Der Nord-Süd-Konflikt seit dem Beginn der 60er Jahre
Einleitung: - Darstellung der Unterschiede und der sozialen Situation in den ärmsten Länder
- Politische Entwicklung seit den 60er Jahren
- Hauptprobleme der Beziehung zwischen Nord und Süd
1. Darstellung der Unterschiede zwischen Norden und Süden und die soziale Situation in den ärmsten Länder
- Was versteht man unter Norden und Süden? (Karte1)
>> Ausnahmen Australien und Südafrika, Einteilung der armen Länder in verschieden Kategorien, da große Unterschiede in der Entwicklung, Abhängigkeit der Entwicklung von Rohstoffen und Klima
- seit 1960 einige positive Entwicklungen (Vergleichszahlen von 1960 und 1990):
- Steigerung der Lebenserwartung von 46 auf 63 Jahre (Deutschland (1990) ca. 75 Jahre); praktisch Halbierung der Kindersterblichkeit
- Erhöhung der Alphabetisierungsquote von Erwachsenen von 46 auf 64%
- Aber: grundsätzlich Vergrößerung der Probleme und der sozialen Unterschiede Zunahme der Gesamtzahlen der auf absolut Armen über 1,13 Mrd. (ca. 21% der Weltbevölkerung; Definition: Atlas der Weltverwicklungen, S. 9; Berechnung anhand der Kaufkraft)
- Die reichsten 20% der Weltbevölkerung (= Menschen in Industrieländern): Besitz von 83% des Reichtums, Verbrauch von 70% der Energie und 60% der Nahrungs- mittel; Einkommensgefälle zu ärmsten 20% der Weltbev. 60:1 (Statistiken)
- Jeder 10. Mensch hungert, ca. 40 Mio. im Jahr Tote direkt oder indirekt durch Hunger, 20 % der Weltbev. ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser
- Folgen: Bevölkerungswachstum (Kinder als einzige soziale Sicherheit), Kinderar- beit (>80 Mio. Kinder), Gewalt und Kriminalität, Drogen, Krankheiten (AIDS, v.a. in Schwarzafrika), Flüchtlinge
2. Politische Entwicklung des Nord- Süd- Konflikts seit Beginn der 60er Jahre
- Entwicklung des Nord- Süd- Konflikts untrennbar mit Ost- West- Konflikt verbunden, Entwicklungsländer Teil des Spannungsfeldes
- Weltweite Institutionen, getragen von den Industrienationen:
- Allgemeines Zoll und Handelsabkommen (GATT) >> Ziel: Förderung des inter- nationalen Handels, Instrumente: Abbau von Handelshindernissen (Zölle, ...)
- Internationaler Währungsfond (IWF) >> Ziel: freier internationaler Handelsverkehr durch Garantie des allgemeinen freien Währungsumtausch
- erste Zuwendung zu wirtschaftlichen und entwicklungspolitischen Fragestellungen bei beginnender Entspannung zwischen Ost und West nach der Kubakrise (1962)
- 1962 Konferenz von Kairo >> Forderung der Entwicklungsländer: gerechtes internationales Gremium zur Regelung der Wirtschaftsbeziehungen mit entsprechender Vertretung der Entwicklungsländer, Förderung der südlichen Wirtschaft
- 1964 1. UN- Konferenz für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) >> trotz Widerstand der Industrienationen Etablierung als Dauereinrichtung, wird zum wichtigsten Forum des Nord- Süd- Konfliktes
- 1970 UNO- Resolution 2626: Festlegung der Entwicklungshilfe der Industrieländer auf 0,7% ihres Bruttosozialproduktes, allerdings ohne festen Zeitraum >> bis heute praktisch nirgends erreicht (USA: 0,15%, Deutschland: 0, 46%)
- 1969 Pearson -Bericht: Vergrößerung des absoluten Abstandes zwischen Nord und Süd, größere Ungleichheit innerhalb der Länder (Eliten - absolut Arme) >> rege Debatten, Kritik an Entwicklungspolitik
- Entwurf einer Neuen Weltwirtschaftsordnung (NWWO) durch Blockfreie, 1974 auf Vollversammlung der UNO verabschiedet;
Forderungen:
- Recht der Entwicklungsländer auf Kontrolle über eigene Wirtschaftsressourcen
- Stabilisierung der Exporterlöse
- Förderung der Industrialisierung (Technologietransfer)
- Demokratisierung der Weltwirtschaftspolitik (Aufwertung der Stellung der Entwicklungsländer in den Institutionen.)
>> Empörung der Industrienationen
- Bereitschaft der Industrieländer zur Verhandlung über einzelne Punkte wegen
- überraschender Geschlossenheit der 3. Welt hinter NWWO
- Erfahrung der eigenen Verwundbarkeit durch Ölkrisen
>> 1975-77 Konferenz für internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit in Paris mit Entstehung des Nord- Süd- Dialoges;
>> Wirtschaftlichen Eigeninteressen, deshalb kaum Umsetzung der Forderungen der NWWO, Hinhaltetaktik der Industrienationen bis Ende der Debatten 1981
- 80er Jahre("Verlorenes Jahrzehnt"): Niedergang der Blockfreien, kein Standhalten gegen wachsenden Ost /West Druck, Verlust der einstimmigen Haltung >> z. B. keine Verhinderung des Krieges zwischen Irak und Iran möglich
Weltwirtschaftskrise der 80er Jahre, Sinken der Exporterlöse
>> Schwere Krise aller Entwicklungsländer >> Zunehmende Verschuldung
- Folgezeit: Auflagen des IWF zur Wiederherstellung der Schulddienstfähigkeit >> Kürzungen im sozialen Bereich, Vermehrter Zwang zum Export >> Verelendung breiter Bevölkerungsschichten, Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen (Regenwald,...),
>> Rezessionen, Bürgerkriege, zwischenstaatliche Konflikte, Umweltkatastrophen >> "Jahrzehnt der Flüchtlinge"
- 1986 Wiederaufnahme des Nord- Süd- Dialogs
- UNO: 1992 Umwelt- und Entwicklungskonferenz in Rio de Janeiro, 1993 Weltmenschenrechtskonferenz in Wien
>> Denkunterschiede zwischen Nord und Süd werden erneut deutlich (andere Ziele und Normen)
- April 1994 Abschluss der sogenannten "Uruguay- Runde des GATT"
>> Ersetzung des GATT durch neue Welthandelsorganisation WTO
>> 26000 Seiten umfassendes Abkommen: Verbesserung der Wirtschaftschancen, aber: wie immer kaum Umsetzung
- Nach Ende des Ost- West- Konfliktes: UN als wichtigste Institution internationaler Konfliktregelung: UN- Blauhelmeinsätze in verschiedenen Ländern (Kuwait, Jugoslawien), Überwachung von Wahlen in politisch instabilen Ländern
3. Hauptprobleme in der Beziehung der Industrienationen zu den Entwicklungsländern, Hürden für eine Annäherung
a) Entwicklungshilfe
- Problem: Entwicklungshilfe nicht nur positiv; 1985 scharfe Kritik einer ehemaligen Ministeriumsmitarbeiterin (Buch): "Ohne Entwicklungshilfe ginge es den Menschen in den Ländern der 3. Welt besser"
>> leicht übertrieben, aber viele Fehler, die Entwicklung eher behindert haben:
- Vergabe der Gelder an die Staaten und nicht an konkrete Projekte: Geld errei- cht nicht arme Bevölkerung, keine Unterstützung der Selbsthilfe, Korruption
- Unterstützung von gigantischen Großprojekten (z. B. Staudämme), die Situa- tion der sowieso schon sehr armen Kleinbauern noch weiter verschlechtern
- Überwiegend Förderung der Städte, Vernachlässigung ländlicher Gebiete >> Landflucht
- Mangelnde Ausbildung der Helfer: Missverständnisse, Zerstörung traditioneller Lebensformen, Steigerung des Konsumdenkens
- Falsche Form der Hilfe: Nahrungsmittelspenden in Zeiten ohne Hungersnot >> einheimische Produkte teurer, Zerstörung der einheimischen Agrarwirtschaft; gleiches Problem bei Gebrauchtkleiderspenden
- Wirtschaftlicher und politischer Aspekt der Entwicklungshilfe:
- Vergabe von Entwicklungshilfe bevorzugt an befreundete und in Zukunft vielleicht nützliche Länder: z. B. Israel fast 300 $ pro Einwohner, Indien 1,9 $ (Indien: Wohnort von 34% der absolut Armen) (Statistik)
- Eigennütziges Denken der Geldgeber: Grundlinien der Entwicklungspolitik der BRD von 1986: "Die Entwicklungspolitik der Bundesregierung unterliegt wie die anderen Politikbereiche dem grundgesetzlichen Auftrag, dem deutsch- en Volk zu nutzen und Schaden von ihm zu wenden." >> Kopplung von Hilfe an Aufträge aus den Ländern, die wiederum deutsche Wirtschaft fördern
- Hilfe von Banken und Unternehmern nur mit dem Ziel, Gewinn zu machen
- Analyse der Erfolge: Verwechslung von Wachstum und Entwicklung
b) Verschuldung (eng zusammenhängend mit Entwicklungshilfe >>Hilfskredite)
- Entstehung der Schuldenkrise:
- 70er Jahre: sehr günstige Kreditangebote der Banken der Industrieländer ohne viele Auflagen >> sinnlose, unvollendete Projekt, Verschwinden des Geldes
- 80er Jahre: Änderung der Situation auf dem Finanzmarkt: drastisches Ansteigen der Zinsen, Schuldenabzahlung durch Exporteinnahmen nicht mehr deckbar, "Schuldenfalle" ("Tüte")
- Verschlimmerung durch sinkende Rohstoffpreise (Export) und höhere Kosten fertige Produkte (Importe)
- Strenge Auflagen des IWF zur Wiederherstellung der Schulddienstfähigkeit (s.o.) >> keine Verbesserungen
- Feststellung '90: Insgesamt haben die armen Länder mehr gezahlt als erhalten (Bild)
- Situation heute: bei den meisten Ländern keine realistische Möglichkeit zur Schul- denrückzahlung mehr, Schuldendienst mehr Ausgaben als Bildung >Einteilung der Länder in verschieden Gruppen: 41 meistverschuldeten: HIPC(Karte)
- Initiative "Erlassjahr 2000": Ziel: 100 Mrd. (rel. wenig, vgl. "Tüte") Schuldener- lass für HIPC-Länder >> Einsparungen sollen armer Bevölkerung zugute kommen
c) Abhängigkeit der Entwicklungsländer bis hin zum "Neo-Kolonialismus"
- Praktisch alle Entwicklungsländer ehemalige Kolonien, seit Entkolonialisierung (>> Doro) faktisch unabhängige Staaten mit eigener Politik und Wirtschaft
- Vor allem aber im Abhängigkeit von Industrienationen
- Handelsverträge und Eingriffe in Staatsführung (z.B. Strukturanpassungen)
- "Bananenrepubliken" (v.a. Lateinamerika): größere Teile des Staatsgebietes gehören multinationalen oder US-amerikanischen Firmen
- Dollar inoffizielle Hauptwährung in vielen Ländern (>> Dollarisierung in Ecuador)
- Abhängigkeit von Technologien und deren Entstandhaltung (Ersatzteile!)
- Druckmittel der Industrienationen für Eingriffe in innere Angelegenheiten
- Wirtschaftssanktionen, z.B. Blockade >> seit 1960 US-Blockade von Kuba
- Beeinflussung und/oder Bestechung von Politikern
- Finanzielle/militärische Unterstützung innerer oder äußerer Feinde >> z.B. Chile: Unterstützung von Militärputschisten (Pinochet) zum Sturz der sozialist. Allende-Regierung
- Militärische Invasion
- 1966 Staatspräsident von Ghana: "Neokolonialismus als letztes Stadium des Imperialismus" >> Macht ohne Verantwortung für Praktizierende, Ausbeutung ohne Abhilfe für darunter Leidende
Ende: Ausblick in die Zukunft
- aufmerksame Zeitungslektüre: Immer wieder Folgen, z. B. Putsch in Ecuador, Indonesien,...
- Nord-Süd- Konflikt = "Zeitbombe" >> es muss was getan werden;
>> Entwicklungshilfe muss sinnvoller werden (Hilfe zur Selbsthilfe) >> Verschuldung: "Erlassjahr 2000" nur 1. Schritt,
>> Einflussnahme des Westen senken, Entwicklungsländer eigenen Weg gehen lassen:
z. B. Sozialismus in Kuba (armer, aber in Bildungs- und Gesundheitswesen sehr fortschrittlicher Staat)
>> Bewusstsein im Westen muss gestärkt werden;
Literatur:
- Grundkurs Geschichte 13
- Atlas der Weltverwicklungen: 3. Welthaus Bielefeld
- Manana: Entwicklungshelfer berichten aus drei Kontinenten, Hrsg. Horst Heidtmann und Christoph Plate
- Sozialwissenschaften: Nord-Süd-Konflikt und 3. Welt, Hrsg. Gerald Braun
- Zeitungsartikel und Fernsehreportagen
- Quote paper
- Cornelia Oed (Author), 1999, Der Nord-Süd Konflikt seit 1960, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102789
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