Johann Wolfgang von Goethe ist wohl einer der bekanntesten Dichter Deutschlands. Einige seiner berühmtesten Werke sind „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ , „Wilhelm Meisters Wanderjahre“, „Faust“, „West - östlicher Divan“ und „Die Leiden des jungen Werthers“. Unter diesen Fünfen nimmt der Werther wohl eine besondere Stellung ein, denn mit ihm wurde Goethe seinerzeit berühmt. Er schrieb den Roman in ca. vier Wochen mit noch nicht einmal 25 Jahren nieder, eine unglaubliche Leistung von jemandem, der bisher nur Gedichte und Theaterstücke geschrieben hatte.
Goethes Leben war sehr vielschichtig und man kann in kurzer Zeit nur einige Stationen in seinem Leben herausgreifen und damit versuchen, diesen interessanten Menschen und dessen Leben zu verstehen.
Kindheit und Jugend
Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater, ein Jurist, war durch Erbschaft reich geworden und lebte nun von den Zinsen seines Erbes. Der Erziehung widmete er sich mit besonderem Ernst und war fixiert auf die Zukunft seiner Kinder. Die Mutter Goethes stammte aus einer angesehenen Juristenfamilie und war das Gegenteil des Vaters. Sie war redselig, phantasievoll und erzählte leidenschaftlich gerne Märchen. Sie war der Ursprung von Goethes Fabulierlust. Auch beeinflusste seine enge Beziehung zu seiner jüngeren Schwester Carolina seine Schaffenskraft und Kreativität.
Solch eine Familie, dazu noch die ihn umgebenden Gemälde, die Musik und eine ausgezeichnete Bibliothek ermöglichten es Goethe schon frühzeitig Auge, Ohr und Geschmack zu schulen. Mit knapp acht Jahren verfasste Goethe sein erstes Gedicht welches er seinem Großvater mütterlicherseits widmete. Der junge Goethe wurde unter Aufsicht des Vaters privat unterrichtet. Der Lehrplan umfasste die Fächer: Latein, Griechisch, Französisch, Italienisch, Englisch, Mathematik, Geometrie, Religion und Geographie. Nebenher nahm der Junge noch Zeichen- und Klavierstunden, lernte Fechten, Schwimmen und Reiten. Außerdem besuchte er gerne das Theater.
Kinderbücher gab es zu Goethes Zeiten nicht, dafür durfte er aber in der Bibliothek seines Vaters uneingeschränkt schmökern, wo er unter anderem die Märchen aus „Tausendundeine Nacht“ entdeckte. Im Januar 1759 erfolgte die Besetzung Frankfurts durch die Franzosen, aufgrund des siebenjährigen Krieges. Ein Teil des Hauses der Familie Goethe wurde als Unterkunft für einen französischen Offizier vereinnahmt, ein lustiger, theaterfreudiger Mann, mit welchem sich Goethe, trotz des Groll des Vaters, gut verstand.
Mit vierzehn verliebte sich Goethe zum ersten Mal in ein Mädchen das er selbst Gretchen nennt und welches ein paar Jahre älter war als er.
Studienjahre
Nach der Schulzeit wollte Goethe eigentlich Philosophie studieren, doch der Vater lehnte ab und befahl dem Jungen seinem Beispiel zu folgen und Jura zu studieren. So reiste er 1765 mit 16 Jahren nach Leipzig. Er studierte ungern Jura. Lieber pflegte er den Kontakt zu anderen Studenten und vor allem zu jungen Frauen. Außerdem besuchte er das Theater, schrieb Gedichte und Dramen. Sein erster kritischer Leser war der Hofmeister Ernst Wolfgang Behrisch.
Neben dem Studium nahm Goethe wieder Zeichenunterricht, was ihm so gut gefiel, dass er überlegte Maler zu werden. Aber gleichzeitig fing er auch an zeitgenössische Literatur zu lesen und darüber zu diskutieren. Schließlich widmete er sich auch den Dichtern der Antike und den Autoren anderer europäischer Länder. Goethe erweiterte so in Leipzig maßgeblich seine literarischen Kenntnisse. Somit brachte das Leben in dieser Stadt einen entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben. Goethe erklärte später, dass er hier anfing zu schreiben, um seine Erlebnisse die ihn bewegten, quälten oder freuten aufzuarbeiten. So verarbeitete er in seinem Schauspiel „Die Laune des Verliebten“ seine erste wirkliche Liebe zu Anna Katharina. Goethe wurde bewusst, dass er seine Begabung schulen und viel an sich arbeiten müssen, denn nur so könnte er sich indirekt von dem strengen Plan des Vaters lösen.
Im August 1767 zog Goethe einen Strich unter seine Vergangenheit. Er verbrannte alle seine frühen Gedichte, Dramen, Prosatexte und Entwürfe die er von zu Hause mitgenommen hatte. Er wollte mit seinen, in Leipzig gesammelten, Erkenntnissen neu anfangen.
1768 holte sich Goethe jedoch eine lebensgefährliche Krankheit und kehrte nach Hause zurück. Fast anderthalb Jahre dauerte seine Genesung. In dieser Zeit vertiefte er seine Kenntnisse in Religion, Chemie und in der Naturwissenschaft. Bald notierte er sich auch seine naturphilosophischen und naturwissenschaftlichen Gedanken und Probleme.
Auch literarisch machte er einen Schritt von größter Bedeutung. Er beschließt, dass er keine Nachahmung bekannter Dichter, keine Wiederholung vertrauter Muster will, sondern etwas Neues, Originalität. Im April 1770 reist Goethe nach Straßburg, wo er 1771 sein Jurastudium erfolgreich abschließt. Bei einem Ausflug lernt er Friederike Brion kennen, verliebt sich in sie und widmet ihr Lieder und Gedichte. In Straßburg selbst lernt er den Gelehrten und Dichter Johann Gottfried Herder kennen, der damals schon berühmt war. Dies Freundschaft hat Goethe sehr gefördert. Herder half ihm durch harte Kritik und gutmütige Anregung, seine Gedanken und Pläne schneller zur Reife zu bringen. Herder war es auch, der Goethe die Augen für die Poesie anderer Kulturen öffnete. Bald kam zu dieser Freundschaft noch der Dichter Jakob Michael Reinhold Le nz dazu, und der Beginn der Sturm-und-Drang-Epoche wurde mit diesem Trio eingeläutet.
Studienjahre
Im August, kurz nach Abschluss seines Studiums, verließ Goethe Straßburg um sich in Frankfurt als Rechtsanwalt nieder zu lassen. Auf Wunsch seines Vaters ging er für ein Praktikum nach Wetzlar, ohne jedoch seinen eigenen, literarischen Weg zu verlassen. In Wetzlar freundete er sich mit Johann Christian Kestner und Charlotte Buff an, in welche er sich beinah auf der Stelle unglücklich verliebt.
Goethe war ein unermesslicher Sucher. Er durchforstete das gesamte Erbe seiner Kultur nach Formen des Dramas und experimentierte damit um seinen eigenen Stil und sein eigenes Konzept zu finden. Eines zeichnete Goethe besonders aus: Er schrieb kein Stück wie das vorhe rige, obwohl er von Anfang an Erfolg hatte und mit Wiederholungen viel Geld verdient hätte. Zudem verließ er die verbreitete Dramaturgie der Antike und wandte sich Shakespeare zu. Seinen berühmten „Götz von Berlingen“ schrieb er unter Einfluss des englischen Dichters.
Um sich von der unglücklichen Liebe zu Lotte ( das Vorbild für seine Lotte im Werther) zu befreien schrieb Goethe innerhalb von vier Wochen den Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“. Er wurde über Nacht berühmt und es wurde geradezu Mode den „Werther“ zu lesen.
Goethe verfasste in dieser Zeit außerdem Gedichte, Dramen, Oden, Artikel über Kunst, Farcen und Satiren. Und erstmals beschäftigte er sich nun auch mit der Faust - Thematik und schrieb die Urfassung aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen 1773 und 1775. Der Faust wurde zu seinem zentralen Thema. Immer wieder beschäftigte er sich mit ihm, vergaß ihn wieder, erinnerte sich wieder, nicht selten durch den Druck seiner Freunde und an erster Stelle des Dichters Friedrich Schiller. Goethe bearbeitete den Faust und legte ihn wieder zur Seite. Die letzte Fassung des zweiten Teiles beendete er erst 1831. Er versiegelte sie und wünschte, das sie erst nach seinem Tod veröffentlicht werden sollte, was dann 1832 auch geschah. 1775 verlobte sich Goethe mit Lili Schönemann, löste die Verlobung aber aus Bindungsangst wieder. Bald wurde er durch einen Bekannten dem 18jährigen Herzog Karl August vorgestellt, welcher ihn zu sich nach Weimar einlud.
Das erste Jahrzehnt in Weimar
Schnell wurde aus dem berühmten und beliebten Gast ein hoher Beamter und geschätzter Berater des Herzogs. In Weimar begann dann für Goethe ein völlig anderes Leben als Staatsbeamter, der mit Finanzen, Bergwerken, Krieg, Armee, Straßenbau und der Theaterleitung betraut war. Er trug Verantwortung als Vorsitzender der Kriegskommission, unternahm diplomatische Reisen mit dem Herzog und nahm an dessen Seite auch an Kriegen teil.
Eine Reihe von neuen Freunden und Freundinnen beeinflussten in Weimar Goethes Leben. Eine von ihnen war zweifellos eine sieben Jahre ältere Frau namens Charlotte von Stein. Sie war unglücklich in der Ehe und hegte großes Interesse für die Literatur. Sie und Johann Wolfgang von Goethe wurden schnell enge Freunde. Sie war in der ersten zehn Jahren in Weimar das Zentrum seines Lebens. Er beschreibt sie in seinen Gedichten oft als seine „Sonne“. Er schickte ihr Geschenke und bis zu seiner heimlichen Abreise nach Italien, die der Beziehung den ersten großen Schlag versetzte, schrieb er ihr 1600 Briefe. Wie weit ihr Liebesverhältnis ging oder wie nahe sie sich kamen ist bis heute nicht geklärt. Sicher ist nur, dass sie das leben des Dichters bis 1786 auf großartige Weise beeinflusste.
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- Anja Rother (Autor), 2001, Goethe, Johann Wolfgang von - Biographie bis Italienreise, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103003