Bei E-Portfolios handelt es sich um gezielte Sammlungen von Arbeiten, die unter Beteiligung der Schülerinnen und Schüler zustande kommen und die Geschichte ihres Engagements, ihrer Lernfortschritte, ihrer Leistungen, ihrer Erkenntnisse und ihrer individuellen Lernentwicklungen in einem bestimmten oder auch in mehreren Lernbereichen erzählen. Ein Portfolio hilft also den Schülerinnen und Schülern dabei, die eigenen Lernfortschritt und –rückschritte festzustellen und in anschauliche Form zu bringen. Durch die Verwendung eines E-Portfolios kann anhand technischer bzw. digitaler Möglichkeiten Ziel und Weg des Lernprozesses der Schülerinnen und Schüler dokumentiert werden.
INHALTSVERZEICHNIS
1. PORTFOLIO-BEGRIFFLICHKEITEN
1.1 Das papierbasierte Portfolio
1.2 Das digitale Portfolio bzw. E-Portfolio
1.3 Das E-Portfolio als Werkzeug/-Tool/-Software
1.4 Die E-Portfolio-Methode
1.5 Prozess- und Produkt-E-Portfolio
1.6 Vor- und Nachteile der E-Portfolio-Arbeit
1.7 Praktische Umsetzungsmöglichkeiten in der Grundschule
1.8 Förderung der (Selbst-)Reflexion der Schüler/innen durch E-Portfolio-Arbeit
2. PRAKTISCHE UMSETZUNG: E-PORTFOLIO-METHODE IN KOMBINATION MIT DEM AUSSERSCHULISCHEN LERNORT
2.1 Prozessphase 1: Klärung von Zielsetzung, Zweck und Kontext
2.1.1 Einstieg in das Thema
2.1.2 Teameinteilung
2.1.3 Einführung in die Arbeit mit dem E-Portfolio sowie Klärung von Lernzielen
2.2 Prozessphase 2 und 3: Sammlung, Auswahl und Verknüpfung von digitalen Artefakten mit Lernzielen und Reflektieren und Steuern des Lernprozesses an den einzelnen Unterrichtsstationen
2.3 Prozessphase 4 und 5: Präsentation der digitalen Ergebnisse und Bewerten von Lernprozess und Kompetenzaufbau
3. LITERATURVERZEICHNIS
1. PORTFOLIO-BEGRIFFLICHKEITEN
1.1 Das papierbasierte Portfolio
„Das Portfolio ist die Sammlung von Schülerarbeiten eines Kindes verschiedenster Art, die im Laufe eines Monats entstanden sind. Die Schülerinnen und Schüler werden angeregt, repräsentative Dokumente ihres Lernens zu sammeln, die ihre Leistungen und vor allem ihre individuelle Lernentwicklung veranschaulichen.“ (Fichter, M., Janic, D. & Weber-Hellmann, P., o.D.). Ein Portfolio hilft also den Schülerinnen und Schülern dabei, die eigenen Lernfortschritt und - rückschritte festzustellen und in anschauliche Form zu bringen. (Sammereier, T., 2018, aus eigener Erfahrung).
1.2 Das digitale Portfolio bzw. E-Portfolio
„E-Portfolios sind also weit mehr als eine „digitale Bewerbungsmappe“, nämlich zugleich eine Methode für selbstgesteuertes Lernen und ein digitales Lernwerkzeug: Hyperlinks, webbasierte Lernumgebungen und neue Publizierungswerkzeuge fürs Internet unterstützen die Speicherung einer Vielzahl von Artefakten, die Verknüpfung derselben mit Lernzielen und ermöglichen flexible Darstellungsmethoden. E-Portfolios sind ein Werkzeug zur strukturierten Sammlung, Speicherung und Darstellung sowohl des „Weges“ (Bemühungen, Fortschritte) als auch des „Zieles“ (Wissenszuwachs, Aufbau von Fach-, Methoden- oder Sozialkompetenzen) mittels digitaler Informationsobjekte.“ (Hilzensauer, W. & Hornung-Prähäuser, V., 2006). Durch die Verwendung eines E-Portfolios kann anhand technischer bzw. digitaler Möglichkeiten Ziel und Weg des Lernprozesses der Schülerinnen und Schüler dokumentiert werden. (Sammereier, T., 2018, aus eigener Erfahrung).
1.3 Das E-Portfolio als Werkzeug/-Tool/-Software
Gemäß Rachbauer (2013a) dienen die E-Portfolio-Tools der Unterstützung der E-PortfolioMethode. Dabei wird zwischen eigenständigen Software-Lösungen, Lernmanagementsystemen mit E-Portfolio-Funktionalitäten und Web 2.0 Technologien unterschieden. „Je nachdem ob das E-Portfolio nun als pädagogisches Lehr-/Lernkonzept, als alternatives Beurteilungsinstrument oder als eine Kombination aus beidem eingesetzt wird, eröffnen sich für den Bildungsbereich neue bzw. erweiterte Potenziale. Dennoch können diese Potenziale nur dann voll ausgeschöpft werden, wenn die für eine erfolgreiche E-Portfolioarbeit notwendigen Anforderungen erfüllt sind. Ebenso gilt es auch zu berücksichtigen, dass der E- Portfolioeinsatz für bestimmte Situationen nicht oder nur eingeschränkt geeignet ist.“ (Rachbauer, T., 2013a).
1.4 Die E-Portfolio-Methode
Bei E-Portfolios handelt es sich um gezielte Sammlungen von Arbeiten, die unter Beteiligung der Schülerinnen und Schüler zustande kommen und die Geschichte ihres Engagements, ihrer Lernfortschritte, ihrer Leistungen, ihrer Erkenntnisse und ihrer individuellen Lernentwicklungen in einem bestimmten oder auch in mehreren Lernbereichen erzählen (Hilzensauer, W., & Hornung-Prähauser, V., 2006).
Als Methode werden fünf unterschiedliche Prozessphasen unterschieden, die in der folgenden
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.5 Prozess- und Produkt-E-Portfolio
„In einem Prozessportfolio sammeln die Lernenden über einen längeren Zeitraum, zum Beispiel während eines Schuljahres oder auch für die Dauer eines Projektes, verschiedenste Arbeiten, mit deren Hilfe sich ihr Wissens- und Kompetenzzuwachs und ihre Lernfortschritte aber auch Lernrückschritte am besten dokumentieren lassen. Zu diesen Dokumenten zählen neben Reflexionen zum eigenen Lernprozess auch aussagekräftige Arbeitsproben, die einzelne Lernstadien und Entwicklungsprozesse bis hin zum fertigen Endprodukt aufzeigen. Zusätzlich halten die Lernenden im Prozessportfolio die während des Lernprozesses aufgetretenen Schwierigkeiten fest und führen dazu auch entsprechende Reflexionen durch.“ (Rachbauer, T., 2013b).
Die Autorin Rachbauer (2013b) betont, dass bei der zweiten Portfolio-Art einige besonders aussagekräftige und qualitativ hochwertige Arbeiten ausgesucht werden. Anschließend wird das Ergebnis einem außenstehenden Publikum präsentiert.
1.6 Vor- und Nachteile der E-Portfolio-Arbeit
Nach Hilzensauer (2006) bietet das E-Portfolio einige Vorteile. Dadurch, dass multimediale Ausdrucksformen verwendet werden, werden alle Sinne angesprochen. Zu diesen Ausdrucksformen zählen unter anderen Texte, Ton, Bilder und Videos. Inhalten werden nach der Erstellung gespeichert und sind deshalb später wieder abrufbar und können auch kopiert werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass durch eine mögliche Verknüpfung mit Hyperlinks auf das World Wide Web Bezug genommen werden kann. Ein Vorteil für Lehrerinnen und Lehrer und Eltern besteht darin, dass Feedback ort- und zeitunabhängig gegeben werden kann. Ferner lernen die Schülerinnen und Schüler bei der E-Portfolio Arbeit einen verantwortungsbewussten Umgang mit Information aus dem Internet. Axmann und Resinger (2005) führen zusätzlich noch an, dass der Unterricht durch die Verwendung der E-Portfolio-Arbeit zeitgemäß bleibt und größerer Abwechslung schafft.
„Bei all der Euphorie über die vielen Vorteile von Portfolios gilt es dennoch auch zu berücksichtigen, dass es nicht für alle Unterrichtssituationen geeignet ist. So empfiehlt sich der Einsatz von E-Portfolios beispielsweise nicht für das Auswendiglernen von Inhalten oder das Wiedergeben von bereits vorhandenem Wissen. Grenzen existieren aber nicht nur bei den Lernformen, sondern auch, wenn das E- Portfolio als Grundlage für Leistungsvergleiche herangezogen werden soll. Denn eine vergleichende Beurteilung von Lernentwicklungen und Lernfort- schritten unterschiedlicher Lernender ist kaum möglich und auch nicht sinnvoll.“ (Rachbauer, T., 2013b)
1.7 Praktische Umsetzungsmöglichkeiten in der Grundschule
Es gibt verschiedene Einsatzmöglichkeiten des E-Portfolios in der Grundschule. Das LISUM Bbg (2006) weist darauf hin, dass im Bereich der Fremdsprachen bereits in den ersten Jahrgangsstufen ein Sprachenportfolio (auch Sprachenmappe genannt) angelegt werden kann. Die gesammelten Beiträge helfen den Schülerinnen und Schülern dabei, sich einen Gesamtüberblick in einer Fremdsprache zu verschaffen. Es können beispielweise fremdsprachige Lieder, Reime und Gedichte als Bestandteile in ein Sprachenportfolio aufgenommen werden. Um beispielsweise Lernentwicklungen zu dokumentieren, können über alle Fächer hinweg offene Checklisten in die E-Portfolios integriert werden, welche zukünftige Ziele des einzelnen Kindes abfragen. (vgl. Pieler, M., 2010).
1.8 Förderung der (Selbst-)Reflexion der Schüler/innen durch E- Portfolio-Arbeit
„Durch Reflexion wird die individuelle Lernleistung kritisch vom Lernenden selbst hinterfragt und im Hinblick auf das Erreichen der gesteckten Lernziele analysiert. Durch die kontinuierliche Beobachtung des Lernprozesses kann der geplante Lernweg sowie die Zielsetzung und die Auswahl der Lernziele sowohl vom Lernenden als auch vom Betreuungsteam bestmöglich beobachtet und nötigen- falls adaptiert werden.“ (Hornung-Prähauser, V., et al. 2007). „Außerdem stellt das Portfolio eine motivierende und ermutigende Arbeitsform dar, weil die Schülerinnen und Schüler selbst ihre Kompetenzen im Portfolio präsentieren dürfen und nicht geprüft werden. Sie übernehmen selbst Verantwortung für ihren Lernprozess und für das Ergebnis ihres Lernprozesses.“ (Lemaire, R., o.D.).
2. PRAKTISCHE UMSETZUNG: E-PORTFOLIO-METHODE IN KOMBINATION MIT DEM AUSSERSCHULISCHEN LERNORT
Als Beispiel für die praktische Umsetzung einer E-Portfolio-Methode in Kombination mit dem außerschulischen Lernort wird im folgenden Abschnitt das Thema „Wald -mit allen Sinnen entdecken“ herangezogen. Das Thema ist für die Jahrgangsstufen 1 und 2 am besten geeignet und erfordert eine Bearbeitungszeit von ca. 45-60 Minuten täglich auf einen Zeitraum ein bis zwei Wochen. Benötigt werden für die Bearbeitung unter anderem Bestimmungsbücher, Lexika, Kindersachbücher und Computer. Das Thema ist im Lehrplan verankert und greift im Gegenstandsbereich Natur und Umwelt mehrere prozessbezogene Kompetenzen aufgegriffen. (Sammereier, T., 2018, aus eigener Erfahrung)
2.1 Prozessphase 1: Klärung von Zielsetzung, Zweck und Kontext
Diese Phase beinhaltet folgende Punkte:
2.1.1 Einstieg in das Thema
Um das Thema Wald einzuführen gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Neben begreifbarem Anschauungsmaterial, das die Lehrerin/der Lehrer mit in die Klasse nehmen kann, gibt es Bücher, Broschüren und zahlreiches Bild- und Videomaterial. Es bietet sich auch an, einen Schulausflug in den Wald zu machen, um das erworbene Wissen unter Aufsicht einer Försterin/eines Försters in der Natur zu erleben. Im vorliegenden Unterrichtsprojekt bringt die Lehrerin/der Lehrer Zweige, Rinde, Früchte und Zapfen von verschiedenen Bäumen, Moos, Schneckenhäuser und wenn möglich Abwurfstangen von Wild etc. mit in die Klasse. Nun kann die Lehrerin/der Lehrer all diese Gegenstände in eine Kiste legen und diese mit einem Tuch abdecken. Die Schülerinnen und Schüler sitzen im gemeinsamen Stuhlkreis und entnehmen nacheinander einen Gegenstand. Dadurch kann ihnen auch die große Vielfalt, die im Wald vorherrscht, deutlich gemacht werden.
2.1.2 Teameinteilung
„Die Schülerinnen und Schüler, die zusammengehörende Gegenstände (Tannenzapfen, Birkenrinde, Schneckenhaus oder Abwurfstange, Blaubeeren) aus der Kiste gezogen haben, bilden eine Vierer-Gruppe. Die kleine Gruppengröße gewährleistet ein optimales soziales Miteinander. Außerdem lässt sich auch die Computerarbeit in kleineren Gruppen leichter bewerkstelligen. Es muss darauf geachtet werden, dass Heterogenität gewährleistet ist. Leistungsstärkere und leis- tungsschwächere Schülerinnen und Schüler sowie Schülerinnen und Schüler mit viel Erfahrung am Tablet/Smartphone und Schülerinnen und Schüler mit weniger Erfahrung am Tab- let/Smartphone sollten miteinander in einer Gruppe sein. Es ist auch möglich, eine Gruppenex- pertin/einen Gruppenexperten zu ernennen.“ (Ludwik, E., et al., 2015/16).
2.1.3 Einführung in die Arbeit mit dem E-Portfolio sowie Klärung von Lernzielen
Die Autoren Hilzensauer und Hornung-Prähäuser (2006) betonen die Bedeutung der Einführung in die E-Portfolio Arbeit. Es ist wichtig, dass die Lernenden über entsprechende Kenntnisse im Hinblick auf die Anwendung verfügen.
Nach der Bearbeitung sollen die Schülerinnen und Schüler Nadel- und Laubbäume unterscheiden können, die Tiere des Waldes kennen und auch über giftige und gesunden Pflanzen im Wald Bescheid wissen. Außerdem sollen sie neue Kompetenzen im Bereich der Präsentations- und Reflexionsfähigkeit gewonnen haben. (vgl. Ludwik, E., et al., 2015/16).
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- Arbeit zitieren
- Theresa Sammereier (Autor:in), 2018, Einsatz der E-Portfolio-Methode im Sachunterricht der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1022958
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