Geschichtlicher Hintergrund:
- Erster Weltkrieg, Ende des Kaiserreichs, Krisenjahre der Weimarer Republik
- Industrialisierung, Landflucht, Verstädterung, Massengesellschaft, Großstadtleben
- Verhaltensunsicherheiten, Erschütterung des alten Weltbildes, Hoffungslosigkeit
- Gefühl der Ausweglosigkeit, Melancholie, Weltuntergangsstimmung
Definition des Wortes „Expressionismus“:
- Wörtlich: Ausdruckskunst
- Inneres Erleben des Künstlers provozierend nach außen tragen
- Gegenteil zum Impressionismus (= oberflächlich)
Kritik an:
- Fragwürdiger gewordener Moral
- Wohlstand, der z.T. nur aus Auzsbeutung entstanden ist
- Technischem Fortschritt, Positivismus, Kulturverfall
- Militarismus, Patriotismus, Krieg und Gewalt
- Spießbürgertum
- Fremdbestimmung, Autorität und Sinnlosigkeit
- Großstadt, Zivilisation, soziales Elend, Individualitätsverlust
- Verachtung und Hass der bürgerlichen Welt (Kapitalinteressen, Nützlichkeitsdenken)
- Materealismus, Egoismus
- Engstirnigkeit, bürgerliche Sicherheit, Selbstzufriedenheit
- Verlogene Fassade der Väter, die Werte waren ihnen abhanden gekommen, ihre Ideale nur noch Floskeln => Vater Sohn Konflikt (endet oft im Vatermord)
- Vater ist Symbol für wilhelminische Zeit, Doppelmoral, Vergangenheit)
Ziele und Forderungen:
- Durch Veränderung des Individuums => Wandel der Gesellschaft (denn die Masse könne nichts bewirken, der einzelne müsse sicher ändern)
- Streben nach Erneuerung und Verwesentlichung des Menschen
- Menschlichkeit, Humanität, Menschen würde
- Ausbruch aus den Konventionen von Kunst und Leben
- Schrei nach Eigentlichkeit
- Beschränkung auf das Wesentliche
- Veränderung durch radikalen Umbruch(z.T. galt der 1. Weltkrieg als Chance der Erneuerung)
- Mit Pazifismus die Welt verbessern
- Idee vom „neuen“ Menschen
- Wirklichkeitszertrümmerung (zur Erneuerung) durch Sprachzertrümmerung)
- Gefühle direkt verkünden
- Gesellschaft wachrütteln und zu Veränderungen aufrufen
- Forderung der „weltweiten“ Bruderschaft
- Überwindung beengender Schranken (z.B. der Formschranken), Befreiung von Zwängen
- Suche nach dem Sinn des Lebens
- Geistige Wiedergeburt (event. auch politisch-soziale Neuordnung)
- Ersehnten das „reinigende Gewitter“ (z.B. 1.Weltkrieg)
- Menschenliebe und Gemeinschaftssinn
- Innere Erneuerung, Aufbruch, Revolution
Sprache und Stil:
- Schrei und Ausrufe, Telegrammstil
- Verkürzung von Sätzen zur Beschränkung der Sprache auf das Wesentliche
- Verbalstil ("Entsubstantivierung der Welt", Schaffung neuer Verben: tieren, blumen, ...)
- Allegorie
- Personifikation (Ideen, Phantasien und leblose Dinge werden als Wesen dargestellt)
- Synästhesie (Erregung eines Sinnesorgans durch einen nichtspezifischen Reiz)
- Symbole und Farbchiffren
- Wortballungen, Worthäufungen
- Gesteigertes Tempo
- Starke Rhytmesierung und Dynamisierung
- Ausdrucksstarke Neologismen (traditioneller Wortschatz zu klein für Expressionisten)
- Hymenhafte Sprache, pathetisch
- Häufige Verwendung von Parataxen (= abgehackt, zerstörerisch)
- Kühne Metaphern
- Allein die Ausdruckskraft ist Kriterium zur Bewertung
Form:
- Ordnung und Geschlossenheit nur im Gegensatz zum Inhalt => Provokation
- Keine Grammatik und Normen
- Satzfetzen
- Reihungen ohne logischen Zusammenhang
- Form war zu eng für Expressionisten, sie wollten sich von allen alten Regeln lösen
Themen:
- Vielfalt an Themen, von Autor zu Autor unterschiedlich
- Visionen von Krieg und Weltuntergang, Apokalypse, Sintflut, Gerichtstag
- Großstadt, das Ich
- Dunkele Bilder von der Zivilisationswüste Stadt, dämonische Untergangsphantasien (besonders bei Georg Heym = „Seher des Krieges“)
- Sensible Außenseiter sehen den Untergang (der bürgerlichen Welt), Bürger nehmen es nicht wahr (fühlen sich sicher)
- Seelenlosigkeit der Masse
- Ästhetik der Hässlichkeit, Weltentwertung (Benn)
- Keine Natur und Landschaftsbeschreibungen
- Düsternis, Dunkelheit, Bedrücktheit
- Krankheit, Darstellung des Schrecklichen und Grausamen, Zerfall und Tod bes. Benn)
- Leid, Schmerz, Liebe, Gott bei Else Lasker Schüler
- Umkehrung der Werte, Wertezertrümmerung
Wirkung:
- Radikal, extaktisch, leidenschaftlich
- Grotesk, unwirklich, übersteigert, verzerrt, abstrakt
Künstler:
- Prophet, der neue, bessere Welt verkündet
- Wegbereiter, Menschenführer
- Bringen ihren Gefühlsüberschwank zum Ausdruck
- Überschätzung der Wirkung der Kunst (konnte die Welt nicht erneuern)
Gattungen:
- Kaum Romane (zu lang, man wollte sich auf das Wesen beschränken)
- Bevorzugt wurde die Lyrik (kurz, prägnant)
- Drama wird zum Bühnenkunstwerk
- Citar trabajo
- Diana Koch (Autor), 2001, Expressionismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102293