Zu den Öffentlichkeitsbegriffen bei Hannah Arendt und Niklas Luhmann Hannes Barske
1 Einleitung
Die Beiden Begriffe sind nicht nur als "einfach verschieden" zu bezeichnen, sie rühren jeweils von einer je anderen Perspektive her.
Während es bei Arendt um den Öffentlichen Raum, das Reich der Freiheit geht, das immer dort entsteht, wo Menschen sich frei von ihren Notwendigkeiten begegnen und miteinander reden, so bleibt im funktionalen Denken Luhmanns an Stelle der Öffentlichkeit nur noch die öffentliche Meinung als ein Medium für Themen, die beste Chancen haben, eine gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Wo bei Hannah Arendt es die Menschen sind, die sich direkt sehen und hören, und in diesem Bewußtsein eine Öffentlichkeit erzeugen, so ist das Individuum bei Luhmann ein System in der Umwelt des umfassenden Sozialen Systems "Gesellschaft". Die Folgen dieser Feststellung werden klar, wenn die Bedeutung der Begriffe wie "System und Umwelt", "Autopoiesis" geklärt werden. Sie lassen die warmen und hoffnungsvollen Arendtschen Begriffe von Macht, von Politik und Öffentlichkeit gleichsam erstarren, wie wir noch sehen werden.
2 Hannah Ahrendt: Das Handeln, der Raum des Öffentlichen, Macht
Bei Hannah Arendt (Hannah Arendt 1962, 1970) sind es wohl diese drei Begriffe, die einen gewissen Mittelpunkt in ihrem Denken ausmachen. Ausgangspunkt ist die griechische Polis, in der sie den Raum des Öffentlichen zum letzten mal zu entdecken vermag. Der Raum des Öffentlichen unterscheidet sich qualititiv von der Spähre des Privaten. In diesem Bereich die Gewalt des Oikosdespoten das ausschlaggebende. Die Menschen sind hier zusammen, um den Notwendigkeiten des Lebens zu begegnen, um zu Arbeiten. Demnach ist diese Öffentlichkeits- Konzeption wohl zunächst eine sehr elitäre: nur derjenige, der über soviel Eigentum (heißt: Sklaven) verfügte, der war schließlich in der Lage, sich der Politik hinzugeben, welche im Öffentlichen Raum, in der Polis, stattfand. Hier war das Reich der Freiheit, der Freiheit von allen ökonomischen Erwägungen und Notwendigkeiten. Hier war man in der Gesellschaft der Besten, von agonalem Geiste beseelt, und konnte hervortreten in das Gesehen-und-gehörtwerden durch jeden anderen. Hier auch wird erst handeln möglich - im Sinn von freiem, tugendhaftem, nicht durch die Gewalt einer Fremdherrschaft bestimmtes handeln, oder durch die Macht der Notwendigkeiten des Lebens, oder auch im Gegensatz zum "Sich-Verhalten", das später, in er Massengesellschaft, die des öffentlichen Raumes verlustig geworden ist, an seine Stelle treten wird. Nur hier, in einem solchen öffentlichen Raume wird Macht möglich als ein freier Zusammenschluß von Individuen, die dann im Einvernehmen miteinander handeln. Handeln, wiederum ist eine Tätigkeit, die einzig und allein nur dem Menschen eigen ist, ihn insofern von den Tieren unterscheidet. Der Machtbegriff ist streng unterschieden von "Stärke" und "Gewalt" (Hannah Ahrendt 1970). Im Verlaufe der Entwicklung zur modernen Massengesellschaft sind wohl drei Gründe für die Abwesenheit des Öffentlichen Raumes als die hauptsächlichen zu nennen: zum ersten das Christentum. "Gutes tun", so Hannah Ahrendt, lag immer schon in den Möglichkeiten menschlichen Handelns. In der hellenischen Polis geschah dieses im öffentlichen Raum, war insofern öffentlich, als daß es von jedem gehört und gesehen werden konnte, und ihm so ein größtmögliche Öffentlichkeit zukam. Die Bürger der Polis begegneten sich in ständigem Wettstreit des tugendhaften virtuosen Handelns. Im Christentum, vornehmlich nach der Reformation, ändert sich dies: der Einzelne tut gutes nur noch in der Gesellschaft des Herrn. Die Öffentlichkeit, die Hannah Ahrendt im Falle der Polis noch als die eigentliche Welt bezeichnet hatte, ist hier schlichtweg nicht mehr existent. In diesem Zusammenhang spricht sie auch von "Weltverlust". Die moderne Wissenschaft - als zweites - durch die Gleichmacherei der Statistik steht nun im krassen Gegensatz zum atonalen Geist der Polis: was dort noch als besonders, als hervorstechend gut, als besonders tugendhaft galt, ist hier nur noch ein Ausschlag auf der Normamplitude - etwas anormales, von der Norm abweichendes. Zudem hat sich die Ökonomie, die einst noch in der Sphäre des Privaten beheimatet war, des Öffentlichen Raumes bemächtigt, so daß die Notwendigkeiten nunmehr alle gesellschaftlichen Beziehungen bestimmen. Unter diesen Prämissen ist "Handeln" im ursprünglichen Sinne undenkbar geworden: vielmehr ist zurückgeblieben ein "Sich-verhalten", wie es die statistische Norm, wie auch die Lebensnotwendigkeiten und mit ihnen die ökonomischen Erwägungen gebieten.
Wenn man jedoch mit Luhmann in strukturdeterminierten Systemen denkt, so wird es schwierig, Begriffe wie Macht und Öffentlichkeit in der Art zu lokalisieren, wie Hannah Arendt es tat.
Luhmann: Reduktion von Komplexität,...
Mit Luhmann betrachten wir nicht mehr das Individuum und seine Vermögen oder Vernunft, auch nicht kleine Gruppen von ihnen, die durch Assoziation in der Lage sind, Macht zu "haben", sondern die Gesellschaft als umfassendes, sich selbst reproduzierendes System. Dies System wiederum ist eine emergente Einheit aus einer Vielheit von Kommunikationen, schließlich aller Kommunikationen, die kommuniziert, bzw. reproduziert (und nicht vergessen) werden. Der Begriff Individuum schließlich scheint mithin fraglich; Luhmann spricht vorzugsweise von Personen, besser noch: von Bewußtseinssystemen, für die die Gesellschaft (das Soziale System) die Umwelt bildet. Die Bewußtseinssysteme treten mit dem sozialen System nur durch Kommunikation in Kontakt. Kommunikation ist jedoch unter folgenden Einschränkungen nur möglich. Zum Verständnis dessen sind die Begriffe "symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien", "Autopoiesis", "strukturelle Kopplung", "Sinn" und "Selektion" nötig.
Soziale Systeme bestehen elementar aus Kommunikation. Kommunikation ist jedoch nicht statisch, sondern kann nur in der Zeit als Element gesehen werden. Sie muß also, damit das System erhalten bleibt, anschlußfähig gehalten werden.
Bewußtseinssysteme und soziale Systeme kommunizieren miteinander über das Medium "Sinn". Sinn bezeichnet die Historizität der Kommunikation und der Bewußtseinsformen, und damit auch die Bezüge zu vorangegangenen und möglicherweise folgenden Kommunikationen. Wenn wir mit Luhmann annehmen, daß jeder Kommunikation eine JA/NEIN- Codierung zugrunde liegt, so bildet jede Kommunikation innerhalb dieses Schemas eine Form, die dann - auch wenn sich nur für einen Exponenten entschieden werden kann -, als diese binäre Form wieder zur Verfügung steht. Dies alles natürlich nur, sofern etwas nicht "einfach" vergessen wird, anders: kein Anschluß für weitere Kommunikation gegeben wird.
Um für die Anschlußfähigkeit möglichst vieler Kommunikationen zu "sorgen" muß die Komplexität der so vielfältigen Kommunikationen reduziert werden, so daß die Kommunikation tatsächlich "kommun" ist, also im evolutionären Sinne gute Chancen hat, verstanden zu werden. Kommunikation genommen, als der evolutionär folgenreiche Versuch, mit der Umwelt zurecht zu kommen, bedeutet, daß sich das System der Kommunikation, also das Soziale System, nach bestimmten strukturellen Gegebenheiten der Umwelt ausrichtet; und zwar in der Weise, daß es sich gegen einige immunisiert, von anderen jedoch in verstärktem Maße abhängig wird. Die physische Ungleichheit der Personen, die im System kommunizieren kann z.B. reduziert werden auf den Begriff der Macht, der symbolisch generalisiert und mit seiner Erwähnung in seinem "Sinn" aktualisiert wird, ohne ihn in seiner Gänze zu artikulieren. Das Unerklärliche, mit dem Bewußtseinssystem zurechtkommen müssen, ermöglicht den Glauben an Mythen und Religionen. Die organisierte Knappheit von Gütern schließlich wird reduziert über einen symbolischen Tauschwert - das Geld- das Besitz symbolisiert und generell als gültig anerkannt wird. Der Prozeßcharakter wird beschrieben durch den Begriff der Autopoiesis. Er bezeichnet die Selbst- Reproduktion des Systems, also die Produktion von systemimmanenten Elementen aus denselben: Kommunikation aus Kommunikation über das Medium "Sinn". Der Begriff beschreibt die operative Schließung eines Systems um ein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium herum, und damit die Herstellung einer eigenen Struktur, die keiner anderen außerhalb des Systems gleicht. Die Strukturbildung kann beschrieben werden als eine immerwährende Differenzierung: die immer wieder wiederholte Differenz, die eine Kommunikation entweder in das System inkludiert oder exkludiert, anders: die das System auf Grund seiner Struktur als Information versteht, oder gar nicht, oder als störendes Rauschen wahrnimmt. Etwa wie bei der organischen Zelle werden Umwelteinflüsse an er Systemgrenze hochselektiv behandelt: es gibt Stoffe, die Zellmembranen nicht überqueren können, andere, die aufgenommen werden, und wieder andere, die die Zellmembran reizen und stören, und so eine unverständliche Störung im System erzeugen, auf die es möglicherweise reagieren muß. Soziale Systeme können sich wechselseitig nicht als einzelne Systeme identifizieren; sie sind jeweils Umwelt für die anderen. So kann auch nicht behauptet werden, das sie miteinander kommunizierten. Informationsübertragung muß so als reiner, kontingenter Zufall gelten. Da ein System das spezifische Verhalten eines anderen - wenn überhaupt - wahrnimmt, dann nur als Veränderung in der Umwelt. Das System kann also bestenfalls seine Umwelt auf Veränderungen hin beobachten. In diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung von Mitteilung und Information, oder Information und Daten hilfreich. Unter den oben beschrieben Voraussetzungen ist es nicht mehr bedeutsam, wie die Mitteilung eins Systems lautet, wenn die Information, die in der Struktur eines andern aufgenommen wird, eine ganz abweichende ist. Zudem gibt es Information nur in Systemen, die über das Medium "Sinn" kommunizieren, Information ist nur eine solche, wenn sie in einen begrifflichen Kontext eingefaßt werden kann. In der Umwelt von solchen Systemen existieren "bestenfalls Daten, pure Faktizität" (Luhmann1990: 47), Information ist eine systeminterne Qualität. Direkten Informationsaustausch gibt es zwischen Systemen nur über "strukturelle Kopplungen", ein Begriff, der, würde Luhmann noch leben, von ihm sicherlich noch weiter entwickelt worden wäre. Kopplung bezeichnet die Abhängigkeit von Systemen zu ihrer Umwelt. Wenn das System in der Lage ist, sich selbst als in dieser Abhängigkeit befindlich zu beobachten (Beobachtung II. Ordnung), wird es auch in der Lage sein, gezieltere Mitteilungen zu senden, bzw., Einflüsse, die aus seiner Umwelt kommen, gezielter zu selektieren, was heißt: sie in das System einlassen, oder auch nicht. Die Entscheidung wiederum setzt voraus, daß das System eine Differenz zu einer Information bilden kann: ja oder nein sagen, die Information im System kommunizieren kann oder nicht; die Frage ist also, ob im System für die Information an der Systemgrenze die semantischen Strukturen vorhanden sind, die es ermöglichen, die Information im System zu kommunizieren. Das System agiert auf Grund seiner Struktur, und reproduziert sie gleichsam durch dieses Agieren: durch die Reaktion auf Umwelteinflüsse. Die Reaktion, die ja eine nach ja/nein codierte Entscheidung ist (s.o. unter dem Stichwort "Sinn") ist ihrerseits eine Zwei-Seiten-Form, die später - wenn sie erinnert wird, also anschlußfähig für weitere Kommunikation ist - wieder zur Verfügung steht. Wenn dies der Fall ist, ist sie Teil der Struktur des Systems; man könnte sagen, das System habe gelernt, es hat sich weiter ausdifferenziert.
Im Übergang von stratifizierten Gesellschaftsformen, in denen Begriffe wie Macht/ Herrschaft, Besitz, Glaube, Wahrheit in der Oberschicht zentralisiert sind, zur funktional differenzierten Gesellschaft, in der sich diese Begriffe zu symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien, und um sie herum soziale Systeme ausdifferenziert haben, bleibt die Frage nach einer zentralen Instanz für öffentliche Kommunikation. Die Frage mag auch lauten, wie öffentlich Kommunikation überhaupt möglich sein kann unter den beschriebenen Prämissen der immerwährenden Selektion an Systemgrenzen auf Grund der Strukturdeterminiertheit von Systemen.
Wenn wir davon ausgehen, daß Systeme wie Politik, Recht, Erziehung, Religion, Wirtschaft, Kunst, Liebe als Teilsysteme des umfassenden Sozialen Systems "Gesellschaft" funktionieren, sich jeweils um spezifische Begriffe semantisch ausdifferenzieren, nehmen wir gleichsam an, das nicht jede Information in jedem beliebigen System verstanden werden kann. Das bedeutet andersherum, daß nicht ein Zustand in der Umwelt des Sozialen Systems, der in einem Teilsystem als Problem oder als Gefahr angesehen, wird, in jedem anderen in diesen Zusammenhang gesetzt wird. Wie also kann Kommunikation öffentlich sein, wenn sie die Komplexität der Umwelt auf je andere Weise intern reduzieren?
In diesem Zusammenhang interessieren wohl vor allem die Massenmedien. Bilden sie eine zentrale Instanz für öffentliche Kommunikation? Oder bilden sie gar ein Soziales System, das bestimmte Funktionen im Hinblick auf Bedürfnisse in der gesellschaftlichen Umwelt (gemeint sind hier die psychischen Systeme) erfüllt, und damit seine ganz spezifischen Unterscheidungen einführt?
Luhmann stellt die These auf, daß das Medium der Öffentlichen Meinung auf einer Fiktion beruht, die die Komplexität und die jeweilig unterschiedliche Systemzeit der beteiligten Systeme verschleiert (Luhmann 1993: 179,180). Öffentlichkeit beschränkt sich auf bestimmte Themen, die in er Lage sind, trotz der komplexen Abläufe innerhalb der Systeme , die Aufmerksamkeit zu erlangen. Hier tritt wieder der Fall der Selektion und Kopplung ein: Themen müssen den Aufmerksamkeitswert mitbringen und in die Struktur von Systemen assimilierbar sein, um als Information wahrgenommen zu werden. Nach der Art lassen sich dann auch Themenkarrieren feststellen (Luhmann 1970: 14, 15): Themen werden erzeugt durch besonders Interessierte und womöglich durch einflußreiche (als einflußreich kommunizierte) Personen gefördert (oder eben auch nicht). Als öffentliche Meinung erscheinen die Themen jedoch nicht mehr selbst, sondern lediglich als Meinungen und Entscheidungen über diese. Die Themen entwickeln so eine Themengeschichte, einen jeweils eigenen Kontext, auf dessen Grundlage dann öffentlich kommuniziert werden kann. Zugleich jedoch kann ein System wie das Politische nur eine gewisse Anzahl von Themen aktuell behandeln- um sich schließlich der gewünschten Aufmerksamkeit zu versichern: ein weiteres Mal wird selektiert.
Luhmann schreibt (Luhmann 1970: 18): [Die] funktionale Differenzierung ist soweit fortgeschritten, daßeine Integration der Gesamtgesellschaft durchöffentliche, keinem Teilsystem besonders verbundene Meinung höchst unwahrscheinlich geworden ist (wie z.B. im Falle derÖffentlichkeit in der antiken Polis H.B). Das zwingt dazu, den Begriff derÖffentlichkeit von ihrer Funktion her neu zu interpretieren und ihn so in die Teilsysteme, hier in das politische System der Gesellschaft zu übertragen.Öffentlichkeit hieße dann, daßdas politische System Situationen herstellt, in denen die Neutralisierungsfunktionöffentlicher Situationen erfüllt werden kann - in denen also Kommunikationen nicht durch nichtpolitische Teilsysteme der Gesellschaft(...) und auch nicht durch die Besonderheiten engerer Teilsysteme des politischen Systems(...) strukturiert sind, sondern eben durch Themen öffentlicher Meinung.
Die Öffentlichkeit der funktional ausdifferenzierten Gesellschaft unterscheidet sich so von der Öffentlichkeits- Konzeption des 18. Jh. Hier wird der Öffentlichkeit eine Schiedsrichterfunktion zugeschrieben; sie ist im Sinne der Aufklärung emphatisch aufgeladen als puissance invisible(Luhmann 1970: 23),der eine gesellschaftskritische Haltung inhärent ist. Die Rekonstruktion eines Öffentlichkeitsbegriffes kommt jedoch an den Problemen der Komplexität nicht vorbei (s.o.)
Im Kontext einer Theorie des politischen Systems hat dieser Umbau des Konzeptes deröffentlichen Meinung weitreichende Bedeutung. Er Zwingt zunächst zum schmerzlichen Verzicht auf Rationalitätserwartungen und auf Hoffnungen auf eine Revitalisierung zivilrepublikanischen "Lebens" . Er Zeigt anderseits deutlich, daßdas politische System der modernen Gesellschaft nicht als eine Zentralinstanz begriffen werden kann, deren Tüchtigkeit (virtus) oder Untüchtigkeit durch das Volk beobachtet werden kann. An die Stelle der Zentralinstanz tritt das laufende Beobachten von Beobachtern, also die selbsreferentielle Schließung des Systems. Dem entspricht, daßder politische Code nicht mehr allein auf der Unterscheidung Machthaber/Machtunterworfenen (Regierung/Untertan) beruht, sondern auf der Seite der Macht nochmals binär codiert ist mit Hilfe des Schemas Regierung/Opposition. Auf diesen Kernpunkt mußman den Begriff der Demokratie reduzieren. Dann versteht man auch, daßund wie die Idee der politischen Opposition sich im 18. Jh. Vom alten höfischen Faktionismus und vom politischen Problem der Rivalität ablösen konnte; und genau dafür bedurfte es des Rückgriffs auf die puissance invisible, der öffentlichen Meinung.(Luhmann, 1993: 182). Dies bedeutet jedoch nicht, man sollte den Betrieb der Öffentlichen Meinung mit dieser nüchternen Bilanz einstellen. Es geht Luhmann lediglich darum, klarzustellen, daß an die öffentliche Meinung keine Rationalitätsansprüche gestellt werden können, und hervorzuheben, daß sie für das politische System zunächst nur die Funktion der Beobachtung-der-Beobachtung hat, und mithin der selbsreferentiellen Schließung des politischen Systems dient, und ihr nicht ein Status von objektiver Meta- oder Zentralinstanz zukommt.
Kurzes Fazit
Ganz im Gegensatz also steht dieses Konzept zu dem Bild der hellenischen Polis; hier emergente Strukturen, eingeschränkte Resonanzfähigkeit, hohe Eigenkomplexität, Verzicht auf Rationalität, dort ein Platz, an dem etwas allen Gemeines passiert. Indem es von allen gehört und gesehen wird, kommt ihm Öffentlichkeit zu. Die Methapher des Tisches (Hannah Arendt 1967: 66), der den Raum des Öffentlichen darstellt, der das "Zwischen" zwischen denen, die um ihn sitzen bedeutet, ein Raum, an dem alle gleichermaßen teilhaben, die findet keine Anknüpfpunkte mehr in der Luhmannschen Welt. Es scheint, als seien dort unübersehbar viele Tische, die einander nur noch verzerrt wahrnehmen; was ihnen (denen, die an ihnen sitzen) bleibt, scheint nur noch Staunen über das verirrende Rauschen (um eine andere Metapher einzuführen), um sie herum, daß sie - halbblind - den anderen Tischen zuschreiben .
Literatur:
ARENDT, Hannah: Macht und Gewalt. München : Piper 1970 Dies.: Vita Activa. München : Piper 1967
LUHMANN, Niklas: Öffentliche Meinung. In: Politische Vierteljahresschrift (PVS) 1970/1
Ders.: Gesellschaftliche Komplexität und öffentliche
Meinung. In: Soziologische Aufklärung 5.
Konstruktivistische Perspektiven. 2. Auflage. Opladen : Westdeutscher Verlag 1993
Ders.: Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt am Main 1998
- Citation du texte
- Hannes Barske (Auteur), 2001, Zu den Öffentlichkeitsbegriffen bei Hannah Arendt und Niklas Luhmann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103349
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