Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit variierenden Raumansprüchen von Alpenschneehühnern und winterlicher Erholungsnutzung im Berchtesgadener Raum.
Auf Grundlage einer Modellierung und Visualisierung saisonal variierender Raumansprüche, sollen die Vereinbarkeit von Naturschutz und Erholungsnutzung im Berchtesgadener Nationalpark kritisch hinterfragt und mögliche Lösungsansätze diskutiert werden. Die Arbeit orientiert sich dabei an folgender Forschungsfrage: Wie können die unvereinbar scheinenden Ziele des Naturschutzes und der Erholungsnutzung im Nationalpark zeitgleich erfolgreich umgesetzt werden?
Naturschutzgebiete und Nationalparke verfolgen einen gemeinsamen Zweck: Sie sollen die Natur in ihrer Unberührtheit schützen. Infolge des weltweiten Rückgangs der biologischen Vielfalt wurde im Jahre 1992 auf der Konferenz der UNCED in Rio de Janeiro ein Übereinkommen über die biologische Vielfalt getroffen, welches ein Jahr später in Deutschland ratifiziert wurde. Auf der siebten Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Jahre 2004 wurde daraufhin das Arbeitsprogramm Schutzgebiete entwickelt, welches die hohe Bedeutung von Schutzgebieten für die Erreichung der Ziele des Übereinkommens unterstreicht.
Zu den Zielen zählen insbesondere die Errichtung, Erhaltung und Weiterentwicklung eines landschaftsökologischen repräsentativen Schutzgebietssystems auf nationaler Ebene. Im Jahre 2007 wurde vom Bundeskabinett schließlich eine „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ (NBS) beschlossen. Diese beinhaltet die Planung von großräumigen Wildnis Gebieten, in denen Entwicklungsprozesse natürlich und ungestört ablaufen können. Eines dieser Schutzgebiete stellt der Nationalpark Berchtesgaden dar.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Relevanz der Thematik
1.2 Zielsetzung der Arbeit
2. Vorstellung des Nationalparks Berchtesgaden
2.1 Verortung
2.2 Gebietsbeschreibung
2.3 Zonierung
3. Problematik / Herausforderung
3.1 Konfliktfeld „Naturschutz - Erholungsnutzung“
3.2 Das Alpenschneehuhn
3.3 Winterliche Erholungsnutzung
4. Analyseverfahren
5. Lösungsansätze
6. Fazit / Ausblick
Literaturverzeichnis
Eigenständigkeitserklärung
Anhang:
Karte „Erholungsnutzung Winter“ Karte „Nationalparkzonierung“
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Lage Nationalpark Berchtesgaden
Abb. 2: Zonierung deutscher Nationalparke
Abb. 3: Zonierung und Besucherbewegungen im Nationalpark Berchtesgaden
Abb. 4: Reklassifizierung und HSI-Bewertung des Modellierungsparameters "Höhe"
Abb. 5: Berührungspunkte - Alpenschneehuhn und winterliche Erholungsnutzung...
Abb. 6: Skitourenrouten und Vorkommen störungsempfindlicher Tierarten im Nationalpark
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1 Relevanz der Thematik
Naturschutzgebiete und Nationalparke verfolgen einen gemeinsamen Zweck: Sie sollen die Natur in ihrer Unberührtheit schützen. Infolge des weltweiten Rückgangs der biologischen Vielfalt wurde im Jahre 1992 auf der Konferenz der UNCED in Rio de Janeiro ein Übereinkommen über die biologische Vielfalt getroffen, welches ein Jahr später in Deutschland ratifiziert wurde. Auf der siebten Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Jahre 2004 wurde daraufhin das Arbeitsprogramm Schutzgebiete entwickelt, welches die hohe Bedeutung von Schutzgebieten für die Erreichung der Ziele des Übereinkommens unterstreicht. Zu den Zielen zählen insbesondere die Errichtung, Erhaltung und Weiterentwicklung eines landschaftsökologischen repräsentativen Schutzgebietssystems auf nationaler Ebene. Im Jahre 2007 wurde vom Bundeskabinett schließlich eine „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ (NBS) beschlossen. Diese beinhaltet die Planung von großräumigen Wildnis Gebieten, in denen Entwicklungsprozesse natürlich und ungestört ablaufen können (Jessel 2013). Eines dieser Schutzgebiete stellt der Nationalpark Berchtesgaden dar.
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Die folgende Arbeit greift die Forschungsarbeit von Michaela Künzl (2004) auf, welche sich mit variierenden Raumansprüchen von Alpenschneehühnern und winterlicher Erholungsnutzung im Berchtesgadener Raum beschäftigt. Auf Grundlage der von Künzl erstellten Modellierung und Visualisierung saisonal variierender Raumansprüche, sollen die Vereinbarkeit von Naturschutz und Erholungsnutzung im Berchtesgadener Nationalpark kritisch hinterfragt und mögliche Lösungsansätze diskutiert werden. Die Arbeit orientiert sich dabei an folgender Forschungsfrage:
Wie können die unvereinbar scheinenden Ziele des Naturschutzes und der Erholungsnutzung im Nationalpark zeitgleich erfolgreich umgesetzt werden?
2. Vorstellung des Nationalparks Berchtesgaden
Zunächst sollen die Besonderheiten des Nationalparks Berchtesgaden herausgestellt werden. Dazu erfolgt zunächst eine allgemeine Verortung, ein kurzer Abriss zur Entstehung und Gebietsbeschreibung sowie eine Übersicht über die Zonierung des Nationalparks.
2.1 Verortung
Zurzeit existieren in Deutschland 16 Nationalparke, welche über die Bundesländer hinweg recht ungleichmäßig verteilt liegen (s. Abb.1). Diese Unregelmäßigkeiten sind sowohl auf die Ausweisungspraxis der einzelnen Länder als auch auf die Schutzbedürftigkeit der jeweiligen Gebiete zurückzuführen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbl.: Lage Nationalpark Berchtesgaden
(Quelle: Deutscher Forstverein e.V.)
Der Nationalpark Berchtesgaden ist der einzige Hochgebirgsnationalpark Deutschlands, liegt südlich von Bad Reichenall im Freistaat Bayern und grenzt im Osten, Süden und Südwesten an das österreichische Bundesland Salzburg. Er zählt zu einem der ältesten Schutzgebiete und umfasst eine Fläche von ca. 20.808 ha (BayStMLU 2001).
Das 250 km2 große Nationalparkvorfeld, auch Alpenpark Berchtesgaden genannt, bilden die Gemeinden Berchtesgaden, Bischofswiesen, Marktschellenberg, Ramsau und Schönau am Königssee. Hier werden unter anderem naturverträgliche Landnutzungsformen gefördert, um dem Nationalpark eine Pufferzone1 zu verschaffen. 1990 wurden der Nationalpark und sein Vorfeld durch die UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet. Darüber hinaus wird seit dem Jahr 2010 eine weitaus größere Fläche von ca. 840 km2 als Biosphärenregion Berchtesgadener Land bezeichnet und schließt zusätzlich die Kommunen Laufen, Saaldorf-Surheim, Teisendorf, Freilassing, Ainring, Anger und Piding mit ein. Im Jahre 1996 setzte man sich für die Meldung des Nationalparks Berchtesgaden als Natura2000-Gebiet ein, was kurze Zeit später zur Anerkennung als FFH-Gebiet durch die EU führte (NPV 2005).
2.2 Gebietsbeschreibung
Der Nationalpark Berchtesgaden wurde im Jahre 1978 gegründet und gehört dem Naturraum Nördliche Kalkalpen bzw. Berchtesgadener Alpen an. Die anthropogene Nutzungsgeschichte des Berchtesgadener Raumes wurde durch die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft sowie den Salzbergbau geprägt.
Die Schutzgebietsgeschichte des Nationalparks reicht bis ins Jahr 1910 zurück, in welchem der südöstliche Teil des heutigen Nationalparkgebietes mit einer Fläche von 8.600 ha als „Pflanzenschonbezirk Berchtesgadener Alpen“ ausgewiesen wurde. Im März 1921 kam es mit der Ausweisung des „Naturschutzgebietes Königssee“ zur Erweiterung des Schutzgebietes, welches nun unter anderem auch den Watzmann miteinschloss. Auf Anordnung des Reichsjägermeisters Hermann Göring wurde während des zweiten Weltkrieges das Gebiet nördlich und südlich des Obersees zum „Naturschutzgebiet besonderer Ordnung“ erklärt. Dieses sowie sechs weitere „Wildschutzgebiete“ dienten vornehmlich jagdlichen Interessen. Die bereits 1953 vorgetragene Initiative zur Ausweisung eines Nationalparks wurde erst im Jahr 1970, durch das Vorhaben eine Seilbahn auf dem Watzmann zu errichten, wieder aufgegriffen. Bevor am 01.08.1978 dann die „Verordnung über den Alpen- und den Nationalpark Berchtesgaden“ in Kraft trat, wurde die Fläche des bisherigen Naturschutzgebietes erweitert, um Planungsprozesse in Bezug auf die konkurrierenden Nutzungsansprüche zu verbessern (Zierl 1998).
Durch die ausgeprägte Höhenzonierung befinden sich ausgedehnte Bereiche des Nationalparks Berchtesgaden oberhalb der Waldgrenze. Den höchsten Punkt nimmt der Watzmann mit einer Höhe von 2.713 m ü. NN. ein, welcher gleichzeitig das Wahrzeichen und zentrale Bergmassiv des Nationalparks darstellt. Am tiefsten Punkt des Nationalparks befindet sich der Königssee auf einer Höhe von 603 m. ü. NN.
Die Vegetation im Nationalpark variiert je nach Höhenlage. In den Tieflagen sind vornehmlich Buchenmischwälder sowie Fichtenwälder zu finden. Durch die starke räumliche und höhenmäßige Gliederung des Geländes und die damit zusammenhängenden verschiedenen Vegetationsformen tritt im Berchtesgadener Nationalpark eine hohe Vielfalt von zum Teil sehr seltenen Tierarten auf. Dazu zählen unter anderem störungsempfindliche Arten wie der Steinadler, die Quellschnecke, der Weißrückenspecht sowie das Auer- und Alpenschneehuhn (Lintzmeyer & Zierl 2009).
2.3 Zonierung
Während in Naturschutzgebieten alle Handlungen untersagt sind, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Naturschutzgebiets, seiner Bestandteile oder zu einer nachhaltigen Störung führen können, sollen Nationalparke, soweit es der Schutzzweck erlaubt, auch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung, naturkundlicher Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen. Dennoch werden Nationalparke nach dem Bundesnaturschutzgesetzt als „rechtsverbindlich festgesetzte einheitlich zu schützende Gebiete“ definiert, welche es zum Ziel haben, in einem überwiegenden Teil des Gebiets den möglichst „ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik“ zu gewährleisten (BNatSchG 2009).
Nach den Vorgaben der International Union Conversation of Nature (IUCN) sollen Nationalparke besonders großräumig ausfallen2. Zudem ist darauf zu achten, dass das gesamte Schutzgebiet in die folgenden drei Zonen aufgeteilt ist, wovon der Großteil (ca. 75%) der Fläche zur Naturdynamikzone zählen sollte:
1) Kernzone /Naturdynamikzone: Naturbelassen, kein menschliches Eingreifen.
2) Entwicklungszone: Regulierungsmaßnahmen möglich, die dazu dienen, dass die Flächen später in Kernzonen übergehen; Beschleunigung der Wildnis Entwicklung.
3) Pufferzone / Pflegezone: Soll negative Einflüsse von außen abschirmen oder dezimieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Zonierung deutscher Nationalparke (BfN 2020).
Im nationalen Vergleich zwischen den zurzeit 16 existierenden Nationalparken in Deutschland, verteilen sich die Flächenanteile der drei Zonen des Berchtesgadener Nationalparks in durchschnittlichem Ausmaß (vgl. Abb.2). Obwohl der Großteil der Gesamtfläche mittlerweile als Kernzone ausgewiesen ist, wurde die Zielsetzung von mindestens 75% Naturdynamikzone bisher noch nicht erreicht. Sollte das Ziel, die Flächenanteile der Entwicklungszone in Zukunft ebenfalls in Kernzonenanteile umzuwandeln erreicht werden, würde der Berchtesgadener Nationalpark jedoch den erwünschten Flächenanteil von 75%, der zur Naturdynamikzone zählt, erfüllen.
In der Literatur sind zum Teil unterschiedliche Begrifflichkeiten für die verschiedenen Zonen eines Nationalparks zu finden. Laut dem Bundesamt für Naturschutz gliedert sich die Zonierung des Berchtesgadener Nationalparks demnach in die Kernzone, welche 67% der Gesamtfläche einnimmt, sowie die Pflegezonen, welche 33% der Gesamtfläche umfassen (s. Abb.3). Die Kern- und Pflegezonen sind dabei flächenmäßig deckungsgleich mit jenen des Biosphärenreservats. Die Pflegezonen werden wiederum in die sogenannte permanente Pflegezone und die temporäre Pflegezone unterteilt. Die vom Bundesamt für Naturschutz genannte temporäre Pflegezone kann daher synonym zu der Entwicklungszone betrachtet werden.
In der permanenten Pflegezone steht die Pflege der Kulturlandschaft im Vordergrund. In der temporären Pflegezone werden ausschließlich Maßnahmen der Schalenwildregulierung vorgenommen. Diese sollen die natürliche Waldentwicklung und -verjüngung unterstützen. In den Pflegezonen sind zudem traditionelle Landnutzungsformen wie die Almwirtschaft und die Schifffahrt gestattet (BayStMLU 2001).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Zonierung und Besucherbewegungen im Nationalpark Berchtesgaden (BfN 2016).
Abbildung 3 zeigt neben der Zonierung die Besucherströme mit entsprechender Intensität im Nationalpark Berchtesgaden. Auffallend ist dabei, dass die Besucherbewegungen sich scheinbar sowohl auf Gebiete verteilen, die außerhalb sowie innerhalb der Kernzone liegen. Es stellt sich daher die Frage, ob die Zielsetzung, einen möglichst „ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik“ zu gewährleisten, im Berchtesgadener Nationalpark in ausstreichendem Maße umgesetzt werden kann (BNatSchG 2009).
[...]
1 Ausführung in Kap.2.3.
2 min. 6.000-8.000 ha.
- Quote paper
- Elena Schreer (Author), 2021, Der Naturschutz und die winterliche Erholungsnutzung im Nationalpark Berchtesgaden. Eine Darstellung der Vereinbarkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1032684
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