Diese Unterrichtsstunde bezieht sich auf das Lösen einer Lesespur im Rahmen einer Detektiv-Handlung. Der Schwerpunkt dieser Stunde liegt auf der Lesestrategie "Schlüsselwörter markieren". Dennoch werden auch die anderen Lesestrategien berücksichtigt.
Die Arbeitsblätter sind dreifach differenziert, so dass alle Schüler auf ihrer jeweiligen Niveaustufe selbstständig arbeiten können. Zusätzlich werden Anmerkungen zu einem Notfall-Arbeitsblatt (unterste Differenzierung) bereit gehalten.
Die Stunde war für die Schüler der 2. Klasse unglaublich motivierend und hat sie zum Arbeiten an und mit Texten motiviert.
Inhaltsverzeichnis
1. Sachanalyse
2. Kompetenzformulierung
3. Stundenparaphrasierung
4. Verlaufsplanung
5. Geplantes Tafelbild
6. Literaturverzeichnis
1. Sachanalyse
Lesekompetenz
„Ohne Lesen keine Mathematik, ohne Lesen kein Lernen, ohne Lesen keine Bildung" (Pitzer 2011: 5). Hier betont Pitzer die Bedeutung des Lesens als wichtige Kulturtechnik und als die Schlüsselkompetenz für jede Art von Bildung in unserer Gesellschaft.
Insbesondere durch die PISA-Studie wurde eine fachliche Diskussion um den Begriff Lesekompetenz herbeigeführt. Während PISA sowie IGLU jeweils einen unterschiedlichen und sehr spezifischen Begriff von Lesekompetenz haben, wird in diesen nur ein Ausschnitt dessen markiert, was heute in der Lesedidaktik unter dem Begriff verstanden wird (vgl. Bartnitzky 2006: 14). Charakteristisch für das Lesekonzept in beiden Studien sind die pragmatische Orientierung an den Gebrauch der Basiskompetenz Lesen mit dem Ziel der Informationsverarbeitung und das konstruktivistische Verständnis des Lesens als individuelle Sinnkonstruktion mit der besonderen Bedeutung der Aktivierung von individuellen Wissen und von Lesestrategien (vgl. ebd. 17). Viele aus didaktischer Sicht bedeutsame Faktoren von Lesekompetenz werden darin nicht erfasst. Hurrelmann kennzeichnet den aktuellen lesedidaktischen Stand mit einem entsprechend ausführlicheren Konzept von Lesen als kultureller Praxis (vgl. Hurrelmann 2002: 7). Sie ergänzt das Konzept der kognitiven Dimension um eine motivationale, emotionale und interaktive Dimension. Aufgrund dessen sind sowohl Emotion als auch Motivation eng mit dem Lesekompetenzbegriff gekoppelt. Möchte man Kinder zum Lesen animieren und die Motivation steigern, muss schulisches Lesen als aufregend erfahrbar gemacht werden. Hier ist es besonders hilfreich, wenn die Schülerinnen und Schüler1 beim Lesen Beteiligung finden und zu einem produktiven Tun gebracht werden. Darauf folgt der Bedarf an Leseübungen, welche Lösung von Aufgaben beinhalten sowie Entdeckungen und Erfolgserlebnisse ermöglichen (vgl. Wedel-Wolff 2005: 38ff.). Dies machen insbesondere Lesespurgeschichten möglich.
Lesespurgeschichten
Eine Lesespurgeschichte setzt sich aus einzelnen Textabschnitten zusammen. Diese werden sukzessive gelesen, indem die SuS sich Informationen erlesen, die sie zu einem Ziel auf einer dazugehörigen Landkarte führen. Demnach sind Lesespuren eine Art Schnitzeljagd auf Papier (vgl. Angermayer et al. 2015: 4). Nachdem der Leser2 den Hinweis auf dem Bild gefunden hat, wird die passende Ziffer notiert und bei diesem Textabschnitt weitergelesen (vgl. ebd.). Neben dem korrekten Leseweg gibt es auch einige Lesesackgassen. Diese Irrwege verweisen jedoch immer auf die zuletzt erlesene korrekte Spur, sodass eine Selbstkontrolle entsteht. Diese eingebaute Selbstkontrolle sichert somit immer auch einen Lesefortschritt. Neben der Bearbeitung in Einzelarbeit, ist ebenso eine Bearbeitung zu zweit oder in der Gruppe möglich, sodass neben der Leseförderung auch die kommunikativen Kompetenzen geschult und gefördert werden (vgl. Rook 2016: 4). Lesespurgeschichten ermöglichen insbesondere die Förderung sinnesfassenden Lesens, der Sorgfalt, Konzentration, des logischen Schlussfolgern sowie der Eigenständigkeit (vgl. ebd.).
Lesetechniken und -strategien
Zum sinnerfassenden Lesen ist es notwendig, „Werkzeuge" zur Verfügung zu haben, mit denen gezielt in den eigenen Leseprozess eingegriffen werden kann. „Lesetechniken sind die konkreten Werkzeuge für den Umgang mit Texten" (ISB 2016: 1). Im Rahmen des Deutschunterrichts werden diese gezielt vermittelt, da ihr Erwerb sowie ihr Einsatz maßgeblich an der Lesekompetenzförderung beteiligt ist. Je nachdem, welche Ziele der Leser beim Lesen verfolgt, werden laut Rosebrock & Nix (vgl. 2015: 80ff.) vor, während oder nach der Lektüre unterschiedliche Lesetechniken genutzt.
Vor dem Lesen soll demnach durch Betrachtung der Überschrift und der Bilder das Vorwissen aktiviert und eine Leseerwartung aufgebaut werden. Während des Lesens helfen ordnende Lesetechniken durch Markieren wichtiger Wörter den Text zu strukturieren und Kernaussagen herauszuarbeiten. Sogenannte Schlüsselwörter unterstützen somit das globale Textverstehen und ermöglichen die Wiedergabe des Inhaltes. Elaborierende Lesetechniken haben das Ziel, über die unmittelbare Textebene bewusst hinauszugehen, um den Textinhalt gezielt mit Vorwissen, Meinungen usw. in Beziehung zu setzen. Werden Lesetechniken in einer bestimmten Situation zur Erreichung eines bestimmten Leseziels eingesetzt, werden sie dadurch gleichsam zu Lesestrategien (vgl. ISB 2016: 1).
2. Kompetenzformulierung
2.1 Stundenkompetenz
Die SuS reproduzieren Lesestrategien und wenden diese an, indem sie eine detektivische Lesespur lösen, dabei Schlüsselwörter identifizieren sowie markieren und bei Bedarf unbekannte Wörter im Wörterbuch nachschlagen.
2.2 Teilkompetenzen der Stunde
TK 1: Die SuS äußern sich sach- und themenbezogen, indem sie auf die DetektivInszenierung des LAA reagieren und Überlegungen darüber anstellen.
TK 2: Die SuS überprüfen ihre Vermutungen, indem sie die Erklärung im Wörterbuch nachschlagen.
TK 3: Die SuS reaktivieren ihr Wissen zu den Lesestrategien, indem sie diese erläutern und an einem Textbeispiel exemplarisch Schlüsselwörter identifizieren.
TK 4: Die SuS reproduzieren den Ablauf der Lesespur, indem sie die visualisierten Schritte als Arbeitsauftrag wiederholen.
TK 5: Die SuS erweitern ihre Fähigkeiten in Bezug auf das genaue und sinnerfassende Lesen, indem sie die Lesespur selbstständig bearbeiten und dabei Verbindungen zwischen Geschriebenem und Bildmaterial herstellen.
TK 6: Die SuS lösen die Lesespur, indem sie Schlüsselwörter unterstreichen und so zu den Folgetexten gelangen.
TK 7: Die SuS reflektieren ihr Ergebnis der Lesespur, indem sie den Weg in der passenden Reihenfolge unter Verwendung von Formulierungshilfen erläutern, dabei auf notwendige Schlüsselwörter eingehen und in Gemeinschaftsarbeit den Täter überführen.
3. Stundenparaphrasierung
Die Lehrprobenstunde beginnt mit der Begrüßung der Gäste. Im Einstieg inszeniere ich mich als Detektiv. Diese Inszenierung soll Neugierde wecken und die SuS zu spontanen sowie individuellen Äußerungen motivieren. Mit Hilfe der Meldekette können die SuS vermuten, was ein Detektiv ist, wie er arbeitet und welche Werkzeuge er benutzt. Mittels dieser Methode reduziere ich den eigenen Redeanteil und ermögliche eine erhöhte Schüleraktivierung. Anschließend sollen die SuS in einem Wörterbuch den Begriff Detektiv nachschlagen, um ihre Vermutungen zu verifizieren. Somit wird automatisch die Strategie des Nachschlagens wiederholt. Mit der Definition im Wörterbuch und dem sich darauf beziehenden verbalen Impuls leite ich zur Erarbeitung und dem Stundenziel über: „Im Wörterbuch steht Ermittlungen - und genau das wollen wir heute machen, denn der Schlüssel für die Truhe ist verschwunden. Die Lesedetektive müssen ermitteln. Überlegt, wie ein guter Lesedetektiv arbeitet.“ Die SuS reproduzieren anschließend bereits bekannte sowie im Klassensaal visualisierte Lesestrategien. Aufgrund des gewählten Schwerpunktes wird die Strategie Schlüsselwörter finden und unterstreichen exemplarisch anhand des Täterhinweises besprochen. Hiermit wird das Vorwissen aktiviert, um die anschließende Bearbeitung der Lesespur zu entlasten. Die Lesespurkarte wird an der Tafel offenbart, mit der sich die SuS auseinandersetzen, im Plenum beschreiben und Vermutungen über den Verbleib des Schlüssels äußern. So erhalten sie einen detaillierten Überblick und es entsteht eine kommunikationsfördernde Situation. Als Arbeitsauftrag verpackt wird der organisatorische Ablauf der Lesespur visualisiert und von den SuS wiederholt.
Die daran anschließende Arbeitsphase starte ich mit dem verbalen Impuls „Jetzt seid ihr Lesedetektive an der Reihe. Ich bin gespannt, ob ihr in diesem Fall so gut ermitteln könnt, dass ihr den Täter entlarvt und den Schlüssel wiederfindet.“ Diese Phase erfolgt in Einzelarbeit, da die SuS so in ihrem individuellen Tempo lesen können. Zum Finden der jeweils nächsten Nummer werden Schlüsselwörter unterstrichen und in eine Tabelle übertragen. Zusätzlich liegen Wörterbücher auf den Tischen bereit, um gegebenenfalls unbekannte Wörter nachzuschlagen. Hierdurch werden erarbeitete Lesestrategien eingebunden. Die SuS arbeiten selbstständig und werden von mir bei Bedarf unterstützt. Die Lesetexte wurden in dreifacher Differenzierung angefertigt. Sie unterscheiden sich dabei in der Wortanzahl sowie Komplexität des Wortmaterials und werden auf der schwächsten Stufe durch entsprechende Bilder ergänzend unterstützt. Für die Schülerin I. ist zusätzlich ein Reservearbeitsblatt vorbereitet, welches bei Bedarf zum Einsatz kommt. Hierbei sind die Schlüsselwörter bereits typographisch hervorgehoben. Diese Differenzierung ermöglicht dem Mädchen selbstständig zu einer Lösung zu kommen und vermeidet Frustration. Insgesamt soll die Arbeit mit Lesetexten auf unterschiedlichen Niveaustufen allen SuS ermöglichen, selbstständig und zielgerichtet zu arbeiten. Damit alle SuS ungeachtet ihrer Niveaustufe einen bedeutsamen Beitrag zur Lösung des Falls leisten, werden die zur Auflösung notwendigen roten Buchstaben auf die differenzierten Lesespuren verteilt. Das Finden des Schlüssels kann in der Sicherungsphase demnach nur durch die Zusammenarbeit der Klassengemeinschaft, folglich aller Niveaustufen, gelingen. Dies soll einerseits den Gruppenzusammenhalt fördern und andererseits die Spannung bis zum Ende aufrechterhalten.
Das Bild der Lesespurkarte ist in dieser Stunde am Platz der Kinder zugänglich. Aufgrund der Corona-Pandemie ist es nicht möglich, die Bilder im Klassenraum verteilt auszuhängen, sodass sich die Kinder nach dem Lesen der einzelnen Textabschnitte zu diesen bewegen müssten. Dies würde dem hohen Bewegungsdrang der SuS gerecht werden und der Aufrechterhaltung der Konzentration über einen längeren Zeitraum dienen. Zum konzentrierten Arbeiten bedarf es einer leisen Arbeitsatmosphäre, auf deren Einhaltung ich achte und die ich bei Bedarf auch einfordere. Besonders schnelle Kinder haben nach der erfolgreichen Bearbeitung der Lesespur die Möglichkeit, eine Zusatzaufgabe mit Fragen zum Text zu bearbeiten.
Die Sicherungs-/Reflexionsphase soll es der gesamten Klasse ermöglichen, ihre Ergebnisse zu überprüfen oder zu komplettieren. Diesbezüglich werden zuerst die Zahlen in die Tabelle eingetragen. Die von mir zur Verfügung gestellte Formulierungshilfe „Ich bin von Nummer ... zu Nummer ... gegangen" dient einerseits als Stütze, andererseits animiert sie zur Hochsprache, welche in der Klasse nur mäßig gesprochen wird. Außerdem werden hier an ausgewählten Textabschnitten exemplarisch Schlüsselwörter herausgearbeitet. Auch hier bietet die Formulierungshilfe „Geholfen hat mir bei dieser Nummer das Schlüsselwort ..." Unterstützung. Gegebenenfalls werden die Schlüsselwörter hinsichtlich weiterer Reduzierungen diskutiert. Zuletzt werden die roten Buchstaben eingetragen, sodass das Lösungswort entsteht. Nach erfolgreichem Ermitteln des Täters wird der Bogen zum Anfang geschlagen und die SuS erhalten durch eine Audionachricht die Position des verschwundenen Schlüssels, um die Truhe zu öffnen.
4. Verlaufsplanung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 Im Folgenden wird SuS als Abkürzung für Schülerinnen und Schüler verwendet.
2 Im Folgenden wird nur die männliche Bezeichnung Leser verwendet, welche die weibliche Form Leserin miteinbezieht.
- Citation du texte
- Tobias Grimm (Auteur), 2021, Dem Täter auf der Spur. Lesedetektive lösen eine Lesespur mithilfe von Lesestrategien (Schwerpunkt Schlüsselwörter), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1021950
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