Die Coronakrise hat die Kulturbranche hart getroffen. Die Hausarbeit beschäftigt sich mit möglichen Präventionsmaßnahmen.
Insbesondere die Theater stehen nun vor großen Herausforderungen und ergreifen teilweise ausgesprochen kreative Maßnahmen, um die Krise zu überstehen. Ob und wie dies gelingt, hängt von vielen Faktoren ab und soll in der folgenden Hausarbeit diskutiert werden. Auch stellt sich die Frage nach möglichen präventiven Maßnahmen für ähnliche zukünftige Szenarien. Diese Frage, sowie die nachhaltige Veränderung der Theaterlandschaft in Deutschland durch die Coronakrise, werden ebenfalls aufgegriffen. Dabei wird auch der deutliche Unterschied zwischen den staatlich geförderten und den privaten Theatern nicht außer Acht gelassen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Wichtige Instrumente im System Theater
3. Was die Coronakrise für den Kulturbereich bedeutet
3.1. Mögliche Präventionsmaßnahmen
3.2. Besondere Herausforderungen für das Theater
3.3. Lösungsansätze im akuten Krisenfall
4. Zukunftsperspektiven für die Theater
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Coronakrise hat die gesamte Kulturbranche besonders hart und unvorbereitet getroffen. Insbesondere die Theater stehen nun vor großen Herausforderungen und ergreifen teilweise ausgesprochen kreative Maßnahmen, um die Krise zu überstehen. Ob und wie dies gelingt, hängt von vielen Faktoren ab und soll in der folgenden Hausarbeit diskutiert werden. Auch stellt sich die Frage nach möglichen präventiven Maßnahmen für ähnliche zukünftige Szenarien. Diese Frage, sowie die Nachhaltige Veränderung der Theaterlandschaft in Deutschland durch die Coronakrise, werden ebenfalls aufgegriffen. Dabei wird auch der deutliche Unterschied zwischen den staatlich geförderten und den privaten Theatern nicht außer Acht gelassen.
2. Wichtige Instrumente im System Theater
Ein Theater ist ein Ort an dem zumeist kreative Prozesse stattfinden. Hierbei kommen verschiedenste Abteilungen und Menschen zusammen. Da dies einiger Organisation bedarf, haben sich im Theater über die Zeit bestimmte Strukturen etabliert, welche dieses Zusammenspiel ermöglichen. Markant sind dabei die hierarchische Struktur und die enorm wichtige Rolle des Intendanten, der in den meisten Fällen als Alleinentscheider fungiert. Trotzdem sind die Theater nach wie vor eng an die öffentliche Verwaltung gebunden, was vor allem in Bezug auf die Finanzen großer Faktor ist.1 Zwar werden staatliche Theater subventioniert, die finanzielle sowie politische Abhängigkeit, zeigt sich jedoch ebenso bei privaten Theatern. Dabei gibt es eine klare Aufteilung nach Sparten (Technik, Schneiderei, Darsteller etc.). Diese sind meistens deutlich voneinander abgegrenzt und haben klare Zuständigkeitsbereiche. Gemischte Abteilungen sind äußerst selten. Außerdem gibt es eine steile Hierarchie an deren Spitze die Intendanz steht. Dadurch wird grundsätzlich eher eine horizontale Kommunikation gefördert und die vertikale Kommunikation findet kaum statt. Das Resultat können völlig verschiedene Arbeitsansätze sein.2 Sind zusätzlich noch der künstlerische- vom Verwaltungsbereich getrennt (Zwei-Stab-Modell), ist die Kommunikation noch stärker horizontal ausgerichtet.3 Allerdings ist diese Aufteilung von Theater zu Theater sehr unterschiedlich. Oft sind die Leitungen der einzelnen Abteilungen durchaus in der Lage autonom zu arbeiten. Diese sehr horizontale Struktur besteht in den meisten Theatern seit vielen Jahren. Reformen hat es in der Theaterlandschaft kaum gegeben. Vor allem die staatlichen Theater müssen sich dank der Subventionen kaum mit Reformen auseinandersetzen und bestehen daher noch heute in einer eher ursprünglichen Traditionellen Form. Auch in traditionellen Theatern ist das Modell der Doppelspitze vertreten. Diese besteht meistens aus einer Intendanz und einer Geschäftsführung. Hier sind die Zuständigkeiten eher in künstlerischen und Management Bereich aufgeteilt. Ein weiterer Unterschied ist, dass es einen Aufsichtsrat gibt. In diesem Modell hat die Intendanz also nicht die alleinige Entscheidungsgewalt.4 Das dieses hauptsächlich autoritär geführte System veraltet ist und gerade die im Theater so wichtigen kreativen Prozesse einschränken kann, wird zunehmend zur Kenntnis genommen und so bemühen sich immer mehr traditionelle Theater um Reformen.5 Dieser Prozess ist jedoch schleppend denn „Allem Anschein nach halten sich die Ensemblemitglieder mit offener Kritik an ihren Leitungen noch immer zurück"6 Allerdings häufen sich gleichzeitig die Beschwerden und Anfragen an Ensemblenetzwerke, was für eine gewisse Unzufriedenheit innerhalb der Theaterangestellten spricht. Auch deutet dies auf den Wusch nach Teamorientiertem arbeiten hin. Das setzt selbstverständlich offene und vielschichtige Kommunikation voraus. Insgesamt können Prozesse auf diese Weise durchaus optimiert werden, der Zeit- und Arbeitsaufwand steigt jedoch erheblich.7 Zusätzlich werden Reformen durch die starke politische Abhängigkeit der Theater verlangsamt oder sogar verhindert.8 Trotzdem spielt der betriebswirtschaftliche Teil eine nicht zu unterschätzende Rolle. So ist auch der Managementbegriff in der Theaterwelt zusehends relevanter geworden. Dadurch verteilen sich Aufgaben mehr und konzentrieren sich nicht zwangsläufig auf die Intendanz, die jedoch meistens die endgültigen Entscheidungen trifft. Dieser Umstand kann Prozesse mitunter stark verlangsamen.9
3. Was die Coronakrise für den Kulturbereich bedeutet
Auch vor der Coronakrise hatten viele Theater mit sinkenden Zuschauerzahlen und den bereits beschriebenen strukturellen Problemen zu kämpfen. Die Theaterlandschaft wurde vollkommen unvorbereitet mit einer Krise konfrontiert, deren Ausmaß zunächst stark unterschätzt wurde. Das Theater vereint verschiedenste Berufsgruppen in sich. Neben den Management Tätigkeiten und den unterschiedlichen Künstlern, gibt es einige Handwerkliche und technische Bereiche. Somit sind keineswegs nur Künstler von der Krise betroffen. Ein großes Problem stellt in diesem Zusammenhang die Tatsache dar, dass ein erheblicher Teil der Belegschaft ihre Tätigkeit freiberuflich ausübt. Vor allem an privaten Theatern und in der freien Theaterszene sind Festanstellungen äußerst selten. Hinzu kommt noch der in diesem Zusammenhang verwendete Terminus „Systemrelevant", welcher die Bedeutung von Kultur für die Gesellschaft abwertet. Die Kulturschaffenden sind seit beinahe zwei Jahren mit einer ständigen Ungewissheit konfrontiert, was die Moral deutlich senkt. Zurzeit dürfen Kulturveranstaltungen nicht stattfinden, doch selbst als dies möglich war, war es für die Veranstalter nicht mehr wirtschaftlich. Die Auslastung der Stätten musste drastisch gesenkt werden, es mussten teure Anschaffungen zur Umsetzung der Hygienemaßnahmen getätigt werden und die Besucher mussten einen regelrechten „Hindernis-Parcours"10 überwinden. Neben der bloßen Angst vor dem Virus, schreckt der enorme Aufwand zusätzlich Besucher ab. Insgesamt lohnen sich die Veranstaltungen daher trotz staatlicher Hilfen kaum.11 Auch die künstlerische Arbeit wird durch die Hygienevorschriften maßgeblich eingeschränkt. Zusätzlich gelten für jede Spielstätte unterschiedliche Regeln, was die Umsetzung weiter erschwert.12 Die Bundesregierung versucht mit dem Programm „Neustart-Kultur" dagegen zu steuern. Insgesamt steht eine Milliarde Euro, vor allem für nicht staatlich geförderte Einrichtungen zur Verfügung. „Dennoch sind viele Theatereinrichtungen in Schieflage geraten - denn große Bühnenshows mit vielen Darstellern auf der Bühne sind nach wie vor nicht erlaubt."13 Auch für Chöre und Orchester ist es kaum möglich mit den bestehenden Abstands- und Hygieneregeln zu proben, da diese auf eine gewisse Nähe angewiesen sind. Selbst die Probenarbeit ist dadurch deutlich erschwert. Besonders schwerwiegend wirkt sich die Ungewissheit auf die Motivation und die Moral der Theaterschaffenden aus. Ohne Aussicht auf Besserung zu arbeiten stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Hinzu kommen der Organisatorische und finanzielle Aufwand, der mit dauernden Verschiebungen und Absagen einhergeht. Insbesondere im Marketingbereich haben die Theater dadurch viele finanzielle Aufwendungen erbracht, welche sich hinterher nicht ausgezahlt haben. Nach dem erneuten Spielverbot müssen sämtliche Karten zurückerstattet werden und die meisten Mitarbeiter in Kurzarbeit beschäftigt werden.14 Hinzu kommt, dass die Begründungen für die Schließungen immer schwerer nachzuvollziehen sind, da Beschränkungen in bestimmten Branchen nicht greifen. So haben Fluggesellschaften zum Beispiel mit wesentlich weniger Einschränkungen zu kämpfen als die Theater, obwohl die Abstände bei Letzteren besser eingehalten werden können.15 Ein weiters Problem ist das ständige Wechseln der Auflagen und Regelungen. Ein komplexer Theaterbetrieb kann nicht im entsprechenden Tempo reagieren, vor allem da Absagen und Abänderungen immer mit finanziellen Aufwendungen verbunden sind. Ebenso dramatisch sieht die Situation für sämtliche freie Mitarbeiter der Theater aus. Davon sind verschiedene Berufsgruppen betroffen, hauptsächlich jedoch Darsteller und Techniker. Die Corona-Hilfen des Staates sind dabei „kaum auf das Berufsmodell von freien Schauspielern zugeschnitten, die zum Teil auf Lohnsteuerkarte, zum Teil auf Honorarbasis arbeiten [...]‘‘16 Dies führt dazu, dass sich viele freie Mitarbeiter Alternativen außerhalb des Theaters suchen und dadurch diesem nicht mehr zur Verfügung stehen.
3.1 Mögliche Präventionsmaßnahmen
Da die Coronakrise ohne Vorwarnung über die Kulturlandschaft hereingebrochen ist, hat eine gezielte Prävention selbstverständlich nicht stattgefunden. Allerdings hätten einige drastische Auswirkungen mit entsprechenden Reformen zumindest abgeschwächt werden können. Grundsätzlich bleibt der wirtschaftliche Faktor zugunsten der kreativen Prozesse häufig im Hintergrund, sodass die finanzielle Situation der Theater bereits vor der Krise kritisch weitestgehend war. Die damit einhergehende Abhängigkeit von Staat und Politik hat sich in der Coronakrise als besonders fatal erwiesen. Eine Mögliche Prävention hätten selbstständigeres Wirtschaften und generell das bilden von Rücklagen sein können. Das kann im Theaterbetrieb vor allem durch sinnvolleres wirtschaften erreicht werden. Des Weiteren hätte man sich um bessere Absicherung der Mitarbeiter kümmern müssen. Denn selbst an großen subventionierten Häusern sind Festanstellungen eher selten. Auch hier wird Geld an anderen Stellen großzügig ausgegeben, während die Mitarbeiter häufig geringfügig bezahlt werden. Ebenso wäre es an manchen Stellen sinnvoll gewesen, in die Digitalisierung zu investieren oder sich zumindest mit selbiger zu beschäftigen. Dies ist an den Theatern deutlich vernachlässigt worden, was nun verständlicherweise zu Überforderungen führt. Auch das Marketing in diesem Bereich ist an den meisten Häusern ausbaufähig. Diese Versäumnisse können in der Krise nur schwer aufgeholt oder ausgeglichen werden. Die häufig autoritäre Struktur in den Theaterbetrieben ist in der akuten Krisensituation ebenfalls nicht unbedingt förderlich. Hier hätte bereits vor Jahren es einiger Reformen bedurft. Eine weitere gute Präventionsmaßnahme ist die Vernetzung und Organisation der Theaterszene. Das existiert in Deutschland in Form des Bühnenvereins. Dieser stellt gerade der Krise eine wichtige Hilfe für die Theater dar, ob als Sprachrohr, Informationsquelle oder bei der direkten Vermittlung von Hilfen.17 Insgesamt handelt es sich dennoch um eine unvergleichliche Situation, auf die flexibel reagiert werden muss, was den Theatern aus verständlichen Gründen äußerst schwerfällt.
3.2. Besondere Herausforderungen für das Theater
Wie bereits beschrieben, laufen Reformen an traditionellen Theatern meist schleppend ab. Flexibel auf plötzlich auftretende Probleme zu reagieren ist daher besonders herausfordernd. Grundsätzlich ist ein Theaterbetrieb für spontane Änderungen oft zu komplex aufgebaut, sodass die meisten Betriebe längere den ständigen Lockdown Verlängerungen vorziehen. Auch stehen die Theater und die Kulturlandschaft allgemein nicht an Erster Stelle, wenn über Öffnungen nachgedacht wird.18 Auch die Fehlende Absicherung der Mitarbeiter ist ein Problem, das in der Kulturbranche besonders stark ausgeprägt ist und sich in der Krise kaum lösen lässt. Die entsprechenden Hilfen entsprechen allzu oft nicht den tatsächlichen Bedürfnissen der Mitarbeiter und werden nur auf kompliziertem Wege bewilligt. So gibt es Förderungen für Digitale Angebote, welche sich jedoch nicht rechnen und daher kaum eine sinnvolle Alternative für Theater darstellen können.19 Hinzu kommen berechtigte Ängste des Publikums, was auch zu sinkenden Verkaufszahlen führt. Die Umstellung auf Freiluftveranstaltungen ist für die meisten Theater ebenfalls nicht ohne weiteres umsetzbar. Aktuell wird von Regierungsseite nicht zwischen Freiluft und Innenveranstaltungen unterschieden, was für die Kulturschaffenden schwer nachvollziehbar ist. Insgesamt befindet sich die gesamte Kulturlandschaft somit in einer schweren Krise. Die Theater, welche bisher nicht Reformen und Innovationen angewiesen waren, trifft es dabei besonders stark. Allerdings sind im Falle der staatlichen Theater die Mitarbeiter stärker betroffen als die Institutionen selbst.
[...]
1 Schmidt, Thomas (2019): Macht und Strukturen im Theater. Asymmetrien der Macht. Wiesbaden. S. 29 ff
2 Vgl. Ebd. S. 30 f
3 Vgl. Ebd. S. 30f
4 Vgl. Ebd. S.34
5 Vgl. Ebd. S. 40ff
6 Ebd. S. 41
7 Vgl. Ebd. S.41
8 Vgl. Schmidt, Thomas (2012): Theatermanagement. Eine Einführung. Wiesbaden S. 17ff
9 Vgl. Ebd. S. 103ff
10 Tschurtschenthaler, Katharina (2020): Auch Kultur ist Systemrelevant. Auf Tagesschau.de 13.08.2020 16:22Uhr
11 Vgl. Ebd.
12 Vgl. Ebd.
13 Ebd.
14 Vgl.: Badelt, Udo (2020): Theater in der Coronakrise. Das Publikum soll selbst entscheiden. In: Der Tagesspiegel, 11.06.2020 17:10
15 Vgl. Ebd.
16 Schölch, Jochen (2020): „Die freien Schauspieler sind überhaupt nicht abgesichert" In: Deutschlandradio 29.12.20 10:07
17 Vgl. Behrendt, Barbara (2020): Öffnung der Bühnen In: Deutschlandradio 01.05.2020 10:40 In: Deutschlandradio 01.05.2020 10:40
18 Vgl. Behrendt, Barbara (2020): Öffnung der Bühnen In: Deutschlandradio 01.05.2020 10:40 In: Deutschlandradio 01.05.2020 10:40
19 Schölch, Jochen (2020): „Die freien Schauspieler sind überhaupt nicht abgesichert" In: Deutschlandradio 29.12.20 10:07 Miriam Schmidt 19.05.21
- Citation du texte
- Miriam Schmidt (Auteur), 2021, Krisenprävention für Theaterbetriebe. Das Beispiel der Coronakrise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1033124
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