Die Arbeit behandelt folgende Frage: Sind buddhistische Praktiken im Westen anwendbar und welche Wirkungen ziehen sie nach sich? Zu Anfang wird aufgezeigt, was elementare Bestandteile der Lehre sind und es werden klassisch buddhistische Grundsätze in verschiedene Kategorien einsortiert. Anschließend wird auf die verschiedenen buddhistischen Schulen samt der historischen Entwicklung der Religion im Westen eingegangen. Im darauffolgenden Kapitel wird dann die Umsetzung eines zweiwöchigen Selbstexperimentes dargestellt, bei dem der Alltag mit buddhistischen Praktiken kombiniert worden ist. Als Vergleichspunkt für die subjektiven Erfahrung wird ein Interview mit zwei Buddhisten herangezogen und ausgewählte wissenschaftliche Analysen und Studien betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
1. Exposé
2. Die Lehre des Buddhas
2.1 Die Grundzüge
2.2 Umgang mit Geist und Gedanken
2.2.1 Hinterfragen
2.2.2 Das Leben ist Leiden
2.2.3 Mitgefühl
2.3 Buddhistisches Handeln
2.3.1 Triebe und Mäßigung
2.3.2 Achtsamkeit und Meditation
2.4 Karma – die gestaltlose Gerechtigkeit
3. Ein Überblick über den Buddhismus
3.1 Verschiedene religiöse Richtungen
3.2 Geschichte vom Buddhismus im Westen
4. Selbstexperiment und Interview: buddhistische Praktiken im Alltag
4.1 Umsetzung
4.2 Auswertung des Selbstexperiments und des Interviews
4.2.1 Meditation
4.2.2 Achtsamkeitspraxis
4.2.3 Empathischer Umgang mit anderen Menschen
4.2.4 Mäßigung
5. Resümee – Buddhismus im Westen fehl am Platz oder Retter der Zukunft?
6. Anhang
6.1 Zweiwöchiges Selbstexperiment
6.2 Interview mit Herrn X und Frau Y
7. Quellenverzeichnis
7.1 Literaturquellen
7.2 Internetquellen
1. Exposé
Fernost. Ein gar außergewöhnliches Gebiet, voller wundersamer Sagengestalten, Architekturen und auch Philosophien, die so unterschiedlich zu den unseren in Deutschland sind. Als Kind faszinierte mich dieser Raum beständig, weil meine Mutter schon seit Jahren typisch Ostasiatisches in den Haushalt integriert hat. Räucherstäbchen, Qi Gong und Buddha-Statuen sind seit jeher Bestandteil meines Lebens. Wirkliche Praktiken und Denkweisen gehörten jedoch nie dazu, weshalb ich mich mit vollem Interesse in folgender Facharbeit dem Thema „Die Anwendung und Wirkung buddhistischer Praktiken im westlichen Alltag“ zuwenden möchte.
Im Laufe meiner Arbeit werde ich der Leitfrage „Sind buddhistische Praktiken im Westen anwendbar und welche Wirkungen ziehen sie nach sich?“ genaustens auf den Grund gehen.
Zu Anfang meiner Arbeit zeige ich erst einmal auf, was elementare Bestandteile der Lehre sind und sortiere klassisch buddhistische Grundsätze in verschiedene selbstgewählte Kategorien ein. Zur Unterstützung nehme ich hierzu ausschließlich akkurate Fachlektüre.
Anschließend gehe ich auf die verschiedenen buddhistischen Schulen samt der historischen Entwicklung der Religion im Westen ein.
Im darauffolgenden Kapitel stelle ich dann die Umsetzung meines zweiwöchigen Selbstexperimentes dar, bei dem ich meinen Alltag mit buddhistischen Praktiken kombinierte. Als Vergleichspunkt für meine subjektiven Erfahrung ziehe ich ein eigen geführtes Interview mit zwei Buddhisten heran und betrachte dazu noch ausgewählte wissenschaftliche Analysen und Studien.
Ob nun solch ein Wandel maßgebliche positive oder vielleicht sogar negative Effekte hervorruft, formuliere und bewerte ich in meinem Resümee, wobei ich meine eigenen Ergebnisse reflektiere und darin einen möglichen Nutzen für andere Menschen aufzeige.
2. Die Lehre des Buddhas
2.1 Die Grundzüge
Der Buddhismus ist wie Wasser. (eigene These)
Bevor man sich tiefer mit den Theorien dieses Glaubens beschäftigt, sollte man sich diesem Umstand bewusst werden. Die höchsten Grundbausteine – Toleranz, Empathie und Freundlichkeit – tragen dazu bei, dass der Buddhismus nicht nur eine oder zwei Facetten besitzt, sondern allgemein pluralistisch anwendbar ist. Genauso wie sich Wasser einem Gefäß angleicht, ist der Buddhismus einfach in andere vorherrschende Kulturen integrierbar. Strenge Dogmen und Regeln fehlen hierbei vollkommen, weil man seine eigene Meinung zu den Praktiken und Ansichten finden soll. Daher kann man nicht klar definieren, ob man hierbei tatsächlich von einer Religion oder lediglich von einer Philosophie spricht, bei der Mystisches und Göttergestalten nur bedingt zu finden sind.
Ein extremes Beispiel dafür stellt der tibetische Buddhismus dar. Durch die Verschmelzung der Lehre mit der klassischen tibetischen Götterwelt ist ein Glaube mit etlichen spirituellen Symbolen und übernatürlichen Wesen entstanden. Aber die Umsetzung kann sich auch nur auf das Verehren von Buddha als göttliche Figur oder auf die rationale Beschäftigung mit dem Selbst belaufen.
Aus diesen Gründen stellt es sich als durchaus legitim dar, die für sich ansprechendsten Bestandteile des Glaubenssystems in sein eigenes Leben zu übernehmen. Der Entstehungsmythos des Buddhismus um den Prinzen Siddhartha Gautama, den späteren Buddha, soll nicht weiter erläutert werden, da er für die Arbeit keine Bedeutung hat.
In diesem Kapitel wird nun verstärkt die Lehre des Buddhismus – Dharma1 – betrachtet, indem die essenziellen Inhalte der vier edlen Wahrheiten und des achtfachen Pfades mit anderen grundlegenden Aspekten kombiniert und in einzelne Kategorien eingeteilt werden. Zu betonen ist, dass diese Ausführung ohne die spirituellen und übernatürlichen Zusammenhänge auskommt, da die kommenden Punkte vor allem westliche Bürger, die sehr von kausalen und wissenschaftlichen Denken geprägt sind, ansprechen sollen. Die Erleuchtung, die Wiedergeburt und das Nirwana passen nicht in die meisten europäischen und westlichen Weltanschauungen, weshalb sie hier nicht weiter erwähnt werden.
Wie eingangs schon formuliert, handelt es sich beim Buddhismus nicht vollends um eine Religion an sich, weil weniger feste Denkmuster befolgt werden, sondern eher die eigenen Erfahrungen im Mittelpunkt stehen. Dabei werden in keinster Weise elementare Fragen wie „Warum leben wir?“ oder „Wie sind wir entstanden?“ beantwortet, sondern einzig und allein die Formel zum Glücklichsein und zum Beschreiten eines zufriedenen Daseins dargelegt, die in die maximale Glückseligkeit der erleuchteten Buddhaschaft münden kann. Zu diesem höchsten Bewusstseinszustand gelangt man im Buddhismus, indem man sich mit seinem Selbst beschäftigt und nur das umsetzt, was förderlich für dieses Ziel ist. Hass, Gier und das Folgen weltlicher Triebe gehören nicht dazu, da man beabsichtigt, das Glück friedlich von innen heraus zu erschaffen.
Unter der Voraussetzung, dass jedes Individuum der menschlichen Gesellschaft nach Glück strebt und Leid vermeiden will, ergeben sich damit auch wichtige Eigenschaften eines Buddhisten. Da es aus dessen Sicht nicht nur einen einzigen Weg zum zufriedenen und fröhlichen Sein gibt, sorgen Toleranz und Mitgefühl gleichermaßen zu einem friedlichen Austausch mit andersdenkenden Kulturen.
Auf dem Fundament des Glücklichwerdens fußen alle weiteren Theorien und Vorstellungen.
2.2 Umgang mit Geist und Gedanken
2.2.1 Hinterfragen
„Wenn du den Buddha siehst, töte ihn!“2
Dieses Zitat spiegelt eines der wichtigsten Aspekte des Dharma wider. Das Hinterfragen spielt schon seit der Zeit des ursprünglichen Buddhas eine bedeutsame Rolle, denn er wollte es tunlichst vermeiden, dass seine Anhänger ihm blind folgten. Sie sollten die Praktiken erleben und selbst einschätzen, ob sie ihnen im weiteren Beschreiten des Lebens nützen würden. Jenes Ergründen beschränkt sich aber nicht nur auf die Lehre, sondern auch auf das Verstehen seiner eigenen Situation im Leben, wobei man seine aktuelle Lage erkennen und nach Ursachen für Positives und Negatives gleichermaßen suchen soll. Solch analytisches Denken hilft ungemein, um die eigenen Motive festzustellen. Erst wenn man sich selbst vollkommen versteht, kann man zu einer objektiven Sichtweise bei jedem Konflikt in sich oder mit seinen Mitmenschen gelangen, sodass ein Zusammenleben viel angenehmer vonstattengeht.
Darüber hinaus ist es im Buddhismus auch sehr bedeutend, seinen eigenen Sinnen skeptisch gegenüberzustehen, weil in ihm zwischen Wahrnehmung und Realität unterschieden wird. Zum Beispiel kann ein Schlauch in einer Gartenlaube den Puls in die Höhe schießen lassen, weil er aus dem Augenwinkel aussah wie eine gefährliche Schlange. Durch das Abstreifen dieser Denkmuster ist es einem Menschen möglich, freier und voller Selbstbestimmung dem eigenen Handeln nachzugehen.
2.2.2 Leben ist Leiden
Jenes klingt nach einer sehr pessimistischen und gar lebensfeindlichen Einstellung, aber wenn man die entscheidenden Hintergründe versteht, ergibt sich der Sinn von allein.3
Alles in unserer Welt, jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze und auch unser Universum ist vergänglich und wird früher oder später von Krankheit, Alter und schließlich Tod heimgesucht. Daher soll man akzeptieren, dass Wandel und Veränderungen allgegenwärtig sind.
Auch Glück selbst kann zu Leid führen, denn zum einen verspürt man gelegentlich Schmerz, wenn ein wohltuender Moment nur von kurzer Dauer ist. Zum anderen vermögen es auch materielle Güter, nur zeitweise Glück zu erzielen, da man entweder eines Tages mehr haben möchte oder sich durchweg um sein wertvolles Eigentum sorgt. Die Freude über den Kauf eines teuren Sportwagens kann sich schnell auch in Angst wandeln, dass er womöglich Opfer von Zerstörung oder Raub wird.
Allgemein gesagt ist die Dissonanz zwischen den eigenen Erwartungen und zukünftigen Entwicklungen Auslöser für das meiste Leiden, weshalb man versuchen sollte, kommenden Ereignissen offen gegenüberzustehen. Trotzdem ist nicht alles Unbehagliche schlecht, genauso wenig wie auch die Furcht und der Gedanke an Flucht vor einer Gefahr nicht unsinnig erscheint. Selbst körperliches Leiden muss nicht immer zwangsläufig ein Auslöser für Unglück sein. Ein schwerst verwundeter, noch lebender Soldat ist trotz allen Widrigkeiten in der Lage Freude zu erlangen, wenn seine Nation den Krieg gewonnen hat.
2.2.3 Mitgefühl
Ein weiterer Schritt hin zum Glück und weg vom Leiden ist im Dharma Empathie und soziale Anteilnahme. Mitgefühl ist im Buddhismus die Grundlage für ein gutes Bestehen im Leben, denn sobald man sich für andere Menschen und Lebewesen interessiert, ist der Weg zum gemeinsamen Glück gelegt. Dieser Zusammenhang lässt sich ganz einfach nachvollziehen:
Wenn man sich bei jeder Interaktion oder Begegnung mit einer anderen Person stets in dessen Lage versetzt, verspürt man irgendwann fast dieselben Emotionen und Gefühle, wodurch auch das Leid des anderen auf einen selbst übergeht. Das hat dann zur Folge, dass man möglichst dieses Problem aus der Welt schaffen will und erst recht nicht dem jeweiligen Menschen noch mehr Schaden zufügen möchte. Friedliches und ausgeglichenes Handeln ist damit schon vorprogrammiert und wirkt darüber hinaus egoistischen Trieben erfolgreich entgegen. Zunächst ist es wichtig in seinem Freundes- und Familienkreis – sangha4 – damit zu beginnen, indem man sich gegebenenfalls über jeden fremden Erfolg freut, als wäre es der eigene. Übergeordnetes Ziel ist das automatische bedingungslose Mitgefühl gegenüber allen Wesen zu jedem Zeitpunkt, wodurch man nicht nur der Welt, sondern auch sich selbst einen großen Gefallen tut.
2.3 Buddhistisches Handeln
Wenn es im Buddhismus um das Handeln geht, sind die fünf Sittenregeln 5 unbedingt zu erwähnen. Genauso wie allem anderen in der Religion geht man diesen Regeln nicht stur nach, sondern passt sie an die jeweiligen eigenen Ansprüche an.
Die erste davon – nicht zu töten – ist schon nicht aus physiologischer Sicht möglich. Allein beim Trinken tötet man unzählige Mikroorganismen und in Gefahrensituationen verbietet es das Glaubenssystem nicht, sein Leben unter Notwehr zu verteidigen. Erwähnenswert ist dabei der Fakt, dass auf Grund der Würde der Frau Abtreibung genauso wenig verwerflich ist, wie zusätzlich der Konsum von Fleisch6.
Ähnlich wie die erste Regel gleichen sich die zweite – nicht zu stehlen – und die vierte – nicht zu lügen – dem Inhalt der Zehn Gebote des Christentums7 und werden identisch formuliert und ausgelegt. Nach der dritten Regel darf man keinen einseitig gewollten Geschlechtsverkehr praktizieren, was allgemein alle Laien betrifft. Mitgliedern buddhistischer Klöster ist es natürlich nicht gestattet Sex nachzugehen, denn sie beabsichtigen die Abkehr von weltlichen Gelüsten am meisten. Um jegliche Trübung des Bewusstseins zu vermeiden, plädiert zuletzt das fünfte Gesetz auf den Verzicht von Drogen.
2.3.1 Triebe und Mäßigung
Ein diszipliniertes Sein, welches auf einem sehr hohen Grad der Selbstbeschränkung aufbaut, ist nicht explizit in den Schriften des Buddhismus erklärt, bildet aber eine direkte Konsequenz aus der Forderung, sich den weltlichen Impulsen zu entsagen. Man sollte sein Verlangen danach zügeln, weil es durch dessen Folgen im schlimmsten Fall auch unberechenbare Schäden für den Einzelnen bringen kann. Diese negativen Begierden und Emotionen sind als Neid, Aggression und animalische Grundbedürfnisse in jedem Menschen veranlagt. Sobald man die Kontrolle über jenes Negative in sich erlangt, werden die glücklichen Aspekte im Leben gefördert.
Äußerliche Änderungen hervorzurufen, wie etwa durch friedliche und heitere Sprache Gehässigkeit und Tratsch zu überdecken, stellt eine kleinere Herausforderung dar, als diese Disziplin im Inneren auszuüben. Auch wenn man etwa aufhört, Objekte der Begierde zu kaufen, verschwindet das materielle Verlangen danach nicht. Dafür muss man sich vor allem seinen inneren Denkmustern bewusst werden und das geschieht am besten durch Achtsamkeit und Meditation.
2.3.2 Achtsamkeit und Meditation
Im Westen wird dieser Begriff nicht selten als Modewort in allen möglichen Foren, Zeitschriften oder auch Seminaren verwendet. Doch was heißt es, achtsam zu sein?
Es ist schlicht die intensive Konzentration des Verstandes auf dessen Wahrnehmung während einer Tätigkeit im Hier und Jetzt. Wirklich jedes Schaffen ist dafür geeignet. Für den einen mag das Sport sein, für den anderen ein Handwerk.
Das Herzstück der achtsamen Praxis ist dabei zweifelsohne die Meditation. Unzählige Techniken beschreiben verschiedenste Ausübungen, wobei vom stillen Sitzen über Yoga bis hin zur Geh-Meditation die Spanne sehr groß ist.
Die wohl berühmteste Art und Weise zu meditieren ist die Vipassana-Meditation8. Hierbei sitzt man entweder im Schneidersitz oder auf einem Stuhl und richtet seine Aufmerksamkeit nach und nach auf den Atem, wobei Gedanken nicht anders betrachtet werden sollen als vorbeiziehende Wolken am blauen Himmel. Dies unterstützt die bessere Kontrolle des eigenen Verstandes, um somit schändliche Gedanken durch eine reellere Wahrnehmung der Wirklichkeit aus seinem Kopf zu verbannen.
Bei jeder Meditation durchläuft man unterschiedliche Etappen. Auf anfängliche Ruhe und Entspannung folgt ein so tiefer Fokus, sodass selbst das Nachdenken aufhört. Nicht viele Menschen schaffen es in die letzte Stufe, die sich durch Leere mithilfe des Loslassens von Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen auszeichnet.
2.4 Karma – die gestaltlose Gerechtigkeit
Zunächst bedeutet Karma soviel wie „Tat“ oder „Wirken“9 und unterscheidet sich nicht wesentlich von der physikalischen Definition von Ursache-Wirkung. Diese allumfassende Instanz soll einen Menschen belohnen bzw. bestrafen, je nachdem, was er in seinem Leben getan hat. Unglück, frühzeitige Krankheit und Tod ereilen jeden, der sich unethischem und egoistischem Handeln hingibt. Torheit ohne Einsicht und Reue über vergangene Fehler kann einem dabei nicht vor den unausweichlichen Konsequenzen bewahren.
Auch die westlichen Sphären verstehen mittlerweile, dass heutiges rücksichtsloses Bewirtschaften des Planeten in der Zukunft schwerwiegende Folgen für die gesamte irdische Bevölkerung haben wird. Dies bemerkt man beim Klimawandel, beim Abholzen der Regenwälder und bei der Plastikflut in den Weltmeeren. All das wird in den bevorstehenden Jahren auf uns alle zurückfallen.
3. Ein Überblick über den Buddhismus
3.1 Verschiedene religiöse Richtungen
Mehrere Jahrzehnte nach Buddhas Tod versammelten sich seine Anhänger zu einer Handvoll von Konzilen, wo sie über den weiteren Bestand seiner Lehre diskutierten. In den ersten beiden von ihnen bildeten sich bereits die entscheidenden Hauptströmungen heraus: der Mahayana und der Theravada, aus welchen in den darauffolgenden Jahrhunderten andere Ausübungen entstanden.
Trotz dessen, dass sie auf demselben Grundgerüst von Liebe, Toleranz und Mitgefühl fußen, war der Mahayana die flexibelste beider Schulen. Alle Menschen können laut ihm den Weg zur Erleuchtung beschreiten, weshalb Mahayana auf Sanskrit „großes Fahrzeug“ bedeutet10. Unter anderem wegen der erlaubten Heirat und der Visualisierung von Spirituellem eignet es sich vorrangig für Laien, die nicht ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wollen, indem sie sich einer Mönchsgemeinschaft anschließen. Bis heute wird der Mahayana-Buddhismus gelehrt, ausgeübt und auch regelmäßig erweitert.
Ganz im Gegenteil steht dazu die Richtung des Theravada – „Lehre der Alten“11 –, welche nicht selten abwertend als Hinayana – „kleines Fahrzeug“12 – bezeichnet wird. In den Augen ihrer Vertreter sind nur eine kleine Zahl an Personen dazu bestimmt, nach Jahren des strengen Lebens in Klöstern die Erleuchtung zu erreichen. Auf Grundlage des sogenannten Pali-Kanons, ihres schriftlichen Grundlagenwerkes, streben solche Mönche die vollkommene Leere und Gelöstheit des Selbst an.
So unterschiedlich diese beiden Schulen auch waren, so friedlich bestanden sie nebeneinander, manchmal sogar am selben Ort.
In den folgenden Jahrhunderten bildeten sich weitere Richtungen heraus, welche auch den europäischen und amerikanischen Kontinenten tiefgreifend geprägt haben.
Der Zen ist hierfür ein glänzendes Exempel. Bekannt ist er durch die extreme Strenge in den Klöstern und für das Lösen vom logischen Denken durch beispielsweise Koans13. Diese, für rational denkende Menschen zweifelhaften Aussagen, beschreiben oft tiefgehende Botschaften der Lehre. Nach einer Erzählung soll zum Beispiel ein Zen-Lehrer seinen Schüler aufgefordert haben, beim Klatschen nur auf den Klang der rechten Hand zu achten14. Oben beschriebene Härte wird in den Vorschriften der richtigen Haltung beim sitzenden Meditieren deutlich, in der die Mönche lange Zeit verharren sollen. Des weiteren zielt Zen auch auf einen achtsamen Lebenserwerb bei allen Tätigkeiten des Alttags ab, um damit ein besseres Dasein zu fristen.
Nun soll der anfangs genannte tibetische Buddhismus noch seine Erwähnung finden. Mit den etlichen Symbolen, den unterschiedlichen Gottheiten und außergewöhnlichen Praktiken zählt er ohne weiteres zu den bemerkenswertesten Ausübungen des Buddhismus. Die Ergründung des Selbst mithilfe eigener Erfahrung kann durch Yoga, Visualisierung, Meditation und sogar Klarträumen nicht vielfältiger sein. Aus Sicht dieser Richtung ist jede Form von Schwingung Energie, weshalb auch sogenannte Mantras, kurze Sprechgesänge, bei der Meditation Verwendung finden. Die wohl typischsten sind „Om“ oder „Hum“ und unterstützen die Mönche bei der Versenkung15. Die in Europa teils belächelte Wiedergeburt wird des weiteren im tibetischen Buddhismus maximal ausgelebt. Jeder hohe Mönch wird in Gestalt einer anderen Person wiedergeboren, sodass seine ehemaligen Freunde nach dessen Tod seine Reinkarnation16 suchen. Auch die typisch tibetische Medizin, die vor allem auf Chakren17 und Akupunktur basiert, findet auch im Rest der Welt gehörigen Anklang.
3.2 Geschichte vom Buddhismus im Westen
Schon Marco Polo, geboren im italienischen Venedig des 13. Jahrhunderts, machte auf seinen Reisen entlang der Seidenstraße Bekanntschaft mit dem Buddhismus. Am Hofe des mächtigen mongolischen Kublai Khans war er schon längst eine allgemein anerkannte Religion. Um das Jahr 1505 erreichten dann die ersten portugiesischen Entdecker und Eroberer das buddhistisch geprägte Sri Lanka, früher Ceylon. Jedoch zeigten sie kein wirkliches Interesse an dieser Kultur, wobei sie sich durchaus unsinnige Erklärungen für bestimmte Bräuche erdachten. So befürchteten manche Jesuiten, dass sich Luthers Lehre bis in das ferne Asien ausgebreitet habe. Erst im 18. und 19. Jahrhundert erlangten die von den Kolonialisten entdeckten buddhistischen Schriften aus Indien und Tibet zunächst bei Übersetzern große Aufmerksamkeit. Leitfigur dieser Entwicklung war Sir William Jones, welcher als erster auch einen Zusammenhang zwischen den antiken Sprachen Griechisch, Latein und Sanskrit bemerkte. So erreichten nach und nach immer mehr in westlichen Sprachen verfasste Texte des Pali-Kanons und bestimmter Mahajana-Schriften den europäischen Kontinent. In diesen Werken erkannte später Arthur Schopenhauer seine eigenen Theorien wieder, denn sowohl das System der Mitleidsethik, als auch seine pessimistische Weltanschauung waren Bestandteil der uralten Lehre. Daher diente er wesentlich als Promotor bei der Verbreitung in Deutschland. Damals, als der Inhalt der Lehre langsam in den Mittelpunkt gerückt war, entstanden die ersten buddhistisch orientierten Vereine wie die „London Buddhist Society“ in England. Anfang des 20. Jahrhundert wurden sodann die ersten westlichen Mönche in asiatischen Klöster ausgebildet, die dann den Buddhismus weiter nach Europa und Amerika entsandten.
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1 Reichle, Verena: „Die Grundlagen des Buddhismus“, Frankfurt a. M., 1994, S. 55
2 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=7-5eN-5HKKk
3 Reichle, Verena: „Die Grundlagen des Buddhismus“, S. 63-66
4 Hitchcock, Susan Tyler/ Esposito, John L. : „Buddhismus“, In: National Geographic Deutschland, März 2005, Seite 156
5 Reichle, Verena: „Die Grundlagen des Buddhismus“, S. 74-78
6 Vgl. ebd., S.75
7 Vgl. https://www.ekd.de/Zehn-Gebote-10802.htm
8 Vgl. https://ich-will-meditieren.de/meditationstechniken/vipassana#Anleitung_zur_Vipassana- Meditation
9 Reichle, Verena: „Die Grundlagen des Buddhismus“, S. 34
10 Lowenstein, Tom: „Buddhismus. Philosophie und Meditation, Der Weg zur Erleuchtung, Heilige Stätten“, Köln 2001, S.52
11 Reichle, Verena: „Die Grundlagen des Buddhismus“, S.102
12 von Glasenapp, Helmuth: „Die fünf Weltreligionen. Hinduismus, Buddhismus, Chinesischer Universismus, Christentum, Islam“, Kreuzlingen/München 1963, S.112
13 Scheck, Frank Rainer/Görgens, Manfred: „Buddhismus. Schnellkurs“, Köln 1999, S.151
14 Reichle, Verena: „Die Grundlagen des Buddhismus“, S.108
15 Vgl. ebd., S.112
16 Wiedergeburt in Form eines Kindes
17 Energiezentren im menschlichen Körper
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