des Wirtschaftsprozesses zu erlangen. Er definiert den Wirtschaftsprozess als die Kombination und Veranderung von Inputfaktoren um einen Output zu produzieren. Die daraus resultierende Relation bezeichnet er als Ergiebigkeit zwischen Output und Input, welche die Basis fur Bewertungsansatze nach dem Rationalprinzip darstellt.69 70
Im direkten Vergleich der beiden Kennzahlen wird deutlich, worin sie sich unterscheiden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Differenzierung des Ergiebigkeitsbegriffes 70
Die Produktivitat wird im Allgemeinen definiert als Relation zwischen der erbrachten Leistung und den Faktoreinsatzen. Beispielsweise bezieht sie bezieht sich auf Gesamtaufwand auf der Input Seite sowie auf die Gesamtleistung auf der Output Seite. Damit wird der eingesetzte Aufwand der erbrachten Leistung gegenubergestellt, um auf Verbesserungspotenziale eines Prozesses schlieRen zu konnen.
Die Input Seite der Rentabilitat bezieht sich z. B. auf das eingesetzte Eigenkapital und setzt dieses ins Verhaltnis zum erwirtschafteten Gewinn. Damit wird eine Verzinsung des investierten Kapitals zum Ausdruck gebracht. Die Rentabilitat ist geeignet zur Bewertung der Kapitalverzinsung und in der Regel beim Finanzierungsprozess eines Unternehmens zu finden. Dabei wird die Frage, woher der Kapitalzuwachs im Einzelnen kommt, nicht betrachtet.
Zusammenfassend lasst sich sagen, dass nach (Dikow 2006) der Rentabilitat die Fahigkeit der Bedeutung als Indikator des Gesamtunternehmenserfolgs zugesprochen werden kann. Sie ist als ZielgroRe zum Messen des Unternehmenserfolgs geeignet. Als Instrument fur die Bewertung der Zusammensetzung dieses Erfolgs ist sie weniger geeignet.71 Fur (Weber 1983) ist die Produktivitat eine VergleichsgroRe fur Unternehmen und sollte bei der Zielformulierung nicht betrachtet werden.72
2.3.2 Produktivitat und Wirtschaftlichkeit
Der Begriff Wirtschaftlichkeit ist ein anderer Begriff fur das wirtschaftliche Prinzip. Um zu verstehen, was das bedeutet, muss der Begriff Wirtschaften erlautert werden.
Beim Wirtschaften geht es darum, die Bedurfnisse des Menschen zu befriedigen. Als Bedurfnis wird eine Mangelempfindung nach Sachgutern oder Dienstleistungen bezeichnet, mit dem gleichzeitigen Wunsch, diese zu befriedigen. Bedurfnisse konnen in drei Kategorien unterschieden werden:
- Existenzbedurfnisse:
Dazu zahlt z. B. Nahrung, Kleidung und eine Wohnung. Sie sind fur das Leben notwendig.
- Grundbedurfnisse:
Das sind Bedurfnisse wie beispielsweise ein Radio oder Bildung. Sie zahlen nicht als existenznotwendig, sondern werden von dem jeweiligen Lebensstandard sowie sozialen und kulturellen Umgebung des einzelnen bestimmt.
- Luxusbedurfnisse
Sie gelten als verzichtbar, dazu gehoren z. B. Schmuck, Genussmittel und eine Zweitwohnung Ein Bedurfnis kann nicht immer eindeutig in eine Kategorie eingeordnet werden. Die Kategorisierung eines Bedurfnisses hangt von den individuellen Wertvorstellungen eines Menschen sowie den gesellschaftlichen Normen ab, in welchen er sich befindet. Beispielsweise kann ein Auto zu den Grundbedurfnissen oder auch zu den Luxusbedurfnissen zahlen. Wird dem Bedurfnis ein Wert beigemessen, wie es beispielsweise durch Werbung mit konkreten Preisangaben der Fall ist, dann wird aus dem Bedurfnis ein Bedarf. Der Bedarf wird auch als Nachfrage nach bestimmten materiellen oder immateriellen Gegenstanden sowie Dienstleistungen bezeichnet.73
Um diese Bedurfnisse zu befriedigen, mussen Gegenstande, Tatigkeiten und/oder Rechte erworben werden. Betriebswirtschaftlich wird das als „Guter“ bezeichnet. Es gibt zwei grundlegende Unterscheidungen zwischen den Gutern:
- Freie Guter:
Diese Guter sind in nahezu unbegrenzter Menge verfugbar und es werden keinerlei Aufwendungen bei der Gewinnung benotigt. Freie Guter sind zum Beispiel Licht und Luft. Die Einteilung in freie Guter wird von den individuellen ortlichen Gegebenheiten abhangig gemacht. Beispielsweise ist Luft und Licht fur einen Bergmann unter Tage kein freies Gut, da zu ihrer Gewinnung Aufwendungen notwendig sind.
- Knappe Guter:
Als knappe Guter gelten Guter, welche nur in begrenzter Menge vorhanden sind und erst durch eine wirtschaftliche Tatigkeit zur Verfugung stehen. Dabei wird unterschieden in materielle Guter, zum Beispiel Lebensmittel und immaterielle Guter, wie zum Beispiel die Dienstleistung eines Friseurs.74
Im Folgenden eine Ubersicht uber die Unterteilung von Gutern mit Beispielen fur materielle und immaterielle Guter.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Unterteilung der Guter75
Aufgrund des Ungleichgewichts zwischen dem beschrankten Umfang der meisten Guter und den unbegrenzten menschlichen Bedurfnissen ergibt sich der Bedarf zum Wirtschaften. Wirtschaften wird als ein planmaRiger Einsatz von knappen Gutern zur Befriedigung menschlicher Bedurfnisse bezeichnet. Dabei werden die Menschen durch die Knappheit der Guter gezwungen, uber mogliche alternative Verwendungsmoglichkeiten der Guter nachzudenken. Das fuhrt zum Prinzip des wirtschaftlichen Verhaltens.75 76
Das wirtschaftliche Verhalten oder auch Wirtschaftlichkeitsprinzip ist gekennzeichnet durch zwei unterschiedliche Auspragungen. Entweder wird „ein vorgegebenes Ziel mit minimalem Mitteleinsatz realisiert (Optimierung der Mittel) oder bei vorgegebenem Mitteleinsatz das Ziel optimiert“77.
Das Verstandnis des Wirtschaftlichkeitsprinzips wird oft verwechselt mit dem Min/Max-Prinzip. Dieses Prinzip versucht mit minimalem Mitteleinsatz einen maximalen Ertrag zu erzielen. Das erweist sich bei naherer Betrachtung als unmoglich, da beide Auspragungen in einem Zielkonflikt zu einander stehen. Beispielsweise kann das Ziel den Geschaftsgewinn zu maximieren nicht erreicht werden, wenn gleichzeitig das Warenangebot (=Mitteleinsatz) minimiert werden soll.78 (Jung) liefert in seiner Arbeit eine Ubersicht uber die, seiner Meinung nach, unterschiedlichen Auspragungen des Wirtschaftlichkeitsprinzips. Dabei unterteilt er das Wirtschaftlichkeitsprinzip in eine mengenmaRige und eine wertmaRige Ansicht:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Auspragungen des okonomischen Prinzips7
Aus mengenmaRiger Sicht definiert (Jung), dass bei minimalem Einsatz an Produktionsfaktoren ein vorgegebener Guterertrag zu erwirtschaften ist (Minimalprinzip) oder bei einem gegebenen Aufwand an Produktionsfaktoren der maximale Guterertrag zu erzielen ist (Maximalprinzip).
Die wertmaRige Betrachtung nach (Jung) besagt, dass ein bestimmter Erlos bei minimalem Geldeinsatz zu erwirtschaften ist (Sparprinzip) oder mit einem gegebenen Geldaufwand ein maximaler Erlos zu erzielen ist (Budgetprinzip).79 80
Diese Darstellung des Wirtschaftlichkeitsprinzips zeigt, wie nahe die Wirtschaftlichkeit mit der Produktivitat verbunden ist. Bei der Produktivitat in ihrer Urform wird der mengenmaRige Ertrag mit dem mengenmaRigen Einsatz ins Verhaltnis gesetzt, genau wie es (Jung) hier fur die Wirtschaftlichkeit definiert hat. Er unterteilt die Wirtschaftlichkeit in eine mengen- und eine wertmaRige Betrachtung und bezeichnet sie als Maximal- und Minimalprinzip, bzw. Budget- und Sparprinzip. Die mengenmaRige und wertmaRige Unterteilung wurde ebenfalls fur den Begriff der Produktivitat verwendet, welche (Dikow 2006) zusammenfasst.81
Als Zwischenfazit lasst sich sagen, dass Wirtschaftlichkeit und Produktivitat sich bereits in der Theorie schwierig voneinander abgrenzen lassen. Bei einer rein konservativen theoretischen Betrachtung kann der Unterschied darin erkannt werden, dass die Produktivitat sich ausschlieRlich auf Mengen beschrankt. Die Wirtschaftlichkeit hat das Ziel, uber knappe Ressourcen zu verfugen, welche uber die marktwirtschaftlichen Preise bewertet sind. Der Unterschied ist demnach die marktwirtschaftliche Bewertung der Gutermengen.82 In der Praxis wurden sowohl fur Produktivitat als auch fur Wirtschaftlichkeit unterschiedliche Auspragungen definiert und beispielsweise die Gutermengen bei der Produktivitat mit Marktpreisen bewertet. Nach der konservativen theoretischen Betrachtung wird dadurch aus der Kennzahl Produktivitat, die Kennzahl Wirtschaftlichkeit. Bei der Wirtschaftlichkeit geht es unter anderem um das verfugen uber knappe Ressourcen, was bei naherer Betrachtung ebenfalls das Ziel der Produktivitat ist. Demnach ist es in der Praxis umso schwieriger die beiden Kennzahlen voneinander abzugrenzen, da sie eng mit einander verwoben sind und beide auf dem Verstandnis des wirtschaftlichen Prinzips basieren.
An diesem Punkt der Arbeit wird die Betrachtung der Produktivitat von betriebswirtschaftlicher Sicht auf die volkswirtschaftliche Sicht geandert. Kern dieser Arbeit sind Produktivitatsverluste, die sich mit voranschreitender Umsetzung der Industrie 4.0 auf die gesamte Volkswirtschaft beziehen. Dazu wird zunachst das Solow-Modell vorgestellt, um den theoretischen Rahmen zu bilden. AnschlieRend folgt eine praktische Einordnung der Thematik anhand des Produktivitatsparadoxons und der damit verbundenen Messproblematik der Produktivitat.
2.4 Solow-Modell
Die bisherige Betrachtung der Produktivitat war hauptsachlich aus betriebswirtschaftlicher Sicht. In diesem Kapitel wird zunachst das Solow-Modell erlautert um im weiteren Verlauf auf das Solow-Residuum zu sprechen zu kommen. Dieses bezeichnet den technologischen Fortschritt. Das Solow-Modell wurde 1956 von Robert Solow vorgestellt und zeigt, wie der Output einer Volkswirtschaft beeinflusst wird durch das Zusammenwirken von Wachstum eines Kapitalstocks, dem Wachstum der Erwerbsbevolkerung und dem technologischen Fortschritt. Es besagt, dass sich die Wachstumsraten der Lander langfristig nicht andern und bei null liegen. Das wird damit erklart, da sie sich auf einen Punkt zubewegen, in welchem die Faktoren Wachstum des Kapitalstocks, Wachstum der Erwerbsbevolkerung sowie technologischer Fortschritt gegenseitig aufgehoben werden. Dieser Punkt wird als Steady State bezeichnet.83
2.4.1 Solow-Modell - Ersparnis
Das Solow-Modell ist ein Modell zur Darstellung des okonomischen Wachstums im Zeitablauf. Es zeigt, wie das Wachstum der Produktion im Zeitablauf durch Ersparnis, Bevolkerungswachstum und technologischen Fortschritt beeinflusst wird. Dazu wird zunachst die Ersparnis und das Bevolkerungswachstum betrachtet. Der technologische Fortschritt als exogene GroRe wird im Anschluss erganzt.84
Um das Solow-Modell zu verstehen, muss zunachst der Ursprung des Modells geklart werden. Betrachtet wird zunachst die Veranderung der Ersparnis. Es setzt sich zusammen aus dem Guterangebot und der Guternachfrage. Das Bevolkerungswachstum sei konstant. Die folgenden Ausfuhrungen uber das Solow-Modell basieren auf den Erkenntnissen von (Mankiw 2017).
2.4.1.1 Guterangebot und Produktionsfunktion
Das Guterangebot basiert auf der Produktionsfunktion:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durch diese Gleichung wird deutlich, dass die Produktion von Kapital- und Arbeitseinsatz abhangt. Da das eingesetzte Kapital eine StromgroRe ist, kann diese nicht direkt gemessen werden. Dafur wird haufig der Kapitalbestand als NaherungsgroRe verwendet.
Das Solow-Modell geht bei der Produktionsfunktion von konstanten Skalenertragen aus. Konstante Skalenertrage bei der Produktionsfunktion liegen dann vor, wenn
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
fur jede positive Zahl z gilt. Wird bei konstanten Skalenertragen der Kapital- und Arbeitseinsatz mit z multipliziert, muss auch die produzierte Gutermenge mit z multipliziert werden. Durch die konstanten Skalenertrage konnen alle GroRen relativ zur Hohe des Arbeitsvolumens ausgedruckt werden. Dies wird durch das Einsetzen von z = 1/L in die Definition der konstanten Skalenertrage bestatigt. Die Gleichung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
entsteht. Diese Gleichung verdeutlicht, dass die Produktion pro Erwerbstatigen Y/L eine Funktion des Kapitals je Erwerbstatigen K/L ist. Die Zahl 1 kann ignoriert werden, da sie eine Konstante ist. Die Annahme konstanter Skalenertrage impliziert, dass die GroRe der Wirtschaft das Verhaltnis von Output je Beschaftigter und Kapital je Beschaftigter nicht verandert. Da die GroRe der Wirtschaft keine Rolle spielt, kann jede Variable als Pro-Kopf-GroRe geschrieben werden. Fur die Pro-Kopf-GroRen wird die Schreibweise mit kleinen Buchstaben verwendet. Die Produktion je Erwerbstatigen wird durch
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
der Kapitaleinsatz je Erwerbstatigen mit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
dargestellt. Der Kapitaleinsatz je Erwerbstatigen kann auch als Kapitalintensitat bezeichnet werden.
Durch die Verwendung dieser Schreibweise kann die Produktionsfunktion als
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
geschrieben werden. Dabei gilt f(_k) = F(k, 1). Diese Produktionsfunktion wird in Abbildung 7 grafisch dargestellt.
Die Produktionsfunktion
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Die Produktionsfunktion85
Anhand der Steigung der Produktionsfunktion wird deutlich, um welchen Betrag die Pro-Kopf- Produktion steigt, fur jede zusatzlich eingesetzte Einheit Kapital pro Kopf. Dieser Betrag wird als Grenzprodukt des Kapitals (MPK) bezeichnet. Formal bedeutet dies, dass
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
gilt. In Abbildung 7 wird auRerdem deutlich, dass die Produktionsfunktion, mit steigendem Kapitaleinsatz flacher verlauft. Sie weist ein abnehmendes Grenzprodukt des Kapitals auf. Je kleiner der Kapitalstock ist, umso mehr steigt das Produktionsniveau pro zusatzlich eingesetzter Einheit Kapital. Ist der Kapitalstock bereits groR, steigt das Produktionsniveau pro zusatzlich eingesetzter Einheit Kapital um einen geringeren Betrag.86
[...]
1 Dikow 2006, S. 12
2 Vgl. Reuss 1960, S. 12
3 Vgl. Dikow 2006, S. 12
4 Dikow 2006, S. 13
5 Dikow 2006, S. 13
6 Dikow 2006, S. 13
7 Vgl. Dikow 2006, S. 12ff.
8 In Anlehnung an: Dikow 2006, S. 16
9 Vgl. Dikow 2006, S. 16
10 Dikow 2006, S. 19
11 Vgl. Dikow 2006, S. 20
12 Vgl. Dikow 2006, S. 21
13 In Anlehnung an Dellmann 1994, S. 16
14 Dikow 2006, S. 22
15 Vgl. Dikow 2006, S. 21f
16 Vgl. Dikow 2006, S. 22f.
17 Vgl. Dikow 2006, S. 23f.
18 Dikow 2006, S. 28
19 Vgl. Dikow 2006, S. 27 ff
20 Vgl. Dikow 2006, S. 27 ff
21 Dellmann 1994, S. 16
22 Dellmann 1994, S. 16
23 Vgl. Dellmann 1994, S. 17
24 Dellmann 1994, S. 18
25 Dellmann 1994, S. 18
26 Vgl. Weber 1983, S. 46
27 Vgl. Weber 1983, S. 46
28 Selbst erstellte Abbildung
29 Vgl. Weber 1983, S. 46
30 Selbst erstellte Abbildung
31 Vgl. Weber 1983, S. 46f
32 Vgl. Weber 1983, S. 52
33 Vgl. 2.2 Arten von Produktivitat
34 Vgl. Dellmann 1994, S. 17
35 Vgl. Dellmann 1994, S. 19
36 Dellmann 1994, S. 19
37 Dellmann 1994, S. 19
38 Vgl. Dellmann 1994, S. 19
39 Dellmann 1994, S. 21
40 Vgl. Weber 1983, S. 52
41 In Anlehnung an Dellmann 1994, S. 22
42 Gabler Wirtschaftslexikon 2018b vom 14.02.2018, abgerufen am 22.03.2018
43 In Anlehnung an Dellmann 1994, S. 22
44 Vgl. Weber 1983, S. 52f
45 In Anlehnung an Dellmann 1994, S. 22
46 Vgl. Weber 1983, S. 53
47 In Anlehnung an Dellmann 1994, S. 22
48 Dellmann 1994, S. 22
49 Vgl. Dellmann 1994, S. 22
50 Vgl. Weber 1983, S. 58
51 Vgl. Dellmann 1994. S. 23
52 Dellmann 1994, S. 23
53 Vgl. Dellmann 1994, S. 23
54 Vgl. Weber 1983, S. 59
55 Dellmann 1994, S. 23
56 Vgl. Weber 1983, S. 59
57 Dellmann 1994, S. 23
58 Dellmann 1994, S. 23
59 Vgl. Weber 1983, S. 59
60 Dellmann 1994, S. 24
61 Weber 1983, S. 61
62 Weber 1983, S. 61
63 Vgl. Weber 1983, S. 61
64 Riebel 1963, S. 55
65 Vgl. Riebel 1963, S. 55f.
66 Weber 1983, S. 5
67 Vgl. Weber 1983, S. 5
68 Vgl. Weber 1983, S. 6
69 Vgl. Dikow 2006, S. 41
70 Dikow 2006, S. 42
71 Vgl. Dikow 2006, S. 41f.
72 Vgl. Weber 1983, S. 46f.
73 Vgl. Jung, S. 4
74 Vgl. Jung, S. 5
75 Jung, S. 6
76 Vgl. Jung, S. 6
77 Jung, S. 6
78 Vgl. Jung, S. 7
79 Jung, S. 7
80 Vgl. Jung, S. 7
81 Vgl. Dikow 2006, S. 19
82 Vgl. Dellmann 1994, S. 1 - 16
83 Vgl. Mankiw 2017, S. 247
84 Vgl. Mankiw 2017, S. 246
85 Mankiw 2017, S. 249
86 Vgl. Mankiw 2017, S. 247 - 249
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