Unter dem Titel der Förderung der Teilnahme an LLL wird in der Strategie 2020 explizit die Stärkung von Bildungsmotivation und Freude am Lernen herausgestrichen.
Interessen sind die Basis für Handlungen. Sind sie mit Emotionen verbunden und bewirken die Entwicklung der Persönlichkeit. „Wenn wir jemanden motivieren wollen, dann geht es darum, das Interesse herauszulocken” so Verena Kast.
Interesse meint dabei eine spezifische Beziehung zwischen einer Person und einem Gegenstand. Das Interesse entwickelt sich durch die Auseinandersetzung mit diesem Gegenstand. Interessen sind Teil von Handlungssequenzen und können verbalisiert werden.
Zu Fragen der Entwicklung von Motivation gibt es eine Vielzahl wissenschaftlicher Theorien. Bei allen wissenschaftlichen Ansätzen besteht Einigkeit, dass motivationale Prozesse – unabhängig von Fähigkeitsunterschieden – eine elementare Bedeutung für Entwicklungsprozesse im Lebenslauf und für kognitive Leistungsfähigkeit und emotionale Intelligenz haben. Dabei ist (Weiter)Bildungsinteresse in ihrem Aufbau und Erhalt nicht nur vom Verhalten, Begabungen und Veranlagungen des Individuums abhängig, sondern ist auch von der sozialen und gesellschaftlichen Umgebung. Bildungsmotivation ist somit sozial bestimmt, und hängt von der Wohnlage, den sozialen Netzwerken, der sozialen Herkunft und den gesellschaftlichen Vorbildern ab.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Aufgabenstellung
1 Von Interesse zur Interessensgenese
Interesse: Selbstbestimmt oder doch nicht?
2 Lerntheorie
2.1 Lernen in drei Dimensionen, zwei Prozessen und einem Dreieck
2.1.1 Zwei Prozesse
2.1.2 Drei Dimensionen
2.1.3 Ein Dreieck
2.2 Die vier Arten des Lernens
2.2.1 Kumulatives (oder mechanisches) Lernen
2.2.2 Assimilatives (oder additives) Lernen
2.2.3 Akkomodatives (oder transzendentes) Lernen
2.2.4 Transformatives Lernen
2.3 Wie lernen Erwachsene?
2.4 Lerntheorie-Dreieck
3 Reflexion & Resümee
Literaturverzeichnis
Publikationen und Onlinequellen
Abbildungsverzeichnis:
Abb. 1. Das Lerndreieck, Quelle: Illeris 2006: 32
1 Von Interesse zur Interessensgenese
Unter dem Titel der Förderung der Teilnahme an LLL wird in der Strategie 2020 explizit die Stärkung von Bildungsmotivation und Freude am Lernen herausgestrichen.
Interessen sind die Basis für Handlungen. Sind sie mit Emotionen verbunden und bewirken die Entwicklung der Persönlichkeit. „Wenn wir jemanden motivieren wollen, dann geht es darum, das Interesse herauszulocken” so Verena Kast (Kast 2011: 12).
Interesse meint dabei eine spezifische Beziehung zwischen einer Person und einem Gegenstand. Das Interesse entwickelt sich durch die Auseinandersetzung mit diesem Gegenstand. Interessen sind Teil von Handlungssequenzen und können verbalisiert werden (vgl. Grotlüschen 2010: 39).
Zu Fragen der Entwicklung von Motivation gibt es eine Vielzahl wissenschaftlicher Theorien. Bei allen wissenschaftlichen Ansätzen besteht Einigkeit, dass motivationale Prozesse - unabhängig von Fähigkeitsunterschieden - eine elementare Bedeutung für Entwicklungsprozesse im Lebenslauf und für kognitive Leistungsfähigkeit und emotionale Intelligenz haben. Dabei ist (Weiter)Bildungsinteresse in ihrem Aufbau und Erhalt nicht nur vom Verhalten, Begabungen und Veranlagungen des Individuums abhängig, sondern ist auch von der sozialen und gesellschaftlichen Umgebung. Bildungsmotivation ist somit sozial bestimmt, und hängt von der Wohnlage, den sozialen Netzwerken, der sozialen Herkunft und den gesellschaftlichen Vorbildern ab.
Interesse: Selbstbestimmt oder doch nicht?
Interesse scheint für den Lernerfolg elementar zu sein. Entgegen der landläufigen Meinung entsteht üblicherweise Interesse nicht aus sich selbst heraus, sondern wird durch das Umfeld des Individuums beeinflusst (vgl. Grotlüschen 2009: 17).
In dem rezensierten Artikel wird Selbstbestimmung anhand von Pierre Bourdieus und Klaus Holzkamps Erkenntnissen analysiert, nicht nach dem Selbstbestimmungsbegriff von Deci und Ryan, die davon ausgehen, dass Selbstbestimmung kontinuierlich passiert.
Laut Bourdieus Habitustheorie findet pädagogische Interaktion niemals losgelöst von gesellschaftlichen Einflüssen statt. Daher ist auch Interesse für eine Sache oder eine Person, neben dem individuellen Bezug immer auch eingebettet in einen kulturellen, institutionellen und gesellschaftlichen Kontext. Der Habitus eines Individuums kann sich im Lauf des Lebens entwickeln bzw. verändern, allerdings geschieht dies nur sehr langsam (vgl. Grotlüschen 2009: 18).
Seit Beginn der Adressatenforschung in der Erwachsenenbildung wird über die Auswirkung von Interesse auf Lernentscheidungen und Lernfortschritt kontrovers diskutiert. Dabei wird in der Forschung nicht immer nur vom Interesse, sondern auch von Motiven, Gründen oder Zielen gesprochen. Alles diese Begrifflichkeiten sind sehr selbstreflexiv und stehen in direktem Bezug zum Individuum. Ganz entgegengesetzt verhält es sich hier mit den Begrifflichkeiten, die Bildungsabstinenz beschrieben. Oft genannt als Hemmnisse, Barrieren oder Hürden, sind sie eher in der „Außenwelt" verortet und werden somit einer „hinderlichen“ Welt zugeschrieben (vgl. Grotlüschen 2009: 19). Diese Betrachtungsweise wird als asymmetrisch beschrieben.
Um Interesse und Nicht-Interesse ausgewogen darzustellen, bietet sich die Münchner Interessenstheorie als Rahmenkonstrukt an. Auch wenn deren zentraler Fokus eher auf Pädagogik im Allgemeinen, und nicht speziell bei der Erwachsenenbildung, liegt.
In dem im Artikel beschriebenen Forschungsprojekt wird der Interessensverlauf von mehr als 80 Studierenden zurückblickend (retrospektiv) rekonstruiert, um die habituellen Achsen der Interessensgenesse zu erforschen.
Bei den Interviews kamen oft Floskeln wie „Schon als Kind...“, oder „Seit ich denken kann ...“. Bei vielen der befragten Studierenden war die Wortwahl auffällig ähnlich. Besonders das Adverb „immer“ kam häufig vor und ist laut dem Artikel auch eine typische Begrifflich- keit bei der Beschreibung der eigenen Interessensgenese.
Das Interesse entsteht durch Berührungen, die als Kontinuum zur Selbstverständlichkeit werden und so verinnerlicht werden (Grotschlüschen 2009: 29).
Diese Einflüsse und Berührungen sind oft unbewusst, so dass sie nicht wahrgenommen bzw. vergessen werden können und so zu Selbstzuschreibungen führen. Dieser Prozess des Vergessens ist charakteristisch für die Habitustheorie. So modern es aktuell auch ist, möglichst individuell, einzigartig und frei zu sein, ist Interessensgenese aber immer an verschiedenste Facetten wie Gesellschaftsform und Herkunft gekoppelt. Der Eindruck, die Entscheidung frei treffen zu können, ist allerdings für Interessensgenesse enorm wichtig, denn Zwang - jeglicher Art - verhindert Interesse (vgl. Grotlüschen 2009: 29ff).
2 Lerntheorie
Aktuelle Lerntheorien umfassen nicht nur relevante Kenntnisse und Fähigkeiten, sondern auch eine Reihe von persönlichen Eigenschaften und die Fähigkeit, in bekannten und unbekannten Situationen angemessen und flexibel zu handeln. Um zeitgemäß zu sein, muss der Begriff des Lernens im gleichen weiten Sinne verstanden werden und deshalb müssen traditionelle Lerntheorien überarbeitet werden. Der dänische Bildungswissenschafter Knud Illeris versucht diese Lerntheorien „zu ordnen“.
2.1 Lernen in drei Dimensionen, zwei Prozessen & einem Dreieck
Wie in Bildungsmaßnahmen, im Arbeitsleben oder im sozialen und gesellschaftlichen Umfeld gelernt wird, ist ein Konstrukt aus überliefertem und aktuellem Wissen, Orientie- rungs- und Überblickswissen, kombiniert mit fachlichen Knowhow und Alltagskompetenzen sowie eine Fülle persönlicher Eigenschaften wie Flexibilität, Offenheit, Selbstständigkeit, Verantwortung, Kreativität u.ä. Um diese komplexe Situation zu beschreiben, wird gerade in der Erwachsenbildung zunehmend das Konzept der Kompetenzen benutzt. Für die Bildungspraxis besteht - ebenso wie für die Lerntheorie - die Herausforderung darin, ein Lernkonzept zu entwickeln, das dem breiten Spektrum gerecht wird, in dem es alle - nicht nur die zentralen - (Lern)Kompetenzen umfasst. (vgl. Illeris 2006: 30)
Dieses Verständnis erfordert eine offene Definition des Lernens, die alle Prozesse inkludiert, die zu relativ dauerhaften Veränderungen im Bereich von motorischen, kognitiven, sozialen oder psychodynamischen Fähigkeiten führen, aber nicht auf einem biologischen Reifungsprozess beruhen (vgl. Illeris 2006: 30). Somit ist „Entwicklung“ als Oberbegriff für Lernen zu verstehen.
Lernen ist ein sehr komplexer Prozess, der nur durch biologische, psychologische und gesellschaftliche begründete soziale Elemente (die unterschiedlichen Logiken folgen und in einer komplexen Interaktion zusammenarbeiten) funktioniert.
2.1.1 Zwei Prozesse
Die aktuellen Lerntheorien haben jeweils einen Prozess im Fokus. Der behavioristische Lernansatz ist um 1920 entstanden und sieht das lernende Individuum als „Blackbox“. In den 1960 Jahre entwickelte sich der Kognitivismus, dieser nimmt interne Abläufe der Informationsaufnahme und -verarbeitung in den Fokus. Seit den 1990 Jahren geht der Konstruktivismus davon aus, dass Wissen das Ergebnis eines subjektiven Erkenntnisprozesses ist und durch die eigenständige Interpretation eines Individuums entsteht. (vgl. Lehner 2019: 75ff) Um die gesamte Bandbreite des Lernens darzustellen, bedarf es aber mehr, denn das Lernen besteht nicht nur aus einem internen oder externen Vorgang - sondern aus beiden Prozessen, die ineinandergreifen.
- einem externen Interaktionsprozess zwischen dem lernenden Individuum und dessen Umgebung auf sozialer, kultureller und materieller Ebene und
- einer internen Verarbeitung und Aneignung, die psychologisch erfolgt, indem neue Impulse mit den Ergebnissen früheren Lernens verbunden werden.
Nur wenn beide Prozesse aktiv beteiligt sind, kann nachhaltiges Lernen gelingen (vgl. Illeris 2006: 31).
2.1.2 Drei Dimensionen
Illeris überträgt diese beiden Prozesse in eine Modellkonstruktion, die einerseits die Interaktion zwischen dem lernenden Individuum und dessen Umfeld (den externen Prozess) und andererseits den internen Aneignungsprozess im Spannungsfeld zwischen Wahrnehmung und Emotion darstellt. Zwischen den Eckpunkten Wahrnehmung, Emotion und Umgebung entstehen so die 3 drei Dimensionen, die zum Lernen erforderlich sind.
Der Lerninhalt (das Wissen oder die Fertigkeit) stellt die kognitive Dimension (Funktionalität) dar und steht durch den Aneignungsprozess ständig in Interaktion mit der emotionalen, psychodynamischen Dimension (Sensibilität). Emotionales Lernen ist daher immer von der Kognition beeinflusst. Damit ist gemeint, dass neue Informationen den emotionalen Zustand des Individuums verändern können und umgekehrt. Die soziale Dimension (Sozialität) besteht aus Partizipation, Kommunikation und Integration in der Gesellschaft und kann nur durch die beiden anderen Dimensionen entstehen.
Jede Dimension des Lernens umfasst eine körperliche und eine mentale, geistige Seite.
2.1.3 Ein Dreieck
Auf diese Weise beschreibt das Dreieck, was für mich das Spannungsfeld von Lernen im Allgemeinen und von jedem spezifischen Lernereignis oder Lernprozess ausmacht; ein Spannungsfeld, das sich zwischen der Herausbildung von Funktionalität, Sensibilität und Sozialität ergibt (oder um es wie in der dänischen Originalfassung des Modells einfach auszudrücken: zwischen Piaget, Freud und Marx). (Illeris 2006: 32)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1. Das Lerndreieck, Quelle: llleris 2006: 32
Da alle drei Dimensionen des Lernens auch immer im Rahmen einer Gesellschaft eingebettet sind, die die Voraussetzungen für die Lernmöglichkeiten bestimmt, ist das Lerndreieck von Knud Illeris von einem Kreis umgeben - der diesen gesellschaftlich situierten Kontext darstellen soll.
2.2 Die vier Arten des Lernens
Das Dreiecksmodell skizziert im Prinzip ein konstruktivistisches Konzept des Lernens, da angenommen wird, dass das lernende Individuum selbst aktiv mentale Strukturen konstruiert.
Die Strukturierung kann je nach Wissensgebiet und Vorerfahrungen des Individuums auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen:
2.2.1 Kumulatives (oder mechanisches) Lernen
Kumulatives Lernen erfolgt dann, wenn es noch keinen Sinnzusammenhang mit den bisherigen Erfahrungen gibt. Salopp gesagt kann es noch nicht mit bestehendem Knowhow verknüpft werden, es steht (vorerst) isoliert da. Daher kommt kumulatives Lernen häufig in den ersten Lebensjahren vor oder beispielsweise beim Merken von Zahlenkombinationen wie PINs oder IBANs. Will man das gelernte Wissen abrufen, geht das am besten, wenn sie der Wiedergabesituation der Lernsituation ähnelt.
2.2.2 Assimilatives (oder additives) Lernen
Diese Form stellt die häufigste Art des Lernens dar. Die Ergebnisse des Lernens werden mit einem bereits vorhandenen Schema bzw. Muster verbunden, so sind sie leicht abruf- und anwendbar - am besten im passenden Kontext. Additives Lernen findet aber auch in allen Zusammenhängen statt, in denen man Fähigkeiten kognitiver, emotionaler oder sozial-gesellschaftlicher Art allmählich entwickelt. Das Abrufen des Gelernten erfolgt am besten im passenden Kontext (z.B. Schulfach). Wenn in Bildungsdiskussionen über Lernen gesprochen wird, meint man damit üblicherweise diese Art des Lernens.
2.2.3 Akkomodatives (oder transzendentes) Lernen
Hier meint man, etwas zu lernen, was man nicht wirklich verstehen kann, aber wichtig genug erscheint, dass man es sich aneignen möchte. Diese Art des Lernens verlangt dem lernenden Individuum einiges an mentaler Energie ab.
2.2.4 Transformatives Lernen
Dieses Lernen bedeutet so etwas wie Persönlichkeitsveränderung oder Änderung in der Organisation des Selbst (Illeris 2006:34).
Interessant erscheint auch, dass man im Englischen von vier Ebenen (The four levels of learning) (Illeris 2010: 401) spricht, dadurch wird eine Wertung impliziert, was im deutschen Sprachgebrauch mit dem Wort „Arten" nicht der Fall ist.
2.3 Wie lernen Erwachsene?
In den drei Dimensionen des Lernens lassen sich auch Lernstile, Lerntypen und Lernarten unterscheiden:
- Überwiegend kognitives Lernen: dabei stehen Wissen, Denken und Reflexion im Zentrum. Auch meta-kognitive Tätigkeiten wie Problemlösung oder Planung und Bewertung der Aufarbeitung von bestimmten (Lern)aufgaben gehören hier dazu.
- Emotional verhaftetes Lernen: wird von Gefühlen, Bedürfnisse geleitet. Psychodynamische Prozesse spielen bei dieser Form des Lernens die Hauptrolle.
- Soziales Lernen: wird von Interaktionen, Gruppendynamik, Kooperation und Kommunikation geprägt (vgl. Siebert 2009: 20).
[...]
- Citar trabajo
- Barbara Geieregger (Autor), 2021, Interessengenese und Lerndreieck (nach Knud Illeris) in der Erwachsenenbildung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1025894
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.