In dieser Arbeit werden die Führungsmodelle Servant Leadership, Visionäre Führung und Teamführung nacheinander vorgestellt. Servant Leadership wird thematisiert, da es sich bei diesem Führungsmodell um ein Modell handelt, welches tief im christlichen Glauben verwurzelt, zugleich aber auch ein bekanntes Führungsmodell in wirtschaftlichen Unternehmen ist. Als Zweites wird die Visionäre Führung beschrieben. Heutzutage gehört dieses Führungsmodell in Form von Vision-, Missionstatement und Leitbild zu nahezu jedem Unternehmen. Aber auch Kirchen wenden dieses Führungsmodell an. Aufgrund der weiten Verbreitung dieses Modell soll es kritisch betrachtet werden. Zuletzt wird die Teamführung dargestellt. Dieses Führungsmodell unterscheidet sich stark zu dem gängigen Denkansatz, dass es einen Leiter geben muss, der eine Gruppe anleitet.
Inhaltsverzeichnis
1. Auswahl der Fuhrungsmodelle
1.1.Servant Leadership
1.2. Visionare Fuhrung
1.3. Teamfuhrung (Team Leadership)
2. Resumee
Literaturverzeichnis
1. Auswahl der Fuhrungsmodelle
Fuhrungsmodelle dienen entsprechend des Gabler Wirtschaftlesxikons dazu, „Aus- sagensysteme zur Erklarung von Fuhrungserfolg“ (Nissen 2018:1) darzustellen. Dem- entsprechend liefern Fuhrungsmodelle Erklarungen, weshalb man als Leiter Erfolg hat oder nicht. Die Theorie X/Y von Douglas McGregor ist hierfur ein gutes Beispiel. Wah- rend Leiter, welche die Theorie X vertreten, auf extrinsische Motivation setzten, set- zen Leiter mit der Theorie Y als Grundvoraussetzung auf intrinsische Motivation. Bei- de Fuhrungsmodelle konnen erfolgreich sein und haben einen selbsterfullenden Cha- rakter. Die Erklarungen, weshalb Leitung erfolgreich oder nicht erfolgreich war, unter- scheiden sich jedoch gravierend je nach zugrundeliegendem Fuhrungsmodell.
In dieser Arbeit werden die Fuhrungsmodelle Servant Leadership, Visionare Fuh- rung und Teamfuhrung nacheinander vorgestellt. Servant Leadership wird themati- siert, da es sich bei diesem Fuhrungsmodell um ein Modell handelt, welches tief im christlichen Glauben verwurzelt, zugleich aber auch ein bekanntes Fuhrungsmodell in wirtschaftlichen Unternehmen ist. Als Zweites wird die Visionare Fuhrung beschrie- ben. Heutzutage gehort dieses Fuhrungsmodell in Form von Vision-, Missionstatement und Leitbild zu nahezu jedem Unternehmen. Aber auch Kirchen wenden dieses Fuhrungsmodell an. Aufgrund der weiten Verbreitung dieses Modell soll es kritisch betrachtet werden. Zuletzt wird die Teamfuhrung dargestellt. Dieses Fuhrungsmodell unterscheidet sich stark zu dem gangigen Denkansatz, dass es einen Leiter geben muss, der eine Gruppe anleitet. So beschreibt es auch Northouse in seiner Definition des Begriffs Leitung; „Leadership is a process wherby an individuell influences a group of individuals to achieve a common goal.“ (Northouse 2018:5) Vielmehr wird Leitung bei diesem Modell der Teamfuhrung nicht alleine, sondern gemeinsam als Team wahrgenommen. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist der Grund, weshalb sich diese Hausarbeit damit auseinandersetzt. AbschlieBend wird ein Resumee uber die gewonnen Erkenntnisse gezogen.
1.1.Servant Leadership
Die Bibel zeugt davon, dass Jesus sein Leben als Dienst verstand (vgl. Mk 10,45). Doch auch in der jungen christlichen Gemeinde war das Dienen ein zentrales Merk- mal:
Die neutestamentlichen Leitungsamter sind allesamt als geistliche Dienste oder dienende Leitung zu verstehen, die dem Aufbau der Gemeinde nutzen und in Liebe geschehen sollen. (Bohlemann & Herbst 2011:58)
Fur Christen sollte dienende Leitung - also Servant Leadership - folglich bekannt sein. Dennoch ist diese Fuhrungstheorie erst durch die Managementliteratur bekannt geworden. Heutzutage wird Servant Leadership jedoch losgelost vom christlichen Glauben betrachtet. Vielmehr erkannte Robert Greenleaf, der Begrunder dieses Mo- dells, beim Lesen der Novelle „Die Morgenlandfahrt“ von Herrmann Hesse die Fuh- rungstheorie des Servant Leadership. Die Novelle berichtet von einer Reisegruppe auf dem Weg ins Morgenland. Als eines Tages der Diener Leo verschwindet, entsteht in der Gruppe Verwirrung, sodass sie sich auflosen muss. Greenleaf folgert daraus, dass der Diener Leo in Wahrheit der Leiter dieser Gruppe war:
But to me, this story clearly says that the great leader is seen as servant first, and that simple fact is the key to his greatness. Leo was actually the leader all of the time, but he was servant first because that was what he was, deep down inside. (Greenleaf 1970: 2)
Robert Greenleafs Definition eines dienenden Fuhrers lautet:
The servant-leader is servant first [...] It begins with the natural feeling that one wants to serve, to serve first. Then conscious choice brings one to aspire to lead. That person is sharply different from one who is leader first, perhaps because of the need to assuage an unusual power drive or to acquire material possessions. [.] The leader-first and the servant- first are two extreme types. [.]
The difference manifests itself in the care taken by the servant-first to make sure that other people's highest priority needs are being served. The best test, and difficult to administer, is: Do those served grow as persons? Do they, while being served, become healthier, wiser, freer, more autonomous, more likely themselves to become servants? And, what is the effect on the least privileged in society; will they benefit, or, at least, not be further deprived? (:6)
Greenleaf unterscheidet folglich Grundhaltungen eines Menschen: Mochte ein Mensch zunachst leiten oder strebt er danach, zunachst anderen zu dienen? Diese Grundhaltung entscheidet dann uber das Verhalten des Leiters. Ein dienender Leiter wird kein people-user, sondern ein people-builder (vgl. :22), indem er die Interessen der zu Leitenden in den Mittelpunkt stellt:
Servant leaders place the good of followers over their own self-interests and emphasize follower development. (Northouse 2018:228)
Nach Greenleaf beeinflusst Servant Leadership aber auch die Geleiteten. Sie folgen lieber einem Diener, also einem, der die Menschen nur fur seine Interessen be- nutzen mochte.
Rather, they will freely respond only to individuals who are chosen as leaders because they are proven and trusted as servants. (Greenleaf 1970:3)
Die Vor- und Nachteile dieser Fuhrungstheorie sind:
+ Leiter, die entsprechend dieses Modells leiten, versuchen, nicht eigennutzig zu handeln, da die Uneigennutzigkeit eines Leiters im Zentrum dieser Fuhrungstheorie steht.
+ Leitung wird, im Gegensatz zu vielen anderen Modellen, nicht primar mit Macht, sondern mit dem Dienst an den anvertrauten Nachfolgern in Verbindung gebracht.
+ Dienende Leiter haben aufgrund ihrer Fursorge fur die anvertrauten Menschen starker ethische Verpflichtungen. Dies hat dementsprechend auch Auswirkungen auf die Wahl von geeigneten Leitern. „Organizations should focus on selecting people who have high integrity and strong ethics“ (Northouse 2018:243)
- Servant Leadership ist eine Grundhaltung die man nicht einfach als Instrument er- lernen kann.
- Servant Leadership bleibt immer ein Stuck Utopie (vgl. :242). So haben Leiter neben der Verpflichtung gegenuber Menschen auch bspw Ziele oder Produktionsvorgaben zu erreichen. Daruber hinaus ist ein dienender Leiter auch ein Mensch mit (egoisti- schen) Motiven, welche ihn antreiben und wegen derer er Leitung ubernimmt. Die- nende Leitung ist also keine Sache, die man ein fur alle Mal erlernt, sondern eine Haltung, fur welche man sich als dienender Leiter immer wieder neu entscheiden muss.
Dienende Leitung ist von Jesus selbst vorgelebt worden. Auch wenn Servant Leadership nach Greenleaf auf einen Ruckbezug auf Jesus als Diener verzichtet, haben Leiter im Sinne des Servant Leadership sowie Leitungsfunktion innerhalb der christli- chen Gemeinde ahnliche Ziele. So ist es das Anliegen von beiden, dass Menschen wachsen und positive gesellschaftliche Auswirkungen angestrebt werden.
Die Fuhrungstheorie des Servant Leadership stellt insgesamt eine geeignete Fuh- rungstheorie im Kontext der Gemeindetatigkeit dar. Eine mogliche christliche Definition des Begriffs Servant Leadership zeigt Richard Osmer auf:
Servant Leadership is leadership that influences the congregation to change in ways that more fully embody the servanthood of Christ (Osmer 2008:192).
1.2. Visionare Fuhrung
Der Politikwissenschaftler James MacGregor Burns unterscheidet in seinem Buch Leadership (1978) zwischen transactional und transformational Leadership. Transactional Leadership ist dabei Teil der meisten Fuhrungsmodelle, da es auf eine Tausch- handlung zwischen Leiter und Nachfolgern zielt. Blessin und Wick definieren:
Die Stile transaktionaler Fuhrung gewahrleisten eine ,erwartete Anstrengung‘, die im Rahmen des Vereinbarten und Gewohnten liegt und eine verlassliche Planungsgrundlage darstellt, weil sie zu einer ,erwarteten Leistung‘ fuhrt. (Blessin & Wick 2017:119)
Transformational Leadership versucht „the level of motivation and morality in both the leader and the follower" (Northouse 2018:164) zu erhohen. Ziel ist folglich eine Extra- anstrengung der Nachfolger, um Leistung uber die Erwartung hinaus zu erzielen. Ge- fuhrte werden motiviert fur den Erfolg der Gruppe oder des Unternehmens ihr eigenes Interesse zu uberschreiten (vgl.:172). Nach Blessin und Wick setzt Transformationale Fuhrung
beim Normalniveau der ,erwarteten Anstrengung‘ an, die zu einer ,Extra-An- strengung‘ erhoht wird, indem mittels vier Techniken interveniert wird, die zu- sammengenommen transformationale Fuhrung ausmachen. (Blessin & Wick s2a0m17m:1e1n9g)e nommen transformationale Fuhrung ausmachen. (Blessin & Wick Fur MacGregor Burns sind dabei ein entsprechendes Charisma des Leiters ver- bunden mit einer anziehenden Vision wichtige Aspekte des transformational Leadership. Dies liegt daran, dass sowohl Charismatische als auch Transformationale Fuhrung „gewohnte Bahnen verlassen und dem Leben der Gefuhrten einen neuen Sinn geben (wollen), der in einer Vision, einem Ideal oder Endziel beschrieben wird.“ (ebd)
Visionare Fuhrung als Fuhrungsmodell wurde jedoch erst durch die empirischen Forschungen von Bennis und Nanus sowie Kouzes und Posner bekannt. Bennis und Nanus fanden heraus, dass transforming leaders eine „simple, understandable, bene- fical, and energy creating“ (Northouse 2018:175) Vision hatten. Kouzes und Posner erkannten ebenso die Bedeutsamkeit der Vision: „Effective Leader create compelling visions that can guide peoples's behavior“(:176). Beide Studien zeigten jedoch eben- so auf, dass Leiter, die signifikante Veranderung initiieren und entwickeln, neben der Vision noch weitere Verhaltenszuge zeigten. Exemplarisch sollen die weiteren Ergeb- nisse von Kouzes und Posners Studie skizziert werden (vgl.:176f):
- Model the way. Transforming Leaders waren bzgl ihrer Werte klar.
- Challange the Process. Die Leiter waren bereit, den Schritt ins Unbekannte zu wagen, um den Status Quo zu verandern.
- Enable Others to Act. Sie erzeugten ein Arbeitsumfeld, in dem ihre Nachfolger gerne und vertrauensvoll miteinander arbeiteten.
- Encourage the Heart. Sie lobten ihre Nachfolger fur gute Arbeit. Feste und Ritua- le halfen beim Wertschatzen und Motivieren.
Die Vor- und Nachteile dieser Fuhrungstheorie sind:
+ Visionare Fuhrung ist attraktiv, da der Leiter ein hoffnungsvolles Bild fur die Zukunft darlegt und sich fur dieses einsetzt. Somit konnen Visionen Mut machen und Freu- de wecken. Sie helfen, uber schwierige Zeiten hinwegzugehen und unterstutzen dabei, Prioritaten im Arbeitsalltag zu setzen.
+ Die Note von Menschen stehen im Zentrum der Vision. Nicht nur die der Zielgruppe, sondern auch die der Nachfolger.
+ Werte und Moral sind entscheidende Faktoren fur erfolgreiche visionare Fuhrung.
- Um als Leiter Erfolg zu haben, ist die Vision nur ein Aspekt unter vielen. „[I]t is difficult to define exactly the parameters of transformational leadership“(:180). Neben der Vision entscheidet bspw auch das Charisma des Leiters uber den Erfolg des Visionaren Fuhrens.
- Nach Northouse gibt es bisher keine Studien daruber, dass dieses Fuhrungsmodell auch tatsachlich dazu beigetragen hat, dass Menschen und/oder Organisationen sich verandert haben.
- Es gibt keine Garantie, dass es sich bei den Visionen um gute und erfolgreiche Vi- sionen und Werte handelt. So haben schon unzahlige Firmen Missionstatements entwickelt, die dann aber kaum Auswirkungen auf den Alltag hatten.
Daruber hinaus konnen kommunizierte Visionen Trugbilder oder egoistische Wunschbilder sein. Dies sorgt auch dafur, dass diese Fuhrungstheorie zu antidemo- kratischem, idealisierendem und elitarem Verhalten neigt.
- Der Grundsatz des Transformational Leadership ist, dass die Nachfolger Extra-An- strengungen einsetzen. Die Gefahr dabei besteht, dass Menschen durch diese Ex- tra-Anstrengungen ausbrennen oder dieses Fuhrungsmodell mit dem Ziel einer ausgeglichenen Work-Life-Balance ablehnen.
Eindeutig ist, dass Organisationen Ziele und entsprechende Werte benotigen, die in guten und schwierigen Zeiten motivieren sowie helfen, Prioritaten im Arbeitsalltag zu setzen. Visionare Fuhrung unterstutzt bei diesem Prozess. Zugleich handelt es sich bei dieser Fuhrungstheorie nicht um ein Allheilmittel, wie es leider oft gesehen wird, da es viele verschiedene Aspekte sind, die uber den Erfolg entscheiden.
Im Kontext der Gemeindetatigkeit soll auf die Definition der biblischen Vision von Bohlemann und Herbst verwiesen werden:
Vision im biblischen Sinn bedeutet Anschauung der Wirklichkeit Gottes. Es sind Hoffnungsbilder, die uns der gottliche Geist schenkt. Geteilte Visionen lassen Leitbilder entstehen (Bohlemann & Herbst 2011:36).
Ein Blick fur die biblische Vision (und Mission) kann dann zu einer personlichen Vision fuhren, welche die konkrete Vorstellung der Zukunft aufzeigt (vgl.:32). Ein sol- ches Verstandnis von Vision hat dementsprechend zur Folge, dass keine „Extra-An- strengungen“ fur ein eigenes Wunschbild aufgebracht werden, sondern sich der Fo- kus und die Hoffnung auf die Wirklichkeit Gottes richten.
1.3. Teamfuhrung (Team Leadership)
Der Begriff Teamfuhrung kann in dem Sinne verstanden werden, dass ein Team gelei- tet wird. In dieser Hausarbeit wird jedoch das Fuhrungsmodell thematisiert, welches das Ziel verfolgt, Fuhrung als Team wahrzunehmen.
Teamfuhrung wird auf die Arbeiten von May Parker Follet aus den 20er Jahren so- wie im deutschsprachigen Raum auf die Arbeiten uber kooperative Fuhrung durch Wunderer zuruckgefuhrt (vgl. Lang & Rybnikova 2014:152f). Heutzutage wird primar zwischen verteilter Fuhrung (distributed leadership) und geteilter Fuhrung (shared leadership) unterschieden. Verteilte Fuhrung zielt „auf eine Aufteilung von Fuhrungs- funktionen und -aufgaben auch uber die Gruppe und Fuhrungskrafte hinaus“ (153). Geteilte Fuhrung hingegen behandelt „die gemeinsame Einflussausubung in Grup- pen“ (ebd). Lang und Rybnikova zeigen jedoch auch auf, dass in der Literatur keine einheitliche Unterscheidung zwischen verteilter und geteilter Fuhrung geschieht (vgl.: 160).
Gemeinsam haben diese beiden Konzepte, dass Fuhrungsaufgaben, Fuhrungsver- antwortung, Macht und Einflussausubung geteilt oder verteilt werden. Susan E. Kog- ler Hill definiert den Begriff Team Leadership folgendermaBen:
A team is a type of organizational group that is composed of members who are interdependent, who share common goals, and who must coordinate their activities to accomplish these goals. Team members must work collectively to achieve their goals. (Northouse 2018:371)
Weiter sei anzumerken, dass Fuhrung eines Teams und Fuhrung durch ein Team in der Literatur verschwimmt. Bspw. spricht Kogler Hill im Kontext der geteilten Fuhrung von der formalen Leitung eines Teamleiters und betont zeitgleich die informale Lei- tung der Teammitglieder:
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