In dieser Arbeit wird veranschaulicht, inwiefern sich eine Differenz der Geschlechter auf Literaturproduktion auswirken kann, und welche Voraussetzungen für den von Woolf postulierten Gemütszustand der 'Weißglut' unabdingbar sind. Geistige Freiheit ist von materieller Freiheit abhängig. Dies gilt als zentrale Aussage Virginia Woolfs Essay "Ein eigenes Zimmer".
In einem ersten Schritt wird darauf eingegangen, inwieweit ein angenommener Unterschied der Geschlechter auf sozial- und kulturgeschichtlichen Strukturen und gesellschaftlichen Bedingungen weiblicher Existenz basiert. Um sich den Begriff des 'weiblichen Schreibens' annähern zu können, muss auch darauf eingegangen werden, inwiefern Geschlecht als Analysekategorie gelten kann und welche Schwierigkeiten dabei aufkommen können.
Grundsätzlich wird die Differenz von männlichen und weiblichen Schreiben auf unterschiedliche Werte der Geschlechter zurückgeführt. Denn eine Andersartigkeit von Werten, sowie auch verschiedene Erfahrungswelten implizieren dementsprechend 'weibliche' Darstellungsweisen. Um die darauf basierende Annahme einer 'weiblichen Ästhetik' zu verdeutlichen, wird die Durchbrechung etablierter Erzählstrukturen im Sinne ästhetischer Innovationen dargestellt.
Zur Veranschaulichung dient hier Woolfs Roman "Mrs. Dalloway". Anstelle von äußeren Erscheinungswelten und verzerrten Frauenbildern rücken persönliche Ich- und Wirklichkeitserfahrungen. Denn, man sollte Frauen so schildern wie sie sind, mit all ihren Gedanken, Träumen und Empfindungen und somit das Denken und Fühlen darstellen.
Anschließend wird der in der feministischen Literaturwissenschaft grundsätzlich umstrittene Diskurs über Gleichheit und Differenz der Geschlechter zuerst systematisch dargestellt, und danach in Bezug zur Androgynitätsthese gebracht. Die verschiedenen und teilweise gegensätzlichen Interpretationsmöglichkeiten Woolfs Begriff des 'androgynen Geistes', sollen im Kontext ihres Werkes "Orlando" analysiert und kritisch betrachtet werden. In einem letzten Schritt wird die Idee anhand der These des Gemütszustands der 'Weißglut' erläutert und damit verbunden, um die von Woolf befürworteten resultierenden Auswirkungen auf die Literatur und Literaturproduktion zu erläutern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sozial- und kulturgeschichtliche Strukturen
- Weibliche Autorschaft
- Frauen in der Literatur & Frauen in der Wirklichkeit
- Gemütszustand der „Weißglut“
- Zorn und Brüche im Erzählfluss
- „weibliches Schreiben“
- Geschlecht als Analysekategorie und die Annahme einer „weiblichen Ästhetik“
- Romane als Medium der Selbstidentifikation
- Ästhetische Innovation
- Mrs. Dalloway – Durchbrechung etablierter Erzählstrukturen
- „Fusion or balance“
- Gleichheit oder Differenz - eine systematische Einordnung
- Der androgyne Geist - Orlando
- „Eine Hochzeit der Gegensätze“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay „Ein Zimmer für sich allein“ von Virginia Woolf untersucht die Auswirkungen der sozialen und kulturellen Strukturen auf die Lebensumstände von Frauen und ihre literarische Produktion. Woolf argumentiert, dass geistige Freiheit von materieller Freiheit abhängt und fordert ein eigenes Zimmer und finanzielle Unabhängigkeit als Grundvoraussetzung für kreatives Schreiben. Sie analysiert die Geschlechterdifferenz in der Literatur anhand von Beispielen weiblicher Autorschaft, untersucht die Gültigkeit von Geschlecht als Analysekategorie und die Annahme einer „weiblichen Ästhetik“, und beleuchtet ästhetische Innovationen in der Literatur.
- Die Bedeutung von materieller und geistiger Freiheit für weibliche Autorschaft
- Die Analyse der Geschlechterdifferenz in der Literatur
- Die Rolle von Frauen in der Literatur und die Auswirkungen gesellschaftlicher Strukturen auf ihre Lebensumstände
- Die Auseinandersetzung mit der „weiblichen Ästhetik“
- Die Bedeutung ästhetischer Innovationen in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Geschlechterdifferenz in der Literatur ein und stellt Virginia Woolfs Argument für die Bedeutung von materieller Freiheit für geistige Freiheit vor. Das zweite Kapitel beleuchtet die sozialen und kulturellen Strukturen, die die Lebensbedingungen von Frauen im frühen 20. Jahrhundert prägten. Das dritte Kapitel widmet sich der weiblichen Autorschaft und untersucht die Auswirkungen gesellschaftlicher Strukturen auf die Literaturproduktion von Frauen. Das Kapitel „weibliches Schreiben“ analysiert die Gültigkeit von Geschlecht als Analysekategorie und die Annahme einer „weiblichen Ästhetik“. Das Kapitel „Ästhetische Innovation“ beleuchtet die Durchbrechung etablierter Erzähltechniken und die Bedeutung von ästhetischen Neuerungen in der Literatur. Der Abschnitt „Fusion or balance“ beschäftigt sich mit der Frage von Gleichheit oder Differenz in der Literatur und stellt den androgynen Geist als ein Ideal für literarisches Schaffen vor. Das letzte Kapitel, das hier nicht dargestellt wird, beinhaltet das Fazit des Essays.
Schlüsselwörter
Der Essay „Ein Zimmer für sich allein“ beschäftigt sich mit zentralen Themen wie der Geschlechterdifferenz in der Literatur, der Bedeutung von materieller und geistiger Freiheit für weibliche Autorschaft, der Analyse von Lebensbedingungen und der gesellschaftlichen Strukturen, der Auseinandersetzung mit „weiblicher Ästhetik“ und der Bedeutung von ästhetischer Innovation in der Literatur. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: weibliche Autorschaft, „weibliches Schreiben“, „Weißglut“, Geschlechterdifferenz, Androgynität, ästhetische Innovation, materielle und geistige Freiheit.
- Citation du texte
- Sarah Pamminger (Auteur), 2020, Geschlechterdifferenz in der Literatur. Virginia Woolf's Essay "Ein Zimmer für sich allein", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1021109