1. Lebenslauf (1805-1869)
Adalbert Stifter wurde 1805 in Oberplan im südlichen Teil des Böhmerwaldes als Sohn wenig begüterter Eltern geboren. Er verlor frühzeitig seine Eltern und wurde dann von seinen Großeltern aufgezogen.
Der begabte Stifter besuchte das Gymnasium Kremsmünster, 1826 kam er an die Wiener Uni und studierte Rechtswissenschaften; nebenbei studierte er jedoch die Naturwissenschaften und die Malerei.
Nach der hoffnungslosen Liebe zu Fanny Greipl, einem Mädchen aus seiner Heimat, heiratete er Amelie Mohaup und zog nach Linz.
Er wurde Landesschulinspektor von Oberösterreich, später bekam er ein schweres Leiden und starb letztendlich an einer Halsverletzung.
2. Inspiration und Merkmale
Bis 1836 war Stifter als Dichter unbedeutend, schafft aber nach einem Salzkammergutaufenthalt mit der Novellensammlung „Kondor“ den Durchbruch. Die oberösterreichische Landschaft und ganz speziell das Salzkammergut zeigten sich als wesentliche Quelle der Inspiration für Stifters Werke.
Die Novelle bekommt die zentrale Bedeutung in Stifters dichterischem Schaffen und so entsteht noch „Das Heidedorf“, „der Hochwald“ und „Feldblumen“ (um ein paar Beispiele zu nennen).
Wie man an den Namen schon erkennen kann, steht im Mittelpunkt seiner Erzählungen die Alpenlandschaft, teilweise kombiniert mit Liebesgeschichten.
In der Novelle „Brigitta“ konzentriert sich Stifter voll auf die Liebesgeschichte, und die Naturbeschreibungen treten in den Hintergrund.
Später nähert sich Stifter der Einfachheit Goethes an. Am stärksten tritt diese angestrebte Schlichtheit in „die Mappe meines Urgroßvaters“ hervor.
3. Überblick über einige Werke
3.1 Der Bergkristall
Zwei Schusterskinder, Konrad und Anna besuchen am Tag vor dem Weihnachtsfest ihre Großeltern. Der Rückweg führt über einen Berg, es setzt jedoch Schneefall ein, der jede Sicht und jede Orientierung nimmt, und so kommen die Kinder vom Weg ab. Nach mehren Stunden finden sie sich in einer Felslandschaft und Eisregion wieder. Konrad schütz und leitet seine kleine Schwester, bis sie sich schließlich bei Einbruch der Dunkelheit in einer Eishöhle niederlassen.
Sie essen ihren Proviant auf und laufen danach Gefahr einzuschlafen, was in kalten Winternächten den sicheren Erfrierungstod bedeutet.
Das Krachen des Eises weckt sie immer wieder auf wodurch die Kinder dem Erfrierungstod entrinnen.
Am nächsten Tag werden sie wohlauf gefunden und nach Hause gebracht, sie können das Weihnachtsfest bei ihren Eltern verbringen.
3.2. Der Hochwald
Ein Freiherr von Wittinghausen versteckt seine beiden Töchter Klarissa und Johanna während des 30-jährigen Krieges in einem Häuschen an einem See, wo sie vom alten Gregor behütet werden. Er selbst bleibt auf seinem Schloß im südlichen Böhmerwald, eine Gegend die von schwedischen Truppen bedroht wird. Täglich besuchen sie den Blockstein von wo aus sie die Burg des Vaters sehen können.
Eines Tages verliebt sich ein junger Schwede (Ronald) in eine der beiden Töchter und die Beiden schwören sich die Treue.
Als die Schweden die Burg des Freiherrn belagern wollen, eilt der junge Schwede zur Burg um den Freiherrn zu überreden die Burg ehrenvoll an die Schweden zu übergebenen. Der Freiherr hält den Geliebten seiner Tochter jedoch für einen Verräter und erschießt ihn, worauf die Schweden die Burg stürmen und alle Bewohner töten.
Von da an leben die beiden Schwestern in der notdürftig wiederhergestellten Burg in absoluter Zurückgezogenheit.
4. Stifters sanftes Gesetz
Ein Auszug aus Stifters Naturbeschreibungen hört sich etwa so an:
... ich schaute träumend in die phantastische Dunkelheit, in der die Gebirge hingen, in
immer stillere und gr öß ere Massen schmelzend, und auf den See, der steht ’ s starrer und schwärzer ward...
Mit solchen Gedichten wurde Stifter ein beliebter Dichter beim gebildeten Leserpublikum, des ganzen deutschen Sprachraumes. So hört sich ein Zeitungszitat (1847) aus dem „Österreichischem Morgenblatt“ folgendermaßen an:
Bei Stifter ist nichts Gemachtes, nichts Erlerntes, nichts Anempfundenes und Erlogenes. Stifter ist ein Dichter.
Aber auch seine Kritiker meldeten sich bald zu Wort. Der „Humorist“ von 1847:
In der Phantasie eines solchen Dichters, dessen Virtuosität in Naturbeschreibungen besteht, sieht es aus wie in dem Gehirne eines Kuckuckus; die ganze Welt ist nur Wald und flur, Grashalm, Tautropfen und Johanneskäferchen.
Stifter antwortete in der Vorrede zu seinem Buch „Bunte Steine“ auf die Kritiken folgendermaßen:
Das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers halte ich für groß; der Blitz welcher Häuser spaltet , das Erdbeben welches Länder verschüttet halte ich nicht für größer als obige Erscheinungen, ja ich halte sie für kleiner weil sie nur Wirkungen viel höherer Gesetze sind. Sie kommen auf einzelnen Stellen vor und sind das Ergebnis einseitiger Ursachen. Die Kraft welche die Milch im Tröpfchen der armen Frau emporschwellen und übergehen macht, ist es auch die Lava im feuerspeienden Berg emportreibt und auf den Flächen der Berge hinabgleiten lässt.
So wie es in der äußeren Natur ist, so ist es auch in der des menschlichen Geschlechtes. Ein ganzes Leben voll Gerechtigkeit, voll Einsamkeit, Bezwingung seiner selbst, Verstandesgemäßheit, Wirksamkeit in seinem Kreise, Bewunderung des Schönen, verbunden mit einem heitern gelassen Sterben, halte ich für groß; mächtige Bewegungen des Gemüts, Zorn, Rache... halte ich nicht für größer. Wir wollen das sanfte Gesetz zu erblicken suchen, wodurch das menschliche Geschlecht geleitet wird.
- Quote paper
- Anonymous,, 2001, Stifter, Adalbert und sein sanftes Gesetz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102617
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